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RST-L WS 04/05 Dany Drygalla Andreas Haase

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<strong>RST</strong>-L <strong>WS</strong> <strong>04</strong>/<strong>05</strong><br />

Praktischer Versuch zur<br />

Installation eines alternativen (besseren)<br />

Betriebssystems auf der D-BOX II (Nokia)<br />

Nach dem Artikel „Tux-TV“ in der Zeitschrift c't, Ausgabe 26, Jahrgang 2002<br />

<strong>Dany</strong> <strong>Drygalla</strong><br />

<strong>Andreas</strong> <strong>Haase</strong>


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Vorwort.................................................................................................................................... 3<br />

2 Anschlüsse der D-BOX............................................................................................................4<br />

3 Nachteile des BetaNova–OS von BetaResearch gegenüber Linux.......................................... 4<br />

4 Vorteile von Linux auf der DBOX...........................................................................................5<br />

5 Hardware der Nokia DBOX.....................................................................................................5<br />

6 Vorbereitung der Installation................................................................................................... 5<br />

7 Linux-Installation auf der D-BOX......................................................................................... 12<br />

8 Funktionstest.......................................................................................................................... 15<br />

9 Fazit........................................................................................................................................18<br />

10 Links.....................................................................................................................................19<br />

Anhang: c't Artikel.................................................................................................................... 19<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Anschlüsse der D-BOX 4<br />

Abbildung 2: Flash_Reset Pin bei der Nokia-DBOX mit 2xIntel Flash. Quelle: http://www.dietmarh.net/img/nokia_2xi_pin12.jpg<br />

6<br />

Abbildung 3: Voreinstellungen für Debug Modus 7<br />

Abbildung 4: Bootloader im Debug Modus. Quelle:http://wiki.tuxbox.org 9<br />

Abbildung 5: Unter „Utililities“ befindet sich die Funktion zum Auslesen des Flash-ROMs der DBOX 9<br />

Abbildung 6: Auslesevorgang an serieller Konsole 10<br />

Abbildung 7: Microcodes aus Originalsoftware extrahieren 11<br />

Abbildung 8: Auslesen der Microcodes erfolgreich 11<br />

Abbildung 9: Herunterladen des Yadi-Images 12<br />

Abbildung 10: der Bootmanager hat den Schreibvorgang beendet 14<br />

Abbildung 11: Erster Start der DBOX mit Linux 14<br />

Abbildung 12: Mit dem Laden der Microcodes auf die D-BOX ist die Installation von Linux abgeschlossen 14<br />

Abbildung 13: Ucodes wurden erfolgreich eingebunden 15<br />

Abbildung 14: NFS-Freigabe für die D-BOX einrichten, Anschließend „Start“ betätigen 15<br />

Abbildung 15: Starten des Audioplayers 16<br />

Abbildung 16: Der Audioplayer von Neutrino 16<br />

Abbildung 17: NFS-Einstellungen 16<br />

Abbildung 18: Einrichten der NFS Freigabe auf der D-BOX 17<br />

Abbildung 19: rekursives Durchsuchen von Verzeichnissen 17<br />

Abbildung 20: Der Audioplayer in Aktion 18


1 Vorwort<br />

„Premiere-Zuschauer kennen das Theater: Die Original-Software der dbox2 macht den digitalen<br />

Fernsehgenuss zur Geduldsprobe. Die Bedienoberfläche ist recht behäbig und nicht besonders<br />

übersichtlich; das Zappen zwischen den Kanälen dauert bis zu fünf Sekunden und wer sich aus<br />

hunderten von Satelliten-Kanälen seine Favoriten zusammenstellen möchte, verzweifelt an der<br />

hakeligen Bouquet-Verwaltung.<br />

Es gibt jedoch eine Alternative zum langweiligen Betanova-Betriebssystem: Findige Linux-<br />

Entwickler haben eine eigene Firmware entwickelt, die dem Digital-Receiver völlig neue<br />

Anwendungsgebiete erschließt. Neben komfortablen und schnellen Bedienoberflächen für den<br />

Fernseh-Modus laufen nun auch einfache Spiele und Netzwerkanwendungen auf der Box. Obwohl<br />

in der dbox2 keineswegs ein Intel-Prozessor arbeitet, sondern ein PowerPC - mit der neuen<br />

Software gibt sie sich kommunikativ wie ein normaler Linux-Rechner und lässt sich per Telnet-<br />

Kommandozeile und Browser-Oberfläche steuern.<br />

Via FTP überträgt man komfortabel Senderlisten und Software-Updates in die Box. Ein PC im<br />

lokalen Netzwerk kann den MPEG-Stream des Fernsehprogramms auf Festplatte bannen. Auch das<br />

