Testinformationen - Testzentrale
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Plus/Minus<br />
Die Skalen zur Erfassung der Lern- und Leistungsmotivation<br />
überzeugen durch ihre aktuelle motivationstheoretische<br />
Fundierung. Das Testkonzept und die Items sind<br />
schlüssig aus der Theorie abgeleitet. Testkonstruktion<br />
und Testanalyse nach klassischen Kriterien wurden lege<br />
artis durchgeführt und lieferten durchweg akzeptable bis<br />
sehr gute Item- und Testkennwerte. Die Schülerversion<br />
SELLMO-S verfügt darüber hinaus über eine Normierung<br />
und ist somit auch für den Einsatz in der Praxis der Schulberatung<br />
gut geeignet. Der Einschätzung der Lernmotivation<br />
von Schülern mit Leistungsproblemen kommt innerhalb<br />
des diagnostischen Prozesses ein hoher Stellenwert<br />
zu. Mit der SELLMO-S ist es möglich, ergänzend zur Intelligenz-<br />
und Leistungsdiagnose auch die Zielorientierungen<br />
eines Schülers zu erheben und damit die Beeinflussung<br />
ungünstiger motivationaler Lernvoraussetzungen in<br />
die Interventionsplanung aufzunehmen. Den Praktiker<br />
werden die Hinweise zur Interpretation interessieren, die<br />
bereits Überlegungen für ein therapeutisches Vorgehen<br />
beinhalten. Positiv hervorzuheben ist auch die Ökonomie<br />
des Verfahrens, das in Material, Durchführung und Auswertung<br />
wenig aufwändig ist.<br />
Diesen Vorzügen sind nur wenige Kritikpunkte entgegenzusetzen.<br />
Zunächst erscheint kaum verständlich, warum<br />
nicht auch die Studentenversion (SELLMO-ST) normiert<br />
wurde. Die Begründung, es sei nicht zu erwarten,<br />
„dass diese verstärkt zur Beratung bei Studienschwierigkeiten<br />
eingesetzt werden wird, sondern statt dessen ausschließlich<br />
bei Forschungsfragestellungen Anwendung<br />
finden dürfte“ (S.30), kann den Anwender nicht zufriedenstellen,<br />
zumal auch Studierende ungünstige, behandlungsbedürftige<br />
Zielpräferenzen aufweisen und andererseits<br />
repräsentative Normen auch in wissenschaftlichen<br />
Studien gefragt sind.<br />
Testbesprechung<br />
61<br />
Der zweite Kritikpunkt betrifft die Zieldimension<br />
Arbeitsvermeidung, die für Diagnostik und Intervention<br />
besonders relevant ist, weil hohe Arbeitsvermeidung in<br />
der Regel mit schlechten Leistungen verbunden ist. Die<br />
TestautorInnen grenzen diese Dimension vom Konzept<br />
der Anstrengungsvermeidung sensu Rollett mit der Begründung<br />
ab, dass Arbeitsvermeidung kein bestimmtes<br />
affektives Ziel hätte. Ohne die affektive Komponente<br />
bleibt das Konstrukt aber ohne Funktion: Warum vermeidet<br />
jemand Arbeit? Welchen psychischen Gewinn hat die<br />
Person davon? Die Items, die Arbeitsvermeidung messen<br />
sollen, sind jedenfalls klassische Anstrengungsvermeidungsitems:<br />
„... dass die Arbeit leicht ist; aufwändige Arbeiten<br />
nicht selber erledigen müssen; mit wenig Arbeit<br />
durch die Schule zu kommen“ (S.14). Interessant wäre es,<br />
die beiden Konzepte empirisch zu vergleichen. Möglicherweise<br />
zeigt sich dann, dass eine Abgrenzung nicht notwendig<br />
ist.<br />
Literatur<br />
Balke, S. & Stiensmeier-Pelster, J. (1995). Die Erfassung der<br />
motivationalen Orientierung – eine deutsche Form der Motivational<br />
Orientation Scales (MOS-D). Diagnostica, 41, 80–<br />
94.<br />
Heller, K. A. (Hrsg.). (1991). Begabungsdiagnostik in der Schulund<br />
Erziehungsberatung. Bern: Huber.<br />
Hodapp, V., Laux, L. & Spielberger, C. D. (1982). Theorie und<br />
Messung der emotionalen und kognitiven Komponenten der<br />
Prüfungsangst. Zeitschrift für Differentielle und Diagnostische<br />
Psychologie, 3, 169–184.<br />
Köller, O. & Baumert, J. (1998). Ein deutsches Instrument zur<br />
Erfassung von Zielorientierungen bei Schülerinnen und Schülern.<br />
Diagnostica, 44, 173–181.<br />
Rollett, B. & Bartram, M. (1977). Anstrengungsvermeidungstest<br />
(AVT). Braunschweig: Westermann.<br />
Birgit Fischer, Ursula Kastner-Koller<br />
und Pia Deimann<br />
DOI: 10.1026/0049-8637.36.1.59