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Menschen in Auflösung. Systemische Therapie mit KlientInnen, die ...

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Stationäre Behandlung<br />

28<br />

Materialien zur <strong>Menschen</strong>kunde II, 2<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>e Übere<strong>in</strong>stimmung dah<strong>in</strong>gehend, daß stationäre Behandlung bei DIS dem<br />

Erreichen spezifischer therapeutischer Ziele <strong>die</strong>nen sollte. Die Behandlung sollte im Kontext e<strong>in</strong>er<br />

zielorientierten Strategie e<strong>in</strong>gesetzt werden, um den <strong>KlientInnen</strong> zu e<strong>in</strong>em stabilen Niveau an<br />

Alltagsfunktionen zu verhelfen, da<strong>mit</strong> sie <strong>die</strong> ambulante <strong>Therapie</strong> so bald wie möglich<br />

wiederaufnehmen können. Dies gilt ebenso für den Fall, daß <strong>die</strong> Hospitalisierung akut oder geplant,<br />

auf e<strong>in</strong>er spezialisierten Traumastation oder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em psychiatrischen Allgeme<strong>in</strong>krankenhaus<br />

stattf<strong>in</strong>det. Man sollte sich bemühen, herauszuf<strong>in</strong>den, welche Faktoren <strong>die</strong> DIS-KlientIn<br />

destabilisiert haben oder sie zu destabilisieren drohen, und festzulegen, was getan werden muß, um<br />

<strong>die</strong> Auswirkungen der (drohenden) Destabilisierung so ger<strong>in</strong>g wie möglich zu halten. Optimalerweise<br />

sollten <strong>die</strong>se Interventionen vor dem oder zu Beg<strong>in</strong>n des Kl<strong>in</strong>ikaufenthalts geplant und <strong>mit</strong> der<br />

KlientIn vere<strong>in</strong>bart werden, doch manchmal sche<strong>in</strong>t das nicht möglich zu se<strong>in</strong>. Häufige Themen der<br />

stationären <strong>Therapie</strong> s<strong>in</strong>d: Geplantes Prozessieren von Traumaer<strong>in</strong>nerungen, <strong>die</strong> Konfrontation <strong>mit</strong><br />

traumatischem Material <strong>in</strong> der beschützenden Struktur e<strong>in</strong>er Kl<strong>in</strong>ikumgebung, <strong>die</strong> Arbeit <strong>mit</strong><br />

aggressiven und selbstzerstörerischen Persönlichkeitsanteilen und ihrem Verhalten.<br />

Dekompensation oder mangelnde Verbesserung können unter gewissen Umständen während der und<br />

durch <strong>die</strong> Hospitalisierung vorkommen; Faktoren der Behandlung selbst, <strong>die</strong> e<strong>in</strong>e Verbesserung der<br />

Stabilität der KlientIn beh<strong>in</strong>dern können, s<strong>in</strong>d unter anderem: nicht-fokussierte stationäre<br />

Behandlung; globale und unrealistische <strong>Therapie</strong>ziele wie etwa „alle Er<strong>in</strong>nerungen zutage zu<br />

fördern“; e<strong>in</strong> ausschließlicher Focus auf frühere Traumatisierungen unter Ausschluß gegenwärtiger<br />

Lebensbed<strong>in</strong>gungen der KlientIn; oder e<strong>in</strong> Drängen auf rasche Integration zu e<strong>in</strong>em frühen<br />

<strong>Therapie</strong>zeitpunkt.<br />

Gruppentherapie<br />

Manche s<strong>in</strong>d der Überzeugung, daß zeitlich begrenzte Gruppentherapie e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Ergänzung zu<br />

E<strong>in</strong>zelpsychotherapie se<strong>in</strong> kann, um <strong>in</strong> der KlientIn e<strong>in</strong> Gefühl dafür zu fördern, daß sie oder er nicht<br />

alle<strong>in</strong> da<strong>mit</strong> ist, <strong>mit</strong> dissoziativen Symptomen und traumatischen Er<strong>in</strong>nerungen fertig werden zu<br />

müssen. Sorgfältig strukturierte Gruppen <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em hohen Schlüssel an Betreuungspersonen, e<strong>in</strong>em<br />

klaren Focus und klaren zeitlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen sche<strong>in</strong>en <strong>in</strong>diziert zu se<strong>in</strong>.<br />

Pharmakotherapie<br />

Psychotrope Medikation ist ke<strong>in</strong>e primäre Behandlung bei dissoziativen Störungen, doch e<strong>in</strong>ige<br />

Berichte sprechen sich für <strong>die</strong> Anwendung verschiedener Medikamente aus, um e<strong>in</strong>ige <strong>mit</strong> Ängsten<br />

verbundene dissoziative Symptome, posttraumatische Streßsymptome und koexistierende affektive<br />

Symptome oder Störungen zu behandeln. Medikamente verschreibende Ärzte und TherapeutInnen,<br />

<strong>die</strong> <strong>mit</strong> medikamentös behandelten <strong>KlientInnen</strong> arbeiten, sollten sich bewußt se<strong>in</strong>, daß bestimmte<br />

Persönlichkeitsanteile <strong>in</strong> der KlientIn unterschiedliche Reaktionen und Nebenwirkungen auf dasselbe<br />

Medikament zeigen können.<br />

Telephonate <strong>mit</strong> der TherapeutIn<br />

Da viele DIS-<strong>KlientInnen</strong> zu bestimmten Zeitpunkten <strong>in</strong> der Behandlung zu Krisen neigen, brauchen<br />

sie e<strong>in</strong>e klare Vere<strong>in</strong>barung <strong>mit</strong> der TherapeutIn h<strong>in</strong>sichtlich der Möglichkeit, sie <strong>in</strong> Krisenzeiten<br />

anzurufen. Generell s<strong>in</strong>d regelmäßige unbegrenzte Telephonkontakte nicht hilfreich; unerläßlich<br />

aber s<strong>in</strong>d begrenzte Kontakte, deren Art und Umfang vorher def<strong>in</strong>iert werden sollten. Ob und <strong>mit</strong><br />

welchem Honorarsatz <strong>die</strong> Telephonkontakte bezahlt werden müssen, sollte <strong>mit</strong> der KlientIn vorher<br />

vere<strong>in</strong>bart werden.

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