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SCHULDEN-KOMPASS | TEILANALYSE D | 1. | 2.<br />

Die Entwicklung zur Autonomie ist immer ein störungsanfälliger Prozess, bei dem zwischen der Ich-<br />

Entwicklung und sozialen Einflussfaktoren komplexe Zusammenhänge bestehen. Protektiv wirkende<br />

Einflussfaktoren sind u.a. die „sichere Gebundenheit“(Jon Bowlby) bzw. das „Urvertrauen“ (Erikson)<br />

als positiv wirkende Einflussfaktoren. Des weiteren die „Resilienz“, d.h. das Vorliegen von Kräften<br />

und Bewältigungskompetenzen, die die Widerstandsfähigkeit ausmachen. Dazu gehören positives<br />

Selbstbild, internale Kontrollüberzeugungen, vielfältige Interessen, konstruktive Problemlösungsfähigkeiten,<br />

materielle Ressourcen und soziale Kompetenz .<br />

Risikofaktor für die Entwicklung ist dagegen die „Vulnerabilität“, d.h. die Empfindlichkeit gegenüber<br />

belastenden Bedingungen. Zu den Risikofaktoren gehören angespannte Beziehungen zwischen<br />

den Eltern, eine schlechte Interaktionsqualität in der Familie, häufiges Miterleben häuslichen Streits,<br />

gewaltbetonter elterlicher Erziehungsstil, emotionale Vernachlässigung, aber auch Probleme in Form<br />

von Regelübertretungen, dissoziales Verhalten und psychische Probleme.<br />

<strong>Der</strong> von Erikson als zentrale Krise des Jugendalters formulierte Gegensatz „Identität vs. Identitätsdiffusion“<br />

ist durch den Modernisierungsprozess der Gesellschaft zu einem Konflikt zwischen Identitätskonstruktion<br />

vs. Identitätsdiffusion geworden.<br />

Überschuldung von jungen Erwachsenen kann deshalb auch als misslungene Identitätskonstruktion<br />

verstanden werden, als Ergebnis eines Prozesses bei dem die Vulnerabilität größer ist als die Resilienz.<br />

Diese Begrifflichkeiten machen auch deutlich, dass Überschuldung nicht monokausal auf die Persönlichkeit<br />

eines jungen Erwachsenen zurückgeführt werden kann, sondern das Ergebnis eines komplexen<br />

Prozesses zwischen sich entwickelnder Persönlichkeit, sozialem Umfeld und Gesellschaft ist.<br />

2. Verschuldungsmotivation und Lebenslagen von überschuldeten Jugendlichen<br />

Die Prävention der Überschuldung kann im Wesentlichen zum einen a) durch die Erhöhung der<br />

finanziellen Kompetenz und Alltagsbewältigungsfähigkeit bei den Nachfragern und Nutzern von<br />

Finanzdienstleistungen erfolgen, zum anderen b) durch ein verantwortliches Kreditvergabeverhalten<br />

von Anbietern, und zum dritten c) durch entsprechende Regelungen und Richtlinien des<br />

Gesetzgebers. Im Rahmen dieses Pilotprojektes interessiert vor allem die Erhöhung der finanziellen<br />

Kompetenz von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, da ihre finanzielle Allgemeinbildung<br />

einer Vielzahl von Studien zufolge als defizitär einzustufen ist. Die „Schere“ zwischen finanzieller<br />

Allgemeinbildung und Finanzkraft scheint sich dabei weiter zu öffnen.<br />

Finanzkraft der 6- bis 17-Jährigen<br />

Die Mehrzahl der Kinder und Jugendlichen in Deutschland verfügt in Relation zu ihrem Alter bereits<br />

über eine beträchtliche Finanzkraft. So erhalten die 6- bis 12-Jährigen an Taschengeld und sonstigen<br />

Geldzuwendungen insgesamt im Jahr 2005 1,44 Mrd. Euro. Die rund 7,5 Millionen Jugendlichen im<br />

Alter von 13 bis 17 Jahren haben im Jahr 2005 sogar Einnahmen aus Jobs, Taschengeld und<br />

Geldgeschenken von rund 5,1 Mrd. Euro.<br />

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