Shell Lkw-Studie bis 2030
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iii<br />
StRASSeNGüteRVeRkehR<br />
uNd uMwelt<br />
die Zahl der Nutzfahrzeuge ist in den vergangenen Jahren ebenso dynamisch gewachsen wie die<br />
Güterverkehrsleistung und die Fahrleistungen im Gütertransport. Straßengüterverkehr ist Voraussetzung<br />
für modernes wirtschaften, für arbeitsteilige Produktion und für handel. es liegt nahe, dass<br />
die im Straßengüterverkehr eingesetzten kraftfahrzeuge deutlich größer und schwerer als Pkw sind.<br />
Sie brauchen daher mehr Platz und verursachen mit ihrem höheren Gewicht zum teil deutlich höhere<br />
infrastrukturkosten. lkw und Sattelzugmaschinen sind lauter, verbrauchen mehr energie, emittieren<br />
mehr luftschadstoffe und treibhausgasemissionen als andere Fahrzeuge. und aufgrund ihres Bruttogewichts<br />
unterliegen sie höheren Sicherheitsanforderungen im Straßenverkehr.<br />
Der Nutzen von <strong>Lkw</strong>, Sattelzügen und leichten Nutzfahrzeugen<br />
für die Güterverteilung und die Versorgung der Bevölkerung<br />
ist unbestritten. Doch stehen ihm auch Nachteile gegenüber.<br />
Die gerechte Anlastung von Wegekosten und externen<br />
Kosten, Effizienzmaßnahmen und alternative Energieoptionen<br />
ebenso wie die wachsenden CO 2-Emissionen des Straßengüterverkehrs<br />
werden heute intensiv diskutiert. 29) Doch wohl<br />
kaum ein Thema hat die im Straßengüterverkehr eingesetzten<br />
Antriebstechnologien und Kraftstoffe in den vergangenen<br />
Jahren derart verändert wie die Luftreinhaltepolitik, deren<br />
Anforderungen immer strikter wurden. Dies war ein wichtiger<br />
Treiber für die starke qualitative Änderung von Antriebs- und<br />
Fahrzeugtechnik, aber auch Kraftstoffen.<br />
In diesem Kapitel sollen zunächst die relevanten Luftschadstoffe<br />
des Straßengüterverkehrs behandelt werden. Ergänzend<br />
dazu werden die bedeutendsten Regulierungen für die<br />
Luftreinhaltung sowie der Beitrag des Straßengüterverkehrs zu<br />
den Luftschadstoffemissionen anhand einiger Eckdaten<br />
vorgestellt. Danach werden die wichtigsten Regulierungen für<br />
verkehrsbedingte Quellemissionen, die Möglichkeiten ihrer<br />
technischen Implementierung sowie hierbei auftretende<br />
Zielkonflikte diskutiert.<br />
Abschließend werden Trends bei der Marktdurchdringung<br />
neuer emissionsmindernder Technologien über Neuzulassungen<br />
und Veränderungen in der Nutzfahrzeugflotte analysiert<br />
und ein mittelfristiger Ausblick auf die weitere Entwicklung<br />
vorgenommen.<br />
Die Themen Lärm, externe Kosten und Sicherheit stellen<br />
ebenfalls wichtige Umweltaspekte des Straßengüterverkehrs<br />
dar. Ihr Zusammenhang mit Antriebs- und Motortechnik ist<br />
jedoch weniger unmittelbar. Sie werden im Folgenden nicht<br />
weiter behandelt. Energie- und CO 2-bezogene Aspekte des<br />
Straßengüterverkehrs folgen in den nächsten beiden Kapiteln.<br />
3.1 luFtquAlität uNd StRASSeNVeRkehR<br />
Beim Einsatz von Kraftstoffen in Verbrennungsmotoren werden<br />
Schadstoffe freigesetzt; zum einen handelt es sich dabei um<br />
Luftschadstoffe, die sich direkt oder indirekt auf die lokale<br />
bzw. regionale Luftqualität auswirken; zum anderen entsteht<br />
bei der Verbrennung von Kohlenwasserstoffen das Treibhausgas<br />
Kohlendioxid (CO 2), ein global wirkendes Klimagas.<br />
Die Emission von Luftschadstoffen führt zu erhöhter Konzentration<br />
in der Atmosphäre und kann sich negativ auf Umwelt und<br />
29) Zur Internalisierung externer Kosten des Verkehrs vgl. beispielsweise Thomas Puls,<br />
Externe Kosten am Beispiel des deutschen Straßenverkehrs. Ökonomisches Konzept,<br />
politische Relevanz, praktische Möglichkeiten und Grenzen, Köln 2009.<br />
menschliche Gesundheit auswirken. Luftreinhaltung gehört<br />
deshalb seit Jahren zu den Hauptfeldern der nationalen und<br />
europäischen Umweltpolitik.<br />
So bildet die Verbesserung der Luftqualität einen Schwerpunkt<br />
des Umweltaktionsprogramms 2002-2012 der EU. 2005<br />
wurde als erste thematische Strategie des 6. EU-Umweltaktionsprogramms<br />
eine Strategie zur Luftreinhaltung angenommen.<br />
Danach sollten in der EU <strong>bis</strong> 2010 einheitliche Luftqualitätsstandards<br />
festgelegt werden. Wichtigster Baustein dieser<br />
Strategie ist die europäische Luftqualitätsrichtlinie (siehe<br />
Erläuterung EU-Luftqualitätspolitik auf der nächsten Seite). 30)<br />
Zusätzlich zu den in der EU-Luftqualitätsrichtlinie festgelegten<br />
Luftqualitätsstandards wurden quellbezogene Emissionsvorschriften<br />
erlassen – so auch für den Verkehrsbereich. Diese<br />
legen zum einen umweltbezogene Spezifikationen für<br />
Kraftstoffinhaltsstoffe fest und begrenzen zum anderen die<br />
wichtigsten Luftschadstoffe in den Abgasemissionen – deshalb<br />
auch limitierte Schadstoffe, das heißt diese Luftschadstoffe<br />
sind relevant für die Luftreinhaltung.<br />
ENTWICKLUNG 12<br />
eNtwiCkluNG AUSGEWÄHLTER AuSGewählteR EMISSIONEN<br />
DES STRASSENVERKEHRS eMiSSiONeN deS StRASSeNVeRkehRS<br />
1995–2008<br />
100%<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
24/25<br />
PM 10<br />
NOX<br />
0<br />
SO2<br />
1995 2000 2005 2008<br />
Quelle: Umweltbundesamt (2010); eigene Berechnungen<br />
Trotz steigender Fahrleistungen konnten die verkehrsbedingten<br />
Luftschadstoffemissionen in den vergangenen Jahren deutlich<br />
verringert werden. Den stärksten Rückgang verzeichneten seit<br />
Mitte der 1990er Jahre die Schwefeldioxidemissionen (SO 2)<br />
mit minus 99 %. Aber auch andere Schadstoffemissionen<br />
konnten deutlich reduziert werden – z.B. Kohlenmonoxid um<br />
zwei Drittel.<br />
30) Vgl. Europäisches Parlament/Rat, Richtlinie 2008/50/EG über Luftqualität und<br />
saubere Luft für Europa, in: Amtsblatt der Europäischen Union, L 152/1-44, Brüssel,<br />
11.6.2008.<br />
CO