LATE BEETHOVEN LATE BEETHOVEN - Luisa Guembes-Buchanan
LATE BEETHOVEN LATE BEETHOVEN - Luisa Guembes-Buchanan
LATE BEETHOVEN LATE BEETHOVEN - Luisa Guembes-Buchanan
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
51<br />
kehrt) des Themas sind für alle Variationen üblich. Jedoch<br />
manipuliert und transformiert Beethoven den originalen<br />
Walzer, und erst in der 19. Variation sind solche Sequenzen<br />
in der originalen Form zu hören. Die einfache Rückkehr<br />
der Melodie wird, zum Beispiel, der Focus von Variationen<br />
9, 11 und 12.<br />
Variation 13 ist schierer Witz. Die einfache Tatsache,<br />
Akzente und akzentuierte Rhythmen auf den unbetonten<br />
Taktteil im ¾-Takt des Walzers zu legen, verwandelt die<br />
Variation zu einem „echten“ Doppeltakt. Die mittleren<br />
Variationen, wie 14, 16 und 17, zeigen nicht nur rhythmische<br />
Ausarbeitung, sondern reiche harmonische Strukturen.<br />
Daher ist es ganz ungewöhnlich und überraschend,<br />
Variation 15 inmitten all dieser Aktionen zu haben, denn<br />
sie scheint aus dem Nichts zu kommen, um sich über das<br />
originale Thema lustig zu machen. Variation 20, Andante,<br />
ist ziemlich ungewöhnlich, und sie signalisiert einen<br />
Wechsel. Hier verwandelt und übertrifft Beethoven die Idee<br />
von ‚Variation’.<br />
Variation 22 ist es wert, besonders erwähnt zu werden.<br />
Dort parodiert Beethoven Mozarts „Notte e giorno faticar“<br />
aus dem Don Giovanni. Kindermann ist der Meinung,<br />
dass Beethoven, indem er diese Variation mit der Rolle des<br />
Leporello identifiziert, brillant auf die Tatsache anspielt,<br />
dass Leporellos Beziehung zu seinem Meister Beethovens<br />
Beziehung zum Thema spiegelt: kritisch, aber treu.<br />
Die Variationen 29, 30 und 31 führen uns in einen<br />
total anderen Bereich. Beethoven hat die Welt des<br />
Diabelli-Walzers übertroffen, und wir finden hier einige<br />
der lyrischsten und zartesten Melodien, die er komponiert<br />
hat. Das gilt vor allem für die einer Arie nicht unähnliche<br />
Variation 31, die uns in eine manische Doppelfuge führt,<br />
deren Thema aus den wiederholten Noten des Walzers und<br />
der Umkehrung seiner aufsteigenden Sequenzen besteht.<br />
Es ist erheiternd sowohl anzuhören als auch zu spielen. Ein<br />
Übergang wie eine Kadenz reinigt die Luft für die letzte<br />
Variation.<br />
Variation 33 mit der Bezeichnung Tempo di Menuetto<br />
ist in der Struktur den rhythmischen Verkleinerungen und<br />
kurzlebigen Passagen verwandt mit der Arietta aus op. 111.<br />
Kindermann drückt es am besten aus: „Die Arietta, die<br />
selbst vom Diabelli-Projekt beeinflusst ist, dient umgekehrt<br />
als Beethovens Modell für die letzte der Variationen. So<br />
wurde die letzte Anspielung eine Selbstreferenz, ein letzter<br />
Punkt in einem Kunstwerk, dessen weiter Rahmen sich von<br />
der ironischen Karikatur zur sublimen Transformation eines<br />
gemeinen Walzers erstreckt“. 39