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BÜCHER LEBEN Ein Projekt zur Förderung der Zusammenarbeit ...

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Viel mehr als bloß hübsch ...<br />

Illustrationen in Bil<strong>der</strong>büchern<br />

Inge Cevela<br />

Bil<strong>der</strong>bücher sind eine ganz beson<strong>der</strong>e<br />

Gattung unter den Büchern: Sie erzählen<br />

ihre Geschichten in Bild und Text. <strong>Ein</strong>e banale<br />

Feststellung? Und doch liegt in dieser<br />

Spannung von Bild und Text eine grenzenlose<br />

Vielfalt künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten,<br />

die das Bil<strong>der</strong>buch entfalten<br />

kann!<br />

Bil<strong>der</strong> ergänzen Geschichten<br />

Da gibt es die gewohnte Technik <strong>der</strong> begleitenden<br />

Bil<strong>der</strong>, die die Geschichte erläutern<br />

und verdeutlichen – eben “illustrieren”:<br />

Damit werden vor allem Kin<strong>der</strong>, die noch<br />

nicht lesen können, in ihrem Zuhören unterstützt.<br />

Das Verstehen und Mitvollziehen<br />

<strong>der</strong> Handlung wird ihnen erleichtert und<br />

kurzweilig gestaltet, indem wichtige Szenen<br />

bildlich umgesetzt sind und sich quasi synchron<br />

zum Vorgelesenen entwickeln. Maurice<br />

Sendaks “Wo die Wilden Kerle wohnen”<br />

o<strong>der</strong> Mira Lobes “Das kleine Ich bin<br />

Ich” (mit Illustrationen von Susi Weigel)<br />

nutzen diese Technik des parallel ablaufenden<br />

Veranschaulichens und sind Fixpunkte<br />

in Kin<strong>der</strong>bibliotheken geworden.<br />

Das Zusammenspiel von Bild und Text<br />

kann aber auch mit Überraschungen aufwarten:<br />

Unter an<strong>der</strong>em dann, wenn Illustratoren/innen<br />

in ihren Bil<strong>der</strong>n eigene Facetten<br />

hinzufügen o<strong>der</strong> zusätzliche Figuren ins<br />

Spiel bringen – beispielsweise mit<br />

Spielzeugfiguren, die die Atmosphäre <strong>der</strong><br />

Geschichte, die Stimmungslage <strong>der</strong> Helden/innen<br />

sozusagen “verdoppeln” und so<br />

den betrachtenden Kin<strong>der</strong>n emotionale Hilfe<br />

beim Verarbeiten geben – oft in witziger,<br />

überhöhen<strong>der</strong> und karikieren<strong>der</strong> Weise. So<br />

setzt zum Beispiel Linda Wolfsgruber<br />

illustratorische Akzente, indem sie in “Die<br />

Prinzessin auf dem Kürbis” - <strong>der</strong> Text<br />

stammt von Heinz Janisch - bestimmte Details<br />

ganz beson<strong>der</strong>s in Szene setzt (s.<br />

ganzseitige Farbtafel): Die Geschichte entwickelt<br />

eine emanzipierte Umkehrung <strong>zur</strong><br />

empfindlichen und verwöhnten Prinzessin<br />

auf <strong>der</strong> Erbse. Also ist ein grünes<br />

erbsenförmiges Kügelchen auf je<strong>der</strong> Bildseite<br />

zu entdecken und hält so spielerischen<br />

Bezug <strong>zur</strong> “Grundgeschichte”.<br />

Bil<strong>der</strong>: Geschichte in <strong>der</strong> Geschichte<br />

O<strong>der</strong> aber: Bild und Text gehen völlig getrennte<br />

Wege – genauer: sie behaupten<br />

sogar das Gegenteil voneinan<strong>der</strong>. Hier zeigt<br />

sich wohl die höchste Performance eines<br />

Bil<strong>der</strong>buchs als einer eigenen Gattung, weil<br />

we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Text ohne die Bil<strong>der</strong> noch die<br />

Bil<strong>der</strong> ohne den Text für sich allein genommen<br />

Bestand hätten. <strong>Ein</strong>es <strong>der</strong> berühmtesten<br />

Beispiele dafür hat <strong>der</strong> deutsche Grafiker<br />

und Bil<strong>der</strong>buchkünstler Wolf Erlbruch<br />

mit seinem Bil<strong>der</strong>buch “Nachts” vorgelegt<br />

(s. Farbtafel unteres Bild): <strong>Ein</strong> kleiner Junge<br />

will wissen, was in <strong>der</strong> Nacht so alles<br />

passiert. Mit Mühe überredet er seinen<br />

schlaftrunkenen Vater, mit ihm gemeinsam<br />

die nächtlichen Straßen zu durchstreifen.<br />

Der Text folgt nun von Seite zu Seite <strong>der</strong><br />

Perspektive des gutmütigen und liebevoll<br />

erklärenden Vaters, <strong>der</strong> den Mantel über<br />

seinen Schlafanzug wirft, um bei <strong>der</strong> Probe<br />

aufs Exempel zu beweisen, was zu beweisen<br />

war: Nämlich dass in <strong>der</strong> Nacht<br />

nichts, absolut gar nichts passiert, weil alle,<br />

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