Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen - Universität Regensburg
Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen - Universität Regensburg
Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen - Universität Regensburg
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Vorlesung:<br />
Strahlenschutz in der Praxis beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />
und Tätigkeiten in fremden Anlagen<br />
von<br />
AOR Dr. Robert Schupfner,<br />
Zentrales Radionuklidlaboratorium – Umweltradioaktivität der NWF IV (ZRN-URA)<br />
Strahlenschutzbeauftragter (§15 StrlSchV) und Strahlenschutzbevollmächtigter ZRN-URA<br />
Die Anwendung von Radionukliden oder die Bestrahlung <strong>mit</strong> Neutronen ist für einige<br />
Forschungsgebiete unabdingbar. Dem Nutzen der Anwendung ionisierender Strahlung stehen<br />
aber auch gesundheitliche Risiken gegenüber. Anwender, Strahlenschützer und<br />
Strahlenschutzverantwortliche müssen den Schutz vor den schädlichen Auswirkungen<br />
ionisierender Strahlung gewährleisten. Der Anwender/die Anwenderin von ionisierender<br />
Strahlung beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> oder bei der Nutzung der Neutronenstrahlung<br />
muss sich des Doppelcharakters dieses Arbeitsinstruments stets bewusst sein. Dabei<br />
sind die Anwender/innen <strong>mit</strong> rasch ändernden Auflagen, immer niedrigeren Grenzwerten,<br />
komplexen Berechnungsgrundlagen und Grundbegriffen sowie wachsenden Verwaltungsaufwand<br />
konfrontiert, insbesondere bei<br />
a) der Inkorporationskontrolle (§41 StrlSchV) ,<br />
b) der Entsorgung von <strong>radioaktiven</strong> Abfällen (§§72 StrlSchV),<br />
c) der Freigabe (§29 StrlSchV) und<br />
d) Tätigkeiten in fremden Anlagen (§15 StrlSchV).<br />
Die Vielzahl der dabei zu vollziehenden Auflagen und Schutzvorschriften sind vielfältig und<br />
auf den ersten Blick unübersichtlich. Diese Veranstaltung soll das erforderliche aktuelle<br />
Grundwissen im Strahlenschutz übersichtlich ver<strong>mit</strong>teln und vertiefen, so dass es in der Praxis<br />
bei vertretbarem Aufwand nachhaltig umgesetzt werden kann. Sie richtet sich an alle<br />
Praktiker (Studierende, wissenschaftliche und technische Mitarbeiter/innen) und<br />
Strahlenschutzbeauftragte der <strong>Universität</strong> <strong>Regensburg</strong>,<br />
a) die <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> im Rahmen der <strong>Umgang</strong>sgenehmigung der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Regensburg</strong> umgehen oder umgehen sollen und<br />
b) die vor Beginn der Tätigkeit in fremden Anlagen dieses Grundwissen aufgrund des<br />
Abgrenzungsvertrags <strong>mit</strong> der fremden Anlage oder Einrichtung nachweisen müssen.<br />
Die Veranstaltung wird als Block angeboten.<br />
Sie findet statt am 17.1. im Raum Che 12.0.19 und am 18.1. 1008 (Che 33.0.87).<br />
Sie beginnt jeweils um 8:15 Uhr und endet ca. 12:00 Uhr.<br />
Die Termine für den praktischen Teil und für die Klausur werden während der Vorlesung<br />
vereinbart. Es wird ein Skript ausgegeben.<br />
Personen, die eine erfolgreiche Teilnahme bestätigt bekommen wollen, müssen<br />
a) Regelmäßig an allen Veranstaltungsteilen teilnehmen.<br />
b) ihr erworbenes Wissen durch eine Leistungskontrolle belegen. Diese geschieht durch<br />
Klausur für (Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter/innen) oder durch praktische<br />
Prüfung (andere Ausbildung).<br />
Die Veranstaltung umfasst folgende Teile:<br />
I
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> ___________________ 1<br />
A. Anwendung von radioaktiv markierten Verbindungen____________1<br />
B. Grundlagen______________________________________________ 2<br />
Stabilität und Radioaktivität<br />
Stabilität der Elemente (Grundbegriffe)<br />
Radioaktivität<br />
Radioaktiver Zerfall<br />
Gesetz des <strong>radioaktiven</strong> Zerfalls<br />
Aktivität und Masse<br />
Begriffe und Einheiten<br />
Aktivität, spezifische Aktivität, Aktivitätskonzentration<br />
- Radioaktives Gleichgewicht<br />
- Radioaktive Zerfallsreihen<br />
- Natürliche und künstliche Radionuklide<br />
- Zerfallsarten und Wechselwirkung <strong>mit</strong> Materie<br />
Wirkung ionisierender Strahlung auf den menschlichen Körper<br />
Strahlenexposition, innere, externe<br />
Dosis und Risiko<br />
Inkorporation und Dosiskoeffizient<br />
Kritisches Organ bzw. Gewebe<br />
Radionuklide: 3 H, 14 C, 32 P, 33 P, 35 S, 125 I<br />
Teil 2: Übersicht über die rechtlichen Vorgaben: Die Strahlenschutzverordnung______________________________________________<br />
25<br />
C. Strahlenschutzgrundsätze______________________________________ 25<br />
Gefahren durch ionisierende Strahlung<br />
Strahlenschutzgrundsätze<br />
Schutzvorschriften und Grenzwerte<br />
Dosimetrische Größen und Gewebe- und Strahlenwichtungsfaktoren<br />
Begriffsbestimmungen (§3 StrlSchV)<br />
D. Physikalische Strahlenschutzkontrolle____________________________ 31<br />
Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle__________________ 34<br />
E. Grundlagen und Begriffe______________________________________ 34<br />
F. Richtlinie „Physikalische Strahlenschutzkontrolle“_________________ 35<br />
II
Teil 4: Vermeidung von Kontamination und Kontaminationskontrolle__ 40<br />
G. Kontaminationskontrolle____________________________________ 40<br />
H. Freigabe_________________________________________________ 46<br />
I. Schutz von Boden, Wasser, Luft______________________________ 46<br />
Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />
Entsorgung____________________________________________________ 47<br />
J. Radioaktive Abfälle________________________________________ 47<br />
K. Vermeidung von <strong>radioaktiven</strong> Abfällen________________________ 48<br />
L. Planung für Anfall und Verbleib (§72 StrlSchV)________________ 48<br />
M. Erfassung radioaktiver Abfälle (§73 StrlSchV)_________________ 50<br />
Teil 6: Anwendung von Messmethoden -Spektrometrie zur Bestimmung<br />
von Radionukliden___________________________________ 53<br />
N. Bestimmung der Aktivität____________________________________ 54<br />
O. Kernstrahlungsmessmethoden_________________________________ 56<br />
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
P. Kontaminationskontrolle und LSC_____________________________ 66<br />
Q. Zerfallsarten und Wechselwirkung <strong>mit</strong> Materie___________________ 75<br />
R. Sicherer <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong>________________ 77<br />
Anhang zu Teil 2: Begriffsbestimmungen (Auszug §3 StrlSchV)_______78<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen 82<br />
S. Neutronen______ 82<br />
T. Strahlenschutz bei Tätigkeit in fremden Anlagen 121<br />
III
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> A. Anwendung<br />
A. Anwendung<br />
Radionuklide werden als radioaktiv markierte<br />
Verbindungen in der Biochemie, der Nuklearmedizin, der<br />
klinischen Chemie (z. B. Radioassays), der Industrie, der<br />
analytischen Chemie (Isotopenverdünnungs-, Neutronen-<br />
aktivierungsanalyse) eingesetzt. Als weiteres Gebiet in<br />
denen Radioanalytik routinemäßig angewendet wird, ist<br />
die Altersbestimmung (z.B. durch die Radiokohlenstoff-<br />
Methode) zu nennen.<br />
Die Radioanalytik ist ein unverzichtbares Werkzeug beim<br />
Schutz von Mensch und Umwelt vor den schädlichen<br />
Auswirkungen ionisierender Strahlung (kurz<br />
Strahlenschutz), bei der Überwachung der Ableitungen<br />
kerntechnischer Anlagen <strong>mit</strong> der Abluft und dem<br />
Abwasser, bei der Überwachung der Umweltradio-<br />
aktivität, z.B. in Nahrungs<strong>mit</strong>teln, Trinkwasser, Ge-<br />
brauchsgegenständen, Boden, Sedimenten und vieles<br />
mehr, bei der radiologischen Bewertung des Rückbaus<br />
kerntechnischer Anlagen sowie bei der Feststellung der<br />
Aufnahme radioaktiver Stoffe in den menschlichen<br />
Organismus (Inkorporationskontrolle) und der Beurteilung<br />
des Strahlenrisikos des Menschen durch inkorporierte na-<br />
türliche sowie künstliche Radionuklide.<br />
1
Isotop<br />
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
B. Grundlagen<br />
In dieser Vorlesung werden die Grundlagen der Radioaktivität<br />
kurz zusammengefasst.<br />
1. Stabilität und Radioaktivität<br />
1.1 Stabilität der Elemente<br />
Heute sind über einhundert chemische Elemente bekannt.<br />
Einen schnellen Überblick über die Vielfältigkeit ihrer<br />
Eigenschaften erlaubt das Periodensystem. Das<br />
Periodensystem der Elemente wurde im Jahre 1869 von L.<br />
Meyer und D. Mendelejeff unabhängig voneinander<br />
aufgestellt, um die verwandschaftlichen Beziehungen der<br />
Elemente deutlich zu machen. Zunächst gab es noch viele<br />
Lücken für solche Elemente, die noch nicht entdeckt<br />
waren. Es waren wichtige Voraussagen über die<br />
Eigenschaften dieser Elemente möglich. Diese Lücken<br />
wurden <strong>mit</strong> der Entdeckung weiterer stabiler Elemente<br />
meist bis 1900 nach und nach geschlossen. Daneben<br />
entdeckte Henri Becquerel 1896 das Phänomen der<br />
Radioaktivität des Elements Uran (entdeckt von Klaproth<br />
1789). Ab 1898 entdecken Pierre und Marie Curie weitere<br />
radioaktive Elemente und tragen entscheidend zur<br />
Klärung des Phänomens der Radioaktivität bei. Die neu<br />
entdeckten Elemente sind nur in unwägbar geringen<br />
Mengen vorhanden und lassen sich meist nur durch die<br />
von ihnen e<strong>mit</strong>tierte ionisierende Strahlung nachweisen.<br />
Sie gehören zu den natürlichen Radionukliden. In einer<br />
weiteren Periode wurden die Lücken im Periodensystem<br />
geschlossen (Z = 43 und Z = 61). Diese fehlenden<br />
Elemente konnten künstlich durch Kernreaktionen hergestellt<br />
werden. Sie werden als künstliche Radionuklide<br />
bezeichnet. Bei der Untersuchung der Zerfallsprodukte<br />
des Uran und des Thoriums hatte man 40 verschiedene<br />
radioaktive Atomarten <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
Halbwertszeiten gefunden. Für die 40 Atomarten gibt es<br />
jedoch nur 12 Plätze im Periodensystem. Soddy schlug<br />
1913 vor, jeweils mehrere dieser Atomarten auf dem<br />
gleichen Platz des Periodensystems unterzubringen. Da<strong>mit</strong><br />
wird der Begriff Isotop, d. h. "auf dem gleichen Platz" ein-<br />
2
Nuklid<br />
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
z. B. 2 H, H-2<br />
Radionuklid<br />
geführt. Isotope sind Atomarten, die sich nur durch ihre<br />
Massenzahlen nicht aber durch ihre chemischen<br />
Eigenschaften unterscheiden. Ein weiterer wichtiger<br />
Begriff zur Charakterisierung von Atomarten bzgl.<br />
Ordnungs- oder Massenzahlen ist der Begriff „Nuklid“.<br />
Atomkerne setzen sich aus Neutronen und Protonen, den<br />
Nukleonen zusammen. Die Nukleonen werden durch die<br />
Kernkräfte zusammengehalten. Nuklide sind verschiedene<br />
Atomarten, die sich in ihrer Ordungszahl Z und ihrer<br />
Massenzahl A unterscheiden. Regeln für die Schreibweise<br />
nach einer Empfehlung der Internationalen Union für<br />
Reine und Angewandte Chemie (IUPAC):<br />
A A<br />
(Symbol) oder (Symbol) oder (Symbol)-A<br />
Z<br />
Radionuklide sind Atomarten <strong>mit</strong> bestimmten Ordungs-<br />
und Massenzahlen, die instabil sind und sich unter<br />
Aussendung von ionisierender Strahlung in andere<br />
Nuklide umwandeln. Für eine vollständige<br />
Charakterisierung von Radionukliden sind Angaben über<br />
die Art, die Energie und der Emissionswahrscheinlichkeit<br />
der von dem Radionuklid ausgesandten ionisierenden<br />
Strahlung notwendig.<br />
Es sind insgesamt 104 verschiedene Elemente <strong>mit</strong> ca.<br />
1300 Nukliden bekannt. Es gibt 270 stabile Nuklide. Es<br />
gibt empirische Regeln für die Stabilität der Nuklide. Die<br />
Verhältnisse von Neutronenanzahl zu Protonenanzahl<br />
(Ordnungszahl) haben Einfluß auf die Stabilität der<br />
Nuklide. Bei Protonenzahlen Z bzw. Neutronenzahlen N =<br />
2, 8, 20, 28, 50, 82 sind besonders viele stabile Nuklide<br />
vorhanden (magische Zahlen). Die Stabilität der Nuklide<br />
läßt sich durch das Tröpfchenmodell des Atomkerns<br />
(Bethe-Weizäcker-Formel) erklären.<br />
1.2 Radioaktivität<br />
Radioaktivität ist die Eigenschaft von Atomkernen, die<br />
sich nahezu ohne Einfluß von außen, spontan unter<br />
Emission von ionisierender Strahlung in einen<br />
niederenergetischen Zustand umwandeln.<br />
3
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Wahrscheinlichkeit<br />
für Kernzerfall in t<br />
Einheit:<br />
[] = 1 s -1<br />
Anzahl der Zerfälle<br />
in t<br />
Differentielle Form<br />
des Zeitgesetzes<br />
Aktivität<br />
Einheit:<br />
[]=1 Bq=1 s -1<br />
Alte Einheit:<br />
1Ci=3,710 10 Bq Ci:<br />
Curie<br />
Integrale Form des<br />
Zeitgesetzes des <strong>radioaktiven</strong><br />
Zerfalls<br />
1.2.1 Zeitgesetz des <strong>radioaktiven</strong> Zerfalls<br />
Man hat ein Radionuklid <strong>mit</strong> N instabilen Kernen. Die<br />
Wahrscheinlichkeit dafür, daß ein Kern in der Zeit<br />
zwischen t + t zerfällt, ist im statistischen Mittel<br />
t<br />
und unabhängig von t.<br />
wird Zerfallskonstante genannt. Die Zahl der Zerfälle<br />
beträgt im statistischen Mittel<br />
Nt.<br />
wenn N die Anzahl der in der zur Zeit t in der Probe<br />
vorhandenen instabilen Kerne ist. - Nt ist zugleich die<br />
Abnahme N der Anzahl der instabilen Kerne in der<br />
Probe.<br />
N = - Nt<br />
Geht man über zu infinitesimal kleine Zeitintervallen dann<br />
ist:<br />
dN/dt = A (t) = - N <br />
<strong>mit</strong> A(t): Aktivität zum Zeitpunkt t. Die Aktivität gibt die<br />
Zahl der Kerne an, die pro Zeiteinheit zerfallen.<br />
Aktivität von annähernd 1 g Ra-226 im <strong>radioaktiven</strong><br />
Gleichgewicht <strong>mit</strong> allen Zerfallsprodukten.<br />
Die Integration der Gleichung (1) ergibt das Zeitgesetz<br />
des <strong>radioaktiven</strong> Zerfalls:<br />
N(t) = N0e -t (2a)<br />
oder<br />
A(t) = A0e -t (2b)<br />
N0:= N(t=0): Anzahl der Kerne zum Zeitpunkt t =0.<br />
A0:=A(t=0): Aktivität der Probe zum Zeitpunkt t=0.<br />
Beziehung zwischen Zerfallskonstante und<br />
Halbwertszeit T1/2.<br />
4
Einheit:<br />
[T1/2]= 1 s<br />
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Tabellenwerke,<br />
z. B. Karlsruher<br />
Nuklidkarte<br />
T1/2= ln(2)/ <br />
Die Halbwertszeit ist die Zeit, nach der die Hälfte der in<br />
der Probe enthaltenen Kerne zerfallen ist. Die<br />
Halbwertszeit der bekannten Radionuklide überdeckt<br />
einen sehr weiten Zeitbereich von µs bis > 10 21 Jahre<br />
( 76 Ge)<br />
Weitere Größe: <strong>mit</strong>tlere Lebensdauer : Die <strong>mit</strong>tlere<br />
Lebensdauer ist die Zeit nach der die Aktivität auf den<br />
Wert 1/e abgefallen ist.<br />
= 1/ 1,443·T1/2 (4)<br />
Abbildung 1: Relative Abnahme der Aktivität beim<br />
mononuklearen Zerfall nach dem <strong>radioaktiven</strong><br />
Zerfallsgesetz.<br />
1.2.2 Aktivität und Masse<br />
Die Aktivität eines Radionuklids ist der Masse der<br />
momentan vorhandenen Kerne proportional:<br />
T 1/2·M<br />
m= A<br />
ln2·N A·h<br />
(5)<br />
5
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Abbildung 2:<br />
Masse von Radionukliden<br />
bei<br />
einer Aktivität<br />
von 1 Bq.<br />
Dabei bedeuten:<br />
m: Masse des Radionuklids in der Probe<br />
A: Aktivität des Radionuklids in der Probe<br />
T1/2: Halbwertszeit des Radionuklids<br />
M: Atom- bzw. Molekülmasse der Verbindung, in der das<br />
Radionuklid in der Probe vorkommt.<br />
NA: Avogadro-Konstante<br />
h: relative Häufigkeit des Nuklids<br />
