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Auszüge - Bachmann Verlag

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Fladen euerer Kühe, am ganzen leib voller schwielen und schwären!“<br />

28<br />

eine kleine anzahl von angehörigen der Oberschichten dagegen<br />

war sich dessen bewußt, daß alle anderen stände primär von der<br />

bäuerlichen arbeit leben, und würdigte dies auch, wobei entsprechende<br />

religiöse traditionen mitwirkten29 . hier könnten wir nochmals den<br />

schon genannten Mönch aelfric zitieren, der die Mühen der unfreien<br />

landarbeiter einfühlsam schilderte. hören wir aber einen späteren englischen<br />

autor, william langland (ca. 1325-1388), zweifellos ein vielseitig<br />

gebildeter Mann, wahrscheinlich ein Kleriker. er machte nicht nur<br />

einen bauern zum helden seiner die Mißstände der zeit nachdrücklich<br />

kritisierenden allegorie Piers Plowman, sondern gestand diesem am<br />

ende sogar die schlüsselgewalt des hl. Petrus zu und ließ ihn pflügen,<br />

um die wahrheit zu sähen. „alle lebenden arbeiter, die von ihren händen<br />

leben, die getreulich erwerben und getreulich verdienen und die in<br />

liebe und Gerechtigkeit leben, sollen für ihre Demut dieselbe absolution<br />

haben, wie sie Petrus gegeben worden ist.“ (b Vii, 60 ff.). Und<br />

seine zeitgenossin, die hochadelige Mystikerin birgitta von schweden<br />

(1303-1373), prophezeit in ihrem Offenbarungsbuch (4, 22) sogar das<br />

Kommen eines gewaltigen und furchtlosen, von Gott gesandten Pflügers,<br />

um die üble Verfassung der christenheit zurechtzupflügen.<br />

steht auch ein alttestamentliches Gleichnis aus dem Buch Isaias (28)<br />

hinter diesen allegorien, so spricht doch die wahl gerade dieses<br />

bildes für eine aufwertung der bäuerlichen arbeit. eine religiöse entwicklung<br />

seit dem hochmittelalter führte nämlich – sehr langfristig<br />

gesehen – zu einer gewissen anerkennung körperlicher arbeit auch in<br />

der Oberschicht. in der reformbewegung, die das Mönchtum seit dem<br />

späten 11. Jahrhundert erfaßte, wollte man zu den idealen der benediktiner<br />

der Gründungszeit des Ordens vor einem halben Jahrtausend<br />

zurückkehren. Da die regel des stifters davon sprach, die Mönche sollten<br />

durch eigene arbeit für ihren Unterhalt sorgen, und in ihr nichts<br />

von abhängigen bauern gesagt ist, waren die zisterzienser der ersten<br />

Generation (1098 ff.) selbst auf den Feldern tätig. ein text aus den<br />

zwanziger Jahren des 12. Jahrhundert spricht sie folgendermaßen an:<br />

„schon wenn der tag graut, bemüht ihr euch um arbeit, bewaffnet<br />

mit spaten, hacke und anderen bauernwaffen, und verteilt euch zur<br />

109

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