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Shell Lkw-Studie bis 2030

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IV ANTRIEBE, KRAFTSTOFFE, TECHNIK<br />

4.5 hyBRid- uNd elektROANtRieB<br />

In der jüngeren Vergangenheit ist es zu einer immer stärkeren<br />

Elektrifizierung und Hybridisierung des Antriebsstrangs<br />

gekommen. Von Hybridtechnologie und Elektromobilität<br />

werden große technologische Impulse für die Fahrzeugentwicklung<br />

erwartet.<br />

Hybridtechnologie zeichnet sich durch zwei Motoren, einen<br />

Elektromotor und einen Verbrennungsmotor sowie zwei<br />

Energiespeicher (einen Kraftstofftank und einen Akkumulator)<br />

aus. Mit diesen Komponenten sind verschiedenste Fahrzeugkonfigurationen<br />

möglich, denn beim Hybrid müssen mehrere<br />

Varianten unterschieden werden (siehe Abbildung 26).<br />

So können die Fahrzeuge zum einen nach der Art der<br />

Kombination von Elektromotor und Verbrennungsmotor in<br />

serielle, parallele und Mischhybride und zum anderen nach<br />

der Leistungsfähigkeit des Elektromotors in Micro-, Mild-,<br />

Full- und Plug-in-Hybride eingeteilt werden. Allen Kombinationen<br />

ist jedoch gemeinsam, dass sie mit dem Ziel konstruiert<br />

sind, Kraftstoff einzusparen und eingesetzte Energie effizient<br />

zu verwenden.<br />

Mit dem gleichen Ziel wird die Entwicklung von reinen<br />

Elektrofahrzeugen vorangetrieben. Diese Fahrzeuge werden<br />

ausschließlich mit einem Elektromotor angetrieben und<br />

26<br />

hyBRidteChNik<br />

Verbrennungsmotor und Elektromotor wirken gemeinsam<br />

auf die Antriebswelle. Bei Leistungsspitzen werden Verbrennungsmotor<br />

und Elektromotor gemeinsam mit hoher Leistung<br />

betrieben. So ist es möglich, Verbrennungs- und Elektromotor<br />

jeweils kleiner und sparsamer auszulegen. Diese Technologie<br />

erfordert eine komplizierte Leistungselektronik sowie ein<br />

Getriebe und kommt bei heutigen Hybrid-<strong>Lkw</strong> bevorzugt zur<br />

Anwendung.<br />

verfügen über einen Akkumulator als Energiespeicher. Da<br />

Hybrid- und Elektrofahrzeuge Technologien wie Elektromotor<br />

und Akkumulator teilen, können sie auch von ähnlichen<br />

Vorteilen profitieren, haben andererseits aber auch Nachteile,<br />

die minimiert werden müssen. Neben dem Vorteil der<br />

geringeren Schadstoffemissionen vor allem bei einer rein<br />

elektrischen Betriebsweise – diese erlaubt je nach der Form<br />

der Hybridisierung nur eine begrenzte Entfernung zurückzulegen<br />

– sind als Nachteile insbesondere die Kosten und Alltagstauglichkeit<br />

heutiger Batteriesysteme zu nennen.<br />

Als alternative Antriebsform stehen Hybrid- und Elektroantrieb<br />

im Nutzfahrzeugbereich erst am Anfang ihrer Entwicklung.<br />

Diese Tatsache bestätigt sich auch in den Zulassungszahlen<br />

von 79 Hybrid- und 874 Elektro-Nutzfahrzeugen in allen<br />

Fahrzeugklassen zum 1. Januar 2009. 73) Im Gegensatz zum<br />

Pkw-Bereich werden im Nutzfahrzeugbereich noch keine<br />

Hybridfahrzeuge serienmäßig angeboten. Das Angebot<br />

beschränkt sich noch auf einige Vorserienfahrzeuge und<br />

Prototypen.<br />

Für verschiedene Hybridkonzepte und Fahrzeugklassen<br />

ergeben sich unterschiedliche Kraftstoffeinsparungspotenziale;<br />

diese sind in Tabelle 27 auf der nächsten Doppelseite brutto,<br />

73) Vgl. Kraftfahrt-Bundesamt, Fahrzeugzulassungen – Bestand, Emissionen, Kraftstoffe,<br />

a.a.O., S. 28.<br />

FuNktiONSPRiNZiP deS PARAllel-hyBRidS FuNktiONSPRiNZiP deS ReiheN-hyBRidS MiSChFORMeN<br />

