Kunqu - Jecklin & Co. AG
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K l A E n G E<br />
Das Magazin von <strong>Jecklin</strong>, Meisterzyklus und Zürcher Kammerorchester nr. 25 | März 2007 | Wert Fr. 4.50<br />
<strong>Kunqu</strong><br />
Chinesische Oper zu Gast in Zürich<br />
Murray Perahia bringt<br />
Flügel zum Singen<br />
Philippe Jarousskys<br />
helle Tessitura<br />
Daniel Fueter und<br />
Zürichs Musikleben
K o n z e r t O p e r Ta n z T h e a t e r K u n s t<br />
Wir danken<br />
Kanton Zürich<br />
Stadt Zürich<br />
Swiss Re<br />
Morgan Stanley Private<br />
Wealth Management<br />
Pricewaterhouse<strong>Co</strong>opers<br />
Supporter-Club<br />
der Zürcher Festspiele<br />
Zürcher Kantonalbank<br />
Zürich Tourismus<br />
15. J U N I B I S 10. J U L I 2007<br />
www.zuercher-festspiele.ch
Feuilles de Ton<br />
liebe Musikfreunde<br />
«Unsere Bestimmung ist», schrieb<br />
Hermann Hesse, «die Gegensätze richtig<br />
zu erkennen, erstens nämlich als<br />
Gegensätze, dann aber als Pole einer<br />
Einheit.» Und Heinrich Heine meinte:<br />
«Alle Dinge sind uns ja nur durch ihre<br />
Gegensätze erkennbar.»<br />
Chinesische Musik und europäische<br />
Musik klingen unterschiedlich, obwohl<br />
sie aus ähnlichen Prinzipien bestehen.<br />
Was ist das Einheitliche in der Gegensätzlichkeit<br />
dieser beiden Musiktraditionen?<br />
Zwischen der barocken Musik<br />
des Italieners Antonio Vivaldi und der<br />
zeitgenössischen Musik von Schweizer<br />
Komponisten bestehen Kontraste. Was<br />
ist das Verbindende zwischen diesen<br />
zeitlichen und geografischen Polen?<br />
«Gewohnheiten», sagen die Spanier,<br />
«sind zuerst Spinnweben, dann Drähte.»<br />
Die Begegnung mit fremden und mit<br />
zeitgenössischen Musikwelten eröffnet<br />
neue Hörerlebnisse auch in vertrauten<br />
und in barocken Musikwelten. Goethe<br />
schrieb: «In der Gewohntheit liegt das<br />
einzige Behagen des Menschen.» Aus<br />
dem Kontrast zwischen dem spanischen<br />
Volksmund und dem deutschen Klassiker<br />
wünschen wir Ihnen spannende und<br />
bereichernde Hörerlebnisse.<br />
Ihr <strong>Jecklin</strong>- und Ihr ZKO-Team<br />
Aus dem Inhalt<br />
<strong>Kunqu</strong> – Musiktheater aus dem Reich der Mitte<br />
Im Rahmen des Saison-Themas «Kontraste» gastiert beim ZKO<br />
ein chinesisches Opernensemble. Bei dieser Gelegenheit lässt<br />
sich entdecken, wie wesensverwandt die barocken Opern Europas<br />
und das traditionelle chinesische Musiktheater sind.<br />
Seite 4<br />
Europas und Chinas Musik: Anders, aber ähnlich<br />
Für europäische Ohren klingt die chinesische Musik recht fremd.<br />
Doch die Chinesen haben scheinbar keine Mühe, den Zugang zur<br />
europäischen Musik zu finden. Mark Schulze Steinen geht der<br />
Frage nach, warum dem so ist.<br />
Seite 8<br />
Vier neue Jahreszeiten<br />
Vivaldis «Vier Jahreszeiten» gehören zu den beliebtesten Kom-<br />
positionen der Musikgeschichte. Das ZKO hat vier zeitgenös-<br />
sische Komponisten beauftragt, jeweils eine Jahreszeit neu zu<br />
komponieren – als Kontrapunkt zum fast 300-jährigen Vorbild.<br />
Seite 14<br />
Bei <strong>Jecklin</strong> getroffen: Daniel Fueter<br />
Daniel Fueter ist Vorsitzender der Konferenz Musikhochschulen<br />
Schweiz, Rektor der Hochschule Musik und Theater Zürich, Präsident<br />
der Suisseculture, Komponist und Musiker. Im Interview<br />
erzählt er über seine Beziehung zur Musik – und zu Zürich.<br />
Seite 28<br />
Bei <strong>Jecklin</strong> am Empfang: Therese Bornhauser 10<br />
Artists Forum: Murray Perahia 12<br />
Die Apéro<strong>Co</strong>ncerts des ZKO 16<br />
ZKO- und <strong>Jecklin</strong>-news 17<br />
CD-Aktuell 19<br />
CD-Empfehlungen 21<br />
Aktuelle DVDs / Hörbücher 22 / 23<br />
Musikbücher 24<br />
Wettbewerb und Impressum 30<br />
Auftakt<br />
3
Hintergrund<br />
Musiktheater<br />
aus dem Reich der Mitte<br />
Die laufende Konzertsaison des ZKO steht unter dem Motto «Kontraste»<br />
– und findet mit dem Gastspiel eines chinesischen Opernensembles sowie einer<br />
konzertanten Aufführung von Haydns «l’isola disabitata» Anfang Juni einen<br />
ungewöhnlichen Höhepunkt.<br />
Das ZKO hat sich unter seinem neuen<br />
Chefdirigenten und Künstlerischen leiter<br />
Muhai Tang einiges vorgenommen.<br />
Den Zürchern zum Ausklang der Saison<br />
nun eine chinesische Oper zu präsentieren,<br />
bedarf aber schon einer gehörigen<br />
Portion Mut. Denn obwohl wir uns daran<br />
gewöhnt haben, dass Musiker wie die in<br />
dieser Saison auch beim ZKO gastierenden<br />
Pianisten lang lang und Yundi li<br />
oder der Cellist Jian Wang Spitzenleistungen<br />
auf dem Gebiet der europäischen<br />
Klassik vollbringen, wissen wir in der<br />
Regel herzlich wenig über die Musik im<br />
Reich der Mitte – ein Versäumnis, das es<br />
nach Meinung der ZKO-leitung dringend<br />
nachzuholen gilt.<br />
Und eben dazu gibt die erste schwei-<br />
zerische Aufführung einer chinesischen<br />
<strong>Kunqu</strong>-Oper, die mit ihrer 600-jährigen<br />
Geschichte eine der ältesten heute noch<br />
gepflegten Theaterformen überhaupt<br />
darstellt, am 9. Juni in der Zürcher Tonhalle<br />
Gelegenheit. Bei einem Kinderkonzert<br />
am folgenden Tag können dann die<br />
Jüngsten erste spielerische Erfahrungen<br />
mit der Musik und den Instrumenten<br />
Chinas machen. Und für all jene, die ihre<br />
Kenntnisse der europäischen Oper auffrischen<br />
möchten, um einen direkten<br />
Vergleich mit dem chinesischen Musiktheater<br />
zu wagen, lädt das ZKO am<br />
4<br />
8. Juni zu einer halb-szenischen, von<br />
einem hochkarätigen Sängerensemble<br />
getragenen Aufführung der 1779 entstandenen<br />
Haydn-Oper «l’isola disabitata»<br />
in den grossen Saal der Tonhalle ein.<br />
Es ist also ein breit gefächertes und wirklich<br />
kontrastreiches Programm, mit dem<br />
das ZKO zur Auseinandersetzung mit<br />
der Oper in Ost und West einlädt.<br />
nur keine Berührungsängste!<br />
Als Wanderer zwischen den musikalischen<br />
Welten sieht Muhai Tang dem Zürcher<br />
Gastspiel eines der traditionsreichsten<br />
<strong>Kunqu</strong>-Ensembles aus der im Süd-<br />
osten Chinas gelegenen Provinz Jiangsu<br />
ebenso freudig wie gelassen entgegen.<br />
nur zu gut erinnert er sich nämlich noch<br />
an das «Schockerlebnis», das der Monte-<br />
verdi-Zyklus am Opernhaus Zürich in<br />
den 1970-er-Jahren bei ihm auslöste. «Ich<br />
wollte gar nicht glauben, wie wesensver-<br />
wandt die frühe barocke Oper und unser<br />
traditionelles chinesisches Theater<br />
sind», erläutert der in Schanghai gebore-<br />
ne Dirigent. «Die hochgradig stilisierte<br />
Sprache und Musik der Barockoper, ihr<br />
artifizieller, oft sehr hoher und reich ver-<br />
zierter Gesang, die starken Typisie-<br />
rungen der Figuren sowie die pracht-<br />
vollen Kostüme und Masken, aber auch<br />
die oft in ferner Vergangenheit angesie-<br />
delten, um liebe und Macht kreisenden<br />
Themen oder die Art und Weise, wie eine<br />
Geschichte auf der Bühne in einem eige-<br />
nen Tempo mit Raffungen und Deh-<br />
nungen von Zeitverläufen erzählt wird –<br />
all das sind Elemente, die auch im<br />
chinesischen Theater zu finden sind.»<br />
Am meisten überraschte ihn aber, dass<br />
in der europäischen Oper männliche Figuren<br />
manchmal von Frauen gesungen<br />
werden. «So etwas wie die ‹Hosenrolle›<br />
gibt es im chinesischen Theater nämlich<br />
nicht», erklärt Muhai Tang, «im Gegenteil:<br />
Wie im Drama der griechischen Antike<br />
oder vielen aussereuropäischen<br />
Theaterformen wurden bis ins 20. Jahrhundert<br />
hinein bei uns alle Rollen von<br />
Männern gespielt.» Mittlerweile begegnet<br />
man in der <strong>Kunqu</strong>-Oper aber auch<br />
weiblichen Darstellern, und so glaubt<br />
Muhai Tang fest daran, dass sich die<br />
Zürcher genauso von dem Theater seiner<br />
Heimat begeistern lassen werden wie er<br />
sich seinerzeit von den Bühnenwerken<br />
Monteverdis.<br />
Davon geht im Übrigen auch Chandler<br />
Cudlipp aus. Beim Besuch einer <strong>Kunqu</strong>-<br />
Oper in China hatte der Geschäftsleiter<br />
des Zürcher Kammerorchesters kürzlich<br />
die Möglichkeit, beide Traditionen aus<br />
der anderen Perspektive miteinander zu
vergleichen. Als in lausanne aufgewach-<br />
sener, gebürtiger Amerikaner bestätigt<br />
er, dass «sich die Faszination der <strong>Kunqu</strong>-<br />
Oper mühelos auf Europäer überträgt.<br />
Dank ihres lyrischen Grundtons ist sie<br />
eine leicht zugängliche Form des chine-<br />
sischen Theaters.»<br />
Jahrhundertealte Traditionen …<br />
natürlich gibt es auch gravierende Unter-<br />
schiede zum europäischen Musiktheater.<br />
Während die italienische Oper als Versuch,<br />
das antike Drama wiederzubeleben,<br />
an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert<br />
von einer kleinen Gruppe<br />
Intellektueller erdacht wurde und sich<br />
erst mit der Eröffnung der ersten öffentlichen<br />
Opernhäuser in der Mitte des<br />
17. Jahrhunderts ein breiteres Publikum<br />
eroberte, so entwickelte sich die <strong>Kunqu</strong>-<br />
Oper aus verschiedenen populären Formen<br />
des chinesischen Theaters. Daher<br />
integrierte sie neben der Verbindung von<br />
Wort, Musik und Schauspiel von Anfang<br />
an auch Tanz und Akrobatik in ihre ebenso<br />
bunte wie abwechslungsreiche Darstellungsweise.<br />
Aufwendige Bühnenbilder,<br />
wie sie die europäische Oper seit dem<br />
17. Jahrhundert pflegt, kennt die <strong>Kunqu</strong>-<br />
Oper hingegen nicht. Daher kann ein<br />
Werk wie «Der Pfirsichblütenfächer» aus<br />
der letzten chinesischen Kaiserdynastie<br />
auch in einem Konzertsaal wie jenem der<br />
Zürcher Tonhalle ohne grössere szenische<br />
Einschränkungen gespielt werden.<br />
Ein weiterer gravierender Unterschied<br />
zum europäischen Theater besteht in<br />
den Traditionsformen der <strong>Kunqu</strong>-Oper.<br />
In ihrer 600-jährigen Geschichte hat sie<br />
zwar immer wieder zeittypische Stoffe<br />
mit aktuellen Bezügen zum leben der<br />
Menschen herausgebildet, das Verfahren<br />
einer Aktualisierung, wie sie das europäische<br />
Regietheater heute betreibt, ist ihr<br />
aber grundsätzlich fremd. Das liegt zu-<br />
nächst daran, dass sich chinesische<br />
Künstler weniger als Interpreten, sondern<br />
als Hüter der Werktradition verstehen.<br />
So zeichnet sich ein guter Darsteller<br />
der <strong>Kunqu</strong>-Oper nicht dadurch aus, dass<br />
er seiner Partie ein individuelles Profil<br />
verleiht; er sieht es vielmehr als seine Aufgabe<br />
an, hinter die Rolle zurückzutreten<br />
und ihren über die Jahrhunderte überlieferten<br />
Charakter möglichst unverfälscht<br />
und ohne Einbringung einer persönlichen<br />
note wiederzugeben.<br />
Das Traditionsbewusstsein der <strong>Kunqu</strong>-<br />
Oper ist aber auch darin begründet, dass<br />
ihre einzelnen Elemente in viel stärkerem<br />
Masse miteinander verzahnt sind,<br />
als das im westlichen Theater der Fall ist.<br />
Während sich die europäische Oper weitgehend<br />
darauf beschränkt, in einer Partitur<br />
das Verhältnis von Text und Musik zu<br />
fixieren, so sind in den mündlich tradierten<br />
Werken der <strong>Kunqu</strong>-Oper auch andere<br />
5
Hintergrund<br />
Aspekte wie beispielsweise die in typi-<br />
schen Farben gestalteten Kostüme und<br />
Masken der einzelnen Figuren, ihre Positionen<br />
auf der Bühne oder ihre Bewegungen<br />
strengstens festgelegt.<br />
Besonders die komplizierte, für ein gebildetes<br />
chinesisches Publikum in ihrer<br />
Bedeutung dechiffrierbare Gestensprache<br />
ist fester Bestandteil des Werkcharakters.<br />
Denn die Dichtungen, die einer<br />
<strong>Kunqu</strong>-Oper zugrunde liegen, schreiben<br />
den jeweiligen Körperausdruck des<br />
Darstellers genau vor – sei es eine eher<br />
abstrakte tänzerische Bewegung oder<br />
eine stilisierte Wiedergabe emotionaler<br />
Regungen.<br />
Aufgrund des Respekts, den chinesische<br />
Künstler den minuziös ausgearbeiteten<br />
Regie- und Szenenanweisungen der Kun-<br />
qu-Oper entgegenbringen, bleibt es da-<br />
her keineswegs dem Regisseur überlas-<br />
sen, ob ein Darsteller die Bühne von<br />
rechts oder links betritt und welche Gesten<br />
er in einer Szene ausführt. Ganz undenkbar<br />
ist, dass der Ausstatter einer<br />
<strong>Kunqu</strong>-Oper ein bekanntes Werk wie den<br />
«Pfirsichblütenfächer» in die Gegenwart<br />
versetzt und die Darsteller in Jeans und<br />
Turnschuhe kleidet. Die Werktreue ihrer<br />
6<br />
Interpreten macht das Zürcher Gastspiel<br />
des traditionsreichen <strong>Kunqu</strong>-Ensembles<br />
aus Jiangsu also zu einer spannenden Reise<br />
in eine nicht nur geografisch, sondern<br />
auch historisch entfernte, dennoch<br />
durchaus lebendige Kultur.<br />
… und wechselvolle Geschichte<br />
Die Wiege der <strong>Kunqu</strong>-Oper liegt in der<br />
heute rund 1,3 Millionen Einwohner zählenden<br />
Stadt Kunshan, wo sich die Oper<br />
vor rund 600 Jahren aus einer regionalen<br />
Ausprägung des frühen chinesischen<br />
