Juli - DGMK
Juli - DGMK
Juli - DGMK
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Deutsches Nationalkomitee<br />
F. Nees, J. Rückheim, S. Ernst, J. Weitkamp, R. Reimert, K. Heuchert, G.<br />
Teßmer, A. Hollerbach, R. Gossen (President WPC) V. Woyke (Vorsitz<br />
DNK), A. Möhring, M. Reich, H. Heurich, R. Abbenseth<br />
Dienstag<br />
1.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Das Deutsche Nationalkomitee des Welt-Erdöl-Rates (DNK)<br />
Jedes Mitgliedsland des World Petroleum Council (WPC) unterhält ein<br />
Nationalkomitee, dessen Aufgabe es ist, die Finanzierung der WPC-<br />
Geschäftsstelle (in London) sicherzustellen und den Kongress mit<br />
vorzubereiten. Das Deutsche Nationalkomitee (DNK) sorgt für die<br />
Verbreitung von Informationen über WPC und wirbt für eine Teilnahme am<br />
Welt-Erdöl-Kongress.<br />
Bisherige Welt-Erdöl-Kongresse der WPC-Organisation:<br />
1933 – 1 st WPC, London<br />
1937 – 2 nd WPC, Paris<br />
1951 – 3 rd WPC, The Hague<br />
1955 – 4 th WPC, Rome<br />
1959 – 5 th WPC, New York<br />
1963 – 6 th WPC, Frankfurt<br />
1967 – 7 th WPC, Mexico City<br />
1971 – 8 th WPC, Moscow<br />
1975 – 9 th WPC, Tokyo<br />
1979 – 10 th WPC, Bucharest<br />
1983 – 11 th WPC, London<br />
1987 – 12 th WPC, Houston<br />
1991 – 13 th WPC, Buenos Aires<br />
1994 – 14 th WPC, Stavanger<br />
1997 – 15 th WPC, Beijing<br />
2000 – 16 th WPC, Calgary<br />
2002 – 17 th WPC, Rio<br />
2005 – 18 th WPC, Johannesburg<br />
Auch vor dem 1. WPC fanden internationale Kongresse über Erdöl statt:<br />
1900 – Paris<br />
1903 – Brüssel<br />
1907 – Bukarest
Mittwoch<br />
Kokerei<br />
Kokerei Prosper<br />
2.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Kokerei<br />
In einer Kokerei wird aus Kohle mittels eines trockenen<br />
Destillationsverfahren Koks erzeugt. Es werden die flüchtigen Bestandteile<br />
in der Kohle durch das Erhitzen auf eine Temperatur von 900°C und<br />
1400°C pyrolisiert, freigesetzt und abgesaugt. Das abgesaugte Gas wurde<br />
früher zu Leuchtgas und später zu Stadtgas verarbeitet, das wegen seines<br />
hohen Anteils an Kohlenmonoxid giftig war. Heute wird kein Stadtgas mehr<br />
hergestellt. Es wurde durch Erdgas ersetzt.<br />
Durch das Entgasen bildet sich ein porenhaltiger Koks, der im<br />
wesentlichen Kohlenstoff und Aschebestandteile enthält. Aus dem Rohgas<br />
werden die so genannten Kohlenwertstoffe Teer, Schwefelsäure,<br />
Ammoniak, Naphthalin, Benzol und Kokereigas gewonnen, die in<br />
chemischen Werken weiter aufbereitet werden. In Deutschland sind derzeit<br />
noch vier Kokereien in Betrieb.<br />
Durch die Erhitzung unter Luftabschluss von Kohle wird ein Brennstoff<br />
(Koks) erzeugt, der kohlenstoffreicher, reiner und von gleichmäßigerer<br />
Qualität ist als der Rohstoff Kohle. Bei seiner Verbrennung entsteht weniger<br />
Schwefel und weniger Asche, Stoffe, die in der späteren Anwendung z.B.<br />
im Hochofen unerwünscht sind, da sie die Qualität der Eisenschmelze<br />
erheblich vermindern.<br />
Durch die kontrollierten Bedingungen im Kokereiprozess kann der<br />
Brennstoff Koks je nach Verwendungszeck an bestimmte Anforderungen<br />
angepasst werden wie Wassergehalt, Aschegehalt, Schwefelgehalt,<br />
Korngröße, Festigkeit und Abrieb.<br />
Die häufigsten Endprodukte sind heutzutage Hochofen- und Gießereikoks.<br />
Eine der wichtigen Eigenschaften des Hochofenkoks ist die Festigkeit auch<br />
bei hohen Temperaturen. Neben der Aufgabe, als Brennstoff zu dienen,<br />
stützt der Koks im Hochofen die gesamte Materialsäule aus Erz und<br />
Zuschlagstoffen. Kohle an seiner Stelle würde verbacken und die<br />
Durchlüftung des Gemisches erschweren.
Carl-Engler-Medaillen-Träger:<br />
Dr. phil. Hans Walter Krekeler<br />
Donnerstag<br />
3.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Hans Krekeler (03.07.1910 – 17.10.1998) studierte 1931 bis 1937 Chemie<br />
an den Universitäten München, Göttingen und Berlin. Nach dem Studium<br />
trat er in die Dienste der BASF ein.<br />
1946 ging Hans Krekeler zu den Chemischen Werken Hüls, 1948 zu den<br />
Dr. August Oetker-Werken und schließlich 1950 zum Werk Hoechst, wo er<br />
Forschungsleiter für Petrochemie und Lösungsmittel wurde.<br />
Die Verdienste von Hans Krekeler liegen in der Entwicklung von Verfahren<br />
zur Herstellung von aliphatischen Zwischenprodukten auf Basis von<br />
petrochemischen Rohstoffen:<br />
− Verfahren zur Darstellung von Vinylchlorid aus Dichloräthan durch<br />
thermische Spaltung in Abwesenheit von Katalysatoren,<br />
− Verfahren zur Darstellung von Ethylen und weiteren<br />
niedermolekularen Kohlenwasserstoffen durch thermische Spaltung<br />
von Rohöl aus einem hoch erhitzten festen Wärmeträger (Hoechster<br />
Koker),<br />
− Verfahren zur Darstellung von Acetylen und Ethylen durch thermische<br />
Spaltung von Benzin-Kohlenwasserstoffen bei sehr hohen<br />
Temperaturen (HTP – Hoechster Hochtemperatur-Pyrolyse-Prozess),<br />
− Verfahren zur Darstellung von Acetaldehyd aus Ethylen durch<br />
Direktoxidation (Wacker-Verfahren),<br />
− Verfahren zur Darstellung von Vinylacetat aus Ethylen und Essigsäure<br />
durch Direktoxidation<br />
− Verfahren zur Darstellung von Tetrachlorkohlenstoff durch<br />
Heißchlorierung<br />
Von 1972 bis 1974 gehörte Hans Krekeler dem Beirat der <strong>DGMK</strong> an. Die<br />
Carl-Engler-Medaille wurde ihm 1975 verliehen.