In der Abbildung 2 sind die Masse verschiedener<br />
Radionuklide bei einer Aktivität von 1 Bq dargestellt.<br />
Th-232<br />
U-238<br />
K-40<br />
Pu-239<br />
Ra-226<br />
Am-241<br />
Pu-238<br />
Sr-90<br />
Pu-241<br />
Cs-137<br />
Co-60<br />
H-3<br />
I-131<br />
Rn-222<br />
Be-7<br />
Y-90<br />
Tc-99m<br />
F-18<br />
Pa-234m<br />
C-11<br />
Rn-220<br />
Rn-219<br />
1E-21<br />
1E-20<br />
1E-19<br />
Massen bei einer Aktivität von 1 Bq für verschiedene<br />
Radionuklide<br />
1E-18<br />
1E-17<br />
1E-16<br />
1E-15<br />
1E-14<br />
1E-13<br />
1E-12<br />
Masse pro Aktivität / g Element·Bq -1<br />
1E-11<br />
1E-10<br />
1E-09<br />
1E-08<br />
1E-07<br />
1E-06<br />
1E-05<br />
1E-04<br />
1E-03<br />
1E-02<br />
6
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Tabelle 1:<br />
Größenordnungen<br />
und<br />
Bedeutung.<br />
Tabelle 2:<br />
Spezifische<br />
Aktivität<br />
Tabelle 3:<br />
spezifische<br />
Aktivität<br />
1.2.3 Größenordnungen und Bedeutung von Aktivitäten<br />
Definition Einheit Abkürzungen Vorkommen dieser Größen Bedeutung im Strahlenschutz<br />
A = dN/dt Zerfälle pro 1 s -1<br />
1 Bq Beschreibt die Anzahl der Zerfälle Definition der Aktivität<br />
Zeiteinheit eines oder mehrerer Radionuklide Grenzwerte der Jahres-<br />
1 min -1<br />
1 dpm pro Zeiteinheit aktivitätszufuhr (GJAZ)<br />
Freigrenzwerte für die Genehmigung<br />
zum <strong>Umgang</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong>.<br />
1 MCi 37 PBq Freisetzung von Radionukliden<br />
bei Kernwaffenversuchen<br />
1 kCi 37 TBq 20 kCi 131 I unfallbedingte Freisetzung<br />
in Windscale, GB, 1957<br />
1 Ci 37 GBq Medizinische, technische Bestrahlungseinrichtungen<br />
1 mCi 37 MBq Applizierte Aktivität in der<br />
nuklearmedizinischen Diagnostik<br />
1 µCi 37 kBq Kalibierstrahler für Kernstrahlungsmeßgeräte<br />
ca. 4,4 kBq 40 K; Aktivitätsgehalt<br />
im menschlichen Körper<br />
1 nCi 37 Bq Beginn des Spurenbereiches,<br />
Kalibrierstrahler in der Spurenanalytik<br />
1 pCi 37 mBq Bereich des natürlichen Niveaus der<br />
täglichen Aktivitätsauscheidung<br />
von 228 Th <strong>mit</strong> Faeces<br />
1 fCi 37 µBq Bereich des natürlichen Niveaus<br />
der täglichen Aktivitätsauscheidung<br />
von<br />
Inkorporationsüberwachung<br />
232 Th <strong>mit</strong> Urin<br />
1.2.3.1 Spezifische Aktivität aS<br />
(internationaler Sprachgebrauch).<br />
Definition Einheit Vorkommen dieser Größen Bedeutung im Strahlenschutz<br />
a s = A/m A Ativität pro 1 Bq g -1<br />
im internationalen Sprachgebrauch Definition der spezifischen<br />
Atommassen- z. B. 4060 Bq 232 Th / g Th Aktivität wie masseneinheit<br />
spezifische Aktivitätsdes<br />
Elements konzentration<br />
1.2.3.2 Massenspezifische Aktivitätskonzentration a<br />
(nationaler Sprachgebrauch).<br />
Definition Einheit Abkürzung Vorkommen dieser Größen Bedeutung im Strahlenschutz<br />
Verwendung bei Feststoffen analog: spezifische Aktivität<br />
a = A/m Aktivität pro 1 Bq·g -1<br />
im internationalen Sprachgebrauch Grenzwerte zur Freigabe fester<br />
Proben- radioaktiver Abfälle; Grenzwerte<br />
masse Beispiel: zum genehmigungsfreien Um-<br />
Mittelwert der natürlichen Aktivitätskonzentration<br />
des Bodens:<br />
gang <strong>mit</strong> Radionukliden<br />
1 Bq·kg -1<br />
25 Bq U-238 / kg Boden Grenzwerte für Nahrungs<strong>mit</strong>tel-<br />
25 Bq Th-232 / kg Boden importe aus GUS Staaten<br />
1 Bq·kg -1 (FM) Massenbasis: Feuchtmasse Im Strahlenschutz immer FM,<br />
1 Bq·kg -1 (TM) Massenbasis: Trockenmasse falls nichts anderes angegeben<br />
1 Bq·kg -1 (AM) Massenbasis:Aschenmasse<br />
Berechnungsbasis zur Abschätzung<br />
der Strahlenexposition<br />
von Organen, Geweben<br />
7
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Tabelle 4:<br />
Aktivitätskonzentration.<br />
Definition Einheit Abkürzung Vorkommen dieser Größen Bedeutung im Strahlenschutz<br />
a V = a /V Aktivität pro 1 Bq∙L -1<br />
Verwendung bei Flüssigkeiten, Gasen def. als Aktivitätskonzentration<br />
Proben- Beispiel: Mittelwert der natürlichen Grenzwerte zur Abgabe flüsvolumen<br />
Aktivitätskonzentration von ³H im siger radioaktiver Abfälle<br />
Regenwasser < 0,5 Bq ³H∙L -1<br />
1 Bq∙m -3<br />
1.2.3.3 Aktivitätskonzentration aV<br />
Die Größe der Aktivität bedeutet die Angabe der Menge<br />
eines Radionuklids in einer Probe. Der Vergleich <strong>mit</strong><br />
abgeleiteten Grenzwerten ermöglicht den Nachweis der<br />
Einhaltung bestimmter Schutzziele im Strahlenschutz.<br />
1.3 Radioaktives Gleichgewicht<br />
Zwei oder mehrere Radionuklide wandeln sich gemäß<br />
dem Zeitgesetz des <strong>radioaktiven</strong> Zerfalls ineinander um.<br />
Als Beispiel sei im folgenden ein System <strong>mit</strong> zwei<br />
Radionukliden angeführt, wie es z. B. beim Zerfall des<br />
90 Sr auftritt:<br />
Nuklid 1 Nuklid 2 Nuklid 3 (stabil)<br />
Es gilt:<br />
und <strong>mit</strong> A2 = N2<br />
Beispiel: 239 Pu in der Luft: Abgeleitete Grenzwerte der<br />
Grenzwert der Jahresaktivitätszufuhr Radioaktivität in der Raumluft<br />
100 Bq pro Jahr für beruflich strahlenexponierte<br />
Personen der Kategorie A<br />
1700 m³ pro Jahr Atemrate nach StrlSchVO<br />
Grenzwerte für Luftkonzentration<br />
14 mBq 239 Pu∙m -3 für berufl. strlexp. Pers. (Kat. A)<br />
4,2 mBq 239 Pu∙m -3 für berufl. strlexp. Pers. (Kat. B)<br />
1,4 mBq 239 Pu∙m -3 für berufl. nicht strlexp. Pers.<br />
0,084 mBq 239 Pu∙m -3 für die Allgemeinbevölkerung<br />
< 0,001 mBq 239 Pu∙m -3 Abluft kerntechnischer Anlagen<br />
50000 mBq 222 Rn∙m -3 Mittelwert der Aktivitätskonzentration<br />
von 222 Rn<br />
N 2 = 1/( 2- 1)·N 1·[1-e -(2-1)·t ]<br />
2/( 2- 1)·A 1·[1-e -(2-1)·t ]<br />
(6a)<br />
(6b)<br />
8
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
<strong>mit</strong><br />
N1 bzw. N2: Anzahl der Kerne des Nuklids 1 bzw. 2<br />
A1 bzw. A2: Aktivitäten der Nuklide 1 bzw. 2<br />
1 bzw. 2: Zerfallskonstanten der Nuklide 1 bzw. 2<br />
T1/2,1 bzw. T1/2, 2: Halbwertszeiten der Nuklide 1 bzw. 2<br />
Betrachtet man die Werte der Aktivitäten A1 und A2 zu<br />
Zeiten t >> T1/2,1 und t >> T1/2, 2 dann gelten folgenden<br />
Aussagen, je nach Verhältnis der Werte der<br />
Halbwertszeiten der Nuklide 1 und 2:<br />
1.3.1 Säkulares radioaktives Gleichgewicht<br />
T1/2,1 >> T1/2, 2 (7a)<br />
und für t >> T1/2,1 und t >> T1/2, 2<br />
A1 A2 (7b)<br />
Diese einfache Beziehung kann in der Radioanalytik die<br />
Auswertung in vielen Fällen deutlich erleichtern. Beim<br />
Versuch „-Spektrometrie“ wird sie bei der Bestimmung<br />
einiger natürlicher Radionuklide angewendet. Beim<br />
Versuch „-Spektrometrie“ ist die Annahme des säkularen<br />
Gleichgewichts Grundvoraussetzung für die Bestimmung<br />
des Sr-90. Als Schreibweise der Aussage „Nuklid 1 ist im<br />
<strong>radioaktiven</strong> Gleichgewicht <strong>mit</strong> Nuklid 2“ soll Nuklid<br />
1(Nuklid 2) bedeuten, z. B. 90 Sr( 90 Y).<br />
1.3.2 Transientes radioaktives Gleichgewicht<br />
T1/2,1 > T1/2, 2 (8a)<br />
und für t >> T1/2,1 und t >> T1/2, 2<br />
A1 A2 (8b)<br />
9
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
1.3.3 Kein radioaktives Gleichgewicht<br />
Kein radioaktives Gleichgewicht stellt sich ein, wenn gilt:<br />
T1/2,1 < T1/2, 2<br />
oder<br />
T1/2,1 T1/2, 2 (9a)<br />
Ist T1/2,1 > T1/2,1 und t >> T1/2, 2<br />
A2/A1 2/1 (9b)<br />
1.4 Radioaktive Zerfallsreihe<br />
Bei mehreren aufeinander folgenden Zerfällen des Typs<br />
Nuklid 1 Nuklid 2 Nuklid 3 .... Nuklid n<br />
(stabil)<br />
Bildet sich eine radioaktive Zerfallsreihe aus. Typische<br />
Beispiele sind die natürlichen Zerfallsreihen beginnend<br />
<strong>mit</strong> 238 U, 235 U und 232 Th.<br />
Es gilt:<br />
dNi/dt = i-1Ni-1 - iNi (10)<br />
Dieses gekoppelte lineare Differentialgleichungsystem<br />
kann durch Summen von Exponentialfunktionen gelöst<br />
werden (siehe z.B. Lieser, Kernchemie). Bei gegebenen<br />
Voraussetzungen kann sich radioaktives Gleichgewicht<br />
einstellen.<br />
10
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
4400 Bq 40 K im<br />
Körper<br />
1.5 Natürliche und künstliche Radionuklide<br />
1.5.1 Natürliche Radionuklide<br />
1.5.1.1 Primordiale Radionuklide<br />
Primordiale Radionuklide sind solche, die eine so große<br />
Halbswertszeit aufweisen, dass diese noch jetzt in der<br />
Natur nachzuweisen sind. Wichtigstes dieser<br />
Radionuklide ist das 40 K, das im Körper des Menschen in<br />
Aktivitäten um 4400 Bq ständig vorhanden ist.<br />
1.5.1.2 Kosmogene Radionuklide<br />
Die energiereiche kosmische Strahlung bildet durch<br />
Wechselwirkung <strong>mit</strong> den Atomkernen der Gase in der<br />
Atmosphäre ständig Radionuklide, wie 3 H, 14 C oder 7 Be.<br />
Diese werden durch Niederschläge auf den Boden<br />
deponiert und gelangen über die Nahrungskette des<br />
Menschen in den menschlichen Körper.<br />
1.5.1.3 Natürliche Zerfallsreihen<br />
Die primordialen Radionuklide 238 U, 235 U und 232 Th<br />
bilden den Beginn der natürlichen Zerfallsreihen. Sie<br />
kommen in der Erdkruste abhängig von den geologischen<br />
Gegebenheiten in unterschiedlichen spezifischen<br />
Aktivitäten a vor. Im Mittel sind die Werte von ca.:<br />
25 Bq 232 Th/ kg , 25 Bq 238 U/ kg, 1,2 Bq 235 U/ kg (TM).<br />
TM bedeutet Trockenmasse.<br />
232 Th<br />
208 Tl<br />
-Zerfall<br />
228 Ra<br />
-Zerfall 228 Ac<br />
212 Pb<br />
208 Pb<br />
212 Bi<br />
216 Po<br />
212 Po<br />
220 Rn<br />
224 Ra<br />
11<br />
232 Th<br />
228 Th
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
238 U<br />
214 Pb<br />
210 Pb<br />
206 Pb<br />
235 U<br />
207 Tl<br />
214 Bi<br />
210 Bi<br />
211 Pb<br />
207 Pb<br />
-Zerfall<br />
1.5.2 Künstliche Radionuklide<br />
1.5.2.1 Spaltprodukte<br />
Durch die Spaltung schwerer Kerne z. B. des 235 U oder<br />
239 Pu entstehen eine Reihe von kurz- und langlebigen<br />
Radionukliden die durch oberirdische<br />
Kernwaffenversuche bis in die Mitte der 70iger Jahre in<br />
die Atmosphäre eingebracht und global verbreitet wurden.<br />
Die langlebigen Radionuklide wurden auf den Boden<br />
abgelagert und befinden sich auch heute noch in der<br />
Umwelt. Die wichtigsten sind 137 Cs und 90 Sr.<br />
1.5.2.2 Aktivierungsprodukte<br />
234 Th<br />
-Zerfall 234 Pa<br />
218 Po<br />
214 Po<br />
210 Po<br />
-Zerfall<br />
222 Rn<br />
226 Ra<br />
-Zerfall 227 Ac<br />
211 Bi<br />
215 Po<br />
219 Rn<br />
223 Ra<br />
230 Th<br />
231 Th<br />
227 Th<br />
231 Pa<br />
238 U<br />
234 U<br />
235 U<br />
Durch die bei der Kernspaltung auftretenden<br />
Neutronenstrahlung entstehen in Materialien, die hohen<br />
Neutronenfeldern ausgesetzt sind durch den Prozess der<br />
Neutronenaktivierung kurz und langlebige Radionuklide,<br />
12
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Tabelle 4: -<br />
Strahlung<br />
wie z.B. das 54 Mn, 57 Co, 60 Co aber auch 239 Pu (aus 238 U).<br />
Aktiviert man in Materialien gezielt stabile Elemente, so<br />
kann man die Kernstrahlungsmessung zur Bestimmung<br />
von stabilen Elementen im Ultraspurenbereich einsetzen.<br />
1.5.2.3 Radionuklide in der medizinischen Anwendung<br />
In Diagnostik und Therapie werden viele Radionuklide zu<br />
medizinischen Zwecken eingesetzt. Es sind die z. B. 99m Tc<br />
in der Diagnostik oder die Aufnahme von 131 I, 90 Y oder<br />
224 Ra in den Körper oder die Nutzung der -Strahlung von<br />
zum Beispiel 60 Co oder 192 Ir in der Strahlentherapie. In<br />
den 30iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde<br />
232 Th als Röntgenkontrast<strong>mit</strong>tel „Thorotrast“ angewendet.<br />
Nachdem bei Patienten schwere Leberschäden aufgetreten<br />
waren, wurde die Anwendung eingestellt. Zu diagnostischen<br />
Zwecken wird die Eigenschaft der durchdringenden<br />
-Strahlung für bildgebende Verfahren eingesetzt.<br />
1.6 Zerfallsarten (, , )<br />
Beim <strong>radioaktiven</strong> Zerfall wird ionisierende Strahlung<br />
e<strong>mit</strong>tiert, die die Eigenschaften von elektrisch geladenen<br />
Teilchen oder elektromagnetischen Wellen aufweisen<br />
können. Die Energieverteilung dieser ionisierenden<br />
Strahlung ist diskret (- und -Strahlung) oder<br />
kontinuierlich (-Strahlung). Ionisierende Strahlung<br />
wechselwirkt auf unterschiedliche Weise und in<br />
verschiedenem Ausmaß <strong>mit</strong> Material oder Gewebe.<br />
Ebenfalls spielt die Energie der e<strong>mit</strong>tierten Strahlung eine<br />
Rolle. Sie wird in der für die Kernphysik üblichen<br />
Einheiten keV bzw. MeV angegeben.<br />
Strahlung Art Ladung Reichweite in Luft Energiebereich Abschirmung<br />
Heliumkerne 2 + einige cm 3 bis ca. 11 MeV Blatt Papier<br />
- Elektronen 1 - bis mehrere m 0,005 bis ca. 3 MeV 1 cm Plexiglas<br />
Elektromag- 0 unendlich 0,005 bis ca. 3 MeV Schwächung<br />
netische durch mehrere<br />
Wellen cm Blei<br />
13
innere<br />
externe<br />
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Abbildung 3:<br />
Schematische<br />
Darstellung der<br />
schädlichen<br />
Auswirkungen<br />
ionisiernder<br />
Strahlung auf<br />
den Menschen.<br />
Arten der Strahlenexposition<br />
beim<br />
<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong><br />
<strong>Stoffen</strong><br />
2. Strahlenexposition<br />
2.1 Begriff<br />
Die Einwirkung ionisierender Strahlung auf den<br />
menschlichen Körper nennt man Strahlenexposition.<br />
Befindet sich die Quelle ionisierender Strahlung im<br />
Körper, so spricht man von innerer Strahlenexposition,<br />
befindet sie sich außerhalb spricht man von äußerer oder<br />
externer Strahlenexposition. -Strahler können innere und<br />
äußere Strahlenexposition verursachen.<br />
2.2 Wirkungen<br />
Ionisierende Strahlung ist so energiereich, dass sie, wenn<br />
sie Materie trifft, aus den Atomen oder Molekülen,<br />
Elektronen aus dem Atom- bzw. Molekülverband entfernt<br />
und dadurch chemische Veränderungen erzeugen kann.<br />
Die schädliche Wirkung ionisierender Strahlung verläuft<br />
nach folgendem Schema:<br />
Tod des Menschen<br />
bei großer Dosis:<br />
³ einige Sv<br />
Übertragung der Strahlungsenergie auf Atome und Moleküle<br />
ß<br />
Bildung von chemischen Verbindungen im Körper (z. B. Radikale, Zellgifte)<br />
ß<br />
Veränderung von Biomolekülen<br />
ß<br />
Veränderung des Zellstoffwechsels (Schädigung der Zelle)<br />
Zelltod<br />
Keine feststellbaren<br />
Auswirkungen<br />
bei £ 0,4 Sv<br />
Krebs, Mißbildungen<br />
2.3 Arten der Strahlenexposition<br />
Quelle (Q)<br />
außerhalb Körper<br />
im Körper<br />
*) Kontamination der Handschuhe<br />
Reparatur durch körpereigene Mechanismen<br />
fehlerhaft fehlerfrei<br />
Tod des Menschen<br />
keine Auswirkungen<br />
Abstand Q zu<br />
kritisches<br />
Körperoberfläche Radionuklid Strahlenexposition Organ/Gewebe<br />
> 0,1 m -Strahler<br />
3<br />
H<br />
keine<br />
< 10 m<br />
32<br />
P<br />
-Strahler<br />
extern<br />
Haut<br />
Haut, Ganzkörper<br />
homogen in Luft<br />
-Strahler<br />
-Strahler<br />
-Submersion<br />
-Submersion<br />
Haut<br />
Haut, Ganzkörper<br />
-Strahler keine<br />
ca. 0,001 m<br />
Zufuhrpfad<br />
Inhalation<br />
3<br />
H<br />
32<br />
P<br />
-Strahler<br />
gering<br />
extern<br />
Haut<br />
Haut<br />
Haut, Ganzkörper<br />
Ingestion<br />
Wundkontamination<br />
-Strahler innere<br />
abhängig vom Nuklid<br />
*)<br />
14
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Unterschiedliche<br />
Begriffe der Dosis<br />
für Messung und<br />
Schutzziel<br />
R ≈ 0,054 Sv -1<br />
2.4 Bewertung der Wirkung der Strahlenexposition:<br />
Dosisbegriffe (Einheiten)<br />
Viele Dosisbegriffe sind für verschiedene Zwecke<br />
