Shell Lkw-Studie bis 2030
Shell Lkw-Studie bis 2030
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II TyPEN, FLOTTEN, NEUZULASSUNGEN<br />
schlepper oder Sattelzugmaschinen bauartbedingt nicht<br />
selbst zum Transport der Güter bestimmt, sondern tragen nur<br />
das Gewicht des Sattelaufliegers. Sattelzugmaschinen bilden<br />
deshalb eine eigene Fahrzeugkategorie. Zusätzlich sind<br />
Lastzüge – auch als Glieder- oder Hängerzüge bezeichnet<br />
– als eine weit verbreitete <strong>Lkw</strong>-Fahrzeugkombination zu<br />
nennen. Eine solche Kombination setzt sich zusammen aus<br />
einem <strong>Lkw</strong> als Zugfahrzeug – auch Motorwagen genannt<br />
– und einem ebenfalls Ladung transportierenden Anhänger.<br />
Das Haupteinsatzgebiet der Sattel- und Gliederzüge ist der<br />
Fernverkehr. Unterschiedliche Ausstattungen und Aufbauten<br />
eröffnen den Fahrzeugen ein breites Einsatzspektrum.<br />
Als dritte Gruppe sind die leichten Nutzfahrzeuge unter 3,5<br />
Tonnen zu nennen, die sich zu einem bedeutenden Anteil aus<br />
Pkw-ähnlichen Fahrzeugen zusammensetzt. Auch sie werden<br />
den <strong>Lkw</strong> zugerechnet. Aufgrund ihrer gewachsenen Bedeutung,<br />
insbesondere bei der Warenauslieferung, werden sie im<br />
Weiteren als eigene, güterverkehrsrelevante Fahrzeugkategorie<br />
betrachtet.<br />
In der amtlichen Verkehrs- und Fahrzeugstatistik werden<br />
Nutzfahrzeuge nach ihrem zulässigen Gesamtgewicht<br />
klassifiziert. Das zulässige Gesamtgewicht steht dabei für die<br />
Summe aus Leergewicht eines Fahrzeugs oder Fahrzeugkombination<br />
zuzüglich maximal zulässiger Zuladung. Im Folgenden<br />
beziehen sich alle Gewichtsangaben stets auf das<br />
zulässige Gesamtgewicht (zGG).<br />
In Deutschland werden Güterkraftfahrzeuge heute grob in vier<br />
Gewichtsklassen unterteilt (siehe Tabelle 6). 26) Die einzelnen<br />
Klassen gehen hervor aus historischen und aktuellen rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen für den Fahrzeugbetrieb (Führerscheinklasse,<br />
Lenk- und Ruhezeiten, Mautpflicht). Weitere<br />
Unterscheidungen betreffen Achszahl und -gewicht sowie die<br />
Ausmessungen der Fahrzeuge. Im Lauf der Jahre nahmen<br />
Größe und Gewicht der Fahrzeuge immer weiter zu. Die<br />
„Königsklasse“ des Straßengüterverkehrs wird heute vom<br />
40-Tonner mit maximal 18,75 Metern Länge definiert.<br />
Zusätzlich zu den Gewichtsklassen werden Sattelzugmaschinen<br />
aufgrund ihrer technischen Besonderheit in der Verkehrs-<br />
und Fahrzeugstatistik als gesonderte Klasse ausgewiesen.<br />
Darüber hinaus gibt es eine gröbere internationale Klassifizierung<br />
N1 <strong>bis</strong> N3 für Nutzfahrzeuge: N1 für Fahrzeuge <strong>bis</strong> zu<br />
3,5 Tonnen, N2 für <strong>bis</strong> zu 12 Tonnen und N3 für über 12<br />
Tonnen zulässigen Gesamtgewichts. Darüber hinaus existieren<br />
weitere Klassifizierungen der Fahrzeuge nach ihrem Gesamtgewicht,<br />
die jedoch nicht harmonisiert oder einheitlich in<br />
Europa verfolgt werden.<br />
2.2 NutZFAhRZeuGe iN euROPA<br />
In der EU ist in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten ein<br />
europäischer Binnenmarkt für Verkehrsdienstleistungen vor<br />
allem im Straßengüterverkehr entstanden. Grenzüberschreitender<br />
Güterkraftverkehr, Transitverkehre, Kabotagefahrten<br />
26) Vgl. Straßenverkehrszulassungsverordnung § 29, Anlage VIII.<br />
gehören zum alltäglichen Erscheinungsbild im Gütertransport<br />
auf Deutschlands Straßen. Doch nicht nur der Güterkraftverkehr,<br />
auch die Automobilwirtschaft und -produktion Deutschlands<br />