Freitag<br />
Carl-Engler-Medaillen-Träger:<br />
Dr. phil. Dr. E.h. Adolf Spilker<br />
4.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Adolf Spilker (04.07.1863 – 26.01.1954) schlug die Apothekerlaufbahn im<br />
damaligen Königreich Hannover ein, bevor er in Berlin Pharmazie und<br />
Chemie studierte und in Erlangen promovierte. 1889 trat er in die<br />
Hamburger Chemische Fabriksaktiengesellschaft (später Aktiengesellschaft<br />
für Teer- und Erdölindustrie) ein, in deren Teerdestillationsanlage in Erkner<br />
bei Berlin er bald die wissenschaftliche Leitung des Laboratoriums<br />
übernahm. Adolf Spilker gelang es erstmalig, z.B. Inden, Cyclopentadien<br />
und Cumaron zu isolieren und ihre Eigenschaften zu erforschen. Diese<br />
Arbeiten beeinflussten bestimmend die chemische Behandlung des<br />
Steinkohlenteers.<br />
1890 wurde Adolf Spilker mit dem Entwurf für eine<br />
Benzolgewinnungsanlage beauftragt, die in Oberschlesien gebaut wurde.<br />
Auf seine Anregung wurde von August Thyssen 1905 die Gesellschaft für<br />
Teerverwertung mbH gegründet, die in Meiderich (bei Duisburg) unter der<br />
Leitung von Adolf Spilker eine große Teerdestillation baute und betrieb. In<br />
der damaligen Zeit war es die weltweit größte Anlage, in der hochwertige<br />
Produkte kostengünstig hergestellt werden konnten. Adolf Spilker leitete die<br />
Anlage bis 1936.<br />
1908 erschien das Buch „Kokerei- und Teerprodukte der Steinkohle“, das<br />
zum Standardwerk wurde.<br />
Auch mit der Hydrierung von Kohle hat sich Adolf Spilker befasst. Er folgte<br />
der Idee von Bergius*, die Kohle nicht auf dem Umweg über die<br />
Verkokung, sondern durch direkte Anlagerung von Wasserstoff zu<br />
„verflüssigen“. Nach Sicherung der erforderlichen Patente wurde eine große<br />
Versuchsanlage in Meiderich errichtet, die zunächst Steinkohle und<br />
Steinkohlenteerprodukte, dann aber auch Braunkohlenteerprodukte und<br />
Mineralöle durch Hydrierung zu verarbeiteten gestattete. Mit dem ersten<br />
Weltkrieg änderten sich die Rahmenbedingungen, so dass ein<br />
wirtschaftlicher Betrieb nicht möglich war.<br />
1937 erhielt Adolf Spilker die Carl-Engler-Medaille der Deutsche<br />
Gesellschaft für Mineralölforschung.<br />
* Friedrich Bergius (11.10.1884 – 31.03.1949), Nobelpreis 1931 für Chemie
Sa./So.<br />
Der “Blaue Turm” in Herten, D.M.2 Projekt GmbH<br />
5./6.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Die kleine Schwester der <strong>DGMK</strong><br />
Montag<br />
7.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Die Österreichische Gesellschaft für Erölwissenschaften<br />
Die ÖGEW wurde am 5. <strong>Juli</strong> 1960 gegründet. Zweck der Gesellschaft ist die<br />
Förderung von Wissenschaft, Forschung, Technik und Weiterbildung auf<br />
den Gebieten<br />
• Aufsuchung, Gewinnung und Speicherung von Erdöl und Erdgas,<br />
Tiefbohrtechnik,<br />
• Verarbeitung und Anwendung von Erdöl, Erdgas und ihren<br />
Folgeprodukten<br />
• Petrochemie<br />
Die Arbeitsgebiete stimmen mit denen der <strong>DGMK</strong> überein, jedoch gehört<br />
bei der ÖGEW die Kohlenveredlung nicht dazu. Die Gesellschaft verfolgt –<br />
wie die <strong>DGMK</strong> - ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke. Es<br />
ist daher nahe liegend, dass beide Gesellschaften eng zusammenarbeiten.<br />
Seit 2004 werden die Upstream-Frühjahrstagung in Celle und die<br />
Herbsttagung zu wechselnden Themen in Österreich gemeinsam<br />
durchgeführt. Früher gab es in zweijährigem Rhythmus<br />
Gemeinschaftstagungen.<br />
Auch in den Fachgremien gibt es eine enge Zusammenarbeit. Die<br />
Vorstände von ÖGEW und <strong>DGMK</strong> treffen sich regelmäßig zu gemeinsamen<br />
Sitzungen.<br />
Die ÖGEW hat ca. 320 Mitglieder. Die Mitgliedschaften werden von ÖGEW<br />
und <strong>DGMK</strong> gegenseitig anerkannt. Alle Mitglieder beziehen die Zeitschrift<br />
ERDÖL ERDGAS KOHLE, die Organ beider Gesellschaften ist.<br />
„Und warum fusionierts Ihr nicht?“ wird der eine oder andere fragen. Eine<br />
Fusion würde kaum Vorteile für die beiden Gesellschaften bringen. Schon<br />
jetzt gibt es Synergieeffekte – sowohl bei den Aktivitäten als auch in der<br />
Administration. Und: Wir können uns alle auf das Jubiläum zum 50jährigen<br />
Bestehen der ÖGEW in zwei Jahren freuen!<br />
das alte ÖGEW-Logo (bis 1999)
Was suchte Professor Hunaeus in<br />
Wietze?<br />
Dienstag<br />
8.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Was suchte Professor Hunaeus in Wietze?<br />
Mitte des 19. Jahrhunderts suchte das Königreich Hannover nach<br />
Bodenschätzen, um im landwirtschaftlich geprägten Königreich die<br />
Industrialisierung voran zu treiben. Gesucht wurde vor allem nach Kohle,<br />
Erzen und Salz. Vom königlichen Innenministerium wurde der<br />
Naturwissenschaftler Professor Georg Christian Konrad Hunaeus von der<br />
Polytechnischen Schule Hannover mit der Durchführung eines<br />
Erkundungsprogramms beauftragt.<br />
Zwischen April 1857 und Juni 1864 ließ Hunaeus insgesamt 13 Bohrungen<br />
niederbringen. Die fünfte wurde im April 1858 in Wietze begonnen.<br />
Hunaeus dachte, dass die dortigen Teerkuhlen, die mindestens seit der<br />
frühen Neuzeit von den Bauern zur Gewinnung von Schmiermittel<br />
ausgeschöpft wurden, ein Hinweis auf tiefer liegende Kohlevorkommen sei.<br />
Nach mehreren Unterbrechungen wurde die mühsame Bohrung am 1. <strong>Juli</strong><br />
1859 beendet. Statt auf Kohle war man auf Erdöl gestoßen. Wenn es auch<br />
noch einige Jahre dauern sollte, bis in Wietze das „Erdölfieber“ um sich<br />
griff, markiert die Hunaeus-Bohrung den Beginn der industriellen<br />
Erdölförderung; nicht nur für Wietze sondern für die gesamte Region<br />
Braunschweig-Gifhorn-Celle.<br />
Wegen der großen Bedeutung dieser Pionierarbeit nennt die <strong>DGMK</strong> ihren<br />
Förderpreis für Nachwuchswissenschaftler des Upstream-Bereichs „Georg-<br />
Hunaeus-Preis“.<br />
Deutsches Erdölmuseum
Mittwoch<br />
