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im Schnuggebock! Erleben Sie eine ganz besondere ... - Waldegg

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ika und nicht England, mein<br />

Lieber. Aber du erinnerst dich<br />

sicher noch an Familie Müller,<br />

unsere früheren Nachbarn."<br />

Aha, Müllers… Erich und s<strong>eine</strong><br />

geschwätzige Frau waren<br />

mir in fast zu guter Erinnerung.<br />

Die Familie zügelte dann<br />

ziemlich überstürzt in die nahe<br />

Stadt, nachdem unser<br />

Quartierverein ihm die Unterstützung<br />

als Gemeinderatskandidat<br />

versagt hatte. "Gut,<br />

aber wer soll dieser Jack sein?"<br />

wunderte ich mich. "Natürlich<br />

ihr Sohn Jakob oder Köbeli,<br />

wie sie ihn damals nannten",<br />

wurde ich belehrt. "Er betätigt<br />

sich heute als Künstler und<br />

verkehrt in gehobenen Kreisen,<br />

so dass sich <strong>eine</strong> Änderung<br />

des doch recht gewöhnlichen<br />

Namens <strong>ganz</strong> einfach<br />

aufdrängte."<br />

Eigentlich hatte ich den von<br />

s<strong>eine</strong>n Eltern verhätschelten<br />

Bub nur als Versager in Erinnerung:<br />

Wiederholung <strong>eine</strong>s<br />

Pr<strong>im</strong>arschuljahres, Abbruch<br />

der Lehre, kurzes Gastspiel <strong>im</strong><br />

Gymnasium und für einige<br />

Monate unbrauchbarer Hilfsarbeiter<br />

in <strong>eine</strong>r Gärtnerei.<br />

Und jetzt soll er Künstler sein?<br />

Rosmarie schien m<strong>eine</strong> Gedanken<br />

erraten zu haben. "S<strong>eine</strong><br />

Mutter hat glaubwürdig betont,<br />

dass Jack den Weg auf s<strong>eine</strong><br />

Weise gemacht habe. Jedenfalls<br />

findet am Hauptsitz der<br />

St. Galler Kantonalbank <strong>eine</strong><br />

grosse Ausstellung statt, zu der<br />

wir herzlich eingeladen sind."<br />

"Aber doch nicht so", entsetzte<br />

sich m<strong>eine</strong> Frau, als ich am<br />

Samstag aus dem Schlafz<strong>im</strong>mer<br />

trat. "Denk bitte an das<br />

noble Vernissagepublikum.<br />

Zieh doch die grüne Jacke und<br />

<strong>eine</strong> passende Krawatte an."<br />

Murrend fügte ich mich, um<br />

be<strong>im</strong> Eintreffen in der Stadt<br />

festzustellen, dass ich in m<strong>eine</strong>n<br />

alten Klamotten weit besser<br />

zu den übrigen Besuchern<br />

in Pullovern, Schlabberhosen,<br />

Gesundheitssandalen und<br />

Arafat-Tüchern gepasst hätte.<br />

Mit <strong>eine</strong>m überlauten "Hello,<br />

how are you? Nice to see you,<br />

herzlich willkommen!” stürzte<br />

sich ein junger Bursche mit<br />

Pickelgesicht, Pferdeschwanz,<br />

Nasenpiercing und Halstattoo<br />

auf uns zu. Tatsächlich, er<br />

wars, Jakob oder eben Jack, der<br />

uns dann s<strong>eine</strong>n strahlenden<br />

– 32 –<br />

Eltern überliess, die uns fast<br />

mit Gewalt zu den bilderbehangenen<br />

Stellwänden zerrten.<br />

Dann aber forderte <strong>eine</strong><br />

in die Mitte des Raums getretene<br />

Gestalt mit Wollkäppchen,<br />

Nickelbrille und Dreitagebart<br />

unsere vollste Aufmerksamkeit.<br />

"Liebe Kunstfreunde. Herzlich<br />

willkommen zur Ausstellung<br />

‚Transzendente Visionen’ von<br />

Jack Miller. Bereits in den frühsten<br />

Jugendjahren liess unser<br />

in <strong>eine</strong>m förderlichen psychosozialen<br />

Umfeld aufgewachsener<br />

Künstler ausserordentliches<br />

Talent erkennen. S<strong>eine</strong><br />

durch <strong>eine</strong> erstaunliche Dichte<br />

und Tiefe bezüglich Formen<br />

und Farben auffallenden Kindergartenzeichnungen…"<br />

liessen den gebildeten Herrn<br />

weiterschwadronieren und bewegten<br />

uns unauffällig zum<br />

Tisch mit vollen Gläsern und<br />

einladenden Häppchen. Nachdem<br />

wir uns diskret zugeprostet<br />

hatten, wandten wir uns<br />

wieder dem weitere Schwülstigkeiten<br />

von sich gebenden<br />

Redner zu, der Köbeli über den<br />

grünen Klee lobte. "…Die mit<br />

wagemutigem Pinselstrich ge-

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