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Kunqu - Jecklin & Co. AG

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K l A E n G E<br />

Das Magazin von <strong>Jecklin</strong>, Meisterzyklus und Zürcher Kammerorchester nr. 25 | März 2007 | Wert Fr. 4.50<br />

<strong>Kunqu</strong><br />

Chinesische Oper zu Gast in Zürich<br />

Murray Perahia bringt<br />

Flügel zum Singen<br />

Philippe Jarousskys<br />

helle Tessitura<br />

Daniel Fueter und<br />

Zürichs Musikleben


K o n z e r t O p e r Ta n z T h e a t e r K u n s t<br />

Wir danken<br />

Kanton Zürich<br />

Stadt Zürich<br />

Swiss Re<br />

Morgan Stanley Private<br />

Wealth Management<br />

Pricewaterhouse<strong>Co</strong>opers<br />

Supporter-Club<br />

der Zürcher Festspiele<br />

Zürcher Kantonalbank<br />

Zürich Tourismus<br />

15. J U N I B I S 10. J U L I 2007<br />

www.zuercher-festspiele.ch


Feuilles de Ton<br />

liebe Musikfreunde<br />

«Unsere Bestimmung ist», schrieb<br />

Hermann Hesse, «die Gegensätze richtig<br />

zu erkennen, erstens nämlich als<br />

Gegensätze, dann aber als Pole einer<br />

Einheit.» Und Heinrich Heine meinte:<br />

«Alle Dinge sind uns ja nur durch ihre<br />

Gegensätze erkennbar.»<br />

Chinesische Musik und europäische<br />

Musik klingen unterschiedlich, obwohl<br />

sie aus ähnlichen Prinzipien bestehen.<br />

Was ist das Einheitliche in der Gegensätzlichkeit<br />

dieser beiden Musiktraditionen?<br />

Zwischen der barocken Musik<br />

des Italieners Antonio Vivaldi und der<br />

zeitgenössischen Musik von Schweizer<br />

Komponisten bestehen Kontraste. Was<br />

ist das Verbindende zwischen diesen<br />

zeitlichen und geografischen Polen?<br />

«Gewohnheiten», sagen die Spanier,<br />

«sind zuerst Spinnweben, dann Drähte.»<br />

Die Begegnung mit fremden und mit<br />

zeitgenössischen Musikwelten eröffnet<br />

neue Hörerlebnisse auch in vertrauten<br />

und in barocken Musikwelten. Goethe<br />

schrieb: «In der Gewohntheit liegt das<br />

einzige Behagen des Menschen.» Aus<br />

dem Kontrast zwischen dem spanischen<br />

Volksmund und dem deutschen Klassiker<br />

wünschen wir Ihnen spannende und<br />

bereichernde Hörerlebnisse.<br />

Ihr <strong>Jecklin</strong>- und Ihr ZKO-Team<br />

Aus dem Inhalt<br />

<strong>Kunqu</strong> – Musiktheater aus dem Reich der Mitte<br />

Im Rahmen des Saison-Themas «Kontraste» gastiert beim ZKO<br />

ein chinesisches Opernensemble. Bei dieser Gelegenheit lässt<br />

sich entdecken, wie wesensverwandt die barocken Opern Europas<br />

und das traditionelle chinesische Musiktheater sind.<br />

Seite 4<br />

Europas und Chinas Musik: Anders, aber ähnlich<br />

Für europäische Ohren klingt die chinesische Musik recht fremd.<br />

Doch die Chinesen haben scheinbar keine Mühe, den Zugang zur<br />

europäischen Musik zu finden. Mark Schulze Steinen geht der<br />

Frage nach, warum dem so ist.<br />

Seite 8<br />

Vier neue Jahreszeiten<br />

Vivaldis «Vier Jahreszeiten» gehören zu den beliebtesten Kom-<br />

positionen der Musikgeschichte. Das ZKO hat vier zeitgenös-<br />

sische Komponisten beauftragt, jeweils eine Jahreszeit neu zu<br />

komponieren – als Kontrapunkt zum fast 300-jährigen Vorbild.<br />

Seite 14<br />

Bei <strong>Jecklin</strong> getroffen: Daniel Fueter<br />

Daniel Fueter ist Vorsitzender der Konferenz Musikhochschulen<br />

Schweiz, Rektor der Hochschule Musik und Theater Zürich, Präsident<br />

der Suisseculture, Komponist und Musiker. Im Interview<br />

erzählt er über seine Beziehung zur Musik – und zu Zürich.<br />

Seite 28<br />

Bei <strong>Jecklin</strong> am Empfang: Therese Bornhauser 10<br />

Artists Forum: Murray Perahia 12<br />

Die Apéro<strong>Co</strong>ncerts des ZKO 16<br />

ZKO- und <strong>Jecklin</strong>-news 17<br />

CD-Aktuell 19<br />

CD-Empfehlungen 21<br />

Aktuelle DVDs / Hörbücher 22 / 23<br />

Musikbücher 24<br />

Wettbewerb und Impressum 30<br />

Auftakt<br />

3


Hintergrund<br />

Musiktheater<br />

aus dem Reich der Mitte<br />

Die laufende Konzertsaison des ZKO steht unter dem Motto «Kontraste»<br />

– und findet mit dem Gastspiel eines chinesischen Opernensembles sowie einer<br />