Musiktheaters entwickelte. Hier erdachte<br />
ein aus den nördlichen Provinzen zugereister<br />
Sänger, der bereits Erfahrungen<br />
in älteren chinesischen Theaterformen<br />
gesammelt hatte, zusammen mit einem<br />
bekannten Instrumentenbauer eine neue<br />
Art von szenisch-musikalischer Interaktion.<br />
Das betraf nicht nur die Gliederung<br />
der <strong>Kunqu</strong>-Oper in meist solistische<br />
Gesänge und Tänze, sondern auch ein<br />
neuartiges Instrumentarium sowie eine<br />
spezifische, vom Klang des örtlichen Dialekts<br />
geprägte Singweise. Im Verbund<br />
mit einem gefeierten Bühnenautor entstand<br />
so die erste, von der legendären<br />
Schönheit einer Frau aus mythologischer<br />
Vorzeit berichtende <strong>Kunqu</strong>-Oper. Damit<br />
war nicht nur die Popularität der neuen<br />
Kunstform, sondern auch ihr hoher literarischer<br />
Anspruch begründet. Zahlreiche<br />
Meisterwerke der chinesischen literatur<br />
wurden im laufe der Jahrhunderte ursprünglich<br />
für die <strong>Kunqu</strong>-Oper geschrieben.<br />
Über die Provinzen Jiangsu und Zhejiang<br />
im Südosten Chinas breitete sich die <strong>Kunqu</strong>-Oper<br />
schon bald bis nach Peking aus,<br />
wo sie sich bei allen gesellschaftlichen<br />
Schichten grosser Beliebtheit erfreute.<br />
Eine grundlegende Reform der Gattung<br />
fand im 17. Jahrhundert statt, als ihre<br />
immer noch im regionalen Dialekt von<br />
Kunshan verankerte Singweise der chinesischen<br />
Wu-Sprache angepasst wurde,<br />
die mit 77 Millionen Sprechern neben<br />
Kantonesisch heute die meistgesprochene<br />
Sprache Chinas ist.<br />
Obwohl die Wurzeln der <strong>Kunqu</strong>-Oper im<br />
Bereich der populären Unterhaltung liegen,<br />
hat sie sich im weiteren Verlauf ihrer<br />
Entwicklung zu einer zunehmend elitäreren<br />
Kunstform entwickelt. Mit ihrer oft<br />
schwer verständlichen literarischen Sprache,<br />
der Tendenz zu einer extremen Verlangsamung<br />
des musikalischen und dramatischen<br />
Tempos, weit ausladenden, zu<br />
zahlreichen nebensträngen führenden
Handlungen sowie einem immer diffe-<br />
renzierteren Bewegungskanon wurde<br />
die <strong>Kunqu</strong>-Oper von gebildeten Kennern<br />
fortan in dem gleichen Masse geschätzt,<br />
wie sie bei anderen Teilen der Bevölkerung<br />
in Vergessenheit geriet.<br />
neue Formen des chinesischen Musikthe-<br />
aters, die leicht fassbare populäre Stoffe<br />
aufgriffen und regional bekannte Melodien<br />
verwandten, sorgten schliesslich dafür,<br />
dass die <strong>Kunqu</strong>-Oper im 18. Jahrhundert<br />
ein Schattendasein führte und nur<br />
noch von wenigen, über ganz China verstreut<br />
lebenden Künstlern gepflegt wurde.<br />
lediglich in der Provinz Jiangsu konnte<br />
die <strong>Kunqu</strong>-Oper eine ununterbrochene<br />
Aufführungstradition herausbilden. Ausserdem<br />
überdauerten bestimmte Aspekte<br />
ihrer Darstellungsform – in Europa würde<br />
man «Schauspieltechnik» sagen – in<br />
der Peking-Oper, die aber auch Elemente<br />
jüngerer und populärerer Theaterformen<br />
adaptierte.<br />
Die neuerliche Beliebtheit der <strong>Kunqu</strong>-<br />
Oper ist eng mit der politischen Entwicklung<br />
ihrer Heimat nach Ende des Zweiten<br />
Weltkriegs verbunden. Die Gründung<br />
der Volksrepublik China führte dazu,<br />
dass ab 1949 zahlreiche traditionelle<br />
Theaterformen einer dem Realismus sowjetischen<br />
Vorbilds verschriebenen Bühnenkunst<br />
weichen mussten. Im Rahmen<br />
von Maos Kulturrevolution verschwand<br />
sogar die populäre Peking-Oper vorübergehend<br />
von den Spielplänen.<br />
Im Spannungsfeld zwischen der politi-<br />
schen Ideologisierung aller lebensbe-<br />
reiche und dem Bedürfnis, eine eigenstän-<br />
dige chinesische Kultur zu prononcieren,<br />
fand die weitgehend erstarrte, von aus-<br />
ländischen Einflüssen freie <strong>Kunqu</strong>-Oper<br />
mit der Gründung verschiedener Ensembles<br />
hingegen schon Ende der 1950er-<br />
Jahre staatliche Unterstützung. Obwohl<br />
die <strong>Kunqu</strong>-Oper politisch nicht instrumentalisiert<br />
wurde, sind chinesische<br />
Darstellungen der Gattung bis heute mit<br />
Vorsicht zu geniessen – betonen sie doch<br />
vor allem die «volksnahen» Ursprünge<br />
der <strong>Kunqu</strong>-Oper, ihren später durch den<br />
von Kaiserhaus, Aristokratie und einer intellektuellen<br />
Oberschicht geförderten<br />
«Abstieg» in einen «volksfremden Formalismus»<br />
sowie die Verdienste der<br />
kommunistischen Regierung um ihre<br />
Wiedergeburt.<br />
Eine von politischen Ideologien unverstellte<br />
Geschichte der <strong>Kunqu</strong>-Oper muss<br />
also erst noch geschrieben werden. Dass<br />
die Gattung 2001 in die UnESCO-liste<br />
des «immateriellen Kulturerbes der<br />
Menschheit» aufgenommen wurde, lässt<br />
hoffen, dass ihr in absehbarer Zeit auch<br />
in diesem Punkt Gerechtigkeit widerfahren<br />
wird. Was die Zürcher Aufführung<br />
des «Pfirsichblütenfächers» angeht, bedarf<br />
man vorerst aber nicht mehr als der<br />
Bereitschaft, sich mit offenen Augen und<br />
Ohren in die faszinierende Welt des chinesischen<br />
Musiktheaters entführen zu<br />
lassen. Und wer die <strong>Kunqu</strong>-Oper in ihrer<br />
ganzen Pracht und künstlerischen Vielfalt<br />
kennen lernen möchte, sichert sich<br />
am besten rechtzeitig eine Karte – denn<br />
die Vorstellung am 9. Juni ist die einzige<br />
in der gesamten Schweiz.<br />
Mark Schulze Steinen<br />
Konzert-Tipp<br />
Fr, 8.6.07, 19.30 Uhr, Tonhalle Zürich<br />
l’isola disabitata<br />
Sa, 9.6.07, 19 Uhr, Tonhalle Zürich<br />
Der Pfirsichblütenfächer – Tao Hua Shan<br />
So, 10.06.07, 11 Uhr, Tonhalle Zürich<br />
Kinderkonzert<br />
Details siehe Konzertkalender<br />
7
Chinesische Musik<br />
Von Eseln und Beeren<br />
in Ost und West<br />
Obwohl sie auf ähnlichen Prinzipien wie das westliche Tonsystem beruht, klingt<br />
asiatische Musik für unsere Ohren fremd. Warum finden aber gerade Chinesen<br />
scheinbar mühelos Zugang zu europäischer Musik? Mark Schulze Steinen wirft<br />
einen Blick in die chinesische Musikgeschichte …<br />
Wer kennt ihn nicht, den Quintenzirkel,<br />
der Schülern hilft, das europäische Tonartensystem<br />
zu verstehen? «Geh, du alter<br />
Esel …» steht für die ersten Dur-Tonarten,<br />
«Feine Beeren ess und ass ich …» für jene<br />
in Moll.<br />
Mit ähnlichen Eselsbrücken lernen Kin-<br />
der in China die Regeln ihrer etwa 3500<br />
Jahre alten Musik. Denn auch diese basiert<br />
auf der Schichtung von Quintintervallen<br />
und umfasst daher ebenfalls zwölf<br />
verschiedene Töne. Einziger Unterschied:<br />
Während wir Tonleitern aus Halb- und<br />
Ganztönen bilden, halten die Chinesen<br />
an den Quintabständen fest. Deshalb<br />
wird ihre Musik als Pentatonik («Fünftonmusik»)<br />
bezeichnet. Wer einmal nur auf<br />
den schwarzen Tasten des Klaviers spielt,<br />
bekommt in etwa eine Vorstellung davon,<br />
wie das klingt. Doch der tiefste Ton einer<br />
pentatonischen Skala muss nicht unbedingt<br />
die Zielnote der entsprechenden<br />
Tonart sein: Jeder der fünf Töne kann als<br />
Grundton verwendet werden. Das macht<br />
summa summarum nicht weniger als 60<br />
Tonarten. Im laufe der Zeit wurden es<br />
sogar noch mehr …<br />
Kein harmonisches Gefälle<br />
Was uns neben den ungewohnten Klangfarben<br />
chinesischer Instrumente den<br />
Zugang zu dieser Musik erschwert, ist die<br />
8<br />
Tatsache, dass sie kein harmonisches Gefälle<br />
kennt, das in unserem Verständnis<br />
für Spannung sorgt. Ausserdem klingt<br />
chinesische Musik für europäische Ohren<br />
anfänglich immer gleich, weil wir an<br />
die Dichotomie von «heiterem» Dur und<br />
«traurigem» Moll gewöhnt sind.<br />
Die chinesische Musik ordnet hingegen<br />
jedem einzelnen Ton eine Vielzahl von<br />
Bedeutungen und Stimmungen zu. Ein<br />
Chinese verlässt sich beim Hören also<br />
nicht allein auf sein Gefühl, sondern<br />
nutzt in viel stärkerem Masse als wir das<br />
Wissen um die Musiktheorie seiner<br />
Kultur. Und im Gegensatz zu unserem<br />
eng gesteckten musikalischen Horizont<br />
ist die chinesische Kultur schon seit<br />
Jahrhunderten auch bestens mit der<br />
Musik aus anderen Teilen der Welt vertraut.<br />
Musikalische Missionare<br />
Die früheste Bekanntschaft mit europäischer<br />
Musik machten die Chinesen im<br />
5. Jahrhundert, als erste christliche Missionare<br />
nach Asien kamen. Obwohl sich<br />
die neue Religion in verschiedenen Teilen<br />
des landes langfristig behaupten konnte,<br />
blieb ihre Musik zunächst ohne grösseren<br />
Einfluss auf die Kultur Chinas. Das<br />
änderte sich auch nicht, als Ende des<br />
13. Jahrhunderts im Auftrag des Papstes<br />
christliche Kirchen auf chinesischem Boden<br />
gebaut wurden. Die Konzerte, die<br />
ein von Missionaren gegründeter Kirchenchor<br />
am Kaiserhof gab, weckten<br />
aber immerhin das Interesse der Chinesen<br />
an westlicher Musik.<br />
Später waren es vor allem Jesuiten, die<br />
Pionierarbeit im kulturellen Austausch<br />
zwischen China und Europa leisteten.<br />
nachdem sie es sich im 17. Jahrhundert<br />
zur Aufgabe gemacht hatten, grosse<br />
Teile Chinas zu missionieren, genossen<br />
sie als Musiklehrer sogar am Kaiserhof<br />
hohes Ansehen. Ausserdem waren sie die<br />
Ersten, die chinesische Musikliteratur in<br />
europäische Sprachen übersetzten und<br />
Darstellungen der Musikgeschichte Chinas<br />
schrieben. Christoph Willibald<br />
Glucks 1754 in Wien uraufgeführte Oper<br />
«le Cinesi» ist nur ein Beispiel für die<br />
sich anschliessende erste Welle musikalischer<br />
Chinoiserien in Europa. 24 Jahre<br />
später wurde mit niccolò Piccinis «la<br />
Buona Figliola» dann zum ersten Mal<br />
eine italienische Oper am chinesischen<br />
Kaiserhof gespielt.<br />
Austausch oder Adaption?<br />
Obwohl beide Aufführungen Meilensteine<br />
in der Geschichte des musikalischen<br />
Austausches zwischen China und<br />
Europa darstellen, lässt sich ein grund-
legender Unterschied ausmachen: Wäh-<br />
rend die Chinesen schon früh ein Ver-<br />
ständnis für die westliche Musik ent-<br />
wickelten, begnügten sich die Europäer<br />
damit, ihren Kompositionen durch die<br />
Adaption von markanten Merkmalen der<br />
chinesischen Musik eine reizvolle «cou-<br />
leur locale» zu verleihen. Eine wirkliche<br />
Auseinandersetzung mit chinesischer<br />
Musik hat auch in späteren Jahrhun-<br />
derten kaum stattgefunden. Das gilt für<br />
Giacomo Puccinis «Turandot» ebenso<br />
wie für Gustav Mahlers «lied von der<br />
Erde». lediglich die französischen Impressionisten<br />
liessen sich von den<br />
jahrhundertealten musikalischen Traditionen<br />
asiatischer Kulturen dazu inspirieren,<br />
die Geschichte der europäischen<br />
Musik in neue Bahnen zu lenken. Ähnlich<br />
sah es mitunter in der Entwicklung der<br />
modernen Musik aus: So galt der aus<br />
Korea stammende, in seiner Heimat verfolgte<br />
und ab 1970 in Berlin lebende<br />
Komponist Isang Yun im Westen vor<br />
allem deshalb als Avangardist, weil er seiner<br />
europäisch geschulten Klangsprache<br />
Prinzipien der traditionellen Musik Koreas<br />
zugrunde legte. Das Alte wurde hier<br />
ebenfalls als neu empfunden.<br />
Auf dem Vormarsch<br />
Mittlerweile ist aber auch die Musik<br />
chinesischer Komponisten auf dem Vormarsch:<br />
So sind Tan Dun, dessen Oper<br />
«The First Emperor» im Dezember 2006<br />
an der new Yorker MET mit Placido Domingo<br />
in der Titelpartie uraufgeführt<br />
wurde, der 1955 in Schanghai geborene<br />
Bright Sheng oder das in new York lebende<br />
Komponistenehepaar Chen Yi und<br />
Zhou long auf europäischen Konzertpodien<br />
längst keine Unbekannten mehr.<br />
Und wie die Musik des 1950 verstorbenen,<br />
in China bereits als «Klassiker»<br />
gehandelten Yanjun Hua oder des Messiaen-Schülers<br />
Qigang Chen klingt, war<br />
beim ZKO-Konzert «nah und Fern» kürzlich<br />
in Zürich zu erleben.<br />
Dass Chinesen aber auch als Interpreten<br />
europäischer Musik Spitzenleistungen erbringen,<br />
liegt in der Tradition chinesi-<br />
scher Musikerziehung begründet. Schon<br />
im ersten vorchristlichen Jahrtausend<br />
wurde in China ein kaiserliches Musik-<br />
ministerium gegründet. Seitdem gilt die<br />
musikalische Ausbildung als wichtiger<br />
Bestandteil der ethischen und kulturel-<br />
len Erziehung des Menschen. Wurden<br />
die Chinesen schon im 17. Jahrhundert<br />
mit Theorie und Praxis der europäischen<br />
Musik vertraut gemacht, so trug der wirt-<br />
schaftliche Einfluss, den Europa ab Ende<br />
des 19. Jahrhunderts in China ausübte,<br />
das seinige zur Verbreitung westlicher<br />
Musik im Reich der Mitte bei. Vor allem<br />
in Handelszentren wie Hongkong oder<br />
Schanghai trafen europäische Orchester<br />
und Musikschulen auf die neugier und<br />
Begeisterungsfähigkeit der chinesischen<br />
Bevölkerung. Heute geniessen viele Chinesen<br />
eine Ausbildung in beiden musikalischen<br />
Traditionen. Diese Entwicklung<br />
wird in Europa nicht so schnell aufzuholen<br />