Radioprogramm digitaler Stationen findet so als Audio-Stream für Winamp & Co. den Weg ins<br />

Heimnetz.<br />

Eine so aufgebohrte dbox2 stellt andere Satelliten-Receiver leicht in den Schatten - vorausgesetzt<br />

man verfügt über etwas Linux-Know-how und traut sich zu, die meist nötigen Hardware-Eingriffe<br />

vorzunehmen. Die Software ist zwar mittlerweile recht ausgereift und leicht zu bedienen - hin und<br />

wieder bleiben Abstürze jedoch nicht aus. „ 1<br />

Es wird empfohlen, zunächst den c't Artikel (im Anhang dieses Dokumentes zu finden) zu lesen.<br />

Dieser bietet eine gute Einführung in die Thematik, um die hier vorgestellten Arbeitsschritte und<br />

Begriffe zu besser zu verstehen.<br />

1 Tux-TV, Linux auf Premieres D-BOXII, C'T 26/2002, S. 224


2 Anschlüsse der D-BOX<br />

1x Netzanschluß<br />

1x Stereo RCA (Cinch) Ausgang (Anschluß an Stereoanlage)<br />

2x Scart (1x Fernseher, 1x Videorecorder)<br />

1x optischer Audio-Digitalausgang (IEC-958)<br />

1x serieller Anschluß (RS-232)<br />

1x Analog Modem (RJ-11)<br />

1x SAT-Antenneneingang<br />

1x Antennenausgang für Analog-Receiver<br />

1x Ausgang für VCR-Steuerung (Infrarot)<br />

Abbildung 1: Anschlüsse der D-BOX<br />

3 Nachteile des BetaNova–OS von BetaResearch gegenüber Linux<br />

– Die D-Box benötigt nach dem Einschalten ca 3 Minuten zum Hochfahren (Linux: ca. 30<br />

Sekunden)<br />

– Träge reagierende Benutzeroberfläche. Da die Benutzeroberfläche größtenteils in Java<br />

programmiert wurde, sind sich viele Entwickler darüber einig, dass dies die Hauptursache für die<br />

Trägheit des Systems ist.<br />

– Komplizierte und unübersichtliche Menüführung<br />

– Das Betanova-Betriebssystem verzichtet konsequent auf die Benutzung der vorhandenen<br />

Ethernet-Schnittstelle, mit deren Hilfe sich das ohnehin im Receiver vorhandene MPEG2-Signal<br />

ohne Qualitätsverlust auf einen angeschlossenen PC oder einen digitalen Videorecorder<br />

übertragen ließe. Dem Anwender bleibt hier nur die Möglichkeit, das analoge Fernsehsignal am<br />

SCART-Anschluß zur Aufzeichnung zu verwenden.


4 Vorteile von Linux auf der DBOX<br />

– Ca. 30 Sekunden nach dem Einschalten ist die D-BOX betriebsbereit<br />

– Komfortablere Benutzeroberfläche als mit dem Betanova-OS<br />

– Linux verwendet die am Gerät vorhandene Ethernet-Schnittstelle. Die D-BOX ist mit dem<br />

Linux-Betriebssystem nun in der Lage, das MPEG2 – kodierte Fernsehsignal direkt in eine Datei<br />

auf einem im lokalen Netzwerk angeschlossenen PC (mit einem freigegebenem Verzeichnis) zu<br />

schreiben, um so Fernsehsendungen digital aufzunehmen. Anders herum kann die D-BOX jetzt<br />

auch als so genannter „Streaming Client“ fungieren, was bedeutet, dass sich Musik (z. B. OGG<br />

Vorbis, MP3)- und Videodateien (MPEG-Format), die sich auf der Festplatte eines Rechners im<br />

Arbeitszimmer befinden, auf der D-BOX im Wohnzimmer wiedergeben lassen.<br />

– Fernsteuerung über eigenen HTTP-Server<br />

– Einfache Netzwerkanwendungen (RSH, Telnet, FTP...)<br />

5 Hardware der Nokia DBOX<br />

CPU Motorola MPC 832 (32 Bit PPC-Kern, 66MHz, Ethernet)<br />

32MB SD-RAM<br />

8MB Flash ROM, aufgeteilt auf zwei 4MB Intel TE28F320C3B Bausteine<br />

Samsung CAM (Conditional Access Module)-Chip<br />

C-Cube GTX MPEG-2 Transport Stream Demultiplexer Chip<br />

C-Cube AVIA500 Audio/Video Decoder Chip<br />

SAA7126 Digital Video Encoder<br />

NEC 78k Microcontroller als Frontendprozessor<br />

6 Vorbereitung der Installation<br />

Damit Linux installiert werden kann, ist es nötig, den Bootloader der D-BOX, der das eigentliche<br />

