EUCHARISTIE ALS FEIER DER KIRCHE - RKK Basel-Stadt
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Wie bereits in der Johannesapokalypse der erste Tag der Woche den Namen „Tag des Herrn“<br />
trägt (1. 10) und wie der erste Brief an die Korinther den „Tag des Herrn“ als Tag der<br />
Eucharistie bezeugt (16. 2), so wurde in der apostolischen Zeit der Auferstehungstag als Tag<br />
der besonderen Gegenwart des Auferstandenen verstanden und gefeiert, genauerhin als der<br />
Tag, an dem Christus die Seinen versammelt und sie sich um ihn versammeln lassen. Bereits<br />
zu Beginn des Zweiten Jahrhunderts bezeichnete Ignatius von Antiochien die Christen als<br />
diejenigen, die „gemäss dem Sonntag leben“ 20 , das heisst, die von der Auferstehung und damit<br />
von der Gegenwart des Auferstandenen im Fest der Eucharistie her leben. In der Mitte des<br />
Zweiten Jahrhunderts beschreibt Justinus das liturgische Leben der christlichen Gemeinden<br />
und er begründet die Zusammenkunft der Christen zur Eucharistie am Sonntag sowohl mit<br />
dem Beginn der Schöpfung als auch mit der Auferstehung Jesu Christi, dem Beginn der neuen<br />
Schöpfung Gottes. 21 Damit ist die Eucharistie aus dem jüdischen Paschazusammenhang<br />
herausgenommen und hineingepflanzt in den Auferstehungszusammenhang, so dass das<br />
eigentliche Wesen der Eucharistie darin gesehen wird, Fest der Auferstehung Jesu Christi zu<br />
sein. Seither ist der Auferstehungstag der innere Raum der Eucharistie und gehören Sonntag<br />
und Eucharistie unlösbar zusammen 22 , wie wir dies noch heute im dritten eucharistischen<br />
Hochgebet zum Ausdruck bringen: „Darum kommen wir vor Dein Angesicht und feiern in<br />
Gemeinschaft mit der ganzen Kirche den ersten Tag der Woche als den Tag, an dem Christus<br />
von den Toten auferstanden ist.“<br />
b) Nachapostolische Eucharistie<br />
In der apostolischen Zeit feiert die Kirche danksagend und lobpreisend die Gegenwart von Tod<br />
und Auferstehung Jesu Christi in der Eucharistie, und zwar nach dem irdischen<br />
Sättigungsmahl bei der Versammlung der Gläubigen. Denn die gegenseitige Agape der<br />
Gemeinde sollte den Lebensraum bieten, in den dann mit der Feier der Eucharistie die<br />
verwandelnde Agape Jesu Christi hereintreten kann. In der realen Entwicklung hat diese<br />
schöne Vision freilich nicht standgehalten. Die gemeindliche Agape war als Tür für das<br />
Kommen des Auferstandenen gedacht, faktisch wurde sie aber zum Einlasstor für<br />
unchristlichen Egoismus und deshalb als Vorbereitung auf die Eucharistiefeier ungeeignet.<br />
Dies jedenfalls war der Grund, weshalb bereits Paulus die Trennung von Sättigungsmahl und<br />
Eucharistie vollzogen wissen wollte: „Könnt ihr denn nicht zu Hause essen und trinken? Oder<br />
verachtet ihr die Kirche Gottes?“ (1 Kor 11. 22). Damit stehen wir am Beginn der dritten Phase<br />
der Entwicklung in der nachapostolischen Zeit, in der sich die endgültige kirchliche Gestalt der<br />
Eucharistie herausgebildet hat, die erstmals von Justin dem Märtyrer (+ um 165) eingehend<br />
beschrieben worden ist.<br />
Die Trennung von Sättigungsmahl und Eucharistie hatte eine einschneidende Folge: Solange<br />
sich die Eucharistie unmittelbar an ein Sättigungsmahl angeschlossen hatte, dürften die<br />
Christen noch am Wortgottesdienst der Synagoge teilgenommen haben. Dass sie sich bereits<br />
nach der Erfahrung der Auferstehung Christi nicht mehr am Opferkult im Jerusalemer Tempel<br />
beteiligten, dürfte evident sein, da gemäss neutestamentlicher Überzeugung mit dem<br />
Kreuzestod Jesu der Vorhang des Tempels zerrissen war. 23 Sie dürften sich aber nachwievor<br />
20 Ignatius von Antiochien, Magn. 9,1.<br />
21 Justinus, Apologie 67, 7: „Am Tag des Helios halten wir alle die Zusammenkunft, weil es der erste Tag ist, an welchem Gott durch<br />
Umwandlung der Finsternis und der Materie die Welt erschuf, und weil Jesus Christus, unser Erlöser, an diesem Tag von den Toten<br />
auferstanden ist.“<br />
22 Vgl. Johannes Paul II., Dies Domini. Vgl. ferner K. Koch, Österliche Eucharistiegemeinde am Sonntag. Theologische Perspektiven zum<br />
erzchristlichen Zusammenhang von Ostern, Sonntag und Eucharistie, in: Communio. Internationale katholische Zeitschrift 30 (2001) 319-<br />
338; Ders., Ist der Sonntag noch zu retten? Unzeitgemässe Fragmente (Ostfildern 1991).<br />
23 Vgl. Y. Congar, Le mystère du temple (Paris 1957).<br />
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