EUCHARISTIE ALS FEIER DER KIRCHE - RKK Basel-Stadt
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urteilen, dass die geschichtlich gewachsene Eucharistie der Kirche „nicht Abfall vom Ursprung<br />
ist, sondern dessen wahre Frucht“ 28 . Wer hingegen aus der Feier der Eucharistie heute<br />
wiederum ein einfaches, geschwisterliches oder gar profanes Mahl machen will, der trägt nicht<br />
nur der historischen Tatsache der folgenreichen Trennung von Kirche und Synagoge keine<br />
Rechnung, sondern der wendet sich vor allem nicht dem Urspung zu, sondern geht hinter die<br />
Wende von Kreuz und Auferstehung zurück und damit hinter jene Wirklichkeit, die das<br />
Christentum überhaupt in seiner Neuheit begründet. Auf diese Gefahr eines<br />
bedeutungsmindernden Verständnisses der Eucharistie hat Papst Johannes Paul II. mit<br />
eindringlichen Worten hingewiesen: „Einmal seines Opfercharakters beraubt, wird das eucharistische<br />
Geheimnis so vollzogen, als ob es nicht den Sinn und den Wert eines Treffens zum<br />
brüderlichen Mahl übersteigen würde.“ 29<br />
4. Jüdische Wurzeln der christlichen Eucharistie<br />
Nicht nur die grundlegende Kontinuität der kirchlichen Liturgie der Eucharistie zu ihrem<br />
Ursprung ist sichtbar geworden, sondern vielmehr auch, dass die eucharistische Dimension des<br />
Abendmahles Jesu und die Eucharistie der christlichen Kirche durch und durch alttestamentliche<br />
Wurzeln aufweisen, die es verdienen, eigens hervorgehoben zu werden. 30 Sie<br />
werden exemplarisch sichtbar in einer energischen Diskussion in der frühchristlichen Zeit<br />
zwischen dem Rabbiner Tryphon und dem Christen Justin, der den Beinamen „der Märtyrer“<br />
erhalten hat, über das Wort Gottes im Mund des Propheten Maleachi: „Vom Aufgang der<br />
Sonne bis zu ihrem Untergang steht mein Name gross da bei den Völkern und an jedem Ort<br />
wird meinem Namen ein Rauchopfer dargebracht und eine reine Opfergabe; ja, mein Name<br />
steht gross da bei den Völkern, spricht der Herr der Heere“ (Mal 1. 11). Über dieses Wort sagt<br />
der Rabbiner zum Christen, dass die vielen Segensgebete, die die Juden überall auf der Welt<br />
sprechen, diese „reine Opfergabe“ sind. Denn auf diese Weise bringen die frommen Juden im<br />
Lobpreis die Schöpfung Gott zurück. Darauf jedoch antwortet der Christ Justin, dass das reine<br />
Opfer, das vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Untergang überall auf Erden dargebracht<br />
wird, die Eucharistie ist, genauerhin Jesus, der die Schöpfung nicht nur im Wort, sondern<br />
durch sein ganzes Leben Gott zurückgegegeben hat. Weil Christus alles Gott zurückgebracht<br />
hat, ist die Eucharistie das vollkommene Lobopfer der Schöpfung.<br />
Trotz dieser Gegenüberstellung wurde von allem Anfang an die Eucharistie in der Tradition<br />
des Alten Testamentes als Dankgebet und Lobopfer verstanden und vollzogen. Dies ist besonders<br />
deutlich beim Evangelisten Markus, der in seinem Abendmahlsbericht hervorhebt, Jesus<br />
habe über das Brot das Lobgebet und über den Becher das Dankgebet gesprochen (Mk 14. 22-25:<br />
??????????und?????????????????Markus interpretiert also das letzte Abendmahl Jesu als<br />
Eulogie und Eucharistie, und zwar ganz in der Tradition des jüdischen Lob- und Dankgebetes,<br />
der sogenannten Berakha. Aus diesen jüdischen Lobpreisungen ist später der Kanon der<br />
römischen Messe entstanden, und er ist zu verstehen als Fortsetzung des Abendmahlsgebetes<br />
Jesu und bildet auch insofern den Kern der kirchlichen Eucharistie.<br />
Das Letzte Abendmahl Jesu und die Eucharistie der Kirche als berakha zu verstehen, kann<br />
nicht erstaunen, wenn man bedenkt, welch grossen Stellenwert die berakha in der jüdischen<br />
Frömmigkeit einnimmt. Gemäss einer schönen Tradition soll der fromme Jude Gott an einem<br />
einzigen Tag hundertmal lobpreisen, Gott eine berakha darbringen, und zwar angefangen vom<br />
28 J. Kardinal Ratzinger, Gott ist uns nah. Eucharistie: Mitte des Lebens (Augsburg 2001) 64.<br />
29 Johannes Paul II., Ecclesia de Eucharistia, Nr. 10.<br />
30 Vgl. A. Schenker, Das Abendmahl Jesu als Brennpunkt des Alten Testaments. Begegnung zwischen den beiden Testamenten – eine<br />
bibeltheologische Skizze (Freiburg/Schweiz 1977).<br />
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