Betriebssystem auf der D-BOX startet, in den sogenannten Debug Modus zu bringen. Im Prinzip<br />

reicht es aus, eine Variable im Bootloader zu ändern. Der Zugriff darauf ist jedoch das Problem.<br />

Erst im Debug Modus führt der Bootloader Software (sprich:Linux) aus, die nicht durch<br />

BetaResearch digital signiert wurde. Es gibt mehrere Methoden, den Bootloader der D-BOX in den<br />

Debug Modus zu bringen. Welche das im einzelnen sind, hängt immer von der Software-Version<br />

des Bootloaders, Anzahl (ein oder zwei) und Hersteller (Intel oder AMD) der verwendeten Flash-<br />

EEPROM's, die in der Box verbaut wurden, sowie vom Hersteller der D-BOX ab (außer Nokia noch<br />

Sagem und Philips). Die uns zur Verfügung stehende D-BOX ist ein „Spezialfall“, bei der nur eine<br />

einzige Methode funktioniert (http://www.dietmar-h.net/mhc_debugn2xi.html)<br />

. Siehe hierzu den<br />

letzten Absatz im Abschnitt „Trojanischer Kernel“ im c't-Artikel. Dazu ist ein Hardware Eingriff in<br />

das Gerät erforderlich, mit dem man zum richtigen Zeitpunkt den Bootvorgang unterbricht und den<br />

Bootloader mit seinen eigenen Befehlen bearbeitet. Im Rahmen dieses Versuches führte die<br />

genannte Methode sofort zum Erfolg. Die Methode wird im folgenden vorgestellt und setzt folgende<br />

Dinge voraus:


– Die D-BOX wird geöffnet und der FLASH_RESET-Pin lokalisiert (auf dem Bild unten das<br />

Lötauge mit der Bezeichnung pin12)<br />

– Per Nullmodemleitung werden die RS-232 Schnittstellen von PC und D-BOX verbunden.<br />

– Die Netzwerkschnittstellen von PC und D-BOX werden über eine kreuzverdrahtete<br />

Anschlussleitung (sog. Crossover Cable) verbunden.<br />

– Die Netzwerkkarte im PC wird dabei fest auf 10Mbit/s, halb duplex eingestellt, s. a. c't-Artikel,<br />

Abschnitt „Türsteher“.<br />

– Die Software „Dbox II Bootmanager“ (http://dbox.feldtech.com/) auf dem PC.<br />

– Eine Datei namens ppcboot (http://www.dietmar-h.net/tools/ppcboot) wird benötigt. Diese Datei<br />

enthält eine Laderoutine für den Linux-Kernel und wird vom Bootloader aufgerufen, da der<br />

Bootloader nicht selbst den Linux-Kernel startet.<br />

Abbildung 2: Flash_Reset Pin bei der Nokia-DBOX mit 2xIntel Flash. Quelle:<br />

http://www.dietmar-h.net/img/nokia_2xi_pin12.jpg


Danach wurde der Bootmanager geöffnet. Im Feld „Dbox II IP“ kann eine beliebige IP-Adresse<br />

eingegeben werden, solange sie im gleichen Subnetz der Netzwerkkarte des PCs liegt.<br />

Die anderen Einstellungen wurden so vorgenommen, wie sie in der beschriebenen Methode<br />

gefordert sind. Der eingetragene Pfad unter „Bootfile für Dbox“ zeigt auf die oben genannte<br />

ppcboot. Nun wurde der Boot-Manager gestartet.<br />

Abbildung 3: Voreinstellungen für Debug Modus<br />

Danach wird die D-BOX in die Stromversorgung eingesteckt. Der Bootloader sendet einen BOOTP-<br />

Broadcast in das Netzwerk. Damit bekommt die D-BOX die im Boot-Manager eingestellte IP-<br />

Adresse zugewiesen und fordert per TFTP die ppcboot an:<br />

BootP> Created dynamic ARP entry for DBoxIP 192.168.0.99 with MAC 00:50:9C:17:32:07<br />

BootP> Answer sent!<br />

TFTP> Started TFTP-Transfer for "D:\Software\DBOX\ppcboot"...<br />

TFTP> Transfer finished, sent 414 blocks<br />

Der Bootloader erkennt jedoch, dass es sich um eine nicht signierte Startdatei handelt und löst einen<br />