sind europaweit organisiert und tief integriert. Für eine<br />
bessere Einschätzung der Perspektiven des motorisierten<br />
Straßengüterverkehrs in Deutschland empfiehlt sich daher<br />
zunächst ein Blick auf die Fahrzeugbestände und Neuzulassungen<br />
in der EU bzw. der größten europäischen Nachbarländer.<br />
Fahrzeugbestand<br />
Der Bestand an Nutzfahrzeugen in der EU-27 belief sich am<br />
1. Januar 2008 auf ca. 33 Mio. Einheiten. Dabei wird die<br />
europäische Nutzfahrzeugflotte mit 27 Mio. Einheiten oder<br />
82 % von leichten Nutzfahrzeugen dominiert. Weniger als ein<br />
Fünftel oder 6 Mio. Fahrzeuge gehören der Fahrzeugklasse<br />
über 3,5 Tonnen an. Den größten Fahrzeuggesamtbestand<br />
weisen Frankreich, Spanien und Italien auf. Deutschland liegt<br />
mit 2,5 Mio. Fahrzeugen hinter Großbritannien und Polen an<br />
sechster Stelle:<br />
GRÖSSTE 7 GRöSSte NUTZFAHRZEUGFLOTTEN NutZFAhRZeuGFlOtteN IN DER EU<br />
(2008) iN deR eu (2008)<br />
6 Mio.<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
F E I GB PL D NL<br />
Quelle: Eurostat (2009); eigene Berechnung<br />
über 3,5 Tonnen<br />
<strong>bis</strong> 3,5 Tonnen<br />
Bei den Nutzfahrzeugen über 3,5 Tonnen steht Deutschland<br />
mit 738 Tsd. Fahrzeugen hinter Italien und vor Polen an<br />
zweiter Stelle. Allerdings ist das Nutzfahrzeugsegment über<br />
3,5 Tonnen sehr breit definiert, sodass daraus kaum Rückschlüsse<br />
auf Größe und Leistungsfähigkeit der jeweiligen<br />
Länderflotten im Straßengüterfernverkehr möglich sind.<br />
Die uneinheitliche länderspezifische Zulassungspraxis von<br />
Nutzfahrzeugen wird auch in den starken Unterschieden des<br />
Verhältnisses von leichten Nutzfahrzeugen zu <strong>Lkw</strong> und<br />
Sattelzugmaschinen über 3,5 Tonnen der einzelnen Länder<br />
deutlich. Während für Deutschland und Polen das Verhältnis<br />
ca. 70:30 beträgt, weisen Frankreich, Spanien, Großbritannien<br />
ein Verhältnis von mehr als 85:15 auf. Zudem enthalten<br />
die Bestandszahlen teilweise Fahrzeuge der Kategorie<br />
sonstige Kraftfahrzeuge. Darunter fallen Müllwagen, Polizei-,<br />
Feuerwehr-, Zivilschutz- und andere Kraftfahrzeuge. Diese<br />
werden in der nationalen Fahrzeugstatistik für Deutschland<br />
jedoch wiederum getrennt ausgewiesen.<br />
NEUZULASSUNGEN 8 NeuZulASSuNGeN VON VON LKW lkw IN iN<br />
BESTAND 9 BeStANd AN lkw LKW uNd UND SAttelZuGMASChiNeN<br />
SATTELZUGMASCHINEN<br />
AUSGEWÄHLTEN AuSGewählteN LÄNDERN läNdeRN EUROPAS euROPAS<br />
AM iN 1.1.2010 deutSChlANd AM 1.1.2010<br />
500 Tausend<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
200 Tausend<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009<br />
D GB I PL F NL E<br />
1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009<br />
Quelle: ACEA (2009)<br />
BIS 3,5 TONNEN<br />
ÜBER 3,5 TONNEN<br />
Neuzulassungen<br />
Die Zulassungszahlen für Güterkraftfahrzeuge spiegeln – weit<br />
stärker als die Bestandszahlen – den stark von der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung abhängigen Transportmarkt wider. Hier hat<br />
die Finanz- und Wirtschaftskrise deutliche Spuren hinterlassen.<br />
Im letzten Berichtsjahr 2009 lagen die Neuzulassungen von<br />
Nutzfahrzeugen in der EU-27 bei 1,7 Mio. Einheiten; im<br />
letzten Normaljahr 2007 waren es noch rund 2,9 Mio.<br />
Neufahrzeuge.<br />
Über alle Fahrzeugklassen verzeichnete Frankreich im Jahre<br />
2007 die höchsten Neuzulassungszahlen mit 557 Tsd.<br />
Neufahrzeugen; an zweiter Stelle lag Großbritannien mit<br />
409 Tsd. Einheiten. An dritter Stelle folgte bereits Deutschland<br />
mit knapp 400 Tsd. Nutzfahrzeugen. Spanien und Italien,<br />