konzertanten Aufführung von Haydns «l’isola disabitata» Anfang Juni einen<br />

ungewöhnlichen Höhepunkt.<br />

Das ZKO hat sich unter seinem neuen<br />

Chefdirigenten und Künstlerischen leiter<br />

Muhai Tang einiges vorgenommen.<br />

Den Zürchern zum Ausklang der Saison<br />

nun eine chinesische Oper zu präsentieren,<br />

bedarf aber schon einer gehörigen<br />

Portion Mut. Denn obwohl wir uns daran<br />

gewöhnt haben, dass Musiker wie die in<br />

dieser Saison auch beim ZKO gastierenden<br />

Pianisten lang lang und Yundi li<br />

oder der Cellist Jian Wang Spitzenleistungen<br />

auf dem Gebiet der europäischen<br />

Klassik vollbringen, wissen wir in der<br />

Regel herzlich wenig über die Musik im<br />

Reich der Mitte – ein Versäumnis, das es<br />

nach Meinung der ZKO-leitung dringend<br />

nachzuholen gilt.<br />

Und eben dazu gibt die erste schwei-<br />

zerische Aufführung einer chinesischen<br />

<strong>Kunqu</strong>-Oper, die mit ihrer 600-jährigen<br />

Geschichte eine der ältesten heute noch<br />

gepflegten Theaterformen überhaupt<br />

darstellt, am 9. Juni in der Zürcher Tonhalle<br />

Gelegenheit. Bei einem Kinderkonzert<br />

am folgenden Tag können dann die<br />

Jüngsten erste spielerische Erfahrungen<br />

mit der Musik und den Instrumenten<br />

Chinas machen. Und für all jene, die ihre<br />

Kenntnisse der europäischen Oper auffrischen<br />

möchten, um einen direkten<br />

Vergleich mit dem chinesischen Musiktheater<br />

zu wagen, lädt das ZKO am<br />

4<br />

8. Juni zu einer halb-szenischen, von<br />

einem hochkarätigen Sängerensemble<br />

getragenen Aufführung der 1779 entstandenen<br />

Haydn-Oper «l’isola disabitata»<br />

in den grossen Saal der Tonhalle ein.<br />

Es ist also ein breit gefächertes und wirklich<br />

kontrastreiches Programm, mit dem<br />

das ZKO zur Auseinandersetzung mit<br />

der Oper in Ost und West einlädt.<br />

nur keine Berührungsängste!<br />

Als Wanderer zwischen den musikalischen<br />

Welten sieht Muhai Tang dem Zürcher<br />

Gastspiel eines der traditionsreichsten<br />

<strong>Kunqu</strong>-Ensembles aus der im Süd-<br />

osten Chinas gelegenen Provinz Jiangsu<br />

ebenso freudig wie gelassen entgegen.<br />

nur zu gut erinnert er sich nämlich noch<br />

an das «Schockerlebnis», das der Monte-<br />

verdi-Zyklus am Opernhaus Zürich in<br />

den 1970-er-Jahren bei ihm auslöste. «Ich<br />

wollte gar nicht glauben, wie wesensver-<br />

wandt die frühe barocke Oper und unser<br />

traditionelles chinesisches Theater<br />

sind», erläutert der in Schanghai gebore-<br />

ne Dirigent. «Die hochgradig stilisierte<br />

Sprache und Musik der Barockoper, ihr<br />

artifizieller, oft sehr hoher und reich ver-<br />

zierter Gesang, die starken Typisie-<br />

rungen der Figuren sowie die pracht-<br />

vollen Kostüme und Masken, aber auch<br />

die oft in ferner Vergangenheit angesie-<br />

delten, um liebe und Macht kreisenden<br />

Themen oder die Art und Weise, wie eine<br />

Geschichte auf der Bühne in einem eige-<br />

nen Tempo mit Raffungen und Deh-<br />

nungen von Zeitverläufen erzählt wird –<br />

all das sind Elemente, die auch im<br />

chinesischen Theater zu finden sind.»<br />

Am meisten überraschte ihn aber, dass<br />

in der europäischen Oper männliche Figuren<br />

manchmal von Frauen gesungen<br />

werden. «So etwas wie die ‹Hosenrolle›<br />

gibt es im chinesischen Theater nämlich<br />

nicht», erklärt Muhai Tang, «im Gegenteil:<br />

Wie im Drama der griechischen Antike<br />

oder vielen aussereuropäischen<br />

Theaterformen wurden bis ins 20. Jahrhundert<br />

hinein bei uns alle Rollen von<br />

Männern gespielt.» Mittlerweile begegnet<br />

man in der <strong>Kunqu</strong>-Oper aber auch<br />

weiblichen Darstellern, und so glaubt<br />

Muhai Tang fest daran, dass sich die<br />

Zürcher genauso von dem Theater seiner<br />

Heimat begeistern lassen werden wie er<br />

sich seinerzeit von den Bühnenwerken<br />

Monteverdis.<br />

Davon geht im Übrigen auch Chandler<br />

Cudlipp aus. Beim Besuch einer <strong>Kunqu</strong>-<br />

Oper in China hatte der Geschäftsleiter<br />

des Zürcher Kammerorchesters kürzlich<br />

die Möglichkeit, beide Traditionen aus<br />

der anderen Perspektive miteinander zu


vergleichen. Als in lausanne aufgewach-<br />

sener, gebürtiger Amerikaner bestätigt<br />

er, dass «sich die Faszination der <strong>Kunqu</strong>-<br />

Oper mühelos auf Europäer überträgt.<br />

Dank ihres lyrischen Grundtons ist sie<br />

eine leicht zugängliche Form des chine-<br />

sischen Theaters.»<br />

Jahrhundertealte Traditionen …<br />

natürlich gibt es auch gravierende Unter-<br />

schiede zum europäischen Musiktheater.<br />

Während die italienische Oper als Versuch,<br />

das antike Drama wiederzubeleben,<br />

an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert<br />

von einer kleinen Gruppe<br />

Intellektueller erdacht wurde und sich<br />

erst mit der Eröffnung der ersten öffentlichen<br />

Opernhäuser in der Mitte des<br />

17. Jahrhunderts ein breiteres Publikum<br />

eroberte, so entwickelte sich die <strong>Kunqu</strong>-<br />

Oper aus verschiedenen populären Formen<br />

des chinesischen Theaters. Daher<br />

integrierte sie neben der Verbindung von<br />

Wort, Musik und Schauspiel von Anfang<br />

an auch Tanz und Akrobatik in ihre ebenso<br />

bunte wie abwechslungsreiche Darstellungsweise.<br />

Aufwendige Bühnenbilder,<br />

wie sie die europäische Oper seit dem<br />

17. Jahrhundert pflegt, kennt die <strong>Kunqu</strong>-<br />

Oper hingegen nicht. Daher kann ein<br />

Werk wie «Der Pfirsichblütenfächer» aus<br />

der letzten chinesischen Kaiserdynastie<br />

auch in einem Konzertsaal wie jenem der<br />

Zürcher Tonhalle ohne grössere szenische<br />

Einschränkungen gespielt werden.<br />

Ein weiterer gravierender Unterschied<br />

zum europäischen Theater besteht in<br />

den Traditionsformen der <strong>Kunqu</strong>-Oper.<br />

In ihrer 600-jährigen Geschichte hat sie<br />

zwar immer wieder zeittypische Stoffe<br />

mit aktuellen Bezügen zum leben der<br />

Menschen herausgebildet, das Verfahren<br />

einer Aktualisierung, wie sie das europäische<br />

Regietheater heute betreibt, ist ihr<br />

aber grundsätzlich fremd. Das liegt zu-<br />

nächst daran, dass sich chinesische<br />

Künstler weniger als Interpreten, sondern<br />

als Hüter der Werktradition verstehen.<br />

So zeichnet sich ein guter Darsteller<br />

der <strong>Kunqu</strong>-Oper nicht dadurch aus, dass<br />

er seiner Partie ein individuelles Profil<br />

verleiht; er sieht es vielmehr als seine Aufgabe<br />

an, hinter die Rolle zurückzutreten<br />

und ihren über die Jahrhunderte überlieferten<br />

Charakter möglichst unverfälscht<br />

und ohne Einbringung einer persönlichen<br />

note wiederzugeben.<br />

Das Traditionsbewusstsein der <strong>Kunqu</strong>-<br />

Oper ist aber auch darin begründet, dass<br />

ihre einzelnen Elemente in viel stärkerem<br />

Masse miteinander verzahnt sind,<br />

als das im westlichen Theater der Fall ist.<br />

Während sich die europäische Oper weitgehend<br />

darauf beschränkt, in einer Partitur<br />

das Verhältnis von Text und Musik zu<br />

fixieren, so sind in den mündlich tradierten<br />

Werken der <strong>Kunqu</strong>-Oper auch andere<br />

5


Hintergrund<br />

Aspekte wie beispielsweise die in typi-<br />

schen Farben gestalteten Kostüme und<br />

Masken der einzelnen Figuren, ihre Positionen<br />

auf der Bühne oder ihre Bewegungen<br />

strengstens festgelegt.<br />

Besonders die komplizierte, für ein gebildetes<br />

chinesisches Publikum in ihrer<br />

Bedeutung dechiffrierbare Gestensprache<br />

ist fester Bestandteil des Werkcharakters.<br />

Denn die Dichtungen, die einer<br />

<strong>Kunqu</strong>-Oper zugrunde liegen, schreiben<br />

den jeweiligen Körperausdruck des<br />

Darstellers genau vor – sei es eine eher<br />

abstrakte tänzerische Bewegung oder<br />

eine stilisierte Wiedergabe emotionaler<br />

Regungen.<br />

Aufgrund des Respekts, den chinesische<br />

Künstler den minuziös ausgearbeiteten<br />

Regie- und Szenenanweisungen der Kun-<br />

qu-Oper entgegenbringen, bleibt es da-<br />

her keineswegs dem Regisseur überlas-<br />

sen, ob ein Darsteller die Bühne von<br />

rechts oder links betritt und welche Gesten<br />

er in einer Szene ausführt. Ganz undenkbar<br />

ist, dass der Ausstatter einer<br />

<strong>Kunqu</strong>-Oper ein bekanntes Werk wie den<br />

«Pfirsichblütenfächer» in die Gegenwart<br />

versetzt und die Darsteller in Jeans und<br />

Turnschuhe kleidet. Die Werktreue ihrer<br />

6<br />

Interpreten macht das Zürcher Gastspiel<br />

des traditionsreichen <strong>Kunqu</strong>-Ensembles<br />

aus Jiangsu also zu einer spannenden Reise<br />

in eine nicht nur geografisch, sondern<br />

auch historisch entfernte, dennoch<br />

durchaus lebendige Kultur.<br />

… und wechselvolle Geschichte<br />

Die Wiege der <strong>Kunqu</strong>-Oper liegt in der<br />

heute rund 1,3 Millionen Einwohner zählenden<br />

Stadt Kunshan, wo sich die Oper<br />

vor rund 600 Jahren aus einer regionalen<br />

Ausprägung des frühen chinesischen<br />

Musiktheaters entwickelte. Hier erdachte<br />

ein aus den nördlichen Provinzen zugereister<br />

Sänger, der bereits Erfahrungen<br />

in älteren chinesischen Theaterformen<br />

gesammelt hatte, zusammen mit einem<br />

bekannten Instrumentenbauer eine neue<br />

Art von szenisch-musikalischer Interaktion.<br />

Das betraf nicht nur die Gliederung<br />

der <strong>Kunqu</strong>-Oper in meist solistische<br />

Gesänge und Tänze, sondern auch ein<br />

neuartiges Instrumentarium sowie eine<br />

spezifische, vom Klang des örtlichen Dialekts<br />

geprägte Singweise. Im Verbund<br />

mit einem gefeierten Bühnenautor entstand<br />

so die erste, von der legendären<br />

Schönheit einer Frau aus mythologischer<br />

Vorzeit berichtende <strong>Kunqu</strong>-Oper. Damit<br />

war nicht nur die Popularität der neuen<br />

Kunstform, sondern auch ihr hoher literarischer<br />

Anspruch begründet. Zahlreiche<br />

Meisterwerke der chinesischen literatur<br />

wurden im laufe der Jahrhunderte ursprünglich<br />

für die <strong>Kunqu</strong>-Oper geschrieben.<br />

Über die Provinzen Jiangsu und Zhejiang<br />

im Südosten Chinas breitete sich die <strong>Kunqu</strong>-Oper<br />

schon bald bis nach Peking aus,<br />

wo sie sich bei allen gesellschaftlichen<br />

Schichten grosser Beliebtheit erfreute.<br />

Eine grundlegende Reform der Gattung<br />

fand im 17. Jahrhundert statt, als ihre<br />

immer noch im regionalen Dialekt von<br />

Kunshan verankerte Singweise der chinesischen<br />

Wu-Sprache angepasst wurde,<br />

die mit 77 Millionen Sprechern neben<br />

Kantonesisch heute die meistgesprochene<br />

Sprache Chinas ist.<br />

Obwohl die Wurzeln der <strong>Kunqu</strong>-Oper im<br />

Bereich der populären Unterhaltung liegen,<br />

hat sie sich im weiteren Verlauf ihrer<br />

Entwicklung zu einer zunehmend elitäreren<br />

Kunstform entwickelt. Mit ihrer oft<br />

schwer verständlichen literarischen Sprache,<br />

der Tendenz zu einer extremen Verlangsamung<br />

des musikalischen und dramatischen<br />

Tempos, weit ausladenden, zu<br />

zahlreichen nebensträngen führenden


Handlungen sowie einem immer diffe-<br />

renzierteren Bewegungskanon wurde<br />

die <strong>Kunqu</strong>-Oper von gebildeten Kennern<br />

fortan in dem gleichen Masse geschätzt,<br />

wie sie bei anderen Teilen der Bevölkerung<br />

in Vergessenheit geriet.<br />

neue Formen des chinesischen Musikthe-<br />

aters, die leicht fassbare populäre Stoffe<br />

aufgriffen und regional bekannte Melodien<br />

verwandten, sorgten schliesslich dafür,<br />

dass die <strong>Kunqu</strong>-Oper im 18. Jahrhundert<br />

ein Schattendasein führte und nur<br />

noch von wenigen, über ganz China verstreut<br />

lebenden Künstlern gepflegt wurde.<br />

lediglich in der Provinz Jiangsu konnte<br />

die <strong>Kunqu</strong>-Oper eine ununterbrochene<br />

Aufführungstradition herausbilden. Ausserdem<br />

überdauerten bestimmte Aspekte<br />

ihrer Darstellungsform – in Europa würde<br />

man «Schauspieltechnik» sagen – in<br />

der Peking-Oper, die aber auch Elemente<br />

jüngerer und populärerer Theaterformen<br />

adaptierte.<br />

Die neuerliche Beliebtheit der <strong>Kunqu</strong>-<br />

Oper ist eng mit der politischen Entwicklung<br />

ihrer Heimat nach Ende des Zweiten<br />

Weltkriegs verbunden. Die Gründung<br />

der Volksrepublik China führte dazu,<br />

dass ab 1949 zahlreiche traditionelle<br />

Theaterformen einer dem Realismus sowjetischen<br />

Vorbilds verschriebenen Bühnenkunst<br />

weichen mussten. Im Rahmen<br />

von Maos Kulturrevolution verschwand<br />

sogar die populäre Peking-Oper vorübergehend<br />

von den Spielplänen.<br />

Im Spannungsfeld zwischen der politi-<br />

schen Ideologisierung aller lebensbe-<br />

reiche und dem Bedürfnis, eine eigenstän-<br />

dige chinesische Kultur zu prononcieren,<br />

fand die weitgehend erstarrte, von aus-<br />

ländischen Einflüssen freie <strong>Kunqu</strong>-Oper<br />

mit der Gründung verschiedener Ensembles<br />

hingegen schon Ende der 1950er-<br />

Jahre staatliche Unterstützung. Obwohl<br />

die <strong>Kunqu</strong>-Oper politisch nicht instrumentalisiert<br />

wurde, sind chinesische<br />

Darstellungen der Gattung bis heute mit<br />

Vorsicht zu geniessen – betonen sie doch<br />

vor allem die «volksnahen» Ursprünge<br />

der <strong>Kunqu</strong>-Oper, ihren später durch den<br />

von Kaiserhaus, Aristokratie und einer intellektuellen<br />

Oberschicht geförderten<br />

«Abstieg» in einen «volksfremden Formalismus»<br />

sowie die Verdienste der<br />

kommunistischen Regierung um ihre<br />

Wiedergeburt.<br />

Eine von politischen Ideologien unverstellte<br />

Geschichte der <strong>Kunqu</strong>-Oper muss<br />

also erst noch geschrieben werden. Dass<br />

die Gattung 2001 in die UnESCO-liste<br />

des «immateriellen Kulturerbes der<br />

Menschheit» aufgenommen wurde, lässt<br />

hoffen, dass ihr in absehbarer Zeit auch<br />

in diesem Punkt Gerechtigkeit widerfahren<br />

wird. Was die Zürcher Aufführung<br />

des «Pfirsichblütenfächers» angeht, bedarf<br />

man vorerst aber nicht mehr als der<br />

Bereitschaft, sich mit offenen Augen und<br />

Ohren in die faszinierende Welt des chinesischen<br />

Musiktheaters entführen zu<br />

lassen. Und wer die <strong>Kunqu</strong>-Oper in ihrer<br />

ganzen Pracht und künstlerischen Vielfalt<br />

kennen lernen möchte, sichert sich<br />

am besten rechtzeitig eine Karte – denn<br />

die Vorstellung am 9. Juni ist die einzige<br />

in der gesamten Schweiz.<br />

Mark Schulze Steinen<br />

Konzert-Tipp<br />

Fr, 8.6.07, 19.30 Uhr, Tonhalle Zürich<br />

l’isola disabitata<br />

Sa, 9.6.07, 19 Uhr, Tonhalle Zürich<br />

Der Pfirsichblütenfächer – Tao Hua Shan<br />

So, 10.06.07, 11 Uhr, Tonhalle Zürich<br />

Kinderkonzert<br />

Details siehe Konzertkalender<br />

7


Chinesische Musik<br />

Von Eseln und Beeren<br />

in Ost und West<br />

Obwohl sie auf ähnlichen Prinzipien wie das westliche Tonsystem beruht, klingt<br />

