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Die Wirtschaft Nr. 5 vom 3. Februar 2012

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Rat & Tat: Praxistipps für Unternehmen<br />

<strong>Nr</strong>. 05 · <strong>3.</strong> <strong>Februar</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />

· Service · 25<br />

Das Telefon vor „Hackern” schützen<br />

Seit Jahren erreichen<br />

die <strong>Wirtschaft</strong>skammer<br />

monatlich ein bis zwei<br />

Anrufe, in denen Firmen<br />

von einem Hackerangriff<br />

auf ihre Telefonanlagen<br />

berichten.<br />

Durch solch einen Telefonanlagen-Hack<br />

werden oft Schäden<br />

in Höhe von mehreren Tausend<br />

Euro verursacht, die in der Regel<br />

<strong>vom</strong> Besitzer oder Errichter der<br />

Telefonanlage getragen werden<br />

müssen.<br />

Was passiert bei einem<br />

Hacker-Angriff?<br />

Eine Telefonanlage ist ein<br />

spezieller Computer, der interne<br />

Gespräche, Weiterleitungen und<br />

sonstigen Komfort bei Festnetztelefonaten<br />

ermöglicht. In der<br />

Regel sind derartige Anlagen<br />

fernwartbar. So können neue<br />

Klappen angelegt, Umleitungen<br />

eingerichtet und all die Maßnahmen<br />

gesetzt werden, die zu einem<br />

komfortablen Telefonbetrieb gehören.<br />

Der „Personal Assistant”<br />

z.B. ist eine Art der Rufumleitung,<br />

die dem Anrufer die Wahlmöglichkeit<br />

verschiedener Ziele gibt.<br />

<strong>Die</strong>ser Assistent ist von außen<br />

über die Durchwahlnummer der<br />

Voice Mail erreichbar und bietet<br />

die Konfiguration bzw. das Aktivieren<br />

und Deaktivieren über<br />

Menüfunktionen an.<br />

Grundsätzlich sollte die Funktion<br />

des „Personal Assistant” im<br />

Auslieferungszustand durch den<br />

Anlagenbetreiber deaktiviert sein<br />

und nur auf Anforderung der Kunden<br />

aktiviert werden. Dann liegt<br />

es jedoch in der Verantwortung<br />

der Anlagenutzer, die Nebenstellen<br />

durch entsprechende Passwörter<br />

(nicht etwa 0000, 1234 oder<br />

ähnliche) gegen Hack-Versuche<br />

abzusichern.<br />

Andererseits wird bei Telefonanlagen<br />

die Wartungsschnittstelle<br />

bei der Auslieferung entweder<br />

nicht passwortgesichert oder mit<br />

einem Masterpasswort gesichert,<br />

Auch die Telefonanlage ist ein Computer, dem mit kriminell genutzter<br />

Computertechnik zu Leibe gerückt wird. Foto: Waldhäusl<br />

das in Insiderkreisen bekannt ist.<br />

Wenn Kriminelle mit einer solchen<br />

ungesicherten Telefonanlage<br />

zu Geld kommen wollen, rufen<br />

sie Firmen (mittels Anrufcomputer)<br />

an und suchen nach ungesicherten<br />

Telefonanlagen. Wird der<br />

Computer bei einer Telefonanlage<br />

fündig, wird der Kontakt sofort beendet<br />

und das Ergebnis registriert.<br />

<strong>Die</strong> Kriminellen erforschen dann<br />

über Internet oder über Telefonanrufe<br />

die Arbeitsweise ihres<br />

Opfers und suchen eine möglichst<br />

lange ungestörte Zeitphase,<br />

beispielsweise ein verlängertes<br />

Wochenende.<br />

Dann wird pünktlich mit Ende<br />

des Arbeitstages die Telefonanlage<br />