Gewerkschaft Brigitta<br />
9.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Gewerkschaft Brigitta<br />
Die Entstehung der Gewerkschaft Brigitta geht zurück auf eine Bergbau-<br />
Konzession auf Blei- und Kupfer-Erze in der Nähe von Waldbröl im<br />
Bergischen Land. Das war im 1867. Eine Gesellschaftsgründung erfolgte<br />
jedoch erst rund 50 Jahre später.<br />
1932 erwarben die Shell-Gruppe und die Esso-Gruppe jeweils 50% der<br />
Gewerkschaft Brigitta. Als ausländische Gesellschaft waren die<br />
Möglichkeiten der Gewerkschaft Brigitta ab 1934 allerdings stark<br />
beeinträchtigt. 1936 wollte sich die Gewerkschaft Brigitta deshalb schon<br />
aus Deutschland zurückziehen, doch die erfolgreiche Aufschlussbohrung in<br />
Steimbke-Rodewald im Frühjahr 1936 bewog die Gewerkschaft Brigitta in<br />
Deutschland zu bleiben und das ergiebige Erdölfeld Steimbke zu<br />
erschließen.<br />
1941 erweiterte die Gesellschaft ihre Aktivitäten auch auf die Erdölfelder<br />
Thören und Hambühren sowie 1943 Lichtenmoor. Nach dem Krieg<br />
entwickelte sich die Gewerkschaft Brigitta zu einer kleinen aber effizienten<br />
Gesellschaft. Bis in die 1960er Jahre lag ihr Anteil an der deutschen<br />
Erdölförderung bei etwa 7%.<br />
Nachdem die Deutsche Shell AG und die Esso AG 1966 auch bei der<br />
Gewerkschaft Elwerath die Mehrheitsanteile erworben hatten führten sie<br />
ihre beiden Tochtergesellschaften in der BEB Gewerkschaften Brigitta und<br />
Elwerath Betriebsführungsgesellschaft mbH (BEB) zusammen.<br />
Deutsches Erdölmuseum
Donnerstag<br />
Gewerkschaft Elwerath<br />
Old Timers, Al Richardson, 1982<br />
10.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Gewerkschaft Elwerath<br />
Genau wie die Gewerkschaft Brigitta geht auch die Gewerkschaft Elwerath<br />
auf eine Bergbau-Konzession zurück. Im Jahr 1866 erhielt<br />
Bergwerksdirektor Theodor Stein aufgrund einer erfolgreichen Mutung das<br />
Bergwerkseigentum auf Eisenerz in der Gemeinde Elwerath. 1911<br />
verkaufte er das Bergwerk an Ernst und Ewald Giebeler aus Siegen, die<br />
aus dem Bergwerk eine Gewerkschaft machten. Neun Jahre später<br />
erwarben Theo Seifer und Otto Falk jeweils 50 Kuxe* der Gewerkschaft<br />
Elwerath. Sie schließen mit der Preussischen Staatsforstverwaltung einen<br />
Erdölgewinnungsvertrag über 30 Jahre im Forstort Brand bei Nienhagen.<br />
Nachdem die ersten Bohrungen nicht besonders erfolgreich waren,<br />
erbrachte die Bohrung EH 32 im Jahr 1922 den erhofften Erfolg. In den<br />
folgenden Jahren konnte die Gewerkschaft Elwerath ihre Erdöl- und<br />
Erdgasförderung in Nienhagen immer weiter steigern und auch in anderen<br />
höffigen Gebieten in Nordwestdeutschland aktiv werden. 1931 gründete sie<br />
zusammen mit der Preussischen Berwerks- und Hütten AG die Deutsche<br />
Erdöl-Raffinerie (DEURAG) in Misburg bei Hannover, um sich auch in der<br />
Verarbeitung des Rohöls zu engagieren. 1935 wurde die Raffinerie durch<br />
eine Anlage zur Schmierölerzeugung, die Gewerkschaft Neue<br />
Erdölraffinerie (NEURAG) erweitert.<br />
Nach dem Krieg entwickelte sich die Gewerkschaft Elwerath kontinuierlich.<br />
Nach dem Tod Theo Seifers im Jahre 1951 änderten sich die<br />
Eigentumsverhältnisse in der Gewerkschaft Elwerath: Die Wintershall AG<br />
besaß nun 34% der Anteile, die Deutsche Shell AG und die Esso AG<br />
jeweils 11,5% und die Familiengruppe Seifer nur noch 23% (bei 20% freier<br />
Kuxe).<br />
Die Wintershall AG und die Familiengruppe Seifer verkauften 1966 ihre<br />
Anteile an die Deutsche Shell AG und die Esso AG, die damit je zur Hälfte<br />
Alleinbesitzer des Unternehmens wurden. Die Zusammenführung der<br />
Gewerkschaft Elwerath mit der Gewerkschaft Brigitta (seit 1932 im Besitz<br />
der Deutschen Shell AG und der Esso AG) erfolgte noch im gleichen Jahr.<br />
Deutsches Erdölmuseum<br />
*Kux (m., im 15. Jh. aus mlat. cucus abgeleitet) ist die Bezeichnung für den Anteil an<br />
einem Bergwerk, das in der Rechtsform einer bergrechtlichen Gewerkschaft betrieben<br />
wird.
Carl-Engler-Medaillen-Träger:<br />
Prof. Dr.rer.nat. Alfred Mayer-Gürr<br />
Freitag<br />
11.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Alfred Mayer-Gürr (*11.07.1912) studierte in Kiel und Tübingen Geologie,<br />
Mineralogie und Chemie. Er promovierte bereits 1934 und war bis 1938 als<br />
Feldgeologe in Tansania und im Irak tätig. 1938 trat er in die unter der<br />
Leitung von Alfred Bentz stehenden Erdöl-Abteilung der Preußischen<br />
Geologischen Landesanstalt ein.<br />
Im 2. Weltkrieg war M-G ab 1939 auf polnischen und rumänischen<br />
Erdölfeldern eingesetzt und wurde dann mit der Mineralölbrigade in den<br />
Kaukasus und später nach Österreich versetzt.<br />
M-G machte sich mit dem 1944 erschienen Buch „Grundfragen der<br />
Erdölförderung – Die Vorgänge in einer Erdöllagerstätte während der<br />
Förderung als Grundlage für eine rationelle Ausbeutung“ einen Namen in<br />
der wissenschaftlichen Lagerstättenkunde. Zum „Lehrbuch der<br />
Angewandten Geologie“ von Alfred Bentz verfasste er 1963 das Kapitel<br />
„Erschließung und Ausbeutung von Erdöl- und Erdgasfeldern“<br />
Nach dem Krieg war M-G kurzzeitig bei der British Oilfield Investigation und<br />
ging dann bis zu seiner Pensionierung 1975 zur Gewerkschaft Brigitta,<br />
deren Aufstieg aus kleinsten Anfängen zum größten Erdgas-Produzenten<br />
der Bundesrepublik er in allen Phasen mitgemacht und mit gestaltet hat. Er<br />
war Mitglied des Grubenvorstandes der Gewerkschaften Brigitta und<br />
Elwerath sowie nach dem Zusammenschluss der beiden Gewerkschaften<br />
1970 Geschäftsführer der Betriebsführungsgesellschaft mbH (BEB).<br />
M-G war Mitglied des Beirates und des Forschungsausschusses der<br />
<strong>DGMK</strong>, Leiter der Fachgruppe „Aufsuchung und Gewinnung“ sowie Mitglied<br />
des Deutschen Nationalkomitees für die Welterdölkongresse. 1973 verlieh<br />
ihm die <strong>DGMK</strong> der Carl-Engler-Medaille. Heute ist sein 96. Geburtstag.