asiatische Musik für unsere Ohren fremd. Warum finden aber gerade Chinesen<br />

scheinbar mühelos Zugang zu europäischer Musik? Mark Schulze Steinen wirft<br />

einen Blick in die chinesische Musikgeschichte …<br />

Wer kennt ihn nicht, den Quintenzirkel,<br />

der Schülern hilft, das europäische Tonartensystem<br />

zu verstehen? «Geh, du alter<br />

Esel …» steht für die ersten Dur-Tonarten,<br />

«Feine Beeren ess und ass ich …» für jene<br />

in Moll.<br />

Mit ähnlichen Eselsbrücken lernen Kin-<br />

der in China die Regeln ihrer etwa 3500<br />

Jahre alten Musik. Denn auch diese basiert<br />

auf der Schichtung von Quintintervallen<br />

und umfasst daher ebenfalls zwölf<br />

verschiedene Töne. Einziger Unterschied:<br />

Während wir Tonleitern aus Halb- und<br />

Ganztönen bilden, halten die Chinesen<br />

an den Quintabständen fest. Deshalb<br />

wird ihre Musik als Pentatonik («Fünftonmusik»)<br />

bezeichnet. Wer einmal nur auf<br />

den schwarzen Tasten des Klaviers spielt,<br />

bekommt in etwa eine Vorstellung davon,<br />

wie das klingt. Doch der tiefste Ton einer<br />

pentatonischen Skala muss nicht unbedingt<br />

die Zielnote der entsprechenden<br />

Tonart sein: Jeder der fünf Töne kann als<br />

Grundton verwendet werden. Das macht<br />

summa summarum nicht weniger als 60<br />

Tonarten. Im laufe der Zeit wurden es<br />

sogar noch mehr …<br />

Kein harmonisches Gefälle<br />

Was uns neben den ungewohnten Klangfarben<br />

chinesischer Instrumente den<br />

Zugang zu dieser Musik erschwert, ist die<br />

8<br />

Tatsache, dass sie kein harmonisches Gefälle<br />

kennt, das in unserem Verständnis<br />

für Spannung sorgt. Ausserdem klingt<br />

chinesische Musik für europäische Ohren<br />

anfänglich immer gleich, weil wir an<br />

die Dichotomie von «heiterem» Dur und<br />

«traurigem» Moll gewöhnt sind.<br />

Die chinesische Musik ordnet hingegen<br />

jedem einzelnen Ton eine Vielzahl von<br />

Bedeutungen und Stimmungen zu. Ein<br />

Chinese verlässt sich beim Hören also<br />

nicht allein auf sein Gefühl, sondern<br />

nutzt in viel stärkerem Masse als wir das<br />

Wissen um die Musiktheorie seiner<br />

Kultur. Und im Gegensatz zu unserem<br />

eng gesteckten musikalischen Horizont<br />

ist die chinesische Kultur schon seit<br />

Jahrhunderten auch bestens mit der<br />

Musik aus anderen Teilen der Welt vertraut.<br />

Musikalische Missionare<br />

Die früheste Bekanntschaft mit europäischer<br />

Musik machten die Chinesen im<br />

5. Jahrhundert, als erste christliche Missionare<br />

nach Asien kamen. Obwohl sich<br />

die neue Religion in verschiedenen Teilen<br />

des landes langfristig behaupten konnte,<br />

blieb ihre Musik zunächst ohne grösseren<br />

Einfluss auf die Kultur Chinas. Das<br />

änderte sich auch nicht, als Ende des<br />

13. Jahrhunderts im Auftrag des Papstes<br />

christliche Kirchen auf chinesischem Boden<br />

gebaut wurden. Die Konzerte, die<br />

ein von Missionaren gegründeter Kirchenchor<br />

am Kaiserhof gab, weckten<br />

aber immerhin das Interesse der Chinesen<br />

an westlicher Musik.<br />

Später waren es vor allem Jesuiten, die<br />

Pionierarbeit im kulturellen Austausch<br />

zwischen China und Europa leisteten.<br />

nachdem sie es sich im 17. Jahrhundert<br />

zur Aufgabe gemacht hatten, grosse<br />

Teile Chinas zu missionieren, genossen<br />

sie als Musiklehrer sogar am Kaiserhof<br />

hohes Ansehen. Ausserdem waren sie die<br />

Ersten, die chinesische Musikliteratur in<br />

europäische Sprachen übersetzten und<br />

Darstellungen der Musikgeschichte Chinas<br />

schrieben. Christoph Willibald<br />

Glucks 1754 in Wien uraufgeführte Oper<br />

«le Cinesi» ist nur ein Beispiel für die<br />

sich anschliessende erste Welle musikalischer<br />

Chinoiserien in Europa. 24 Jahre<br />

später wurde mit niccolò Piccinis «la<br />

Buona Figliola» dann zum ersten Mal<br />

eine italienische Oper am chinesischen<br />

Kaiserhof gespielt.<br />

Austausch oder Adaption?<br />

Obwohl beide Aufführungen Meilensteine<br />

in der Geschichte des musikalischen<br />

Austausches zwischen China und<br />

Europa darstellen, lässt sich ein grund-


legender Unterschied ausmachen: Wäh-<br />

rend die Chinesen schon früh ein Ver-<br />

ständnis für die westliche Musik ent-<br />

wickelten, begnügten sich die Europäer<br />

damit, ihren Kompositionen durch die<br />

Adaption von markanten Merkmalen der<br />

chinesischen Musik eine reizvolle «cou-<br />

leur locale» zu verleihen. Eine wirkliche<br />

Auseinandersetzung mit chinesischer<br />

Musik hat auch in späteren Jahrhun-<br />

derten kaum stattgefunden. Das gilt für<br />

Giacomo Puccinis «Turandot» ebenso<br />

wie für Gustav Mahlers «lied von der<br />

Erde». lediglich die französischen Impressionisten<br />

liessen sich von den<br />

jahrhundertealten musikalischen Traditionen<br />

asiatischer Kulturen dazu inspirieren,<br />

die Geschichte der europäischen<br />

Musik in neue Bahnen zu lenken. Ähnlich<br />

sah es mitunter in der Entwicklung der<br />

modernen Musik aus: So galt der aus<br />

Korea stammende, in seiner Heimat verfolgte<br />

und ab 1970 in Berlin lebende<br />

Komponist Isang Yun im Westen vor<br />

allem deshalb als Avangardist, weil er seiner<br />

europäisch geschulten Klangsprache<br />

Prinzipien der traditionellen Musik Koreas<br />

zugrunde legte. Das Alte wurde hier<br />

ebenfalls als neu empfunden.<br />

Auf dem Vormarsch<br />

Mittlerweile ist aber auch die Musik<br />

chinesischer Komponisten auf dem Vormarsch:<br />

So sind Tan Dun, dessen Oper<br />

«The First Emperor» im Dezember 2006<br />

an der new Yorker MET mit Placido Domingo<br />

in der Titelpartie uraufgeführt<br />

wurde, der 1955 in Schanghai geborene<br />

Bright Sheng oder das in new York lebende<br />

Komponistenehepaar Chen Yi und<br />

Zhou long auf europäischen Konzertpodien<br />

längst keine Unbekannten mehr.<br />

Und wie die Musik des 1950 verstorbenen,<br />

in China bereits als «Klassiker»<br />

gehandelten Yanjun Hua oder des Messiaen-Schülers<br />

Qigang Chen klingt, war<br />

beim ZKO-Konzert «nah und Fern» kürzlich<br />

in Zürich zu erleben.<br />

Dass Chinesen aber auch als Interpreten<br />

europäischer Musik Spitzenleistungen erbringen,<br />

liegt in der Tradition chinesi-<br />

scher Musikerziehung begründet. Schon<br />

im ersten vorchristlichen Jahrtausend<br />

wurde in China ein kaiserliches Musik-<br />

ministerium gegründet. Seitdem gilt die<br />

musikalische Ausbildung als wichtiger<br />

Bestandteil der ethischen und kulturel-<br />

len Erziehung des Menschen. Wurden<br />

die Chinesen schon im 17. Jahrhundert<br />

mit Theorie und Praxis der europäischen<br />

Musik vertraut gemacht, so trug der wirt-<br />

schaftliche Einfluss, den Europa ab Ende<br />

des 19. Jahrhunderts in China ausübte,<br />

das seinige zur Verbreitung westlicher<br />

Musik im Reich der Mitte bei. Vor allem<br />

in Handelszentren wie Hongkong oder<br />

Schanghai trafen europäische Orchester<br />

und Musikschulen auf die neugier und<br />

Begeisterungsfähigkeit der chinesischen<br />

Bevölkerung. Heute geniessen viele Chinesen<br />

eine Ausbildung in beiden musikalischen<br />

Traditionen. Diese Entwicklung<br />

wird in Europa nicht so schnell aufzuholen<br />

sein. Aber das wachsende Interesse<br />

an chinesischer Musik ist sicher ein<br />

Schritt in die richtige Richtung.<br />

Mark Schulze Steinen<br />

9


Porträt<br />

Herzlich willkommen!<br />

An ihr kommt niemand vorbei, denn bei<br />

ihr müssen alle vorbei, Kunden, Mitarbeiterinnen,<br />

Chef. Therese Bornhauser<br />

steht am Empfang im Musikhaus <strong>Jecklin</strong><br />

an der Rämistrasse 30.<br />

«Welches Tram bitte fährt zum Römerhof?»<br />

Solche Fragen gehören zwar nicht<br />

zu ihrem Kerngeschäft, aber Therese<br />

Bornhauser gibt auch hier eine kompetente<br />

Auskunft, dem Stadtunkundigen, der<br />

bei ihr am Empfang Hilfe sucht, genauso<br />

wie dem Schüler, der nach der notenabteilung<br />

fragt, der Violinistin, die den<br />

Chef-Geigenbauer sprechen möchte,<br />

dem Künstler, der das Forum im Untergeschoss<br />

für ein Konzert mieten will.<br />

Und sie bietet mehr als die professionelle<br />

Freundlichkeit einer Empfangsdame:<br />

Herzlichkeit, Heiterkeit und – wenn nötig<br />

– Gelassenheit. «Wer zur Tür hereinkommt,<br />

soll sich willkommen fühlen,<br />

vielleicht sogar etwas Ruhe finden», sagt<br />

sie. Ihre Begeisterung für ihre Arbeit<br />

möchte sie ausstrahlen. Was sie offensichtlich<br />

auch tut. nicht selten gibts<br />

Komplimente oder zum Dank von einem<br />

Stammkunden ein Konzert-Ticket. Und<br />

wer sie nur vom Telefon kennt, schaut<br />

durchaus auch einmal vorbei, um das<br />

Gesicht zur sympathischen Stimme zu<br />

10<br />

sehen. Gut, auch schon flog eine Agenda<br />

quer durch den Empfang – das Geschoss<br />

einer genervten Kundin, die sich nicht<br />

derart allumfassend betreut fühlte, wie<br />

sie sich das gewünscht hätte. Aber<br />

Therese Bornhauser hat längst gelernt,<br />

auch da ruhig Blut zu bewahren.<br />

«Telefonistin gesucht!»<br />

Vor ziemlich genau zehn Jahren las sie<br />

dieses Stelleninserat des Musikhauses<br />

<strong>Jecklin</strong>. Und sie war sperrangelweit offen<br />

für den Job. Der temperamentvollen Familienfrau,<br />

die immer selbständiger<br />

wurde, war es zu Hause etwas zu ruhig<br />

geworden. Für die ehemalige Telefonistin<br />

und Musikliebhaberin also das ideale An-<br />

gebot. Sie griff zu. Zu viel Ruhe ist seit-<br />

her kaum mehr ein Problem! Schon bald<br />

betreute Therese Bornhauser nebst den<br />

zehn Telefonleitungen auch den Emp-<br />

fang, die Disposition des Klavierstimm-<br />

Services, sie bestellt den Handwerker,<br />

wenn etwas defekt ist, oder sie hilft mit<br />

bei <strong>Jecklin</strong>-Veranstaltungen ausserhalb<br />

des Hauses. Glücklicherweise ist sie als<br />

Familienfrau erprobt in Multitasking!<br />

Gelassen auch im Stress<br />

Und das geht dann etwa so: Ein Kunde<br />

tigert nervös vor dem Empfang auf und<br />

ab, während Therese Bornhauser eine<br />

Kundin am Telefon mit einem Verkaufsberater<br />

zu verbinden versucht und auf<br />

einer weiteren linie eine Dame wartet,<br />

die einen Klavierstimmer buchen möchte,<br />

und ein Mitarbeiter Frau Bornhauser<br />

auf die Schulter tippt und fragt, ob gerade<br />

ein Firmenauto frei sei … aber auch da<br />

schafft sie noch das Kunststück, freundlich<br />

und ruhig zu bleiben: «Der Kunde<br />

darf nicht spüren, dass man noch anderes<br />

zu tun hat. Er muss das Gefühl haben,<br />

man sei nur für ihn da.» Und genau<br />

das scheint er oft auch zu fordern! Dass<br />

jemand seinem Ärger freien lauf lässt,<br />

wenn einmal nicht alles so schnell<br />

klappt, wie er es gern möchte, sei in den<br />

letzten Jahren häufiger geworden, stellt<br />

Therese Bornhauser fest.<br />

Aber auch das kann ihre Freude an der Ar-<br />

beit nicht trüben. «Ich habe gern Betrieb,<br />

ich liebe es, die Fäden zu ziehen.» Und<br />

sie zieht sie gut, da gibts kein Gewirr,<br />

aber die Gewähr, dass alles klappt, wenn<br />

sie verbindet, organisiert, entscheidet,<br />

berät, beruhigt. Therese Bornhauser ist<br />

längst auch ruhender Pol und gute Seele<br />

des Hauses – und sogar Wegweiser für<br />

verirrte Touristen.<br />

Regi Sager


Artists Forum<br />

Murray Perahia Kultur-Casino Bern<br />

Zauberhafte Innigkeit<br />

Murray Perahia gilt vielen als der «mozartischste<br />

Pianist» unserer Zeit. In der<br />

Tat verkörpert wohl seit dem grossen<br />

Dinu lipatti keiner so das Zusammentreffen<br />

von zauberhafter Innigkeit, beflügelter<br />

Transparenz und stürmischem<br />

Zugriff wie der 1947 in der Bronx geborene<br />

Murray Perahia.<br />

Sein Spiel ist von einer fantastischen<br />

Samtigkeit und Helligkeit geprägt, verbunden<br />

mit höchster und nie manieristischer<br />

Virtuosität. Für Murray Perahia<br />

zählt nicht das virtuose Feuerwerk, sondern<br />

die Kunst, den Flügel zum Singen<br />

zu bringen.<br />

Klang statt Perfektion<br />

Aufgrund einer Infektion am Daumen<br />

musste Perahia zweimal für je ein Jahr<br />

pausieren. In dieser Zeit wusste er nie,<br />

ob er je aufs Podium zurückkehren werde.<br />

In dieser Ungewissheit half ihm die<br />

intensive Beschäftigung mit der Musik,<br />

vor allem derjenigen von J. S. Bach, sich<br />

dem Schicksal zu stellen. nach seiner Genesung<br />

musste er erst wieder die Kraft in<br />

den Fingern trainieren, um Konzerte<br />

durchzustehen. Dabei steht für Perahia<br />

nicht die technische Perfektion im Vor-<br />

Konzert-Tipp<br />

Dienstag, 8.5.07, 19.30 Uhr<br />

Kultur-Casino Bern<br />

Academy of St. Martin in the Fields,<br />

Murray Perahia, Klavier und leitung<br />

Details siehe Konzertkalender<br />

Kategorie I und II ausverkauft.<br />

12<br />

dergrund, sondern der Klang: «Vom Pianistischen<br />

her kann man nicht gut genug<br />

sein. nur dann ist man frei in der musikalischen<br />

Gestaltung. Das Virtuose als<br />

Selbstzweck hat mich zwar nie interessiert,<br />

aber trotzdem muss man ein echter<br />

Virtuose sein, um zuerst ein Musiker,<br />

dann ein Pianist sein zu können. Technik<br />

zeigt sich im Klang. Klang ist immer<br />

der Schlüssel zur Technik. Mit einer mangelhaften<br />

Technik ist der Klang unausgewogen.»<br />

Horowitz und Mozart<br />

Bedeutend für Perahias künstlerischen<br />

Werdegang war die Freundschaft mit Vladimir<br />

Horowitz, dessen Sichtweise und<br />

Persönlichkeit für ihn eine Quelle bleibender<br />

Inspiration bildete. «Horowitz sagte<br />

einmal in einem Interview», erzählt Perahia,<br />

«dass er erst im hohen Alter das Genie<br />

Mozarts richtig erkannt und die Reife<br />

erlangt habe, Mozart zu interpretieren.»<br />

Vielleicht war es diesem Einfluss zu verdanken,<br />

dass Perahia gerade mit den Mozart-Konzerten<br />

am Anfang seiner Karriere<br />

durch seinen nuancierten und hellen<br />

Klang und seinem gleichzeitig lyrischen<br />

wie stürmischen Spiel am Klavierhimmel<br />

CD-Tipps<br />

Beethoven: Streichquartett<br />

Op. 127; (bearbeitet für Streichorchester) | Klaviersonate<br />

Op. 101 | Academy of St Martin in the Fields | Murray Perahia,<br />

Dirigent & Klavier | 1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 1<br />

Beethoven Klavierkonzerte 1 – 5<br />

Royal <strong>Co</strong>ncertgebouw Orchestra | Bernard Haitink, leitung;<br />

Murray Perahia, Klavier | 3 CDs, Fr. 58.90, Best.-nr. 2<br />

emporstieg. Damit die Interpretation<br />

aber zu einer echten Sternstunde wird,<br />

ist für ihn neben aller Technik und dem<br />

Klang der grosse Bogen, die übergeordnete<br />

Einheit von Form und Harmonie das<br />

Wesentliche. «Für mich ist es essenziell,<br />

dass ein Musikstück organisch zusammengefügt<br />

ist. Anfang und Ende sind<br />

aufeinander bezogen. Alles ist Teil eines<br />

Ganzen. nicht ein Abschnitt hier, ein<br />

Teil da. Grosse Musik ist ein Ganzes, ist<br />

vollendet. Das Harmonische ist das Fundament,<br />

auf das sich alles andere ständig<br />

bezieht. Wenn der harmonische Plan<br />

nicht tragfähig ist, zerfällt alles.»<br />

nicht mit Mozart, sondern mit Beethoven<br />

wird Perahia das Publikum in Bern ver-<br />

zaubern. Als Ständiger Gastdirigent der<br />

Academy of St Martin in the Fields ist er<br />

in der Saison 2006/07 wiederum in Doppelfunktion<br />

als Pianist und Dirigent auf<br />

Tournee durch Europa – so gastiert er<br />

auch in einem Extrakonzert des Meisterzyklus<br />

im Kultur-Casino. neben Beethovens<br />

zweitem Klavierkonzert wird er Mozarts<br />

Pariser Sinfonie und Haydns letzte<br />

Sinfonie nr. 104, genannt «Salomon», dirigieren.<br />

Barbara Honegger-Schellemann


Philippe le Grand<br />

Philippe Jaroussky, 1978, ist dank seiner<br />

aussergewöhnlich hohen, hellen Tessitura<br />

bereits ein viel gefragter <strong>Co</strong>untertenor.<br />

Dennoch ist der französische Jung-Star<br />

sympathisch natürlich geblieben.<br />

Philippe Jaroussky, wie und warum begannen<br />

Sie Musik zu studieren?<br />

Philippe Jaroussky: Als Junge sang ich alle<br />

Reklamesongs, die ich am Fernsehen hörte.<br />

Ich zeichnete auch leidenschaftlich gern. Auf<br />

Initiative eines Gymnasiallehrers schickte<br />

man mich doch ans Konservatorium, wo ich<br />

als Elfjähriger mit dem Violinunterricht begann.<br />

Mit fünfzehn dachte ich erstmals ernsthaft<br />

daran, Musik zu meinem Beruf zu machen,<br />

spürte aber, dass ich mit Geige zu<br />

spät angefangen hatte. Deshalb wandte ich<br />

mich der Musikologie zu und tendierte zu einer<br />

laufbahn als Musiklehrer, Dirigent oder<br />

Chorleiter.<br />

Und wie kam es zum Gesang?<br />

Jaroussky: Ich hörte zufällig den Sopranisten<br />

Fabrice di Falco. Es war für mich wie ein<br />

Schock, als ich realisierte, dass er so sang,<br />

wie ich es manchmal mit Kopfstimme aus<br />

Spass auch tat. So begann ich bei seiner<br />

Professorin, nicole Fallien, Gesang zu studieren.<br />

nach einem intensiven Jahr wusste<br />

ich, dass ich Sänger werden wollte, und trat<br />

ins <strong>Co</strong>nservatoire ein. Inzwischen war ich<br />

zwanzig. Und plötzlich hiess es: Du bist ja<br />

noch so jung – das war wunderbar, nach der<br />

Erfahrung mit der Geige!<br />

Können Sie Ihren Stimmcharakter<br />

beschreiben?<br />

Jaroussky: Von der Technik her bezeichne<br />

ich mich als <strong>Co</strong>untertenor, was das Singen<br />

in der Kopfstimme meint. Von der lage her<br />

würde ich mich als Mezzosopran bezeichnen.<br />

Weil ich zudem eine leichtigkeit für Koloraturen<br />

habe, wünschen einige Dirigenten,<br />

dass ich auch die extreme lage einsetze.<br />

Aber ich hüte mich, das dauernd zu tun, und<br />

setze sie nur gezielt im Dacapo ein. So bewahren<br />

die hohen noten einen satten, runden<br />

Klang, und ich kann vermeiden, dass<br />

meine Stimme einen unschön metallisch<br />

spitzen Klang bekommt.<br />

Wo sehen Sie Ihr künstlerisches<br />

Zentrum?<br />

Jaroussky: Im Moment ist es klar die italienische<br />

Musik. Der Komponist, der mir in meiner<br />

bisherigen Karriere wohl am meisten geholfen<br />

hat, ist Vivaldi. Seine Musik spricht<br />

das Publikum so direkt an, dass sie auch<br />

sehr dankbar zu interpretieren ist. Besonders<br />

unter seinen Kantaten gibt es ganz<br />

grossartige Stücke. Aber alt werden möchte<br />

ich mit Bach!<br />

Interview: Bruno Rauch<br />

Konzert für Mazarin<br />

Werke von Bassani,<br />

Frescobaldi, Monteverdi,<br />

Turini u.a. Ensemble la<br />

Fenice / Jean Tubéry<br />

Fr. 27.50, Best.-nr. 3<br />

Beata Vergine<br />

Motetten von Cavalli,<br />

Frecobaldi, legrenzi u.a.<br />

Ensemble Artaserse<br />

Fr. 27.50, Best.-nr. 4<br />

Heroes<br />

Arien aus Opern von Vivaldi<br />

Ensemble Matheus /<br />

Jean-Christophe Spinosi<br />

Fr. 27.50, Best.-nr. 5<br />

Vivaldi<br />

Kantaten und Opernarien<br />

Ensemble Artaserse<br />

Fr. 27.50, Best.-nr. 6<br />

13


Kontraste<br />

Vier neue Jahreszeiten<br />

begegnen Vivaldis Zyklus<br />

Im ZKO-Abokonzert vom 20. März stehen die «Vier Jahreszeiten» von Antonio<br />

Vivaldi im Mittelpunkt. Parallel dazu wird es zu vier Uraufführungen kommen:<br />

