Tarifrunde 2011 - GEW Niedersachsen
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<strong>Tarifrunde</strong> <strong>2011</strong> – Entgeltordnung durchsetzen<br />
34<br />
lichen Dienst. Noch immer versuchen<br />
die verantwortlichen Bildungspolitiker,<br />
diese Abwanderung<br />
auf das „schlechte Image“<br />
der Lehrkräfte zu schieben. Das<br />
hat sich allerdings schon seit einigen<br />
Jahren geändert. Ob Allensbach<br />
oder infas: die Lehrkräfte<br />
stehen längst wieder weit oben auf<br />
der Beliebtheits- bzw. der Vertrauensskala.<br />
1<br />
Jetzt gegensteuern<br />
Die Länder wissen, dass sie mit<br />
ihrer falschen Einstellungspraxis<br />
den kommenden Bedarf nicht abdecken<br />
können. Die Statistiken<br />
sind allen bekannt. Der Anteil der<br />
unter 35jährigen Lehrkräfte im<br />
Westen liegt bei ca. 16 Prozent,<br />
im Osten bei unter fünf Prozent.<br />
Der Anteil der Lehrkräfte über 50<br />
Jahre aber bei rund 50 Prozent.<br />
Obwohl das Alter, in dem Lehrkräfte<br />
im Durchschnitt in den Ruhestand<br />
gehen, inzwischen bei<br />
knapp unter 63 Jahren – und damit<br />
oberhalb des Durchschnitts<br />
im übrigen öffentlichen Dienst –<br />
liegt, wird die Lehrerversorgung<br />
sich weiter dramatisch verschlechtern.<br />
Um das zu verhindern müssen die<br />
Länder jetzt energisch gegensteuern:<br />
Nötig ist, die Zahl der Ausbildungsplätze<br />
im Vorbereitungsdienst<br />
auf mindestens 35.000 zu<br />
erhöhen. Das führt aber nur zu<br />
einer Verbesserung der Situation,<br />
wenn den künftigen Absolventinnen<br />
der Weg in den öffentlichen<br />
Dienst zu angemessenen Bedingungen<br />
ermöglicht wird. Dazu bedarf<br />
es einer besseren und endlich<br />
tariflich vereinbarten Bezahlung<br />
angestellter Lehrkräfte – nicht nur<br />
für Bewerberinnen, die einem Abwerbeangebot<br />
folgen, sondern als<br />
gleichen und gerechten Lohn in<br />
allen Bundesländern. Um den<br />
Lehrerberuf auch in Zukunft attraktiv<br />
zu machen, müssen die<br />
Unterrichtsdeputate und die Klassenfrequenzen<br />
gesenkt werden.<br />
Das ist, dank der rückläufigen<br />
Schülerzahlen ohne zusätzlichen<br />
Personalbedarf machbar, wenn die<br />
Politik sich an ihr Versprechen<br />
hält, die „Demographierendite“<br />
entsprechend zur Qualitätsverbesserung<br />
im System zu belassen und<br />
nicht für Einsparungen zu nutzen.<br />
Dass dies insgesamt nicht kostenneutral<br />
gestaltet werden kann,<br />
liegt auf der Hand. Der Preis, den<br />
die Gesellschaft aber zahlen wird,<br />
wenn diese notwendigen Investitionen<br />
ins Bildungssystem unterbleiben,<br />
liegt weit höher.<br />
1 In der Allensbacher Berufsprestige-Skala 2008 rangiert der Beruf „Grundschullehrer“ zum Beispiel an vierter Stelle gleich hinter<br />
Ärzten, Pfarrern und Hochschulprofessoren.