Carl-Engler-Medaillen-Träger:<br />
Prof. Dr. phil. D. sc. h.c Helmut Pichler<br />
Sa./So.<br />
12./13.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Helmut Pichler (13.07.1904 – 13.10.1974) hat in seiner Geburtsstadt Wien<br />
Chemie studiert. 1927 ging er an das Kaiser-Wilhelm-Institut in Mülheim<br />
und promovierte 1929 bei Franz Fischer. Helmut Picher blieb fast zwei<br />
Jahrzehnte an diesem Institut, zuletzt in der Position des stellvertretenden<br />
Direktors. Von 1946 bis 1956 war Helmut Pichler in den USA tätig, zuletzt<br />
als Associate Director of Research bei der Hydrocarbon Research Ltd. in<br />
Trenton. 1956 folgte er dem Ruf nach Karlsruhe und übernahm in der<br />
Nachfolge von Ernst Terres den Lehrstuhl für Chemie und Technik von<br />
Gas, Erdöl und Kohle und die Leitung des Carl-Engler und Hans-Bunte-<br />
Instituts für Mineralöl- und Kohleforschung und des Gasinstituts.<br />
Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit von Helmut Pichler waren:<br />
− Synthese von Benzol aus Methan,<br />
− Synthese von Acetylen aus Methan,<br />
− Mitteldruck-Kohlenwasserstoffsynthese an Kobalt-Katalysatoren,<br />
− Mitteldruck-Kohlenwasserstoffsynthese an Eisen-Katalysatoren,<br />
− Hydrocracken und der Weg zum H-Oil-Verfahren,<br />
− Arbeiten zur Vergasung von Kohle und Produkten der<br />
Mineralölindustrie, die zur Lurgi-Druckvergasung und zum Texaco-<br />
Partial-Oxidations-Prozess hinführten,<br />
− Polymethylensynthese<br />
− Isosynthese<br />
− Partielle Aromaten- und Olefinoxidation.<br />
Helmut Pichler gehörte von 1966 bis 1968 dem Vorstand der <strong>DGMK</strong> und<br />
viele Jahre davor und danach dem Beirat an. Die <strong>DGMK</strong> hat ihm 1969 die<br />
Carl-Engler-Medaille verliehen. 1970 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der<br />
Universität Potchefstroom in Südafrika, mit der er einen regen<br />
wissenschaftlichen Austausch pflegte, verliehen.<br />
Helmut Pichler war viele Jahre Herausgeber der Zeitschrift<br />
„Brennstoffchemie“ und Vorsitzender des Herausgeber-Kuratoriums der<br />
Zeitschrift „Erdöl und Kohle“.
Wie wird das Röhöl entschwefelt?<br />
Montag<br />
14.<br />
Shell, Harburg<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Entschwefelung<br />
Die (direkte oder hydrierende) Entschwefelung ist der zweite Schritt in der<br />
Rohölverarbeitung. Die Fraktionen aus der Rohöldestillation sind noch reich<br />
an Schwefelverbindungen, die entfernt werden müssen. In einem Reaktor<br />
mit einem Katalysator werden die Destillate mit Wasserstoff vermischt und<br />
auf 300 bis 420 °C erhitzt (Druck von 40 bis 70 bar). Die in den Molekülen<br />
enthaltenen Schwefelatome reagieren mit dem Wasserstoff, werden heraus<br />
gespalten und zu Schwefelwasserstoff hydriert. Die Molekülreste werden<br />
mit Wasserstoff abgesättigt. Anschließend wird im Claus-Verfahren der<br />
Schwefelwasserstoff mit Schwefeldioxid aus der Rauchgasreinigung zu<br />
elementarem Schwefel verarbeitet. Der so gewonnene Schwefel dient der<br />
chemischen Industrie als Rohstoff.<br />
Manche Schwefelverbindungen haben einen unangenehmen Geruch und<br />
wirken korrosiv (beschädigen den Motor); daher werden die Destillate erst<br />
nach der Entschwefelung verwendbar. Schwefel schädigt außerdem die<br />
Umwelt; als SO2-Emission bei der Verbrennung trägt er zum Waldsterben<br />
bei. Durch die direkte Entschwefelung ist es gelungen, die aus der<br />
Verbrennung von Mineralölprodukten stammenden SO2-Emissionen<br />
wesentlich zu verringern.
Entschwefelung von Rauchgas<br />
Dienstag<br />
15.<br />
OMV<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Entschwefelung von Rauchgas<br />
Die Rohölverarbeitung selbst benötigt Energie. In Schwechat stammt sie<br />
aus zwei werkeigenen Kraftwerken. Bei der Verbrennung entstehen<br />
Rauchgase, die Staubpartikel und Schwefeldioxid enthalten. Für die<br />
Reduktion dieser Emissionen sorgt eine Rauchgasentschwefelungsanlage<br />
(indirekte Entschwefelung).<br />
Die Raffinerie Schwechat hat 1985 als erste europäische Raffinerie eine<br />
Rauchgasentschwefelungsanlage in Betrieb genommen. Die Anlage<br />
produziert aus den anfallenden Schwefelverbindungen verwertbaren<br />
Elementarschwefel für die chemische Industrie zur Erzeugung von<br />
Schwefelsäure; Schwefelsäure ist die Basis von Düngemitteln.
Was kommt nach Destillation und<br />
Entschwefelung?<br />
Mittwoch<br />
16.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Veredelung<br />
Nach den ersten beiden Produktionsschritten (Destillation und<br />
Entschwefelung) erhält man unter anderem Benzin, das sich noch nicht als<br />
Treibstoff für Motoren eignet, weil es eine sehr geringe Oktanzahl aufweist,<br />
die sich im Motor negativ auswirkt („Klopfen“). Mit verschiedenen Verfahren<br />
(Isomerisieren, Cracken) kann die Oktanzahl wesentlich erhöht und ein<br />
hochwertiger Kraftstoff erzeugt werden. Bei einem dieser Verfahren wird<br />
das Benzin mit einem Katalysator bei einem Druck von 10 bar auf 520 °C<br />
erhitzt.<br />
Mit den Veredelungsanlagen wird zudem die Produktionsausbeute<br />
optimiert. Der Produktionsschritt Veredelung ergibt die so genannten<br />
Basiskomponenten für Kraftstoffe.
Carl-Engler-Medaillen-Träger:<br />
Prof. Frederick D. Rossini<br />
Donnerstag<br />
17.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Frederick Rossini (18.07.1899 – 12.10.1990) hat in Pitsburgh/USA<br />
Chemical Engineering studiert und 1928 in Berkeley promoviert. Seine<br />
berufliche Laufbahn begann er im National Bureau of Standards, wo er auf<br />
dem Gebiet der Thermochemie forschte. Von 1936 bis 1950 war er Leiter<br />
der Sektion Thermochemie und Kohlenwasserstoffe. Danach war er<br />
Silliman Professor an der University Pitsburgh und an der Rice-University in<br />
Texas. Frederick Rossini verfasste Standardwerke wie z.B. „Selected<br />
Values of Physical and Thermodynamik Properties of Hydrocarbons“.<br />
1976 erhielt Frederick Rossini die Carl-Engler-Medaille in Würdigung seiner<br />
herausragenden wissenschaftlichen Beiträge zur physikalischen Chemie<br />
von Kohlenwasserstoffen und Mineralölen, insbesondere auf dem Gebiet<br />
der Thermodynamik und der Aufbereitung von physikalisch-chemischen<br />
Daten von Kohlenwasserstoffen für die Berechnung chemischer<br />
Reaktionen.<br />
Mit der Carl-Engler-Medaille wurden auch seine Verdienste als langjähriger<br />
Präsident der Welt-Erdöl-Kongresse gewürdigt. Die Kongresse in Moskau<br />
und in Tokio fielen in diese Zeit.