gebräuchlich. Die Begriffe unterscheiden sich prinzipiell<br />
nach dem Zweck der Anwendung: Messung oder<br />
Schutzziel. Für die quantitative und einheitliche<br />
Beschreibung der Wirkung von ionisierender Strahlung<br />
zur Gewährleistung eines ausreichenden Schutzes der<br />
Einzelperson vor den schädlichen Auswirkungen<br />
ionisierender Strahlung verwendet man die Begriffe<br />
effektive Dosis und die Organ- bzw. Gewebedosis. Die<br />
Strahlenschutzverordnung gibt Grenzwerte für diese<br />
Größen an. Der begriff „Dosis“ beschreibt das Risiko R,<br />
an einer strahleninduzierten Tumorerkrankung zu sterben<br />
und genetische Schäden bei den Nachkommen zu<br />
verursachen. Die Einheit der Äquivalentdosis ist das mSv<br />
(milliSievert). Man nimmt heute an, dass durch 1 Sv<br />
effektiver Äquivalentdosis ca. 540 tödlich verlaufende<br />
Tumorerkrankungen auf 10000 <strong>mit</strong> 1 Sv bestrahlten<br />
Personen verursacht werden können. Bei der Organ- bzw.<br />
Gewebedosis wird die Menge der auf das Gewebe<br />
übertragenen Energie (Energiedosis) ebenso<br />
berücksichtigt, wie die Wirkung verschiedener Arten<br />
ionisierender Strahlung und die unterschiedliche<br />
biologische Wirksamkeit auf ein Organ bzw. Gewebe.<br />
Man berücksichtigt 24 Organe bzw. Gewebe. Bei der<br />
Er<strong>mit</strong>tlung der effektiven Dosis werden die<br />
Strahlenempfindlichkeiten der Einzelorgane gewichtet.<br />
2.5 Inkorporation und Dosiskoeffizient<br />
Die Zufuhr von Radionukliden in den menschlichen<br />
Körper wird Inkorporation genannt. Je nach der Art, wie<br />
die Zufuhr zustande kommt unterscheidet man:<br />
Inhalation, wenn die Zufuhr durch Aufnahme des<br />
Radionuklids <strong>mit</strong> der Atemluft erfolgt.<br />
Ingestion, bei Zufuhr der Radionuklide <strong>mit</strong> der<br />
Nahrung bzw. dem Trinkwasser<br />
15
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Immer Handschuhe<br />
tragen !<br />
einmalige<br />
Zufuhr<br />
Tabelle 5:<br />
Auswahl von Dosiskoeffizienten<br />
für<br />
beruflich strahlenexponierte<br />
Personen<br />
Außerdem kann Inkorporation über die Aufnahme durch<br />
eine Wunde oder durch die nicht mehr intakte Haut<br />
erfolgen. Die für jedes Radionuklid individuell<br />
berechneten und tabellierten Dosiskoeffizienten geben für<br />
alle Inkorporationspfade an, welche effektive Äquivalentdosis<br />
(bei Erwachsenen für 50 Jahre und bei Kindern (für<br />
70 Jahre) durch die einmalige Zufuhr eines Radionuklids<br />
der Aktivität 1 Bq verursacht wird. Die effektive<br />
Äquivalentdosis DE bzw. die Organdosis DO ist bei<br />
einmaliger Zufuhr der Aj des Radionuklids j durch den<br />
Zufuhrpfad k wie folgt zu er<strong>mit</strong>teln:<br />
DE = Ejk Aj (11a)<br />
bzw.<br />
DO = Ojk Aj (11b)<br />
Die Einheit der Dosiskoeffzienten ist: [1 SvBq -1<br />
In der folgenden Tabelle 5 sind einige Dosiskoeffizienten<br />
aufgelistet.<br />
Nuklid effektiv effektiv<br />
E O E O 3<br />
H<br />
. -11<br />
4,1 10 enfällt 4,1 . 10 -11<br />
4,2 . 10 -11<br />
rotes<br />
Knochenmark 4,1 . 10 -11<br />
Dosiskoeffizienten / Sv/Bq<br />
Inhalation (5µ AMAD) Ingestion<br />
kritisches Organ kritisches Organ<br />
14 C 5,8 . 10 -10<br />
40 K 3,0 . 10 -9<br />
60 Co 1,7 . 10 -8<br />
90 Sr( 90 Y) 7,7 . 10 -8<br />
90 Y 1,7 . 10 -9<br />
137 Cs 6,7 . 10 -9<br />
226 Ra 2,2 . 10 -6<br />
228 Ra 1,7 . 10 -6<br />
228 Th 2,5 . 10 -5<br />
232 Th 2,9 . 10 -5<br />
235 U 6,1 . 10 -6<br />
238 U 5,7 . 10 -6<br />
239/240 Pu 3,2 . 10 -5<br />
entfällt 5,8 . 10 -10<br />
U Dickdarm 9,0 . 10 -9<br />
Lunge 9,6 . 10 -8<br />
Lunge 6,3 . 10 -7<br />
U Dickdarm 1,3 . 10 -8<br />
Uterus 6,9 . 10 -9<br />
Lunge 1,7 . 10 -5<br />
Knochenoberfläche<br />
3,6 . 10 -5<br />
Lunge 2,1 . 10 -4<br />
Knochenoberfläche<br />
1,5 . 10 -3<br />
ET Luftwege 6,9 . 10 -5<br />
ET Luftwege 6,5 . 10 -5<br />
Knochenoberfläche<br />
1,0 . 10 -3<br />
5,8 . 10 -10<br />
6,2 . 10 -9<br />
3,4 . 10 -9<br />
2,8 . 10 -8<br />
2,7 . 10 -9<br />
1,3 . 10 -8<br />
2,8 . 10 -7<br />
6,7 . 10 -7<br />
7,2 . 10 -8<br />
2,2 . 10 -7<br />
4,6 . 10 -8<br />
4,4 . 10 -8<br />
2,5 . 10 -7<br />
16<br />
rotes<br />
Knochenmark 5,7 . 10 -10<br />
U Dickdarm 1,9 . 10 -8<br />
U Dickdarm 1,8 . 10 -8<br />
rotes<br />
Knochenmark 1,8 . 10 -7<br />
U Dickdarm 3,1 . 10 -8<br />
Uterus 1,4 . 10 -8<br />
Knochenoberfläche<br />
1,2 . 10 -5<br />
Knochenoberfläche<br />
2,2 . 10 -5<br />
Knochenoberfläche<br />
2,5 . 10 -6<br />
Knochenoberfläche<br />
1,2 . 10 -5<br />
Knochenoberfläche<br />
7,4 . 10 -7<br />
Knochenoberfläche<br />
7,1 . 10 -7<br />
Knochenoberfläche<br />
1,8 . 10 -6
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Beispiel 1:<br />
Beispiel 2:<br />
Eine Person inkorporiert einmalig 1000 Bq 3 H durch<br />
Inhalation. Welche effektive Dosis erhält die Person ?<br />
Lösung:<br />
DE( 3 H) = 4,110 -11 Sv/Bq1000 Bq 3 H<br />
= 4,1 10 -8 Sv = 41 nSv<br />
Vergleich die natürliche externe Strahlenexposition<br />
beträgt ca. 50 bis 70 nSv/h.<br />
Der er<strong>mit</strong>telte Dosiswert würde also der natürlichen<br />
externen Strahlenexposition von ca. 35 bis ca. 50 Minuten<br />
entsprechen.<br />
Welche effektive Dosis und welche Dosis für das kritische<br />
Organ bzw. Gewebe verursacht die einmalige Inhalation<br />
von 1000 Bq 232 Th (ca. 250 mg 232 Th) ?<br />
Lösung:<br />
Effektive Dosis:<br />
DE( 232 Th) = 2,910 -5 Sv/Bq1000 Bq 232 Th<br />
= 2,910 -2 Sv = 29 mSv<br />
Dosis für das kritische Organ bzw. Gewebe:<br />
Knochenoberfläche<br />
DO( 232 Th) = 1,510 -3 Sv/Bq1000 Bq 232 Th<br />
= 1,510 0 Sv = 1500 mSv<br />
Vergleich <strong>mit</strong> Dosisgrenzwerten nach Strahlenschutzverordnung:<br />
Effektive Dosis: 20 mSv/ Jahr.<br />
Bewertung: Dosisgrenzwert knapp überschritten.<br />
Organdosis: Knochenoberfläche: 300 mSv/ Jahr.<br />
Bewertung: Dosisgrenzwert weit (Faktor 5) überschritten<br />
17
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Abbildung 4:<br />
Größenordnung und<br />
Vergleich der<br />
<strong>mit</strong>tleren jährlichen<br />
effektiven Äquivalentdosis<br />
Zerfall:<br />
(nach ICRP 38)<br />
Strahlenexposition:<br />
Inhalation (nach<br />
BfS):<br />
Ingestion (nach<br />
BfS):<br />
2.1 Die Strahlenexposition des Menschen<br />
Die <strong>mit</strong>tlere jährliche Strahlenexposition des Menschen<br />
beträgt ca. 2,4 mSv pro Jahr. Die Hauptanteile der<br />
inneren Strahlenexposition aus natürlichen Quellen sind<br />
die Inhalation des 222 Rn <strong>mit</strong> den Zerfallsprodukten und die<br />
Ingestion des 40 K. Die Größenordnungen von typischen<br />
Strahlenexpositionen sind:<br />
Größenordnungen und Vergleiche der <strong>mit</strong>tleren effektiven Dosis:<br />
Natürliche Quellen<br />
nur Radon: Normalbevölkerung<br />
Medizinische Quellen<br />
Tschernobyl<br />
Grenzwert (beruflich Strahlexp.)<br />
3. Wichtige Radionuklide<br />
3.1 3 H (Tritium)<br />
Halbwertszeit: 12, 35 Jahre<br />
Zerfallsart: - (keine )<br />
Emissionswahrscheinlichkeit: Y( - ) = 1 (Bq·s) -1<br />
Mittlere Energie: Ē( - ) ≈ 5,683 keV<br />
Maximale Energie: Emax( - ) ≈ 20 keV<br />
Hauptanteil: intern<br />
Chemische Form: HTO, Gas<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,HTO =1,8·10 -11 Sv/Bq<br />
E,Gas =1,8·10 -15 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O,HTO =1,8·10 -11 Sv/Bq<br />
O,Gas =1,8·10 -15 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E =1,8·10 -11 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O =1,8·10 -11 Sv/Bq<br />
18<br />
2,4 mSv pro Jahr (2 bis einige 10 mSv pro Jahr)<br />
1,4 mSv pro Jahr (1 bis einige 10 mSv pro Jahr)<br />
1,5 mSv pro Jahr<br />
0,05 mSv pro Jahr<br />
20 mSv pro Jahr<br />
Grenzwert (Bevölkerung) 0,3 mSv pro Jahr
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Inhalation (nach<br />
BfS):<br />
Ingestion (nach<br />
BfS):<br />
Beispiel:<br />
Aktivitätsgrenzwerte:<br />
3 H<br />
Zerfall:<br />
(nach ICRP 38)<br />
Strahlenexposition:<br />
Inhalation (nach<br />
BfS):<br />
Chemische Form: OBT (Organic Bound Tritium)<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,OBT ≈4,1·10 -11 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O,OBT ≈4,1·10 -11 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,OBT ≈4,2·10 -11 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O ≈4,1·10 -11 Sv/Bq<br />
Zufuhrpfad, der zur maximalen effektiven Dosis pro<br />
inkorporierte Aktivität führt: Ingestion von OBT<br />
Effektive Dosis E bei einmaliger Zufuhr von 1000 Bq<br />
OBT:<br />
E = 4,2·10 -8 Sv = 0,000042 mSv<br />
Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 1000 Bq/g<br />
Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 1000 Bq/g<br />
Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 100 Bq/cm²<br />
Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV)<br />
HTO, Gas: 1·10 7 Bq/m³<br />
OBT: 7·10 6 Bq/m³<br />
Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 1·10 2 Bq/m³<br />
3.2 14 C<br />
Halbwertszeit: 5730 Jahre<br />
Zerfallsart: - (keine )<br />
Emissionswahrscheinlichkeit: Y( - ) = 1 (Bq·s) -1<br />
Mittlere Energie: Ē( - ) ≈ 49,45 keV<br />
Maximale Energie: Emax( - ) ≈ 200 keV<br />
Hauptanteil: intern<br />
Chemische Form: Dampf, CO, CO2<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,Dampf=5,8·10 -10<br />
Sv/Bq E,CO =8,0·10 -<br />
13 Sv/Bq<br />
E,CO2 =6,5·10 -12 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O,D =5,8·10 -10 Sv/Bq<br />
O,CO =8,0·10 -13 Sv/Bq<br />
E,CO2 =6,5·10 -12 Sv/Bq<br />
19
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Ingestion (nach<br />
BfS):<br />
Beispiel:<br />
Aktivitätsgrenzwerte:<br />
14 C<br />
Zerfall:<br />
(nach ICRP 38)<br />
Strahlenexposition:<br />
Inhalation (nach<br />
BfS):<br />
Ingestion (nach<br />
BfS):<br />
Beispiel:<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E =5,8·10 -10 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O =5,7·10 -10 Sv/Bq<br />
Zufuhrpfad, der zur maximalen effektiven Dosis pro<br />
inkorporierte Aktivität führt: Ingestion von 14 C in jeder<br />
Form oder Inhalation von 14 C als Dampf<br />
Effektive Dosis E bei einmaliger Zufuhr von 1000 Bq:<br />
E = 5,8·10 -7 Sv = 0,00058 mSv<br />
Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 80 Bq/g<br />
Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 80 Bq/g<br />
Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 1000 Bq/cm²<br />
Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV): 6·10 5 Bq/m³<br />
Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 6 Bq/m³<br />
3.3 32 P<br />
Halbwertszeit: 14,29 Tage<br />
Zerfallsart: - (keine )<br />
Emissionswahrscheinlichkeit: Y( - ) = 1 (Bq·s) -1<br />
Mittlere Energie: Ē( - ) ≈ 694,7 keV<br />
Maximale Energie: Emax( - ) ≈ 1700 keV<br />
Hauptanteil: intern<br />
Stoffklasse: F → f1 = 0,8<br />
M → f1 = 0,8<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,F =1,1·10 -9 Sv/Bq<br />
E,M =2,9·10 -9 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O,F =4,5·10 -9 Sv/Bq<br />
O,M =3,6·10 -9 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E =2,4·10 -9 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O =8,2·10 -9 Sv/Bq<br />
Zufuhrpfad, der zur maximalen effektiven Dosis pro<br />
inkorporierte Aktivität führt: Inhalation von 32 P (M) .<br />
20
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Aktivitätsgrenzwerte:<br />
32 P<br />
Zerfall:<br />
(nach ICRP 38)<br />
Strahlenexposition:<br />
Inhalation (nach<br />
BfS):<br />
Ingestion (nach<br />
BfS):<br />
Beispiel:<br />
Effektive Dosis E bei einmaliger Zufuhr von 1000 Bq:<br />
E = 2,9·10 -6 Sv = 0,0029 mSv<br />
Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 20 Bq/g<br />
Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 20 Bq/g<br />
Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 100 Bq/cm²<br />
Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV): 3·10 4 Bq/m³<br />
Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 10 Bq/m³<br />
3.4 33 P<br />
Halbwertszeit: 25,4 Tage<br />
Zerfallsart: - (keine )<br />
Emissionswahrscheinlichkeit: Y( - ) = 1 (Bq·s) -1<br />
Mittlere Energie: Ē( - ) ≈ 76,60 keV<br />
Maximale Energie: Emax( - ) ≈ 100 keV<br />
Hauptanteil: intern<br />
Stoffklasse: F → f1 = 0,8<br />
M → f1 = 0,8<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,F =1,4·10 -10 Sv/Bq<br />
E,M =1,3·10 -9 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O,F =2,8·10 -10 Sv/Bq<br />
O,M =2,3·10 -10 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E =2,4·10 -10 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O =5,1·10 -10 Sv/Bq<br />
Zufuhrpfad, der zur maximalen effektiven Dosis pro<br />
inkorporierte Aktivität führt: Inhalation von 33 P (M) .<br />
Effektive Dosis E bei einmaliger Zufuhr von 1000 Bq:<br />
E = 1,3·10 -6 Sv = 0,0013 mSv<br />
Faktor der Dosiseinsparung bei Verwendung von 33 P anstatt 32 P:<br />
Ca. 2,3.<br />
21
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Aktivitätsgrenzwerte:<br />
33 P<br />
Zerfall:<br />
(nach ICRP 38)<br />
Strahlenexposition:<br />
Inhalation (nach<br />
BfS):<br />
Ingestion (nach<br />
BfS):<br />
Ingestion (nach<br />
BfS)<br />
Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 200 Bq/g<br />
Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 200 Bq/g<br />
Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 1000 Bq/cm²<br />
Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV): 3·10 5 Bq/m³<br />
Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 20 Bq/m³<br />
3.5 35 S<br />
Halbwertszeit: 87,44 Tage<br />
Zerfallsart: - (keine )<br />
Emissionswahrscheinlichkeit: Y( - ) = 1 (Bq·s) -1<br />
Mittlere Energie: Ē( - ) ≈ 48,83 keV<br />
Maximale Energie: Emax( - ) ≈ 200 keV<br />
Hauptanteil: intern<br />
Chemische Verbindung: anorganisch<br />
Stoffklasse: F → f1 = 0,8<br />
M → f1 = 0,8<br />
Dampf<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,F =8,0·10 -11 Sv/Bq<br />
E,M =1,1·10 -9 Sv/Bq<br />
E,Dampf=1,2·10 -10 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (ET-Luftwege): O,F =6,6·10 -10 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Lunge): O,M =8,6·10 -9 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (rotes Knochenmark): O,Dampf=9,7·10 -11 Sv/Bq<br />
Stoffklasse: f1 = 0,8<br />
f1 = 0,1<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,0,8 =1,4·10 -10 Sv/Bq<br />
E,0,1 =1,9·10 -10 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (unterer Dickdarm): O,0,8 =7,5·10 -10 Sv/Bq<br />
O,0,1 =2,2·10 -9 Sv/Bq<br />
Chemische Verbindung: organisch<br />
Stoffklasse: f1 = 1,0<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,1 =7,7·10 -10 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (rotes Knochenmark): O,1 =7,5·10 -10 Sv/Bq<br />
22
Beispiel:<br />
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Aktivitätsgrenzwerte:<br />
35 S<br />
Zerfall:<br />
(nach ICRP 38)<br />
Strahlenexposition:<br />
Inhalation (nach<br />
BfS):<br />
Ingestion (nach<br />
BfS):<br />
Zufuhrpfad, der zur maximalen effektiven Dosis pro<br />
inkorporierte Aktivität führt: Inhalation von anorganisch<br />
gebundenem 35 S (M) .<br />
Effektive Dosis E bei einmaliger Zufuhr von 1000 Bq:<br />
E = 1,1·10 -6 Sv = 0,0011 mSv<br />
Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 60 Bq/g<br />
Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 600 Bq/g<br />
Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 1000 Bq/cm²<br />
Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV):<br />
anorganisch: 7·10 5 Bq/m³<br />
organisch: 1·10 5 Bq/m³<br />
Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 20 Bq/m³<br />
3.6 125 I<br />
Halbwertszeit: 60,14 Tage<br />
Zerfallsart: ec<br />
<br />
Röntgenquanten<br />
