Download (PDF, 0.4 MB) - Der Schulden-Kompass
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SCHULDEN-KOMPASS | TEILANALYSE D | 2.<br />
“Ich habe für meinen Freund einen Computer zum Geburtstag bestellt im Wert von 1.000 Euro.<br />
Dann war ich so doof und habe einen Telefonanschluss mit Internetanschluss gemacht. Mein Lebensgefährte<br />
war viel im Internet wegen Arbeitssuche. Das kostet Geld ohne Ende. Irgendwann kam<br />
dann eine Telefonrechnung von 2.500 Euro und die konnte ich nicht bezahlen.“<br />
Im extremen Fall wird die emotionelle Abhängigkeit der Frauen für betrügerische Aktivitäten der<br />
Beziehungspartner ausgenutzt. Die können sich darin ausdrücken, dass aufgrund von negativen<br />
SCHUFA-Einträgen bei den Männern, die Frauen zu Kontoeröffnungen und zum Abschluss von<br />
Kreditverträgen überredet werden, für die sich die Männer Vollmachten ausstellen lassen. Es kann zu<br />
Bestellungen kommen, die die Männer namens ihrer Ehefrauen durchführen. Es kann zum Kauf von<br />
Eigentumswohnungen führen, deren Hypotheken dann von den Frauen getilgt werden müssen.<br />
„Er brauchte unbedingt ein Konto, schufamäßig sei zwar alles geklärt, nur die negativen Einträge in<br />
der SCHUFA seien noch nicht raus. Überbrückungsweise machst du ein Einzelkonto und gibst mir<br />
eine Vollmacht. Das Konto wurde mit minus 8.000 Euro aufgemacht, es sollte auf Null zurückgeführt<br />
werden. Er brauchte im Prinzip Geld. Er hat zwischenzeitlich auch gut verdient, mit 15.000 Euro<br />
brutto habe ich mir da keine Sorgen gemacht, bis ich dann gemerkt habe, dass die Gerichtsvollzieher<br />
das zweite oder dritte Mal hier waren.“<br />
„Ich wusste nicht, dass die Wohnung auf meinen Namen läuft. Mein Mann hat sich auch bei<br />
Premiere angemeldet, die haben uns einen Decoder geschickt. Das ging auf meinen Namen, das<br />
wusste ich auch nicht. Bis die erste Rechnung kam und die war gleich über 300 Euro.“<br />
Neben Bankschulden häufen sich daher bei Frauen in stärkerem Maße Mietschulden und <strong>Schulden</strong><br />
beim Versandhandel.<br />
Scham und die Tabuisierung des <strong>Schulden</strong>themas ist auch bei den jungen Frauen ein häufig zu beobachtender<br />
Verdrängungsmechanismus, der eng korreliert ist mit der Verweigerung, das eigene<br />
Scheitern einzugestehen, da häufig auch die Eltern oder zumindest ein Elternteil gegen die Partnerund<br />
Lebenswahl der Töchter eingestellt gewesen ist. Selbstzuschreibungen der Schuld an der Überschuldungssituation<br />
sind daher bei Frauen nicht selten.<br />
Stärker als bei den Männern ist bei den Frauen ein aktiver Abnabelungsversuch von der Überschuldungssituation<br />
zu erkennen, der an der Trennungsinitiative abzulesen ist sowie an dem aktiven<br />
Bemühen der <strong>Schulden</strong>regulierung. Auch bei den Frauen sind somit in noch deutlicherem Maße als<br />
bei den Männern klare Konturen des Versuchs der Identitätskonstruktion zu erkennen, die in ähnlicher<br />
Weise von einem Ungleichgewicht zwischen protektiven und Risikofaktoren gekennzeichnet sind.<br />
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