Reset der D-BOX aus. In der LCD-Anzeige wird „Reset“ angezeigt und kurz darauf startet die D-<br />

BOX neu. Da sich dies jetzt immer wiederholen würde, muss an dieser Stelle nun der Bootvorgang<br />

unterbrochen werden. Sobald wieder Reset angezeigt wird, muss die „Pfeil-oben“ - Taste an der D-<br />

BOX betätigt werden, bis eine Zahlenkolonne in der LCD-Anzeige erscheint. Dies veranlasst den<br />

Bootloader, einen Test des Flash-Speichers durchzuführen. Dies ist jetzt der Zeitpunkt für den<br />

Hardwareeingriff: Der FLASH_RESET-Pin muss nun mit einem Draht einige Sekunden auf Low-


Potential gelegt werden, z.B am Tunergehäuse (Die Bezeichnung FLASH_RESET ist unserer<br />

Meinung nach etwas unglücklich gewählt, weil dadurch der Eindruck entsteht, der Flash-Speicher<br />

würde gelöscht. Tatsächlich wird aber durch das low-Signal lediglich der Flash-Speicher<br />

deaktiviert. Deshalb wäre die Bezeichnung CHIP_ENABLE sicherlich sinvoller). Dadurch fällt der<br />

Test des Flash-Speichers für den Bootloader negativ aus, was ihn in einen Fehlerzustand bringt.<br />

Durch den Fehlerzustand öffnet der Bootloader eine Konsole auf dem RS-232 Anschluß, der über<br />

die Nullmodemleitung mit dem PC verbunden ist und wartet auf Benutzereingaben. Zu betätigende<br />

Sondertasten sind durch eckige Klammern gekennzeichnet.<br />

Durch den chorus-Befehl wird die geladene ppcboot gestartet, die vorher mangels Signatur nicht<br />

ausgeführt wurde:<br />

chorus 800000[ENTER]<br />

Branching to 0x40000<br />

ppcboot 0.6.4 (Nov 1 2002 - 18:37:07)<br />

Initializing...<br />

CPU: PPC823ZTnnA at 67 MHz: 2 kB I-Cache 1 kB D-Cache<br />

*** Warning: CPU Core has Silicon Bugs -- Check the Errata ***<br />

Board: ### No HW ID - assuming TQM8xxL<br />

DRAM: (faked) 32 MB<br />

Ethernet: 00-50-9c-17-32-07<br />

FLASH: 8 MB<br />

LCD driver (KS0713) initialized<br />

Input: serial<br />

Output: serial<br />

Ersten Flash-ROM Sektor ins RAM kopieren, 10000000 ist die Startadresse des Flash-ROMs auf<br />

der DBOX.<br />

dbox2-ppcboot> cp 10000000 01000000 1000[ENTER]<br />

Speicheradresse 944h editieren, an dieser Adresse befindet sich eine Kopie der Debug-Variable bei<br />

der Nokia-DBOX mit Bootloader(Bmon)-Version 1.0<br />

dbox2-ppcboot> nm 01000944[ENTER]<br />

01000944: ffffffff ? 00000000[ENTER]<br />

Änderungsmodus verlassen<br />

01000944: 00000000 ? [ESC][ENTER]<br />

Software-Schreibschutz des ersten Flash-ROM-Sektors aufheben.<br />

dbox2-ppcboot> prot off 1:0[ENTER]<br />

Un-Protect Flash Sectors 0-0 in Bank # 1.<br />

Nun den geänderten Sektor zurückschreiben. Normalerweise sollte die D-BOX einen zusätzlichen<br />

Hardware-Schreibschutz für die ersten 128kb des Flash-Speichers besitzen, welcher bewirkt, dass<br />

das nachfolgende Kommando fehlschlägt. Durch einen Designfehler auf der Hauptplatine ist dieser<br />

jedoch wirkungslos. Das ist bei nahezu allen D-BOXen vom Hersteller Nokia der Fall.<br />

dbox2-ppcboot> cp 01000000 10000000 1000[ENTER]<br />

Copy to Flash... done<br />

D-BOX Reset durchführen<br />

dbox2-ppcboot> go 10000100[ENTER]<br />

## Starting application at 0x10000100 ...<br />

Nach dieser Prozedur ist der Debug-Modus aktiv. Die D-BOX zeigt nach dem Reset die typischen<br />

Debug-Meldungen des Bootloaders an.


