Entwicklungsstand der ausscheidungshärtenden ferritisch ...
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3. Ausscheidungshärtung durch Vanadin o<strong>der</strong> Niob?<br />
In Zusammenarbeit <strong>der</strong> deutschen Automobilindustrie,<br />
Gesenkschmieden und Stahlwerke entsann man sich,<br />
daß bei den perlitarmen, hochfesten, schweißgeeigne-<br />
ten Stählen mit niedrigen Kohlenstoffgehalten geringe<br />
Zusatze von zum Beispiel Vanadin, Niob o<strong>der</strong> Titan über<br />
eine Ausscheidungshärtung die Festigkeitseigenschaf-<br />
ten, insbeson<strong>der</strong>e die 0,2%-Dehngrenze, steigerten*).<br />
Diese Erkenntnisse versuchte man dann auch bei Stäh-<br />
len mit höheren Kohlenstoffgehalten, zunächst bei<br />
Stählen des Typs Ck 45/Ck 53, zu nutzen3r415). Der hö-<br />
here Kohlenstoffgehalt war hierbei wegen <strong>der</strong> notwendi-<br />
gen Induktionshartung <strong>der</strong> Kurbelwellenlager zwingend<br />
vorgegeben. Gleichzeitig wurde ein höherer Schwefel-<br />
gehalt von rd. 0,060% vorgesehen, um eine gute Span-<br />
barkeit <strong>der</strong> Kurbelwellen in den Transferstraßen <strong>der</strong> Se-<br />
rienbearbeitung sicherzustellen. Die Legierung von Va-<br />
nadin o<strong>der</strong> Niob sollte über die Verbindung von Kohlen-<br />
stoff und Stickstoff feine und gleichmäßig verteilte Car-<br />
bide, Nitride o<strong>der</strong> Carbonitride bilden, die über eine<br />
Ausscheidungshärtung zur Festigkeitssteigerung, ins-<br />
beson<strong>der</strong>e zur Erhöhung <strong>der</strong> 0,2%-Dehngrenzen, füh-<br />
ren sollte. Die für eine Ausscheidungshättung notwen-<br />
dige Lösungsbehandlung mußte durch das Erwärmen<br />
und Halten auf Schmiedetemperatur, die notwendige<br />
Auslagerung während <strong>der</strong> Abkühlung des Schmiede-<br />
teils erfolgen. Zunächst stellte sich die Frage, welches<br />
Legierungselement sich bei <strong>der</strong> gegebenen Zielsetzung<br />
am besten für die Aushättung eignete. Man erkannte,<br />
daß aufgrund des unterschiedlichen Bildungs- und Auf-<br />
lösungsverhaltensvon Vanadin- und Niobausscheidun-<br />
gen die Auswirkung auf die 0,2 %-Dehngrenze und Zug-<br />
festigkeit je nach Wärme- und Abkühlungsverlauf unter-<br />
schiedlich ist3). Bild 2 zeigt den Einfluß <strong>der</strong>Austenitisie-<br />
rungstemperatur von 800 bis 1300°C auf die Zugfestig-<br />
keit, die 0,2%-Dehngrenze und die im Stahl gelösten<br />
Anteile von Niob o<strong>der</strong> Vanadin von drei Stählen gleicher<br />
Grundzusammensetzung, die einmal ohne Zusatz von<br />
Vanadin und Niob und je einmal nur mit 0,08% Nb bzw<br />
nur mit 0,ll % V legiert wurden4). Nach einer Haltedauer<br />
von je 0,5 h erfolgte die Abkühlung <strong>der</strong>20 mm Dms-Pro-<br />
bestäbean ruhen<strong>der</strong> Luft. Die unterschiedliche Wirkung<br />
ö E 700<br />
"c> t Abmessung:<br />
800 900 1000 ,100 ,200 ,300<br />
Austenitisiertemperatur in ‘C (Haltedauer: 0,5 h)<br />
Bild 2 Zugfestigkeit, 0,2%-Dehngrenze und gelöste Anteile an Ele-<br />
menten zur Aushärtung in Abhangigkeit von <strong>der</strong> Austenitisierungs-<br />