Vier junge Komponisten wurden beauftragt, je eine Jahreszeit zu vertonen. Eine<br />

Begegnung von Barock und neuer Musik, auf die man gespannt sein darf.<br />

Muhai Tang, der es liebt, musikalische<br />

Kontraste einander gegenüberzustellen,<br />

hatte die Idee zu diesem reizvollen Projekt.<br />

Daniel Fueter, Direktor der HMT<br />

Zürich, wählte in Zusammenarbeit mit<br />

den Musikhochschulen Genf und lugano<br />

die vier Komponisten aus.<br />

Frühling und Sommer<br />

Mit der neukomposition des «Frühlings»<br />

wurde Tobias von Glenck, geboren 1978,<br />

beauftragt. Er studiert an der Hochschule<br />

für Musik und Theater Zürich und vertritt<br />

damit die Deutschschweiz.<br />

Tobias von Glenck hatte schon während<br />

seines Jazzbassstudiums Kompositionsunterricht<br />

und beschloss nach einem kurzen<br />

Abstecher in die klassische Welt, seinen<br />

kompositorischen neigungen weiter<br />

nachzugehen. «Im Jazz habe ich mich<br />

intensiv mit Rhythmus, Puls, Metrum<br />

und Wiederholung auseinandergesetzt.<br />

In meiner Arbeit als Komponist interessiert<br />

es mich, diese musikalischen Mittel<br />

nach ihren jeweiligen Funktionen zu untersuchen<br />

und sie in meiner Musik umzusetzen.<br />

Ich frage mich: Was bewirken<br />

Rhythmen, welche Funktionen haben sie<br />

und wie können sie zum Beispiel in einem<br />

Streicherensemble mit vergleichbarem<br />

Resultat angewandt werden. Dies ist<br />

14<br />

ein Aspekt meiner Arbeit. Ein anderer ist<br />

der jeweils aufs neue zu bewerkstelligende<br />

Versuch, das Direkte und Unmittelbare<br />

in die Musik hineinzuschreiben.»<br />

In seiner Musik zum Thema «Frühling»<br />

möchte Von Glenck das lebensfrohe,<br />

Aufblühende, Überschwängliche durch<br />

die klanglichen Möglichkeiten eines<br />

Streicherensembles entstehen lassen.<br />

Dem gebürtigen Italiener Carlo Ciceri,<br />

geboren 1980, wurde, wie sollte es anders<br />

sein, der «Sommer» anvertraut. Er<br />

studiert zurzeit am <strong>Co</strong>nservatorio di lugano,<br />

hat jedoch in seiner Heimat bereits<br />

mit grossem Erfolg das Klavierdiplom abgeschlossen.<br />

Ab 2000 studierte er zusätzlich<br />

Musikwissenschaft in Cremona und<br />

setzte seine Studien dank eines Stipendiums<br />

bei der Paul Sacher Stiftung fort. In<br />

lugano schliesslich widmet er sich intensiv<br />

der zeitgenössischen Musik mit Direktion<br />

und Komposition (bei nadir Vassena).<br />

Ob wir in seiner Sommer-Komposition<br />

auch die südliche Hitze wie bei<br />

Vivaldi fühlen werden oder eher den mitteleuropäischen<br />

Sommerregen?<br />

Herbst und Winter<br />

Der Komponist des «Herbstes» ist der<br />

Spanier Victor <strong>Co</strong>rdero-Charles, geboren<br />

1971, der am <strong>Co</strong>nservatoire de Genève<br />

Komposition studiert. Auch er ist ein universell<br />

ausgebildeter Musiker und bekam<br />

vor allem vom deutschen Komponisten<br />

Helmut lachenmann den letzten Impuls,<br />

sich hauptsächlich der Komposition zu<br />

widmen. Er kam in die Schweiz zu Eric<br />

Gaudibert und Michael Jarrell.<br />

David Sontòn-Caflisch, 1974 in Basel geboren,<br />

aufgewachsen in Graubünden, ist<br />

schliesslich der Komponist des «Winters».<br />

Er entdeckte schon früh die lust<br />

am Komponieren und gründete bereits<br />

in der Sekundarschule ein Ensemble, um<br />

seine Werke auch aufführen zu können.<br />

Er studierte zunächst Violine und spezialisierte<br />

sich schliesslich auf die Interpretation<br />

von zeitgenössischer Musik. 2004<br />

beschloss er, die Kompositionsarbeit zu<br />

intensivieren, und begann in Zürich mit<br />

dem Kompositionsstudium. Besondere<br />

Schwerpunkte sind für ihn die Architektur,<br />

die Repetition und die genau berechnete<br />

mikrotonale Harmonik, basierend<br />

auf Zahlenproportionen.<br />

Vier gegensätzliche junge Komponisten<br />

beschäftigen sich, fast 300 Jahre nach Vivaldi,<br />

mit dem Thema Jahreszeiten. «Kontraste<br />

sind vorprogrammiert – und somit<br />

passt dieses Projekt ideal zum ZKO-


Muhai Tang liebt musikalische Kontraste: Parallel zu den «Vier<br />

Jahreszeiten» werden Vertonungen je einer Jahreszeit zu hören<br />

sein von den vier jungen Komponisten (v.l.n.r.): Tobias von Glenck,<br />

Carlo Ciceri, Victor <strong>Co</strong>rdero-Charles und David Sontòn-Caflisch.<br />

Motto dieser Saison», meint Geschäfts-<br />

leiter Chandler Cudlipp. «In diesem Sin-<br />

ne wird das Konzert mit einem Werk von<br />

W. A. Mozart abgerundet, in dem ebenfalls<br />

die Zahl VIER eine Rolle spielt: dem<br />

notturno D-Dur für VIER Orchester und<br />

ACHT Hörner!<br />

Bellende Hunde und sengende Hitze<br />

Wie die Jahreszeiten bei Vivaldi klingen,<br />

ist allgemein bekannt. Er komponierte<br />

die vier Violinkonzerte, genannt «le<br />

quattro stagioni», 1725. Jedem Konzert<br />

ist ein Sonett vorangestellt, dessen<br />

Inhalt im Verlauf des Konzertes musikalisch<br />

dargestellt wird. Die Gedichte<br />

stammen vermutlich aus Vivaldis eigener<br />

Feder, daher kann dieser Zyklus als<br />

eines der ersten programmatisch gestalteten<br />

Werke der Musikgeschichte betrachtet<br />

werden. Ob heiterer Vogelgesang,<br />

tosende Donner und Blitze,<br />

sengende Hitze, bellende Hunde, milde<br />

Herbstluft oder zaghafte Schritte auf<br />

dem Eis – sehr anschaulich und teils<br />

auch lautmalerisch beschreibt Vivaldi<br />

mit musikalischen Mitteln die verschiedenen<br />

Charakteristika der vier Jahreszeiten.<br />

Vier Jahreszeiten auch für Kinder<br />

Da sich Vivaldis Musik wegen ihres programmatischen<br />

Inhaltes auch besonders<br />

gut für Kinder eignet, ist sie, in gekürzter<br />

Form, auch Thema des Kinderkonzertes<br />

vom 18. März. Und natürlich werden<br />

auch unsere jungen Komponisten mit ihren<br />

Jahreszeiten dabei sein.<br />

Barbara Honegger-Schellemann<br />

Konzert-Tipps<br />

Sonntag, 18.3.07, 11 Uhr, Tonhalle Zürich<br />

«Die vier Jahreszeiten» | Kinderkonzert für<br />

Familien | Zürcher Kammerorchester, Muhai<br />

Tang, Dirigent; Konzept, Regie und Moderation:<br />

Timo Schlüssel<br />

Dienstag, 20.3.07, 19.30 Uhr, Tonhalle Zürich<br />

«Quattro stagioni» | Zürcher Kammerorchester,<br />

Muhai Tang, Dirigent<br />

Details siehe Konzertkalender<br />

CD-Tipps<br />

Vivaldi: le Quattro Stagioni. Giuliano<br />

Carmignola / Venice Baroque Orchestra /<br />

Andrea Marcon. Fr. 34.90, Best.-nr. 7<br />

Vivaldi: Die vier Jahreszeiten. Für Kinder erzählt<br />

von Karlheinz Böhm. Fr. 19.90, Best.-nr. 8<br />

15


Apéro<strong>Co</strong>ncerts<br />

Von Bach bis Pärt – die<br />

Apéro<strong>Co</strong>ncerts des ZKO<br />

Die neu lancierte Reihe «Apéro<strong>Co</strong>ncert»<br />

hat gut begonnen. Das Publikum hat die<br />

drei bisherigen Konzerte mit grosser<br />

Begeisterung aufgenommen – nicht nur<br />

wegen des anschliessenden, von der<br />

Vinothek Brancaia offerierten Prosecco.<br />

Intention und Idee dieser neuen Reihe ist,<br />

dem Publikum auf besonders anregende<br />

Art und Weise die Musik des Barock und<br />

der Klassik näherzubringen, und zwar in<br />

einem möglichst lockeren Rahmen. Das<br />

Programm wird aber keinesfalls in dieser<br />

Rückschau verharren, sondern es verbindet<br />

die Welt der alten Meister mit Werken<br />

des 20. Jahrhunderts, die sich durch direkte<br />

Zitate oder durch formale Bezüge<br />

auf Barock und Klassik berufen.<br />

Don Quixotte-Burlesque<br />

Sozusagen als «musikalischer Apéro» bie-<br />

tet diese Reihe die Möglichkeit, nach der<br />

Arbeit den Feierabend mit Musik zu beginnen.<br />

Die Konzerte dauern in der Regel<br />

gut eine Stunde, so dass danach noch<br />

genügend Zeit ist, den Abend individuell<br />

zu gestalten. Die gehörte Musik hilft, abzuschalten,<br />

zu entspannen und auf an-<br />

16<br />

Willi Zimmermann, Adam Chalabi<br />

dere Gedanken zu kommen. Zwei Sinfonien<br />

Haydns bilden den Rahmen für das<br />

vierte «Apéro<strong>Co</strong>ncert», in denen deutlich<br />

die Weiterentwicklung der Gattung Sinfonie<br />

durch Joseph Haydn zu beobachten<br />

ist. Mit Telemanns Burlesque aus «Don<br />

Quixotte» und dem heute auch als Konzert<br />

für zwei Cembali bekannten Konzert<br />

für Oboe und Violine von Johann<br />

Sebastian Bach bleibt dieses Konzert<br />

ganz dem 18. Jahrhundert verbunden und<br />

zeigt deutlich die Vielfalt der orchestralen<br />

Sprache dieses Jahrhunderts.<br />

From this fair island<br />

Mit einem Blick über den Ärmelkanal ist<br />

das fünfte Konzert sowohl bekannten<br />

namen wie Händel oder Purcell als auch<br />

bisher eher seltener gespielten Komponisten<br />

wie Ralph Vaughan Williams und<br />

William Boyce gewidmet. nicht fehlen<br />

darf an diesem Abend die Simple Symphony<br />

des erst 20-jährigen Benjamin<br />

Britten. Im Rückgriff auf alte Tanztypen<br />

steht das Werk in enger Beziehung zur<br />

barocken Suite, doch ist gleichzeitig die<br />

Disposition der Sätze sinfonischen Prinzipien<br />

verpflichtet.<br />

Bach-à-Pärt<br />

Kein Komponist der Moderne hat so sehr<br />

den Bezug zur Musik Bachs gesucht wie<br />

Arvo Pärt. Im abschliessenden Konzert<br />

der Apéro-Reihe präsentiert das ZKO<br />

mit «Summa» (für Streichorchester) und<br />

«Festina lente» zwei Werke, die aus Pärts<br />

Schaffensperiode der «neuen Einfachheit»<br />

stammen. Die Musik Johann Sebastian<br />

Bachs wird an diesem Abend mit drei<br />

Originalkompositionen allgegenwärtig<br />

sein. Darunter auch das Konzert für zwei<br />

Violinen, dessen Soloparts Willi Zimmermann<br />

und Adam Chalabi übernehmen<br />

werden: zwei ausgezeichnete Solisten,<br />

die gleichzeitig ein fester Bestandteil des<br />

ZKO sind. E. Hildsdorf / B. Honegger<br />

Konzert-Tipps<br />

Mittwoch, 7.3.07, 18.30 Uhr<br />

Kirche St. Peter, Zürich<br />

«Don Quixotte-Burlesque»<br />

Mittwoch, 18.4.07, 18.30 Uhr<br />

Kirche St. Peter, Zürich<br />

«From this fair island»<br />

Mittwoch, 16.5.07, 18.30 Uhr<br />

Kirche St. Peter, Zürich<br />

«Bach-à-Pärt»


ZKO-Solocellist nicola Mosca mit einer Schülerin vom Meisterkurs Einmalig grosses Sortiment an Kontrabässen<br />

