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der flugleiter - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV

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Bücherbord<br />

Julius Meimberg verstorben<br />

Der NeunundzwanzigSechs Verlag trauert um seinen Autor Julius Meimberg. Mit seinen Erinnerungen unter dem Titel<br />

‚Feindberührung’ hat <strong>der</strong> hochdekorierte Jagdflieger des Zweiten Weltkriegs nach einhelliger Meinung <strong>der</strong> Buchkritik im<br />

In- und Ausland neue Maßstäbe in <strong>der</strong> Luftkriegs-Literatur gesetzt. Meimberg, <strong>der</strong> bei seinen ehemaligen Gegnern in<br />

hohem Ansehen stand, verstarb am 17. Januar 2012 im Alter von 95 Jahren in Bern.<br />

Geboren am 11. Januar 1917 als Sohn eines Tuchhändlers im<br />

westfälischen Münster, erlebte Julius Meimberg bereits die<br />

Weimarer Republik mit wachen Sinnen. Heinrich Brüning,<br />

<strong>der</strong> letzte demokratische Reichskanzler vor Hitler, war ein<br />

Freund <strong>der</strong> Familie gewesen, die in <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise<br />

von 1929 große Teile ihres Vermögens verlor. Seit seiner Jugend<br />

begeisterter Segelflieger, meldete sich Meimberg 1938<br />

zur Luftwaffe und wurde Jagdflieger beim Jagdgeschwa<strong>der</strong> 2<br />

‚Richthofen’. Mit diesem Verband kämpfte er im Frankreichfeldzug<br />

und <strong>der</strong> Luftschlacht um England. Mittlerweile Staffelkapitän,<br />

mußte er im Sommer 1941 notlanden und infolge<br />

seiner dabei erlittenen Verletzungen neun Monate in Lazaretten<br />

verbringen. Ende 1942 wurde er mit seiner Staffel zur<br />

Unterstützung des Deutschen Afrikakorps vom Ärmelkanal<br />

nach Tunesien befohlen und dort nach wenigen Tagen mit<br />

schweren Verbrennungen abgeschossen, die ihn für sein Leben<br />

zeichneten.<br />

Am 20. Mai 1944 wurde er Kommandeur <strong>der</strong> II. Gruppe des<br />

Jagdgeschwa<strong>der</strong>s 53 und war damit im Alter von 27 Jahren<br />

für rund 800 Mann verantwortlich, die er kurz darauf in die<br />

Invasionsschlacht in <strong>der</strong> Normandie zu führen hatte. Dort<br />

wurde sein Verband weitgehend aufgerieben. Mit jungen,<br />

kaum 20jährigen Flugzeugführern immer wie<strong>der</strong> aufge-<br />

frischt, kämpfte die Jagdgruppe unter anhaltenden Verlusten<br />

bis zum letzten Kriegstag gegen die alliierte Bombenoffensive.<br />

In dieser Zeit opponierte Meimberg offen gegen die<br />

Auffor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Führung, gegnerische Flieger an ihren Fallschirmen<br />

zu erschießen. Ebenso konsequent entzog er seine<br />

jungen Piloten dem Zugriff von Stellen, die Freiwillige<br />

für Selbstmord-Einsätze suchten. Da er selbst jedoch über<br />

50 Gegner im Luftkampf abgeschossen hatte, wurde ihm<br />

Ende Oktober 1944 das Ritterkreuz verliehen.<br />

Nach dem Krieg ging Meimberg in die Textilindustrie und<br />

entwickelte dort das Rotor-Spinnverfahren, eine Methode<br />

zur Herstellung endlosen Baumwollgarns, die seither als<br />

Meimberg-Verfahren den Standard <strong>der</strong> Branche darstellt.<br />

Die Rudolf-Diesel-Medaille, mit <strong>der</strong> er 2001 für seine Erfindung<br />

geehrt wurde, bedeutete ihm erheblich mehr als seine<br />

militärischen Auszeichnungen. Als radikaler Kriegsgegner<br />

mied er öffentliche Auftritte, die er im Verdacht des Heldenkults<br />

hatte. Um so mehr bemühte er sich um die Aussöhnung<br />

mit seinen ehemaligen französischen, britischen und<br />

amerikanischen Gegnern. Ihr widmete er auch seine Kriegserinnerungen,<br />

über die es in <strong>der</strong> englischen Presse hieß:<br />

„It is the unprecetended honesty which should earn this<br />

book a well-deserved place among the minority of World<br />

War II memoirs which are held in equally high regard by both<br />

historians and literary critics.”<br />

Pressekontakt:<br />

NeunundzwanzigSechs Verlag,<br />

Dr. Kurt Braatz, Tel. 0 87 61/75 37 97,<br />

e-mail neunundzwanzigsechs@t-online.de<br />

<strong>der</strong> <strong>flugleiter</strong> 2012/01<br />

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