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Langfassung - RAG-Stiftung

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Urbane Kultur und Lebensqualität in Stadtquartieren – Zeche Zollverein und Umgebung<br />

5.3 Bildung und Soziales im Stadtbezirk VI<br />

Das Thema Bildung war bereits während des Zechenbetriebs ein wichtiges Thema im<br />

Stadtbezirk VI. Die Stadtteile Katernberg, Schonnebeck und Stoppenberg haben tradi-<br />

tionell einen hohen Anteil an ungelernten oder schlecht ausgebildeten Bewohnern, die<br />

durch die Tätigkeiten in der Zeche trotz eines geringen Bildungsgrades einen Arbeits-<br />

platz erhielten. Auch heute sind die Bildungsabschlüsse im Stadtbezirk VI eher gering<br />

und es gibt einen hohen Anteil an Bewohnern, die eher als bildungsfern einzustufen<br />

sind. Durch die wirtschaftliche Neuausrichtung seit der Schließung von Zeche und Ko-<br />

kerei bestehen in einem viel geringeren Umfang Arbeitsplätze für gering Qualifizierte.<br />

Mit dieser negativen Arbeitsplatzsituation gehen vielschichtige soziale Probleme einher<br />

(GESPRÄCHSPARTNER 7 2010, 3), die in einer körperlichen (Gewalt, Suchtproblematik, Miss-<br />

handlung, Läusebefall, Krätze, mangelnde Ernährung, etc.), seelischen (mangelnde<br />

Bindungsfähigkeit zwischen Eltern und Kindern, Probleme zwischen den Partnern, etc.)<br />

und wohnraumbezogenen (Vermüllung des Haushalts, Schuldenproblematik, etc.)<br />

Verwahrlosung münden können. Die Problematik des Stadtbezirks wird dabei nicht in<br />

den einzelnen, sondern in der Vielzahl solcher Familien gesehen. „Wir haben hier<br />

Wohnbereiche, in denen wir eine Hartz-IV Anhängigkeit von 70 bis 80 % haben.“ (GE-<br />

SPRÄCHSPARTNER 6 2010, 6). Weiterhin wird deutlich, dass diese tiefgreifenden sozialen Pro-<br />

bleme nicht auf den kulturellen Hintergrund zurückzuführen sind. Vielmehr wird mo-<br />

mentan „die verarmte deutsche Unterschicht“ (GESPRÄCHSPARTNER 6 2010, 12) als Problem-<br />

lage gesehen, weil sich zu ihr sehr schlecht Zugänge aufbauen lassen. „Das Problem<br />

sind nicht mehr die ausländischen Gruppen, wir haben wirklich einen guten Zugang zu<br />

dem türkischen und libanesischen Gemeinwesen. Aber wir verlieren den Kontakt zu<br />

den deutschen Gruppen“ (GESPRÄCHSPARTNER 6 2010, 12). Dabei liegt ein großes Problem in<br />

der finanziellen Lage der Kirchengemeinden. Die evangelische Kirche musste z. B.<br />

zwei Standorte schließen, die katholische Kirche ist ebenfalls aus dem Stadtbezirk ge-<br />

gangen und damit auch der katholische Kindergarten. „Der nächste Schritt ist, dass die<br />

evangelische Kirche ihr Kirchengebäude aufgibt“ (GESPRÄCHSPARTNER 10 2010, 7). Darüber<br />

wird Unmut geäußert und dieser Weggang kirchlicher Einrichtungen aus dem Stadtbe-<br />

zirk wird als enorme Schwächung gesehen. „Eine der letzten deutschen Gemeinwesen<br />

bricht zusammen“ (GESPRÄCHSPARTNER 6 2010, 12).<br />

Wechselseitige Auswirkungen zwischen Bildung und Sozialem<br />

Diese wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse wirken sich auf den Bildungsbereich<br />

aus und verstärken sich gegenseitig. Im Stadtbezirk VI verlassen viele Kinder und Ju-<br />

Schwerpunktthemen im Stadtbezirk 59

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