Ein Himmel<br />

voller Bässe<br />

Ein einmalig grosses Sortiment an<br />

Kontrabässen aller Grössen und<br />

Preisklassen gibt es ab sofort bei<br />

<strong>Jecklin</strong> zu sehen. Mit über 25 Kontrabässen,<br />

kauf- und mietbar, führt<br />

<strong>Jecklin</strong> nebst berühmten namen wie<br />

Scaramelli und Ciciliati nun auch exklusiv<br />

die berühmten Instrumente<br />

aus der Mittenwalder Werkstatt<br />

E. M. Pöllmann. Alle Kontrabässe<br />

können während der Öffnungszeiten<br />

besichtigt und angespielt werden.<br />

Herzlich willkommen.<br />

www.jecklin.ch, saiten@jecklin.ch,<br />

Telefon 044 253 76 30.<br />

ZKO-Musiker geben Meisterkurse in São Paulo<br />

Anlässlich des Gastspiels beim Mozarteum<br />

Brasiliero in São Paulo haben fünf<br />

Musikerinnen und Musiker des ZKO am<br />

Istituto Baccarelli Meisterkurse für die<br />

dortigen Schüler abgehalten. Das Istituto<br />

Baccarelli, das vom Mozarteum Brasiliero<br />

unterstützt wird, ist eine Musikschule, die<br />

über 900 Schülerinnen und Schülern aus<br />

teilweise ärmsten Verhältnissen die Möglichkeit<br />

gibt, ein Instrument zu erlernen.<br />

neben dem normalen Instrumental-Unterricht<br />

bietet die Schule zahlreiche weitere<br />

musikalische Aktivitäten: unter anderem<br />

einen Chor, ein Kammerorchester<br />

und ein Sinfonieorchester mit 65 Mit-<br />

operton in<br />

«halle 109»<br />

Junges, professionelles Opern-Ensemble<br />

im März 07 im Toni-Areal<br />

In Zusammenarbeit mit <strong>Jecklin</strong> spielt<br />

operton ihre neueste Produktion in der<br />

«halle 109» im Toni-Areal in Zürich. Gespielt<br />

werden 15 klassische Stücke mit<br />

fünf Sängern, neu arrangiert für ein<br />

Kleinst-Orchester (Geige, Cello, Horn,<br />

Klarinette, Akkordeon und Klavier). Eine<br />

gewagte Inszenierung in einem Industrie-<br />

raum, der mit seiner kühlen Zweckmäs-<br />

sigkeit in einem spannenden Verhältnis<br />

zur üppigen Sinnlichkeit der gespielten<br />

Musik steht. Ein Opernabend, jung und<br />

wild, der sein Publikum berühren will.<br />

www.operton.ch. Ticketvorverkauf:<br />

www.jecklin.ch, tickets oder musikszene, events<br />

spielern – sowie Meisterkurse mit meist<br />

ausländischen Gästen. nicola Mosca<br />

(Cello), Seon-Deok Baik (Kontrabass),<br />

Stéphane Réty (Flöte), laurent Tinguely<br />

(Trompete) und lukas Christinat (Horn)<br />

sagten gerne zu, als das Mozarteum anfragte,<br />

ob sie bereit wären, dort einen Vormittag<br />

lang am Istituto Baccarelli zu unterrichten.<br />

Jeder der fünf Musiker bekam,<br />

nachdem sie zuerst einer Probe zugehört<br />

hatten, eine Gruppe von Schülern zugeteilt.<br />

Die meist jüngeren Schüler waren<br />

mit grossem Eifer bei der Sache, und die<br />

ZKO-Musiker waren beeindruckt vom teilweise<br />

sehr hohen niveau. Es war für alle<br />

ZKO/<strong>Jecklin</strong>-news<br />

Musik ist unser<br />

Handwerk<br />

Während der Weihnachtszeit zeigte<br />

<strong>Jecklin</strong> ein etwas anderes Handwerk in<br />

den Schaufenstern am Pfauen. 30 handgefertigte<br />

noten aus massivem Buchenholz<br />

schmückten das ladengeschäft hinter<br />

den Vitrinen. Sie sind 30 cm gross und<br />

können ab sofort in unserer notenabteilung<br />

erworben werden. Wir freuen uns<br />

auf Ihren Besuch.<br />

Teilnehmenden ein grossartiges Erlebnis<br />

und für die Kinder sicherlich ein guter Ansporn<br />

und Motivationsschub, dabeizubleiben.<br />

Für den einen oder anderen ist es vielleicht<br />

die grosse Chance, den prekären<br />

Verhältnissen der Slums zu entrinnen.<br />

Daher ist die Musik für viele mehr als nur<br />

ein Freizeitvergnügen, und dementsprechend<br />

«saugten» sie alles, was ihnen gezeigt<br />

und gesagt wurde, auf. Für das ZKO<br />

war es eine wunderbare Gelegenheit, diese<br />

vorbildliche Institution zu unterstützen.<br />

Wenn das ZKO wieder nach São Paulo<br />

reist, gehören diese Meisterkurse sicher<br />

wieder zum festen Programm der Reise.<br />

17


ZKO/<strong>Jecklin</strong>-news<br />

Energetisches Musizieren<br />

Der Einstand für Muhai Tang als neuer Konzertmeister Klaidi Sahatci ins Ram-<br />

Künstlerischer leiter und Chefdirigent penlicht». Am 30. September schrieb Mi-<br />

des Zürcher Kammerorchesters hätte chael Eidenbenz: «Muhai Tang ist mittler-<br />

besser nicht sein können. Schon das erste weile im hiesigen Betrieb schon bestens<br />

Konzert am 11. September wurde in der etabliert und könnte durchaus zu einem<br />

neuen Zürcher Zeitung gelobt: «Rhythmi- Zürcher Publikumsliebling werden. … Er<br />

sche Präzision, bewegtes leben der Mit- verbindet draufgängerisches Temperatelstimmen<br />

und ein kerniger Ton fielen ment und Spass an der plastischen Gestal-<br />

angenehm ins Ohr. Dazu kommt ein tung der Details mit einer Attitüde der<br />

ausgesprochenes Flair für klangliche Ba- Bescheidenheit, die das Musizieren zum<br />

lance und atmende Phrasierung … Konse- gemeinschaftlichen Erlebnis werden<br />

quent stellte Tang nicht seine eigene Per- lässt.» Gerade das «gemeinschaftliche»<br />

son, sondern sein neues Orchester mit Musizieren scheint aufzufallen, wie es<br />

Anzeige_Barenboim dem 26.1.2007 sich auch solistisch 14:51 profilierenden<br />

Uhr Seite 1 auch Thomas Schacher Ende november<br />

18<br />

in der nZZ heraushebt: «Erst zum vierten<br />

Mal stand nun Muhai Tang am Dirigentenpult<br />

vor dem ZKO. Doch nach dem Sinfoniekonzert<br />

in der Tonhalle Zürich hatte<br />

man das Gefühl, dass da schon eine schöne<br />

Einheit zwischen den Musikern und<br />

ihrem neuen Dirigenten entstanden ist.<br />

… Und noch etwas: Der neue Chef tritt<br />

nicht als Diktator auf, sondern pflegt einen<br />

sehr partnerschaftlichen Umgangsstil.<br />

Er verzichtete beispielsweise auf ein<br />

Podest beim Dirigieren, und bei der Entgegennahme<br />

des Applauses reihte er sich<br />

bescheiden unter die Musiker ein.»


­<br />

www.jecklin.ch<br />

Klassik<br />

J. Mysliveček | Il divino boemo<br />

<strong>Co</strong>ncerto Köln, Werner Erhardt, leitung<br />

1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 9<br />

Der Prager Josef Mysliveček war befreundet<br />

mit Mozart, starb ähnlich jung<br />

wie dieser und wurde bald vergessen.<br />

<strong>Co</strong>ncerto Köln holt einige seiner melodienreichen,<br />

originellen und vergnüglichen<br />

Sinfonien wieder ans licht der Welt.<br />

F. Benda | Violinsonaten | Anton Steck,<br />

Violine, Christian Rieger, Cembalo<br />

1 CD, Fr. 32.90, Best.-nr. 10<br />

Benda galt bei Zeitgenossen als begnadeter<br />

Violinist und komponierte vor allem<br />

für den Eigengebrauch. So auch die sechs<br />

Sonaten, die Anton Steck und Christian<br />

Rieger in brillanter Manier eingespielt<br />

haben.<br />

F. liszt, F. Chopin | Klavierkonzerte nr. 1<br />

Yundi li, Klavier, Philharmonia Orchestra,<br />

Andrew litton, leitung<br />

1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 11<br />

Die ersten Klavierkonzerte von Franz liszt<br />

und Frédéric Chopin sind ganz nach dem<br />

Geschmack des quirligen Jungstars Yundi<br />

li: romantisch-virtuos das eine, feingliedrig-gefühlvoll<br />

das andere.<br />

C. Gounod | Sinfonien 1 & 2 | Beethoven<br />

Academie, Hervé niquet, leitung<br />

1 CD, Fr. 38.90, Best.-nr. 12<br />

Für den Prix de Rome versuchte sich<br />

Gounod als Sinfoniker und hielt sich an die<br />

Vorbilder Haydn, Mozart und Beethoven.<br />

niquet und die Beethoven Academie lassen<br />

den Werken klassische Ausgewogenheit<br />

und jugendlichen Schwung angedeihen.<br />

J.S. Bach, B. Bartók, H. Eisler u.a.<br />

Inventions | Renaud Capuçon, Violine,<br />

Gautier Capuçon, Violoncello<br />

1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 13<br />

Egal ob Bach oder Bartók, Eisler oder<br />

Kreisler: Die Gebrüder Capuçon lassen<br />

ihre Bogen hochkonzentriert, aber mit<br />

spielerischer leichtigkeit durch Zeiten<br />

und Stile tänzeln.<br />

M.-A. Charpentier | Judicium Salomonis<br />

les Arts Florissants, William Christie<br />

1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 14<br />

William Christie frönt weiter seiner leidenschaft<br />

für Charpentier; diesmal mit<br />

zwei dramatisch angelegten, üppig arrangierten<br />

Motetten, die von hervorragenden<br />

Solisten und einem perfekt abgestimmten<br />

Ensemble dargeboten werden.<br />

CD-Aktuell<br />

J. Sibelius | The Essential Sibelius<br />

Diverse Interpreten<br />

15 CDs, Fr. 155.60, Best.-nr. 15<br />

2007 jährt sich der Todestag von Jean Sibelius<br />

zum 50. Mal. Für das label BIS Anlass,<br />

eine Werkschau vorzulegen, die auf 15 CDs<br />

alle Bereiche von Sibelius’ Schaffen abdeckt.<br />

Enthalten ist auch die Weltersteinspielung<br />

des Melodramas «näcken».<br />

F. Chopin | Sonate nr. 2 b-Moll, op. 35,<br />

nocturnes, Etudes,<br />

Michel Rembold, Klavier<br />

1 CD, Fr. 26.90, Best.-nr. 16<br />

Mit grosser Geste präsentiert der Basler<br />

Michel Rembold Chopins Sonate nr. 2<br />

b-Moll mit dem «Trauermarsch». Er greift<br />

energisch in die Tasten und findet vor allem<br />

in den Mittelsätzen auch feine nuancen.<br />

G. Mahler | Sinfonie nr. 1, «Blumine»<br />

Tonhalle Orchester Zürich, David Zinman,<br />

leitung | 1 SACD, Fr. 24.90, Best.-nr. 17<br />

Mit transparentem, detailreichem Orchesterklang,<br />

gut dosierter Dynamik und<br />

grosser Partiturtreue gestaltet Zinman<br />

sowohl die grossen Spannungsbögen als<br />

auch einzelne Motive. Ein Hörvergnügen<br />

auf höchstem niveau!<br />

A. Dvorˇák | Streichquartett nr. 13<br />

l. Janáček | Streichquartett nr. 2<br />

«Intime Briefe» | Artemis Quartett<br />

1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 18<br />

Musik als Ausdruck persönlichster Gefühle:<br />

Behutsam, aber zielstrebig nähert sich das<br />

Artemis Quartett sowohl der leisen Tragik<br />

Dvorˇáks als auch Janáčeks erotischen<br />

Sehnsüchten in den «Intimen Briefen».<br />

C.P.E. Bach | Vier Sinfonien Wq. 183,<br />

Cellokonzert Wq. 172 | Alison McGillivray,<br />

Violoncello, The English <strong>Co</strong>ncert, Andrew<br />

Manze, leitung<br />

1 CD, Fr. 38.90, Best.-nr. 19<br />

Affektgeladen und kraftvoll tönen Carl<br />

Philipp Emanuel Bachs Sinfonien, mit dem<br />

entsprechenden Elan geht The English <strong>Co</strong>ncert<br />

zu Werke: mitreissend und erfrischend.<br />

Massenet, Offenbach u.a. | Aria Cantilena<br />

Elina Garanča, Mezzosopran, Staatskapelle<br />

Dresden, Fabio luisi, leitung<br />

1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 20<br />

Die deutschen Opernbühnen hat das Temperamentsbündel<br />

Elina Garanča bereits<br />

erobert, mit ihrem funkensprühenden Rezital<br />

soll nun der internationale CD-Markt<br />

folgen. Ihre Chancen stehen gut …<br />

Stefan Sandmeier<br />

19


CD-Aktuell<br />

Jazz / World<br />

20<br />

Uri Caine Ensemble plays Mozart | Uri<br />

Caine, Klavier, nguyên lê, Gitarre, Chris<br />

Speed, Klarinette, Jim Black, Drums, u.a.<br />

1 CD, Fr. 38.90, Best.-nr. 21<br />

Caine dreht Sonaten, Sinfonien und<br />

Arien Mozarts durch die Mangel. Heraus<br />

kommen herrlich schräge Arrangements<br />

und die Erkenntnis, dass auch Amadeus<br />

zwischenzeitlich den Blues hatte.<br />

Pierre Favre Ensemble | Fleuve<br />

Pierre Favre, Drums, Philipp Schaufelberger,<br />

Gitarre, Bänz Oester, Bass, u.a.<br />

1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 22<br />

Den Fluss des lebens bereisen Pierre<br />

Favre und sein Ensemble. Dass er ein weltumspannendes<br />

Gewässer ist, erschliesst<br />

sich beim Hören der in vielen Schattierungen<br />

schillernden Stücke.<br />

norah Jones | not too late | norah Jones,<br />

Gesang, Klavier, Adam levy, Gitarre, lee<br />

Alexander, Bass, Andy Borger, Drums, u.a.<br />

1 CD, Fr. 24.90, Best.-nr. 23<br />

norah Jones schreibt Songs mit grandiosen<br />

Melodien und klugen Texten, die<br />

sie mit klarer Stimme und in perfekten<br />

Arrangements präsentiert. Fast zu gut,<br />

um wahr zu sein …<br />

Johnny Clegg | One life<br />

1 CD, Fr. 32.90, Best.-nr. 24<br />

Wenn es in Südafrika die vielbeschworene<br />

«Rainbow nation» gibt, dann findet man<br />

ihre Essenz in Johnny Cleggs liedern:<br />

Seine Texte singt er in Zulu, Englisch, Afrikaans<br />

und Französisch, die Musik lebt von<br />

der geschickten Verbindung afrikanischer<br />

Rhythmen und europäischer Popklänge.<br />

Kenny Wheeler | It Takes Two! | Kenny<br />

Wheeler, Flügelhorn, John Abercrombie,<br />

Gitarre, John Parricelli, Gitarre, Anders<br />

Jormin, Bass | 1 SACD, Fr. 34.90, Best.-nr. 25<br />

Eine südliche Brise weht durch viele<br />

Stücke von Wheelers neuem Album.<br />

Beschwingt und frei in ihrem Zusammenspiel,<br />

erzeugen er und seine Kollegen eine<br />

entspannte Stimmung.<br />

Enrico Rava | The Words and the Days<br />

Enrico Rava, Trompete, Gianluca Petrella,<br />

Posaune, Andrea Pozza, Klavier, Rosario<br />

Bonaccorso, Bass, Roberto Gatto, Drums<br />

1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 26<br />

Ein warmer Sound sowie der Wechsel<br />

zwischen lyrischen Melodien und energiegeladenen<br />

Ausbrüchen sind prägende<br />

Merkmale dieses Quintetts.<br />

www.jecklin.ch<br />

lynne Arriale Trio | live | lynne Arriale,<br />

Klavier, Jay Anderson, Bass, Steve Davis,<br />

Drums | 1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 27<br />

Ein vom Applaus des Publikums hörbar<br />

beflügeltes Trio hebt ab: Die perfekte<br />

Abstimmung zwischen der Pianistin und<br />

ihren Begleitern erlaubt den Musikern<br />

und den Zuhörern einen Höhenflug erster<br />

Güte.<br />

Asita Hamidi’s Bazaar | live | Asita<br />

Hamidi, Harfe, Gesang, Björn Meyer, Bass,<br />

Gesang, Kaspar Rast, Drums, Bruno<br />

Amstad, Gesang | 1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 28<br />

Die Musikkulturen des Orients, Mitteleuropas<br />

und Skandinaviens bilden die<br />

Spielwiese, auf der die Bazaaris nach<br />

Herzenslust herumtollen – ein Genuss,<br />

ihnen dabei zuzuhören.<br />

Carla Bruni | no Promises<br />

Carla Bruni, Gesang, Gitarre,<br />

louis Bertignac, Gitarre, Keyboards<br />

1 CD, Fr. 24.90, Best.-nr. 29<br />

nach ihrem Debüt als Chanteuse à la française<br />

legt Carla Bruni nun ihren Zweitling<br />

vor – in Englisch. Ihre neuen Songs hat sie<br />

auf Texte von Poeten wie W.B. Yates und<br />

Emily Dickinson geschrieben.<br />

Café Mondial | In Giro | Manuel Hebeisen,<br />

Blasinstrumente, Gesang, Pascal<br />

Bruggisser, Klavier, Gesang, Thomas<br />

Custer, Bass, Gitarre, Gesang, Adrian<br />

Wiss, Drums | 1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 30<br />

Als musikalische Touristen mit schrägem<br />

Humor und offenen Ohren tingeln Café<br />

Mondial durch die klingende Welt und<br />

sammeln fleissig Souvenirs.<br />

Cassandra Wilson | Thunderbird<br />

Cassandra Wilson, Gesang, Gitarre, Marc<br />

Ribot, Gitarre, Mike Elizondo, Bass, Jim<br />

Keltner, Drums, u.a. | 1 CD, Fr. 32.90, Best.-nr. 31<br />

Mit funkigen Samples und einigen Beats<br />

von der Drum-Machine sorgt Cassandra<br />

Wilson für erstauntes Aufhorchen. Ihre<br />

Wurzeln hat sie aber immer noch tief in<br />

Mississippi …<br />

Piers Faccini | Tearing Sky | Piers Faccini,<br />

Gesang, Gitarren, Juan nelson, Bass,<br />

leon Mobley, Perkussion, Adam Topol,<br />

Drums, u.a. | 1 CD, Fr. 34.90. Best.-nr. 32<br />

Faccini singt feingesponnene, introspektive<br />

lieder, die zwischen britisch-melancholischem<br />

Folk, Delta-Blues, afrikanischen<br />

Rhythmen und den Klängen Ben<br />

Harpers oszillieren.<br />

Stefan Sandmeier


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CD-Empfehlungen<br />

J.S. Bach | Sonaten und Partiten für Violine solo (BWV 1001 – 1006) | John Holloway, Violine | 2 CDs, Fr. 58.90, Best.-nr. 33<br />