Tank<br />

Batterie<br />

Elektrische<br />

Leistungsübertragung<br />

Verbrennungsmotor<br />

Elektronisches<br />

Steuergerät<br />

Elektromotor/<br />

Generator<br />

Getriebe<br />

Mechanische<br />

Leistungsübertragung<br />

Räder<br />

Achse/<br />

Differential<br />

Räder<br />

Tank<br />

Verbrennungsmotor<br />

Generator<br />

Elektronisches<br />

Steuergerät<br />

Elektrische<br />

Leistungsübertragung<br />

Batterie<br />

Elektromotor/<br />

Generator<br />

Mechanische<br />

Leistungsübertragung<br />

Räder<br />

Achse/<br />

Differential<br />

Räder<br />

Der Verbrennungsmotor treibt ausschließlich einen Generator<br />

an, dessen elektrische Energie direkt dem Elektromotor oder<br />

dem Akkumulator zugeführt wird. Der Verbrennungsmotor<br />

ist vergleichsweise schwach ausgelegt, da Leistungsspitzen<br />

durch Energie aus dem Akku abgefedert werden. Der Elektromotor<br />

muss dagegen so stark sein, dass er alle Leistungsanforderungen<br />

des Fahrzeuges bedienen kann. Beim<br />

seriellen Hybrid, wie er in Stadtbussen zum Einsatz kommt,<br />

ist kein Getriebe notwendig.<br />

das heißt ohne Gegenrechnung von Fahrstrom, dargestellt.<br />

Danach ergeben sich für den Einsatz im städtischen Liefer- und<br />

Verteilerverkehr durchschnittliche Einsparpotenziale im<br />

Vergleich zum konventionellen Diesel von etwa 5 % für die<br />

Start-Stopp-Automatik, von 20 <strong>bis</strong> 30 % für Voll-Hybridfahrzeuge,<br />

<strong>bis</strong> hin zu 40 % für Plug-in-Hybridfahrzeuge. Prinzipiell<br />

lässt sich ableiten, dass sich die Kraftstoffeinsparungen<br />

erhöhen, wenn leistungsfähigere Akkus und Elektromotoren auf<br />

längeren Fahrabschnitten genutzt werden, ohne dass der<br />

Dieselmotor zugeschaltet werden muss, und wenn das<br />

Fahrmuster der Fahrzeuge häufige Starts und Stopps aufweist.<br />

Die Bemühungen zum Einsparen von Kraftstoff führen auch zu<br />

einem geringeren CO 2-Ausstoß von Hybrid- und Elektrofahrzeugen.<br />

Bei Hybridfahrzeugen entspricht die CO 2-Ersparnis<br />

der Kraftstoffersparnis und bewegt sich demnach im Rahmen<br />

von 5 <strong>bis</strong> 20 %.<br />

Bei Elektrofahrzeugen und Plug-in-Hybriden hängt die<br />

Treibhausgasbilanz von den Emissionen, die durch die<br />

Bereitstellung des Stromes entstehen, ab.<br />

Eine Beispielrechnung anhand eines leichten Nutzfahrzeuges<br />

verdeutlicht diesen Zusammenhang: Ein elektrisch betriebenes<br />

leichtes Nutzfahrzeug hat bei heutiger Technologie einen<br />

Stromverbrauch von etwa 0,3 kWh/km. Verrechnet man dies<br />

mit dem spezifischen CO 2-Ausstoß im deutschen Strommix<br />

von etwa 596 gCO 2 / kWh (Wert für 2006), dann erhält<br />

man CO 2-Emissionen von etwa 180 gCO 2 / km.<br />

Es gibt noch weitere Hybridformen, welche die Eigenschaften von parallelen und seriellen Hybriden durch den Einsatz<br />

komplexer Leistungselektronik und weiterer Getriebe variabel miteinander kombinieren:<br />