Auger-Elektronen<br />
Emissionswahrscheinlichkeit: Y() = 0,0667(Bq·s) -1<br />
Energie : E() = 35,39 keV<br />
Energie (Röntgen): E(X) 4,09-31,71 keV<br />
Energie (Auger-El.): E(e - ) 3,09-30,13 keV<br />
Hauptanteil: intern<br />
Stoffklasse: F → f1 = 1,0<br />
Dampf→ f1 = 1,0<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,F =7,3·10 -9 Sv/Bq<br />
E,Dampf=1,4·10 -8 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (Schilddrüse): O,F =1,5·10 -7 Sv/Bq<br />
O,Dampf=2,7·10 -7 Sv/Bq<br />
Dosiskoeffizient (effektiv): E,1,0 =1,5·10 -8 Sv/Bq<br />
E,1,0 =3,0·10 -7 Sv/Bq<br />
23
Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />
Aktivitätsgrenzwerte:<br />
125 I<br />
Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 3 Bq/g<br />
Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 3 Bq/g<br />
Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 10 Bq/cm²<br />
Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV): 4·10 4 Bq/m³<br />
Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 0,5 Bq/m³<br />
24
Externe und<br />
innere Strahlenexposition<br />
Folgen von Strahlenexposition<br />
Verantwortbarer<br />
<strong>Umgang</strong><br />
Rechtfertigung<br />
(§4 StrlSchV)<br />
Dosisbegrenzung<br />
(§5 StrlSchV)<br />
Vermeidung<br />
(§6(1) StrlSchV)<br />
Minimierungsgebot<br />
(§6(2) StrlSchV)<br />
Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />
C. Strahlenschutzgrundsätze<br />
1. Gefahren durch ionisierende Strahlung<br />
Bei einem Aufenthalt in Strahlenschutzbereichen, in<br />
denen <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> umgegangen wird, kann<br />
eine Strahlenexposition durch ionisierende Strahlung nicht<br />
ausgeschlossen werden. Der erforderliche <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>offenen</strong> und umschlossenen <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> kann zu<br />
einer externen und/oder zu einer inneren Strahlenexposition<br />
durch die Inkorporation von <strong>radioaktiven</strong><br />
<strong>Stoffen</strong> führen.<br />
Jede Strahlenexposition, sei sie auch noch so gering, kann<br />
beim exponierten Menschen somatische und genetische<br />
Schäden verursachen und da<strong>mit</strong> schwere Erkrankungen,<br />
wie z.B. Krebs und Schädigung der Leibesfrucht,<br />
auslösen, die eine Lebensverkürzung der exponierten<br />
Person bzw. genetische Defekte bei den Nachkommen der<br />
exponierten Person zur Folge haben können. Jede<br />
Strahlenexposition einer werdenden Mutter kann auch das<br />
ungeborene Kind schädigen.<br />
Da<strong>mit</strong> ein <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> bzw. ein<br />
Aufenthalt in Strahlenschutzbereichen verantwortbar ist<br />
und die schädlichen Auswirkungen für Mensch und<br />
Umwelt auf ein Minimum beschränkt bleiben, sind die<br />
folgenden Strahlenschutzgrundsätze zu beachten:<br />
2. Strahlenschutzgrundsätze<br />
Der <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> darf nur in den<br />
Mengen und Häufigkeiten erfolgen, die zur Erreichung<br />
des Ziels unbedingt erforderlich sind.<br />
Die gültigen Dosisgrenzwerte müssen eingehalten werden.<br />
Jede unnötige Strahlenexposition von Menschen, Umwelt<br />
und Sachgütern ist zu vermeiden.<br />
Die Strahlenexposition muss auch unterhalb der<br />
Grenzwerte reduziert werden.<br />
25
Table 2: Grenzwerte<br />
der jährlichen effektiven<br />
Dosis GE und<br />
der Organ- oder Gewebedosen<br />
GO und<br />
die Anteile p der<br />
Überwachungsinterva<br />
lle (p: Anzahl der<br />
Überwachungsintervalle<br />
pro Jahr).<br />
Anlage VI<br />
StrlschV<br />
Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />
3. Schutzvorschriften und Grenzwerte<br />
Das Strahlenschutzrecht, so komplex es auf den ersten<br />
Blick aussieht, hat den großen Vorteil, dass es auf mehr<br />
als 100 Jahre Erfahrung des Menschen im <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> und ionisierender Strahlung zurückgreifen<br />
kann und aufgrund der weitestgehenden internationalen<br />
Harmonisierung von Rechtsnormen und dosimetrischen<br />
Modellen für die meisten der bekannten<br />
<strong>Umgang</strong>sarten einen einheitlichen Schutz bietet. Daraus<br />
abgeleitet und auf den konkreten <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong><br />
<strong>Stoffen</strong> in unseren Strahlenschutzbereich bezogen gibt<br />
die Strahlenschutzanweisung verbindliche Anweisungen.<br />
Nr. Organ bzw. Gewebe GO bzw.<br />
GE /mSv<br />
gO bzw.<br />
gE /mSv<br />
Nr. Organ bzw. Gewebe GO bzw.<br />
GE /mSv<br />
26<br />
gO bzw.<br />
gE /mSv<br />
1 ET Luftwege 150 15/p 14 Unterer Dickdarm 150 15/p<br />
2 Lunge 150 15/p 15 Dickdarm 150 15/p<br />
3 Blase 150 15/p 16 Milz 150 15/p<br />
4 Brust 150 15/p 17 Muskel 150 15/p<br />
5 Gehirn 150 15/p 18 Nebenniere 150 15/p<br />
6 Haut 500 50/p 19 Nieren 150 15/p<br />
7 Hoden 50 5/p 20 Ovarien 50 5/p<br />
8 Knochenoberfläche 300 30/p 21 Pankreas 150 15/p<br />
9 Leber 150 15/p 22 Rotes Knochenmark 50 5/p<br />
10 Speiseröhre 150 15/p 23 Schilddrüse 300 30/p<br />
11 Magen 150 15/p 24 Thymus 150 15/p<br />
12 Dünndarm 150 15/p 25 Uterus 50 5/p<br />
13 Oberer Dickdarm 150 15/p 26 effektiv 20 1/p<br />
4. Dosimetrische Größen und Gewebe- und Strahlenwichtungsfaktoren<br />
4.1 Messgrößen für äußere Strahlung<br />
Messgrößen für äußere Strahlung sind<br />
a) für die Personendosimetrie die Tiefen-Personendosis<br />
Hp(10) und Oberflachen-Personendosis Hp(0,07). Die<br />
Tiefen-Personendosis Hp(10) ist die Äquivalentdosis in 10<br />
mm Tiefe im Körper an der Tragestelle des<br />
Personendosimeters. Die Oberflachen-Personendosis
a) Organdosis<br />
Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />
Hp(0,07) ist die Äquivalentdosis in 0,07 mm Tiefe des<br />
Körpers an der Tragestelle des Personendosimeters.<br />
b) für die Ortsdosismetrie die Umgebungs-Äquivalentdosis<br />
H*(10) und die Richtungs-Äquivalentdosis H'(0,07,<br />
W).<br />
Die Umgebungs-Äquivalentdosis H*(10) am<br />
interessierenden Punkt im tatsächlichen Strahlungsfeld ist<br />
die Äquivalentdosis, die im zugehörigen ausgerichteten<br />
und aufgeweiteten Strahlungsfeld in 10 mm Tiefe auf dem<br />
der Einfallsrichtung der Strahlung entgegengesetzt<br />
orientierten Radius der ICRU-Kugel erzeugt würde. Die<br />
Richtungs-Äquivalentdosis H'(0,07, W) am<br />
interessierenden Punkt im tatsächlichen Strahlungsfeld ist<br />
die Äquivalentdosis, die im zugehörigen ausgerichteten<br />
und aufgeweiteten Strahlungsfeld in 0,07 mm Tiefe auf<br />
einem in festgelegter Richtung W orientierten Radius der<br />
ICRU-Kugel erzeugt würde. Dabei ist<br />
- ein aufgeweitetes Strahlungsfeld ein idealisiertes Strahlungsfeld, in dem die Teilchenflussdichte und die<br />
Energie- und Richtungsverteilung der Strahlung an allen Punkten eines ausreichend großen Volumens die<br />
gleichen Werte aufweisen wie das tatsächliche Strahlungsfeld am interessierenden Punkt,<br />
- ein aufgeweitetes und ausgerichtetes Feld ein idealisiertes Strahlungsfeld, das aufgeweitet und in dem die<br />
Strahlung zusätzlich in eine Richtung ausgerichtet ist,<br />
- die ICRU-Kugel ein kugelförmiges Phantom von 30 cm Durchmesser aus ICRU-Weichteilgewebe<br />
(gewebeäquivalentes Material der Dichte 1 g/cm³, Zusammensetzung: 76,2 % Sauerrstoff, 11,1 % Kohlenstoff,<br />
10,1 % Wasserstoff, 2,6 % Stickstoff)<br />
Die Einheit der Äquivalentdosis ist das Sievert<br />
(Einheitszeichen Sv).<br />
4.2 Berechnung der Körperdosis<br />
Die Organdosis HT,R ist das Produkt aus der über das<br />
Gewebe oder Organ T ge<strong>mit</strong>telten Energiedosis, der<br />
Organ-Energiedosis DT,R, die durch die Strahlung R<br />
erzeugt wird, und dem Strahlungswichtungsfaktor wR<br />
nach Teil C Nummer 1:<br />
H T,R = w R·D T,R<br />
Besteht die Strahlung aus Arten und Energien <strong>mit</strong><br />
unterschiedlichen Werten von wR, so werden die<br />
einzelnen Beiträge addiert. Für die gesamte Organdosis<br />
HT gilt dann:<br />
27
) effektive Dosis<br />
c) Strahlenexposition<br />
durch Inkorporation<br />
und<br />
Submersion<br />
d) Äußere Strahlenexpositionungeborener<br />
Kinder<br />
Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />
HT =<br />
RS wR·DT,R Die Einheit der Organdosis ist das Sievert<br />
(Einheitszeichen Sv).<br />
Soweit in den §§ 36, 46, 47, 49, 54, 55 und 58 Werte oder<br />
Grenzwerte für die Organdosis der Haut festgelegt sind,<br />
beziehen sie sich auf die lokale Hautdosis. Die lokale<br />
Hautdosis ist das Produkt der ge<strong>mit</strong>telten Energiedosis der<br />
Haut in 0,07 mm Gewebetiefe <strong>mit</strong> dem Strahlungs-<br />
Wichtungsfaktor nach Teil C. Die Mittelungsfläche<br />
beträgt 1 cm², unabhängig von der exponierten<br />
Hautfläche.<br />
Die effektive Dosis E ist die Summe der Organdosen HT,<br />
jeweils multipliziert <strong>mit</strong> dem zugehörigen Gewebe-<br />
Wichtungsfaktor wT nach Teil C Nummer 2. Dabei ist<br />
über alle in Teil C Nummer 2 aufgeführten Organe und<br />
Gewebe zu summieren.<br />
S S S<br />
E T = w T·H T = w T· w R·D T,R<br />
T T R<br />
Die Einheit der effektiven Dosis ist das Sievert<br />
(Einheitszeichen Sv). Bei der Er<strong>mit</strong>tlung der effektiven<br />
Dosis ist die Energiedosis der Haut in 0,07 mm<br />
Gewebetiefe über die ganze Haut zu <strong>mit</strong>teln.<br />
Bei der Berechnung der Strahlenexposition durch<br />
Inkorporation oder Submersion sind die<br />
Dosiskoeffizienten des Bundensanzeigers (auch unter<br />
www.bfs.de/bfs/recht/recht.html ... heranzuziehen, soweit<br />
die zuständige Behörde nichts anderes festlegt.<br />
Bei äußerer Strahlenexposition gilt die Organdosis der<br />
Gebärmutter als Äquivalentdosis des ungeborenen Kindes.<br />
28
a) Strahlungs-<br />
Wichtungsfaktor wR<br />
b) Gewebe- Wichtungsfaktor<br />
wT<br />
a) Berechnung der<br />
Organfolgedosis<br />
HT(t)<br />
Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />
4.3 Werte des Strahlungswichtungsfaktors<br />
Die Werte des Strahlungs-Wichtungsfaktor wR richten<br />
sich nach Art und Qualität des äußeren Strahlungsfeldes<br />
oder nach Art und Qualität der von einem inkorporierten<br />
Radionuklid e<strong>mit</strong>tierten Strahlung.<br />
Art und Energiebereich<br />
Strahlungs-Wichtungsfaktor wR<br />
Photonen, alle Energien 1<br />
Elektronen und Myonen, alle Energien 1<br />
Neutronen, Energie < 10 keV 5<br />
10 keV bis 100 keV 10<br />
> 100 keV bis 2 MeV 20<br />
> 2 MeV bis 20 MeV 10<br />
> 20 MeV 5<br />
Protonen, außer Rückstoßprotonen, 5<br />
Energie > 2 MeV<br />
Alphateilchen, Spaltfragmente, schwere Kerne 20<br />
Für die Berechnung von Organdosen und der effektiven<br />
Dosis für Neutronenstrahlung wird die stetige Funktion<br />
wR = 5 + 17 · exp{-[ln(2·En)]²/6}<br />
benutzt, wobei En der Zahlenwert der Neutronenenergie in<br />
MeV ist. Für die nicht in der Tabelle enthaltenen<br />
Strahlungsarten und Energien kann wR dem <strong>mit</strong>tleren<br />
Qualitätsfaktor Q in einer Tiefe von 10 mm in einer<br />
ICRU-Kugel gleichgesetzt werden.<br />
Gewebe oder Organe<br />
Gewebe-Wichtungsfaktor w T<br />
Keimdrüsen 0,20<br />
Knochenmark (rot) 0,12<br />
Dickdarm 0,12<br />
Lunge 0,12<br />
Magen 0,12<br />
Blase 0,05<br />
Brust 0,05<br />
Leber 0,05<br />
Speiseröhre 0,05<br />
Schilddrüse 0,05<br />
Haut 0,01<br />
Knochenoberfläche 0,01<br />
1, 2<br />
andere Organe und Gewebe 0,05<br />
4.4 Berechnung der Organ-Folgedosis und der<br />
effektiven Folgedosis<br />
Die Organfolgedosis HT(t) ist das Zeitintegral der Organ-<br />
Dosisleistung im Gewebe oder Organ T,<br />
29
Einheit:<br />
[HT()] = 1Sv<br />
Sievert<br />
b) Berechnung der<br />
effektiven Folgedosis<br />
E()<br />
Einheit:<br />
[E()] = 1Sv<br />
Sievert<br />
Begriffe im<br />
Strahlenschutz:<br />
„Verstrahlt“,<br />
„belastet“,<br />
„strahlenexponiert“<br />
?<br />
Emotion oder<br />
Vernunft ?<br />
Angst oder<br />
Erkenntnis ?<br />
Heilsam oder<br />
schädlich ?<br />
Die zwei Seiten<br />
der ionisierenden<br />
Strahlung.<br />
Nur Wissen und<br />
Verantwortung<br />
schützt wirksam.<br />
Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />
t0 + .<br />
HT() = HT(t) dt<br />
t 0<br />
für eine Inkorporation zum Zeitpunkt t0 <strong>mit</strong><br />
.<br />
HT(t) <strong>mit</strong>tlere Organ-Dosisleistung im Gewebe oder Organ T zum Zeitpunkt t<br />
Zeitraum, angegeben in Jahren, über den die Integration erfolgt. Wird kein Wert für<br />
ist für Erwachsene der Zeitraum von 50 Jahren und für Kinder der Zeitraum vom<br />
jeweiligen Alter bis zum Alter von 70 Jahren zu Grunde zu legen.<br />
Die effektive Folgedosis E() ist die Summe der Organ-<br />
Folgedosen HT(), jeweils multipliziert <strong>mit</strong> dem zugehörigen<br />
Gewebe-Wichtungsfaktor wT nach Teil C Nr. 2.<br />
Dabei ist über alle in Teil C Nummer 2 aufgeführten<br />
Organe und Gewebe zu summieren.<br />
E() =<br />
RS wT·HT() 5. Begriffsbestimmungen (§3 StrlSchV)<br />
Der Strahlenschutz erfordert zur Vorbeugung von<br />
Mißverständnissen die einheitliche Anwendung von<br />
wissenschaftlichen Fachbegriffen. So suggeriert z.B. das<br />
Wort „verstrahlt“ in übertriebener Weise und unsachlicher<br />
Weise eine Bedrohung des Lebens und wird daher<br />
hauptsächlich zur Erzeugung von Emotionen wie Angst<br />
missbraucht. Der Begriff „belastet“ wird dann verwendet,<br />
wenn man die Schädlichkeit betonen will. Empfindet aber<br />
ein Patient, der durch die Anwendung radioaktiver Stoffe<br />
von einer lebensbedrohlichen Tumorerkrankung geheilt<br />
wurde, dessen Schmerzen wirksam gelindert wurden oder<br />
dessen Erkrankung frühzeitig diagnostiziert wurde, die<br />
ionisierende Strahlung als Belastung oder Bedrohung?<br />
Ein wirksamer Schutz vor den schädlichen Auswirkungen<br />
ionisierender Strahlung beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Radionukliden<br />
darf nicht von Angst und Panik bestimmt, sondern muss<br />
vom Wissen über den sicheren <strong>Umgang</strong>, das aus<br />
fundierten und anerkannten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
resultiert, sowie von verantwortungsbewußten<br />
Handeln geprägt sein. Daher werden im Anhang (Seite<br />
78ff) eine Auswahl wichtiger Begriffe im Strahlenschutz<br />
gemäß §3 StrlSchV zitiert und in diesem Sinne verwendet.<br />
30
§36 StrSchV: Strahlenschutzbereiche<br />
Definition nach<br />
ODL<br />
§37 StrSchV:<br />
Zutritt zu Strahlenschutzbereichen<br />
Teil 2: Strahlenschutzverordnung<br />
D. Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />
D. Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />
Die physikalische Strahlenschutzkontrolle hat zum Ziel,<br />
den Schutz von Personen in Strahlenschutzbereichen zu<br />
gewährleisten.<br />
Übersicht über die Schutzvorschriften der<br />
physikalischen Strahlenschutzkontrolle<br />
§ 36 Strahlenschutzbereiche<br />
§ 37 Zutritt zu Strahlenschutzbereichen<br />
§ 38 Unterweisung<br />
§ 39 Messtechnische Überwachung in Strahlenschutzbereichen<br />
§ 40 Zu überwachende Personen<br />
§ 41 Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosis<br />
§ 42 Aufzeichnungs- und Mitteilungspflicht<br />
§ 43 Schutzvorkehrungen<br />
§ 44 Kontamination und Dekontamination<br />
§ 45 Beschäftigungsverbote und Beschäftigungsbeschränkungen<br />
Überwachungsbereiche sind nicht zum Kontrollbereich gehörende betriebliche Bereiche,<br />
in denen Personen im Kalenderjahr<br />
eine effektive Dosis von mehr als 1 mSv oder<br />
höhere Organdosen als 15 mSv für die Augenlinse oder<br />
50 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße und Knöchel<br />
erhalten können,<br />