Kein lehrbuch habe ihn mehr über Spieltechniken und Möglichkeiten seines Instruments, der Barockvioline,<br />

gelehrt, als die Sonaten und Partiten von Bach, so John Holloway. Trotz seines quasididaktischen Ansatzes tönen<br />

aber auch anspruchsvollste Passagen nie schulmeisterlich. locker und natürlich bewegt sich Holloway durch<br />

die Stücke und bewältigt ihre technischen Herausforderungen mit selbstverständlicher Virtuosität. Wichtiger<br />

als schnelle Tempi oder überbordende Verzierungen ist ihm jedoch, den emotionalen und intellektuellen Gehalt<br />

von Bachs reicher, in der Tradition seiner Vorgänger wurzelnder Musik zu vermitteln.<br />

J.G. Graun, C.H. Graun | <strong>Co</strong>ncerti | Marcel Ponseele, Oboe, Vittorio Ghielmi, Gambe, Jan De Winne, Traversflöte | Il Gardellino<br />

1 CD, Fr. 38.90, Best.-nr. 34<br />

Der Preussenkönig Friedrich II. war ein passionierter Sammler: Der kunstsinnige Monarch besass eine exquisite<br />

Kollektion von – Musikern. An seinem Hof versammelte er neben den exzellentesten Instrumentalisten<br />

Deutschlands auch Komponisten wie Quantz, C.P.E. Bach oder Benda. Auch die Brüder Johann Gottlieb und Carl<br />

Heinrich Graun gehörten zum Kreis von Friedrichs Hofmusikern. Das Barockensemble Il Gardellino um Marcel<br />

Ponseele hat vier ihrer Konzerte ausgewählt. Die heiteren, eleganten und fantasievollen Kompositionen der<br />

Grauns werden ausdrucksvoll und mit Esprit präsentiert und erhalten durch die Wärme der alten Instrumente<br />

besonderen Glanz. Eine Entdeckung.<br />

F. Mendelssohn, M. Bruch | Violinkonzerte | Janine Jansen, Violine | Gewandhausorchester leipzig, Ricardo Chailly, leitung<br />

1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 35<br />

Mit der Holländerin Janine Jansen hat erneut eine bemerkenswerte junge Geigerin den internationalen Durchbruch<br />

geschafft: Dank stupender Fingerfertigkeit scheinen ihr keine spieltechnischen Grenzen gesetzt zu sein. Hinzu<br />

kommen eine charaktervolle Tongebung, musikalisches Verständnis und emotionale Tiefe. Dafür, dass die oft<br />

gehörten Repertoireklassiker von Mendelssohn und Bruch zum genussvollen Hörerlebnis werden, sorgen aber in<br />

erster linie Jansens intensives Spiel und die Harmonie, die sich zwischen der Solistin, dem Dirigenten und dem<br />

Orchester einstellt. In ihrer Heimat längst ein Star, gilt es sie hier erst noch richtig zu entdecken.<br />

W.A. Mozart, J. Ibert, F. Martin, H. Villa-lobos | Hommage à Mozart | Zürcher Kammerorchester, Muhai Tang, leitung<br />

1 CD, Fr. 24.90, Best.-nr. 36<br />

Mit acht Jahren schrieb Mozart seine erste, mit 32 seine letzte Sinfonie. Das Frühwerk (KV 16) und die Sinfonie<br />

nr. 41 (KV 551) bilden den Rahmen für drei musikalische Hommagen an den Salzburger Genius. Den Stücken<br />

von Jacques Ibert, Frank Martin und Heitor Villa-lobos ist eine gewisse Orientierung an Mozart gemeinsam, die<br />

von den Komponisten aber sehr unterschiedlich umgesetzt wurde: kurz und glanzvoll bei Ibert, ernsthaft und<br />

feierlich bei Martin, verspielt und träumerisch bei Villa-lobos. Spritzig und spielfreudig geht das ZKO unter<br />

seinem neuen Chefdirigenten Muhai Tang zu Werke und erweist damit den Komponisten Ehre.<br />

M. Ravel | Bolero, Klavierkonzert für die linke Hand, Rapsodie espagnole, Pavane pour une infante défunte, la Valse<br />

Claire Chevallier, Klavier | Anima Eterna, Jos van Immerseel, leitung, 1 CD, Fr. 38.90, Best.-nr. 37<br />

Mit musikwissenschaftlicher Akribie und grossem Enthusiasmus hat Jos van Immerseel einen «Bolero» erarbeitet,<br />

der sich stark an Ravels Aufzeichnungen und den erhaltenen Aufnahmen aus den 30er-Jahren orientiert:<br />

Die Vibratolosigkeit des Streicherklangs, der unbarmherzig genaue Rhythmus der Trommel und die<br />

Bläsereinsätze bringen die allmähliche Steigerung bis zum finalen Kollaps perfekt zur Geltung. Ein weiterer<br />

leckerbissen bietet sich mit dem Konzert für die linke Hand, das von Claire Chevallier auf einem Erard-Flügel<br />

gespielt wird, wie er bei Ravel im Musikzimmer stand. Die dunklen Farben des Konzerts bilden die Brücke zu<br />

«la Valse», dem ultimativen Abgesang auf die Walzerseligkeit des 19. Jahrhunderts.<br />

Stefan Sandmeier<br />

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DVDs<br />

22<br />

G. Donizetti | l’Elisir d’Amore | Anna netrebko, Sopran, Rolando Villazón, Tenor, Orchester und Chor der Wiener Staatsoper,<br />

Alfred Eschwé, leitung | 1 DVD, Fr. 38.90, Best.-nr. 38<br />

www.jecklin.ch<br />

Im April 2005 standen Anna netrebko und Rolando Villazón in Wien erstmals zusammen auf der Bühne. Als<br />

Adina und nemorino avancierten sie zum neuen «Operntraumpaar». Die Inszenierung und die Ausstattung<br />

wirken zwar reichlich altbacken, die vokale und die mimische Präsenz der Protagonisten machten diesen<br />

optischen Mangel jedoch mehr als wett. Villazón gefällt mit tenoralem Schmelz und legt sein Gesicht nach der<br />

Art Mr. Beans in Falten, während die netrebko als Adina eine kühle Souveränität ausstrahlt und mit perfekter<br />

Stimmführung glänzt. Erwähnenswert auch leo nucci, der seinen Belcore mit einem selbstironischen<br />

Augenzwinkern verkörpert.<br />

Glenn Gould | Hereafter; Glenn Gould, Klavier, Bruno Monsaingeon, Regie | 1 DVD, Fr. 38.90, Best.-nr. 39<br />

1982, erst 50-jährig, starb Glenn Gould an den Folgen eines Schlaganfalls. Die Faszination, die von jenem<br />

Pianisten ausging, der Bachs «Goldberg-Variationen» neu erfand und damit bereits früh zu Weltruhm gelangte,<br />

hält bis heute an. Bruno Monsaingeon war mit dem exzentrischen Genie befreundet und hat aus grösstenteils<br />

noch nicht veröffentlichtem Archivmaterial einen Dokumentarfilm zusammengestellt. In etwas mehr als eineinhalb<br />

Stunden laufzeit lässt «Hereafter» das leben und die Karriere von Glenn Gould Revue passieren – und<br />

zwar aus Goulds eigener Perspektive. Seine Statements und sein dauernd präsentes Klavierspiel verweben sich<br />

so zu einem unterhaltsamen und eindrücklichen, wenn auch fiktiven «Selbst»porträt.<br />

C. Monteverdi | l’Orfeo, Il ritorno d’Ulisse in Patria, l’incoronazione di Poppea | Monteverdi Ensemble, Chor und Ballett des<br />

Opernhauses Zürich, nikolaus Harnoncourt, leitung | 5 DVDs, Fr. 149.50, Best.-nr. 40<br />

Historisches trug sich 1975 zu im Opernhaus, als dem Zürcher Publikum erstmals die Einleitungs-Toccata zur<br />

Oper «l’Orfeo» entgegenschmetterte: Die Wiederentdeckung Monteverdis für die Gegenwart hatte begonnen.<br />

Verantwortlich dafür zeichneten nikolaus Harnoncourt und das Ensemble des Opernhauses sowie Regisseur<br />

Jean-Pierre Ponelle, die auch «Il ritorno d’Ulisse in Patria» und «l’incoronazione di Poppea» auf die Bühne<br />

brachten. Die mittlerweile legendär gewordene Zürcher Monteverdi-Trilogie liegt nun in einer Box mit fünf DVDs<br />

vor. Gefilmt wurde sie 1979 bei Aufführungen in Wien, die Tonspuren stammen von kurz zuvor mitgeschnittenen<br />

Aufführungen in Zürich.<br />

W.A. Mozart | le nozze di Figaro; Pietro Spagnoli, Bariton, Annette Dasch, Sopran, Rosemary Joshua, Sopran, luca Pisaroni,<br />

Bass, u.a. | <strong>Co</strong>ncerto Köln, René Jacobs, leitung | 2 DVDs, Fr. 68.90, Best.-nr. 41<br />

Als René Jacobs Mozarts «nozze» vor drei Jahren erstmals auf Tonträger bannte, regneten Auszeichnungen<br />

und Ehrungen auf die Produktion nur so herab. Auch bei der DVD-Aufnahme aus dem Pariser Théâtre des<br />

Champs-Elysées zeigen sich das Sänger-Ensemble und das Orchester in bester Spiellaune: Das <strong>Co</strong>ncerto Köln<br />

gestaltet die Partitur transparent, kontrastreich und mit unbändigem Schwung. Auf der Bühne wird derweilen<br />

munter geliebt, geschmachtet und intrigiert. luca Pisaroni als Figaro und Rosemary Joshua als Susanna<br />

machen nicht nur stimmlich gute Figur, sondern bringen ihre Rollen auch mimisch zum leben. Ein vorzügliches<br />

Opernvergnügen.<br />

Stefan Sandmeier


www.jecklin.ch<br />

Giovanni Boccaccio: Das Decameron | 6 CDs, Fr. 51.70, Best.-nr. 42<br />

Hörbücher<br />

Während der Pest anno 1348 ziehen sich sieben junge Frauen und drei Männer aus der verseuchten Stadt Florenz<br />

zurück. Um die freiwillige zehntägige Quarantäne in einer abgelegenen Villa zu verkürzen, vertreiben sie sich<br />

die Zeit mit Geschichten. Diese Rahmenhandlung gibt Boccaccio (1313 – 1375) seiner novellensammlung «Decamerone»,<br />

bestehend aus hundert tolldreisten, witzigen und mitunter auch philosophischen Geschichten. Daraus<br />

hat Kurt Flasch eine Auswahl getroffen, hat sie neu übesetzt und kommentiert. Zusammen mit den eigentlichen<br />

Erzählungen, gelesen von Peter Wapnewski, Imogen Kogge und Roland Renner, liefert das Hörbuch Einblick und<br />

Erklärung in die Kulturgeschichte des Abendlandes – ebenso lehrreich wie unterhaltend.<br />

Ingrid noll: ladylike | 7 CDs, Fr. 51.90, Best.-nr. 43<br />

Die beiden Freundinnen lore und Anneliese wollen es mit 73 Jahren und nachdem Kinder und Ehemänner<br />

glücklich aus dem Haus geschafft sind, nochmals genau wissen. Sie gründen eine Frauen-WG und unternehmen<br />

eine Reise durch Deutschland. Diese Anlage erlaubt es der munteren Erzählerin Ingrid noll, unverfroren,<br />

lebensklug, kenntnisreich und politisch nicht immer ganz korrekt den Umgang mit dem Altwerden zu thematisieren,<br />

ohne larmoyanz und ohne Beschönigung, aber durchaus lustvoll. Dass die selbst betagte Maria Becker<br />

dieser heiteren Geschichte ihre unverkennbare Stimme leiht, gibt dem Hörvergnügen besondere Würze – hat<br />

man doch immer wieder das Gefühl, die Grand Old lady der Bühne erzähle aus ihrem eigenen leben.<br />

Thomas Hürlimann: Vierzig Rosen | 6 CDs, Fr. 55.10, Best.-nr. 44<br />

Mit dem Roman «Vierzig Rosen» siedelt Hürlimann eine weitere Erzählung vor der Folie der hürlimannschen<br />

Familiensaga an, die wir aus seinen vorgängigen Werken kennen. Und wiederum gelingt es ihm meisterlich, die<br />

authentische Vorlage zu einem epochalen Panorama der Kriegs- und nachkriegsjahre zu gestalten. Der leichtfüssige,<br />

musikalische Duktus täuscht nicht über den Horror des familiären Zwangs und die destruktive Kraft<br />

der liebe hinweg, sondern akzentuiert diese noch. Gleichzeitig schafft es der Autor, uns ein wehmütiges lächeln<br />

über den unerbittlichen Zerfall zu entlocken: Scheitern – mais avec du style, wie Marie, die Hauptfigur, sagt. Der<br />

vielfach ausgezeichnete Schauspieler Ulrich noethen liest mit Gespür für Hürlimanns unterschwellige Ironie<br />

und subtile Sprachkraft.<br />

Agatha Christie: Die Morde des Herrn ABC | 6 CDs, Fr. 45.90, Best.-nr. 45<br />

Mit Hercule Poirot schuf die englische Schriftstellerin Agatha Christie (1890 – 1976) eine der populärsten Detektivfiguren<br />

der Kriminalliteratur. 1971 wurde sie für ihr Werk zur Dame geadelt. Viele ihrer Romane wurden verfilmt.<br />

So 1964 auch die 1936 entstandenen «ABC Murders», und zwar mit Anita Ekberg als Amanda Cross und Tony<br />

