Peiner Wirtschaftsspiegel rtschaftsspiegel Wi - Wirtschafts- und ...
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<strong>Peiner</strong> <strong><strong>Wi</strong><strong>rtschaftsspiegel</strong></strong> ;<br />
E-Stahlwerk: Sauberer<br />
Weg vom Schrott zum Stahl<br />
Funken sprühen bei der Bearbeitung der Cellformträger in der <strong>Peiner</strong> Produktion.<br />
Benebelnde Staubwolken, schmierigen<br />
Ruß <strong>und</strong> übelriechenden Qualm, die<br />
tristen Rauchzeichen der alten Montanindustrie,<br />
die Peine als traditionelle<br />
Stahlstadt auszeichneten, sucht man bei<br />
den High-Tech-Öfen der heutigen<br />
Stahlkocher vergeblich. Anstatt Eisenerz<br />
<strong>und</strong> Koks landet in den Schmelzbehältern<br />
mittlerweile tonnenweise Schrott,<br />
der im sauberen <strong>und</strong> modernen Elektrolichtbogenofen<br />
seine „<strong>Wi</strong>edergeburt“<br />
erlebt.<br />
Damit hielt in Peine 1996 nach Thomas-,<br />
Siemens-Martin-, Rotor- <strong>und</strong> Oxygen-<br />
Stahlwerk die fünfte Industrie-Generation<br />
Einzug <strong>und</strong> der Sprung an die Weltspitze<br />
gelang.<br />
In rasanter Geschwindigkeit werden bei<br />
der <strong>Peiner</strong> Träger GmbH, einem Tochterunternehmen<br />
der Salzgitter AG, r<strong>und</strong> eine<br />
Million Tonnen Stahl pro Jahr erzeugt, die<br />
auf den beiden Walzstraßen zur breiten<br />
Produktpalette des traditionellen Profilstahls<br />
verarbeitet werden. Ob in Brücken-<br />
, Haus-, Hotel- oder Stadionbau – in<br />
ungezählten Gebäuden finden die Trägerprofile<br />
aus Peine ihre Verwendung.<br />
Wobei den so genannten Breitflanschträgern<br />
– auch <strong>Peiner</strong> Träger genannt –<br />
besondere Bedeutung zukommt, denn die<br />
1914 in der Stahlstadt hervorgebrachte<br />
Erfindung machte den Namen weltweit<br />
bekannt.<br />
Flüssiges Roheisen gelangte<br />
auf Schienen ans Ziel<br />
Dabei hatten die Gründer der Ilseder<br />
Hütte im Jahre 1858 wohl kaum an derartige<br />
Erfolge gedacht, als sie mit dem<br />
Ilseder Hochofenwerk die erste Anlage<br />
zur Roheisenerzeugung in Südost-Niedersachsen<br />
errichteten.<br />
Als Absatzziele galten vor allem die<br />
Stahlerzeuger an Rhein <strong>und</strong> Ruhr, bevor<br />
man sich 1872 aus wirtschaftlichen<br />
Gründen dazu entschloss, das Unternehmen<br />
<strong>Peiner</strong> Walzwerk ins Leben zu rufen.<br />
Ab jetzt gelangte das flüssige Roheisen in<br />
riesigen Transportpfannen auf dem Schienenweg<br />
vom Ilseder Hochofen direkt in<br />
das Thomasstahlwerk, das unter großen<br />
Schadstoffausstößen <strong>und</strong> ohrenbetäubendem<br />
Lärm Rohstahl für die späteren<br />
Walzprodukte hervorbrachte.<br />
Mit Millioneninvestition der<br />
Umweltbelastung entgegen<br />
Doch die Zeiten von Hochofen <strong>und</strong><br />
Konverter als klassische „Verfahrensroute“<br />
auf dem Weg zur Stahlerzeugung sind<br />
mit dem Elektroofen vorbei <strong>und</strong> damit<br />
auch die großen Umweltbelastungen.<br />
„Den entscheidenden Ausschlag zum<br />
Wechsel vom Blas- zum Elektrostahlwerk<br />
gab aber vor allem die hohe Anforderung<br />
5<br />
Titelgeschichte<br />
an die Staubemissionen“, erläutert<br />
Geschäftsführer Ulrich Eggers. Waren in<br />
alten Werken zu früheren Zeiten noch<br />
75 mg pro Kubikmeter Abluft erlaubt,<br />
sank der Wert später auf 50 mg, bevor<br />
1995 die technische Anweisung lediglich<br />
noch 20 mg für Elektrostahlwerke zuließ.<br />
„Für Peine galten wegen der geographischen<br />
Lage inmitten des Stadtgebietes<br />
sogar nur 10 mg“, sagt Eggers.<br />
Werte, die – regelmäßig vom Gewerbeaufsichtsamt<br />
Braunschweig geprüft – mit<br />
dem herkömmlichen Verfahren nie hätten<br />
erreicht werden können. Also stellten sich<br />
die <strong>Peiner</strong> mit erheblichen Investitionen<br />
in mehrfacher Millionenhöhe auf Neuentwicklungen<br />
ein.<br />
Lichtbögen zwingen Stahl zum Schmelzen<br />
Jetzt landen pro Arbeitstag zwischen<br />
3500 <strong>und</strong> 4000 Tonnen Schrott – 110<br />
Tonnen sind es pro Einzelprozess – im<br />
Schmelzgefäß, in dem ein gezündeter<br />
Lichtbogen das Alteisen zu Flüssigstahl<br />
werden lässt.<br />
Die dabei freigesetzte Energie ist enorm:<br />
Mit einer Stromstärke von annähernd<br />
140 000 Ampere erzeugen hier Graphitelektroden<br />
– die Herzstücke der Lichtbogenöfen<br />
– eine Gluthitze von r<strong>und</strong><br />
6000 Grad Celsius, die den Stahlschrott<br />
förmlich zur Schmelze zwingen.<br />
Das stellt sogar Naturgewalten in den<br />
Geschäftsführer Ulrich Eggers