Spinatsch - Dr. Markus Spinatsch -- Beratung für Politik und ...
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Folgeprobleme des BGÖ aus der Sicht der Verwaltung Seite 4<br />
von Einsichtsbegehren seitens der relativ gut in die Ausgestaltung <strong>und</strong> in den<br />
Vollzug von tradierten Binnenpolitiken (z. B. Sozial-, Ges<strong>und</strong>heits- oder Wirtschaftspolitik)<br />
eingeb<strong>und</strong>enen Interessevertretern (wie z. B. Sozialpartner, Verbände)<br />
veranschlagt, da diese bereits heute einen relativ guten Zugang zu verwaltungsinternen<br />
Informationen haben.<br />
Kaum abschätzbar ist, inwieweit die breite Öffentlichkeit von der Möglichkeit<br />
der freien Akteneinsicht Gebrauch machen wird. Verschiedene Gesprächspartner<br />
verwiesen in diesem Zusammenhang auf das enorme Potential der Hebelwirkung,<br />
die entsprechende Aufforderungen zur Akteneinsichtnahme durch die<br />
Massenmedien an die breite Bevölkerung (als Beispiel werden der Kassensturz<br />
<strong>und</strong> der Blick erwähnt) oder von NGO's an ihre Klientele auslösen können. Die<br />
HSK erwähnt ihre Erfahrung mit 20'000 Formulareinsprachen im Zusammenhang<br />
mit der Bewilligung <strong>für</strong> das Zwischenlager Würenlingen, das BSV berichtet<br />
über einen einzelnen Presseartikel in einer italienischen Regionalzeitung<br />
über nachrichtenlose Konten beim BVG, der mehrere h<strong>und</strong>ert Briefeinsendungen<br />
an das Amt ausgelöst hat. Zudem wird be<strong>für</strong>chtet, dass diese Hebelwirkung<br />
durch die immer mehr verbreiteten elektronischen Kommunikationsmöglichkeiten<br />
(E-Mail, Electronic Government) noch verstärkt wird.<br />
Eng mit dieser Problematik verb<strong>und</strong>en ist die Be<strong>für</strong>chtung des Missbrauchs der<br />
neuen Einsichtsrechte. Ein Missbrauchspotential besteht nicht nur bei orchestrierten<br />
Massenaktionen. Auch Einzelpersonen ("notorische Querulanten") können<br />
die Verwaltung mit immer neuen Forderungen erheblich belasten.<br />
Aus der Sicht der Verwaltung ergeben sich insgesamt sieben Problembereiche,<br />
in denen sich die vermuteten Folgen des BGÖ artikulieren können. Diese werden<br />
in den folgenden Abschnitten näher umschrieben.<br />
2.1 Mehraufwand <strong>für</strong> die Verwaltung<br />
Bei der Verwaltung löst die zu erwartende erhöhte Nachfrage nach Akteneinsicht<br />
zunächst unmittelbar Mehrarbeit aus. Jedes Begehren muss einzeln geprüft<br />
werden. Im Falle einer Einsichtsgewährung müssen alle relevanten Dokumente<br />
zusammengetragen, sortiert, aufbereitet <strong>und</strong> versandt oder ausgehändigt<br />
werden. Bei grösseren Geschäften mit teilweise mehreren Laufmetern abgelegter<br />
Akten (z. B. <strong>für</strong> die Erteilung einer Betriebsbewilligung <strong>für</strong> ein KKW<br />
oder <strong>für</strong> die Zulassung eines neuen Medikamentes) wird die Triage in einsehbare<br />
<strong>und</strong> geheime Dokumente ausserordentlich aufwendig. Dies umso mehr,<br />
als dass die offenzulegenden <strong>und</strong> die schützenswerten Informationen oft im<br />
gleichen Dokument <strong>und</strong> innerhalb des gleichen Textkörpers durchmischt enthalten<br />
sind.<br />
Die HSK hat in einem konkreten Fall einer Akteneinsichtsgewährung an die<br />
"Aktion Mühleberg Stillegen" alle <strong>für</strong> das Personal anfallenden Arbeiten erfasst.<br />
Der gesamte ermittelte Aufwand betrug 20 Personentage.<br />
Auch bei Dokumenten mit schützenswerten Personendaten kann die Suche<br />
<strong>und</strong> das Ausschwärzen aller einschlägigen Stellen sowie die unabdingbare<br />
Nachkontrolle vor der Auslieferung der Dokumente mit einem erheblichen Zeitaufwand<br />
verb<strong>und</strong>en sein. Im Falle einer Einsichtsverweigerung ist bei Einsprachen<br />
<strong>und</strong> Gerichtsverfahren u. U. mit langwierigen <strong>und</strong> aufwändigen Umtrieben<br />
zu rechnen. Bei orchestrierten Massenaktionen könnten schliesslich ganze<br />
<strong>Dr</strong>. <strong>Markus</strong> <strong>Spinatsch</strong><br />
<strong>Beratung</strong> <strong>für</strong> <strong>Politik</strong> <strong>und</strong> Verwaltung