sein. Aber das wachsende Interesse<br />
an chinesischer Musik ist sicher ein<br />
Schritt in die richtige Richtung.<br />
Mark Schulze Steinen<br />
9
Porträt<br />
Herzlich willkommen!<br />
An ihr kommt niemand vorbei, denn bei<br />
ihr müssen alle vorbei, Kunden, Mitarbeiterinnen,<br />
Chef. Therese Bornhauser<br />
steht am Empfang im Musikhaus <strong>Jecklin</strong><br />
an der Rämistrasse 30.<br />
«Welches Tram bitte fährt zum Römerhof?»<br />
Solche Fragen gehören zwar nicht<br />
zu ihrem Kerngeschäft, aber Therese<br />
Bornhauser gibt auch hier eine kompetente<br />
Auskunft, dem Stadtunkundigen, der<br />
bei ihr am Empfang Hilfe sucht, genauso<br />
wie dem Schüler, der nach der notenabteilung<br />
fragt, der Violinistin, die den<br />
Chef-Geigenbauer sprechen möchte,<br />
dem Künstler, der das Forum im Untergeschoss<br />
für ein Konzert mieten will.<br />
Und sie bietet mehr als die professionelle<br />
Freundlichkeit einer Empfangsdame:<br />
Herzlichkeit, Heiterkeit und – wenn nötig<br />
– Gelassenheit. «Wer zur Tür hereinkommt,<br />
soll sich willkommen fühlen,<br />
vielleicht sogar etwas Ruhe finden», sagt<br />
sie. Ihre Begeisterung für ihre Arbeit<br />
möchte sie ausstrahlen. Was sie offensichtlich<br />
auch tut. nicht selten gibts<br />
Komplimente oder zum Dank von einem<br />
Stammkunden ein Konzert-Ticket. Und<br />
wer sie nur vom Telefon kennt, schaut<br />
durchaus auch einmal vorbei, um das<br />
Gesicht zur sympathischen Stimme zu<br />
10<br />
sehen. Gut, auch schon flog eine Agenda<br />
quer durch den Empfang – das Geschoss<br />
einer genervten Kundin, die sich nicht<br />
derart allumfassend betreut fühlte, wie<br />
sie sich das gewünscht hätte. Aber<br />
Therese Bornhauser hat längst gelernt,<br />
auch da ruhig Blut zu bewahren.<br />
«Telefonistin gesucht!»<br />
Vor ziemlich genau zehn Jahren las sie<br />
dieses Stelleninserat des Musikhauses<br />
<strong>Jecklin</strong>. Und sie war sperrangelweit offen<br />
für den Job. Der temperamentvollen Familienfrau,<br />
die immer selbständiger<br />
wurde, war es zu Hause etwas zu ruhig<br />
geworden. Für die ehemalige Telefonistin<br />
und Musikliebhaberin also das ideale An-<br />
gebot. Sie griff zu. Zu viel Ruhe ist seit-<br />
her kaum mehr ein Problem! Schon bald<br />
betreute Therese Bornhauser nebst den<br />
zehn Telefonleitungen auch den Emp-<br />
fang, die Disposition des Klavierstimm-<br />
Services, sie bestellt den Handwerker,<br />
wenn etwas defekt ist, oder sie hilft mit<br />
bei <strong>Jecklin</strong>-Veranstaltungen ausserhalb<br />
des Hauses. Glücklicherweise ist sie als<br />
Familienfrau erprobt in Multitasking!<br />
Gelassen auch im Stress<br />
Und das geht dann etwa so: Ein Kunde<br />
tigert nervös vor dem Empfang auf und<br />
ab, während Therese Bornhauser eine<br />
Kundin am Telefon mit einem Verkaufsberater<br />
zu verbinden versucht und auf<br />
einer weiteren linie eine Dame wartet,<br />
die einen Klavierstimmer buchen möchte,<br />
und ein Mitarbeiter Frau Bornhauser<br />
auf die Schulter tippt und fragt, ob gerade<br />
ein Firmenauto frei sei … aber auch da<br />
schafft sie noch das Kunststück, freundlich<br />
und ruhig zu bleiben: «Der Kunde<br />
darf nicht spüren, dass man noch anderes<br />
zu tun hat. Er muss das Gefühl haben,<br />
man sei nur für ihn da.» Und genau<br />
das scheint er oft auch zu fordern! Dass<br />
jemand seinem Ärger freien lauf lässt,<br />
wenn einmal nicht alles so schnell<br />
klappt, wie er es gern möchte, sei in den<br />
letzten Jahren häufiger geworden, stellt<br />
Therese Bornhauser fest.<br />
Aber auch das kann ihre Freude an der Ar-<br />
beit nicht trüben. «Ich habe gern Betrieb,<br />
ich liebe es, die Fäden zu ziehen.» Und<br />
sie zieht sie gut, da gibts kein Gewirr,<br />
aber die Gewähr, dass alles klappt, wenn<br />
sie verbindet, organisiert, entscheidet,<br />
berät, beruhigt. Therese Bornhauser ist<br />
längst auch ruhender Pol und gute Seele<br />
des Hauses – und sogar Wegweiser für<br />
verirrte Touristen.<br />
Regi Sager
Artists Forum<br />
Murray Perahia Kultur-Casino Bern<br />
Zauberhafte Innigkeit<br />
Murray Perahia gilt vielen als der «mozartischste<br />
Pianist» unserer Zeit. In der<br />
Tat verkörpert wohl seit dem grossen<br />
Dinu lipatti keiner so das Zusammentreffen<br />
von zauberhafter Innigkeit, beflügelter<br />
Transparenz und stürmischem<br />
Zugriff wie der 1947 in der Bronx geborene<br />
Murray Perahia.<br />
Sein Spiel ist von einer fantastischen<br />
Samtigkeit und Helligkeit geprägt, verbunden<br />
mit höchster und nie manieristischer<br />
Virtuosität. Für Murray Perahia<br />
zählt nicht das virtuose Feuerwerk, sondern<br />
die Kunst, den Flügel zum Singen<br />
zu bringen.<br />
Klang statt Perfektion<br />
Aufgrund einer Infektion am Daumen<br />
musste Perahia zweimal für je ein Jahr<br />
pausieren. In dieser Zeit wusste er nie,<br />
ob er je aufs Podium zurückkehren werde.<br />
In dieser Ungewissheit half ihm die<br />
intensive Beschäftigung mit der Musik,<br />
vor allem derjenigen von J. S. Bach, sich<br />
dem Schicksal zu stellen. nach seiner Genesung<br />
musste er erst wieder die Kraft in<br />
den Fingern trainieren, um Konzerte<br />
durchzustehen. Dabei steht für Perahia<br />
nicht die technische Perfektion im Vor-<br />
Konzert-Tipp<br />
Dienstag, 8.5.07, 19.30 Uhr<br />
Kultur-Casino Bern<br />
Academy of St. Martin in the Fields,<br />
Murray Perahia, Klavier und leitung<br />
Details siehe Konzertkalender<br />
Kategorie I und II ausverkauft.<br />
12<br />
dergrund, sondern der Klang: «Vom Pianistischen<br />
her kann man nicht gut genug<br />
sein. nur dann ist man frei in der musikalischen<br />
Gestaltung. Das Virtuose als<br />
Selbstzweck hat mich zwar nie interessiert,<br />
aber trotzdem muss man ein echter<br />
Virtuose sein, um zuerst ein Musiker,<br />
dann ein Pianist sein zu können. Technik<br />
zeigt sich im Klang. Klang ist immer<br />
der Schlüssel zur Technik. Mit einer mangelhaften<br />
Technik ist der Klang unausgewogen.»<br />
Horowitz und Mozart<br />
Bedeutend für Perahias künstlerischen<br />
Werdegang war die Freundschaft mit Vladimir<br />
Horowitz, dessen Sichtweise und<br />
Persönlichkeit für ihn eine Quelle bleibender<br />
Inspiration bildete. «Horowitz sagte<br />
einmal in einem Interview», erzählt Perahia,<br />
«dass er erst im hohen Alter das Genie<br />
Mozarts richtig erkannt und die Reife<br />
erlangt habe, Mozart zu interpretieren.»<br />
Vielleicht war es diesem Einfluss zu verdanken,<br />
dass Perahia gerade mit den Mozart-Konzerten<br />
am Anfang seiner Karriere<br />
durch seinen nuancierten und hellen<br />
Klang und seinem gleichzeitig lyrischen<br />
wie stürmischen Spiel am Klavierhimmel<br />
CD-Tipps<br />
Beethoven: Streichquartett<br />
Op. 127; (bearbeitet für Streichorchester) | Klaviersonate<br />
Op. 101 | Academy of St Martin in the Fields | Murray Perahia,<br />
Dirigent & Klavier | 1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 1<br />
Beethoven Klavierkonzerte 1 – 5<br />
Royal <strong>Co</strong>ncertgebouw Orchestra | Bernard Haitink, leitung;<br />
Murray Perahia, Klavier | 3 CDs, Fr. 58.90, Best.-nr. 2<br />
emporstieg. Damit die Interpretation<br />
aber zu einer echten Sternstunde wird,<br />
ist für ihn neben aller Technik und dem<br />
Klang der grosse Bogen, die übergeordnete<br />
Einheit von Form und Harmonie das<br />
Wesentliche. «Für mich ist es essenziell,<br />
dass ein Musikstück organisch zusammengefügt<br />
ist. Anfang und Ende sind<br />
aufeinander bezogen. Alles ist Teil eines<br />
Ganzen. nicht ein Abschnitt hier, ein<br />
Teil da. Grosse Musik ist ein Ganzes, ist<br />
vollendet. Das Harmonische ist das Fundament,<br />
auf das sich alles andere ständig<br />
bezieht. Wenn der harmonische Plan<br />
nicht tragfähig ist, zerfällt alles.»<br />
nicht mit Mozart, sondern mit Beethoven<br />
wird Perahia das Publikum in Bern ver-<br />
zaubern. Als Ständiger Gastdirigent der<br />
Academy of St Martin in the Fields ist er<br />
in der Saison 2006/07 wiederum in Doppelfunktion<br />
als Pianist und Dirigent auf<br />
Tournee durch Europa – so gastiert er<br />
auch in einem Extrakonzert des Meisterzyklus<br />
im Kultur-Casino. neben Beethovens<br />
zweitem Klavierkonzert wird er Mozarts<br />
Pariser Sinfonie und Haydns letzte<br />
Sinfonie nr. 104, genannt «Salomon», dirigieren.<br />
Barbara Honegger-Schellemann
Philippe le Grand<br />
Philippe Jaroussky, 1978, ist dank seiner<br />
aussergewöhnlich hohen, hellen Tessitura<br />
bereits ein viel gefragter <strong>Co</strong>untertenor.<br />
Dennoch ist der französische Jung-Star<br />
sympathisch natürlich geblieben.<br />
Philippe Jaroussky, wie und warum begannen<br />
Sie Musik zu studieren?<br />
Philippe Jaroussky: Als Junge sang ich alle<br />
Reklamesongs, die ich am Fernsehen hörte.<br />
Ich zeichnete auch leidenschaftlich gern. Auf<br />
Initiative eines Gymnasiallehrers schickte<br />
man mich doch ans Konservatorium, wo ich<br />
als Elfjähriger mit dem Violinunterricht begann.<br />
Mit fünfzehn dachte ich erstmals ernsthaft<br />
daran, Musik zu meinem Beruf zu machen,<br />
spürte aber, dass ich mit Geige zu<br />
spät angefangen hatte. Deshalb wandte ich<br />
mich der Musikologie zu und tendierte zu einer<br />
laufbahn als Musiklehrer, Dirigent oder<br />
Chorleiter.<br />
Und wie kam es zum Gesang?<br />
Jaroussky: Ich hörte zufällig den Sopranisten<br />
Fabrice di Falco. Es war für mich wie ein<br />
Schock, als ich realisierte, dass er so sang,<br />
wie ich es manchmal mit Kopfstimme aus<br />
Spass auch tat. So begann ich bei seiner<br />
Professorin, nicole Fallien, Gesang zu studieren.<br />
nach einem intensiven Jahr wusste<br />
ich, dass ich Sänger werden wollte, und trat<br />
ins <strong>Co</strong>nservatoire ein. Inzwischen war ich<br />
zwanzig. Und plötzlich hiess es: Du bist ja<br />
noch so jung – das war wunderbar, nach der<br />
Erfahrung mit der Geige!<br />
Können Sie Ihren Stimmcharakter<br />
beschreiben?<br />
Jaroussky: Von der Technik her bezeichne<br />
ich mich als <strong>Co</strong>untertenor, was das Singen<br />
in der Kopfstimme meint. Von der lage her<br />
würde ich mich als Mezzosopran bezeichnen.<br />
Weil ich zudem eine leichtigkeit für Koloraturen<br />
habe, wünschen einige Dirigenten,<br />
dass ich auch die extreme lage einsetze.<br />
Aber ich hüte mich, das dauernd zu tun, und<br />
setze sie nur gezielt im Dacapo ein. So bewahren<br />
die hohen noten einen satten, runden<br />
Klang, und ich kann vermeiden, dass<br />
meine Stimme einen unschön metallisch<br />
spitzen Klang bekommt.<br />
Wo sehen Sie Ihr künstlerisches<br />
Zentrum?<br />
Jaroussky: Im Moment ist es klar die italienische<br />
Musik. Der Komponist, der mir in meiner<br />
bisherigen Karriere wohl am meisten geholfen<br />
hat, ist Vivaldi. Seine Musik spricht<br />
das Publikum so direkt an, dass sie auch<br />
sehr dankbar zu interpretieren ist. Besonders<br />
unter seinen Kantaten gibt es ganz<br />
grossartige Stücke. Aber alt werden möchte<br />
ich mit Bach!<br />
Interview: Bruno Rauch<br />
Konzert für Mazarin<br />
Werke von Bassani,<br />
Frescobaldi, Monteverdi,<br />
Turini u.a. Ensemble la<br />
Fenice / Jean Tubéry<br />
Fr. 27.50, Best.-nr. 3<br />
Beata Vergine<br />
Motetten von Cavalli,<br />
Frecobaldi, legrenzi u.a.<br />
Ensemble Artaserse<br />
Fr. 27.50, Best.-nr. 4<br />
Heroes<br />
Arien aus Opern von Vivaldi<br />
Ensemble Matheus /<br />
Jean-Christophe Spinosi<br />
Fr. 27.50, Best.-nr. 5<br />
Vivaldi<br />
Kantaten und Opernarien<br />
Ensemble Artaserse<br />
Fr. 27.50, Best.-nr. 6<br />
13
Kontraste<br />
Vier neue Jahreszeiten<br />
begegnen Vivaldis Zyklus<br />
Im ZKO-Abokonzert vom 20. März stehen die «Vier Jahreszeiten» von Antonio<br />
Vivaldi im Mittelpunkt. Parallel dazu wird es zu vier Uraufführungen kommen:<br />
Vier junge Komponisten wurden beauftragt, je eine Jahreszeit zu vertonen. Eine<br />
Begegnung von Barock und neuer Musik, auf die man gespannt sein darf.<br />
Muhai Tang, der es liebt, musikalische<br />
Kontraste einander gegenüberzustellen,<br />
hatte die Idee zu diesem reizvollen Projekt.<br />
Daniel Fueter, Direktor der HMT<br />
Zürich, wählte in Zusammenarbeit mit<br />
den Musikhochschulen Genf und lugano<br />
die vier Komponisten aus.<br />
Frühling und Sommer<br />
Mit der neukomposition des «Frühlings»<br />
wurde Tobias von Glenck, geboren 1978,<br />
beauftragt. Er studiert an der Hochschule<br />
für Musik und Theater Zürich und vertritt<br />
damit die Deutschschweiz.<br />
Tobias von Glenck hatte schon während<br />
seines Jazzbassstudiums Kompositionsunterricht<br />
und beschloss nach einem kurzen<br />
Abstecher in die klassische Welt, seinen<br />
kompositorischen neigungen weiter<br />
nachzugehen. «Im Jazz habe ich mich<br />
intensiv mit Rhythmus, Puls, Metrum<br />
und Wiederholung auseinandergesetzt.<br />
In meiner Arbeit als Komponist interessiert<br />
es mich, diese musikalischen Mittel<br />
nach ihren jeweiligen Funktionen zu untersuchen<br />
und sie in meiner Musik umzusetzen.<br />