angerufen und so manipuliert<br />

(Programmierung einer Rufumleitung),<br />

dass die Anlage für die<br />

nächsten Tage eine Mehrwertnummer<br />

im fernen Ausland im<br />

Minutentakt selbst anruft bzw. die<br />

<strong>vom</strong>TelefoncomputerdesHackers<br />

einlangenden Anrufe dorthin weiterleitet.<br />

Durch diese unzähligen<br />

Mehrwertanrufe entstehen dem<br />

Anschlussinhaber, der Firma mit<br />

der ungesicherten Telefonanlage,<br />

hohe Kosten, die der Netzbetreiber<br />

bei der nächsten Abrechnung<br />

der Firma vorschreibt.<br />

Wer genau angerufen hat, wo<br />

die Geldflüsse hingegangen sind<br />

und wer davon profitiert hat, lässt<br />

sich im Nachhinein schwer oder<br />

gar nicht feststellen.<br />

<strong>Die</strong> Netzbetreiber-<br />

Rechnung mit Folgen<br />

Der Telefonnetzbetreiber verlangt<br />

für die angelaufenen Telefonkosten<br />

grundsätzlich zu Recht<br />

Geld, denn die Verbindungen<br />

wurden tatsächlich realisiert, die<br />

Kosten sind angefallen. Wenn es<br />

in der Sphäre des Netzbetreibers<br />

zu keinen Unregelmäßigkeiten<br />

oder Fehlern gekommen ist,<br />

wird ein Einspruch keinen Erfolg<br />

haben. Wenn der Netzbetreiber<br />

seine Sorgfaltspflichten eingehalten<br />

hat, wird auch ein Schlichtungsverfahren<br />

bei der Rundfunk<br />

& Telekom Regulierungs-GmbH<br />

(RTR) zu Ungunsten des Kunden<br />

ausgehen.<br />

Im Schadensfall stellt sich<br />

natürlich die Frage, wer diesen<br />

tragen muss. Der Netzbetreiber<br />

vermutlich nicht. Also bleibt zuletzt<br />

der Anschlussinhaber selbst.<br />

Nur wenn der Anschlussinhaber<br />

ein Unternehmen mit der<br />

Errichtung oder Betreuung der<br />

Telefonanlage beauftragt hat,<br />

kann man prüfen, ob dieses Unternehmen<br />

für den Schaden haften<br />

muss. Das könnte bei sorgloser<br />

Wartung der Telefonanlage der<br />

Fall sein, wenn z.B. kein Passwort<br />

gesetzt bzw. das Masterpasswort<br />

unverändert gelassen wurde. Da<br />

Telefonanlagen-Hacks nicht neu<br />

sind, müsste jeder halbwegs versierte<br />

Anlagenerrichter/-betreuer<br />

das Risiko nicht oder falsch gesetzter<br />

Passwörter kennen. Wenn<br />

die Telefonanlage von der gehackten<br />

Firma selbst aufgestellt und/<br />

oder gewartet wurde bzw. wird<br />

muss der Schaden selbst bezahlt<br />

werden.<br />

Wie lassen sich solche<br />

Schäden vermeiden?<br />

Jeder, der Telefonanlagen errichtet,<br />

betreibt oder betreut,<br />

sollte die Telefonanlage kontrollieren,<br />

ob ein individuelles, nicht<br />

zu erratendes Passwort gesetzt<br />

wurde. Und wenn nicht, diesen<br />

Zustand sofort zu ändern. Denn<br />

nur so ist sichergestellt, dass<br />

Unbefugte nicht in die Telefonanlage<br />

eindringen können, um durch<br />

Manipulation Schaden anzurichten.<br />

Vielfach besteht auch die<br />

Möglichkeit, Mehrwertnummern<br />

oder Auslandszonen beim Netzbetreiber<br />

sperren lassen. <br />

Weitere Infos<br />

Mag. Sebastian Knall<br />

WKV­Rechtsservice<br />

T 05522/305 DW 291<br />

E knall.sebastian@wkv.at

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