Abbildung 4: Bootloader im Debug<br />

Modus. Quelle:http://wiki.tuxbox.org<br />

Als nächstes muß wieder mit Hilfe des „Dbox II Bootmanager“ zunächst das Betanova-OS aus dem<br />

Flash-ROM Der D-BOX ausgelesen werden. Gleichzeitig hat man so eine Sicherungskopie des<br />

Betanova-OS als Speicherabbild auf der Festplatte. Der Bootmanager bringt dafür eine angepasste<br />

ppcboot mit (ppcboot_readflash). Das Speicherabbild enthält spezielle Firmwaredateien<br />

(microcodes oder auch ucodes genannt), die für die Funktion einzelner Hardwarekomponenten<br />

(CAM, MPEG-2 Transport Stream Demultiplexer, Audio/Video Decoder) zwingend erforderlich<br />

sind. Diese Dateien müssen nach dem Auslesen aus dem Original-Speicherabbild extrahiert werden<br />

und werden nach der Linux-Installation per File Transfer Protocol (FTP) auf die D-BOX geladen.<br />

Beides erledigt der „Dbox II Bootmanager“ auf Knopfdruck. Mit der Funktion „Image Flashen“<br />

lässt sich das Flash-ROM auf der D-BOX mit einem beliebigen Speicherabbild beschreiben.<br />

Abbildung 5: Unter „Utililities“ befindet sich die Funktion zum Auslesen des Flash-ROMs der DBOX


Der „Image Auslesen“-Button wird betätigt. Es erscheint ein Dialogfenster, welches zur Angabe des<br />

Speicherortes und eines Dateinamens auffordert. Die Datei wurde mit<br />

BN2.01_20<strong>05</strong>0129_Nokia_SAT_2xIntel_BMON1.0.img benannt. Dabei bedeutet<br />

– BN2.01 = Betanova OS Version 2.01 (momentan aktuell von Premiere)<br />

– Nokia = Hersteller<br />

– SAT = für Satellitenempfang<br />

– 2xIntel = Flash-ROM – Geometrie, hier: zwei Bausteine von Intel<br />

– BMON1.0 = Software-Version des Bootloaders, hier: 1.0<br />

So lässt sich das zur jeweiligen D-BOX passende Flash-ROM Image leicht identifizieren. Das ist<br />

vor allem nützlich, wenn bereits mehrere Versionen der Originalsoftware auf der Festplatte<br />

existieren, da diese immer zur jeweiligen D-BOX eines Herstellers passen. Das liegt hauptsächlich<br />

daran, dass der Bootloader auf einer Nokia-DBOX eine geringfügig veränderte Hardware-<br />

Initialisierung vornehmen muss als sein Pendant auf einer Philips-DBOX. Daher bleibt beim<br />

Bespielen des Flash-Speichers einer DBOX mit Linux der Bootloader unangetastet, der sich in den<br />

ersten 128kB (Adresse 0x10000000 - 0x1001FFFF) des Flash-Speichers befindet.<br />

Abbildung 6: Auslesevorgang an serieller Konsole<br />

Wenn der Auslesevorgang erfolgreich beendet wurde, müssen jetzt die Microcodes aus dem<br />

ausgelesenen Speicherabbild des Betanova-Betriebssystems extrahiert werden (ucodes.bin,<br />

avia500.ux, avia600.ux, cam-alpha.bin)


Abbildung 7: Microcodes aus Originalsoftware extrahieren<br />

Abbildung 8: Auslesen der Microcodes erfolgreich


7 Linux-Installation auf der D-BOX<br />

So wie es verschiedene Linux-Distributionen für den Einsatz auf dem PC gibt, werden für die D-<br />

BOX ebenfalls verschiedene Linux-Varianten zum Download angeboten. Diese unterscheiden sich<br />

jedoch weniger im Aussehen der grafischen Oberfläche sondern vielmehr in der Ausstattung. Neben<br />

„offiziellen“ Images (z.B auf www.yadi.org) sind auch solche von einzelnen Privatpersonen zu<br />

finden, welche die Entschlüsselung des Senders Premiere und anderer, nicht deutschsprachiger<br />

Programme auch ohne gültige Smartcard erlauben. Diese Images einhalten eine Software, mit der<br />

das für die Entschlüsselung jeweils benötigte Conditional Access- (CA-) System emuliert werden<br />

kann. In Zusammenhang mit diesen „inoffiziellen (= illegalen)“ Images fällt daher auch häufig der<br />

Name eines australischen Laufvogels. Ohne gültige Schlüssel, um deren Beschaffung sich der<br />