Ich frage mich: Was bewirken<br />
Rhythmen, welche Funktionen haben sie<br />
und wie können sie zum Beispiel in einem<br />
Streicherensemble mit vergleichbarem<br />
Resultat angewandt werden. Dies ist<br />
14<br />
ein Aspekt meiner Arbeit. Ein anderer ist<br />
der jeweils aufs neue zu bewerkstelligende<br />
Versuch, das Direkte und Unmittelbare<br />
in die Musik hineinzuschreiben.»<br />
In seiner Musik zum Thema «Frühling»<br />
möchte Von Glenck das lebensfrohe,<br />
Aufblühende, Überschwängliche durch<br />
die klanglichen Möglichkeiten eines<br />
Streicherensembles entstehen lassen.<br />
Dem gebürtigen Italiener Carlo Ciceri,<br />
geboren 1980, wurde, wie sollte es anders<br />
sein, der «Sommer» anvertraut. Er<br />
studiert zurzeit am <strong>Co</strong>nservatorio di lugano,<br />
hat jedoch in seiner Heimat bereits<br />
mit grossem Erfolg das Klavierdiplom abgeschlossen.<br />
Ab 2000 studierte er zusätzlich<br />
Musikwissenschaft in Cremona und<br />
setzte seine Studien dank eines Stipendiums<br />
bei der Paul Sacher Stiftung fort. In<br />
lugano schliesslich widmet er sich intensiv<br />
der zeitgenössischen Musik mit Direktion<br />
und Komposition (bei nadir Vassena).<br />
Ob wir in seiner Sommer-Komposition<br />
auch die südliche Hitze wie bei<br />
Vivaldi fühlen werden oder eher den mitteleuropäischen<br />
Sommerregen?<br />
Herbst und Winter<br />
Der Komponist des «Herbstes» ist der<br />
Spanier Victor <strong>Co</strong>rdero-Charles, geboren<br />
1971, der am <strong>Co</strong>nservatoire de Genève<br />
Komposition studiert. Auch er ist ein universell<br />
ausgebildeter Musiker und bekam<br />
vor allem vom deutschen Komponisten<br />
Helmut lachenmann den letzten Impuls,<br />
sich hauptsächlich der Komposition zu<br />
widmen. Er kam in die Schweiz zu Eric<br />
Gaudibert und Michael Jarrell.<br />
David Sontòn-Caflisch, 1974 in Basel geboren,<br />
aufgewachsen in Graubünden, ist<br />
schliesslich der Komponist des «Winters».<br />
Er entdeckte schon früh die lust<br />
am Komponieren und gründete bereits<br />
in der Sekundarschule ein Ensemble, um<br />
seine Werke auch aufführen zu können.<br />
Er studierte zunächst Violine und spezialisierte<br />
sich schliesslich auf die Interpretation<br />
von zeitgenössischer Musik. 2004<br />
beschloss er, die Kompositionsarbeit zu<br />
intensivieren, und begann in Zürich mit<br />
dem Kompositionsstudium. Besondere<br />
Schwerpunkte sind für ihn die Architektur,<br />
die Repetition und die genau berechnete<br />
mikrotonale Harmonik, basierend<br />
auf Zahlenproportionen.<br />
Vier gegensätzliche junge Komponisten<br />
beschäftigen sich, fast 300 Jahre nach Vivaldi,<br />
mit dem Thema Jahreszeiten. «Kontraste<br />
sind vorprogrammiert – und somit<br />
passt dieses Projekt ideal zum ZKO-
Muhai Tang liebt musikalische Kontraste: Parallel zu den «Vier<br />
Jahreszeiten» werden Vertonungen je einer Jahreszeit zu hören<br />
sein von den vier jungen Komponisten (v.l.n.r.): Tobias von Glenck,<br />
Carlo Ciceri, Victor <strong>Co</strong>rdero-Charles und David Sontòn-Caflisch.<br />
Motto dieser Saison», meint Geschäfts-<br />
leiter Chandler Cudlipp. «In diesem Sin-<br />
ne wird das Konzert mit einem Werk von<br />
W. A. Mozart abgerundet, in dem ebenfalls<br />
die Zahl VIER eine Rolle spielt: dem<br />
notturno D-Dur für VIER Orchester und<br />
ACHT Hörner!<br />
Bellende Hunde und sengende Hitze<br />
Wie die Jahreszeiten bei Vivaldi klingen,<br />
ist allgemein bekannt. Er komponierte<br />
die vier Violinkonzerte, genannt «le<br />
quattro stagioni», 1725. Jedem Konzert<br />
ist ein Sonett vorangestellt, dessen<br />
Inhalt im Verlauf des Konzertes musikalisch<br />
dargestellt wird. Die Gedichte<br />
stammen vermutlich aus Vivaldis eigener<br />
Feder, daher kann dieser Zyklus als<br />
eines der ersten programmatisch gestalteten<br />
Werke der Musikgeschichte betrachtet<br />
werden. Ob heiterer Vogelgesang,<br />
tosende Donner und Blitze,<br />
sengende Hitze, bellende Hunde, milde<br />
Herbstluft oder zaghafte Schritte auf<br />
dem Eis – sehr anschaulich und teils<br />
auch lautmalerisch beschreibt Vivaldi<br />
mit musikalischen Mitteln die verschiedenen<br />
Charakteristika der vier Jahreszeiten.<br />
Vier Jahreszeiten auch für Kinder<br />
Da sich Vivaldis Musik wegen ihres programmatischen<br />
Inhaltes auch besonders<br />
gut für Kinder eignet, ist sie, in gekürzter<br />
Form, auch Thema des Kinderkonzertes<br />
vom 18. März. Und natürlich werden<br />
auch unsere jungen Komponisten mit ihren<br />
Jahreszeiten dabei sein.<br />
Barbara Honegger-Schellemann<br />
Konzert-Tipps<br />
Sonntag, 18.3.07, 11 Uhr, Tonhalle Zürich<br />
«Die vier Jahreszeiten» | Kinderkonzert für<br />
Familien | Zürcher Kammerorchester, Muhai<br />
Tang, Dirigent; Konzept, Regie und Moderation:<br />
Timo Schlüssel<br />
Dienstag, 20.3.07, 19.30 Uhr, Tonhalle Zürich<br />
«Quattro stagioni» | Zürcher Kammerorchester,<br />
Muhai Tang, Dirigent<br />
Details siehe Konzertkalender<br />
CD-Tipps<br />
Vivaldi: le Quattro Stagioni. Giuliano<br />
Carmignola / Venice Baroque Orchestra /<br />
Andrea Marcon. Fr. 34.90, Best.-nr. 7<br />
Vivaldi: Die vier Jahreszeiten. Für Kinder erzählt<br />
von Karlheinz Böhm. Fr. 19.90, Best.-nr. 8<br />
15
Apéro<strong>Co</strong>ncerts<br />
Von Bach bis Pärt – die<br />
Apéro<strong>Co</strong>ncerts des ZKO<br />
Die neu lancierte Reihe «Apéro<strong>Co</strong>ncert»<br />
hat gut begonnen. Das Publikum hat die<br />
drei bisherigen Konzerte mit grosser<br />
Begeisterung aufgenommen – nicht nur<br />
wegen des anschliessenden, von der<br />
Vinothek Brancaia offerierten Prosecco.<br />
Intention und Idee dieser neuen Reihe ist,<br />
dem Publikum auf besonders anregende<br />
Art und Weise die Musik des Barock und<br />
der Klassik näherzubringen, und zwar in<br />
einem möglichst lockeren Rahmen. Das<br />
Programm wird aber keinesfalls in dieser<br />
Rückschau verharren, sondern es verbindet<br />
die Welt der alten Meister mit Werken<br />
des 20. Jahrhunderts, die sich durch direkte<br />
Zitate oder durch formale Bezüge<br />
auf Barock und Klassik berufen.<br />
Don Quixotte-Burlesque<br />
Sozusagen als «musikalischer Apéro» bie-<br />
tet diese Reihe die Möglichkeit, nach der<br />
Arbeit den Feierabend mit Musik zu beginnen.<br />
Die Konzerte dauern in der Regel<br />
gut eine Stunde, so dass danach noch<br />
genügend Zeit ist, den Abend individuell<br />
zu gestalten. Die gehörte Musik hilft, abzuschalten,<br />
zu entspannen und auf an-<br />
16<br />
Willi Zimmermann, Adam Chalabi<br />
dere Gedanken zu kommen. Zwei Sinfonien<br />
Haydns bilden den Rahmen für das<br />
vierte «Apéro<strong>Co</strong>ncert», in denen deutlich<br />
die Weiterentwicklung der Gattung Sinfonie<br />
durch Joseph Haydn zu beobachten<br />
ist. Mit Telemanns Burlesque aus «Don<br />
Quixotte» und dem heute auch als Konzert<br />
für zwei Cembali bekannten Konzert<br />
für Oboe und Violine von Johann<br />
Sebastian Bach bleibt dieses Konzert<br />
ganz dem 18. Jahrhundert verbunden und<br />
zeigt deutlich die Vielfalt der orchestralen<br />
Sprache dieses Jahrhunderts.<br />
From this fair island<br />
Mit einem Blick über den Ärmelkanal ist<br />
das fünfte Konzert sowohl bekannten<br />
namen wie Händel oder Purcell als auch<br />
bisher eher seltener gespielten Komponisten<br />
wie Ralph Vaughan Williams und<br />
William Boyce gewidmet. nicht fehlen<br />
darf an diesem Abend die Simple Symphony<br />
des erst 20-jährigen Benjamin<br />
Britten. Im Rückgriff auf alte Tanztypen<br />
steht das Werk in enger Beziehung zur<br />
barocken Suite, doch ist gleichzeitig die<br />
Disposition der Sätze sinfonischen Prinzipien<br />
verpflichtet.<br />
Bach-à-Pärt<br />
Kein Komponist der Moderne hat so sehr<br />
den Bezug zur Musik Bachs gesucht wie<br />
Arvo Pärt. Im abschliessenden Konzert<br />
der Apéro-Reihe präsentiert das ZKO<br />
mit «Summa» (für Streichorchester) und<br />
«Festina lente» zwei Werke, die aus Pärts<br />
Schaffensperiode der «neuen Einfachheit»<br />
stammen. Die Musik Johann Sebastian<br />
Bachs wird an diesem Abend mit drei<br />
Originalkompositionen allgegenwärtig<br />
sein. Darunter auch das Konzert für zwei<br />
Violinen, dessen Soloparts Willi Zimmermann<br />
und Adam Chalabi übernehmen<br />
werden: zwei ausgezeichnete Solisten,<br />
die gleichzeitig ein fester Bestandteil des<br />
ZKO sind. E. Hildsdorf / B. Honegger<br />
Konzert-Tipps<br />
Mittwoch, 7.3.07, 18.30 Uhr<br />
Kirche St. Peter, Zürich<br />
«Don Quixotte-Burlesque»<br />
Mittwoch, 18.4.07, 18.30 Uhr<br />
Kirche St. Peter, Zürich<br />
«From this fair island»<br />
Mittwoch, 16.5.07, 18.30 Uhr<br />
Kirche St. Peter, Zürich<br />
«Bach-à-Pärt»
ZKO-Solocellist nicola Mosca mit einer Schülerin vom Meisterkurs Einmalig grosses Sortiment an Kontrabässen<br />
Ein Himmel<br />
voller Bässe<br />
Ein einmalig grosses Sortiment an<br />
Kontrabässen aller Grössen und<br />
Preisklassen gibt es ab sofort bei<br />
<strong>Jecklin</strong> zu sehen. Mit über 25 Kontrabässen,<br />
kauf- und mietbar, führt<br />
<strong>Jecklin</strong> nebst berühmten namen wie<br />
Scaramelli und Ciciliati nun auch exklusiv<br />
die berühmten Instrumente<br />
aus der Mittenwalder Werkstatt<br />
E. M. Pöllmann. Alle Kontrabässe<br />
können während der Öffnungszeiten<br />
besichtigt und angespielt werden.<br />
Herzlich willkommen.<br />
www.jecklin.ch, saiten@jecklin.ch,<br />
Telefon 044 253 76 30.<br />
ZKO-Musiker geben Meisterkurse in São Paulo<br />
Anlässlich des Gastspiels beim Mozarteum<br />
Brasiliero in São Paulo haben fünf<br />
Musikerinnen und Musiker des ZKO am<br />
Istituto Baccarelli Meisterkurse für die<br />
dortigen Schüler abgehalten. Das Istituto<br />
Baccarelli, das vom Mozarteum Brasiliero<br />
unterstützt wird, ist eine Musikschule, die<br />
über 900 Schülerinnen und Schülern aus<br />
teilweise ärmsten Verhältnissen die Möglichkeit<br />
gibt, ein Instrument zu erlernen.<br />
neben dem normalen Instrumental-Unterricht<br />
bietet die Schule zahlreiche weitere<br />
musikalische Aktivitäten: unter anderem<br />
einen Chor, ein Kammerorchester<br />
und ein Sinfonieorchester mit 65 Mit-<br />
operton in<br />
«halle 109»<br />
Junges, professionelles Opern-Ensemble<br />
im März 07 im Toni-Areal<br />
In Zusammenarbeit mit <strong>Jecklin</strong> spielt<br />
operton ihre neueste Produktion in der<br />
«halle 109» im Toni-Areal in Zürich. Gespielt<br />
werden 15 klassische Stücke mit<br />
fünf Sängern, neu arrangiert für ein<br />
Kleinst-Orchester (Geige, Cello, Horn,<br />
Klarinette, Akkordeon und Klavier). Eine<br />
gewagte Inszenierung in einem Industrie-<br />
raum, der mit seiner kühlen Zweckmäs-<br />
sigkeit in einem spannenden Verhältnis<br />
zur üppigen Sinnlichkeit der gespielten<br />
Musik steht. Ein Opernabend, jung und<br />
wild, der sein Publikum berühren will.<br />
www.operton.ch. Ticketvorverkauf:<br />
www.jecklin.ch, tickets oder musikszene, events<br />
spielern – sowie Meisterkurse mit meist<br />
ausländischen Gästen. nicola Mosca<br />
(Cello), Seon-Deok Baik (Kontrabass),<br />
Stéphane Réty (Flöte), laurent Tinguely<br />
(Trompete) und lukas Christinat (Horn)<br />
sagten gerne zu, als das Mozarteum anfragte,<br />
ob sie bereit wären, dort einen Vormittag<br />
lang am Istituto Baccarelli zu unterrichten.<br />
Jeder der fünf Musiker bekam,<br />
nachdem sie zuerst einer Probe zugehört<br />
hatten, eine Gruppe von Schülern zugeteilt.<br />
Die meist jüngeren Schüler waren<br />
mit grossem Eifer bei der Sache, und die<br />
ZKO-Musiker waren beeindruckt vom teilweise<br />
sehr hohen niveau. Es war für alle<br />
ZKO/<strong>Jecklin</strong>-news<br />
Musik ist unser<br />
Handwerk<br />
Während der Weihnachtszeit zeigte<br />
<strong>Jecklin</strong> ein etwas anderes Handwerk in<br />
den Schaufenstern am Pfauen. 30 handgefertigte<br />
noten aus massivem Buchenholz<br />
schmückten das ladengeschäft hinter<br />
den Vitrinen. Sie sind 30 cm gross und<br />
können ab sofort in unserer notenabteilung<br />
erworben werden. Wir freuen uns<br />
auf Ihren Besuch.<br />
Teilnehmenden ein grossartiges Erlebnis<br />
und für die Kinder sicherlich ein guter Ansporn<br />
und Motivationsschub, dabeizubleiben.<br />
Für den einen oder anderen ist es vielleicht<br />
die grosse Chance, den prekären<br />
Verhältnissen der Slums zu entrinnen.<br />
Daher ist die Musik für viele mehr als nur<br />
ein Freizeitvergnügen, und dementsprechend<br />
«saugten» sie alles, was ihnen gezeigt<br />
und gesagt wurde, auf. Für das ZKO<br />
war es eine wunderbare Gelegenheit, diese<br />
vorbildliche Institution zu unterstützen.<br />
Wenn das ZKO wieder nach São Paulo<br />
reist, gehören diese Meisterkurse sicher<br />
wieder zum festen Programm der Reise.<br />
17
ZKO/<strong>Jecklin</strong>-news<br />
Energetisches Musizieren<br />
Der Einstand für Muhai Tang als neuer Konzertmeister Klaidi Sahatci ins Ram-<br />
Künstlerischer leiter und Chefdirigent penlicht». Am 30. September schrieb Mi-<br />
des Zürcher Kammerorchesters hätte chael Eidenbenz: «Muhai Tang ist mittler-<br />