Kontrollbereiche sind Bereiche,<br />
in denen Personen im Kalenderjahr<br />
eine effektive Dosis von mehr als 6 mSv oder<br />
höhere Organdosen als 45 mSv für die Augenlinse oder<br />
150 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße und Knöchel<br />
erhalten können,<br />
Sperrbereiche sind Bereiche des Kontrollbereiches,<br />
in denen die Ortsdosisleistung höher als 3 mSv·h -1 sein kann.<br />
Personen darf der Zutritt<br />
1. zu Überwachungsbereichen nur erlaubt werden, wenn<br />
a) sie darin eine dem Betrieb dienende Aufgabe wahrnehmen,<br />
b) ihr Aufenthalt in diesem Bereich als Patient, Proband oder helfende Person erforderlich ist,<br />
c) bei Auszubildenden oder Studierenden dies zur Erreichung ihres Ausbildungszieles erforderlich ist oder<br />
d) sie Besucher sind,<br />
2. zu Kontrollbereichen nur erlaubt werden, wenn<br />
a) sie zur Durchführung oder Aufrechterhaltung der darin vorgesehenen Betriebsvorgänge tätig werden müssen,<br />
b) ihr Aufenthalt im diesem Bereich als Patient ....<br />
c) bei Auszubildenden oder Studierenden dies zur Erreichung ihres Ausbildungszieles erforderlich ist,<br />
3. zu Sperrbereichen nur erlaubt werden, wenn<br />
a) sie zur Durchführung der im Sperrbereich ...<br />
b) ihr Aufenthalt in diesem Bereich als Patient, Proband oder helfende Person ...<br />
31
§39 StrlSchV:<br />
Messtechnische<br />
Überwachung von<br />
Strahlenschutzberei<br />
chen<br />
§40 StrlSchV: Zu<br />
überwachende<br />
Personen<br />
§41 StrlSchV: Er<strong>mit</strong>tlung<br />
der<br />
Köperdosis<br />
§44 StrlSchV:<br />
Kontamination und<br />
Dekontamination<br />
Kontaminationskontrolle<br />
an Personen<br />
an Sachen<br />
Kontrollbereich:<br />
nicht festhaftende<br />
Oberflächenkontamination<br />
> 100 GW<br />
Teil 2: Strahlenschutzverordnung<br />
D. Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />
In Strahlenschutzbereichen ist in dem für die Er<strong>mit</strong>tlung der Strahlenexposition erforderlichen Umfang<br />
jeweils einzeln oder in Kombination<br />
1. die Ortsdosis oder die Ortsdosisleistung oder<br />
2. die Konzentration radioaktiver Stoffe in der Luft oder<br />
3. die Kontaminations des Arbeitsplatzes<br />
zu messen.<br />
An Personen, die sich im Kontrollbereich aufhalten, ist die Körperdosis zu er<strong>mit</strong>teln. Die Er<strong>mit</strong>tlungsergebnisse<br />
müssen bis spätestens neun Monate nach Aufenthalt im Kontrollbereich vorliegen. Ist<br />
beim Aufenthalt im Kontrollbereich sichergestellt, dass im Kalenderjahr eine effektive Dosis von<br />
1 mSv oder höhere Organdosen als ein Zehntel der Organdosisgrenzwerte des § 55 Abs. 2 nicht<br />
erreicht werden können, so kann die zuständige Behörde Ausnahmen von Satz 1 zulassen.<br />
siehe Teil 6<br />
Maßnahmen bei Überschreitung nuklidspezifischer Grenzwerte<br />
der Oberflächenkontamination unter Anwendung<br />
der Summenformel<br />
(1) Beim Vorhanden sein offener radioaktiver Stoffe …<br />
ist in Strahlenschutzbereichen festzustellen, ob Kontaminationen<br />
durch diese Stoffe vorliegen. An Personen,<br />
die den Kontrollbereich verlassen, in denen offene<br />
radioaktive Stoffe vorhanden sind ist zu prüfen, ob diese<br />
kontaminiert sind. Wird hierbei eine Kontamination<br />
festgestellt, so sind unverzüglich Maßnahmen zu treffen,<br />
die geeignet sind, weitere Strahlenexpositionen und eine<br />
Weiterverbreitung radioaktiver Stoffe zu verhindern.<br />
(2) Zur Verhinderung der Weiterverbreitung radioaktiver<br />
Stoffe oder ihrer Aufnahme in den Körper sind<br />
unverzüglich Maßnahmen zu treffen, wenn Grenzwerte<br />
der nicht festhaftenden oder der festhaftenden<br />
Oberflächenkontamination überschritten sind.<br />
1. auf Verkehrsflächen, an Arbeitsplätzen oder an der<br />
Kleidung in Kontrollbereichen festgestellt wird, dass die<br />
nicht festhaftende Oberflächenkontamination das 100fache<br />
der Werte der Anlage III Tabelle 1 Spalte 4<br />
überschreitet oder<br />
32
Überwachungsbereich:<br />
nicht festhaftendeOberflächenkontamination<br />
> 10 GW<br />
ausserhalb Strahlenschutzbereich:Oberflächenkontamination<br />
> 1 GW<br />
Teil 2: Strahlenschutzverordnung<br />
D. Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />
2. auf Verkehrsflächen, an Arbeitsplätzen oder an der<br />
Kleidung in Überwachungsbereichen festgestellt wird,<br />
dass die nicht festhaftende Oberflächenkontamination das<br />
zehnfache der Werte der Anlage III Tabelle 1 Spalte 4<br />
überschreitet oder<br />
außerhalb eines Strahlenschutzbereiches auf dem<br />
Betriebsgelände die Oberflächenkontamination von<br />
Bodenflächen, Gebäuden und beweglichen Gegenständen,<br />
insbesondere Kleidung, die Werte der Anlage III Tabelle 1<br />
Spalte 4 überschreitet.<br />
33
Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />
Kontaminationskontrolle<br />
G. Kontaminationskontrolle<br />
Beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> kann in der Regel<br />
nicht ausgeschlossen werden, dass Arbeitsoberflächen,<br />
Geräte, Arbeitsmaterialien oder Personen unabsichtlich<br />
und unbemerkt <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> verunreinigt, d.h.<br />
kontaminiert werden. Durch Berühren dieser<br />
kontaminierten Oberflächen <strong>mit</strong> den Händen, Kleidern<br />
oder <strong>mit</strong> den Schuhen kann diese Kontamination<br />
weiterverschleppt und da<strong>mit</strong> im Kontrollbereich verbreitet<br />
werden. Dadurch besteht für alle Personen, die Zutritt zu<br />
Strahlenschutzbereichen haben, ein erheblich gestiegenes<br />
zusätzliches Inkorporationsrisiko. Darüber hinaus kann<br />
nicht ausgeschlossen werden, dass die Kontamination<br />
auch aus dem Strahlenschutzbereich verschleppt wird.<br />
Um dies zu verhindern, müssen mehrere Massnahmen<br />
ineinander greifen:<br />
Vermeidung von Kontamination und Kontaminationsverschleppung<br />
Kontaminationskontrolle<br />
1. Vermeidung von Kontamination<br />
Vermeidung von Kontamination ist vorbeugender Schutz<br />
vor Inkorporation. Durch folgende Regeln lassen sich<br />
Kontaminationen und Inkorporationen wirksam<br />
vermeiden:<br />
Planung<br />
Bereits in der Planungsphase von Experimenten <strong>mit</strong><br />
radioaktiv markierten <strong>Stoffen</strong> soll die Vermeidung von<br />
Kontaminationen berücksichtigt werden.<br />
Ausstattung<br />
Dabei sind die sinnvolle Schutzausrüstung unter<br />
Vermeidung überflüssiger Gegenstände einzuplanen,<br />
die als kontaminierbare Oberflächen dienen können,<br />
aber keine Funktion haben.<br />
Markierte Verbindungen<br />
Es sind die chemischen und physikalischen<br />
Eigenschaften der <strong>radioaktiven</strong> Stoffe in Bezug auf<br />
Kontaminationsrisiko zu bewerten. Dabei sind Edukte,<br />
40
Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />
Kontaminationskontrolle<br />
Zwischenprodukte und Endprodukte möglichst<br />
umfassend zu berücksichtigen.<br />
Höhe der Aktivität<br />
Die Versuche sind <strong>mit</strong> der niedrigst möglichen<br />
Aktivität durchzuführen, <strong>mit</strong> der das Ziel des Versuchs<br />
erreicht werden kann.<br />
Optimales Zeitmanagement<br />
Die Versuche sind so zu planen, dass die Zeit für den<br />
<strong>Umgang</strong> möglichst minimal ist.<br />
1.2 Vorbereitung<br />
Vor Beginn des <strong>Umgang</strong>s <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />
sind alle benötigten Betrieb- und Hilfs<strong>mit</strong>tel in<br />
ausreichender Menge und Qualität zu beschaffen und<br />
am Arbeitsplatz zur Verfügung zu halten. Die<br />
Schutzvorrichtungen sind vor Beginn des <strong>Umgang</strong>s<br />
<strong>mit</strong> den <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> auf ihre<br />
Funktionstüchtigkeit zu prüfen.<br />
Es ist sicher zu stellen, dass die/der Strahlenschutzbeauftragte<br />
umfassend informiert ist. Ihren/<br />
seinen Anweisungen ist stets Folge zu leisten.<br />
Vor Beginn des <strong>Umgang</strong>s ist eine Unterweisung im<br />
Strahlenschutz nach §39 StrlSchV durchzuführen.<br />
Der ermächtigte Arzt/die ermächtigte Ärztin hat keine<br />
Bedenken gegen den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong><br />
<strong>Stoffen</strong>.<br />
Die benötigten Strahlungsmessgeräte oder die<br />
Ausstattung zur Entnahme von Wischtests sind<br />
vorzuhalten. Die Strahlenschutzgeräte sind auf ihre<br />
Funktionstüchtigkeit zu überprüfen.<br />
41
Nicht an der<br />
falschen Stelle<br />
sparen !<br />
Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />
Kontaminationskontrolle<br />
1.3 Während des <strong>Umgang</strong>s <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />
Sämtliche Arbeiten sind unter Einhaltung der Strahlenschutzgrundsätze<br />
durchzuführen. (Rechfertigung, Dosisbegrenzung,<br />
Vermeidung unnötiger Strahlenexposition<br />
und Dosisreduzierung)<br />
Radioaktive Stoffe sind nur so lange und in solchen<br />
Mengen am Arbeitsplatz zu lagern, wie sie zur<br />
Erreichung des Ziels unbedingt notwendig sind.<br />
Lösungen von <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> dürfen nicht <strong>mit</strong><br />
dem Mund pipettiert werden.<br />
Beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> sind<br />
immer geeignete Einmal-Schutzhandschuhe zu ver-<br />
wenden und rechtzeitig zu wechseln. Der Wechsel der<br />
Handschuhe ist immer dann vorzunehmen, wenn eine<br />
Kontamination nicht sicher ausgeschlossen werden<br />
kann.<br />
Der Laborschutzmantel, die Laborschutzbrille und die<br />
Laborschutzschuhe sind zu benutzen. Bei Arbeiten im<br />
Kontrollbereich (ZRN) sind Mantel und Brille in einem<br />
Spind in der Schleuse zum Kontrollbereich zu lagern.<br />
Die Schuhe sind im Schleusenbereich abzustellen.<br />
Arbeiten Sie bitte konzentriert und überlegt.<br />
Experimente, bei denen nicht sicher ausgeschlossen<br />
werden kann, dass radioaktive Stoffe in die Luft<br />
freigesetzt werden, sind immer in Digestorien<br />
durchzuführen.<br />
Als Arbeitsunterlagen sind entsprechende Schalen zu<br />
verwenden, die das gesamte Volumen der<br />
gehandhabten Flüssigkeit aufnehmen können.<br />
Die verwendeten Unterlagen sind <strong>mit</strong> entsprechend<br />
saugfähigem Material, z.B. Zellstoff auszulegen.<br />
42
Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />
Kontaminationskontrolle<br />
In Strahlenschutzbereichen ist es untersagt,<br />
- zu Essen,<br />
- zu Trinken,<br />
- sich zu schminken,<br />
- zu Rauchen,<br />
- Kaugummi oder Kautabak zu gebrauchen.<br />
Die Aufenthaltsdauer ist auf das notwendige Maß<br />
beschränkt.<br />
Unverzügliche Kontaminationsmessung während des<br />
<strong>Umgang</strong>s, falls eine Kontamination nicht sicher<br />
auszuschließen ist.<br />
1.4 Nach dem <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />
Lagerung der nicht verbrauchten radioaktiv markierten<br />
Stoffe in den dafür vorgesehenen Räumen unter<br />
Anleitung der/des Strahlenschutzbeauftragten.<br />
Trennung, Konditionierung, Deklarierung und<br />
Entsorgung der <strong>radioaktiven</strong> Reststoffe.<br />
Trennung der nicht <strong>radioaktiven</strong> Reststoffe von<br />
<strong>radioaktiven</strong>.<br />
Einleitung der leicht kontaminerten <strong>radioaktiven</strong><br />
Abwässer über die Abwasserabklinganlage. Abwasserrechtliche<br />
Auflagen der <strong>Universität</strong> sind zu<br />
beachten.<br />
Durchführung der arbeitstäglichen Kontaminationskontrolle.<br />
1.5 Vor dem Verlassen des Kontrollbereichs<br />
Bitte waschen Sie die Hände.<br />
Abtreten der Schuhe auf der Klebefolie vor dem<br />
Hand-Fuß-Kleider-Monitor.<br />
Kontaminationsmessung am Hand-Fuß-Kleidermonitor<br />
Messung der Kleidung.<br />
43
Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />
Kontaminationskontrolle<br />
Ausschleusung von Gegenständen, die wiederverwendet<br />
werden sollen erst nach Messung, Bewertung<br />
(ohne Befund) am Kleidermonitor oder ersatzweise <strong>mit</strong><br />
einem Kontaminationsmonitor.<br />
Dokumentation der Messergebnisse oder falls positiver<br />
Befund, Benachrichtigung der/des zuständigen Strahlenschutzbeauftragten.<br />
Lagerung des Laborschutzmantels, der Schutzbrille<br />
und der Laborschuhe in der Schleuse.<br />
2. Kontaminationskontrolle<br />
Die Kontaminationskontrolle hat zum Ziel,<br />
nachzuweisen, dass keine Kontamination erfolgt ist<br />
und<br />
eine aufgetretene Kontamination zu erkennen.<br />
Falls letzteres der Fall ist, sollen geeignete Maßnahmen<br />
zur Beseitigung der Kontamination getroffen (z.B. Dekontamination,<br />
Sicherung der kontaminierten Stelle) und eine<br />
Verschleppung der Kontamination verhindert werden. Für<br />
die Bewertung, ob Maßnahmen erforderlich sind, sind die<br />
Werte der festhaftenden oder nicht festhaftenden<br />
Oberflächenkontamination zu bestimmen und <strong>mit</strong> den<br />
nuklid- und strahlenschutzbereichspezifischen Grenzwerten<br />
nach Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) zu bewerten.<br />
Es ist §44 StrlSchV anzuwenden. Dieser regelt die<br />
Kontaminationskontrolle<br />
an Personen (einschließlich Kleidung)<br />
an Arbeitsflächen, Böden, Gegenständen und<br />
Geräten in und außerhalb Strahlenschutzbereichen<br />
arbeitstäglich und regelmäßig<br />
Die Umsetzung erfolgt beim Zentralen<br />
Radionuklidlaboratorium der NWF IV wie folgt.<br />
44
Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />
Kontaminationskontrolle<br />
Kalibrierfaktoren<br />
beim HFK-Monitor<br />
im ZRN<br />
Nuklid<br />
Bezugsdatum<br />
AF/Bq/cm² M Detektor<br />
kF /Bq·(cm²·ips) -1<br />
NWG Anlage II<br />
R0/ips tM/s /Bq/cm² Sp.4<br />
Sr-90 31.01.2005 1,89 ab Hand, innen, links 0,0127 10,77 10 0,05 1<br />
Hand, aussen, links 0,012 10,23 10 0,05<br />
Hand, innen, rechts 0,0127 9,226 10 0,05<br />
Hand, aussen, rechts 0,0118 9,592 10 0,05<br />
Fuß, links 0,0209 23,25 10 0,13<br />
Fuß, rechts 0,0201 21,45 10 0,12<br />
Kleidersonde 0,0189 3,533 10 0,04<br />
Am-241 31.01.2005 2,024 ab Hand, innen, links 0,0548 0,105 10 0,02 0,1<br />
Hand, aussen, links 0,0394 0,048 10 0,01<br />
Hand, innen, rechts 0,0576 0,062 10 0,02<br />
Hand, aussen, rechts 0,0374 0,053 10 0,01<br />
Fuß, links 0,163 0,233 10 0,10<br />
Fuß, rechts 0,0676 0,150 10 0,03<br />
Kleidersonde 0,0681 0,020 10 0,01<br />
Erkennungsgrenze nach DIN 25 482 Teil 1<br />
45
Erfordernis einer<br />
Inkorporationskontrolle,<br />
wenn<br />
zu besorgen ist:<br />
E > 0,5 mSv/Jahr<br />
DO> 1/10 DOGW<br />
Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />
E. Grundlagen und Begriffe<br />
Beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> kann in der Regel<br />
nicht ausgeschlossen werden, dass radioaktive Stoffe<br />
inkorporiert werden. Zusätzlich zur äußeren<br />
Strahlenexposition ist für die gesamte Strahlenexposition<br />
des Menschen, d.h. auch die innere Strahlenexposition<br />
durch inkorporierte Radionuklide zu berücksichtigen. Die<br />
konsequente Umsetzung der Schutzvorschriften der<br />
Strahlenschutzverordnung soll das Ausmaß der<br />
Inkorporation auf ein unvermeidbares Minimum<br />
begrenzen. Die Ziele der Inkorporationskontrolle sind,<br />
den experimentellen Nachweis- zu erbringen, dass<br />
auch die Werte der effektiven Dosis und der Organ-<br />
bzw. Gewebedosis durch innere Strahlenexposition<br />
unterhalb der Grenzwerte sind,<br />
nachzuweisen, dass die angewendeten Schutzmaßnahmen<br />
in der Lage sind, die Inkorporation von<br />
Radionukliden wirksam und nachhaltig zu minimieren<br />
und<br />
tatsächliche vorkommende Inkorporationen zu<br />
erkennen,<br />
