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gPDF - SFB 580 - Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Rücksicht auf das russische Schulsystem, das<br />

wie überall durch Geschichts- und Literaturunterricht<br />

die Funktion von „socialisation<br />

methodique“, (Dürkheim) übernimmt, ziehen<br />

wir die Altersgrenzen 7 und 13 Jahre (von der<br />

Einschulung bis zum Beginn der Oberschule)<br />

sowie das Lebensalter von 10 Jahren als Beginn<br />

der Periode intensiver politischer Sozialisation<br />

während der Schulzeit.<br />

Ausgehend von den Perioden der russischen<br />

Geschichte und ihren politischen Wandlungen<br />

könnten wir aufgrund der erläuterten Begriffe<br />

schon vieles über den Inhalt der politischen<br />

Sozialisation entsprechender Geburtskohorten<br />

sagen. Dabei wird der Einfluss von Geschichtsperioden<br />

mit besonders intensiven politischen<br />

Veränderungen, verstanden als Perioden intensiver<br />

politischer Sozialisation, berücksichtigt.<br />

Wenn die wichtigsten Phasen der Sozialisation<br />

von Mitgliedern der Geburtskohorten während<br />

dieser Perioden erlebt worden sind, so<br />

kann dies zur Formierung neuer politischer<br />

Generationen führen.<br />

Doch wäre dies für eine tiefergreifendere<br />

Erklärung der Unterschiede in der politischen<br />

Sozialisation, selbst unter Berücksichtigung<br />

der historischen Aktivitäten der Generationen,<br />

ungenügend. Hierfür ist es nötig, die Wirkung<br />

von Bedingungen und Ereignissen der Periode,<br />

die Wirkung der Geburtskohorten zu trennen<br />

und den eigentlichen Kohorteneffekt zu definieren,<br />

um so das in der «Age-Period-Cohort-<br />

Analysis» (APC-Analysis) bekannte Problem<br />

der «Identifizierungen von Effekten» zu lösen.<br />

Dabei werden unter dem Kohorten- bzw.<br />

Generationeneffekt die Unterschiede in den<br />

sozialen und politischen Charakteristika<br />

verstanden, die zwischen den Mitgliedern<br />

verschiedener Kohorten zu beobachten sind.<br />

Sie erklären sich durch unterschiedliche Wahr-<br />

NIKOLAY<br />

KAPITEL<br />

GOLOVIN<br />

1<br />

nehmungen der sozialen Realität und der<br />

historischen Ereignisse, die in verschiedenen<br />

Altersstufen und sozialen Lagen anzutreffen<br />

sind. Der Kohorteneffekt äußert sich in der<br />

differenzierten Prägung bestimmter Alterskohorten<br />

in historischen Perioden, einschließlich<br />

der wichtigsten Unterschiede in den Ergebnissen<br />

der Sozialisation von Generationen.<br />

Ohne bei dem Problem der analytischen<br />

Differenzierung dieser Effekte zu verweilen,<br />

welches in der internationalen methodologischen<br />

Diskussion diskutiert wird, merken wir,<br />

dass der inhaltliche Vergleich der politischen<br />

Identität, der Werte, der politischen Einstellungen<br />

und des politischen Verhaltens von<br />

Generationen, die Aufgabe der korrekten Erklärung<br />

des politischen Sozialisationsprozesses<br />

im breiten sozialhistorischen Kontext, schon<br />

weitgehend übernimmt .<br />

Die Daten über den Prozess der politischen<br />

Sozialisation der Kohorten sollten aus unserer<br />

Sicht die Besonderheit der historischen<br />

Periode und den Inhalt der politischen Sozialisation<br />

widerspiegeln. Sie sollten Folgendes<br />

beinhalten: (@) die sozioökonomischen und<br />

soziodemographischen Charakteristika der<br />

Periode; (b) die Daten zum soziopsychologischen<br />

Klima in der Gesellschaft; (c) die<br />

Analyse der historischen Ereignisse von<br />

großer gesellschaftspolitischer Bedeutung; (d)<br />

die Ergebnisse der Sozialisation (die Daten<br />

über politische Identität, Wertorientierungen,<br />

ideologische und parteipolitische<br />

Einstellungen, politisches Verhalten,<br />

insbesondere das Wahlverhalten) Seite 49 49<br />

u.v.m. Diese Daten kann man in der<br />

kausalen Erklärung der Sozialisationsergebnisse<br />

als Explonant (a, b, c) und<br />

Explonandum (d) nutzen.<br />

Im Idealfall sollten die Daten (a, b, c) in

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