Micro-hybrid – Start-Stopp-Automatik<br />

Micro-Hybride sind mit einem sehr kleinen Elektromotor/-generator und einem Akku geringer Kapazität ausgestattet. Bei Stillstand wird<br />

der Verbrennungsmotor abgestellt und bei Weiterfahrt mit Hilfe des Elektromotors gestartet. Geringe Mengen der Bremsenergie können<br />

im Akku gespeichert und auch zum Betrieb von Nebenaggregaten verwendet werden. Die Verbrauchseinsparungen sind gering. Das<br />

Fahrzeug kann nur bei laufendem Verbrennungsmotor fahren.<br />

Mild-hybrid<br />

Mild-Hybrid-Fahrzeuge besitzen leistungsfähigere Elektromotoren und Akkus, die es ermöglichen, die Traktion zu unterstützen. Dabei<br />

unterstützt der Elektromotor den Verbrennungsmotor speziell beim Anfahren und Beschleunigen. Ein größerer Teil der Bremsenergie wird<br />

rekuperiert und für den weiteren Antrieb nutzbar gemacht. Der Antriebsstrang ist als Parallel-Hybrid ausgelegt.<br />

Voll-hybrid<br />

Ein Voll-Hybrid verfügt über leistungsfähige Elektromotoren und Akkus, die es ermöglichen, zeitweise bzw. über längere Strecken rein<br />

elektrisch zu fahren. Starke Elektromotoren und Akkus ermöglichen die Auslegung des Antriebsstranges als parallelen, seriellen oder<br />

Misch-Hybrid. Bremsenergie wird rekuperiert.<br />

Plug-in-hybrid<br />

Eine Sonderform der Hybrid-Fahrzeuge stellt der Plug-in-Hybrid dar. Dem Aufbau nach handelt es sich um einen Voll-Hybriden,<br />

der zur Ladung der Akkumulatoren nicht allein auf den fahrzeugeigenen Verbrennungsmotor, sondern auch auf extern erzeugten Strom<br />

(„aus der Steckdose“) zurückgreift.<br />

Quelle: Ricardo 2009, a.a.O., S.137ff.<br />

Verglichen mit dem durchschnittlichen CO 2-Ausstoß leichter<br />

Nutzfahrzeuge im Jahre 2005 auf Grundlage von Verbrauchsauswertungen<br />

– real ca. 230 gCO 2/km – bedeutete dies<br />

einen Rückgang der Treibhausgasemissionen von etwa 23 %.<br />

Ein Faktor, der die Life-Cycle-CO 2-Emissionen von Hybrid- und<br />

Elektrofahrzeugen zusätzlich belastet, ist der hohe Energieaufwand<br />

zur Herstellung der Batterien. Legt man diesen Energieaufwand<br />

für die Batterieherstellung auf die Fahrzeugkilometer<br />

eines elektrisch betriebenen leichten Nutzfahrzeuges um, so<br />

schlägt dieser Posten in Abhängigkeit von Fahrleistung und<br />

Lebensdauer der Batterien deutlich zu Buche.<br />

Als Richtwert gilt für heutige Bedingungen, dass reine Elektrofahrzeuge<br />

ein CO 2-Minderungspotenzial von etwa 15 <strong>bis</strong><br />

30 % haben. 74) Erst die Verfügbarkeit von großen Mengen<br />

CO 2-frei erzeugten Stromes wird dazu führen, dass Elektro-<br />

und Plug-in-Hybridfahrzeuge größere CO 2-Einsparungen<br />

erreichen können.<br />

Der Vorteil für die Nutzer dieser Fahrzeuge besteht somit erst<br />

einmal darin, die CO 2-Emissionen langfristig zu reduzieren<br />

und innerhalb eines zum Beispiel von einer Stadt festgelegten<br />

Gebietes vollkommen ohne Schadstoffemission fahren zu<br />

können.<br />

74) Vgl. Rolf Fischknecht, Marianne Lauenberger, Elektroauto – Königsweg oder<br />

Sackgasse? Arbeitskreis Umwelt MitarbeiterInnen Daimler AG, Präsentation,<br />

Sindelfingen 29.6.2009, S. 48.<br />

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