die daraus resultierende Dosis zu er<strong>mit</strong>teln und<br />
die notwendigen Daten für eine Optimierung des<br />
Schutzes vor Inkorporationen zu liefern.<br />
Bei einem konstanten und zeitlich nicht eingrenzbarem<br />
Inkorporationsrisiko ist eine regelmäßige Inkorporationskontrolle<br />
durchzuführen, wenn zu besorgen ist, dass<br />
durch den <strong>Umgang</strong> einer Person <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong><br />
<strong>Stoffen</strong> die jährliche effektive Dosis E (als Summe aus<br />
äußerer und innerer Strahlenexposition) von 0,5 mSv oder<br />
1/10 der jährlichen Grenzwerte der Organ- bzw.<br />
Gewebedosen DOGW überschritten werden.<br />
Für die praktische Umsetzung gilt der folgende<br />
strahlenschutzrechtliche Rahmen.<br />
Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosis (§ 41 StrlSchV)<br />
Richtlinie „Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />
zur Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosen“<br />
Richtlinie „Anforderungen an Inkorporationsmessstellen<br />
(abgekürzt: RAI)“<br />
Richtlinie „Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosen bei innerer<br />
Strahlenexposition“<br />
Empfehlungen der ICRP (biokinetische Daten)<br />
34
Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />
F. Richtlinie „Physikalische Strahlenschutzkontrolle“<br />
1. Verfahren der Inkorporationskontrolle<br />
Für die Inkorporationskontrolle kommen allein oder in<br />
Kombination folgende Verfahren in Betracht.<br />
a) Messung der Raumluftaktivität am Arbeitsplatz,<br />
b) Messung der Aktivitäten der Radionuklide im Körper<br />
einer überwachten Person oder<br />
c) Messung der Aktivitäten der Radionuklide in den<br />
Ausscheidungen einer überwachten Peron<br />
Die Methode a) wird hauptsächlich zur Überwachung<br />
beim Ungang <strong>mit</strong> Aktinoiden (Uran, Plutonium) in der<br />
Brennelementefertigung oder bei sehr kurzlebigen Radionukliden<br />
in der Nuklearmedizin angewendet.<br />
Die Methode b) eignet sich als Ganzkörpermessung gut<br />
für bestimmte -Strahler wie z.B. 60 Co, 137 Cs oder als<br />
Teilkörpermessung z.B. als Schilddrüsenzähler für 131 I<br />
oder <strong>mit</strong> Einschränkungen für 125 I.<br />
Die Methode c) wird angewendet, falls reine -, - oder<br />
ec-Strahler wie z.B. 3 H, 14 C, 32 P, 33 P, 35 S oder 125 I<br />
gehandhabt werden. Entsprechend des unterschiedlichen<br />
biokinetischen Verhaltens werden die Aktivitäten der<br />
einzelnen Radionuklide in Tagesausscheidungsmengen<br />
von Urin oder Faeces untersucht, die über einen<br />
Sammelzeitraum von 24 Stunden gesammelt werden.<br />
Welche Messmethoden für bestimmte Radionuklide<br />
geeignet sind, ist in Teil 6 beschrieben.<br />
2. Feststellung der Erfordernis der Inkorporationskontrolle<br />
2.1 regelmäßige Überwachung<br />
Für Personen, die direkt <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />
umgehen, ist die folgende Berechungsgrundlage<br />
anzuwenden:<br />
35
Tabelle: Werte<br />
des Anteils a der<br />
unbemerkt inkorporierbarenAktvität<br />
Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />
a) Konstantes zeitlich nicht eingrenzbares<br />
Inkorporationsrisiko<br />
Es ist ein Anteil a anzunehmen: a ist der Anteil an der<br />
gehandhabten Aktivität, der beim <strong>Umgang</strong> unbemerkt<br />
inkorporiert wird. Es sind folgende Werte für a<br />
empfohlen.<br />
Radionuklid(e) a Bemerkung<br />
3 H, 14 C 0,1 Schätzwert<br />
123 I, 125 I, 131 I, … 0,001 Markierung von chemischen<br />
Verbindungen <strong>mit</strong> radio-<br />
aktivem Jod<br />
geringes bis <strong>mit</strong>tleres 1·10 -4 ohne besondere Schutzmaßnahmen<br />
Freisetzungsriskio 1·10 -5 unter Abzügen<br />
1·10 -6 in Handschuhbox<br />
hohes 1·10 -3 ohne besondere Schutzmaßnahmen<br />
Freisetzungsriskio 1·10 -4 unter Abzügen<br />
1·10 -5 in Handschuhbox<br />
b) Maximal inkorporierbare jährliche Aktivität des<br />
Nuklids k<br />
Der Wert der im Kalenderjahr maximal (zeitlich nicht<br />
eingrenzbaren) inkorporierbaren Aktivität Au,k des<br />
Nuklids k wird berechnet nach:<br />
Au,k = a·N·Ak<br />
Dabei sind:<br />
N: Anzahl der Tage im Kalenderjahr an dem <strong>mit</strong> der<br />
<strong>mit</strong>tleren arbeitstäglich gehandhabten Aktivität Ak des<br />
Nuklids k tatsächlich umgegangen wird.<br />
Ak: <strong>mit</strong>tlere arbeitstäglich gehandhabte Aktivität des<br />
Nuklids k.<br />
c) Effektive Dosis und Organ- bzw. Gewebedosis für<br />
das kritische Organ bzw. Gewebe<br />
Daraus wird die Dosis für den Zufuhrpfad bei nicht<br />
genau bekannter Stoffklasse <strong>mit</strong> der Stoffklasse <strong>mit</strong><br />
den maximal möglichen Dosiskoeffizienten berechnet.<br />
36
Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />
Effektive Dosis Ek bei Inkorporation der Aktivität Au,k<br />
des Radionuklids k:<br />
Ek = E,max,eff,k·Au,k<br />
Organ bzw. Gewebedosis DO,k bei Inkorporation der<br />
Aktivität Au,k des Radionuklids k:<br />
DO,k = O,max,O,k·Au,k<br />
Die Dosiskoefizienten bei innerer beruflicher Strahlenexposition<br />
sind http://www.bfs.de/bfs/recht/teil3.pdf<br />
entnommen. Es wird konservativ die effektive Dosis<br />
und die Organ bzw. Gewebedosis des kritischen<br />
Organs bzw. Gewebes berechnet.<br />
d) Dosisanteile an den Dosisgrenzwerten<br />
Die Anteile k der Dosen des Radionuklids k an den<br />
Dosisgrenzwerten der effektiven Dosis (GWEk) und<br />
der Dosis für das kritische Organ bzw. Gewebe<br />
(GWDO,k)sind:<br />
Ek<br />
(Ek) = effektiv<br />
GWEk<br />
(DO,k)= DO,k kritisches Organ bzw. Gewebe<br />
GWDO,k<br />
1/40 des Grenzwerts der effektiven Dosis GWEk oder<br />
der Organ- bzw. Gewebedosis GWDO,k darf nicht<br />
überschritten werden.<br />
Das sind die in der folgenden Tabelle aufgelisteten<br />
Werte:<br />
0,025·GWE k = 0,5 mSv/Jahr<br />
5 mSv/Jahr für rotes Knochenmark, Gebärmutter und Keindrüsen<br />
0,1·GWD O,k = 15 mSv/Jahr für sonstige Organe und Gewebe<br />
30 mSv/Jahr für Knochenoberfläche undSchilddrüse<br />
50 mSv/Jahr für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße,<br />
die Knöchel<br />
37
Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />
e) Dosisanteile an den Dosisgrenzwerten bei<br />
Radionuklidgemischen<br />
Der gesamte Bewertungsfaktor zur Feststellung der<br />
Erfordernis für den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> einem Gemisch aus<br />
Radionukliden k = 1, ..., n wird berechnet nach:<br />
f) Bewertung<br />
n<br />
= S max[(Ek); (DO,k)] k=1<br />
≤ 1,<br />
regelmäßige Inkorporationskontrolle ist nicht erforderlich.<br />
> 1,<br />
regelmäßige Inkorporationskontrolle ist erforderlich.<br />
2.2 Inkorporationskontrolle aus besonderem Anlass<br />
Eine Überwachung aus besonderem Anlass ist<br />
durchzuführen<br />
bei außergewöhnlichen Ereignissen, z.B.<br />
- Aktivitätsfreisetzungen<br />
- kontaminierte Wunden<br />
wenn bei einem zeitlich begrenzten <strong>Umgang</strong> zwar eine<br />
regelmäßige Überwachung entfällt, jedoch eine<br />
Inkorporation zu besorgen ist, <strong>mit</strong> > 1.<br />
2.3 Besonderer Schutz des ungeborenen Kindes<br />
Die Inkorporationskontrolle ist daraufhin anzulegen, dass<br />
der Schutz des ungeborenen Kindes gewährleistet ist. Der<br />
Dosisgrenzwert von der Meldung der Schwangerschaft bis<br />
zur Geburt des Kindes beträgt 1 mSv.<br />
38
Achtung: Zur<br />
Berechnung der<br />
Nachweisgrenze:<br />
Zufuhr wird am<br />
Anfang des<br />
Überwachungsintervalsangenommen.<br />
Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />
3. Durchführung der Inkorporationskontrolle<br />
Bei der regelmäßigen Inkorporationskontrolle wird in<br />
regelmäßigen Überwachungsintervallen die Aktivität<br />
er<strong>mit</strong>telt. Daraus wird der Wert der Aktivitätszufuhr Zk für<br />
das Radionuklid k er<strong>mit</strong>telt. Weiter wird daraus die<br />
effektive Dosis und die Dosis für das kritische Organ zw.<br />
Gewebe abgeschätzt.<br />
3.1 Berechnung der Aktivitätszufuhr<br />
Das primäre Messergebnis eines Überwachungsverfahrens<br />
ist der Wert der <strong>mit</strong> Urin oder Faeces täglich<br />
ausgeschiedenen Aktivität xK. Daraus errechnet sich die<br />
Aktivitätszufuhr ZK. Nach dem Standardverfahren wird<br />
angenommen, dass die Zufuhr einmalig zum<br />
Zufuhrzeitpunkt tZ und in der Mitte des<br />
Überwachungsintervalls dt erfolgt. Es ist:<br />
Zk =<br />
bzw.<br />
Zk =<br />
Xk<br />
Rkj(½dt)<br />
Xk<br />
Ukj(½dt)<br />
<strong>mit</strong><br />
Rkj: Retentionsfunktion für das Leitnuklid k beim<br />
Zufuhrpfad j.<br />
Ukj: Ausscheidungsrate für das Leitnuklid k beim<br />
Zufuhrpfad j.<br />
Effektive Dosis Ek bei Inkorporation der Aktivität Zk des<br />
Radionuklids k:<br />
Ek = E,max,eff,k·Z,k<br />
Organ bzw. Gewebedosis DZ,k bei Inkorporation der<br />
Aktivität Au,k des Radionuklids k:<br />
DO,k = O,max,O,k·Z,k<br />
39
Gering kontaminiertes<br />
Material<br />
darf unter bestimmtenVor-aussetzungenbehandelt<br />
werden, als<br />
sei es nicht<br />
radioaktiv.<br />
Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />
Kontaminationskontrolle<br />
H. Freigabe (siehe auch Teil 5)<br />
„Der Inhaber einer Genehmigung nach §§ 6, 7, oder 9 des<br />
AtG, eines Planfeststellungsbeschlusses nach § 9b AtG<br />
oder einer Genehmigung nach §§ 7 oder 11 Abs. 2 dieser<br />
Verordnung darf radioaktive Stoffe sowie bewegliche<br />
Gegenstände, Gebäude, Bodenflächen, Anlagen oder<br />
Anlagenteile, die aktiviert oder kontaminiert sind und die<br />
aus Tätigkeiten nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 a), c) oder d)<br />
stammen, als nicht radioaktive Stoffe nur verwenden,<br />
verwerten, beseitigen, innehaben oder an einen Dritten<br />
weitergeben, wenn die zuständige Behörde die Freigabe<br />
nach Absatz 2 erteilt hat und nach Absatz 3 die<br />
Übereinstimmung <strong>mit</strong> den im Freigabebescheid<br />
festgelegten Anforderungen festgestellt ist. Die Regelung<br />
des § 44 Abs. 3 bleibt unberührt.“<br />
Es sind nuklidspezifische low-level-Messungen<br />
erforderlich. Die Summenformel ist anzuwenden.<br />
I. Schutz von der Einzelperson der Bevölkerung,<br />
und der Umwelt, Boden, Wasser, Luft<br />
§48 StrlSchV: Emissions- und Immissionskontrolle<br />
Es ist dafür zu sorgen, dass Ableitungen aus Anlagen oder<br />
Einrichtungen überwacht und nach Art und Aktivität<br />
spezifiziert der zuständigen Behörde mindestens jährlich<br />
<strong>mit</strong>geteilt werden.<br />
Konsequenz: Radionuklidanalysen des Abwassers der<br />
Isotopenabklinganlage und der Abluftfilteranlage.<br />
46
Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />
Entsorgung<br />
J. Radioaktive Abfälle<br />
Bei der Anwendung radioaktiv markierter Verbindungen<br />
in der Forschung entstehen in der Regel verschiedene<br />
Arten von <strong>Stoffen</strong>, die nicht weiter verwendet werden<br />
können und deshalb einer geordnet und schadlos zu<br />
entsorgen sind. Übersteigt die spezifische Aktivität oder<br />
die Oberflächenkontamination die entsprechenden nuklid-<br />
und entsorgungsspezifischen Grenzwerte nach Anlage III<br />
Tabelle 1 Spalte 5 bis 10a oder Spalte 4 der StrlSchV und<br />
sollen diese Stoffe auch nicht in anderen<br />
Strahlenschutzbereichen unter Einhaltung der<br />
Strahlenschutzgrundsätze weiter verwendet werden, so<br />
sind diese Stoffe radioaktive Abfälle geordnet und<br />
schadlos zu entsorgen.<br />
Abschnitt 9 der Strahlenschutzverordnung gibt den<br />
verbindlichen Rahmen dafür vor. Es sind betriebliche<br />
Regelungen zur Umsetzung folgender Paragraphen<br />
verbindlich zu beachten:<br />
Planung für Anfall und Verbleib (§72 StrlSchV)<br />
Erfassung (§73 StrlSchV)<br />
Behandlung und Verpackung (§74 StrlSchV)<br />
Pflichten bei der Abgabe radioaktiver Abfälle (§75<br />
StrlSchV)<br />
Ablieferung (§76 StrlSchV)<br />
Ausnahmen von der Ablieferungspflicht (§77<br />
StrlSchV)<br />
Zwischenlagerung (§78 StrlSchV)<br />
Umgehungsverbot (§79 StrlSchV)<br />
Die in diesen Paragraphen umzusetzenden Auflagen<br />
betreffen nur zum Teil Personen, die <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong><br />
<strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> umgehen. Einige dieser Auflagen<br />
werden von der zentralen Sammelstelle für radioaktive<br />
Stoffe der <strong>Universität</strong> <strong>Regensburg</strong> (ZSR) übernommen.<br />
Diese Stelle ist die Ansprechpartnerin für alle Fragen der<br />
Entsorgung. Im Folgenden werden ausschließlich die<br />
Auflagen behandelt, die die Personen betreffen, die im<br />
ZRN <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> umgehen.<br />
47
Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />
Entsorgung<br />
Entscheidung I:<br />
Verbleib oder<br />
Herausbringen<br />
von <strong>Stoffen</strong><br />
Radioaktive Abfälle sind entsprechend den Vorgaben der<br />
Zentralen Sammelstelle für radioaktive Stoffe der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Regensburg</strong> zu sammeln und zu deklarieren. Für<br />
die Deklaration ist die Person verantwortlich, die den<br />
<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> durchführt.<br />
K. Vermeidung von <strong>radioaktiven</strong> Abfällen<br />
Die Vermeidung unnötiger Strahlenexposition und die<br />
Dosisreduzierung (§6 StrlSchV) hat in der Strahlenschutzverordnung<br />
den Rang eines Strahlenschutzgrundsatzes.<br />
Die Realisierung dieses Grundsatzes umfasst<br />
auch alle Stoffströme, die beim Einsatz von radioaktiv<br />
markierten Verbindungen entstehen. Daher ist es erforderlich,<br />
Planungen zur Vermeidung von <strong>radioaktiven</strong><br />
Abfällen durchzuführen und umzusetzen. Um im<br />
Einzelfall richtig zu handeln, ist es unabdingbar, die<br />
entstehenden Stoffe nach der Verwendung von radioaktiv<br />
markierten Verbindungen nach ihrem Verbleib und<br />
Aktivitätsinventar zu analysieren und entsprechende<br />
Entscheidungen zu treffen. Auf der folgenden Seite ist<br />
dieser Entscheidungs- und Handlungsbaum für Stoffe in<br />
Strahlenschutzbereichen abgebildet.<br />
L. Planung für Anfall und Verbleib (§72 StrlSchV)<br />
Als erstes muss entschieden werden, ob der betreffende<br />
Stoff, der Gegenstand, das Gerät, die Vorrichtung usw.<br />
nach dem <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> im<br />
Strahlenschutzbereich verbleiben oder aus dem<br />
Strahlenschutzbereich gebracht werden soll. Je nachdem<br />
wie diese Entscheidung ausfällt, ergibt sich das weitere<br />
Vorgehen nach dem Schema links (Verbleib) oder rechts<br />
(Herausbringen). Beim Verbleib sind die entsprechenden<br />
Kontaminationskontrollen nach §44 StrlSchV <strong>mit</strong><br />
geeigneten Messmethoden durchzuführen (siehe Teil 6).<br />
Muss man bewegliche Gegenstände, Stoffe, Materialien,<br />
Geräte, Vorrichtungen und Kleidung aus Strahlenschutzbereichen<br />
herausbringen, so ist als nächstes zu<br />
entscheiden, ob erwartet werden kann, dass diese Stoffe<br />
kontaminationsfrei sind oder ob nicht auszuschließen ist,<br />
48
Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />
Entsorgung<br />
Entscheidung II:<br />
Kontamination ist<br />
ausgeschlossen<br />
oder<br />
Kontamination<br />
liegt vor.<br />
Entscheidung III:<br />
Verwendungszweck:<br />
Entsorgung oder<br />
Weiterverwendung<br />
Abgabe radioaktiver<br />
Stoffe an<br />
fremde Strahlenschutzbereiche:<br />
§69StrlSchV<br />
Erfüllt der zu entsorgende<br />
Stoff die<br />
Voraussetzungen<br />
für eine Freigabe ?<br />
Zuständig:<br />
URA<br />
dass diese Stoffe kontaminiert sind. Kann Kontaminationsfreiheit<br />
