Drehbuch einer Bundesratswahl - Text und Auftritt
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Buser begründete seine Haltung nachträglich so: «Einerseits habe ich immer wieder<br />
betont, dass mir persönlich, da ich seit 20 Jahren aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen <strong>und</strong><br />
mit Rücksicht auf meine Neigung zu eher wissenschaftlicher Tätigkeit nicht mehr<br />
vorne an der politischen Front stehe, der Posten des B<strong>und</strong>eskanzlers offen <strong>und</strong><br />
ehrlich besser passe. Zweitens, habe ich aus der Erkenntnis der Situation bei der SP<br />
heraus immer wieder unterstrichen, dass eine Wahl m<strong>einer</strong>seits grösste<br />
Schwierigkeiten nach sich ziehen würde, da die SP nicht nur mit ihrer offiziellen<br />
Kandidatin unterläge, sondern gleichzeitig - <strong>und</strong> damit war bestimmt zu rechnen -<br />
auch der Posten des B<strong>und</strong>eskanzlers verloren ginge. Diese Haltung kam auch in<br />
meinen Äusserungen inner- <strong>und</strong> ausserhalb der Fraktion zum Ausdruck, so<br />
namentlich in <strong>einer</strong> ersten Stellungnahme kurz nach der Herbst-Session, <strong>und</strong><br />
zweitens im Fraktionscommuniquè am Dienstag der ersten Sessionswoche, worin<br />
erklärt wurde, die Fraktion habe von mir zur Kenntnis genommen, dass ich<br />
ausschliesslich für den Posten des B<strong>und</strong>eskanzlers zur Verfügung stehe. Von <strong>einer</strong><br />
formellen Erklärung des Inhalts, dass ich eine Wahl ablehnen würde, wurde mir von<br />
Fre<strong>und</strong>en aus allen Lagern dringend abgeraten, da dies als Affront gegenüber der<br />
B<strong>und</strong>esversammlung als höchster Wahlbehörde des Landes ausgelegt würde.»<br />
Die Teilnehmer der SP-Fraktionssitzung beschliessen auf Vorschlag von<br />
Fraktionschef Robbiani, Buser soll mit Renschlers Hilfe eine Communiqué<br />
formulieren, aus dem hervorgehe, dass Buser für die <strong>B<strong>und</strong>esratswahl</strong> passe. Walter<br />
Renschler besteht dabei auf der Formulierung «In völliger Übereinstimmung mit der<br />
Fraktion…», während Walter Buser s<strong>einer</strong>seits die Variante offeriert: «Aus<br />
persönlichen Gründen kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt…» Da wird Renschler<br />
sauer: «Was heisst ‚zum gegenwärtigen Zeitpunkt’? Gilt das morgen Mittwoch auch<br />
noch?» Die beiden Sozialdemokraten können sich nicht einigen. Jetzt gibt die<br />
Fraktion auf Vorschlag von Helmut Hubacher dem gepeinigten Buser zwei St<strong>und</strong>en<br />
Zeit, sich «etwas Gescheites» einfallen zu lassen. Die Zeit drängt, denn auf 17 Uhr<br />
ist eine Pressekonferenz zum Thema Buser angesagt.<br />
Die Fraktionssitzung wird fortgesetzt, während sich Buser an die Arbeit macht. Eine<br />
Viertelst<strong>und</strong>e später wird Walter Renschler hinausgerufen. Vor der Tür steht SVP-<br />
Generalsekretär Max Friedli <strong>und</strong> will wissen: «Stimmt es, dass Buser auf eine<br />
Annahme der Wahl verzichten muss?» Renschler reagiert gereizt: «Woher wisst ihr<br />
das jetzt schon wieder – Buser war ja noch bis kurz vorher hier drin?» Friedli erklärt<br />
ihm, dass Buser soeben ein Mitglied der SVP-Fraktion angerufen habe, um ihm den<br />
Verzicht mitzuteilen. Als Begründung habe er den Druck erwähnt, der auf ihn<br />
ausgeübt würde.<br />
An der Pressekonferenz, etwas nach 17 Uhr, liegt der Buser-<strong>Text</strong> vor. Renschler<br />
verliesst den <strong>Text</strong>: «Ich möchte Ihnen hiermit zur Kenntnis bringen, dass ich unter<br />
den heute gegebenen Umständen eine allfällige Wahl in den B<strong>und</strong>esrat nicht<br />
annehmen könnte». Prompt wird Renschler gefragt, ob der Verzicht morgen Mittwoch<br />
noch gelte. Wider seinen persönlichen Eindruck antwortet Renschler: «Das heisst<br />
heute <strong>und</strong> morgen.»<br />
Kurz vor Beginn der Fraktionssitzung der FDP erk<strong>und</strong>igt sich ein FDPler bei Coop<br />
Schweiz-Vizedirektor Stich in Basel, ob er eine Wahl annehmen würde. Die Antwort<br />
fällt positiv aus. Die FDP-Fraktion, in der die Ablehnung der Kandidatur Uchtenhagen<br />
von Anfang an am massivsten ausgefallen ist, erörtert an diesem<br />
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