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Menschen in Auflösung. Systemische Therapie mit KlientInnen, die ...

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Materialien zur <strong>Menschen</strong>kunde II, 2<br />

dem Schluß, daß es möglich ist, daß korrekte Er<strong>in</strong>nerungen an (sexuelle) Mißhandlungen lange Zeit<br />

vergessen werden und sehr viel später im Leben erst wieder er<strong>in</strong>nert werden können. Sie weisen<br />

ebenfalls auf <strong>die</strong> Möglichkeit h<strong>in</strong>, daß manche <strong>Menschen</strong> Pseudo-Er<strong>in</strong>nerungen konstruieren, und daß<br />

TherapeutInnen das Ausmaß, <strong>in</strong> dem <strong>die</strong> Er<strong>in</strong>nerungen e<strong>in</strong>er Person zutreffend s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong> Abwesenheit<br />

äußerer Beweise dafür nicht e<strong>in</strong>schätzen können. Die Er<strong>in</strong>nerungen der KlientIn h<strong>in</strong>sichtlich ihrer<br />

Erfahrungen, als K<strong>in</strong>d mißhandelt worden zu se<strong>in</strong>, können ebenso wie ihre Er<strong>in</strong>nerungen an andere<br />

Erfahrungen Wahrheit und Phantasie, konfabulierte Details und Kondensierung verschiedener<br />

Ereignisse vermischen. E<strong>in</strong>e respektvolle neutrale E<strong>in</strong>stellung auf seiten der TherapeutIn,<br />

gepaart <strong>mit</strong> großer Sorgfalt, um suggestive und leitende Interview-Techniken zu vermeiden,<br />

sche<strong>in</strong>en den KlientIn <strong>die</strong> größtmögliche Freiheit zu geben, ihre eigenen Er<strong>in</strong>nerungen auf ihren<br />

Wahrheitsgehalt h<strong>in</strong> zu bewerten.<br />

Umgang <strong>mit</strong> traumatischen Er<strong>in</strong>nerungen (Abreaktionen)<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an Traumatisierungen können spontan an <strong>die</strong> Oberfläche kommen, oder ihr<br />

Prozessieren kann geplant werden. … Es hilft der KlientIn, wenn <strong>die</strong> TherapeutIn sie dar<strong>in</strong><br />

unterstützt, Techniken anzuwenden … um e<strong>in</strong> Gefühl der Kontrolle über das Auftreten von<br />

Traumaer<strong>in</strong>nerungen zu bekommen. Wenn <strong>KlientInnen</strong> spontane Intrusionen traumatischen<br />

Bildmaterials erleben, nützen ihnen oft solche Lernstrategien, welche ihnen helfen, das E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen<br />

und <strong>die</strong> Auswirkungen traumatischen Materials <strong>in</strong> ihre Alltagsfunktionen aufzuschieben oder zu<br />

kontrollieren. … Kl<strong>in</strong>ikerInnen stimmen dar<strong>in</strong> übere<strong>in</strong>, daß <strong>die</strong> therapeutische Bearbeitung der<br />

Traumaer<strong>in</strong>nerungen e<strong>in</strong> wesentlicher Bestandteil der Lösung der dissoziativen Störung darstellt.<br />

Traumatisches Material zu ignorieren, br<strong>in</strong>gt es ke<strong>in</strong>eswegs zum „Verschw<strong>in</strong>den“, auch wenn das<br />

Tim<strong>in</strong>g und <strong>die</strong> Art der therapeutischen Bearbeitung <strong>die</strong>ses Materials entsprechend den Bedürfnissen<br />

und Möglichkeiten der jeweiligen KlientIn variieren kann. Die TherapeutIn muß versuchen, der<br />

KlientIn dabei zu helfen, sich wieder <strong>in</strong> der äußeren Realität zu orientieren und das Prozessieren<br />

von Traumaer<strong>in</strong>nerungen zu beenden, bevor <strong>die</strong> <strong>Therapie</strong>sitzung zuende ist, doch sie kann <strong>die</strong><br />

Fähigkeit der KlientIn, sich <strong>in</strong> der Gegenwart zu reorientieren, nur bee<strong>in</strong>flussen, nicht aber<br />

kontrollieren.<br />

Nonverbale zusätzliche <strong>Therapie</strong>ansätze<br />

Wie andere Überlebende von Traumatisierungen <strong>in</strong> der K<strong>in</strong>dheit sprechen DIS-<strong>KlientInnen</strong> häufig <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>zigartiger Weise auf nonverbale <strong>Therapie</strong>ansätze an. Kunsttherapie, Beschäftigungstherapie und<br />

Spieltherapie, Bewegungstherapie und angeleitete Freizeit- und Erholungsmaßnahmen haben sich,<br />

Berichten zufolge, als hilfreich erwiesen, um Behandlungsziele e<strong>in</strong>schließlich der Integration zu<br />

erreichen. Nonverbale <strong>Therapie</strong>methoden müssen von entsprechend ausgebildeten Personen<br />

durchgeführt, zeitlich abgestimmt und <strong>in</strong> den allgeme<strong>in</strong>en Behandlungsplan gut <strong>in</strong>tegriert se<strong>in</strong>.<br />

Viele PsychotherapeutInnen halten nonverbale Techniken (wie das Zeichnen und Malen sowie<br />

Tagebuchschreiben der KlientIn) für wertvolle Bestandteile der laufenden Psychotherapie.<br />

4 Publikationen und Interaktionen <strong>mit</strong> den Me<strong>die</strong>n<br />

Öffentliche Auftritte von <strong>KlientInnen</strong> <strong>mit</strong> oder ohne ihre TherapeutInnen, besonders wenn <strong>die</strong><br />

<strong>KlientInnen</strong> dazu ermutigt werden, DIS-Phänomene wie Switchen zu zeigen, können bewußt oder<br />

unbewußt <strong>die</strong> KlientIn ausbeuten und Schwierigkeiten für <strong>die</strong> laufende Psychotherapie <strong>mit</strong> sich<br />

br<strong>in</strong>gen. Es ist daher generell unzulässig, wenn e<strong>in</strong>e TherapeutIn aktiv ihre KlientIn ermutigt, <strong>mit</strong><br />

ihrer Lebensgeschichte und ihren gegenwärtigen Lebensumständen an <strong>die</strong> Öffentlichkeit zu treten,<br />

besonders, wenn <strong>die</strong> KlientIn dabei nicht anonym bleiben kann.

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