Randall als Poirot. Dieser ist eigentlich nur für einen Besuch beim Schneider nach london gekommen. Doch<br />

bald werden seine legendären grauen Zellen herausgefordert. Denn es geht ein Mörder um, der seine Opfer<br />

offenbar alphabetisch auswählt … Der Sprecher Martin Maria Schwarz macht mit seinen verschiedenen Stimmen<br />

aus der spannenden Story ein veritables Hörspiel und verleiht dem snobistischen Belgier einen köstlichen<br />

französischen Akzent.<br />

Bruno Rauch<br />

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Musikbücher<br />

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Rudolf Angermüller<br />

Mozart – leben und Werk<br />

CD-ROM<br />

Fr. 132.–, Best.-nr. 46<br />

Arnold Schönberg /<br />

Peter Schössow<br />

Die Prinzessin<br />

Mit einem nachwort von<br />

nuria Schönberg-nono<br />

Fr. 27.20, Best.-nr. 47<br />

Maria Kliegel<br />

Masterclass Cello<br />

Mit Technik und<br />

Fantasie zum künsterlischen<br />

Ausdruck<br />

Buch + 2 DVDs<br />

Fr. 85.50, Best.-nr. 48<br />

Umfassende Mozart-Dokumente<br />

Die vorliegende CD-ROM umfasst die grösste<br />

jemals erschienene Sammlung biografischer<br />

und autobiografischer Dokumente von Mozart:<br />

Briefe, Biografien, Werkverzeichnisse<br />

und Analysen, herausgegeben von dem international<br />

renommierten Mozart-Forscher<br />

Rudolf Angermüller. Die anlässlich des 250jährigen<br />

Mozart-Geburtstages erschienene<br />

CD-ROM hebt wahre Schätze ans licht: Allein<br />

18 teils sehr persönliche, teils hochwissenschaftliche<br />

Biografien aus der Zeit von 1798<br />

bis 2003 beleuchten Mozarts leben aus dem<br />

Blickwinkel unterschiedlicher Epochen. Vier<br />

massgebliche Briefausgaben dokumentieren<br />

Die Prinzessin und ihr Diener<br />

Was für ein Schlamassel! Die Prinzessin hat<br />

Tennis gespielt und liegt jetzt mit lauter blauen<br />

Flecken im Bett. Der trottelige Diener Wolf ist<br />

ihr keine Hilfe. Es dauert ewig, bis er eine<br />

Wärmflasche findet, was eine Apotheke ist,<br />

muss man ihm erst erklären, und zu guter<br />

letzt vergisst er, wo die Prinzessin blaue Fleck-<br />

Tipps für die richtige Technik<br />

Schulen und Etüdensammlungen für Violoncello<br />

gibt es unzählige. Doch was tun, wenn<br />

kein lehrer zur Stelle ist und erklären kann,<br />

warum die Stelle aus dem Konzert einfach<br />

nicht klappen will? Die renommierte Cellistin<br />

Maria Kliegel geht einen ganz neuen Weg:<br />

Ihre Erfahrungen und ihr Wissen hat sie zu<br />

einer «Quintessenz» zusammengefasst. Im<br />

Buch erläutert sie ausführlich technische<br />

Probleme und gibt dazu Beispiele aus dem<br />

www.jecklin.ch<br />

sämtliche Briefe der Mozart-Familie, in der<br />

vor allem Vater leopold ein grosser Briefeschreiber<br />

war. leopold Mozart sind auch die<br />

ausführlichen Reiseaufzeichnungen zu verdanken,<br />

die uns heute ein plastisches Bild von<br />

den Strapazen damaliger Reisetätigkeit vermitteln.<br />

Eine zeitgenössische Reisebeschreibung<br />

sowie der Reiseführer der Mozarts<br />

macht die Reiserouten der Familie genau<br />

nachvollziehbar. Die CD-ROM enthält darüber<br />

hinaus die verschiedenen Werkverzeichnisse,<br />

einschliesslich des aktuellen Köchelverzeichnisses,<br />

sowie ausgewählte Werkanalysen. <br />

en hatte … Der Komponist Arnold Schönberg<br />

hat seinen Kindern besonders gern Geschichten<br />

von einer nörgeligen Prinzessin und ihrem<br />

vertrottelten Diener Wolf erzählt. Eine davon<br />

ist als Tonaufnahme erhalten und erscheint<br />

hier zum ersten Mal in Buchform – mit herrlich<br />

komischen Bildern von Peter Schössow.<br />

Repertoire. Auf der DVD demonstriert sie die<br />

richtige Technik und gibt Tipps, wie berühmte<br />

Stellen aus der Konzertliteratur zu bewältigen<br />

sind und wie effizient geübt werden sollte.<br />

Ein Muss für den fortgeschrittenen Instrumentalisten,<br />

der Antworten auf spezielle<br />

Fragen sucht oder der immer schon einmal<br />

wissen wollte, wie diese technischen Hürden<br />

gemeistert werden können.


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<strong>Co</strong>ver.finish 15.10.2005 13:26 Uhr Seite 1<br />

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Musikbücher<br />

26<br />

Volker Mertens<br />

Gross ist das Geheimnis<br />

– Thomas Mann und<br />

die Musik<br />

Buch + CD<br />

Fr. 67.40, Best.-nr. 49<br />

Kevin Bazzana<br />

Glenn Gould –<br />

Die Biografie<br />

Fr. 43.70, Best.-nr. 50<br />

William Waterhouse<br />

Fagott<br />

Fr. 44.90, Best.-nr. 51<br />

Daniel Cerny<br />

niemand ist<br />

unmusikalisch<br />

Fr. 29.90, Best.-nr. 52<br />

Thomas Mann und die Musik<br />

Wenn er nicht Dichter geworden wäre, hätte<br />

er Musiker sein mögen, hat Thomas Mann<br />

einmal gesagt. In der Weltliteratur ist er der<br />

Autor, der wohl die engste Beziehung zur<br />

nachbarkunst gehabt hat. Musik begleitet<br />

Thomas Manns leben und Schaffen. Als junger<br />

Mann war er ein guter Geiger, der sich an<br />

Sonaten von Edward Grieg und Richard<br />

Strauss wagen konnte. Später hat er das Violinspiel<br />

aufgegeben, denn er wollte nicht her-<br />

Glenn Goulds komplexe Persönlichkeit<br />

Gestützt auf zwanzig Jahre Recherche beschreibt<br />

der Autor die komplexe Persönlichkeit<br />

Goulds in ihrer ganzen Fülle: den Pianisten,<br />

Schriftsteller, Komponisten und<br />

Menschen. Dabei verweist er den Mythos vom<br />

Autodidakten und emotional geschädigten<br />

Weltabgewandten, der Mitte der Fünfzigerjah-<br />

Das nonplusultra für alle Fagottisten<br />

In der englischsprachigen Welt ist das Fagott-<br />

Buch des berühmten Fagottisten William<br />

Waterhouse, erschienen in der Reihe «Yehudi<br />

Menuhin Music Guides», das nonplusultra für<br />

alle Fagottisten. Alles, was Fagottistinnen<br />

und Fagottisten über ihr Instrument wissen<br />

müssen, findet sich in diesem Buch, die Geschichte<br />

des Holzblasinstruments ebenso<br />

Die Gabe der Musikalität<br />

Tiefgründiges, oft aber auch schmunzelndes<br />

nachdenken über die Ursachen so genannter<br />

Unmusikalität. Das Buch möchte unterstreichen,<br />

dass die Gabe der Musikalität in jedem<br />

von uns schlummert. Sie wurde jedoch bei<br />

vielen Menschen in der Kindheit verschüttet,<br />

umdilettieren (Katia Mann). Thomas Mann<br />

war ein begeisterter Schallplattenhörer und<br />

besass eine grosse Sammlung, von der heute<br />

noch ein bedeutender Teil erhalten ist. Das<br />

vorliegende Buch enthält die erste umfassende<br />

Darstellung über Thomas Manns Verhältnis<br />

zur Musik, inklusive einer CD mit musikalischen<br />

Originalaufnahmen aus Manns Plattensammlung!<br />

re aus dem nichts in der internationalen Musikszene<br />

einschlug, ins Reich der legenden.<br />

Bazzana liefert ein ausgewogenes Bild eines<br />

aussergewöhnlichen Menschen, der in seinem<br />

einzigartigen Talent und seiner genuinen<br />

Exzentrik in vielerlei Beziehung auch ein Produkt<br />

seiner Zeit und Umgebung war.<br />

wie fundierte Informationen zu Instrumententechnik,<br />

Pflege, Spielweise, zum Üben und<br />

Unterrichten und zu vielem mehr. Wesentlicher<br />

Bestandteil ist das kommentierte Verzeichnis<br />

der Basisspielliteratur sowie eine<br />

ausführliche Fachbibliografie. Wer Fagott<br />

spielt, braucht dieses Buch.<br />

bevor sie sich entfalten konnte. Das Buch<br />

räumt mit vielen Vorurteilen auf und lässt<br />

damit die lesenden auf heitere Art und Weise<br />

ihre eigene Musikalität wiederentdecken.


Christoph Kammertöns<br />

lexikon des Klaviers<br />

Fr. 159.50, Best.-nr. 53<br />

Attila Csampai/<br />

Dietmar Holland<br />

Opernführer<br />

Fr. 65.30, Best.-nr. 54<br />

Arnold Schönberg<br />

Das magische Quadrat<br />

Eine Annäherung an<br />

den Visionär Arnold<br />

Schönberg<br />

Box mit 12 verschiedenen<br />

Objekten zu leben und<br />

Werk<br />

Fr. 98.–, Best.-nr. 55<br />

lexikon des Klaviers<br />

Dieses umfassende nachschlagewerk über<br />

das Klavier bietet dem professionellen Instrumentalisten<br />

und Pädagogen, dem musizierenden<br />

liebhaber sowie allen, die beruflich<br />

oder privat mit dem Klavier zu tun haben, eine<br />

enorme Fülle an Informationen. Dabei ent-<br />

Standardwerk für Opernliebhaber<br />

Der «Opernführer», herausgegeben von<br />

Attila Csampai und Dietmar Holland, ist nach<br />

wie vor das Standardwerk für den Opernliebhaber.<br />

Unübertroffen sind Genauigkeit, Fülle<br />

und Verständlichkeit der Informationen, die<br />

er zu den etwa 250 wichtigsten Opern der<br />

Musikgeschichte von Monteverdi bis Rihm<br />

bietet: Inhalt und Handlung, Kommentar,<br />

Erläuterung zur Wirkungsgeschichte und<br />

weitere Informationen zu Text, Uraufführung,<br />

Schönberg als Multitalent<br />

Mancher Musiker weiss viel über die lehre<br />

und Umsetzung der Zwölftonmusik. Was sich<br />

jedoch um dieses Thema herum im leben<br />

Arnold Schönbergs abspielte, bleibt oftmals<br />

im Dunkeln. Vor allem seine unermüdliche<br />

lust an der Veränderung seiner Umwelt<br />

begann jeden Tag aufs neue. Was bisher fehlte,<br />

war eine auch für den Musikunterricht von<br />

Jugendlichen geeignete, kurze und prägnante<br />

Darstellung von Arnold Schönberg als Multitalent.<br />

Diese lücke schliesst die Publikation<br />

«Das magische Quadrat». Das «Taschenmuseum»<br />

möchte Informationen spielerisch<br />

www.jecklin.ch<br />

steht ein differenziertes Bild des Klaviers und<br />

seiner gleichermassen kontinuierlichen wie<br />

wandlungsreichen Geschichte, das inhaltlich<br />

fundiert ist und zugleich ansprechend und<br />

verständlich vermittelt wird.<br />

Personal sowie biografische Porträts der<br />

Komponisten. Einmalig ist der Anhang mit<br />

Artikeln über die wesentlichen librettisten<br />

der gesamten Operngeschichte von Rinuccini<br />

bis Enzensberger. Die Herausgeber und ihre<br />

Autoren, die sämtlich zur Spitze des<br />

deutschsprachigen Musikjournalismus zählen,<br />

erweisen sich als glänzende Essayisten,<br />

die das einzelne Werk mit all seinen Facetten<br />

fakten- und kenntnisreich interpretieren.<br />

greifbar vermitteln – und natürlich auch unterhalten,<br />

ohne jede Scheu vor einem schwierigen,<br />

komplexen Werk. Die Box lässt diese<br />

Teile seines Werks mit Reprints seiner Aufzeichnungen<br />

lebendig werden. Die multimediale<br />

Buchbox «Das magische Quadrat»<br />

spricht den laien wie auch den Schönberg-<br />

Kenner an. Des weiteren ist sie ein ungewöhnliches,<br />

anregendes Instrument zur Vermittlung<br />

von Musik- und Kunstgeschichte im<br />

schulischen und im privaten Musikunterricht.<br />

Johnnes Ilg<br />

27


Im <strong>Jecklin</strong>-Forum getroffen: Daniel Fueter<br />

«Zürichs Musikleben<br />

ist sehr vielfältig»<br />

Bei <strong>Jecklin</strong> hat Daniel Fueter gerade noten gekauft, darunter die «Goldfinger»-<br />

Melodie von John Berry. Und das zeigt gleich: Daniel Fueter ist kein typischer<br />

«klassischer» Musiker, sondern offen für die verschiedenen Genres. Wir unterhielten<br />

