Testinformationen - Testzentrale
Testinformationen - Testzentrale
Testinformationen - Testzentrale
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Sonderdruck aus: Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 36 (1), 59–61<br />
Testbesprechung<br />
© Hogrefe-Verlag Göttingen 2004 59<br />
Spinath, B., Stiensmeier-Pelster, J., Schöne, C. & Dickhäuser,<br />
O. (2002). SELLMO – Skalen zur Erfassung der<br />
Lern- und Leistungsmotivation. Göttingen: Hogrefe.<br />
Preis: € 59,–.<br />
Schulleistungen sind durch drei wesentliche Merkmale der<br />
Schülerpersönlichkeit bedingt. Neben kognitiven Fähigkeitsmerkmalen<br />
und dem Vorwissen bzw. Leistungsstand<br />
eines Schülers stellt die Lernmotivation eine dritte Einflussgröße<br />
auf die Schulleistung dar (Heller, 1991). Für die<br />
Planung von Interventionsmaßnahmen bei Schulleistungsproblemen<br />
ist es daher diagnostisch relevant, nicht<br />
nur die kognitiven Fähigkeiten des Schülers mittels Intelligenztestverfahren<br />
oder speziellen Leistungstests zu erfassen,<br />
sondern auch die Lernmotivation. Mit den Skalen zur<br />
Erfassung der Lern- und Leistungsmotivation (SELLMO)<br />
liegt ein Fragebogenverfahren vor, mit dem es gelingen<br />
soll, Zielorientierungen des Lernens von Schülern und<br />
Studenten zu erheben und dadurch ihre Lernmotivation zu<br />
beurteilen.<br />
Theoretischer Hintergrund<br />
Die SELLMO setzt sich zum Ziel, die Lernmotivation von<br />
Schülern und Studierenden zu erfassen. Die AutorInnen<br />
gehen von Zielpräferenzen als Ausdruck der Lernmotivation<br />
aus und unterscheiden vier Dimensionen der<br />
Zielorientierung, die die Lernleistung von Schülern und<br />
Studierenden beeinflussen können: Lernziele, Annäherungs-Leistungsziele,<br />
Vermeidungs-Leistungsziele und<br />
Arbeitsvermeidung. Lernziele beziehen sich auf den Prozess<br />
des Lernens selbst und bezeichnen das Bedürfnis<br />
einer Person, die eigenen Kompetenzen zu steigern. Leistungsziele<br />
sind im Gegensatz dazu von der Lernleistung<br />
im sozialen Vergleich geprägt, wobei das Motiv, Wissen<br />
und Können zu zeigen mit dem Begriff der Annäherungs-<br />
Leistungsziele beschrieben wird, das Motiv, mangelndes<br />
Wissen oder Können zu verbergen, als Vermeidungs-<br />
Leistungsziel. Abgegrenzt von Lern- und Leistungszielen<br />
definieren die AutorInnen das Ziel der Arbeitsvermeidung<br />
durch das Bemühen, Arbeit in Lern- und Leistungssituationen<br />
zu vermeiden. Spinath et al. grenzen diese Dimension<br />
vom Konzept der Anstrengungsvermeidung (Rollett,<br />
1977) ab, das nach ihrem Verständnis dem Vermeidungs-<br />
Leistungsziel näher steht als dem Konzept der Arbeitsvermeidung.<br />
Während bei der Anstrengungsvermeidung<br />
angenommen wird, „... dass das Individuum durch den<br />
aktiven Einsatz bestimmter Strategien Anstrengungen<br />
in einem eingegrenzten Tätigkeitsbereich vermeidet, um<br />
negativen Konsequenzen zu entgehen ...“ definieren die<br />
AutorInnen Arbeitsvermeidung als eine „Neigung zur Vermeidung<br />
von Arbeit (...), ohne jedoch darin ein bestimmtes<br />
affektives Ziel zu vermuten“ (S. 8).<br />
Testbesprechung<br />
Die verschiedenen Zielorientierungen werden von den<br />
AutorInnen mit Leistungserfolgen, durch empirische Befunde<br />
belegt, in Zusammenhang gebracht. So stehen<br />
Lernziele mit langfristigen positiven Lernerfolgen in Zusammenhang,<br />
Annäherungs-Leistungsziele führen kurzfristig<br />
zu positiven Leistungen. Vermeidungs-Leistungsziele<br />
haben kurzfristig meist negative Leistungen zur Folge,<br />
während Arbeitsvermeidung sowohl kurz- als auch<br />
langfristig ausschließlich zu negativen Lernleistungen<br />
führt.<br />
Die AutorInnen betonen den förderdiagnostischen<br />
Aspekt der Erfassung der Lernmotivation von Schülern<br />
und Studierenden. Kennt man neben der Begabung auch<br />
die Zielorientierung einer Person, so kann man damit nicht<br />
nur die Lernleistung erklären, sondern auch Fördermaßnahmen<br />
bei mangelnder bzw. ungünstiger Lernmotivationshaltung<br />
ableiten. Vorrangig betrachten die AutorInnen<br />
dabei die Förderung der Lernzielorientierung als<br />
effektiv, da diese mit langfristigen Lernerfolgen in Zusammenhang<br />
gesehen wird. Die Förderung von Leistungszielorientierungen<br />
führe nur kurzfristig zu positiven Leistungseffekten,<br />
bzw. könne auch negative Auswirkungen<br />
nach sich ziehen, z.B. wenn eine Diskrepanz zwischen dem<br />
Annäherungs-Leistungsziel des Beweisens von Wissen<br />
oder Können einer Person und ihrem tatsächlichen Begabungsniveau<br />
besteht.<br />
Die SELLMO, die in einer Schülerversion (SELLMO-S)<br />
und einer Version für Studierende (SELLMO-ST) vorliegen,<br />
können für Forschungszwecke, in der Schülerform<br />
aber auch für Diagnostik und Beratung bei Lern- und Leistungsproblemen<br />
Einsatz finden. Das Verfahren soll der<br />
frühzeitigen Erkennung von motivationalen Lernbedingungen<br />
ab der vierten Schulstufe dienen, nicht fähigkeitsbedingte<br />
Leistungsdefizite erklären oder präventiv eingesetzt<br />
werden, mit dem Ziel, ungünstige Zielorientierungen<br />
im Lernverhalten frühzeitig zu erkennen.<br />
Testaufbau und Material<br />
Die Skalen zur Erfassung der Lern- und Leistungsmotivation<br />
sind eine Weiterentwicklung der Skalen zur Erfassung<br />
der Motivationalen Orientierung (MOS-D) von Balke und<br />
Stiensmeier-Pelster (1995). Sie bestehen aus insgesamt 31<br />
Items. Es liegen zwei Parallelformen vor: eine Form für<br />
Schüler der vierten bis zehnten Schulstufe (SELLMO-S)<br />
sowie eine Version für Studenten (SELLMO-ST). Nur für<br />
die Schulform wurden Normen erstellt, weil die TestautorInnen<br />
nur für diese Probandengruppe eine einzelfalldiagnostische<br />
Anwendung erwarten.<br />
Auf der ersten Seite des Fragebogens soll der Schüler/<br />
die Schülerin Angaben zur eigenen Person tätigen. Die