deren Bestand größer als der Deutschlands ist, wiesen<br />
dagegen geringere Neuzulassungen in Höhe von 356 Tsd.<br />
und 304 Tsd. Fahrzeugen aus. Im Jahre 2009 sind die<br />
Neuzulassungszahlen in der EU-27 um über 1 Mio. Fahrzeuge<br />
zurückgegangen. Sowohl in Deutschland als auch in<br />
Frankreich haben sich die Neuzulassungen um mehr als<br />
100 Tsd. reduziert, sodass Deutschland trotz deutlichen<br />
Rückgangs mit 276 Tsd. Nutzfahrzeugen hinter Frankreich mit<br />
437 Tsd. Fahrzeugen zu den größten Nutzfahrzeugmärkten<br />
innerhalb der EU zählt.<br />
Sattelzugmaschinen (170.911)<br />
über 12 Tonnen<br />
(190.207)<br />
7,5 <strong>bis</strong> 12 Tonnen<br />
(68.842) 3%<br />
3,5 <strong>bis</strong><br />
7,5 Tonnen<br />
(276.952)<br />
Quelle:<br />
Kraftfahrt-Bundesamt<br />
(2009/2010)<br />
11%<br />
7%<br />
7%<br />
72 %<br />
Betrachtet man die Neuzulassungen getrennt nach Fahrzeugen<br />
über 3,5 und unter 3,5 Tonnen, zeigt sich ein anderes Bild.<br />
Zwar stellen auch bei den Neuzulassungen leichte Nutzfahrzeuge<br />
mit durchschnittlich 75 % den größten Anteil aller<br />
Segmente. Während die überwiegende Anzahl der Länder<br />
einen Anteil bei leichten Nutzfahrzeugen von 70 <strong>bis</strong> 85 %<br />
aufweisen, liegt er in Deutschland und Polen – jeweils einschließlich<br />
sonstiger Fahrzeuge – wesentlich geringer bei nur<br />
55 %. Bei den <strong>Lkw</strong> und Sattelzugmaschinen über 3,5 Tonnen<br />
ist Deutschland jedoch der mit Abstand größte Fahrzeugmarkt.<br />
Der deutsche Anteil an den europäischen Neuzulassungen lag<br />
in den letzten Jahren bei über einem Viertel (vgl. Abbildung 8).<br />
2.3 NutZFAhRZeuGe iN deutSChlANd<br />
20/21<br />
<strong>bis</strong> 3,5 Tonnen<br />
(1.849.098)<br />
Fahrzeugbestand<br />
Am 1. Januar 2010 betrug der gesamte Fahrzeugbestand in<br />
Deutschland gut 2,5 Mio. Nutzfahrzeuge. 27) Die leichten<br />
Nutzfahrzeuge stellten mit 1,8 Mio. Einheiten oder 72 % den<br />
größten Anteil der deutschen Flotte; gefolgt von den leichten<br />
<strong>Lkw</strong> <strong>bis</strong> 7,5 Tonnen mit 11 %. Mit knapp 69 Tsd. Fahrzeugen<br />
und 3 % machen die nicht mautpflichtigen schweren <strong>Lkw</strong> <strong>bis</strong><br />
12 Tonnen die kleinste Klasse aus. Die häufig in Lastzügen<br />
eingesetzten schweren <strong>Lkw</strong> über 12 Tonnen und Sattelzugmaschinen<br />
sind beide mit rund 7 % in etwa gleich stark vertreten.<br />
Ihre absolute Anzahl beträgt 190 Tsd. <strong>Lkw</strong> und 171 Tsd.<br />
Sattelzugmaschinen (vgl. Abbildung 9).<br />
Der Fahrzeugbestand hat <strong>bis</strong> 2002 ein ständiges Wachstum<br />
erfahren. Seitdem ist jedoch eine Seitwärtsbewegung mit nur<br />
leicht ansteigenden Bestandszahlen zu verzeichnen. Aufgrund<br />
einer veränderten Zählungssystematik weist die Bestandsstatistik<br />
zudem zur Jahreswende 2007/08 einen Bruch auf.<br />
Vorübergehende Stilllegungen und Außerbetriebsetzungen<br />
von Fahrzeugen am Stichtag – zum Beispiel wegen Saisonbetriebs<br />
oder Wiederverkaufs – werden seitdem nicht mehr zum<br />
Bestand gerechnet. Hierdurch wird der Fahrzeugbestand ab<br />
2008 um <strong>bis</strong> zu 12 % niedriger ausgewiesen. 28)<br />
27) Ohne sonstige Fahrzeuge; in der nationalen Statistik können die Nutzfahrzeuge ohne<br />
die sonstigen Fahrzeuge betrachtet werden.<br />
28) Vgl. Kraftfahrt-Bundesamt, Der Fahrzeugbestand am 1.1.2008, Pressemitteilung<br />
Nr. 4/2008, Flensburg, 23.1.2008 sowie Ulrich Borchers, Fachartikel: Alter der<br />
Fahrzeuge, Stand 3.12.2008, Kraftfahrt-Bundesamt (Hrsg.), Flensburg, 21.4.2009.