06.03.2013 Aufrufe

Nr. 12 Dezember 2008 4,00 Euro - Erste Westernreiter Union ...

Nr. 12 Dezember 2008 4,00 Euro - Erste Westernreiter Union ...

Nr. 12 Dezember 2008 4,00 Euro - Erste Westernreiter Union ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

8<br />

ewu live<br />

Gib Viren keine Chance!<br />

Kein Schnupfen ist so schlimm wie der eigene. Außer das edle Reittier keucht und<br />

rasselt, dass sich die Boxenbalken biegen. Gerade im Winter leiden viele Pferde an<br />

Husten und Fieber. Das hat aber nicht unbedingt mit der Kälte zu tun. Und wenn<br />

Sie Pech haben, brütet Ihr Ross viel mehr als nur eine simple Erkältung aus.<br />

Text: Regina Käsmayr<br />

Wenn Sie selbst in der kalten Jahreszeit lieber<br />

das Bett hüten als ins Büro zu gehen, dann<br />

haben Sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit<br />

keine Grippe sondern lediglich einen<br />

undefi nierbaren „grippalen Infekt.“ Grippe,<br />

oder im medizinischen Fachjargon „Infl uenza“,<br />

legt Sie länger als drei Tage lahm. Kinder und<br />

Senioren können sogar daran sterben.<br />

Beim Pferd ist das nicht anders. „Infl uenza ist<br />

eine wirklich schwere Viruserkrankung“, sagt<br />

Dr. Stephen Eversfi eld von der Tierklinik Wiesbaden.<br />

„Die Pferde bekommen über 40 Grad<br />

Fieber und zeigen deutliche Symptome einer<br />

Lungenentzündung.“ Aus diesem Grund raten<br />

Tierärzte jedem Pferdebesitzer, seine Tiere gegen<br />

Infl uenza impfen zu lassen.<br />

Ganz anders verhält es sich mit einem so genannten<br />

„grippalen Infekt“. Dieser ist wie beim<br />

Menschen auch eine „leichte Störung des Allgemeinbefi<br />

ndens“, so Dr. Eversfi eld. Ausgelöst<br />

wird die Erkältung nicht durch die aggressiven<br />

Infl uenza-Viren, sondern durch eine Unzahl<br />

verschiedener Krankheitserreger wie beispielsweise<br />

der Rhinoviren. Übersetzt bedeutet das<br />

ganz einfach „Nasenviren“, also solche, die sich<br />

Unterschied Infl uenza – grippaler Infekt<br />

in den Nasenschleimhäuten niederlassen und<br />

vermehren.<br />

Gegen diese Viren kann man nichts tun. Sie haben<br />

Millionen von Verwandten und mutieren<br />

in einem fort. Impfen ist deshalb nicht möglich.<br />

Die Krankheitserreger sind allgegenwärtig<br />

und werden durch Tröpfeninfektion von einem<br />

Menschen zum anderen, beziehungsweise von<br />

einem Pferd zum anderen übertragen. Niemals<br />

allerdings von Mensch zu Pferd oder umgekehrt.<br />

Die Virenstämme haben sich auf eine bestimmte<br />

Spezies spezialisiert.<br />

Die einzige Waffe, die wir gegen die unsichtbaren<br />

Plagegeister haben, ist unser Immunsystem.<br />

Ein Pferd mit einem guten Immunsystem kann<br />

zwar ebenfalls eine Erkältung aufschnappen,<br />

aber sie wird schnell und problemlos vorbeigehen.<br />

Problematisch wird die Sache erst, wenn<br />

das Immunsystem des Pferdes bereits so geschwächt<br />

ist, dass das körpereigene Abwehrsystem<br />

auf Sparfl amme läuft. Die Infektion wird in<br />

diesem Fall nicht besiegt, sondern breitet sich<br />

ungehindert im Körper aus. Chronische Bronchitis,<br />

Kieferhöhlenentzündung, Herzmuskelerkrankungen<br />

und sogar Nierenerkrankungen<br />

sind die Folge. Dr. Eversfi eld erklärt, wie es zu<br />

Infl uenza Grippaler Infekt<br />

Krankheit schwere Viruserkrankung Akute Infektion der Nasen-, Hals-, und<br />

Bronchialschleimhäute<br />

Krankheitsbild Rötung der Nasenschleimhäute,<br />

klarer Nasen- und Augenausfl uss,<br />

bis zu 42°C Fieber, trockener,<br />

schmerzhafter Husten.<br />

Rötung der Nasenschleimhäute, klarer<br />

Nasen-, und gelegentlich Augenausfl uss,<br />

bis zu 38,6 Grad Fieber, husten ist auslösbar,<br />

gelegentlich spontan<br />

Viren Equine Infl uenza-Viren Typ A und Typ B 2<strong>00</strong> unterschiedliche Viren vor allem aus der<br />

