der flugleiter - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV
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<strong>der</strong> <strong>flugleiter</strong> 2012/01 ATC USA<br />
28<br />
Privatisierungsvorschlag<br />
für die US <strong>Flugsicherung</strong><br />
Noch ist nicht ganz klar, was den ehemaligen Berater und Budgetverantwortlichen (Office of<br />
Management and Budget) Präsident Obamas, Peter R. Orszag bewogen hat, in einem Beitrag<br />
<strong>der</strong> Zeitschrift „Bloomberg Businessweek“ die Privatisierung <strong>der</strong> US <strong>Flugsicherung</strong> nach dem<br />
Vorbild Kanadas zu for<strong>der</strong>n. War es ein ernsthafter Vorschlag o<strong>der</strong> lediglich ein Versuch, von<br />
unangenehmen Themen wie <strong>der</strong> Finanz- und Bankenkrise etwas abzulenken?<br />
von<br />
Werner<br />
Fischbach<br />
Peter Richard Orszag ist ein US amerikanischer<br />
Wirtschaftswissenschaftler. Von Januar<br />
2007 bis November 2008 war er als Direktor<br />
des Congressional Budget Office für die Haushaltsplanung<br />
des Kongress‘ zuständig und<br />
leitete ab dem 20. Januar 2009 im Kabinett<br />
von Barack Obama das „Office of Management<br />
and Budget“. Am 30. Juli 2010 trat er<br />
von diesem Posten zurück und ist inzwischen<br />
Vizepräsident <strong>der</strong> Bankengruppe Citigroup<br />
Inc. Von Problemen <strong>der</strong> Luftfahrt o<strong>der</strong> gar <strong>der</strong> <strong>Flugsicherung</strong><br />
hat er, wenn überhaupt, nur theoretische Kenntnisse. Mit<br />
an<strong>der</strong>en Worten – von <strong>Flugsicherung</strong> hat Orszag keine Ahnung.<br />
„No experience in ATC“, meint Doug Church vom US<br />
Controllerverband NATCA. Was allerdings kein Grund sein<br />
sollte, Reformvorschläge so einfach vom Tisch zu wischen.<br />
Als offizielle Begründung für seinen Privatisierungsvorschlag<br />
nennt Orszag „NextGen“, das zukünftige <strong>Flugsicherung</strong>ssystem,<br />
das – ähnlich SESAR in Europa – als Allzweckwaffe<br />
für die zukünftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen gesehen wird.<br />
Nicht dass Orszag „NextGen“ als Fehlentwicklung ansehen<br />
würde. Er bezeichnet es vielmehr als einen Schritt in die<br />
richtige Richtung. Nur geht es ihm zu langsam. „It‘s being<br />
rolled out in stages, and it isn‘t expected to be fully operational<br />
in U.S. airports and aircraft until 2020.“ Schuld hierfür<br />
ist seiner Meinung, dass die erfor<strong>der</strong>lichen Finanzmittel <strong>der</strong><br />
Fe<strong>der</strong>al Aviation Administration (FAA) nur zugeteilt werden<br />
können, indem das Vorhaben aus haushaltstechnischen<br />
Gründen zeitlich gestreckt wird. Dazu scheint das ganze Projekt<br />
irgendwie aus dem Ru<strong>der</strong> gelaufen zu sein. Zur Lösung<br />
des Problems gab FAA-Vize Michael Huerta am 29. September<br />
eine Neuorganisation des „Joint Planning Development<br />
Office (JPDO)“ bekannt, das zukünftig noch enger mit dem<br />
Kongress zusammenarbeiten soll. Dagegen wäre nach <strong>der</strong><br />
Meinung Peter Orszags ein privatrechtlich organisierter<br />
<strong>Flugsicherung</strong>sdienstleister, <strong>der</strong> nicht von den Mittelzuweisungen<br />
des Kongress‘ abhängig ist, in <strong>der</strong> Lage, das Projekt<br />
„NextGen“ schneller umzusetzen.<br />
Dahinter ist natürlich auch eine Kritik an <strong>der</strong> desolaten wirtschaftlichen<br />
und finanziellen Lage <strong>der</strong> USA zu sehen. Die ist<br />
bekanntlich dramatisch. Die Schulden beliefen sich am 30.<br />
September auf 14 790 340 328 557 US Dollar (über 14 Billionen),<br />
wobei es <strong>der</strong> amerikanischen Regierung offensichtlich<br />
nicht gelingt, den Schuldenberg abzubauen. Als Präsident Obama<br />
mit den Republikanern um eine Erhöhung des Schuldenlimits<br />
rang, ging unter an<strong>der</strong>em <strong>der</strong> FAA das Geld aus. Am 23.<br />
Juli sah sie sich gezwungen, 4 000 Mitarbeiter zu beurlauben,<br />
da sich <strong>der</strong> Kongress<br />
nicht auf ein neues<br />
Budget für die Behörde<br />
einigen konnte. Controller<br />
waren von dieser<br />
Maßnahme nicht betroffen,<br />
weil sonst sehr<br />
wahrscheinlich <strong>der</strong><br />
Luftverkehr über den