PISA 2006: Porträt des Kantons Schaffhausen
PISA 2006: Porträt des Kantons Schaffhausen
PISA 2006: Porträt des Kantons Schaffhausen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kanton Zürich. Der durchschnittliche sozioökonomische<br />
Hintergrund der Zürcher Gymnasien bewegt<br />
sich zwischen +0.5 und +1.9 Indexpunkten. Die<br />
Indexpunkte der Sekundarschulen <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Schaffhausen</strong> liegen zwischen 0.1 und 0.3 Indexpunkte.<br />
Im Kanton Zürich streuen die Indexpunkte<br />
der entsprechenden Schulform (Abteilung A der<br />
Sekundarschule) zwischen – 0.3 und +1.0 Indexpunkten.<br />
Die Indexpunkte der Realschulen <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong><br />
<strong>Schaffhausen</strong> streuen zwischen –0.1 und 0.2<br />
Indexpunkten. Im Kanton Zürich streuen die Indexpunkte<br />
der entsprechenden Schulform (Abteilung B<br />
der Sekundarschule) zwischen –0.6 und +0.1 Indexpunkten.<br />
Der Vergleich mit dem Kanton Zürich ist vor allem<br />
<strong>des</strong>halb interessant, weil sowohl die Leistungsmittelwerte<br />
als auch die sozioökonomische Zusammensetzung<br />
der Schulen innerhalb einer Schulform im Kanton<br />
Zürich um ein Mehrfaches streuen.<br />
In Anbetracht der ausgezeichneten Ergebnisse <strong>des</strong><br />
<strong>Kantons</strong> <strong>Schaffhausen</strong> mag der Anblick der Leistungsmittelwerte<br />
der Schulen in Abbildung 4.1 unerwartet<br />
sein. Keine der Schulen <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Schaffhausen</strong><br />
liegt an der Spitze. Es ist aber auch keine der<br />
Schulen unter den schlechtesten zu finden. Die<br />
Mehrheit der Sekundarschulen und auch ein Teil der<br />
Realschulen liegen zudem oberhalb der Geraden, die<br />
den Zusammenhang zwischen der sozioökonomischen<br />
Zusammensetzung und den Leistungsmittelwerten<br />
der Schulen illustriert. Das heisst, die Leistungen<br />
dieser Schulen sind besser, als aufgrund der<br />
sozioökonomischen Zusammensetzung erwartet<br />
werden kann.<br />
Diese Kompaktheit der Schaffhauser Schulen und<br />
insbesondere der vergleichsweise hohe durchschnittliche<br />
sozioökonomische Hintergrund der Schülerinnen<br />
und Schüler der Realschule können – aufgrund<br />
der Erkenntnisse über die Bedeutung der Zusammensetzung<br />
von Schulen für die Schulleistungen –<br />
der Schlüssel zum Erfolg sein. Aus der Bildungsforschung<br />
ist längst bekannt, dass die sozioökonomische<br />
Zusammensetzung einer Klasse mit dem individuellen<br />
Lernerfolg zusammenhängt. Dieser Zusam-<br />
menhang wird auch als Kompositions- oder Kontexteffekt<br />
bezeichnet und wurde in den letzten Jahren<br />
mehrfach nachgewiesen 8 .<br />
Der Kompositionseffekt lässt sich auch anhand<br />
der Daten der Erhebung <strong>PISA</strong> <strong>2006</strong> nachweisen.<br />
Wenn beispielsweise eine deutschsprachige Schülerin<br />
mit durchschnittlichem sozioökonomischem Status<br />
eine Schule der Realschule mit einer sozioökonomischen<br />
Zusammensetzung von –0.5 Indexpunkten<br />
besucht, fallen ihre Leistungen in den Naturwissenschaften<br />
um rund 22 Punkte tiefer aus, als wenn<br />
dieselbe Schülerin eine Schule der Realschule mit<br />
einer sozioökonomischen Zusammensetzung von<br />
+0.5 Indexpunkten besucht. Der positive Effekt der<br />
sozioökonomischen Zusammensetzung der Schule<br />
zeigt sich unabhängig von der Schulform und von<br />
individuellen Merkmalen wie Geschlecht, Erstsprache<br />
und sozioökonomischem Hintergrund der Schülerinnen<br />
und Schüler. Der Kompositionseffekt lässt sich in<br />
ähnlicher Stärke auch für die Mathematikleistungen<br />
(20 Punkte) und die Leseleistungen (27 Punkte)<br />
nachweisen. Der Kompositionseffekt ist eine direkte<br />
Folge der Einteilung in leistungshomogene Lerngruppen,<br />
die sich in ihrer sozialen, kulturellen und lernbiografischen<br />
Zusammensetzung ähnlicher sind als<br />
leistungsheterogene Gruppen und zu entsprechenden<br />
Lern- und Entwicklungsmilieus führen. Dadurch<br />
vergrössern sich die Leistungsunterschiede zwischen<br />
den Schulen verschiedener Schulformen, aber auch<br />
zwischen den Schulen innerhalb der gleichen Schulform.<br />
Im Kanton <strong>Schaffhausen</strong> scheint dieser Kompositionseffekt<br />
nicht von Bedeutung zu sein. Die Einteilung<br />
in die Schultypen der Sekundarstufe I lässt sich<br />
zwar auch durch die soziale Herkunft der Schülerinnen<br />
und Schüler vorhersagen, aber nie in diesem<br />
Ausmass wie beispielsweise im Kanton Zürich. Der<br />
Kanton <strong>Schaffhausen</strong> verfügt zudem über eine sehr<br />
starke Realschule, deren Schülerinnen und Schüler<br />
zum Teil – gemessen an den Leistungen – in einigen<br />
anderen Kantonen der Schweiz die Sekundarschule<br />
besuchen würden.<br />
8 Moser, U. & Rhyn, H. (2000). Lernerfolg in der Primarschule. Eine Evaluation der Leistungen am Ende der Primarschule.<br />
Aarau: Sauerländer.<br />
Rüesch, P. (1999). Gute Schulen im multikulturellen Umfeld: Ergebnisse aus der Forschung zur Qualitätssicherung.<br />
Schwerpunkt Schule. Zürich: Orell Füssli.<br />
<strong>PISA</strong> <strong>2006</strong>: <strong>Porträt</strong> <strong>des</strong> <strong>Kantons</strong> <strong>Schaffhausen</strong> 27