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Münchner Stadtgespräche Nr. 65 5/2013<br />

9<br />

Glyphosat<br />

und<br />

Roundup<br />

Roundup und andere glyphosathaltige Spritzmittel gehören<br />

zum System der industriellen Landwirtschaft. Sie bedrohen die<br />

menschliche Gesundheit und die Artenvielfalt<br />

Glyphosat ist der weltweit am meisten eingesetzte pflanzentötende<br />

(herbizide) Wirkstoff. Bekannt wurde er unter dem Mon-<br />

santo-Handelsnamen „Roundup“, es gibt aber zahlreiche<br />

weitere Hersteller und Produkte. So sind allein in Deutschland 78 glyphosathaltige<br />

Mittel zugelassen – z. B. für die Anwendung im Acker-,<br />

Obst- und Weinbau, Zierpflanzen- und Forstbereich sowie im Haus- und<br />

Kleingarten. 2010 wurden in Deutschland 15.000 Tonnen verbraucht.<br />

Der Glyphosat-Gehalt in den Produkten ist sehr unterschiedlich und<br />

reicht von unter zehn bis zu 450 Gramm pro Liter.<br />

Die fertigen Spritzmittel enthalten häufig Hilfsstoffe, die die Aufnahme<br />

von Glyphosat erleichtern, aber sehr giftig sind, wie etwa Tallowamin<br />

in Roundup. In Deutschland ist deshalb inzwischen die Verfütterung von<br />

tallowaminbehandelten Pflanzenteilen wie Stroh eingeschränkt oder sogar<br />

untersagt. Firmen müssen die Hilfsstoffe aber nicht im Detail offenlegen.<br />

Glyphosat wird im großen Stil bei glyphosatresistenten Pflanzen,<br />

auch „RoundupReady (RR)“-Pflanzen genannt, eingesetzt, denen gentechnisch<br />

eine Resistenz gegen das Totalherbizid übertragen wurde.<br />

Über 80 Prozent der global angebauten Gentech-Pflanzen sind resistent<br />

gegen Herbizide, zumeist gegen Glyphosat. Dessen Verbrauch schoss<br />

deshalb in den letzten Jahren in die Höhe (weltweit ca. 750.000 Tonnen<br />

im Jahr 2010). Aber auch ohne RR-Pflanzen wird Glyphosat vermehrt<br />

gespritzt, etwa zur sogenannten Sikkation, dem Abspritzen der Pflanzen<br />

vor der Ernte oder zur Beseitigung von unerwünschtem Aufwuchs.<br />

Zulassungsverfahren<br />

Die 2002 nach der EU-Pestizidrichtlinie 91/414/EWG erteilte Zulassung<br />

von Glyphosat sollte nur bis 2012 gelten, wurde von der EU-Kommission<br />

aber bis Ende 2015 verlängert. Derzeit läuft das Verfahren der Wiederzulassung,<br />

Deutschland ist Berichterstatter für die EU und damit entscheidend<br />

verantwortlich für die Risikobewertung. Schon lange gibt es<br />

Kritik am Zulassungsverfahren für Pestizide, da es intransparent ist und<br />

den von der Industrie gelieferten Daten ein massives Übergewicht einräumt.<br />

Von unabhängigen Wissenschaftlern erstellte Studien spielen<br />

nur eine geringe Rolle. So blieben 105 (78 Prozent) der 134 Studien zu<br />

Gesundheitswirkungen von Glyphosat, die von der Bundesregierung in<br />

einer Antwort auf die Anfrage von Bündnis90/Die Grünen genannt werden,<br />

unveröffentlicht – und selbst unter den 29 veröffentlichten Studien<br />

wurden etliche im Auftrag von Monsanto erstellt.<br />

Wirkungen von Glyphosat<br />

Glyphosat hemmt ein in Pflanzen an der Bildung aromatischer Aminosäuren<br />

beteiligtes Enzym. Fehlen diese Aminosäuren, bricht die Proteinsynthese<br />

ab, die Pflanzen stellen das Wachstum ein und sterben.<br />

Auch andere Prozesse werden beeinträchtigt, z. B. die Bildung von Abwehrstoffen<br />

gegen Krankheitserreger. Glyphosat tötet alle Pflanzen bis<br />

auf jene, die durch gentechnische Veränderung glyphosatresistent sind.<br />

Beim Spritzen und über die behandelten Pflanzen gelangt es in den<br />

Boden. Dort dauert sein Abbau länger als von Monsanto angegeben, zudem<br />

ist dieser stark von den jeweiligen Bodenverhältnissen abhängig.<br />

Wie neuere Studien zeigen, findet sich Glyphosat auch im Grund- und<br />

Oberflächenwasser.<br />

Glyphosat wirkt auf das Bodenleben, denn sein Zielenzym ist auch<br />

bei Mikroorganismen für die Bildung der aromatischen Aminosäuren<br />

notwendig und längst nicht alle von ihnen sind unempfindlich gegen<br />

den Stoff. Bestimmte Bakterien, die im Boden eine wichtige Rolle spielen<br />

oder für die Stickstoffbindung bei Schmetterlingsblütlern (Leguminosen)<br />

zuständig sind, werden beeinträchtigt: Dies kann Wachstum und<br />

Ertrag der Pflanzen verringern. Manche Pilzarten werden gehemmt,<br />

etwa nützliche Pilze der Mycorrhiza, die die Aufnahme von Mineral- und<br />

Nährstoffen erleichtern, andere Pilze werden gefördert, wie bestimmte<br />

Fusarienpilze, die toxische Stoffe produzieren. Da Glyphosat auch die<br />

Bildung pflanzlicher Abwehrstoffe reduziert, können sich die Pflanzen

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