Freitag<br />
Carl-Engler-Medaillen-Träger:<br />
Prof. Dr. techn. Franz Pischinger<br />
18.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Franz Pischinger (*18.07.1930) studierte Maschinenbau in Graz, wo er<br />
auch promovierte und sich für die Gebiete Thermodynamik und<br />
Verbrennungskraftmaschinen habilitierte. Von 1962 – 1970 hatte er leitende<br />
Positionen in der Motorenentwicklung der Klöckner-Humboldt-Deutz AG<br />
inne. 1970 folgte er einem Ruf an die RWTH Aachen. Franz Pischinger<br />
befasste sich mit der Entstehung von Abgasschadstoffen und den<br />
Techniken der Abgasreinigung. Weitere Arbeiten an Ottomotoren betrafen<br />
die Verbesserung des Wirkungsgrades und die Verwendung alternativer<br />
Kraftstoffe. Neue Erkenntnisse über die Schadstoffbildung und<br />
Geräuschentwicklung bei der Verbrennung im Dieselmotor wurden<br />
gewonnen und Wege zur Emissionsminderung erarbeitet.<br />
Das zunehmende Interesse der Industrie an vertraulichen<br />
Entwicklungsarbeiten veranlasste Franz Pischinger zur Gründung der Firma<br />
FEV Motorentechnik, deren geschäftsführender Gesellschafter er war.<br />
Heute hat die FEV, die auch scherzhaft „Franzels Eigene Virma“ genannt<br />
wird, Entwicklungszentren in Aachen, Nord-Amerika und China und<br />
beschäftigt 1.300 Mitarbeiter.<br />
Zusammen mit seinem Onkel Anton Pischinger verfasste Franz das<br />
Standardwerk „Gemischbildung und Verbrennung im Dieselmotor“. Sohn<br />
Stefan ist in die Fußstapfen des Vaters getreten und ist heute Professor am<br />
Institut für Verbrennungskraftmaschinen der RWTH Aachen.<br />
Franz Pischinger erhielt 1990 die Carl-Engler-Medaille und feiert heute<br />
seinen 78. Geburtstag. Wir gratulieren!
Erdgasstrukturen<br />
Erdgaslagerstätte im Emsland. Hier wird aus Formationen des Jura,<br />
Buntsandstein, Zechstein, Rotliegend und Oberkarbon gefördert.<br />
Sa./So.<br />
19./20.<br />
LBEG<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Montag<br />
Carl-Engler-Medaillen-Träger:<br />
Prof. Dr. phil. Dr. mont h.c.<br />
Ludger Mintrop<br />
21.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Ludger Mintrop (18.07.1880 – 01.01.1956) absolvierte in Berlin und<br />
Aachen eine Ausbildung zum Markscheider. 1908 wandte er sich der<br />
Geophysik zu, ging nach Göttingen und promovierte bei Emil Wiechert, der<br />
gerade zusammen mit K. Zoeppritz das bedeutende Werk „Über<br />
Erdbebenwellen“ veröffentlicht hatte. Ludger Mintrop erkannte die<br />
Bedeutung von künstlichen Erdbeben für die praktische Anwendung. Er<br />
entwickelte transportable Seismographen, so dass seismische<br />
Feldmessungen möglich wurden.<br />
Als Soldat Im ersten Weltkrieg gelang es Ludger Mintrop mittels tragbarer<br />
Seismographen feindliche Geschütze zu orten. General Ludendorff<br />
genehmigte die Aufstellung von 100 Ortungstrupps, jedoch fehlte es an<br />
sachkundigem Personal und an Material, so dass die Produktion nicht<br />
erfolgen konnte. Ludger Mintrop meldete bereits 1917 Patente für einen<br />
leichten Feldseismographen sowie für ein Verfahren zur Ermittlung des<br />
Ortes künstlicher Erschütterungen an. 1919 verfasste er seine berühmte<br />
Patentschrift „Verfahren zur Ermittlung des Aufbaus von Gebirgsschichten“<br />
und begründete damit die Refraktionsseismik.<br />
1921 gründete Ludger Mintrop die Seismos GmbH, finanziert von Thyssen,<br />
Rheinstahl, Phönix, Hoesch und Deutsch-Lux, die bald erfolgreiche<br />
seismische Kartierungen bei Wietze durchführte und den Salzdom<br />
Meißendorf klar erfasste. Der große Durchbruch kam mit der erfolgreichen<br />
Entdeckung des Orchard Domes in Texas. Es folgte ein rasanter<br />
Aufschwung der angewandten Seismik.<br />
Die Seismos war zwischen 1934 und 1945 maßgeblich an der<br />
geophysikalischen Reichsaufnahme beteiligt, bei der zusammen mit dem<br />
Reichsbohrprogramm systematisch der Untergrund in Deutschland<br />
erkundet wurde.<br />
Von 1928 bis 1948 war Ludger Mintrop Professor an der Universität und an<br />
der Technischen Hochschule Breslau und an der Technischen Hochschule<br />
Aachen. 1953 erhielt er die Carl-Engler-Medaille der <strong>DGMK</strong>.<br />
Ludger Mintrop hatte eine charismatische Autorität, die beides mehrte:<br />
seinen geschäftlichen Erfolg und die Anzahl seiner Gegner in der „Scientific<br />
Community“.
Carl-Engler-Medaillen-Träger:<br />
Dr. phil. Dr.-Ing. E.h. Matthias Pier<br />
Dienstag<br />
22.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Matthias Pier (22.07.1882 – 12.09.1965) studierte in Heidelberg, Jena,<br />
München und Berlin Physik und Chemie. Er war ein Schüler von Emil<br />
Fischer* und Walter Nernst**. 1910 trat Matthias Pier in die Centralstelle für<br />
wissenschaftlich-technische Untersuchungen in Neubabelsberg ein, in der<br />
er an katalytischen Druckverfahren arbeitete. Im 1. Weltkrieg wurde Pier<br />
verwundet und konnte erst 1919 seine Forschung wieder aufnehmen. Die<br />
Centralstelle befasste sich hauptsächlich mit Sprengstoffentwicklung, so<br />
dass sie infolge des Versailler Friedensvertrages 1920 geschlossen wurde.<br />
Matthias Pier trat in die Badische Anilin- & Soda-Fabrik (BASF) ein. Hier<br />
machte er Erfahrungen mit dem Haber-Bosch-Verfahren zur Ammoniak-<br />
Synthese und entwickelte ein katalytisches Verfahren zur<br />
Methanolherstellung. Bisher wurde Methanol aus Holzgeist hergestellt, jetzt<br />
konnte es in Großanlagen kostengünstiger produziert werden. Methanol<br />
entwickelte sich zu einem wichtigen Grundstoff zur Herstellung von<br />
Lackharzen, Lösungsmitteln und Kunststoffen.<br />
1925 kaufte die BASF einen Teil der Patente von Bergius zur Hydrierung<br />
von Kohle zur Herstellung von Kraftstoffen. Matthias Pier entwickelte die<br />
Verfahren weiter. Er fand einerseits geeignete, gegen Schwefel<br />
unempfindliche Katalysatoren. Andererseits konnte er die Ausbeute und die<br />
Qualität des Kraftstoffes erheblich steigern, indem er den Prozess<br />
