NUN - Ausgabe 4, Mai/Juni 2006 - Nun-Zeitschrift
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Jeder Ausländer sollte sich bemühen die deutsche<br />
Sprache zu lernen. Der Staat muss diese Anstrengungen<br />
fördern. <strong>Nun</strong> stellt sich die Frage, ob die<br />
Beherrschung der deutschen Sprache ausreicht, um<br />
als integriert gesehen zu werden. Diese Frage kann<br />
definitiv mit Nein beantwortet werden. Die Mehrheitsgesellschaft<br />
ist in einer Situation tiefer Depression<br />
und Aussichtslosigkeit. Um ihren Frust<br />
abreagieren zu können werden die Ausländer, insbesondere<br />
Türken und allgemein die Muslime, verstärkt<br />
als Sündenböcke herangezogen. Stetig wiederholte<br />
Anschuldigungen, Forderungen zu mehr<br />
Integration, andauernde Forderung von Loyalitätsbekundungen,<br />
die ständige Thematisierung von<br />
vorhandenen, aber seltenen aus falschen Bräuchen<br />
resultierenden Fehlverhalten von Ausländern wie<br />
z.B. die Zwangsverheiratung von jungen Frauen,<br />
deuten auf die Intention der Mehrheitsgesellschaft<br />
hin die massiven inneren Probleme wie die Arbeitslosigkeit<br />
durch diese Themen zu verschleiern.<br />
Integration bedeutet die Akzeptanz und Achtung<br />
der Gesellschaft, in der wir arbeiten und leben.<br />
Akzeptanz des Grundgesetzes,Achtung des Staates<br />
und der Gesetze und Regeln sind selbstverständlich.<br />
Integration kann jedoch nicht einseitig verlaufen,<br />
auch die Mehrheitsgesellschaft muss die Ausländer<br />
achten und in ihre kulturelle Vielfalt akzeptieren.<br />
Leider ist diese Achtung und Akzeptanz der<br />
Ausländer nicht weit vorangeschritten. Im Gegenteil,<br />
die Ausländer spüren, auch die eingebürgerten<br />
Migranten, im alltäglichen Leben Arroganz, Diskriminierung<br />
und Achtungslosigkeit sowie die Ausgrenzung<br />
aus dem gesellschaftlichen Leben am<br />
eigenen Leib. Der Innenminister Schäuble plädiert<br />
für eine härtere Gangart insbesondere gegenüber<br />
muslimischen Zuwanderern. Dies ist ein deutliches<br />
Zeichen dafür, welche Minderheit sich speziell im<br />
Zielfeld der CDU befindet. „Wer nachhaltig seinen<br />
Integrationsverpflichtungen nicht gerecht wird und<br />
nicht will, dass seine Kinder wie Deutsche leben,<br />
hat einen Fehler gemacht, als er nach Deutschland<br />
kam“, konstatiert Schäuble der Berliner Zeitung.<br />
Woher sich Schäuble das Recht nimmt von Ausländern<br />
zu fordern ihre Kinder wie Deutsche zu<br />
erziehen, bleibt ein Rätsel? Herr Schäuble, ich bin<br />
eingebürgerter Deutscher und werde meinen<br />
Kindern die Kultur ihrer Eltern und Großeltern<br />
nahe bringen, niemand hat das Recht so etwas zu<br />
fordern.Wir werden uns nicht assimilieren, wir<br />
werden auch unsere Religion und unsere kulturellen<br />
Werte beibehalten, die übrigens in keinem<br />
Punkt den sogenannten deutschen Werten nachhinken.<br />
Es gibt jede Menge tolerante, weltoffene<br />
und fortgeschrittene Kulturen.<br />
So Gesehen62<br />
<strong>NUN</strong> - <strong>Ausgabe</strong> 4, <strong>Mai</strong>/<strong>Juni</strong> <strong>2006</strong><br />
Oft wird der Islam als Haupthinderungsgrund für<br />
die Integration genannt. Ein Grossteil der Politiker<br />
und der Gesellschaft versteht unter Integration<br />
von Ausländern die Assimilation der Ausländer.<br />
Diese Feststellung erklärt die Haltung und das<br />
Verhalten der Politiker und dem Grossteil der<br />
deutschen Bevölkerung. Diese Forderung ist eine<br />
reine Illusion, die ausländischen Mitbürger werden<br />
sich niemals assimilieren lassen, auch in 50 Jahren<br />
nicht. Unsere Politiker befürchten dies ebenfalls<br />
und versuchen nun durch das Aufwerfen von den<br />
behandelten Themen die Bevölkerung vorzubereiten,<br />
um die Weigerung der Ausländer vor einer<br />
Assimilation mit härteren Maßnahmen in Zukunft<br />
zu begegnen. Die tagtägliche Wiederholung der<br />
Forderung, muslimische Zuwanderer müssten die<br />
Trennung von Staat und Religion anerkennen, sonst<br />
würden Sanktionen bis hin zur Ausweisung drohen,<br />
kann als Beispiel aufgeführt werden. Es ist nicht<br />
verständlich wie die Politiker auf solche Forderungen<br />
kommen. Die Muslime in dieser Gesellschaft<br />
hatten und haben kein Problem mit der Trennung<br />
von Staat und Religion.Wieso diese immerwährenden<br />
Aufforderungen an die Muslime? Wieso die<br />
stetigen Forderungen, dass sich die Muslime<br />
rechtfertigen und Stellungnahmen abgeben mögen?<br />
Die muslimischen Dachorganisationen und Vertreter<br />
mögen jeden Tag diesen Forderungen nachkommen<br />
und die gewünschten Erklärungen abgeben, es<br />
wird nicht reichen. Unsere Politiker werden weiterhin<br />
die gleichen Forderungen wiederholen. Das<br />
Motiv ist eindeutig: Ausländerfeindlichkeit, die auf<br />
der eigenen Ratlosigkeit und dem eigenen jahrzehntelangen<br />
Versagen in der Ausländerpolitik fußt.<br />
Die Aktion „Anti-Ausländer“ wird höchstwahrscheinlich<br />
in Zukunft verstärkt fortgeführt werden.<br />
Die Gangart gegenüber Ausländern wird härter.<br />
Ähnlich begann die Diskriminierung der Juden im<br />
dritten Reich. Die Juden wurden nicht von einem<br />
auf den anderen Tag vernichtet. Es begann mit<br />
Vorurteilen,Anschuldigungen,Arroganz gegenüber<br />
Juden,Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen<br />
Leben, Erniedrigung der jüdischen Religion und<br />
Kultur, es ging weiter mit Unterdrückungen,<br />
Boykotten gegenüber jüdischen Händlern, tätliche<br />
Gewalt und Bedrohungen, sodass viele Juden schon<br />
vor Beginn des Holocaust ihre Heimat verlassen<br />
und auswandern mussten. Falls wir nicht aufpassen,<br />
könnte den Muslimen in Deutschland ein ähnliches<br />
Schicksal ereilen.