Die Wirtschaft Nr. 5 vom 3. Februar 2012
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<strong>Nr</strong>. 05 · <strong>3.</strong> <strong>Februar</strong> <strong>2012</strong><br />
<strong>Die</strong> <strong>Wirtschaft</strong><br />
Thema<br />
Neues SVAModell: Mehr Liquidität<br />
für die Unternehmensentwicklung<br />
RechenBeispiel<br />
Das neue Modell im Detail<br />
Wer sich erstmals selbstständig<br />
gemacht hat, profitiert im<br />
Gründungsjahr und in den darauf<br />
folgenden zwei Kalenderjahren<br />
von der niedrigeren<br />
Beitragsgrundlage in der Höhe<br />
von 537,78 €. Das führt natürlich<br />
zu einem reduzierten SVA-<br />
Beitrag, verhindert aber natürlich<br />
nicht die Nachbemessung<br />
(nur die Krankenversicherungsbeitragsgrundlage<br />
ist in<br />
den ersten beiden Jahren fix)<br />
und damit Nachzahlungen.<br />
Vorläufiger Beitrag im Quartal<br />
405,75 €.<br />
So beträgt der Pensionsversicherungsbeitrag<br />
vorläufig<br />
94,11 € monatlich.<br />
Liegen die versicherungspflichtigen<br />
Einkünfte über diesen<br />
537,78 € monatlich, kommt<br />
es zu einer Nachbelastung in<br />
Höhe der Differenz von 17,50%<br />
der versicherungspflichtigen<br />
Einkünfte (maximal Höchstbeitragsgrundlage<br />
von 4.935 €<br />
monatlich) abzüglich der vorläufig<br />
bezahlten Beiträge. Der<br />
Nachzahlungsbetrag könnte<br />
somit bis zu 769,52 € monatlich<br />
betragen = 2.308,56 € im<br />
Quartal = 9.234,24 im Jahr.<br />
NEU: Der Nachzahlungsbeitrag<br />
kann künftig auf statt in<br />
4 Teilbeträgen in einem Jahr<br />
auf 12 Teilbeträge in 3 Jahren<br />
verteilt gezahlt werden. Daher<br />
sinkt die Belastung von max.<br />
2.308,56 € auf max. 769,52 €<br />
im Quartal. Damit werden bis<br />
zu 1.539,04 € für Wachstumsmaßnahmen<br />
im Unternehmen<br />
frei.<br />
Der Krankenversicherungsbeitrag<br />
beträgt vorläufig 41,14 €<br />
monatlich. Liegen die versicherungspflichtigen<br />
Einkünfte<br />
über 537,78 € monatlich,<br />
kommt es zu einer Nachbelastung<br />
in Höhe der Differenz<br />
von 7,65 % der versicherungspflichtigen<br />
Einkünfte (maximal<br />
Höchstbeitragsgrundlage von<br />
4.935 € monatlich) abzüglich<br />
der vorläufig bezahlten Beiträge.<br />
Der Nachzahlungsbetrag kann<br />
somit bis zu 336,39 € monatlich<br />
betragen = 1.009,16 € im<br />
Quartal = 4.036,65 € im Jahr.<br />
NEU: Der Nachzahlungsbeitrag<br />
kann künftig auf statt in<br />
4 Teilbeträgen in einem Jahr<br />
auf 12 Teilbeträge in 3 Jahren<br />
verteilt gezahlt werden. Daher<br />
sinkt die Belastung von max.<br />
1.009,16 € auf max. 336,39 € im<br />
Quartal. Damit werden bis zu<br />
672,77 € für Wachstumsmaßnahmen<br />
im Unternehmen frei.<br />
<strong>Die</strong>s wiederholt sich für die<br />
Nachzahlungen in den folgenden<br />
Jahren. Bei der PV wird für<br />
das 1., 2. und <strong>3.</strong> Kalenderjahr<br />
nachbemessen. In der KV nur<br />
für das <strong>3.</strong>!<br />
<strong>Die</strong> WKO und die Junge<br />