Anwender selbst kümmern muss, bleibt aber auch hier der Bildschirm dunkel.<br />

Nicht nur im Hinblick auf die rechtliche Problematik sondern auch in Sachen Stabilität ist ein<br />

offiziell angebotenes Linux-Image erste Wahl. Daher wurde auch ein Yadi-Image auf der D-BOX<br />

installiert. Es handelt sich hier um eine Release-Version vom Oktober 20<strong>04</strong>. Das Image muss<br />

lediglich entsprechend der Anzahl in der DBOX vorhandenen Flash-ROM's ausgewählt werden.<br />

Z.B. die Datei 20<strong>04</strong>10262111_yadi_squashfs_head_2x.img trägt den Zusatz 2x woraus sich<br />

erkennen lässt, dass diese Image-Datei für zwei Flash-ROM Bausteine auf der Hauptplatine der<br />

DBOX vorgesehen ist.<br />

Anschließend wird im Dbox II Bootmanager die Funktion „Image Flashen“ unter Utilities<br />

ausgewählt. Per Dialogfenster wird die Yadi-Imagedatei ausgewählt. Danach muss die D-BOX neu<br />

gestartet werden. Zunächst startete die D-BOX jedoch nicht mit der ppcboot_writeflash aus dem<br />

Dbox II Bootmanager, sondern startete unerwartet das Betanova-OS im Flash-ROM. Der Fehler war<br />

jedoch anhand der Statusausgaben des Bootloaders im COM-Terminal des Dbox II Bootmanagers<br />

schnell gefunden. Offensichtlich ist der BootP request untergegegangen, da die<br />

Netzwerkverbindung zu diesem Zeitpunkt noch nicht zwischen D-BOX und PC synchronisiert war:<br />

BOOTP/TFTP bootstrap loader (v0.3)<br />

debug: Transmitting BOOTP request via broadcast<br />

debug: Given up BOOTP/TFTP boot<br />

boot net failed<br />

Abbildung 9: Herunterladen des Yadi-Images<br />

Abhilfe konnte geschaffen werden, indem erneut die Funktion „Image flashen“ gewählt wurde und<br />

dieses mal den Bootloader der D-BOX einen erweiterten Systemtest durchführen ließ. Dazu<br />

mussten wie bei einem Reset die „Standby-“ und die „Pfeil-oben“ Taste simultan am Gerät betätigt<br />

werden, bis die LCD-Anzeige an der D-BOX erlischt. Anstatt nun beide Tasten gleichzeitig


loszulassen, wird die „Pfeil-oben“-Taste noch ein bis zwei Sekunden länger gehalten. Nach<br />

Beendigung des Systemtests bleibt der Bootloader mit seiner Eingabeaufforderung stehen. Hier ist<br />

dann boot net [ENTER] einzugeben. Damit wird per BootP und TFTP die PPCBoot<br />

(ppcboot_writeflash) geladen und ausgeführt. Diese PPCboot fordert wiederum per TFTP unsere<br />

Linux-Imagedatei an und übernimmt auch deren Kopieren in den Flash-Speicher der D-BOX. Der<br />

Schreibvorgang soll jetzt detailliert dargestellt werden.<br />

Systemtest gestartet<br />

debug: DDF: Calibrating delay loop... debug: DDF: 67.79 BogoMIPS<br />

debug: BMon V1.0 mID 01<br />

debug: feID dd gtxID 0b<br />

debug: fpID 5a dsID 01-5c.f1.24.07.00.00-01<br />

debug: HWrev X5 SWrev 0.81<br />

debug: B/Ex/Fl(MB) 16/16/08<br />

WATCHDOG reset enabled<br />

debug: &_text 0x10000, &_etext 0x26160, &_data 0x26160, &_edata 0x29c50<br />

debug: &_end 0x347dc, &__stack 0x400000<br />

debug: Memory tests (0x400000 – 0x1000000)<br />

debug: NumberTest: debug: passed<br />

debug: MarchTest: debug: passed<br />

debug: PermTest: debug: passed<br />

debug: Extension Memory tests (0x1000000 – 0x2000000)<br />

debug: NumberTest: debug: passed<br />

debug: MarchTest: debug: passed<br />

debug: PermTest: debug: passed<br />

Systemtest beendet, mit boot net [ENTER] wird gestartet<br />

dbox2:root> boot net[ENTER]<br />

IP-Adresse vom PC beziehen, ppcboot_writeflash laden<br />

debug: BOOTP/TFTP bootstrap loader (v0.3)<br />

debug: Transmitting BOOTP request via broadcast<br />

debug: Got BOOTP reply from Server IP 192.168.0.10, My IP 192.168.0.99<br />

debug: Sending TFTP-request for file<br />

D/_Software/Audio_Video/DBOX/DBoxBootManager/ppcboot_writeflash<br />

Bootloader überprüft ppcboot auf gültige Signatur, Ergebnis wird jedoch nicht berücksichtigt, da<br />