angenommen werden, so ist weiter zu<br />
prüfen, welchem Zweck das Herausbringen dient. Ist der<br />
Zweck des Herausbringens die erneute Handhabung,<br />
Nutzung oder sonstige Verwendung <strong>mit</strong> dem Ziel einer<br />
Wiederverwendung oder Reparatur, so muss eine<br />
Kontaminationskontrolle nach §44 Abs. 3 StrlSchV<br />
erfolgen.<br />
Ist der Zweck des Herausbringens die Entsorgung oder die<br />
Abgabe radioaktiver Stoffe oder kann eine Kontamination<br />
nicht sicher ausgeschlossen werden, so wird eine weitere<br />
Entscheidung notwendig. Soll ein radioaktiver Stoff, z.B.<br />
eine markierte synthetisierte Verbindung an fremde<br />
Strahlenschutzbereiche abgegeben werden, so ist §69<br />
StrlSchV anzuwenden. Dieser Paragraph enthält Auflagen<br />
über die Anforderungen an die Personen, an die<br />
radioaktive Stoffe abgegeben werden dürfen (<strong>Umgang</strong>sgenehmigung<br />
ist Voraussetzung),<br />
über die Anforderungen an die Dichtheit der<br />
Umhüllung, für die die abgebende Person sorgen muss,<br />
über die einzuhaltenden Transportvorschriften einschließlich<br />
die Anforderungen<br />
- an die die Stoffe transportierende Person,<br />
- an die für eine bestimmten Beförderungsart vor-<br />
geschriebene Verpackung,<br />
- an die Unversehrtheit der Verpackung bei Weiter-<br />
beförderung<br />
über den sicheren Empfang nur durch berechtigte<br />
Personen und den Schutz gegen Abhandenkommen,<br />
Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter.<br />
Soll der herauszubringende radioaktive Stoff entsorgt<br />
werden, so ist weiter zu entscheiden, ob dies als<br />
radioaktiver Abfall geschehen muss oder ob der<br />
radioaktive Stoff einschließlich beweglicher Gegenstände,<br />
auch Gebäude, Bodenflächen, Anlagen oder Anlagenteile,<br />
die aktiviert oder kontaminiert sind, als nicht<br />
radioaktiver Stoff verwendet, verwertet, beseitigt, innegehabt<br />
oder an Dritte weitergegeben werden darf. Soll<br />
eine solche Freigabe durch die zuständige Behörde erteilt<br />
49
Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />
Entsorgung<br />
werden, so ist vorher durch Messung bzw. Analyse fest zu<br />
stellen, ob die Voraussetzungen für die Freigabe erfüllt ist,<br />
d.h. ob die spezifische Aktivität und die Oberflächenkontamination,<br />
falls eine definierte Oberfläche vorhanden ist,<br />
aller in Frage kommenden Radionuklide unter den entsprechenden<br />
Grenzwerten liegt. Für die Durchführung<br />
dieser Analysen ist die universitäre Radioaktivitätsmessstelle<br />
zuständig.<br />
Stoffe<br />
in Strahlenschutzbereichen<br />
Verbleib in Strahlenschutzbereichen I<br />
Verbringung aus Strahlenschutzbereichen<br />
Kontrollbereich<br />
§ 44(2) 1. StrlSchV<br />
100·Anl III Tab1 Sp 4<br />
II nicht radioaktiv<br />
radioaktiv<br />
Abfall Abgabe<br />
M. Erfassung radioaktiver Abfälle (§73 StrlSchV)<br />
Im praktischen <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> kommt<br />
der richtigen zeitnahen und vollständigen Erfassung und<br />
Deklarierung von Abfällen eine immer wieder<br />
unterschätzte Bedeutung im Strahlenschutz und beim<br />
<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> begrenzten Ressourcen zu. Im Zentralen<br />
Radionuklidlaboratorium der NWF IV der <strong>Universität</strong><br />
<strong>Regensburg</strong> nimmt die Person, der gestattet ist <strong>mit</strong><br />
<strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> umzugehen, sowohl die vollständige<br />
Sammlung, Konditionierung, Deklarierung als auch die<br />
Entsorgung ausschließlich über die Zentrale Sammelstelle<br />
50<br />
Abschnitt 9 § 29 StrlSchV § 69 StrlSchV<br />
Was ? Was ?<br />
Kleidung<br />
ZSR<br />
Verkehrsflächen<br />
Bodenflächen<br />
Arbeitsflächen Gebäude<br />
> 1·GW 1/10 3 kg<br />
Dokumentation Methode<br />
Nuklide<br />
a = O·F/m<br />
Messgröße: spezischische Aktivität a in Bq/g<br />
wtL_1 bzw. _2 WT + LSC<br />
3 14 32 33 35 125<br />
H, C, P, P, S, I<br />
wt_ab1 bzw. _2 WT+a-counter U, Th, Pu, Am, Cm Dokumentation<br />
Methode<br />
Nuklide<br />
wt_ab1 bzw. _2 WT+b-counter<br />
14 32 33 35<br />
C, P, P, S HFK_ab1 K- Monitor a+b-Strahler ausser<br />
KM_ab Kontamat LB 1210<br />
3 55 241<br />
H, Fe, Pu (E)<br />
d_L_1 bzw. 2 LSC(direkt) a+b-Strahler<br />
d_g_1 bzw. 2 g-Spektrometrie g-Strahler<br />
E: Einzelnuklid manage_p a,b,g-Spekt. a,b,g-Strahler<br />
M: Nuklidgemisch (M ixture)<br />
wt: Wischtest L: LSC-Messung HFK Hand-Fuß-Kleidermonitor<br />
ab ab-counting KM Kontaminationsmonitor<br />
GW Grenzwerte nach Anl III Tab1 Sp 4 und 5 oder 10a StrlSchV 1) Routineauswertung<br />
2) Spezialauswertung
Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />
Entsorgung<br />
für radioaktive Abfälle (ZSR) vor. Dabei sind die von der<br />
ZSR vorgegebenen Sammelbehältnisse zu verwenden.<br />
Aktuelle Auskunft finden Sie unter<br />
www.uni-regensburg.de/ Einrichtungen/ Verwaltung/ref_v5/ Uniintern/ZSRBehaelterwegweiserIIa.pdf.<br />
Allgemein gilt:<br />
1. Sammelraum direkt nach Entstehung<br />
Im Zentralen Radionuklidlaboratorium der NWFIV ist der<br />
Raum CHE 32.01.39 als Abfalllagerraum für radioaktive<br />
Abfälle ausgewiesen. Dieser Raum dient als Sammelraum<br />
für die im ZRN anfallenden <strong>radioaktiven</strong> Abfälle.<br />
Mindestens halbjährlich werden vom Erzeuger der<br />
<strong>radioaktiven</strong> Abfälle diese in Absprache <strong>mit</strong> der Zentralen<br />
Sammelstelle für radioaktive Abfälle (ZSR) der<br />
<strong>Universität</strong> <strong>Regensburg</strong> in die Räume der Sammelstelle<br />
verbracht. Die Auflagen der ZSR und der Strahlenschutzanweisung<br />
des ZRN sind einzuhalten.<br />
2. Behältnisse und Kontaminationskontrolle<br />
Für die Behältnisse und die Kontaminationsfreiheit von<br />
Sammelbehältern für radioaktive Abfälle gilt:<br />
- Ausschließlich von der ZSR ausgegebene Behälter<br />
werden angenommen.<br />
- Die Behälter müssen dicht verschlossen und aussen<br />
kontaminationsfrei sein (Kontaminationskontrolle).<br />
- Für die Kontaminationsfreiheit der Aussenseiten ist der<br />
Strahlenschutzbeauftragte des abgebenden Bereiches<br />
verantwortlich.<br />
- Fragen beantwortet Herr Dr. Posnter (3897) oder Herr<br />
Hirsch (4002).<br />
3. Deklaration von <strong>radioaktiven</strong> Abfälle<br />
Die Deklaration gibt Auskunft über den Inhalt der<br />
Abfallgebinde und ist für jedes Abfallgebinde einzeln<br />
durchzuführen. Die Abfalldeklarierung erfolgt auf Etiketten,<br />
die bei der ZSR erhältlich sind. Folgende<br />
Informationen müssen angegeben sein:<br />
51
Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />
Entsorgung<br />
Angaben zur<br />
Deklaration<br />
Abfälle <strong>mit</strong> langund<br />
kurzlebigen<br />
Radionukliden getrennt<br />
sammeln<br />
a) Radionuklid(e)<br />
b) Abgabedatum<br />
c) Aktivitäten der Radionuklide am Abgabedatum in der<br />
Einheit MBq (möglichst genau)<br />
d) Herkunft des Abfalls (Lehrstuhl, Raumnummer)<br />
e) Art des Abfalls (ist anzukreuzen)<br />
flüssig wässrig brennbar<br />
fest organisch nicht brennbar<br />
Für die Art der zu verwendenden Verpackungsbehälter ist<br />
die Halbwertzeit des/der im Abfall gesammelten<br />
Radionuklide von erheblicher Bedeutung. Radionuklide<br />
<strong>mit</strong> einer Halbwertszeit t1/2 von > 100 Tage, z.B. 3 H, 14 C<br />
gelten als langlebige, solche <strong>mit</strong> t1/2 < 100 Tage, z.B. 32 P,<br />
33 P, 35 S, 125 I als kurzlebige Radionuklide.<br />
Wird deklariert, dass kurzlebige Radionuklide im<br />
Abfallgebinde sind, dann ist sicher zu stellen, dass keine<br />
langlebigen Radionuklide untergemischt wurden.<br />
Die Deklarierung, Verpackung und Entsorgung in die<br />
ZSR ist vom Erzeuger der <strong>radioaktiven</strong> Abfälle<br />
verantwortlich durchzuführen. Es gelten die<br />
Strahlenschutzgrundsätze.<br />
Die Deklaration hat<br />
Umfassend (alle benötigten Angaben sind zu leisten)<br />
Richtig und<br />
verantwortlich zu erfolgen.<br />
Der Erzeuger haftet für alle Schäden, die aus falscher<br />
Deklaration oder fehlerhafter und unterbliebener<br />
Kontaminationskontrolle entstehen.<br />
52
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
P. Kontaminationskontrolle und LSC<br />
1. Aufgabenstellung<br />
Dieser Versuch soll einen Einblick in die Methode der Flüssigszintillationsspektrometrie<br />
(LSC) geben und die Möglichkeiten zeigen, wie man<br />
effizient die Aktivität von markierten Verbindungen bestimmen und diese<br />
Bestimmungen bei der Kontaminationskontrolle anwenden kann.<br />
Die Ziele dieses Versuchs sind,<br />
wichtige Einfußfaktoren, z.B. Blindwert, Hochspannung, Energie, ROI, auf<br />
das Ergebnis der LSC-Messung zu erkennen und diese bei der Auswertung<br />
zu berücksichtigen,<br />
den physikalischen Wirkungsgrad für eine Standardlösung <strong>mit</strong> 3 H zu<br />
er<strong>mit</strong>teln,<br />
Unterschiede zum Spektrum des 14 C erkennen,<br />
den Blindwert zu messen und <strong>mit</strong> den berechneten Parametern die<br />
Nachweisgrenze zu er<strong>mit</strong>teln,<br />
einen Wischtest anhand einer Modellkontamination <strong>mit</strong> KCl durchzuführen<br />
und<br />
die nicht festhaftende Oberflächenkontamination einschließlich der<br />
Nachweisgrenze <strong>mit</strong>tels LSC-Messung zu bestimmen,<br />
den Abriebfaktor abzuschätzen und<br />
die Ergebnisse zu bewerten.<br />
2. Fragen (Übungen)<br />
2.1 Leiten Sie eine Gleichung her, <strong>mit</strong> der Sie den physikalischen Wirkungsgrad<br />
berechnen können.<br />
2.2 Welche Einflussfaktoren wirken sich auf den Wert des physikalischen<br />
Wirkungsgrades aus und in welchem Ausmaß?<br />
2.3 Begriffe<br />
2.3.1 Wie ist „Aktivität“ definiert (Einheit)?<br />
2.3.2 Wie ist „Aktivitätskonzentration“ definiert (Einheit)?<br />
66
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
2.3.3 Wie ist „spezifische Aktivität“ definiert (Einheit)?<br />
2.3.4 Wie ist „Oberflächenkontamination“ definiert (Einheit)?<br />
2.3.5 Was versteht man unter Halbwertszeit t1/2?<br />
2.3.6 Ein Radionuklid hat zum Zeitpunkt t0 = 0 die Aktivität A = 100 Bq<br />
welche Aktivität hat es bei t´ = 3·t1/2?<br />
2.3.7 Wie lautet das Zeitgesetz des <strong>radioaktiven</strong> Zerfalls ?<br />
2.5 Häufig vorkommende Umrechnungen<br />
2.5.1 Was bedeutet cpm bzw. ipm? Rechnen Sie um in cps bzw. ips.<br />
2.5.2 Rechnen Sie um:<br />
- 1 µCi in Bq<br />
- 1 Bq in dpm (decays per minute)<br />
Leiten Sie eine Gleichung her, <strong>mit</strong> der Sie die Nachweisgrenze bei der<br />
LSC-Messung bestimmen können.<br />
3. Hinweise zur Dokumentation (Protokoll)<br />
Die richtige und vollständige Dokumentation der durchgeführten Versuchsteile,<br />
der Meßergebnisse, Auswertungen, Rohdaten, Zwischenergebnisse usw. in<br />
Form eines Protokolls ist die wesentliche Voraussetzung für die Bestätigung der<br />
erfolgreichen Teilnahme.<br />
4. Arbeitsprogramm (Übersicht)<br />
Das Arbeitprogramm besteht aus<br />
a) Einweisung in das LSC-Messgerät „Triathler“.<br />
b) Messung der Aktivitätsstandards 3 H und 14 C.<br />
c) Messung der Blindprobe „Blank“ und Vergleich <strong>mit</strong> dem Sollwert.<br />
d) Variation der Hochspannung am Photomultiplier (PMT) <strong>mit</strong> dem 3 H-<br />
Standard.<br />
67
Hinweise:<br />
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
e) Bestimmung des physikalischen Wirkungsgrads für den Aktivitätsstandard<br />
3 H und Vergleich <strong>mit</strong> dem Sollwert.<br />
f) Präparation der Blindprobe „Wischtest“ und Messung des Blindwerts.<br />
g) Präparation und Messung der Kalibierprobe 40 KCl (0,7-1 g KCl).<br />
h) Wischtest <strong>mit</strong> einer simulierten Kontamination ( 40 KCl), Präparation<br />
der LSC-Messprobe und Messung <strong>mit</strong> dem LSC.<br />
i) Auswertung: Bestimmung der nicht festhaftenden<br />
Oberflächenkontamination, der Nachweisgrenze, Abschätzung des<br />
Abriebfaktors, Bewertung der Ergebnisse in Bezug auf die<br />
Kontaminationskontrolle.<br />
Bitte vermeiden Sie, dass radioaktive Stoffe versehentlich dorthin gelangen, wo<br />
sie nicht sein sollen.<br />
- Handeln Sie überlegt und konzentriert.<br />
- Wechseln Sie Einweghandschuhe rechtzeitig.<br />
- Achten Sie auf Dichtheit der Messpräparate.<br />
- Vermeiden Sie beim Ausfluss am Dosierer für den Szintillationscocktail den<br />
Kontakt <strong>mit</strong> dem Probengefäß.<br />
- Verwenden Sie Pipettenspitzen, die in Kontakt <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> Lösungen<br />
waren nicht weiter.<br />
- Verschließen Sie die Meßgefäße dicht und schütteln Sie anschließend gut.<br />
- Das Füllvolumen im Probengefäß darf 20 mL nicht wesentlich überschreiten.<br />
- Wiegen Sie das KCl sorgfältig ein.<br />
- Runden Sie sinnvoll.<br />
- Vergessen Sie nicht den Blindwert R0 zu subtrahieren.<br />
- Fragen Sie bei Unsicherheiten unverzüglich Ihre/n Betreuer/in.<br />
68
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
5. Das Messgerät: TRIATHLER TM (MULTILABEL TESTER; LSC)<br />
Hinweis: Die Einstellungen und Messungen werden selbständig durchgeführt.<br />
Bitte achten Sie besonders darauf, dass die zu messenden Präparate dicht,<br />
unbeschädigt und kontaminationsfrei sind. Kann dies nicht zweifelsfrei<br />
sichergestellt werden, so darf das entsprechende Präparat unter keinen<br />
Umständen gemessen werden. Bitte sprechen Sie sich innerhalb Ihrer Gruppe<br />
ab, um die begrenzte Messkapazität optimal zu nutzen.<br />
5.1 Qualitätssicherung: Messungen von Standardproben bei der Standard-<br />
einstellung der Hochspannung (858 V).<br />
5.2 Messen Sie das -Spektrum den 3 H- und des 14 C-Standardstrahler und den<br />
Blank (Nulleffekt).<br />
Standardstrahler A/dpm Bezugsdatum ROI Messzeit /s<br />
3 H 194800 1.6.2003 30-120 60<br />
Blank 0 Entfällt 30-120 60<br />
Hinweis: Jeder Teilnehmer misst den 3 H-Standard und den „Blank“.<br />
5.3 Auswertungen<br />
Vergleichen Sie die Spektren von 3 H und 14 C.<br />
Welche(n) Unterschied(e) sehen Sie?<br />
Worauf ist/sind er/sie zurück zu führen?<br />
Berechnen Sie die nulleffektsbereinigte Nettozählrate R in cpm und<br />
tragen Sie den Wert in die ausliegende Graphik (Bereich des<br />
Referenzwerts) ein. Bewerten Sie das Ergebnis (Vergleich <strong>mit</strong> dem<br />
Referenzwert).<br />
Tragen Sie den Wert der Nulleffektszählrate (blank) in die<br />
ausliegende Graphik (Bereich des Erwartungswertes) ein.<br />
Bewerten Sie dass Ergebnis im Hinblick auf den Erwartungswert<br />
bzw. den Referenzwert.<br />
Berechnen sie den physikalischen Wirkungsgrad für den 3 H-<br />
Standard und vergleichen Sie den berechneten Wert <strong>mit</strong><br />
Referenzwert.<br />
5.4 Bewertung: Beurteilen Sie die Funktionstüchtigkeit des Messgeräts.<br />
69
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
6. Bestimmung der nicht festhaftenden Oberflächenkontamination O<br />
6.1 Herstellung und Messung der Blindwertprobe „Wischtest“<br />
Als Blindwertprobe „Wischtest“ wird eine Probe vorbereitet, die kein<br />
Kontaminationsnuklid (hier: 40 K) enthält, also im Sinne des zu<br />
erwartenden Messeffekts „blind“ ist.<br />
Ein unbenutzter Papierfilter wird in ein Messgefäß (LSC-Vial)<br />
überführt.<br />
Es werden 20 mL des Szintillationscocktails QSA zugegeben.<br />
Die Probe wird als Blindwertprobe „Wischtest“ <strong>mit</strong> (BW-WT) auf dem<br />
Deckel beschriftet.<br />
Die Blindwertprobe „Wischtest“ wird bei einer PMT Spannung von<br />
858 V gemessen. Die Messzeit beträgt 1000 s. Es wird ein<br />
Auswertungsbereich (ROI: Region of Interest) von 30-1000 eingestellt.<br />