zweistufig, in einer Sumpfphase und einer Gasphase, gestaltete. Mit dem<br />
„Vierjahresplan“ des nationalsozialistischen Regimes erfuhr die Hydrierung<br />
zwischen 1936 und 1943 eine Blüte. Die Industrie wurde zum Bau von<br />
Hydrieranlagen verpflichtet und erhielt im Gegenzug Abnahmegarantien.<br />
Die wirtschaftliche Bedeutung der Hydrieranlagen war sehr viel größer als<br />
die der kleineren Fischer-Tropsch-Anlagen. Allein die Kapazität des<br />
Hydrierwerks in Pölitz war doppelt so groß wie die Kapazität aller Fischer-<br />
Tropsch-Anlagen zusammen.<br />
Matthias Pier erhielt die Carl-Engler-Medaille für das Jahr 1936.<br />
1953 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der <strong>DGMK</strong> verliehen.<br />
* Emil Fischer (09.10.1852 – 15.07.1919) Nobelpreis für Chemie 1902<br />
** Walter Nernst (25.06.1864 – 18.11.1941) Nobelpreis für Chemie 1920
Mittwoch<br />
Seismos & Prakla<br />
Silberne Gedenkmünze der Prakla-Seismos von 1971 (DEW)<br />
23.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Die Erdölpioniere des 19. Jahrhunderts verließen sich größtenteils auf ihr<br />
Glück. Sie bohrten an den Stellen, wo das Erdöl an die Oberfläche trat oder<br />
dort, wo andere auf Erdöl gestoßen waren. Wissenschaftliche Erkenntnisse<br />
spielten kaum eine Rolle. Dies änderte sich erst in den zwanziger Jahren<br />
des 20. Jahrhunderts mit den neuen Methoden der Geophysik. Bei der<br />
Suche nach Erdöllagerstätten konnten mit der Gravimetrie, der Seismik<br />
oder der Magnetik hervorragende Ergebnisse erzielt werden.<br />
Maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Seismik hatte der deutsche<br />
Geophysiker Ludger Mintrop, der während des Ersten Weltkrieges<br />
feindliche Geschützstellungen mithilfe der Schallmesstechnik erkundete.<br />
1921 gründete er die Firma Seismos, die sich auf die Erdölerkundung<br />
spezialisierte. Von erheblicher Bedeutung für die Interpretation der<br />
Messdaten war der Zufallsfund von Erdöl im thüringischen Volkenroda im<br />
Jahr 1931. Er revidierte die weit verbreitete Vorstellung, dass Erdöl<br />
wesentlich jünger sei als Salz. Als Muttergestein des Erdöls wurde nunmehr<br />
das mittlere Zechstein angesehen und die Erdölsuche bevorzugt an den<br />
Flanken von Salzstöcken angesetzt.<br />
1937 wurde die stattliche Gesellschaft für praktische Lagerstättenforschung<br />
mbH gegründet, die neben der Seismos GmbH ganz wesentlich an den<br />
systematischen geophysikalischen Messungen größerer Gebiete in<br />
Deutschland beteiligt war.<br />
1951 erhielt die Gesellschaft für praktische Lagerstättenforschung den<br />
Namenszusatz „PRAKLA“. 1963 erwarb die PRAKLA GmbH unter der<br />
Leitung von Waldemar Zettel die Anteile Anteile der Seismos GmbH. Das<br />
Unternehmen wurde als Prakla-Seismos GmbH weitergeführt. Es hatte in<br />
Deutschland zeitweise 1.500 Mitarbeiter und hat neben seiner Kontraktor-<br />
Tätigkeit bedeutende Beiträge zur geophysikalischen Forschung und<br />
Entwicklung gebracht bis es 1991/1993 von Schlumberger übernommen<br />
wurde und als GECO Prakla bald weg fusioniert wurde.<br />
Seit 2003 gibt es den Namen Prakla wieder:<br />
In der Firma PRAKLA Bohrtechnik, die von ehemaligen Mitarbeitern als BT<br />
Bohrtechnik Uetze gegründet worden war und heute 35 Mitarbeiter hat.<br />
Deutsches Erdölmuseum
Donnerstag<br />
Die Mintrop-Welle<br />
24.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Die Mintrop-Welle<br />
Wir betrachten folgendes Experiment: An der Erdoberfläche befindet sich<br />
eine Schicht mit niedrigerer Geschwindigkeit (z.B. Sandstein) und darunter<br />
eine mit höherer Geschwindigkeit (z.B. Salz). An der Erdoberfläche wird<br />
eine seismische Welle angeregt (z.B. durch einen Hammerschlag). Die<br />
Welle breitet sich in radialer Richtung aus und trifft auf die Grenzfläche<br />
zwischen den beiden Schichten. Dort wird sie reflektiert und gebrochen<br />
(refraktiert). Es gilt das Brechungsgesetz von Snellius. Wenn der kritische<br />
Einfallswinkel erreicht wird, entsteht die Mintrop-Welle (Kopfwelle), die an<br />
der Grenzfläche „geführt“ wird und seismische Energie aus dem unteren<br />
Medium in das obere Medium transportiert. Das Huygens`sche Prinzip<br />
liefert die physikalische Erklärung. Die Energie der Mintrop-Welle ist in den<br />
an der Erdoberfläche gemessenen Seismogrammen ab einer bestimmten<br />
Entfernung als sog. Ersteinsatz zu erkennen. Im Fall einer horizontalen<br />
Grenzfläche zwischen beiden Medien kann aus der Steigung der<br />
Laufzeitgeraden der Mintrop-Welle im Zeit-Entfernungs-Diagramm direkt die<br />
seismische Geschwindigkeit des unteren Mediums und die Tiefe der<br />
Grenzfläche bestimmt werden.<br />
Im (theoretischen) 2-dimensionalen Fall ist die Wellenfront der Mintrop-<br />
Welle eben – wie in der Animation. Im 3-dimensionalen Fall ist sie konisch.<br />
Neben der Mintrop-Welle sind in der Abbildung die direkte Welle und<br />
reflektierte Wellen zu erkennen.<br />
Da die Erklärung schwierig ist, haben wir auf der <strong>DGMK</strong>-Homepage eine<br />
Animation bereit gestellt (siehe www.dgmk.de/anim.gif).<br />
Erläuterung zur Animation<br />
Die Animation zeigt eine Simulation der Ausbreitung seismischer Wellen. Das<br />
numerisch berechnete seismische Wellenfeld ist in einem Vertikalschnitt für einen<br />
Zweischichten-Fall dargestellt.<br />
Im oberen Bild ist das Seismische Wellenfeld (die Wellenfronten sind in Abhängigkeit<br />
von der Amplitude blau-rot eingefärbt) in einem Medium mit einer Schicht von 600 m<br />
Mächtigkeit (hellgrün) mit einer seismischen Geschwindigkeit von 2000 m/s über<br />
einem Halbraum (dunkelgrün) mit einer Geschwindigkeit von 4000 m/s dargestellt. Die<br />
seismische Quelle befindet sich nahe der Oberfläche bei der Entfernung 800 m.<br />
Im unteren Bild werden an der Erdoberfläche (Tiefe 0 m) aus der numerischen<br />
Simulation gewonnene Seismogramme gezeigt.