der Bootloader im Debug-Modus ist und ppcboot an 0x40000 wird ausgeführt.<br />

will verify ELF image, start= 0x800000, size= 201596<br />

verify sig: 262<br />

boot net: boot file has no valid signature<br />

Branching to 0x40000<br />

ppcboot 0.6.4 (Apr 11 2002 - 16:10:44)<br />

hier kommen jetzt einige Statusausgaben...<br />

anschließend wird die Imagedatei wiederum per BootP angefordert<br />

dbox2-ppcboot> bootp 120000 /D/_Software/Audio_Video/DBOX/20<strong>04</strong>10262111_yadi_squa<br />

shfs_head_2x.img<br />

BOOTP broadcast 1<br />

TFTP from server 192.168.0.10; our IP address is 192.168.0.99<br />

Filename '/D/_Software/Audio_Video/DBOX/20<strong>04</strong>10262111_yadi_squashfs_head_2x.img'.<br />

Load address: 0x120000<br />

Loading: #.....# done<br />

Software-Schreibschutz des Flash-ROM's wird erst ab 128kB (Adresse 0x10020000) aufgehoben,<br />

damit der Bootloader in jedem Falle geschützt bleibt<br />

dbox2-ppcboot> protect off 10020000 107fffff<br />

...............................................................<br />

Un-Protected 63 sectors


Flash-Rom muss zunächst gelöscht werden, bevor erneutes Schreiben möglich ist.<br />

dbox2-ppcboot> erase 10020000 107fffff<br />

Erase Flash from 0x10020000 to 0x107fffff<br />

sector 66 .... done<br />

Erased 63 sectors<br />

Nun wird das Image im RAM an Offset 0x120000 in das Flash-ROM mit Offset 0x10020000<br />

jeweils in 4Byte-Blöcken kopiert (Der Parameter l in cp.l steht für long). 1F8000 ist Anzahl zu<br />

kopierender Blöcke in Hex. 1F800016 = 2.064.38410 multipliziert mit 4Bytes je Block ergibt<br />

8.257.536Bytes, was genau der Größe der heruntergeladenen Image-Datei ohne Bootloader<br />

entspricht.<br />

dbox2-ppcboot> cp.l 120000 10020000 1F8000<br />

Copy to Flash... done<br />

Abbildung 10: der Bootmanager hat den Schreibvorgang beendet<br />

Ist der Vorgang fertig gestellt, kann die DBOX nun neu gestartet werden und fährt ab sofort mit<br />

Linux und der Bedienoberfläche Neutrino hoch. Jetzt müssen noch die im vorherigen Kapitel<br />

beschriebenen Firmwaredateien (ucodes) auf die DBOX. Nach dem ersten Start mit Linux steht im<br />

LCD-Display die Aufforderung, eine IP-Adresse einzugeben. Diese muss im gleichen Subnetz wie<br />

die IP-Adresse des PCs liegen, damit die Firmwaredateien mit dem Dbox II Bootmanager oder<br />

einem beliebigen FTP-Programm in das Verzeichnis /var/tuxbox/ucodes kopiert werden können.<br />

Abbildung 11: Erster Start der DBOX mit Linux<br />

Abbildung 12: Mit dem Laden der<br />

Microcodes auf die D-BOX ist die<br />

Installation von Linux abgeschlossen<br />

Beim Hochladen der Microcodes meldete der D-BOX II Bootmanager, dass die Prüfsumme der<br />

Datei „cam-alpha.bin“ fehlerhaft sei. Diese Meldung ist falsch. Mit dem Umstieg auf sein neues


Verschlüsselungssystem hat Premiere per Satellit diese Datei aktualisiert. Das Programm erkennt<br />

lediglich die neue Prüfsumme noch nicht und meldet daher den Fehler. Ob die Ucodes erfolgreich<br />

kopiert wurden, lässt sich unter der neuen Benutzeroberfläche feststellen:<br />

„Hauptmenü>>Service>>Ucodes überprüfen“<br />

Damit ist die Installation von Linux auf der DBOX abgeschlossen. Es existieren Anleitungen für die<br />

Benutzeroberfläche Neutrino im Netz z.B. unter http://www.neutrino-anleitung.de. Auf die<br />

Bedienung der Benutzeroberfläche soll im Rahmen des Berichts nicht weiter eingegangen werden.<br />