<strong>Wirtschaft</strong> setzen sich massiv<br />
für eine Beseitigung<br />
von Nachteilen für selbstständig<br />
Erwerbstätige ein.<br />
So hat man sich etwa mit der SVA<br />
auf ein neues Modell zur Nachzahlung<br />
der Nachbemessung nach den<br />
ersten Jahren der Selbstständigkeit<br />
geeinigt. <strong>Die</strong>se muss jetzt nur noch<br />
gesetzlich verankert werden. „Da<br />
sich beide Organisationen aber<br />
„Wir fordern zudem eine<br />
Erhöhung des Wochengeldes<br />
von Selbstständigen sowie<br />
damit zusammenhängende<br />
Erleichterungen für die Beitragspflicht<br />
beim Bezug von<br />
Wochengeld. <strong>Die</strong>se Punkte<br />
haben wir ja auch schon im<br />
Vorarlberger <strong>Wirtschaft</strong>sparlament<br />
behandelt. <strong>Die</strong> <strong>Wirtschaft</strong>skammer<br />
Vorarlberg<br />
setzt sich hier verstärkt für<br />
eine Anpassung und Beseitigung<br />
der Nachteile selbstständig<br />
Erwerbstätiger ein.“<br />
Manfred Rein<br />
„<strong>Die</strong> Politik ist aufgefordert Gleichberechtigung<br />
zu schaffen. Es darf keine Schlechterstellung<br />
gegenüber unselbstständig<br />
Erwerbstätigen geben.“<br />
Martin Dechant, Vorsitzender Junge <strong>Wirtschaft</strong><br />
einig sind, gehen wir von einer<br />
Umsetzung noch im heurigen<br />
Jahr, bestenfalls vor Sommer aus“,<br />
zeigt sich Manferd Rein, Präsident<br />
der <strong>Wirtschaft</strong>skammer Vorarlberg<br />
zuversichtlich. Beim neuen Modell<br />
handelt es sich um eine zinslose<br />
Stundung der Nachzahlungen und<br />
die Möglichkeit, die Beiträge anstatt<br />
wie bisher in einem Jahr, auf<br />
drei Jahre verteilt zurück zu zahlen.<br />
„Der sich daraus ergebende große<br />
Vorteil ist in erster Linie in der<br />
spürbaren Liquiditätsverbesserung<br />
im 1. und 2. Jahr der Nachzahlung<br />
zu sehen, also genau in den Jahren,<br />
in denen junge Unternehmen das<br />
Kapital für ihr Wachstum und die<br />
Weiterentwicklung benötigen“, so<br />
Manfred Rein.<br />
Angleichung des Selbstbehaltes<br />
wie bei den<br />
Erwerbstätigen<br />
Neben einer erleichterten Rückzahlung<br />
nach den ersten Jahren der<br />
Selbstständigkeit setzt sich die Junge<br />
<strong>Wirtschaft</strong> Vorarlberg auch noch<br />
für eine Angleichung der Selbstbehalte<br />
an die der Erwerbstätigen ein.<br />
„<strong>Die</strong> SVA ist eine „gesunde“ Kasse,<br />
die Krankenstände der Selbstständigen<br />
bedeutend geringer als<br />
die der unselbstständig Erwerbstätigen.<br />
Selbstbehalte können hier<br />
demnach auch eine regulierende<br />
und steuernde Funktion haben, zu<br />
der wir uns auch bekennen. Es darf<br />
allerdings keine Schlechterstellung<br />
gegenüber unselbstständig<br />
Erwerbstätigen geben, weshalb die<br />
Politik hier gefordert ist, Gleichberechtigung<br />
zu schaffen“, fordert<br />
Martin Dechant, Vorsitzender der<br />
Jungen <strong>Wirtschaft</strong> Vorarlberg, zum<br />
Handeln und der Abschaffung von<br />
Ungleichbehandlungen auf.