Auszüge - Bachmann Verlag
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kerinnen wie etwa Margarete Porete endeten als Ketzer auf dem scheiterhaufen,<br />
viele mußten genaue Prüfungen über sich ergehen lassen,<br />
einige gelangten nach dem tode durch päpstliche heiligsprechung zur<br />
ehre der altäre. berühmte charismatikerinnen des 14. und 15. Jahrhunderts<br />
wie Johanna von Orléans oder Domenica da Paradiso, aber<br />
auch sonstige Frauen wie die schwester Kaiser Maximilians i., denunzierten<br />
Geschlechtsgenossinnen, die auch als begnadete gelten wollten,<br />
als betrügerinnen 72 .<br />
Pieronne, eine bretonische Mystikerin, die mit Johanna von Orléans<br />
in Kontakt stand, „behauptete und beschwor, daß ihr Gott oft<br />
in menschlicher Gestalt erscheine und zu ihr wie ein Freund zum<br />
anderen spräche. Und das letzte Mal, als sie ihn sah, war er mit einer<br />
langen, weißen Robe bekleidet und hatte ein rotes Übergewand darunter<br />
(was wie Gotteslästerung wirkt). Sie wollte das nie zurücknehmen,<br />
das zu behaupten, nämlich daß sie Gott so bekleidet sähe. Deshalb<br />
wurde sie am vorher genannten Tag dazu verurteilt, verbrannt<br />
zu werden, und das wurde sie auch, wobei sie starb, ohne von ihrer<br />
Aussage abzuweichen…“<br />
(Journal d’un bourgeois de Paris zum Jahre 1430 [c. 548])<br />
Viele von Mystikerinnen verfaßte autobiographische oder meditative<br />
texte wurde auch von nicht charismatisch begabten Gläubigen<br />
gelesen und abgeschrieben, wurden ein teil der allgemeinen Frömmigkeitsliteratur.<br />
Die bildende Kunst nahm einzelne Visionen als Grundlage<br />
für bestimmte ikonographische Themen; so gestaltete man im 15.<br />
Jahrhundert allgemein die Geburt christi nach einer schilderung der<br />
birgitta von schweden. aber auch ganz generell gingen Motive aus den<br />
mystischen erfahrungen in die Gestaltung jener szenen ein, die den<br />
Gläubigen der göttlichen Person gegenüber schildern.<br />
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