8 Funktionstest<br />

Abbildung 13: Ucodes wurden erfolgreich eingebunden<br />

Der Test des Fernsehempfanges funktionierte einwandfrei. Hierzu waren leider keine<br />

Bildschirmfotos möglich. Die Umschaltzeiten zwischen einzelnen Programmen lagen ca bei einer<br />

Sekunde gegenüber fünf Sekunden mit dem originalen Betriebssystem Betanova. Zusätzlich sollte<br />

die DBOX ihre Fähigkeit als Streaming Client unter Beweis stellen. Unter Windows wurde mit<br />

Hilfe des Dbox II Bootmanagers ein Verzeichnis als NFS-Freigabe ausgewählt und im lokalen<br />

Netzwerk zur Verfügung gestellt.<br />

Abbildung 14: NFS-Freigabe für die D-BOX<br />

einrichten, Anschließend „Start“ betätigen


Dann wurde die Freigabe in die Netzwerkeinstellungen der D-BOX eingebunden. Die<br />

nachfolgenden Bildschirmfotos zeigen die Konfigurationsschritte.<br />

Abbildung 15: Starten des Audioplayers<br />

Abbildung 16: Der Audioplayer von Neutrino<br />

Mit der Taste „d-box“ auf der Fernbedienung wird ein Menü zum mounten von NFS-<br />

Verzeichnissen eingeblendet. Diese Einstellung ist auch über das Neutrino-Hauptmenü>><br />

Einstellungen>>Netzwerk erreichbar.<br />

Abbildung 17: NFS-Einstellungen<br />

Es lassen sich bis zu acht NFS- oder CIFS-Freigaben einrichten, die durch die D-BOX benutzt<br />

werden sollen. Die folgende Abbildung zeigt die Einstellungen zur Konfiguration der Freigabe.


Abbildung 18: Einrichten der NFS Freigabe auf der D-BOX<br />

Mit der Funktion „Jetzt mounten“ wird die soeben eingerichtete Freigabe eingebunden.<br />

Anschließend kehrten wir zum Audioplayer zurück. Mit der grünen Taste auf der Fernbedienung<br />

fügt man nun Einträge in die Playlist hinzu. Mit der Fernbedienung kann man sich nun durch den<br />

Verzeichnisbaum bewegen. Betätigt man die „OK“-Taste der Fernbedienung auf einem<br />

ausgewählten Verzeichnis, wird dies rekursiv durchsucht.<br />

Abbildung 19: rekursives Durchsuchen von Verzeichnissen<br />

Anschließend sind die Titel in der Playlist vorhanden und können abgespielt werden.


9 Fazit<br />

Abbildung 20: Der Audioplayer in Aktion<br />

Angesichts des Funktionsumfanges und des Bedienkomforts kann Linux auf der DBOX als echte<br />

Alternative zum Betriebssystem Betanova angesehen werden. Die alternative Software für die D-<br />

BOX ist mittlerweile so ausgereift, dass die im c't-Artikel von vor zwei Jahren beschriebenen<br />

Abstürze nicht auftauchten. Unserer Meinung nach gibt es deshalb derzeit keinen Anlaß, das<br />

Betriebssystem Betanova in Zukunft wieder zu verwenden. Zur Fehlersuche vor und nach dem<br />

Umbau in den Debug Modus des Bootmanagers und um die DBOX im Netz als Streaming<br />

Client/Server verwenden zu können, sind jedoch Grundkenntnisse sowohl über Netzwerkprotokolle<br />

als auch über Linux erforderlich.


10 Links<br />

Eine kleine D-BOX II Enzyklopädie (über 400 Artikel), Dokumentationsplattform des GNU DBOX<br />

II Dokumentationsprojektes<br />

http://www.wiki.tuxbox.org<br />

Für jede D-BOX II die passende Debug-Methode, Linux@D-BOX Howto's, kleines Glossar<br />

http://www.dietmar-h.net<br />

Debug-Methode, die bei der uns zur Verfügung stehenden DBOX angewendet wurde<br />

http://www.dietmar-h.net/mhc_debugn2xi.html<br />

D-Box II Bootmanager<br />

http://dbox.feldtech.com<br />

Eine Linux-Distribution für die D-BOX<br />

http://www.yadi.org<br />

z.B. Verschiedene Tools für PC und DBOX werden hier vorgestellt<br />

http://www.dbox2.info<br />

Anleitung für die Benutzeroberfläche Neutrino<br />

http://www.neutrino-anleitung.de<br />

Anhang: c't Artikel<br />

Artikel „Tux-TV“ der Zeitschrift c't, Ausgabe 26, Jahrgang 2002

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