besser nicht sein können. Schon das erste weile im hiesigen Betrieb schon bestens<br />
Konzert am 11. September wurde in der etabliert und könnte durchaus zu einem<br />
neuen Zürcher Zeitung gelobt: «Rhythmi- Zürcher Publikumsliebling werden. … Er<br />
sche Präzision, bewegtes leben der Mit- verbindet draufgängerisches Temperatelstimmen<br />
und ein kerniger Ton fielen ment und Spass an der plastischen Gestal-<br />
angenehm ins Ohr. Dazu kommt ein tung der Details mit einer Attitüde der<br />
ausgesprochenes Flair für klangliche Ba- Bescheidenheit, die das Musizieren zum<br />
lance und atmende Phrasierung … Konse- gemeinschaftlichen Erlebnis werden<br />
quent stellte Tang nicht seine eigene Per- lässt.» Gerade das «gemeinschaftliche»<br />
son, sondern sein neues Orchester mit Musizieren scheint aufzufallen, wie es<br />
Anzeige_Barenboim dem 26.1.2007 sich auch solistisch 14:51 profilierenden<br />
Uhr Seite 1 auch Thomas Schacher Ende november<br />
18<br />
in der nZZ heraushebt: «Erst zum vierten<br />
Mal stand nun Muhai Tang am Dirigentenpult<br />
vor dem ZKO. Doch nach dem Sinfoniekonzert<br />
in der Tonhalle Zürich hatte<br />
man das Gefühl, dass da schon eine schöne<br />
Einheit zwischen den Musikern und<br />
ihrem neuen Dirigenten entstanden ist.<br />
… Und noch etwas: Der neue Chef tritt<br />
nicht als Diktator auf, sondern pflegt einen<br />
sehr partnerschaftlichen Umgangsstil.<br />
Er verzichtete beispielsweise auf ein<br />
Podest beim Dirigieren, und bei der Entgegennahme<br />
des Applauses reihte er sich<br />
bescheiden unter die Musiker ein.»
<br />
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Klassik<br />
J. Mysliveček | Il divino boemo<br />
<strong>Co</strong>ncerto Köln, Werner Erhardt, leitung<br />
1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 9<br />
Der Prager Josef Mysliveček war befreundet<br />
mit Mozart, starb ähnlich jung<br />
wie dieser und wurde bald vergessen.<br />
<strong>Co</strong>ncerto Köln holt einige seiner melodienreichen,<br />
originellen und vergnüglichen<br />
Sinfonien wieder ans licht der Welt.<br />
F. Benda | Violinsonaten | Anton Steck,<br />
Violine, Christian Rieger, Cembalo<br />
1 CD, Fr. 32.90, Best.-nr. 10<br />
Benda galt bei Zeitgenossen als begnadeter<br />
Violinist und komponierte vor allem<br />
für den Eigengebrauch. So auch die sechs<br />
Sonaten, die Anton Steck und Christian<br />
Rieger in brillanter Manier eingespielt<br />
haben.<br />
F. liszt, F. Chopin | Klavierkonzerte nr. 1<br />
Yundi li, Klavier, Philharmonia Orchestra,<br />
Andrew litton, leitung<br />
1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 11<br />
Die ersten Klavierkonzerte von Franz liszt<br />
und Frédéric Chopin sind ganz nach dem<br />
Geschmack des quirligen Jungstars Yundi<br />
li: romantisch-virtuos das eine, feingliedrig-gefühlvoll<br />
das andere.<br />
C. Gounod | Sinfonien 1 & 2 | Beethoven<br />
Academie, Hervé niquet, leitung<br />
1 CD, Fr. 38.90, Best.-nr. 12<br />
Für den Prix de Rome versuchte sich<br />
Gounod als Sinfoniker und hielt sich an die<br />
Vorbilder Haydn, Mozart und Beethoven.<br />
niquet und die Beethoven Academie lassen<br />
den Werken klassische Ausgewogenheit<br />
und jugendlichen Schwung angedeihen.<br />
J.S. Bach, B. Bartók, H. Eisler u.a.<br />
Inventions | Renaud Capuçon, Violine,<br />
Gautier Capuçon, Violoncello<br />
1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 13<br />
Egal ob Bach oder Bartók, Eisler oder<br />
Kreisler: Die Gebrüder Capuçon lassen<br />
ihre Bogen hochkonzentriert, aber mit<br />
spielerischer leichtigkeit durch Zeiten<br />
und Stile tänzeln.<br />
M.-A. Charpentier | Judicium Salomonis<br />
les Arts Florissants, William Christie<br />
1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 14<br />
William Christie frönt weiter seiner leidenschaft<br />
für Charpentier; diesmal mit<br />
zwei dramatisch angelegten, üppig arrangierten<br />
Motetten, die von hervorragenden<br />
Solisten und einem perfekt abgestimmten<br />
Ensemble dargeboten werden.<br />
CD-Aktuell<br />
J. Sibelius | The Essential Sibelius<br />
Diverse Interpreten<br />
15 CDs, Fr. 155.60, Best.-nr. 15<br />
2007 jährt sich der Todestag von Jean Sibelius<br />
zum 50. Mal. Für das label BIS Anlass,<br />
eine Werkschau vorzulegen, die auf 15 CDs<br />
alle Bereiche von Sibelius’ Schaffen abdeckt.<br />
Enthalten ist auch die Weltersteinspielung<br />
des Melodramas «näcken».<br />
F. Chopin | Sonate nr. 2 b-Moll, op. 35,<br />
nocturnes, Etudes,<br />
Michel Rembold, Klavier<br />
1 CD, Fr. 26.90, Best.-nr. 16<br />
Mit grosser Geste präsentiert der Basler<br />
Michel Rembold Chopins Sonate nr. 2<br />
b-Moll mit dem «Trauermarsch». Er greift<br />
energisch in die Tasten und findet vor allem<br />
in den Mittelsätzen auch feine nuancen.<br />
G. Mahler | Sinfonie nr. 1, «Blumine»<br />
Tonhalle Orchester Zürich, David Zinman,<br />
leitung | 1 SACD, Fr. 24.90, Best.-nr. 17<br />
Mit transparentem, detailreichem Orchesterklang,<br />
gut dosierter Dynamik und<br />
grosser Partiturtreue gestaltet Zinman<br />
sowohl die grossen Spannungsbögen als<br />
auch einzelne Motive. Ein Hörvergnügen<br />
auf höchstem niveau!<br />
A. Dvorˇák | Streichquartett nr. 13<br />
l. Janáček | Streichquartett nr. 2<br />
«Intime Briefe» | Artemis Quartett<br />
1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 18<br />
Musik als Ausdruck persönlichster Gefühle:<br />
Behutsam, aber zielstrebig nähert sich das<br />
Artemis Quartett sowohl der leisen Tragik<br />
Dvorˇáks als auch Janáčeks erotischen<br />
Sehnsüchten in den «Intimen Briefen».<br />
C.P.E. Bach | Vier Sinfonien Wq. 183,<br />
Cellokonzert Wq. 172 | Alison McGillivray,<br />
Violoncello, The English <strong>Co</strong>ncert, Andrew<br />
Manze, leitung<br />
1 CD, Fr. 38.90, Best.-nr. 19<br />
Affektgeladen und kraftvoll tönen Carl<br />
Philipp Emanuel Bachs Sinfonien, mit dem<br />
entsprechenden Elan geht The English <strong>Co</strong>ncert<br />
zu Werke: mitreissend und erfrischend.<br />
Massenet, Offenbach u.a. | Aria Cantilena<br />
Elina Garanča, Mezzosopran, Staatskapelle<br />
Dresden, Fabio luisi, leitung<br />
1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 20<br />
Die deutschen Opernbühnen hat das Temperamentsbündel<br />
Elina Garanča bereits<br />
erobert, mit ihrem funkensprühenden Rezital<br />
soll nun der internationale CD-Markt<br />
folgen. Ihre Chancen stehen gut …<br />
Stefan Sandmeier<br />
19
CD-Aktuell<br />
Jazz / World<br />
20<br />
Uri Caine Ensemble plays Mozart | Uri<br />
Caine, Klavier, nguyên lê, Gitarre, Chris<br />
Speed, Klarinette, Jim Black, Drums, u.a.<br />
1 CD, Fr. 38.90, Best.-nr. 21<br />
Caine dreht Sonaten, Sinfonien und<br />
Arien Mozarts durch die Mangel. Heraus<br />
kommen herrlich schräge Arrangements<br />
und die Erkenntnis, dass auch Amadeus<br />
zwischenzeitlich den Blues hatte.<br />
Pierre Favre Ensemble | Fleuve<br />
Pierre Favre, Drums, Philipp Schaufelberger,<br />
Gitarre, Bänz Oester, Bass, u.a.<br />
1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 22<br />
Den Fluss des lebens bereisen Pierre<br />
Favre und sein Ensemble. Dass er ein weltumspannendes<br />
Gewässer ist, erschliesst<br />
sich beim Hören der in vielen Schattierungen<br />
schillernden Stücke.<br />
norah Jones | not too late | norah Jones,<br />
Gesang, Klavier, Adam levy, Gitarre, lee<br />
Alexander, Bass, Andy Borger, Drums, u.a.<br />
1 CD, Fr. 24.90, Best.-nr. 23<br />
norah Jones schreibt Songs mit grandiosen<br />
Melodien und klugen Texten, die<br />
sie mit klarer Stimme und in perfekten<br />
Arrangements präsentiert. Fast zu gut,<br />
um wahr zu sein …<br />
Johnny Clegg | One life<br />
1 CD, Fr. 32.90, Best.-nr. 24<br />
Wenn es in Südafrika die vielbeschworene<br />
«Rainbow nation» gibt, dann findet man<br />
ihre Essenz in Johnny Cleggs liedern:<br />
Seine Texte singt er in Zulu, Englisch, Afrikaans<br />
und Französisch, die Musik lebt von<br />
der geschickten Verbindung afrikanischer<br />
Rhythmen und europäischer Popklänge.<br />
Kenny Wheeler | It Takes Two! | Kenny<br />
Wheeler, Flügelhorn, John Abercrombie,<br />
Gitarre, John Parricelli, Gitarre, Anders<br />
Jormin, Bass | 1 SACD, Fr. 34.90, Best.-nr. 25<br />
Eine südliche Brise weht durch viele<br />
Stücke von Wheelers neuem Album.<br />
Beschwingt und frei in ihrem Zusammenspiel,<br />
erzeugen er und seine Kollegen eine<br />
entspannte Stimmung.<br />
Enrico Rava | The Words and the Days<br />
Enrico Rava, Trompete, Gianluca Petrella,<br />
Posaune, Andrea Pozza, Klavier, Rosario<br />
Bonaccorso, Bass, Roberto Gatto, Drums<br />
1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 26<br />
Ein warmer Sound sowie der Wechsel<br />
zwischen lyrischen Melodien und energiegeladenen<br />
Ausbrüchen sind prägende<br />
Merkmale dieses Quintetts.<br />
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lynne Arriale Trio | live | lynne Arriale,<br />
Klavier, Jay Anderson, Bass, Steve Davis,<br />
Drums | 1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 27<br />
Ein vom Applaus des Publikums hörbar<br />
beflügeltes Trio hebt ab: Die perfekte<br />
Abstimmung zwischen der Pianistin und<br />
ihren Begleitern erlaubt den Musikern<br />
und den Zuhörern einen Höhenflug erster<br />
Güte.<br />
Asita Hamidi’s Bazaar | live | Asita<br />
Hamidi, Harfe, Gesang, Björn Meyer, Bass,<br />
Gesang, Kaspar Rast, Drums, Bruno<br />
Amstad, Gesang | 1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 28<br />
Die Musikkulturen des Orients, Mitteleuropas<br />
und Skandinaviens bilden die<br />
Spielwiese, auf der die Bazaaris nach<br />
Herzenslust herumtollen – ein Genuss,<br />
ihnen dabei zuzuhören.<br />
Carla Bruni | no Promises<br />
Carla Bruni, Gesang, Gitarre,<br />
louis Bertignac, Gitarre, Keyboards<br />
1 CD, Fr. 24.90, Best.-nr. 29<br />
nach ihrem Debüt als Chanteuse à la française<br />
legt Carla Bruni nun ihren Zweitling<br />
vor – in Englisch. Ihre neuen Songs hat sie<br />
auf Texte von Poeten wie W.B. Yates und<br />
Emily Dickinson geschrieben.<br />
Café Mondial | In Giro | Manuel Hebeisen,<br />
Blasinstrumente, Gesang, Pascal<br />
Bruggisser, Klavier, Gesang, Thomas<br />
Custer, Bass, Gitarre, Gesang, Adrian<br />
Wiss, Drums | 1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 30<br />
Als musikalische Touristen mit schrägem<br />
Humor und offenen Ohren tingeln Café<br />
Mondial durch die klingende Welt und<br />
sammeln fleissig Souvenirs.<br />
Cassandra Wilson | Thunderbird<br />
Cassandra Wilson, Gesang, Gitarre, Marc<br />
Ribot, Gitarre, Mike Elizondo, Bass, Jim<br />
Keltner, Drums, u.a. | 1 CD, Fr. 32.90, Best.-nr. 31<br />
Mit funkigen Samples und einigen Beats<br />
von der Drum-Machine sorgt Cassandra<br />
Wilson für erstauntes Aufhorchen. Ihre<br />
Wurzeln hat sie aber immer noch tief in<br />
Mississippi …<br />
Piers Faccini | Tearing Sky | Piers Faccini,<br />
Gesang, Gitarren, Juan nelson, Bass,<br />
leon Mobley, Perkussion, Adam Topol,<br />
Drums, u.a. | 1 CD, Fr. 34.90. Best.-nr. 32<br />
Faccini singt feingesponnene, introspektive<br />
lieder, die zwischen britisch-melancholischem<br />
Folk, Delta-Blues, afrikanischen<br />
Rhythmen und den Klängen Ben<br />
Harpers oszillieren.<br />
Stefan Sandmeier
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CD-Empfehlungen<br />
J.S. Bach | Sonaten und Partiten für Violine solo (BWV 1001 – 1006) | John Holloway, Violine | 2 CDs, Fr. 58.90, Best.-nr. 33<br />
Kein lehrbuch habe ihn mehr über Spieltechniken und Möglichkeiten seines Instruments, der Barockvioline,<br />
gelehrt, als die Sonaten und Partiten von Bach, so John Holloway. Trotz seines quasididaktischen Ansatzes tönen<br />
aber auch anspruchsvollste Passagen nie schulmeisterlich. locker und natürlich bewegt sich Holloway durch<br />
die Stücke und bewältigt ihre technischen Herausforderungen mit selbstverständlicher Virtuosität. Wichtiger<br />
als schnelle Tempi oder überbordende Verzierungen ist ihm jedoch, den emotionalen und intellektuellen Gehalt<br />
von Bachs reicher, in der Tradition seiner Vorgänger wurzelnder Musik zu vermitteln.<br />
J.G. Graun, C.H. Graun | <strong>Co</strong>ncerti | Marcel Ponseele, Oboe, Vittorio Ghielmi, Gambe, Jan De Winne, Traversflöte | Il Gardellino<br />
1 CD, Fr. 38.90, Best.-nr. 34<br />
Der Preussenkönig Friedrich II. war ein passionierter Sammler: Der kunstsinnige Monarch besass eine exquisite<br />
Kollektion von – Musikern. An seinem Hof versammelte er neben den exzellentesten Instrumentalisten<br />
Deutschlands auch Komponisten wie Quantz, C.P.E. Bach oder Benda. Auch die Brüder Johann Gottlieb und Carl<br />
Heinrich Graun gehörten zum Kreis von Friedrichs Hofmusikern. Das Barockensemble Il Gardellino um Marcel<br />
Ponseele hat vier ihrer Konzerte ausgewählt. Die heiteren, eleganten und fantasievollen Kompositionen der<br />
Grauns werden ausdrucksvoll und mit Esprit präsentiert und erhalten durch die Wärme der alten Instrumente<br />
besonderen Glanz. Eine Entdeckung.<br />
F. Mendelssohn, M. Bruch | Violinkonzerte | Janine Jansen, Violine | Gewandhausorchester leipzig, Ricardo Chailly, leitung<br />
