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hat. Diesem Gefühl der permanenten Unsicherheit<br />
stellt besonders die Beiruter Oberschicht einen<br />
Hedonismus entgegen, der in nächtelangen<br />
Partys gipfelt, die teilweise so exzessiv sind, als<br />
seien es die letzten Nächte des Lebens. Und immer<br />
dann, wenn nur der Augenblick zählt, werden<br />
Statussymbole, zu denen auch Äußerlichkeiten<br />
zählen, zu einem unschätzbaren Wert.<br />
Hinzu kommt noch, dass der Libanon weitaus<br />
westlicher geprägt ist als beispielsweise seine<br />
Nachbarländer Syrien und Jordanien. Beirut<br />
galt lange Jahre als das »Paris des Nahen Ostens«.<br />
In den Kinos laufen Hollywood-Filme, im<br />
Fernsehen werden amerikanische TV-Shows<br />
gezeigt. Dadurch wird ein bestimmtes Schönheitsideal<br />
propagiert, dem sich selbst traditionell<br />
muslimische Frauen nicht entziehen können. So<br />
verwundert es niemanden, dass auch verschleierte<br />
Frauen die Stühle in den Wartezimmern der<br />
Schönheitskliniken besetzen.<br />
Doktor Toni Nassar gilt vielen seiner weiblichen<br />
Patienten als Guru der Schönheitsoperation,<br />
auch wenn ihm selbst die Bezeichnung doch ein<br />
wenig zu weit geht. Der knapp über 40-Jährige<br />
mit den perfekten, strahlend weißen Zähnen betreibt<br />
alleine im Libanon vier Schönheitspraxen.<br />
Hinzu kommt ein Ableger in der syrischen Hauptstadt<br />
Damaskus. In Nassars Sprechzimmer flimmern<br />
Videos runderneuerter Patientinnen in Endlosschleifen<br />
über den Bildschirm, unterschnitten<br />
von monochromen Frauentorsos, pinkfarbenen<br />
Schwanenskulpturen und der erotischen Linienführung<br />
diverser Streichinstrumente. Dazu sorgt<br />
ein angenehmes, warmes Licht für das perfekte<br />
Wohlfühlambiente. Toni Nassar überlässt nichts<br />
dem Zufall.<br />
Sein Geschäft brummt! Die Zahl seiner Patienten<br />
hat sich in fünf Jahren verdoppelt. Die<br />
libanesische Ärztekammer schätzt, dass im Libanon<br />
jährlich 1,5 Millionen Schönheitsoperationen<br />
durchgeführt werden. Und das bei einer<br />
Einwohnerzahl von gerade einmal vier Millionen.<br />
Hinzu kommen pro Jahr geschätzte zehn Millionen<br />
Botox- und Kollagenbehandlungen zur<br />
Hautstraffung. Und ein Ende ist noch lange nicht<br />
in Sicht! Neben den Libanesen pilgern immer<br />
mehr Ausländer in das Schönheitsmekka am<br />
Mittelmeer. Nassar: »Der Libanon ist Marktführer<br />
bei der plastischen Chirurgie im Nahen Osten.<br />
Wir bekommen immer mehr Patienten aus dem<br />
Ausland. Nicht nur ausgewanderte Libanesen,<br />
die dort wohnen, sondern auch Araber, US-<br />
Amerikaner und Europäer. Wir schnüren ihnen<br />
ein maßgeschneidertes Paket. Sozusagen die<br />
»Two-in-one«-Option. Sie können sich bei uns<br />
einer Schönheits-OP unterziehen und danach<br />
ein paar Tage Urlaub im Libanon machen. Das<br />
kommt auch dem Lande selbst sehr zugute.«<br />
Bereits jetzt kommen vier von zehn Patienten in<br />
der Praxis von Toni Nassar aus dem Ausland.<br />
Neben den von Nassar bereits erwähnten Nationen<br />
sind es hauptsächlich steinreiche Saudis<br />
und nicht minder wohlhabende Medizintouristen<br />
aus Bahrain, Dubai, dem Oman und den anderen<br />
Scheichtümern am Golf, die die Klinik von Doktor<br />
Nassar verjüngt, verschönt oder verschlankt<br />
verlassen. Europäer und Amerikaner halten<br />
sich noch zurück, gilt der Libanon doch immer<br />
noch als recht instabil. Die letzten Kriegshandlungen<br />
fanden gerade einmal vor vier Jahren, im<br />
Sommer 2006, statt. Und gerade erst vor zwei<br />
Jahren flackerten in Beirut Kämpfe zwischen<br />
verfeindeten Schiiten und Sunniten auf. Was die<br />
Libanesen selbst als sehr friedlichen Zustand<br />
bezeichnen, Araber mit einer gewissen Gelassenheit<br />
sehen, betrachten Europäer und Amerikaner<br />
immer noch mit ängstlichem Misstrauen.<br />
Die Patientenzahlen, die seit jenem Sommer<br />
2006 stark rückläufig waren, erholen sich jedoch<br />
so langsam wieder. »Es ist«, so Nassar, »wie an<br />
der Börse: ein stetes Auf und Ab«!<br />
»Trotzdem«, führt Toni Nassar weiter aus, »müssen<br />
wir bisweilen auch einmal Nein sagen. Als<br />
plastische Chirurgen haben wir eine Verantwortung<br />
und müssen darauf achten, dass die<br />
Proportionen stimmen. Einer kleinen Frau mit<br />
schmalen Schultern kann man einfach keinen<br />
Atombusen verpassen. Genau das versuche ich<br />
meinen Patientinnen immer wieder klar zu machen.<br />
Größer ist nicht immer gleichbedeutend<br />
mit besser. Manchmal ist eben kleiner besser,<br />
weil es viel natürlicher aussieht«.<br />
Womit er Recht haben dürfte. Ebenso wie mit<br />
seinem abschließenden Credo, bei dem dann<br />
aus dem Arzt Doktor Toni Nassar doch wieder<br />
der clevere Geschäftsmann spricht:<br />
»Das leben ist zu kurz.<br />
Geniessen sie es! seien<br />
sie Glücklich! sie fühlen<br />
sich einfach besser,<br />
wenn sie besser<br />
aussehen.«<br />
Weitere Infos unter:<br />
www.brazilianestheticclinics.com<br />
und unter: www.toninassar.com<br />
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