uns in seinem Pavillon-Büro neben der Musikhochschule Zürich.<br />

SaisonKlänge: Daniel Fueter, Sie sind quasi<br />

ein Zürcher Urgestein. Sie sind in dieser Stadt<br />

aufgewachsen und wirken immer noch hier.<br />

Daniel Fueter: Ich fühle mich mit Zürich<br />

sehr verbunden. Die längste Zeit, in der<br />

ich von hier weg war, waren drei Monate<br />

in Paris. Das Haus, in dessen Büro ich<br />

sitze, habe ich mit neun Jahren zum ers-<br />

ten Mal betreten, also vor fast fünfzig<br />

Jahren. Hier bekam ich Klavierstunden,<br />

hier studierte ich, und mit Ausnahme<br />

von einigen Jahren bin ich hier ein und<br />

aus gegangen. Ich gehöre tatsächlich zu<br />

den Fossilien.<br />

Welche Orte haben Sie neben dem Konserva-<br />

torium geprägt?<br />

Fueter: nicht die musikalischen Orte,<br />

sondern die Theater in Zürich: Das Schau-<br />

spielhaus, wo ich schon als Bub aufgetre-<br />

ten bin und für das ich später Musik<br />

geschrieben habe, das neumarkt-Theater<br />

vor allem in der Zusammenarbeit mit<br />

Peter Schweiger, das Hechtplatz-Theater,<br />

an dem ich viele Chanson-Abende gemacht<br />

habe.<br />

Das Chanson ist ohnehin einer Ihrer wichtigsten<br />

Tätigkeitsbereiche.<br />

Fueter: Es war von früh auf mein grosser<br />

Traum, Chansons zu schreiben, denn das<br />

französische Chanson habe ich mir neben<br />

den Beatles und anderem nicht-Klas-<br />

28<br />

sischem immer sehr gern angehört. Ich<br />

wollte das selber ausprobieren. Mit Kathrin<br />

Brenk, die damals an der Schauspielakademie<br />

studierte – ich korrepetierte<br />

dort Ballett – bin ich an eine Schauspielerin<br />

geraten, die einen Chansonabend<br />

machen wollte und mit zwei Autoren –<br />

Martin Suter und Thomas Hürlimann –<br />

befreundet war. Seither habe ich sicher<br />

hundert Chansons geschrieben.<br />

Ist Zürich eine Stadt für Kleinkunst?<br />

Fueter: Wenn man die lange Tradition<br />

betrachtet, vom Hechtplatz oder Theater<br />

Stok zurück bis zur Pfeffermühle oder<br />

zu Dada, dann sieht man: Zürich hat,<br />

auch wenn es keine Riesenstadt ist,<br />

doch so viel Grossstädtisches, dass<br />

Kleinkunst kontinuierlich gedeihen<br />

kann. Kleinkunst spielt hier eine Rolle.<br />

César Keiser, Franz Hohler, das sind<br />

hier Institutionen. Von dort kamen auch<br />

immer wieder innovative Anstösse für<br />

die «grosse» Kunst.<br />

Inwiefern?<br />

Fueter: In der Aufmerksamkeit für das<br />

Alltägliche, das «Abseitige», manchmal<br />

Groteske, das sonst nicht wahrgenommen<br />

wird. Manchmal begegnet man<br />

dem, was in freien Gruppen ausprobiert<br />

wurde, später auf grossen Bühnen wieder.<br />

Französische Chansons, Beatles: das sind nicht<br />

die typischen Prägungen für einen zeitgenössischen<br />

Komponisten. Fühlen Sie sich als Aussenseiter?<br />

Fueter: Ich habe mich bis heute eigentlich<br />

nie mit einer so genuinen Selbstverständlichkeit<br />

als Musiker gefühlt. Wenn<br />

ich aufs Podium muss, um Klavier zu<br />

spielen, herrscht immer ein gewisser heiliger<br />

Schrecken, dass ich da vielleicht völlig<br />

fehl am Platz bin. Die Tonhalle-Hinterzimmer<br />

sind für mich immer noch<br />

fremd, die Theaterkantine hingegen<br />

nicht. Musik zu schreiben, zu erfinden<br />

oder auch zu spielen, heisst für mich:<br />

sich verwandeln. Es gibt verschiedene<br />

Verwandlungsmöglichkeiten. Man kann<br />

sich in ein Chanson verwandeln oder in<br />

ein experimentelles Stück.<br />

Es ist ein schauspielerischer Ansatz.<br />

Fueter: Ja, die Masken gehören zum<br />

Theater.<br />

Zurzeit sind Sie noch an der Musikhochschule<br />

tätig, einer Institution, die früher vor allem<br />

auf klassische Musik ausgerichtet war. Da hat<br />

sich ein Wandel vollzogen.<br />

Fueter: 1999, ein Jahr schon nach dem Zusammenschluss<br />

der beiden Musikhochschulen<br />

Winterthur und Zürich, kam die<br />

Theaterhochschule hinzu. Das hat mich<br />

natürlich besonders gefreut. Jetzt ist


auch der Tanz dabei, und 1998 bereits ha-<br />

ben wir – eigentlich ohne um Erlaubnis<br />

zu fragen – den Jazz integriert. Es hat<br />

sich als Erfolgsrezept erwiesen, die nase<br />

über den klassischen Tellerrand hinauszuheben.<br />

Wir hätten nicht eine so spannende<br />

klassische Abteilung, wenn unsere<br />

Studierenden nicht Gelegenheit hätten,<br />

beim Jazz reinzuschauen, und umgekehrt.<br />

Hat dabei auch das Chanson Platz?<br />

Fueter: An meiner liedklasse mit Hans<br />

Adolfsen nehmen jedes Semester 50 bis<br />

70 Studierende teil. Dabei gehen wir fast<br />

jedes Mal über den Bereich des klassischromantischen<br />

lieds hinaus Richtung<br />

Schlager, Chanson, Operette, Weill, Eisler,<br />

was auch immer. Das gehört zur Beschäftigung<br />

mit Vokalmusik. Auch für<br />

den klassischen Sänger ist es unglaublich<br />

lehrreich, sich mit diesem Genre zu<br />

beschäftigen. Der Satz «Genres sind<br />

Fenster zur Welt» von Peter Hacks – und<br />

ich füge hinzu: einmalige Fenster – erweist<br />

sich da wieder einmal als richtig. Je<br />

facettenreicher der Blick auf die Welt,<br />

desto besser für eine künstlerische Entwicklung.<br />

Sie haben das Zürcher Musikleben nun<br />

50 Jahre miterlebt. Wie hat es sich während<br />

dieser Zeit gewandelt?<br />

Fueter: Man kann wohl insgesamt sagen:<br />

Es hat sich auf allen Ebenen professionalisiert.<br />

Zürich hatte ja immer eine sehr<br />

reiche Jazzszene, die an Beständigkeit<br />

zugenommen hat. Bei der Qualität der<br />

beiden grossen Orchester, Tonhalle und<br />

Opernhaus, ist eine so kontinuierliche<br />

Arbeit geleistet worden, dass das Wort<br />

Professionalisierung viel zu bescheiden<br />

ist. Aber auch Ensembles wie die Came-<br />

rata oder natürliche auch das Zürcher<br />

Kammerorchester haben über die Jahre<br />

an Profil gewonnen. Von da läuft nicht<br />

nur viel mehr, sondern auch Besseres.<br />

Hinzu kommt die Szene mit digital<br />

erzeugter Musik, experimenteller <strong>Co</strong>mputermusik,<br />

die Performances und so<br />

weiter. Man könnte in Zürich wirklich jeden<br />

Abend in drei Konzerte gehen. Unsere<br />

Hochschule allein macht ja schon 700<br />

Konzerte im Jahr.<br />

Eine letzte Frage: Was wäre dem Zürcher<br />

Musikleben aufgrund dieser Entwicklung und<br />

des heutigen Ausgangspunket Ihres Erachtens<br />

noch zu wünschen?<br />

Daniel Fueter: Dass wir, die Musik machen<br />

und organisieren, unsere Ideen so<br />

vermitteln, dass man die Segmentierung<br />

des Publikums aufbrechen und insbesondere<br />

im klassischen Bereich das Publikum<br />

verjüngen könnte. Wir sind oft fantasielos<br />

in der Programmierung oder<br />

Präsentation, in der Formulierung der<br />

Einzigartigkeit eines Konzerts. Das ist<br />

schade, denn so gelangt man immer an<br />

die gleichen leute, obwohl vielleicht andere<br />

ebenfalls Interesse hätten.<br />

Und das zweite: Ich würde uns einen längeren<br />

Atem wünschen für die neue<br />

Musik. Es gibt immer wieder Versuche,<br />

neue Musik an Orten zu etablieren, wo<br />

sie nicht so daheim ist, und dann folgt<br />

häufig ein Zurückstecken: Ich glaube,<br />

man muss bei solchen Initiativen insistieren.<br />

Dann wäre es schon möglich,<br />

auch für neues ein Publikum zu generieren.<br />

Interview: Thomas Meyer<br />

29


Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>Jecklin</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>AG</strong>, Zürcher Kammerorchester<br />

<strong>Jecklin</strong> Zürich<br />

Rämistrasse 30 / 42, 8024 Zürich, Telefon 044 253 77 77<br />

Fax 044 253 76 66, Billettkasse 044 253 76 76<br />

info@jecklin.ch, www.jecklin.ch<br />

Titel<br />

Zürcher Kammerorchester<br />

Seefeldstrasse 305, 8034 Zürich<br />

Telefon 044 388 36 00, Fax 044 388 36 10<br />

Billettkasse 0848 84 88 44<br />

barbara.honegger@zko.ch, www.zko.ch<br />

Redaktion<br />

Helene Haegi, Barbara Honegger<br />

Abschlussredaktion<br />

moser communications, löwenstrasse 41<br />

9400 Rorschach<br />

Mitarbeitende<br />

Helene Haegi, Barbara Honegger, Daniel Hungerbühler,<br />

Johannes Ilg, Thomas Meyer, Bruno Rauch, Regi Sager,<br />

Stefan Sandmeier, Mark Schulze Steinen<br />

Fotografien<br />

Agenturen, Patrick Hofmann, Iwan Raschle, David<br />

Rossat, Uwe Arens , Alberto Venzago<br />

Gestaltung<br />

raschle & kranz GmbH, Bern | www.raschlekranz.ch<br />

Projektkoordination und Produktion<br />

Tamedia <strong>AG</strong>, Production Services, Zürich<br />

lithos<br />

lithwork Phoenix <strong>AG</strong>, Meriedweg 7<br />

3172 niederwangen<br />

Anzeigenverkauf<br />

Barbara Honegger, Telefon 044 388 36 04<br />

barbara.honegger@zko.ch<br />

Helene Haegi, Telefon 044 253 76 11<br />

helene.haegi@jecklin.ch<br />

Erscheinungsweise<br />

Viermal jährlich (März, Mai, September, november)<br />

Auflage: 58 000 Exemplare<br />

Sollten Sie mehrere Exemplare von «SaisonKlänge»<br />

erhalten, so bitten wir Sie dafür um Verständnis.<br />

Wir sind um bestmögliche Abgleichung der Versand-<br />

adressen bemüht. Es würde uns freuen, wenn Sie<br />

ein allfällig überzähliges Exemplar an Bekannte<br />

und Freunde weitergeben.<br />

30<br />

Wettbewerb<br />

Machen Sie mit, und gewinnen Sie einen von zehn Geschenkgutscheinen.<br />

1. Joseph Haydns Oper<br />

«l’Isola disabitata»<br />

entstand im Jahr<br />

K 1779<br />

U 1781<br />

R 1783<br />

4. Therese Bornhauser<br />

arbeitet im Musikhaus<br />

<strong>Jecklin</strong> seit zehn Jahren<br />

A in der CD-Abteilung<br />

l in der Klavierwerkstatt<br />

T am Empfang<br />

7. Die 3500 Jahre alte Musik<br />

der Chinesen bezeichnet<br />

man in Europa auch als<br />

O Viertonmusik<br />

S Fünftonmusik<br />

T Siebentonmusik<br />

Das richtige lösungswort:<br />

2. William Waterouse<br />

schrieb ein berühmtes<br />

Buch über<br />

T das Cello<br />

O das Fagott<br />

n die Posaune<br />

5. An den ZKO-Apéro<strong>Co</strong>ncerts<br />

geniesst man nicht<br />

nur Musik, sondern auch<br />

T Profiterole<br />

O Prosciutto<br />

R Prosecco<br />

8. Als «mozartischster<br />

Pianist unserer Zeit» gilt<br />

vielen Musikfreunden<br />

T Murray Perahia<br />

A Murat Yakin<br />

l Peter Murphy<br />

3. Der 1978 geborene<br />

<strong>Co</strong>untertenor Philippe<br />

Jaroussky ist<br />

n Franzose<br />

O Russe<br />

K Amerikaner<br />

6. Die 1832 uraufgeführte<br />

Opera buffa «l’Elisir<br />

d’Amore» komponierte<br />

W Jacques Offenbach<br />

A Gaetano Donizetti<br />

S Camille Saint-Saëns<br />

9. Antonio Vivaldi komponierte<br />

«Die vier<br />

Jahreszeiten» im Jahr<br />

H 1705<br />

E 1725<br />

U 1750<br />

Das lösungswort ergibt sich aus den Buchstaben vor den richtigen Antworten der Fragen<br />

1 bis 9 Schreiben Sie es bitte auf eine Postkarte, und senden Sie diese bis am<br />

29. März 2007 an: Zürcher Kammerorchester, Kennwort «Wettbewerb», Postfach 1284,<br />

8034 Zürich.<br />

Unter den Einsendern der richtigen Antworten werden zehn Geschenkgutscheine von<br />

<strong>Jecklin</strong> und ZKO verlost. Die Gewinner erhalten schriftliche nachricht. Über den Wettbewerb<br />

wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das lösungswort<br />

aus dem Wettbewerb der «SaisonKlänge» 24/06 hiess «Prokofiev». Unter<br />

den Einsendern der richtigen lösung zog das los folgende Gewinnerinnen und Gewinner:<br />

Gutscheingewinne für Roland Belz Osterwalder, Hinweil; nelly Jeanne Kockel, Feldmeilen;<br />

Verena Stoessel, Adetswil; Ines Theus, Chur; Albrecht Tunger, Trogen; Buchgewinne<br />

für Yvonne Gerber, Basel; Rita Jäggi, Muri; Elsa Janett, Wettingen; Anneliese<br />

nowacki, Bern; Ursi Truog, Mönchaltorf.


6-DVD-Set<br />

Liveaufnahmen aus dem<br />

Opernhaus Zürich<br />

www.emiclassics.ch<br />

www.virginclassics.com


Neue DVDs und CDs<br />

Harnoncourt / Ponnelle<br />

El - ina Garanča<br />

Netrebko / Villazón<br />

5 DVDs<br />

Monteverdi: L’Orfeo<br />

L’Incoronazione di Poppea<br />

Il ritorno d’Ulisse in patria<br />

Der legendäre Monteverdi-Zyklus des Zürcher<br />

Opernhauses von Nikolaus Harnoncourt und<br />

Jean-Pierre Ponnelle ist jetzt endlich auf DVD<br />

erhältlich (in Schuber und Einzelausgaben).<br />

CD<br />

Aria Cantilena<br />

Die lettische Mezzosopranistin erobert gegenwärtig<br />

die grossen Bühnen dieser Welt. Auf ihrer<br />

Debüt-CD für die Deutsche Grammophon singt<br />

sie Arien von Massenet, Offenbach, Rossini,<br />

Strauss u.a.<br />

CD<br />

Duets<br />

Das Traumpaar Anna Netrebko und Rolando<br />

Villazón singen berühmte Liebesduette von<br />

Puccini, Donizetti, Verdi, Gounod, Massenet u.a.<br />

Veröffentlichung am 2. März.<br />

Edita Gruberova<br />

Simone Kermes<br />

Gustavo Dudamel<br />

2 DVDs<br />

Bellini: Norma<br />

Edita Gruberovas lang erwartetes Bühnen-Debüt<br />

als Norma in der Inszenierung von Jürgen Rose<br />

für die Bayerische Staatsoper vom Januar 2006.<br />

CD<br />

Vivaldi: Amor sacro<br />

Für ihre erste Solo-CD hat sich die fulminante<br />

Barockdiva Simone Kermes vier hochvirtuose<br />

Motetten von Vivaldi ausgesucht. Kongeniale<br />

Partner sind Andrea Marcon und das Venice<br />

Baroque Orchestra.<br />

CD<br />

Mahler: Sinfonie Nr. 5<br />

Mit 25 Jahren dirigiert Gustavo Dudamel bereits<br />

die grossen Orchester dieser Welt. Mit seinem<br />

Simón Bolívar Jugendorchester ist er im März in<br />

drei Konzerten live beim Lucerne Festival zu<br />

erleben. Veröffentlichung am 19. März.<br />

Marijana Mijanović<br />

Janine Jansen<br />

Mikhail Pletnev<br />

www.universalmusic.ch<br />

3 CDS<br />

Händel: Floridante<br />

Erneut präsentiert Alan Curtis ein beinahe<br />

vergessenes Meisterwerk von Händel, nämlich<br />

dessen 1721 uraufgeführte Oper «Floridante».<br />

In den Hauptrollen singen Marijana Mijanović<br />

und Joyce DiDonato.<br />

CD<br />

Mendelssohn/Bruch:<br />

Violinkonzerte<br />

Die holländische Geigerin Janine Jansen hat sich<br />

in kurzer Zeit auf allen bedeutenden Konzertpodien<br />

der Welt etablieren können. Auf ihrer<br />

neuen CD wird sie von keinem geringeren als<br />

Riccardo Chailly und dem Gewandhausorchester<br />

sublim begleitet.<br />

CD<br />

Beethoven:<br />

Klavierkonzerte 1+3<br />

Auftakt zur Gesamtaufnahme der Beethovenschen<br />

Klavierkonzerte durch Mikhail Pletnev.<br />

Mit Nr. 2 und 4 geht es im September weiter.<br />

Veröffentlichung am 2. März.

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