1 CD, Fr. 34.90, Best.-nr. 35<br />
Mit der Holländerin Janine Jansen hat erneut eine bemerkenswerte junge Geigerin den internationalen Durchbruch<br />
geschafft: Dank stupender Fingerfertigkeit scheinen ihr keine spieltechnischen Grenzen gesetzt zu sein. Hinzu<br />
kommen eine charaktervolle Tongebung, musikalisches Verständnis und emotionale Tiefe. Dafür, dass die oft<br />
gehörten Repertoireklassiker von Mendelssohn und Bruch zum genussvollen Hörerlebnis werden, sorgen aber in<br />
erster linie Jansens intensives Spiel und die Harmonie, die sich zwischen der Solistin, dem Dirigenten und dem<br />
Orchester einstellt. In ihrer Heimat längst ein Star, gilt es sie hier erst noch richtig zu entdecken.<br />
W.A. Mozart, J. Ibert, F. Martin, H. Villa-lobos | Hommage à Mozart | Zürcher Kammerorchester, Muhai Tang, leitung<br />
1 CD, Fr. 24.90, Best.-nr. 36<br />
Mit acht Jahren schrieb Mozart seine erste, mit 32 seine letzte Sinfonie. Das Frühwerk (KV 16) und die Sinfonie<br />
nr. 41 (KV 551) bilden den Rahmen für drei musikalische Hommagen an den Salzburger Genius. Den Stücken<br />
von Jacques Ibert, Frank Martin und Heitor Villa-lobos ist eine gewisse Orientierung an Mozart gemeinsam, die<br />
von den Komponisten aber sehr unterschiedlich umgesetzt wurde: kurz und glanzvoll bei Ibert, ernsthaft und<br />
feierlich bei Martin, verspielt und träumerisch bei Villa-lobos. Spritzig und spielfreudig geht das ZKO unter<br />
seinem neuen Chefdirigenten Muhai Tang zu Werke und erweist damit den Komponisten Ehre.<br />
M. Ravel | Bolero, Klavierkonzert für die linke Hand, Rapsodie espagnole, Pavane pour une infante défunte, la Valse<br />
Claire Chevallier, Klavier | Anima Eterna, Jos van Immerseel, leitung, 1 CD, Fr. 38.90, Best.-nr. 37<br />
Mit musikwissenschaftlicher Akribie und grossem Enthusiasmus hat Jos van Immerseel einen «Bolero» erarbeitet,<br />
der sich stark an Ravels Aufzeichnungen und den erhaltenen Aufnahmen aus den 30er-Jahren orientiert:<br />
Die Vibratolosigkeit des Streicherklangs, der unbarmherzig genaue Rhythmus der Trommel und die<br />
Bläsereinsätze bringen die allmähliche Steigerung bis zum finalen Kollaps perfekt zur Geltung. Ein weiterer<br />
leckerbissen bietet sich mit dem Konzert für die linke Hand, das von Claire Chevallier auf einem Erard-Flügel<br />
gespielt wird, wie er bei Ravel im Musikzimmer stand. Die dunklen Farben des Konzerts bilden die Brücke zu<br />
«la Valse», dem ultimativen Abgesang auf die Walzerseligkeit des 19. Jahrhunderts.<br />
Stefan Sandmeier<br />
21
DVDs<br />
22<br />
G. Donizetti | l’Elisir d’Amore | Anna netrebko, Sopran, Rolando Villazón, Tenor, Orchester und Chor der Wiener Staatsoper,<br />
Alfred Eschwé, leitung | 1 DVD, Fr. 38.90, Best.-nr. 38<br />
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Im April 2005 standen Anna netrebko und Rolando Villazón in Wien erstmals zusammen auf der Bühne. Als<br />
Adina und nemorino avancierten sie zum neuen «Operntraumpaar». Die Inszenierung und die Ausstattung<br />
wirken zwar reichlich altbacken, die vokale und die mimische Präsenz der Protagonisten machten diesen<br />
optischen Mangel jedoch mehr als wett. Villazón gefällt mit tenoralem Schmelz und legt sein Gesicht nach der<br />
Art Mr. Beans in Falten, während die netrebko als Adina eine kühle Souveränität ausstrahlt und mit perfekter<br />
Stimmführung glänzt. Erwähnenswert auch leo nucci, der seinen Belcore mit einem selbstironischen<br />
Augenzwinkern verkörpert.<br />
Glenn Gould | Hereafter; Glenn Gould, Klavier, Bruno Monsaingeon, Regie | 1 DVD, Fr. 38.90, Best.-nr. 39<br />
1982, erst 50-jährig, starb Glenn Gould an den Folgen eines Schlaganfalls. Die Faszination, die von jenem<br />
Pianisten ausging, der Bachs «Goldberg-Variationen» neu erfand und damit bereits früh zu Weltruhm gelangte,<br />
hält bis heute an. Bruno Monsaingeon war mit dem exzentrischen Genie befreundet und hat aus grösstenteils<br />
noch nicht veröffentlichtem Archivmaterial einen Dokumentarfilm zusammengestellt. In etwas mehr als eineinhalb<br />
Stunden laufzeit lässt «Hereafter» das leben und die Karriere von Glenn Gould Revue passieren – und<br />
zwar aus Goulds eigener Perspektive. Seine Statements und sein dauernd präsentes Klavierspiel verweben sich<br />
so zu einem unterhaltsamen und eindrücklichen, wenn auch fiktiven «Selbst»porträt.<br />
C. Monteverdi | l’Orfeo, Il ritorno d’Ulisse in Patria, l’incoronazione di Poppea | Monteverdi Ensemble, Chor und Ballett des<br />
Opernhauses Zürich, nikolaus Harnoncourt, leitung | 5 DVDs, Fr. 149.50, Best.-nr. 40<br />
Historisches trug sich 1975 zu im Opernhaus, als dem Zürcher Publikum erstmals die Einleitungs-Toccata zur<br />
Oper «l’Orfeo» entgegenschmetterte: Die Wiederentdeckung Monteverdis für die Gegenwart hatte begonnen.<br />
Verantwortlich dafür zeichneten nikolaus Harnoncourt und das Ensemble des Opernhauses sowie Regisseur<br />
Jean-Pierre Ponelle, die auch «Il ritorno d’Ulisse in Patria» und «l’incoronazione di Poppea» auf die Bühne<br />
brachten. Die mittlerweile legendär gewordene Zürcher Monteverdi-Trilogie liegt nun in einer Box mit fünf DVDs<br />
vor. Gefilmt wurde sie 1979 bei Aufführungen in Wien, die Tonspuren stammen von kurz zuvor mitgeschnittenen<br />
Aufführungen in Zürich.<br />
W.A. Mozart | le nozze di Figaro; Pietro Spagnoli, Bariton, Annette Dasch, Sopran, Rosemary Joshua, Sopran, luca Pisaroni,<br />
Bass, u.a. | <strong>Co</strong>ncerto Köln, René Jacobs, leitung | 2 DVDs, Fr. 68.90, Best.-nr. 41<br />
Als René Jacobs Mozarts «nozze» vor drei Jahren erstmals auf Tonträger bannte, regneten Auszeichnungen<br />
und Ehrungen auf die Produktion nur so herab. Auch bei der DVD-Aufnahme aus dem Pariser Théâtre des<br />
Champs-Elysées zeigen sich das Sänger-Ensemble und das Orchester in bester Spiellaune: Das <strong>Co</strong>ncerto Köln<br />
gestaltet die Partitur transparent, kontrastreich und mit unbändigem Schwung. Auf der Bühne wird derweilen<br />
munter geliebt, geschmachtet und intrigiert. luca Pisaroni als Figaro und Rosemary Joshua als Susanna<br />
machen nicht nur stimmlich gute Figur, sondern bringen ihre Rollen auch mimisch zum leben. Ein vorzügliches<br />
Opernvergnügen.<br />
Stefan Sandmeier
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Giovanni Boccaccio: Das Decameron | 6 CDs, Fr. 51.70, Best.-nr. 42<br />
Hörbücher<br />
Während der Pest anno 1348 ziehen sich sieben junge Frauen und drei Männer aus der verseuchten Stadt Florenz<br />
zurück. Um die freiwillige zehntägige Quarantäne in einer abgelegenen Villa zu verkürzen, vertreiben sie sich<br />
die Zeit mit Geschichten. Diese Rahmenhandlung gibt Boccaccio (1313 – 1375) seiner novellensammlung «Decamerone»,<br />
bestehend aus hundert tolldreisten, witzigen und mitunter auch philosophischen Geschichten. Daraus<br />
hat Kurt Flasch eine Auswahl getroffen, hat sie neu übesetzt und kommentiert. Zusammen mit den eigentlichen<br />
Erzählungen, gelesen von Peter Wapnewski, Imogen Kogge und Roland Renner, liefert das Hörbuch Einblick und<br />
Erklärung in die Kulturgeschichte des Abendlandes – ebenso lehrreich wie unterhaltend.<br />
Ingrid noll: ladylike | 7 CDs, Fr. 51.90, Best.-nr. 43<br />
Die beiden Freundinnen lore und Anneliese wollen es mit 73 Jahren und nachdem Kinder und Ehemänner<br />
glücklich aus dem Haus geschafft sind, nochmals genau wissen. Sie gründen eine Frauen-WG und unternehmen<br />
eine Reise durch Deutschland. Diese Anlage erlaubt es der munteren Erzählerin Ingrid noll, unverfroren,<br />
lebensklug, kenntnisreich und politisch nicht immer ganz korrekt den Umgang mit dem Altwerden zu thematisieren,<br />
ohne larmoyanz und ohne Beschönigung, aber durchaus lustvoll. Dass die selbst betagte Maria Becker<br />
dieser heiteren Geschichte ihre unverkennbare Stimme leiht, gibt dem Hörvergnügen besondere Würze – hat<br />
man doch immer wieder das Gefühl, die Grand Old lady der Bühne erzähle aus ihrem eigenen leben.<br />
Thomas Hürlimann: Vierzig Rosen | 6 CDs, Fr. 55.10, Best.-nr. 44<br />
Mit dem Roman «Vierzig Rosen» siedelt Hürlimann eine weitere Erzählung vor der Folie der hürlimannschen<br />
Familiensaga an, die wir aus seinen vorgängigen Werken kennen. Und wiederum gelingt es ihm meisterlich, die<br />
authentische Vorlage zu einem epochalen Panorama der Kriegs- und nachkriegsjahre zu gestalten. Der leichtfüssige,<br />
musikalische Duktus täuscht nicht über den Horror des familiären Zwangs und die destruktive Kraft<br />
der liebe hinweg, sondern akzentuiert diese noch. Gleichzeitig schafft es der Autor, uns ein wehmütiges lächeln<br />
über den unerbittlichen Zerfall zu entlocken: Scheitern – mais avec du style, wie Marie, die Hauptfigur, sagt. Der<br />
vielfach ausgezeichnete Schauspieler Ulrich noethen liest mit Gespür für Hürlimanns unterschwellige Ironie<br />
und subtile Sprachkraft.<br />
Agatha Christie: Die Morde des Herrn ABC | 6 CDs, Fr. 45.90, Best.-nr. 45<br />
Mit Hercule Poirot schuf die englische Schriftstellerin Agatha Christie (1890 – 1976) eine der populärsten Detektivfiguren<br />
der Kriminalliteratur. 1971 wurde sie für ihr Werk zur Dame geadelt. Viele ihrer Romane wurden verfilmt.<br />
So 1964 auch die 1936 entstandenen «ABC Murders», und zwar mit Anita Ekberg als Amanda Cross und Tony<br />
Randall als Poirot. Dieser ist eigentlich nur für einen Besuch beim Schneider nach london gekommen. Doch<br />
bald werden seine legendären grauen Zellen herausgefordert. Denn es geht ein Mörder um, der seine Opfer<br />
offenbar alphabetisch auswählt … Der Sprecher Martin Maria Schwarz macht mit seinen verschiedenen Stimmen<br />
aus der spannenden Story ein veritables Hörspiel und verleiht dem snobistischen Belgier einen köstlichen<br />
französischen Akzent.<br />
Bruno Rauch<br />
23
Musikbücher<br />
24<br />
Rudolf Angermüller<br />
Mozart – leben und Werk<br />
CD-ROM<br />
Fr. 132.–, Best.-nr. 46<br />
Arnold Schönberg /<br />
Peter Schössow<br />
Die Prinzessin<br />
Mit einem nachwort von<br />
nuria Schönberg-nono<br />
Fr. 27.20, Best.-nr. 47<br />
Maria Kliegel<br />
Masterclass Cello<br />
Mit Technik und<br />
Fantasie zum künsterlischen<br />
Ausdruck<br />
Buch + 2 DVDs<br />
Fr. 85.50, Best.-nr. 48<br />
Umfassende Mozart-Dokumente<br />
Die vorliegende CD-ROM umfasst die grösste<br />
jemals erschienene Sammlung biografischer<br />
und autobiografischer Dokumente von Mozart:<br />
Briefe, Biografien, Werkverzeichnisse<br />
und Analysen, herausgegeben von dem international<br />
renommierten Mozart-Forscher<br />
Rudolf Angermüller. Die anlässlich des 250jährigen<br />
Mozart-Geburtstages erschienene<br />
CD-ROM hebt wahre Schätze ans licht: Allein<br />
18 teils sehr persönliche, teils hochwissenschaftliche<br />
Biografien aus der Zeit von 1798<br />
bis 2003 beleuchten Mozarts leben aus dem<br />
Blickwinkel unterschiedlicher Epochen. Vier<br />
massgebliche Briefausgaben dokumentieren<br />
Die Prinzessin und ihr Diener<br />
Was für ein Schlamassel! Die Prinzessin hat<br />
Tennis gespielt und liegt jetzt mit lauter blauen<br />
Flecken im Bett. Der trottelige Diener Wolf ist<br />
ihr keine Hilfe. Es dauert ewig, bis er eine<br />
Wärmflasche findet, was eine Apotheke ist,<br />
muss man ihm erst erklären, und zu guter<br />
letzt vergisst er, wo die Prinzessin blaue Fleck-<br />
Tipps für die richtige Technik<br />
Schulen und Etüdensammlungen für Violoncello<br />
gibt es unzählige. Doch was tun, wenn<br />
kein lehrer zur Stelle ist und erklären kann,<br />
warum die Stelle aus dem Konzert einfach<br />
nicht klappen will? Die renommierte Cellistin<br />
Maria Kliegel geht einen ganz neuen Weg:<br />
Ihre Erfahrungen und ihr Wissen hat sie zu<br />
einer «Quintessenz» zusammengefasst. Im<br />
Buch erläutert sie ausführlich technische<br />
Probleme und gibt dazu Beispiele aus dem<br />
www.jecklin.ch<br />
sämtliche Briefe der Mozart-Familie, in der<br />
vor allem Vater leopold ein grosser Briefeschreiber<br />
war. leopold Mozart sind auch die<br />
ausführlichen Reiseaufzeichnungen zu verdanken,<br />
die uns heute ein plastisches Bild von<br />
den Strapazen damaliger Reisetätigkeit vermitteln.<br />
Eine zeitgenössische Reisebeschreibung<br />
sowie der Reiseführer der Mozarts<br />
macht die Reiserouten der Familie genau<br />
nachvollziehbar. Die CD-ROM enthält darüber<br />
hinaus die verschiedenen Werkverzeichnisse,<br />
einschliesslich des aktuellen Köchelverzeichnisses,<br />
sowie ausgewählte Werkanalysen. <br />
en hatte … Der Komponist Arnold Schönberg<br />
hat seinen Kindern besonders gern Geschichten<br />
von einer nörgeligen Prinzessin und ihrem<br />
vertrottelten Diener Wolf erzählt. Eine davon<br />
ist als Tonaufnahme erhalten und erscheint<br />
hier zum ersten Mal in Buchform – mit herrlich<br />
komischen Bildern von Peter Schössow.<br />
Repertoire. Auf der DVD demonstriert sie die<br />
richtige Technik und gibt Tipps, wie berühmte<br />
Stellen aus der Konzertliteratur zu bewältigen<br />
sind und wie effizient geübt werden sollte.<br />
Ein Muss für den fortgeschrittenen Instrumentalisten,<br />
der Antworten auf spezielle<br />
Fragen sucht oder der immer schon einmal<br />
wissen wollte, wie diese technischen Hürden<br />
gemeistert werden können.