Reichsbohrprogramm<br />
und<br />
geophysikalische Reichsaufnahme<br />
Freitag<br />
25.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Was war das Reichsbohrprogramm?<br />
1934 wurde in Deutschland das Lagerstättengesetz und die<br />
Erdölverordnung erlassen. Ersteres verpflichtete alle Firmen und<br />
geologischen Landesanstalten, ihre geologischen und geophysikalischen<br />
Unterlagen zur Zusammenstellung von Karten an die Preußische<br />
Geologische Landesanstalt abzugeben. Außerdem wurden<br />
Grundeigentümer verpflichtet, geophysikalische Messungen auf ihren<br />
Grundstücken zu erlauben. Die Erdölverordnung brachte den generellen<br />
Staatsvorbehalt, wobei bereits existierende Grundeigentümerrechte nicht<br />
berührt wurden. Die neuen Bestimmungen ermöglichten dem Staat,<br />
einheitliche, zumeist auf 5 Jahre befristete Konzessionsverträge<br />
abzuschließen. Die Reichsregierung stellte zudem Darlehen für die<br />
Aufschließung neuer Erdölgebiete zur Verfügung. Nach einem Plan der<br />
Preußischen Geologischen Landesanstalt, der später Reichsbohrprogramm<br />
genannt wurde, übernahm das Reichswirtschaftsministerium die Hälfte der<br />
reinen Bohrkosten. Sofern eine Bohrung erfolgreich war, wurde das<br />
Reichsdarlehen aus den Gewinnen zurückgezahlt.<br />
Ziel des Reichsbohrprogramms war es, die Abhängigkeit Deutschlands von<br />
Ölimporten zu reduzieren. Eine ‚Ölautarkie’ war in Deutschland nicht zu<br />
erreichen. Trotzdem sollte die einheimische Erdölförderung soweit wie<br />
möglich angehoben werden.<br />
Die geophysikalische Reichsaufnahme mit umfangreichen<br />
gravimetrischen und seismischen Vermessungen führte in den Jahren 1937<br />
und 1938 dazu, dass in Norddeutschland 107 neue Strukturen entdeckt<br />
wurden.<br />
Deutsches Erdölmuseum
Carl-Engler-Medaillen-Träger:<br />
Prof. Dr. rer. nat. Dr. rer. nat. E.h.<br />
Dr. rer. mont E.h.<br />
Alfred Bentz<br />
Sa./So.<br />
26./27.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Alfred Bentz (26.07.1897 – 11.06.1964) war Soldat im 1. Weltkrieg bevor<br />
er in München und Tübingen Geologie studieren konnte. Nach der<br />
Promotion 1923 trat er in die Dienste der Preußischen Geologischen<br />
Landesanstalt ein. In den folgenden Jahren führte er unter anderem<br />
Kartierungen im Emsland durch. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse<br />
veranlassten ihn später, die Suche nach Erdöl im Emsland anzuregen.<br />
1930 übernahm er die Leitung der Abteilung Erdöl. Das 1934 beschlossene<br />
Reichsbohrprogramm beruhte wesentlich auf seinen Vorschlägen und<br />
wurde unter seiner Leitung umgesetzt.1938 wurde Alfred Bentz von Göring<br />
im Rahmen des Vierjahresplanes zum Generalbevollmächtigten für die<br />
Erdölgewinnung berufen. Während des 2. Weltkrieges fiel ihm, obwohl er<br />
kein Parteimitglied der NSDAP war*, auch die Verantwortung für die von<br />
deutschen Truppen besetzten europäischen Erdölgebiete zu.<br />
Nach dem Krieg baute Alfred Bentz in Hannover das neue Amt für<br />
Bodenforschung mit auf, zu dessen Präsident er 1951 ernannt wurde.<br />
Als die Deutsche Gesellschaft für Mineralölforschung 1933 gegründet<br />
wurde, übernahm Alfred Bentz den Vorsitz der Sektion Geologie. Von 1939<br />
bis 1945 und von 1958 bis 1961 war er Vorsitzender der <strong>DGMK</strong>. Von 1956<br />
bis zu seinem Tod 1964 war er Mitglied des Deutschen Nationalkomitees<br />
für die Welterdölkongresse.<br />
Geologen und Geophysiker – zumindest die älteren Semester – kennen<br />
„den Bentz“, das „Lehrbuch der Angewandten Geologie“. Und alle<br />
Upstream-Leute kennen das Alfred-Bentz-Haus im Stilleweg in Hannover,<br />
in dem die BGR untergebracht ist.<br />
Für seine Verdienste um Wissenschaft und Organisation der<br />
Erdölforschung in Deutschland wurde ihm 1956 die Carl-Engler Medaille<br />
verliehen.<br />
*EID Nr. 51,1964
Montag<br />
Geologische Landesämter<br />
28.<br />
LBEG<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Geologische Landesämter<br />
Die ursprünglichen Überlegungen zur Errichtung Geologischer<br />
Landesanstalten oder -ämter ergaben sich aus dem Wunsch der jeweiligen<br />
Regierungen in jedweder Variation, planmäßig geologische<br />
Landesaufnahmen (Karten) und spezielle Untersuchungen durchführen zu<br />
lassen. Dies begann für Einzelfälle bereits im 18. Jahrhundert,<br />
insbesondere in Gebieten, in denen Bergbau betrieben wurde, z.B. in<br />
Sachsen. Einzeldarstellungen von Bergbaubezirken oder der Topographie<br />
genügten den Landesfürsten oder Regierungen bald nicht mehr,<br />
insbesondere nicht mehr im Zuge der Industrialisierung und Rohstoffpolitik,<br />
so dass dann die Geologie des gesamten Landes im Überblick durch<br />
staatliche Institutionen dargestellt werden sollte.<br />
So wurden beispielsweise 1849 die "k. u. k. Geologische Reichsanstalt" in<br />
Wien und 1873 die "Preußische Vereinigte Königliche Geologische<br />
Landesanstalt und Bergakademie" in Berlin errichtet. Diese<br />
Landesanstalten erfuhren im Zuge der jeweiligen politischen<br />
Veränderungen in Deutschland Änderungen der Namen und ihrer<br />
Schwerpunktaufgaben.<br />
Mit Gründung der Bundesländer nach dem 2. Weltkrieg und nach der<br />
Vereinigung mit den östlichen Bundesländern sind in fast allen<br />
Bundesländern Geologische Landesämter als Anstalten des öffentlichen<br />
Rechts durch Beschluss des zuständigen Ministeriums errichtet worden. So<br />
wurde z. B. für Niedersachsen das "Amt für Bodenforschung" durch<br />
Beschluss vom 21.03.1950 in Hannover errichtet und ab 1959 in<br />
"Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung (NLfB)*" umbenannt.<br />
Teilweise sind diese Ämter durch Verwaltungsvereinbarung auch für<br />
Bundesländer ohne eigenes Amt zuständig. Diese Ämter haben neben den<br />
bereits genannten Aufgaben (Kartenerstellung) die Aufgabe, geologische,<br />
physikalische, bodenkundliche und umweltrelevante Untersuchungen sowie<br />
die dazugehörigen Gesetze (z.B. Lagerstättengesetz von 1934)<br />
auszuführen und deren Ergebnisse Wirtschaft, Wissenschaft und Behörden<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Deutsches Erdölmuseum<br />
* Das NLfB wurde Ende 2005 aufgelöst. Anfang 2006 wurde das Landesamt für<br />
Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) gegründet.