Gruppe der Rhinoviren und Adenoviren<br />

Impfung ist möglich ist nicht möglich<br />

Vorbeugung Impfung, Infektionsdruck senken! Stärkung des Immunsystems, Infektionsdruck<br />

senken!<br />

Behandlung Behandlung der Sekundärinfektion, Ruhe,<br />

schleimlösende Mittel je nach Symptom,<br />

Steigerung des Immunsystems<br />

Steigerung des Immunsystems, Ruhe,<br />

symptombezogene Behandlung<br />

WESTERNREITER – <strong>Dezember</strong> <strong>2<strong>00</strong>8</strong><br />

diesen schlimmen Folgeschäden kommt: „Der<br />

Körper des Pferdes setzt sich mit dem Erreger<br />

auseinander, was zu einer Entzündungsreaktion<br />

führt. Dadurch verdichtet sich das Gewebe in<br />

dem entzündeten Bereich. Das neue Gewebe ist<br />

jedoch nicht gleichwertig wie das Ursprungsgewebe.<br />

Es kann seine Funktion nicht mehr so gut<br />

ausführen.“ Auf diese Weise erweitert sich bei<br />

chronischer Bronchitis (Dämpfi gkeit) die Lunge<br />

um mehrere Liter, arbeitet jedoch schlechter.<br />

Dr. Eversfi eld empfi ehlt jedem Pferdebesitzer,<br />

bei den ersten Anzeichen einer grippeähnlichen<br />

Krankheit, den Tierarzt zu rufen. Denn: „Ein Laie<br />

kann im Anfangsstadium nicht unterscheiden,<br />

ob es sich um einen Schnupfen oder eine Infl uenza<br />

handelt. Selbst wenn ein Pferd geimpft ist,<br />

kann es in Einzelfällen passieren, dass es sich<br />

trotzdem den Erreger einfängt. Das geschieht<br />

vor allem dann, wenn der „Infektionsdruck“<br />

sehr stark ist.<br />

Unter Stress, im Hänger oder auf Turnier, bei<br />

schlechter Fütterung und Haltung, oder wenn<br />

das Pferd verwurmt ist, lässt sein angeschlagenes<br />

Immunsystem trotz Impfung neben harmlosen<br />

Rhinoviren auch mal bösartige Infl uenzaviren<br />

passieren.<br />

Der Schlüssel zum Schnupfen ist also die Stärkung<br />

des Immunsystems. Bei Offenstallpferden<br />

funktioniert das leichter als bei Boxenpferden.<br />

Eisige Winter machen diesen Teddybären nichts<br />

aus, wenn sie rechtzeitig an die Haltungsform<br />

gewöhnt wurden und sich einen dicken Pelz<br />

zulegen konnten. Auch die Hufe halten einiges<br />

aus: Selbst bei minus 50 Grad Celsius erleiden<br />

sie keine Erfrierungen weil sie extrem gut<br />

durchblutet sind. „Schauen Sie sich nur mal an,<br />

unter welchen Bedingungen Pferde die Napoleon-Feldzüge<br />

nach Moskau überlebt haben“,<br />

erinnert Dr. Eversfi eld an die Geschichte.<br />

Einziges Problem der Offenstallpferde im Winter<br />

sind deren Besitzer, denn die wollen Reiten.<br />

Weil Bewegung Energie verbraucht und damit<br />

eine nicht in die Winterplanung einkalkulierte<br />

Wärme erzeugt, kommen die Tiere schnell ins<br />

Schwitzen und werden nicht richtig trocken.<br />

Falls ein Offenstallpferd im Winter also viel geritten<br />

werden soll, empfi ehlt Dr. Eversfi eld, das<br />

Winterfell zu scheren – allerdings nicht so kurz<br />

wie bei Boxenpferden – und anschließend das<br />

Pferd richtig dick einzudecken. „In einem Stall<br />

in Irland habe ich Pferde gesehen, die bis zu<br />

den Ohren mit zwei oder drei dicken Jutedecken<br />

eingedeckt waren. Darunter waren sie warm<br />

und hatten kurzes Fell zum Reiten.“<br />

Da auch Offenstallpferde im Winter mehr Energie<br />

verbrauchen als im Sommer, sollte eine Diät<br />

nicht gerade in diese Jahreszeit fallen. Dr. Eversfi<br />

eld empfi ehlt eine ausgewogene Heu- oder Silagefütterung<br />

mit Kraftfutter wie Hafer und zusätzlichem<br />

Mineralfutter. Dazu können Sie hin<br />

und wieder Mash füttern, das ein energiereiches<br />

Ernährungsmittel ist, welches die Darmpassage<br />

fördert und von innen heraus wärmt.<br />

Bei Pferden, die in einer Box gehalten werden,<br />

muss der Besitzer aktiv eingreifen, um das Immunsystem<br />

in Schwung zu bringen. Diese Pfer-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!