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Musikbücher<br />
26<br />
Volker Mertens<br />
Gross ist das Geheimnis<br />
– Thomas Mann und<br />
die Musik<br />
Buch + CD<br />
Fr. 67.40, Best.-nr. 49<br />
Kevin Bazzana<br />
Glenn Gould –<br />
Die Biografie<br />
Fr. 43.70, Best.-nr. 50<br />
William Waterhouse<br />
Fagott<br />
Fr. 44.90, Best.-nr. 51<br />
Daniel Cerny<br />
niemand ist<br />
unmusikalisch<br />
Fr. 29.90, Best.-nr. 52<br />
Thomas Mann und die Musik<br />
Wenn er nicht Dichter geworden wäre, hätte<br />
er Musiker sein mögen, hat Thomas Mann<br />
einmal gesagt. In der Weltliteratur ist er der<br />
Autor, der wohl die engste Beziehung zur<br />
nachbarkunst gehabt hat. Musik begleitet<br />
Thomas Manns leben und Schaffen. Als junger<br />
Mann war er ein guter Geiger, der sich an<br />
Sonaten von Edward Grieg und Richard<br />
Strauss wagen konnte. Später hat er das Violinspiel<br />
aufgegeben, denn er wollte nicht her-<br />
Glenn Goulds komplexe Persönlichkeit<br />
Gestützt auf zwanzig Jahre Recherche beschreibt<br />
der Autor die komplexe Persönlichkeit<br />
Goulds in ihrer ganzen Fülle: den Pianisten,<br />
Schriftsteller, Komponisten und<br />
Menschen. Dabei verweist er den Mythos vom<br />
Autodidakten und emotional geschädigten<br />
Weltabgewandten, der Mitte der Fünfzigerjah-<br />
Das nonplusultra für alle Fagottisten<br />
In der englischsprachigen Welt ist das Fagott-<br />
Buch des berühmten Fagottisten William<br />
Waterhouse, erschienen in der Reihe «Yehudi<br />
Menuhin Music Guides», das nonplusultra für<br />
alle Fagottisten. Alles, was Fagottistinnen<br />
und Fagottisten über ihr Instrument wissen<br />
müssen, findet sich in diesem Buch, die Geschichte<br />
des Holzblasinstruments ebenso<br />
Die Gabe der Musikalität<br />
Tiefgründiges, oft aber auch schmunzelndes<br />
nachdenken über die Ursachen so genannter<br />
Unmusikalität. Das Buch möchte unterstreichen,<br />
dass die Gabe der Musikalität in jedem<br />
von uns schlummert. Sie wurde jedoch bei<br />
vielen Menschen in der Kindheit verschüttet,<br />
umdilettieren (Katia Mann). Thomas Mann<br />
war ein begeisterter Schallplattenhörer und<br />
besass eine grosse Sammlung, von der heute<br />
noch ein bedeutender Teil erhalten ist. Das<br />
vorliegende Buch enthält die erste umfassende<br />
Darstellung über Thomas Manns Verhältnis<br />
zur Musik, inklusive einer CD mit musikalischen<br />
Originalaufnahmen aus Manns Plattensammlung!<br />
re aus dem nichts in der internationalen Musikszene<br />
einschlug, ins Reich der legenden.<br />
Bazzana liefert ein ausgewogenes Bild eines<br />
aussergewöhnlichen Menschen, der in seinem<br />
einzigartigen Talent und seiner genuinen<br />
Exzentrik in vielerlei Beziehung auch ein Produkt<br />
seiner Zeit und Umgebung war.<br />
wie fundierte Informationen zu Instrumententechnik,<br />
Pflege, Spielweise, zum Üben und<br />
Unterrichten und zu vielem mehr. Wesentlicher<br />
Bestandteil ist das kommentierte Verzeichnis<br />
der Basisspielliteratur sowie eine<br />
ausführliche Fachbibliografie. Wer Fagott<br />
spielt, braucht dieses Buch.<br />
bevor sie sich entfalten konnte. Das Buch<br />
räumt mit vielen Vorurteilen auf und lässt<br />
damit die lesenden auf heitere Art und Weise<br />
ihre eigene Musikalität wiederentdecken.
Christoph Kammertöns<br />
lexikon des Klaviers<br />
Fr. 159.50, Best.-nr. 53<br />
Attila Csampai/<br />
Dietmar Holland<br />
Opernführer<br />
Fr. 65.30, Best.-nr. 54<br />
Arnold Schönberg<br />
Das magische Quadrat<br />
Eine Annäherung an<br />
den Visionär Arnold<br />
Schönberg<br />
Box mit 12 verschiedenen<br />
Objekten zu leben und<br />
Werk<br />
Fr. 98.–, Best.-nr. 55<br />
lexikon des Klaviers<br />
Dieses umfassende nachschlagewerk über<br />
das Klavier bietet dem professionellen Instrumentalisten<br />
und Pädagogen, dem musizierenden<br />
liebhaber sowie allen, die beruflich<br />
oder privat mit dem Klavier zu tun haben, eine<br />
enorme Fülle an Informationen. Dabei ent-<br />
Standardwerk für Opernliebhaber<br />
Der «Opernführer», herausgegeben von<br />
Attila Csampai und Dietmar Holland, ist nach<br />
wie vor das Standardwerk für den Opernliebhaber.<br />
Unübertroffen sind Genauigkeit, Fülle<br />
und Verständlichkeit der Informationen, die<br />
er zu den etwa 250 wichtigsten Opern der<br />
Musikgeschichte von Monteverdi bis Rihm<br />
bietet: Inhalt und Handlung, Kommentar,<br />
Erläuterung zur Wirkungsgeschichte und<br />
weitere Informationen zu Text, Uraufführung,<br />
Schönberg als Multitalent<br />
Mancher Musiker weiss viel über die lehre<br />
und Umsetzung der Zwölftonmusik. Was sich<br />
jedoch um dieses Thema herum im leben<br />
Arnold Schönbergs abspielte, bleibt oftmals<br />
im Dunkeln. Vor allem seine unermüdliche<br />
lust an der Veränderung seiner Umwelt<br />
begann jeden Tag aufs neue. Was bisher fehlte,<br />
war eine auch für den Musikunterricht von<br />
Jugendlichen geeignete, kurze und prägnante<br />
Darstellung von Arnold Schönberg als Multitalent.<br />
Diese lücke schliesst die Publikation<br />
«Das magische Quadrat». Das «Taschenmuseum»<br />
möchte Informationen spielerisch<br />
www.jecklin.ch<br />
steht ein differenziertes Bild des Klaviers und<br />
seiner gleichermassen kontinuierlichen wie<br />
wandlungsreichen Geschichte, das inhaltlich<br />
fundiert ist und zugleich ansprechend und<br />
verständlich vermittelt wird.<br />
Personal sowie biografische Porträts der<br />
Komponisten. Einmalig ist der Anhang mit<br />
Artikeln über die wesentlichen librettisten<br />
der gesamten Operngeschichte von Rinuccini<br />
bis Enzensberger. Die Herausgeber und ihre<br />
Autoren, die sämtlich zur Spitze des<br />
deutschsprachigen Musikjournalismus zählen,<br />
erweisen sich als glänzende Essayisten,<br />
die das einzelne Werk mit all seinen Facetten<br />
fakten- und kenntnisreich interpretieren.<br />
greifbar vermitteln – und natürlich auch unterhalten,<br />
ohne jede Scheu vor einem schwierigen,<br />
komplexen Werk. Die Box lässt diese<br />
Teile seines Werks mit Reprints seiner Aufzeichnungen<br />
lebendig werden. Die multimediale<br />
Buchbox «Das magische Quadrat»<br />
spricht den laien wie auch den Schönberg-<br />
Kenner an. Des weiteren ist sie ein ungewöhnliches,<br />
anregendes Instrument zur Vermittlung<br />
von Musik- und Kunstgeschichte im<br />
schulischen und im privaten Musikunterricht.<br />
Johnnes Ilg<br />
27
Im <strong>Jecklin</strong>-Forum getroffen: Daniel Fueter<br />
«Zürichs Musikleben<br />
ist sehr vielfältig»<br />
Bei <strong>Jecklin</strong> hat Daniel Fueter gerade noten gekauft, darunter die «Goldfinger»-<br />
Melodie von John Berry. Und das zeigt gleich: Daniel Fueter ist kein typischer<br />
«klassischer» Musiker, sondern offen für die verschiedenen Genres. Wir unterhielten<br />
uns in seinem Pavillon-Büro neben der Musikhochschule Zürich.<br />
SaisonKlänge: Daniel Fueter, Sie sind quasi<br />
ein Zürcher Urgestein. Sie sind in dieser Stadt<br />
aufgewachsen und wirken immer noch hier.<br />
Daniel Fueter: Ich fühle mich mit Zürich<br />
sehr verbunden. Die längste Zeit, in der<br />
ich von hier weg war, waren drei Monate<br />
in Paris. Das Haus, in dessen Büro ich<br />
sitze, habe ich mit neun Jahren zum ers-<br />
ten Mal betreten, also vor fast fünfzig<br />
Jahren. Hier bekam ich Klavierstunden,<br />
hier studierte ich, und mit Ausnahme<br />
von einigen Jahren bin ich hier ein und<br />
aus gegangen. Ich gehöre tatsächlich zu<br />
den Fossilien.<br />
Welche Orte haben Sie neben dem Konserva-<br />
torium geprägt?<br />
Fueter: nicht die musikalischen Orte,<br />
sondern die Theater in Zürich: Das Schau-<br />
spielhaus, wo ich schon als Bub aufgetre-<br />
ten bin und für das ich später Musik<br />
geschrieben habe, das neumarkt-Theater<br />
vor allem in der Zusammenarbeit mit<br />
Peter Schweiger, das Hechtplatz-Theater,<br />
an dem ich viele Chanson-Abende gemacht<br />
habe.<br />
Das Chanson ist ohnehin einer Ihrer wichtigsten<br />
Tätigkeitsbereiche.<br />
Fueter: Es war von früh auf mein grosser<br />
Traum, Chansons zu schreiben, denn das<br />
französische Chanson habe ich mir neben<br />
den Beatles und anderem nicht-Klas-<br />
28<br />
sischem immer sehr gern angehört. Ich<br />
wollte das selber ausprobieren. Mit Kathrin<br />
Brenk, die damals an der Schauspielakademie<br />
studierte – ich korrepetierte<br />
dort Ballett – bin ich an eine Schauspielerin<br />
geraten, die einen Chansonabend<br />
machen wollte und mit zwei Autoren –<br />
Martin Suter und Thomas Hürlimann –<br />
befreundet war. Seither habe ich sicher<br />
hundert Chansons geschrieben.<br />
Ist Zürich eine Stadt für Kleinkunst?<br />
Fueter: Wenn man die lange Tradition<br />
betrachtet, vom Hechtplatz oder Theater<br />
Stok zurück bis zur Pfeffermühle oder<br />
zu Dada, dann sieht man: Zürich hat,<br />
auch wenn es keine Riesenstadt ist,<br />
doch so viel Grossstädtisches, dass<br />
Kleinkunst kontinuierlich gedeihen<br />
kann. Kleinkunst spielt hier eine Rolle.<br />
César Keiser, Franz Hohler, das sind<br />
hier Institutionen. Von dort kamen auch<br />
immer wieder innovative Anstösse für<br />
die «grosse» Kunst.<br />
Inwiefern?<br />
Fueter: In der Aufmerksamkeit für das<br />
Alltägliche, das «Abseitige», manchmal<br />
Groteske, das sonst nicht wahrgenommen<br />
wird. Manchmal begegnet man<br />
dem, was in freien Gruppen ausprobiert<br />
wurde, später auf grossen Bühnen wieder.<br />
Französische Chansons, Beatles: das sind nicht<br />
die typischen Prägungen für einen zeitgenössischen<br />
Komponisten. Fühlen Sie sich als Aussenseiter?<br />
Fueter: Ich habe mich bis heute eigentlich<br />
nie mit einer so genuinen Selbstverständlichkeit<br />
als Musiker gefühlt. Wenn<br />
ich aufs Podium muss, um Klavier zu<br />
spielen, herrscht immer ein gewisser heiliger<br />
Schrecken, dass ich da vielleicht völlig<br />
fehl am Platz bin. Die Tonhalle-Hinterzimmer<br />
sind für mich immer noch<br />
fremd, die Theaterkantine hingegen<br />
nicht. Musik zu schreiben, zu erfinden<br />
oder auch zu spielen, heisst für mich:<br />
sich verwandeln. Es gibt verschiedene<br />
Verwandlungsmöglichkeiten. Man kann<br />
sich in ein Chanson verwandeln oder in<br />
ein experimentelles Stück.<br />
Es ist ein schauspielerischer Ansatz.<br />
Fueter: Ja, die Masken gehören zum<br />
Theater.<br />
Zurzeit sind Sie noch an der Musikhochschule<br />
tätig, einer Institution, die früher vor allem<br />
auf klassische Musik ausgerichtet war. Da hat<br />