Dienstag<br />
Die Bergämter<br />
Sächsisches Oberbergamt<br />
29.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Die Bergämter<br />
Ein Bergamt ist der Amtssitz der - unteren - Bergbehörde. Die Bergbehörde<br />
ist eine speziell auf die Belange des Bergbaus ausgerichtete Fachbehörde.<br />
Sie arbeitet aufgrund von dazu erlassenen Rechtsvorschriften. Wegen der<br />
besonderen Gefährdung, die in Bergbaubetrieben besteht oder von ihnen<br />
ausgeht, sind solche speziellen Rechtsvorschriften erforderlich. Der Staat<br />
erfüllt damit eine ordnungspolitische Pflicht.<br />
Art und Umfang der Eingriffe des Staates in die Belange des Bergbaus sind<br />
im Laufe der geschichtlichen, politischen, wirtschaftlichen, bergbaulichen<br />
und regionalen Entwicklung ständig verändert und angepasst worden. In<br />
neuerer Zeit, insbesondere seit der Einführung des „Preußischen<br />
Allgemeinen Berggesetzes“ von 1865 oder des Bundesberggesetzes (in<br />
Kraft ab 01.01.1982) hat die Bergbehörde im Wesentlichen folgende<br />
Aufgaben:<br />
- Arbeits-, Betriebs- und Umweltschutz<br />
- Regelung von Erwerb von Eigentum an Bodenschätzen<br />
- Schutz von Lagerstätten.<br />
Dabei arbeitet die Bergbehörde nach den Vorgaben aus den Berggesetzen<br />
und mittels Erlass von speziellen Verordnungen und technischen Regeln.<br />
Eine typische Anpassung der bergbehördlichen Arbeit folgte aus dem<br />
Beginn der Erdölförderung um die Wende zum 20. Jahrhundert. Über den<br />
Bodenschatz "Erdöl" konnte der Grundeigentümer verfügen, so dass die<br />
Bohr- und Gewinnungstätigkeit mehr oder weniger "wild" verlief. Deswegen<br />
hat der Preußische Landtag dann mit einem Gesetz von 06.06.1904<br />
eingegriffen und Aufsuchung und Gewinnung von Erdöl der Aufsicht der<br />
Bergbehörde nach den Bestimmungen des o. a. Berggesetzes von 1865<br />
unterstellt.<br />
Die Zunahme des Erdölbergbaus und gleichzeitig auch das Kalibergbaus<br />
erforderte auch eine Erweiterung der Bergämter. So wurden dann aus<br />
einem Teil des Bergamts Hannover ab 01.04.1913 das Bergamt Celle und<br />
später, ab 01.04.1951, neu das Bergamt Meppen im Land Niedersachsen<br />
errichtet.<br />
Für alle Bergämter eines Bundeslandes ist das Oberbergamt als<br />
Mittelbehörde Aufsicht, Anfechtungsstelle für Entscheidungen der<br />
Bergämter und zuständig für spezielle Aufgaben (z.B. Herausgabe von<br />
Bergverordnungen). Bei geringer werdenden bergbaulichen Aktivitäten läuft<br />
in neuerer Zeit die Entwicklung wieder umgekehrt, so dass viele<br />
Bundesländer nur noch ein Landesbergamt haben.<br />
Deutsches Erdölmuseum
Was sind Altverträge<br />
Mittwoch<br />
30.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Wie entsteht Eigentum an Erdöl und Erdgas….?<br />
Dem Grundeigentümer steht gemäß §905 Bürgerliches Gesetzbuch das<br />
Recht an dem Raum über und dem Erdkörper unter seiner<br />
Grundstücksfläche zu. Er kann jedoch Einwirkungen nicht verbieten, die in<br />
solcher Höhe oder Tiefe vorgenommen werden, dass er an deren<br />
Ausschließung kein Interesse haben kann (z.B. Verbot von Flugverkehr<br />
über seinem Grundstück).<br />
Das (Verfügungs-) Recht des Grundeigentümers erstreckt sich somit<br />
grundsätzlich auch auf Erdöl und Erdgas bzw. alle Kohlenwasserstoffe<br />
unter seinem Grundstück. Soweit Grundeigentümer die Kohlenwasserstoffe<br />
nicht selbst gewinnen und sich damit aneignen wollten, haben sie diese<br />
Tätigkeit in Wietze und anderen erdöl- oder erdgashöffigen Gebieten<br />
Deutschlands den daran interessierten Unternehmern überlassen.<br />
Dazu schlossen Grundeigentümer und Unternehmer Verträge über die<br />
gegenseitigen Rechte und Pflichten. Deren wesentliche Regelungen<br />
bestanden darin, dass der Unternehmer auf dem jeweiligen Grundstück die<br />
erforderlichen Bohr-, Gewinnungs- und Aufbereitungsarbeiten durchführen<br />
durfte und dem Grundeigentümer als Gegenleistung einen Teil seines<br />
Gewinns zu überlassen hatte. Dieser Teil wird als Förderzins bezeichnet<br />
und wurde meist als Prozentsatz vom Wert des Verkaufserlöses vereinbart<br />
(z.B. 5%). Der Grundeigentümer hatte also kaum ein unternehmerisches<br />
Risiko.<br />
Derartige Verträge werden heute als Altverträge bezeichnet.<br />
Deutsches Erdölmuseum
Donnerstag<br />
Was ist ein Erlaubnisfeld?<br />
31.<br />
JULI 2008<br />
Mo Di Mi Do Fr Sa So<br />
1 2 3 4 5 6<br />
7 8 9 10 11 12 13<br />
14 15 16 17 18 19 20<br />
21 22 23 24 25 26 27<br />
28 29 30 31
Wie entsteht Eigentum an Erdöl und Erdgas….?<br />
Durch Gesetz kann dem Grundeigentümer das Verfügungsrecht an<br />
Kohlenwasserstoffen entzogen werden. Dies geschah, nachdem die<br />
Kohlenwasserstoffe eine wirtschaftliche Bedeutung bekamen, in allen<br />
deutschen Ländern mit Ausnahme von Preußen und Sachsen. In Preußen<br />
und damit auch z.B. im heutigen Niedersachsen erfolgte dies schließlich<br />
auch durch die so genannte Erdölverordnung vom 13.12.1934.<br />
Mit Inkrafttreten dieser Verordnung stand also das Verfügungsrecht an<br />
Kohlenwasserstoffen dem Staat- im Zuge der Rechtsnachfolge heute den<br />
Bundesländern - zu. Allerdings konnten die Altverträge, die zu diesem<br />
Zeitpunkt gültig waren, unter bestimmten Bedingungen weiterhin bestehen<br />
bleiben und werden heute noch in bestimmten Erdölfeldern bedient.<br />
Die Bundesländer haben ihr (Aneignungs-) Recht an Kohlenwasserstoffen<br />
selbst nicht ausgeübt. Vielmehr haben sie mit interessierten Unternehmen<br />
der Erdöl-/Erdgasbranche so genannte Schürf- und Gewinnungsverträge<br />
abgeschlossen. In ihnen verpflichtet sich das Unternehmen, für ein<br />
zugeteiltes Gebiet ein Arbeitsprogramm mit der zuständigen Behörde des<br />
Bundeslandes - dem Oberbergamt- zu vereinbaren und dann<br />
durchzuführen. Im Fündigkeitsfall muss das Unternehmen als<br />
Gegenleistung eine so genannte Förderabgabe nach dem ähnlichen<br />
Prinzip wie beim Förderzins an das Bundesland und damit an die<br />
Bevölkerung zahlen.<br />
Das Bundesberggesetz vom 13.08.1980 hat diese Regelungen nunmehr<br />
einheitlich für alle Bundesländer geregelt. Die Bergbehörde erteilt den<br />
Unternehmen die Erlaubnis, in einem bestimmten Erlaubnisfeld mit einem<br />
vereinbarten Arbeitsprogramm Aufsuchung und Gewinnung von<br />
Kohlenwasserstoffen vornehmen zu dürfen und auch zu müssen.<br />
Die Förderabgabe wird je nach wirtschaftlicher Lage und meist<br />
unterschiedlich für Erdöl und Erdgas gesetzlich festgesetzt (z.B. für Erdgas<br />
32% auf die Differenz Erlöse abzüglich bestimmter Kosten).<br />
Deutsches Erdölmuseum