Felgenreport Teil 1: Ein Netzwerk 3/2006 - Reifenpresse.de

etc.) eine wachsende Rolle; auch größere Hersteller
(Borbet, ATS etc.) haben China zumindest
testweise als Bezugsquelle ausprobiert.
Auch die internationale Erstausrüstung hat
schon Aluminiumgussfelgen aus China bezogen
(Audi/Deutschland, General Motors/USA
etc.), wenn auch dieses Pflänzchen noch eher
klein ist. Ebenso wie der chinesische Ersatzmarkt,
dem allerdings ein sprunghaftes
Wachstum in den nächsten Jahren vorausgesagt
wird. Weil die Autos aus der ersten
Automobilisierungswelle aus den 90er Jahren
jetzt in die Jahre kommen, aber noch zu wertvoll,
um aus dem Verkehr zu verschwinden,
wird in sie investiert. Allerdings sind aktuell die
Qualitäten, die im chinesischen Ersatzmarkt
angeboten werden, äußerst bescheiden. Ob
sich China-Produktion als Quelle für die Erstausrüstung
dynamisch entwickeln wird, ist unter
den Zulieferern und ihren Kunden, den
Automobilherstellern, umstritten.
Die klare Nummer eins in der Volksrepublik
China ist Dicastal Wheel (Qinhuangdao/
Provinz Hebei), wobei das Unternehmen – wie
andere auch – davon profitiert, dass ihr ein
westlicher Räderhersteller durch mehr oder
weniger sanften Druck von deren Erstausrüstungskunden
technologisch auf die Sprünge
hilft (in diesem Falle Speedline). Das zielt
hauptsächlich auf die heimischen Autohersteller
FAW/VW, FAW/Audi, FAW/Toyota, Shanghai/GM,
Shanghai/VW, Guangzhou/Honda
und Guangzhou/Nissan, aber auch auf die
Erstausrüstung für deutsche und amerikanische
Automobilhersteller. Dicastal stellt jährlich
aktuell etwa 3,5 Millionen Gussfelgen her und
hat in den letzten Jahren Schmiedekapazitäten
aufgebaut, die bei aktuell 30.000 Einheiten
monatlich liegen, aber nur zu einem Drittel
genutzt werden. Aufgrund der starken Verankerung
in der Erstausrüstung ist das Unternehmen
auch schon am ehesten mit westlichen
Standards vonseiten der Automobilhersteller
vertraut, im Ersatzgeschäft allerdings
hat Dicastal noch wenig Erfahrung und darum
ein Defizit beim Erkennen der Bedürfnisse von
Endverbrauchern, ob in Japan, den USA oder
in Europa. Noch heute ist die Firma Dicastal
ein Staatsbetrieb. Er gehört zu einem Konglomerat
von 8.000 (!) Firmen namens CITIC Holdings
mit mehr als einer Million (!) Mitarbeitern.
Zweitgrößter chinesischer Hersteller ist
(auf Augenhöhe mit China Wheel, siehe den
Bericht über das Unternehmen) die Kunshan
Liufeng Machinery in der Provinz Jiangsu. Dabei
handelt es sich um ein hundertprozentiges
Investment eines taiwanesischen Räderherstellers
(auch unter dem Namen Lioho bekannt)
aus dem Jahre 1996. Wobei in der
Gruppe (Volksrepublik China plus Taiwan) sogar
jährlich 4,5 Millionen Räder hergestellt
werden. Auch diesem Hersteller wurde westliche
Hilfe zuteil, und zwar von der Firma ATS,
und auch in diesem Fall, um Liufeng auf westliche
Erstausrüstungsansprüche zu trimmen.
Das Unternehmen ist ein bereits respektierter
Erstausrüster im Inland wie auch im Ausland
(überwiegend USA, im Ansatz aber auch
schon in Europa). Genannt seien als OE-Kunden
General Motors, Toyota, Shanghai/GM,
Shanghai/VW und Guangzhou/Nissan. Für
japanische und europäische Firmen ist das
Unternehmen auch bereits als Hersteller von
Felgen für das Ersatzgeschäft respektiert.
Zu nennen auch die private Firma Wanfeng
Auto Holding Group in Zhejiang, die eine
Kapazität von etwa zwei Millionen Gussfelgen
jährlich hat, von denen 60 Prozent an
die heimische Erstausrüstung gehen und 40
Prozent in die Exportmärkte Japan und USA
(Ersatzgeschäft). Eine Besonderheit: Gegründet
1992, wurden ursprünglich ausschließlich
Felgen für Motorräder produziert, bevor im
Jahre 1995 die Fertigung von Pkw-Felgen hinzukam.
Wanfeng entspricht von allen chinesischen
Anbietern wohl noch am ehesten dem
Klischee, im Markt als Billiganbieter zu reüssieren.
Das soll man von dem neuen BBS-Partner
natürlich nicht behaupten und würde gewiss
nicht zum Image dieser Marke passen. Die
Ziele sind hochgesteckt (von den Chinesen),
die davon träumen, mit einer Kapazität von sieben
Millionen Stück dereinst das größte Aluminiumgussfelgenwerk
weltweit zu haben.
Der deutsche Partner in dem Jointventure-
Unternehmen Binzhou Movever BBS Wheel
Co. (Provinz Shandong) geht mit solchen Zahlen
natürlich vorsichtiger um, zumal aktuell die
Kapazität eher in Sphären von etwa einer Million
Einheiten liegt, bis zur „Versiebenfachung“
also noch ein ganz weiter Weg ist.
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