temperatur<br />
4<br />
<strong>der</strong> Legierungszusätze zeigt sich am deutlichsten in<br />
den unterschiedlichen Kurvenverläufen <strong>der</strong> 0,2%-<br />
Dehngrenzen. Während <strong>der</strong> Stahl ohne Zusatz von Va-<br />
nadin und Niob mit steigen<strong>der</strong> Austenitisierungstempe-<br />
ratur nur eine geringfügige Erhöhung <strong>der</strong> 0,2%-Dehn-<br />
grenze aufweist, zeigt <strong>der</strong> niobhaltige Stahl eine deutli-<br />
che und stetige Steigerung oberhalb von 1150°C und<br />
<strong>der</strong> vanadinhaltige Stahl schon bei 1OOO’X den höch-<br />
sten Wert, <strong>der</strong> sich auch bei höheren Temperaturen<br />
nicht mehr verän<strong>der</strong>t. Die Kurvenverläufe <strong>der</strong> Mengen-<br />
anteile an gelöstem Niob und Vanadin im unteren Teil-<br />
bild zeigen ähnliche Charakteristika wie die Kutvenver-<br />
Iäufe <strong>der</strong> 0,2%-Dehngrenzen. Hieraus ist zu schließen,<br />
daß diese als chemisch gelöst bestimmten Anteile von<br />
Niob und Vanadin in Form von einphasigen Entmischun-<br />
gen bzw ,,Clustern“ vorliegen, die licht- und elektronen-<br />
optisch nicht sichtbar sind. Sie liegen zur Matrix kohä-<br />
rent vor und verursachen bekanntlich eine starke Erhö-<br />
hung <strong>der</strong> 0,2%-Dehngrenze4).<br />
Stahl mit 0.52% c “nd 0.11% v<br />
b) Cl<br />
Fetrit/Periit-MisChsefuge Ausscheid”ngen des “anadiums<br />
im Ferrit im Ferrit de* Per,its<br />
Abmessung: 50 mm “ierkant (Kern)<br />
zustand: geschmiedet bei 1250°c, Luftabkuhiung<br />
Präparation: LangsschIiffe, gektzt mit 3%-iger HNO3<br />
Bil<strong>der</strong> b und c : Extraktlonsabdrticke<br />
Bild 3 Licht- und elektronenoptische Gefügeaufnahmen<br />
Obwohl Niob stärker als Vanadin die 0,2%-Dehngrenze<br />
steigert, haben sich bisher niobhaltige AFP-Stähle nicht<br />
durchgesetzt. Die Gründe liegen im Ausscheidungshär-<br />
tungs- und Umwandlungsverhalten dieser Stähle. Bei<br />
Wärmtemperaturen oberhalb 11 50°C führen bereits<br />
geringe Streuungen <strong>der</strong> Wärmtemperatur zu starken<br />
Streuungen <strong>der</strong> Festigkeitseigenschaften. Außerdem<br />
neigen niobhaltige AFP-Stähle bei beschleunigter Ab-<br />
kühlung von hohen Temperaturen eher zur teilweisen<br />
bainitischen o<strong>der</strong> martensitischen Umwandlung als die<br />
vanadinhaltigen Stähle. Bei <strong>der</strong> Weiterentwicklung die-<br />
ser Stähle konzentrierte man sich deshalb im wesentli-<br />
chen auf Vanadin6, 7). Bei den vanadinhaltigen AFP-<br />
Stählen lassen sich mit dem Elektronenmikroskop im<br />
Ferrit/Perlit-Mischgefüge feinere und gröbere Vanadin-<br />
carbide sowohl im voreutektoidischen Ferrit als auch im<br />
Ferrit des Perlits zwischen den Zementitlamellen nach-<br />
weisen (Bild 3)4). Für die Steigerung <strong>der</strong> Festigkeitsei-<br />
genschaften sind nach allgemeiner Auffassung aller-<br />
dings nurdie sehrfeinen Teilchen bis zu einerGrößevon<br />
rd. 5 nm verantwortlich, da nur sie die Versetzungsbe-<br />
wegung wirkungsvoll behin<strong>der</strong>n.