Auszüge - Bachmann Verlag
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des Canon richtig sei, und die des Hexenhammers unrichtig… so viel<br />
einleitend zur Veränderlichkeit der religion.<br />
eines der konstanten elemente des mittelalterlichen christentums<br />
war dagegen sein absolutheitsanspruch. seine Vorstellungen und<br />
Praktiken als Möglichkeiten anzubieten, neben denen man auch andere<br />
wählen konnte, war für jede antike religion das Übliche gewesen. Das<br />
heidnische rom hatte zwar von seinen bürgern die respektierung des<br />
Kaiserkultes als politisches bekenntnis verlangt, ihnen aber sonst so gut<br />
wie vollständige religionsfreiheit gelassen. Die eigenen Vorstellungen<br />
gesetzlich zu verordnen, war bereits sehr früh ein charakteristikum des<br />
christentums3 . einerseits erfolgte die bekehrung des Kontinents ja keineswegs,<br />
wie schon die spätantiken und frühmittelalterlichen Quellen<br />
stets aus der Feder der sieger und dann die konfessionelle Kirchengeschichtsschreibung<br />
glauben machen wollen, als fast durchgehend freiwillige,<br />
selbstbestimmte religionsänderung. wer andererseits bereits in<br />
diese religion hineingeboren wurde, dem trat sie ganz dominierend als<br />
Gebots- und Verbotsreligion entgegen (was aber die entwicklung nicht<br />
dirigierter Komponenten gelebter Frömmigkeit bis hin zur Mystik bei<br />
einzelnen keineswegs ausschloß).<br />
nur für die erwachsenen christen der ersten Jahrhunderte im mediterranen<br />
raum ist es zutreffend, daß sie sich normalerweise<br />
freiwillig der neuen religion anschlossen. ab dem 4. Jahrhundert trifft<br />
dies für einen recht großen teil der Gläubigen nicht mehr zu. hat<br />
doch Kaiser Theodosius i. dem imperium die katholische religion in<br />
den achtziger und neunziger Jahren dieses Jahrhunderts als staatsreligion<br />
verordnet und andere Formen des christen- oder heidentums mit<br />
Deportation bzw. todesstrafe geahndet. wenn schon nicht romanen<br />
und Keltoromanen, so empfingen doch Germanen, slaven und Finnen<br />
die christliche religion immer wieder als verordnete: woher die vielen<br />
Märtyrer unter den Missionaren, ein bonifatius, brun von Querfurt,<br />
heinrich von Finnland usw., wenn die „heiden“ nur darauf warteten,<br />
den überlegenen Monotheismus anzunehmen? „eine recht häufig praktizierte<br />
Form war die Gewaltmission… der militärischen Unterwerfung<br />
folgte die zwangstaufe.“ 4 Faktisch wurde eines der germanischen reiche<br />
nach dem anderen durch eine entscheidung der politischen Führungsschicht<br />
(Königtum und adel) zum arianischen oder katholischen<br />
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