sich ein Wandel vollzogen.<br />
Fueter: 1999, ein Jahr schon nach dem Zusammenschluss<br />
der beiden Musikhochschulen<br />
Winterthur und Zürich, kam die<br />
Theaterhochschule hinzu. Das hat mich<br />
natürlich besonders gefreut. Jetzt ist
auch der Tanz dabei, und 1998 bereits ha-<br />
ben wir – eigentlich ohne um Erlaubnis<br />
zu fragen – den Jazz integriert. Es hat<br />
sich als Erfolgsrezept erwiesen, die nase<br />
über den klassischen Tellerrand hinauszuheben.<br />
Wir hätten nicht eine so spannende<br />
klassische Abteilung, wenn unsere<br />
Studierenden nicht Gelegenheit hätten,<br />
beim Jazz reinzuschauen, und umgekehrt.<br />
Hat dabei auch das Chanson Platz?<br />
Fueter: An meiner liedklasse mit Hans<br />
Adolfsen nehmen jedes Semester 50 bis<br />
70 Studierende teil. Dabei gehen wir fast<br />
jedes Mal über den Bereich des klassischromantischen<br />
lieds hinaus Richtung<br />
Schlager, Chanson, Operette, Weill, Eisler,<br />
was auch immer. Das gehört zur Beschäftigung<br />
mit Vokalmusik. Auch für<br />
den klassischen Sänger ist es unglaublich<br />
lehrreich, sich mit diesem Genre zu<br />
beschäftigen. Der Satz «Genres sind<br />
Fenster zur Welt» von Peter Hacks – und<br />
ich füge hinzu: einmalige Fenster – erweist<br />
sich da wieder einmal als richtig. Je<br />
facettenreicher der Blick auf die Welt,<br />
desto besser für eine künstlerische Entwicklung.<br />
Sie haben das Zürcher Musikleben nun<br />
50 Jahre miterlebt. Wie hat es sich während<br />
dieser Zeit gewandelt?<br />
Fueter: Man kann wohl insgesamt sagen:<br />
Es hat sich auf allen Ebenen professionalisiert.<br />
Zürich hatte ja immer eine sehr<br />
reiche Jazzszene, die an Beständigkeit<br />
zugenommen hat. Bei der Qualität der<br />
beiden grossen Orchester, Tonhalle und<br />
Opernhaus, ist eine so kontinuierliche<br />
Arbeit geleistet worden, dass das Wort<br />
Professionalisierung viel zu bescheiden<br />
ist. Aber auch Ensembles wie die Came-<br />
rata oder natürliche auch das Zürcher<br />
Kammerorchester haben über die Jahre<br />
an Profil gewonnen. Von da läuft nicht<br />
nur viel mehr, sondern auch Besseres.<br />
Hinzu kommt die Szene mit digital<br />
erzeugter Musik, experimenteller <strong>Co</strong>mputermusik,<br />
die Performances und so<br />
weiter. Man könnte in Zürich wirklich jeden<br />
Abend in drei Konzerte gehen. Unsere<br />
Hochschule allein macht ja schon 700<br />
Konzerte im Jahr.<br />
Eine letzte Frage: Was wäre dem Zürcher<br />
Musikleben aufgrund dieser Entwicklung und<br />
des heutigen Ausgangspunket Ihres Erachtens<br />
noch zu wünschen?<br />
Daniel Fueter: Dass wir, die Musik machen<br />
und organisieren, unsere Ideen so<br />
vermitteln, dass man die Segmentierung<br />
des Publikums aufbrechen und insbesondere<br />
im klassischen Bereich das Publikum<br />
verjüngen könnte. Wir sind oft fantasielos<br />
in der Programmierung oder<br />
Präsentation, in der Formulierung der<br />
Einzigartigkeit eines Konzerts. Das ist<br />
schade, denn so gelangt man immer an<br />
die gleichen leute, obwohl vielleicht andere<br />
ebenfalls Interesse hätten.<br />
Und das zweite: Ich würde uns einen längeren<br />
Atem wünschen für die neue<br />
Musik. Es gibt immer wieder Versuche,<br />
neue Musik an Orten zu etablieren, wo<br />
sie nicht so daheim ist, und dann folgt<br />
häufig ein Zurückstecken: Ich glaube,<br />
man muss bei solchen Initiativen insistieren.<br />
Dann wäre es schon möglich,<br />
auch für neues ein Publikum zu generieren.<br />
Interview: Thomas Meyer<br />
29
Impressum<br />
Herausgeber<br />
<strong>Jecklin</strong> & <strong>Co</strong>. <strong>AG</strong>, Zürcher Kammerorchester<br />
<strong>Jecklin</strong> Zürich<br />
Rämistrasse 30 / 42, 8024 Zürich, Telefon 044 253 77 77<br />
Fax 044 253 76 66, Billettkasse 044 253 76 76<br />
info@jecklin.ch, www.jecklin.ch<br />
Titel<br />
Zürcher Kammerorchester<br />
Seefeldstrasse 305, 8034 Zürich<br />
Telefon 044 388 36 00, Fax 044 388 36 10<br />
Billettkasse 0848 84 88 44<br />
barbara.honegger@zko.ch, www.zko.ch<br />
Redaktion<br />
Helene Haegi, Barbara Honegger<br />
Abschlussredaktion<br />
moser communications, löwenstrasse 41<br />
9400 Rorschach<br />
Mitarbeitende<br />
Helene Haegi, Barbara Honegger, Daniel Hungerbühler,<br />
Johannes Ilg, Thomas Meyer, Bruno Rauch, Regi Sager,<br />
Stefan Sandmeier, Mark Schulze Steinen<br />
Fotografien<br />
Agenturen, Patrick Hofmann, Iwan Raschle, David<br />
Rossat, Uwe Arens , Alberto Venzago<br />
Gestaltung<br />
raschle & kranz GmbH, Bern | www.raschlekranz.ch<br />
Projektkoordination und Produktion<br />
Tamedia <strong>AG</strong>, Production Services, Zürich<br />
lithos<br />
lithwork Phoenix <strong>AG</strong>, Meriedweg 7<br />
3172 niederwangen<br />
Anzeigenverkauf<br />
Barbara Honegger, Telefon 044 388 36 04<br />
barbara.honegger@zko.ch<br />
Helene Haegi, Telefon 044 253 76 11<br />
helene.haegi@jecklin.ch<br />
Erscheinungsweise<br />
Viermal jährlich (März, Mai, September, november)<br />
Auflage: 58 000 Exemplare<br />
Sollten Sie mehrere Exemplare von «SaisonKlänge»<br />
erhalten, so bitten wir Sie dafür um Verständnis.<br />
Wir sind um bestmögliche Abgleichung der Versand-<br />
adressen bemüht. Es würde uns freuen, wenn Sie<br />
ein allfällig überzähliges Exemplar an Bekannte<br />
und Freunde weitergeben.<br />
30<br />
Wettbewerb<br />
Machen Sie mit, und gewinnen Sie einen von zehn Geschenkgutscheinen.<br />
1. Joseph Haydns Oper<br />
«l’Isola disabitata»<br />
entstand im Jahr<br />
K 1779<br />
U 1781<br />
R 1783<br />
4. Therese Bornhauser<br />
arbeitet im Musikhaus<br />
<strong>Jecklin</strong> seit zehn Jahren<br />
A in der CD-Abteilung<br />
l in der Klavierwerkstatt<br />
T am Empfang<br />
7. Die 3500 Jahre alte Musik<br />
der Chinesen bezeichnet<br />
man in Europa auch als<br />
O Viertonmusik<br />
S Fünftonmusik<br />
T Siebentonmusik<br />
Das richtige lösungswort:<br />
2. William Waterouse<br />
schrieb ein berühmtes<br />
Buch über<br />
T das Cello<br />
O das Fagott<br />
n die Posaune<br />
5. An den ZKO-Apéro<strong>Co</strong>ncerts<br />
geniesst man nicht<br />
nur Musik, sondern auch<br />
T Profiterole<br />
O Prosciutto<br />
R Prosecco<br />
8. Als «mozartischster<br />
Pianist unserer Zeit» gilt<br />
vielen Musikfreunden<br />
T Murray Perahia<br />
A Murat Yakin<br />
l Peter Murphy<br />
3. Der 1978 geborene<br />
<strong>Co</strong>untertenor Philippe<br />
Jaroussky ist<br />
n Franzose<br />
O Russe<br />
K Amerikaner<br />
6. Die 1832 uraufgeführte<br />
Opera buffa «l’Elisir<br />
d’Amore» komponierte<br />
W Jacques Offenbach<br />
A Gaetano Donizetti<br />
S Camille Saint-Saëns<br />
9. Antonio Vivaldi komponierte<br />
«Die vier<br />
Jahreszeiten» im Jahr<br />
H 1705<br />
E 1725<br />
U 1750<br />
Das lösungswort ergibt sich aus den Buchstaben vor den richtigen Antworten der Fragen<br />
1 bis 9 Schreiben Sie es bitte auf eine Postkarte, und senden Sie diese bis am<br />
29. März 2007 an: Zürcher Kammerorchester, Kennwort «Wettbewerb», Postfach 1284,<br />
8034 Zürich.<br />
Unter den Einsendern der richtigen Antworten werden zehn Geschenkgutscheine von<br />
<strong>Jecklin</strong> und ZKO verlost. Die Gewinner erhalten schriftliche nachricht. Über den Wettbewerb<br />
wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Das lösungswort<br />
aus dem Wettbewerb der «SaisonKlänge» 24/06 hiess «Prokofiev». Unter<br />
den Einsendern der richtigen lösung zog das los folgende Gewinnerinnen und Gewinner:<br />
Gutscheingewinne für Roland Belz Osterwalder, Hinweil; nelly Jeanne Kockel, Feldmeilen;<br />
Verena Stoessel, Adetswil; Ines Theus, Chur; Albrecht Tunger, Trogen; Buchgewinne<br />
für Yvonne Gerber, Basel; Rita Jäggi, Muri; Elsa Janett, Wettingen; Anneliese<br />
nowacki, Bern; Ursi Truog, Mönchaltorf.
6-DVD-Set<br />
Liveaufnahmen aus dem<br />
Opernhaus Zürich<br />
www.emiclassics.ch<br />
www.virginclassics.com
Neue DVDs und CDs<br />
Harnoncourt / Ponnelle<br />
El - ina Garanča<br />
Netrebko / Villazón<br />
5 DVDs<br />
Monteverdi: L’Orfeo<br />
L’Incoronazione di Poppea<br />
Il ritorno d’Ulisse in patria<br />
Der legendäre Monteverdi-Zyklus des Zürcher<br />
Opernhauses von Nikolaus Harnoncourt und<br />
Jean-Pierre Ponnelle ist jetzt endlich auf DVD<br />
erhältlich (in Schuber und Einzelausgaben).<br />
CD<br />
Aria Cantilena<br />
Die lettische Mezzosopranistin erobert gegenwärtig<br />
die grossen Bühnen dieser Welt. Auf ihrer<br />
Debüt-CD für die Deutsche Grammophon singt<br />
sie Arien von Massenet, Offenbach, Rossini,<br />
Strauss u.a.<br />
CD<br />
Duets<br />
Das Traumpaar Anna Netrebko und Rolando<br />
Villazón singen berühmte Liebesduette von<br />
Puccini, Donizetti, Verdi, Gounod, Massenet u.a.<br />
Veröffentlichung am 2. März.<br />
Edita Gruberova<br />
Simone Kermes<br />
Gustavo Dudamel<br />
2 DVDs<br />
Bellini: Norma<br />
Edita Gruberovas lang erwartetes Bühnen-Debüt<br />
als Norma in der Inszenierung von Jürgen Rose<br />
für die Bayerische Staatsoper vom Januar 2006.<br />
CD<br />
Vivaldi: Amor sacro<br />
Für ihre erste Solo-CD hat sich die fulminante<br />
Barockdiva Simone Kermes vier hochvirtuose<br />
Motetten von Vivaldi ausgesucht. Kongeniale<br />
Partner sind Andrea Marcon und das Venice<br />
Baroque Orchestra.<br />
CD<br />
Mahler: Sinfonie Nr. 5<br />
Mit 25 Jahren dirigiert Gustavo Dudamel bereits<br />
die grossen Orchester dieser Welt. Mit seinem<br />
Simón Bolívar Jugendorchester ist er im März in<br />
drei Konzerten live beim Lucerne Festival zu<br />
erleben. Veröffentlichung am 19. März.<br />
Marijana Mijanović<br />
Janine Jansen<br />
Mikhail Pletnev<br />
www.universalmusic.ch<br />
3 CDS<br />
Händel: Floridante<br />
Erneut präsentiert Alan Curtis ein beinahe<br />
vergessenes Meisterwerk von Händel, nämlich<br />
dessen 1721 uraufgeführte Oper «Floridante».<br />
In den Hauptrollen singen Marijana Mijanović<br />
und Joyce DiDonato.<br />
CD<br />
Mendelssohn/Bruch:<br />
Violinkonzerte<br />
Die holländische Geigerin Janine Jansen hat sich<br />
in kurzer Zeit auf allen bedeutenden Konzertpodien<br />
der Welt etablieren können. Auf ihrer<br />
neuen CD wird sie von keinem geringeren als<br />
Riccardo Chailly und dem Gewandhausorchester<br />
sublim begleitet.<br />
CD<br />
Beethoven:<br />
Klavierkonzerte 1+3<br />
Auftakt zur Gesamtaufnahme der Beethovenschen<br />
Klavierkonzerte durch Mikhail Pletnev.<br />
Mit Nr. 2 und 4 geht es im September weiter.<br />
Veröffentlichung am 2. März.