Download (PDF, 0.4 MB) - Der Schulden-Kompass
Download (PDF, 0.4 MB) - Der Schulden-Kompass
Download (PDF, 0.4 MB) - Der Schulden-Kompass
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
SCHULDEN-KOMPASS | TEILANALYSE D | 1.<br />
Einleitung<br />
Auch wenn die <strong>Schulden</strong>summen bei rd. der Hälfte der jungen Erwachsenen unter 5.000 Euro<br />
liegen, stehen die Startbedingungen für diese Gruppe unter einem unglücklichen Vorzeichen.<br />
Bekannt ist, dass diese Überschuldungssituationen vorrangig durch Telekommunikationsschulden,<br />
durch <strong>Schulden</strong> in Zusammenhang mit der Kreditfinanzierung von im Wesentlichen Motorrädern<br />
und Pkws sowie durch Bestellungen beim Versandhandel hervorgerufen werden.<br />
Zwar gibt es auch generelle Hypothesen zur Schwelle vom Jugendstatus zum Erwachsenenalter, zum<br />
Wertewandel, zur Motivationsstruktur und ökonomischen Situation junger Menschen, diese Informationen<br />
sind bislang aber nicht zu einem Ansatz zur generellen <strong>Schulden</strong>prävention entwickelt<br />
worden. Die folgende Pilotstudie für den <strong>Schulden</strong>-<strong>Kompass</strong> 2005 ist als erster Ansatz in diese<br />
Richtung zu verstehen.<br />
1. Datengrundlage und theoretischer Ansatz aus der Entwicklungspsychologie<br />
In Kooperation und mit Unterstützung von fünf Schuldnerberatungsstellen sind im Zeitraum von<br />
August bis Oktober 2005 in vier verschiedenen Regionen Deutschlands 13 junge Frauen und sieben<br />
junge Männer mittels eines biografischen Interviews befragt worden. Die Gesprächspartner waren<br />
zwischen 19 und 25 Jahre alt. Die Gesprächspersonen wurden von den SchuldnerberaterInnen kontaktet<br />
und zu dem Interview eingeladen.<br />
<strong>Der</strong> Verlauf der Persönlichkeitsentwicklung und vor allem die Umbrüche im Jugend- und jungen<br />
Erwachsenenalter können entwicklungspsychologisch als Weg zur Autonomie verstanden werden.<br />
<strong>Der</strong> Autonomiebegriff wird dabei von verschiedenen Wissenschaftlern durchaus unterschiedlich<br />
verwendet. Bei Erik Erikson entsteht Autonomie bereits im frühkindlichen Alter (2-3 Jahre) und hängt<br />
mit der ersten Ausprägung des eigenen Willens zusammen. Besonders wichtig ist der von Erikson<br />
herausgearbeitete Gegensatz von Autonomie vs. Scham und Zweifel. Bei Jean Piaget setzt Autonomie<br />
frühestens ab dem 10. Lebensjahr ein und beschreibt die Entwicklung des Bewusstseins mit<br />
der Erkenntnis, dass Regeln ausgehandelt werden können. Lawrence Kohlberg legt das Auftreten<br />
von Autonomie zeitlich nicht fest, sondern geht davon aus, dass es erst auf höheren Stufen der<br />
moralischen Entwicklung erfolgt.<br />
Wir halten den theoretischen Ansatz von Jane Loevinger für die Beschreibung der Entwicklung von<br />
Jugendlichen zu jungen Erwachsenen, von heteronom bestimmten Personen zur autonomen<br />
Persönlichkeit für besonders geeignet. Vor allem deshalb, weil sich nach Loevinger Autonomie erst<br />
in einem allmählichen, komplexen Prozess entwickelt. Autonomie stellt bei ihr die achte von neun<br />
Stufen der Ich-Entwicklung dar und tritt kaum je vor Anfang 20 auf. Sie ist ablesbar an:<br />
162<br />
• einer hohen kognitiven Komplexität<br />
• einer hohen Ambiguitätstoleranz, d.h. die Ambivalenz des Lebens ertragen zu können<br />
• der Erkenntnis statt der Projektion innerer Konflikte<br />
• der Übernahme von Eigenverantwortung