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Münchner Stadtgespräche Nr. 65 5/2013<br />
5<br />
wieder auszusäen oder Saatgut zu tauschen, wird durch diese Patente<br />
zu einer kriminellen Tat: Bauern dürfen das Saatgut nur als Lizenznehmer<br />
nutzen und sind gezwungen, es jedes Jahr neu zu erwerben. Das<br />
endgültige Aus für kleinbäuerliche Betriebe bedeuten aber „Terminator“-Pflanzen,<br />
die so manipuliert werden, dass sie keine keimfähigen<br />
Samen mehr produzieren.<br />
Vollmundige Versprechen und zweifelhafte<br />
Errungenschaften<br />
Ihre markigen Versprechen wie die Linderung des Welthungers oder die<br />
Bekämpfung der Mangelernährung konnte die Agro-Gentechnik bisher<br />
nicht einmal ansatzweise einlösen. Heute, nach knapp 40 Jahren Genmanipulation,<br />
gibt es auf dem Markt transgener Pflanzen praktisch nur<br />
zwei „neue“ Eigenschaften: Insektengiftigkeit und Herbizidresistenz.<br />
Manipulierte Pflanzen, die mit einem Gen des Bodenbakteriums Bacillus<br />
thuringiensis (Bt) versehen wurden, produzieren permanent ein Gift,<br />
das Schadinsekten abtöten soll. Andere Gen-Pflanzen überleben eine<br />
Dusche mit Pflanzengiften wie Roundup: Beim Spritzen zerstören diese<br />
Totalherbizide alles pflanzliche Leben - bis auf die genmanipulierten<br />
und damit resistenten Pflanzen.<br />
Für Umwelt und Landwirtschaft erweist sich der Anbau von Gen-Pflanzen<br />
dabei zunehmend als Katastrophe: So wirkt das Toxin insektengiftiger<br />
Pflanzen nicht nur auf Schädlinge, sondern auch auf Nutzinsekten.<br />
Und die andauernde Giftproduktion in jeder Zelle lässt Schadinsekten<br />
resistent werden. Gen-Pflanzen sind für die industrialisierte Landwirtschaft<br />
„designed“, was die Entstehung lebensfeindlicher Monokulturen<br />
nach sich zieht. So wird heute der Regenwald in Südamerika insbesondere<br />
für den großflächigen Anbau von Gen-Soja geopfert. Die Folge ist<br />
die Beschleunigung von Artensterben und Klimawandel.<br />
Der großflächige Pestizideinsatz bei herbizidresistenten Gen-Pflanzen<br />
führt zur Bildung von resistenten Unkräutern und wiederum zu steigendem<br />
Pestizidverbrauch. Der Einsatz von Gen-Saatgut führt Landwirte<br />
damit in die Abhängigkeit von Pestizidproduzenten. Und hier<br />
Gentechnik manipuliert an den Grundbausteinen des Lebens,<br />
ohne deren Funktion und Zusammenwirken genau<br />
zu kennen. Zahlreiche Pannen sowie unvorhersehbare, oft<br />
viel später auftretende Effekte bestätigen, dass diese Risikotechnologie<br />
außerordentlich unpräzise ist. Inzwischen ahnt<br />
die Wissenschaft, dass das Genom kein Baukasten ist, in<br />
den man nach Belieben neue Gene einfügen kann, sondern<br />
als hochkomplexes Netzwerk funktioniert.<br />
Die gentechnischen Verfahren zeigen bislang nur eine äußerst<br />
geringe Erfolgsquote. Tausende von Versuchen müssen<br />
unternommen werden, bis eine transgene Pflanze mit<br />
den gewünschten Eigenschaften entsteht. Zusätzlich wird<br />
eine Vielzahl an weiteren DNS-Abschnitten eingeschleust,<br />
ohne dass beeinflusst werden kann, an welcher Stelle im<br />
schließt sich der Kreis: Die größten Gentech-Konzerne spielen auch<br />
im Pestizidmarkt eine führende Rolle. Glyphosat, das weltweit am häufigsten<br />
eingesetzte Pflanzengift, steht dabei besonders in der Kritik<br />
(siehe S. 9).<br />
Vollendete Tatsachen: Gen-Pflanzen<br />
in der freien Natur<br />
Genmanipulierte Pflanzen wurden im Jahr 2012 laut Industrieangaben<br />
in 31 Ländern und auf rund 170 Millionen Hektar angebaut. 94 Prozent<br />
des Gentechnikanbaus finden in nur sechs Ländern statt, trauriger Spitzenreiter<br />
sind die USA. Großflächig genutzt werden dabei nur vier Pflanzen:<br />
Soja, Mais, Baumwolle und Raps.<br />
Schon seit Jahren sind schwerwiegende Probleme durch den Anbau<br />
dieser Pflanzen bekannt: Pollen oder Samen, vom Wind verweht,<br />
lassen sich nicht in einer „Rückholaktion“ wieder einsammeln, wenn<br />
sich später schädliche Auswirkungen der Agro-Gentechnik zeigen. Verunreinigungen<br />
basieren jedoch nicht nur auf Pollenflug, sondern auch<br />
auf Insektenbestäubung, Deklarationsfehlern, verunreinigten Maschinen,<br />
dem Vertauschen von Saatgut, Transport und nicht zuletzt auf<br />
„Nahrungsmittelhilfen“ in die Länder des Südens. Kontaminationen<br />
durch transgene Konstrukte sind schon heute weltweit Realität und bedrohen<br />
gentechnikfrei wirtschaftende Bauern in ihrer Existenz.<br />
Ein unkontrollierbares Risiko<br />
Erbgut das artfremde Genkonstrukt eingebaut wird.<br />
Die Folgen für die Gesundheit von Menschen und Tieren<br />
sind unabsehbar. Trotz der Behauptung, genmanipulierte<br />
Nahrung sei unbedenklich, fehlen bis heute Daten, die die<br />
Unbedenklichkeit von Gen-Pflanzen beweisen.<br />
Im Gegenteil: Bei Tierversuchen fanden Wissenschaftler<br />
Bruchstücke des Erbguts sowohl von Gen-Mais als auch<br />
-Soja im Blut und in verschiedenen Organen von Schweinen<br />
und Ziegen. Veränderungen in Zellkernen von Leberzellen<br />
waren festzustellen, bei Versuchstieren wurden starke allergische<br />
Reaktionen ausgelöst. Störungen von Enzymfunktionen<br />
und Immunsystem, Gewebeschäden, Veränderungen<br />
bei Wachstum, Nieren- und Leberfunktion sowie des Blutbildes<br />
sind Folgen der Fütterung mit Gen-Pflanzen.