6.2 Herstellung und Messung eines Kalibrierpräparats 40 K<br />
Für das Kalibrierpräparat werden ca. 0,7-1 g KCl entnommen und in<br />
ein LSC-Probengefäß möglichst genau eingewogen. Die Menge ist <strong>mit</strong><br />
der Analysenwaage genau zu er<strong>mit</strong>teln und zu dokumentieren. Die<br />
Aktivität des 40 K ist das Präparat zu berechnen.<br />
Danach wird ein unbenutzter Papierfilter zugegeben.<br />
Es werden 20 mL des Szintillationscocktails QSA zugegeben.<br />
Die Probe wird als Kalibrierprobe „Wischtest“ <strong>mit</strong> (KA-WT-KCl-2g)<br />
auf dem Deckel beschriftet.<br />
Das Kalibierpräparat wird bei einer PMT Spannung von 858 V<br />
gemessen. Die Messzeit beträgt bis 1000 s. Es wird ein<br />
Auswertungsbereich (ROI: Region of Interest) von 30-1000 eingestellt.<br />
6.3 Auswertung: Physikalischer Wirkungsgrad des 40 K<br />
Die Halbwertszeit des 40 K beträgt ca. 1,28·10 9 Jahre. 40 K ist ein -, ec-<br />
und -Strahler <strong>mit</strong> folgende charakteristischen Strahlungsenergien E(i)<br />
und Emissionswahrscheinlichkeiten Y(i) für die Übergänge i:<br />
Übergang i Y(i)/(Bq·s) -1 E(i)/keV<br />
0,893 585 (<strong>mit</strong>tlere Energie)<br />
1300 (Maximale Energie)<br />
ec < 0,006 2,88 - 3,19<br />
<br />
1 g KCl entspricht 15,86 Bq 40 K<br />
70
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
Tabelle 1: Bestimmung des physikalischen Wirkungsgrads für 40 K.<br />
Probe<br />
Name<br />
(Abkürzung)<br />
m(KCl)<br />
/ g<br />
BW-WT Ohne KCl<br />
KA-WT-KCl-2g<br />
A[m(KCl)]/Bq<br />
Y(i)/(Bq·s) -1<br />
phys/Ips·Bq -1<br />
Messzeit<br />
tM/s<br />
R`, R0 (190-1000)<br />
/cpm<br />
6.4 Wischtest <strong>mit</strong> einer simulierten Kontamination (KCl)<br />
R/cpm<br />
Auf vorgezeichneten Testflächen wurde eine bekannte Aktivität an 40 K in<br />
der Verbindung KCl<br />
a) als Feststoff<br />
b) als wässerige Lösung<br />
auf einer quadratischen Fläche von ca. 10 cm 10 cm aufgebracht. Diese<br />
dient als Testkontamination.<br />
Auf einer Testfläche wird <strong>mit</strong> sanften, gleichmäßigen Druck <strong>mit</strong> einem<br />
leicht angefeuchteten Papierfilter die Oberfläche auf der Fläche von ca.<br />
100 cm² gleichmäßig bestrichen. Der so beaufschlagte Papierfilter wird<br />
zusammengerollt und in ein LSC-Messgefäß so überführt, dass eine<br />
71
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
Verschleppung der Kontamination vermieden wird. Es werden 20 mL<br />
des Szintillationscocktails QSA zugegeben.<br />
Die Probe wird als Messprobe „Wischtest“ <strong>mit</strong> WT-KCl-f (fest) bzw.<br />
WT-KCl-l (flüssig) auf dem Deckel beschriftet.<br />
Die Probe wird bei einer PMT Spannung von 858 V gemessen. Die<br />
Messzeit beträgt bis 1000 s. Es wird ein Auswertungsbereich (ROI:<br />
Region of Interest) von 30-1000 eingestellt.<br />
6.5 Auswertung der Kontaminationskontrolle<br />
Tabelle 2: Bestimmung der abwischbaren Oberflächenkontamination O, der<br />
Nachweisgrenze NWG(O) für O und des Abriebfaktors für 40 K.<br />
Probe Messzeit<br />
tM/s<br />
BW-WT<br />
WT-KCl-f<br />
WT-KCl-l<br />
Y(i)<br />
/(Bq·s) -1<br />
phys<br />
/Ips·Bq -1<br />
R`, R0<br />
(190-1000)<br />
/cpm<br />
R/cpm A/Bq O<br />
/Bq/cm²<br />
72<br />
NWG(O)<br />
/Bq/cm²<br />
Die Gesamtaktivität der Kontamination wird Ihnen vom Betreuer <strong>mit</strong>geteilt:<br />
A (fest): Bq 40 K<br />
A(flüssig): Bq 40 K
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
Berechnen Sie den Abriebfaktor <br />
=<br />
Ergebnis:<br />
(fest) ≈<br />
(flüssig) ≈<br />
6.6 Bewertung<br />
nicht festhaftende Oberflächenkontamination O<br />
gesamte Oberflächenkontamination OGes<br />
6.6.1 Vergleich NWG(O) <strong>mit</strong> GW(O)<br />
Wenn<br />
Bewerten Sie die Eignung des Messverfahrens zur Erfüllung des<br />
Messzwecks, d.h. vergleichen Sie die Nachweisgrenzen NWG(O) <strong>mit</strong> den<br />
Grenzwerten der Oberflächenkontamination GW(O) für Flächen<br />
außerhalb von Strahlenschutzbereichen. Entnehmen sie bitte die<br />
entsprechenden Werte aus Spalte 4 Anl. III Tabelle 1,<br />
Strahlenschutzverordnung 2001. (Achtung Irrtum vorbehalten).<br />
NWG(O) < GW(O), dann ist das Messverfahren ausreichend empfindlich<br />
NWG(O) > GW(O), dann ist das Messverfahren nicht ausreichend empfindlich<br />
und erfüllt den Messzweck nicht<br />
73
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
Auszug aus Anl. III Tabelle 1, Strahlenschutzverordnung 2001. (Achtung Irrtum<br />
vorbehalten).<br />
Nuklid Freigrenze<br />
Oberflächenuneingeschränkte<br />
Freigabe von Freigabe von Halbwertszeit<br />
kontamination<br />
spezifische .<br />
Aktivität in Aktivität in . in<br />
Bq Bq/g Bq/cm 2<br />
festen <strong>Stoffen</strong>, Bauschutt,<br />
Flüssigkeiten Bodenaushub<br />
<strong>mit</strong> Ausn. von von mehr als Boden-<br />
Sp.6 . 1000 t/a flächen in<br />
in Bq/g in Bq/g Bq/cm 2<br />
Gebäuden zur<br />
Wieder-, Weiterverwendung<br />
in Bq/cm 2<br />
festen <strong>Stoffen</strong>,<br />
Flüssigkeiten zur Metallschrott<br />
Beseitigung <strong>mit</strong> zur Gebäuden<br />
Ausn. von Sp.6 Rezyklierung zum Abriss in<br />
in Bq/g in Bq/g Bq/cm 2<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
H-3 1 E+9 1 E+6 1 E+2 1 E+3 6 E+1 3 1 E+3 1 E+3 1 E+3 4 E+3 12,3 a<br />
C-14 1 E+7 1 E+4 1 E+2 8 E+1 1 E+1 4 E-2 1 E+3 2 E+3 8 E+1 6 E+3 5,7E+3 a<br />
C-14<br />
Monoxid 1 E+9 1 E+1 5,7E+3 a<br />
C-14 Dioxid 1 E+9 1 E+1 5,7E+3 a<br />
P-32 1 E+5 1 E+3 1 E+2 2 E+1 2 E+1 2 E-2 1 E+2 1 E+3 2 E+1 4 E+5 14,3 d<br />
P-33 1 E+8 1 E+5 1 E+2 2 E+2 2 E+2 8 E-2 1 E+3 4 E+4 2 E+2 6 E+5 25,3 d<br />
S-35 1 E+8 1 E+5 1 E+2 6 E+1 1 E+3 1 E-2 1 E+3 2 E+2 6 E+2 2 E+5 87,5 d<br />
S-35<br />
organisch 1 E+8 1 E+5 87,5 d<br />
S-35 Gas 1 E+9 1 E+6 87,5 d<br />
K-40*) 1 E+6 1 E+2 1 E+1 8,E-01 9 E-2 1 E+1 6 E+0 2 E+1 59,4 d<br />
I-125 1 E+6 1 E+3 1 E+1 3 3 9 E-2 1 E+1 1 E+2 3 1 E+4 59,4 d<br />
*) sind als natürlich vorkommende Radionuklide nicht beschränkt.<br />
Freigabe<br />
74
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
Q. Zerfallsarten und Wechselwirkung <strong>mit</strong> Materie<br />
Diese Versuche sollen Ihnen eine Vorstellung über die Wechselwirkung<br />
ionisierender Strahlung <strong>mit</strong> Materie ver<strong>mit</strong>teln und Sie befähigen zu<br />
entscheiden, unter welchen Bedingungen sie eine Abschirmung benötigen und<br />
welche Abschirmung am besten geeignet ist.<br />
Arbeitsmaterialien:<br />
Als Abschirmungsmaterialien stehen zur Verfügung:<br />
- ein Blatt Papier<br />
- eine 0,5 cm dicke Aluminiumplatte<br />
- mehrere 5 cm dicker Blei-Ziegel<br />
Als Strahlungsquellen stehen zur Verfügung:<br />
- ein Flächenkalibrierpräparat <strong>mit</strong> 241 Am <strong>mit</strong> ca. 2 Bq/cm² enthält.<br />
- ein Flächenkalibrierpräparat <strong>mit</strong> 90 Sr ( 90 Y) <strong>mit</strong> ca. 2 Bq/cm² enthält.<br />
- ein Stein, der Pechblende <strong>mit</strong> Uran und Zerfallsprodukten (Radionuklid-<br />
gemisch) und Aktivität enthält.<br />
Als Kernstrahlungsmessgeräte stehen zur Verfügung:<br />
- Kontaminationsmonitor LB 1210 C (zählende Messung für - und -<br />
Strahlung)<br />
- Ortsdosisleistungsmessgerät LB 123 (zählende Messung für -Strahlung)<br />
Durchführung:<br />
a) Beurteilen Sie ohne Abschirmung die verschiedenen Messgeräte in Bezug auf<br />
ihre Eignung, die jeweilige Strahlenart(en) zu detektieren.<br />
b) Abschirmwirkung verschiedener Materialien bei -Strhalung<br />
Es werden die Abschirmmaterialien vor die Strahlungsquelle fixiert und in der<br />
folgenden Tabelle die Ergebnisse dokumentiert.<br />
Mit den Kalibrierstrahlern 90 Sr( 90 Y) und 241 Am wird der Kontaminationsmonitor<br />
LB 1210 C kalibriert. Die Zeitkonstante beträgt =1 s.<br />
c) Funktionstüchtigkeitsprüfung am Kontaminationsmonitor<br />
Führen Sie die Funktionstüchtigkeitsprüfung am Kontaminationsmonitor durch<br />
und dokumentieren Sie diese.<br />
d) Berechnen Sie die physikalischen Wirkungsgrade phys und die<br />
Kalibrierfaktoren phys für<br />
1) Die -Strahlung des 241 Am<br />
2) Die -Strahlung des 90 Sr( 90 Y)<br />
e) Bewerten sie die Eignung verschiedener Materialien zur Abschirmung.<br />
Tragen Sie die Ergebnisse in folgender Tabelle ein.<br />
75
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
Tabelle: zu 1. Ergebnisse zu Zerfallsarten und Wechselwirkung <strong>mit</strong> Materie<br />
Probe Radionuklid A /Bq<br />
Kalibrierstrahler 90 Sr <br />
Bewertungen:<br />
90 Y <br />
O<br />
/Bq·cm -2<br />
200 2 R´ Ips ODL =<br />
200 2 R 0 Ips<br />
R Ips<br />
phys = Ips/Bq 90 Sr<br />
phys = Bq 90 Sr/Ips<br />
phys = Bq·cm -2 ·Ips<br />
Kalibrierstrahler 241 Am () 200 2 R´ Ips ODL =<br />
R0 Ips<br />
R 0 Ips<br />
phys = 0 Ips/Bq<br />
phys = Bq/Ips<br />
Messgerät<br />
Kontaminationsmonitor ODL-Sonde<br />
phys = Bq·cm -2 ·Ips<br />
Stein viele ? ? R´ Ips Abstand ODL<br />
R 0 Ips 1 m<br />
R Ips 0,1 m<br />
phys = Kontakt<br />
76
Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />
R. Sicherer <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />
Im Rahmen dieses Teil erfolgt die Begehung eines Kontrollbereichs, in dem <strong>mit</strong><br />
<strong>offenen</strong> und umschlossenen <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> umgegangen werden darf. Die<br />
Begehung erfolgt in Begleitung einer fachkundigen Person.<br />
1. Sicheres Arbeiten <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />
- Zutritt zum Kontrollbereich<br />
Zutrittsmessung am HFK<br />
Dokumentation im KB-Zutrittsbuch<br />
Schutzbekleidung<br />
- <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong>.<br />
Versuchsaufbau zur Minimierung der Strahlenexposition<br />
1. Abstand<br />
2. Abschirmung<br />
3. Arbeitszeit minimieren<br />
Bei hochenergetischen -Strahlern <strong>mit</strong> hoher<br />
Aktivitätskonzentration:<br />
Achtung: Sehr hohe Dosisleistung an der Haut bei<br />
Kontamination.<br />
Sofort Handschuhe wechseln !<br />
Durchführung einschließlich begleitender Messungen<br />
Arbeitstägliche Kontaminationskontrolle<br />
- Direkte Messung<br />
- Wischtest<br />
Abfallkonditionierung<br />
Abfalldeklarierung<br />
Ordnungsgemäßer Zustand des Arbeitsplatzes herstellen<br />
- Verlassen des Kontrollbereichs<br />
Reinigung der Hände<br />
Messung am HFK-Monitor<br />
Ablegen der Dosismeter<br />
Dokumentation der Messergebnisse<br />
2. Übungen<br />
- Berechnung der Erfordernis der Inkorporationskontrolle<br />
- Optimale Messmethoden<br />
-counting<br />
-Spektrometrie<br />
LSC (-Strahler, ec-Strahler)<br />
- Auswertung und Dokumentation<br />
- Bewertung<br />
77
1. Erzeugung<br />
2. Neutronen-<br />
energie<br />
Tabelle: Einteilung<br />
der Neutronen nach<br />
ihrer Energie (nach<br />
Eugen Sauter,<br />
Grundlagen des<br />
Strahlenschutzes)<br />
Thermische<br />
Neutronen:<br />
Ew = 0,025 eV<br />
Em = 0,038 eV<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
S. Neutronen<br />
Neutronen entstehen<br />
bei Kernumwandlungen<br />
thermonuklearen Reaktionen<br />
Kernspaltung (spontan, neutroneninduziert)<br />
Beschuss von Materie <strong>mit</strong> sehr energierreichen<br />
Deuteronen<br />
Nach der kinetischen Energie unterscheidet man zwischen<br />
schnellen, epithermischen (<strong>mit</strong>telschnellen) und<br />
thermischen (langsamen Elektronen). Die folgenden<br />
angegebenen Bereichsgrenzen stellen Richtwerte dar:<br />
Bereich Energiebereich Mittlere Energie vn/km/s<br />
Thermische 0 – 0,1 eV 0,025 eV 2,2<br />
(langsame) Neutronen<br />
epithermische (<strong>mit</strong>tel- 0,1 eV – 0,1 MeV 1 eV 13,8<br />
schnelle) Neutronen<br />
schnelle Neutronen 0,1 – 10 MeV 0,1 MeV 4370<br />
ultraschnelle (rela- > 10 MeV 14 MeV 51750<br />
tivistische) Neutronen<br />
Ein Neutron <strong>mit</strong> der Energie E (in eV) hat die<br />
Geschwindigkeit N<br />
v = 1,383·10 4 E 1/2 (in m/s)<br />
Diese Gleichung gilt für den Bereich 0 < E < 10 MeV.<br />
Thermische Neutronen stehen im thermischen<br />
Gleichgewicht <strong>mit</strong> den Atomen und Molekülen in ihrer<br />
Umgebung. Die Geschwindigkeitsverteilung dieser<br />
Neutoren entspricht einer Maxwell-Verteilung. Bei 20°C<br />
ist der wahrscheinlichste Wert der Neutronenenergie Ew =<br />
0,025 eV der <strong>mit</strong>tlere Wert Em = 0,038 eV. Die<br />
Energieverteilung entspricht etwa der in folgender<br />
Abbildung dargestellten Kurve.<br />
82
Abbildung: Anzahl<br />
der Neutronen dN je<br />
Energieintervall <strong>mit</strong><br />
den Grenzen E und E<br />
+ dE in Abhängigkeit<br />
von der Neutronenenergie<br />
E bei thermischenGleichgewicht.<br />
Abbildung: Relative<br />
Häufigkeit der Neutronen<br />
bei der Kernspaltung<br />
von 235 U in<br />
Abhängigkeit von der<br />
Neutronenenergie E<br />
bei thermischen<br />
Gleichgewicht.<br />
3.<br />
Wechselwirkung<br />
<strong>mit</strong> Materie<br />
Elastische<br />
Streuung<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
dN/dE<br />
rel. Häufigkeit der Spaltneutronen<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
1<br />
0,1<br />
0,01<br />
0,001<br />
3.1 Streuung<br />
Energieverteilung thermischer Neutronen<br />
E w<br />
Neutronenenergie<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />
E n / MeV<br />
Beim Zusammenstoß eines Neutrons <strong>mit</strong> einem Atomkern<br />
ändert das Neutron seine Bewegungsrichtung. Es wird<br />
gestreut. Es ist zu unterscheiden zwischen elastischer und<br />
unelastischer Streuung. Für schnelle Neutronen sind die<br />
Streuquerschnitte aller Elemente klein und im allgemeinen<br />
nicht sehr unterschiedlich. Sie werden bei der Streuung<br />
durch leichte und schwere Elemente in nahezu gleicher<br />
Weise beeinflußt.<br />
83
Moderatoren<br />
Mittlere freie<br />
Weglänge für<br />
Neutronen der<br />
Energien 0,025 eV<br />
Unelastische<br />
Streuung<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
Bei der elastischen Streuung bleibt die Gesamtenergie und<br />
der Gesamtimpuls der Stoßpartner erhalten. Der Atomkern<br />
wird nicht angeregt. Neutronen bis zu Energien von ca.<br />
0,15 MeV zeigen nach der elastischen Streuung eine<br />
isotrope Winkelverteilung. Für Neutronen größerer<br />
Energie ist die Streuung nicht isotrop.<br />
Der Bruchteil der Energie, die das Neutron auf den<br />
Atomkern überträgt ist maximal<br />
=<br />
4Ar<br />
(Ar + 1)²<br />
Ar ist die relative Atommasse.<br />
Der Energieverlust des Neutrons ist umso größer je<br />
kleiner die relative Atommasse des gestoßenen Atomkerns<br />
ist. Für<br />
1 1H (Ar = 1) wird = 1.<br />
238 U (Ar = 238) wird = 0,016.<br />
Dieser Vorgang der Energieabgabe eines Neutrons an<br />
Atomkerne in elastischen Stößen heißt Moderation. Zur<br />
Moderation werden Stoffe <strong>mit</strong> kleiner relativer<br />
Atommasse und kleinen Wirkungsquerschnitten für<br />
Kernreaktionen verwendet (Moderatoren).<br />
Beispiele: H2O, D2O, Graphit, Beryllium.<br />
Die Wegstrecke, die ein thermisches Neutron in einem<br />
Moderator zwischen zwei aufeinanderfolgenden Stößen<br />
im Mittel zurücklegt heißt <strong>mit</strong>tlere freie Weglänge.<br />
Moderator H2O D2O Graphit Beryllium<br />
Mittlere freie 0,29 2,23 2,60 1,16<br />
Weglänge in cm<br />
Wenn die Energie eines Neutrons ausreichend groß ist,<br />
wird nach seinem Eindringen in einem Atomkern wieder<br />
ein Neutron e<strong>mit</strong>tiert und ein angeregter Kern bleibt<br />
zurück. Dies nennt man unelastische Streuung eines<br />
Neutrons. Bei dieser Art der Streuung ist die Summe der<br />
kinetischen Energien der beiden Stoßpartner vor und nach<br />
84
Abbildung: Untere<br />
Anregungsniveaus<br />
von leichten und<br />
schweren<br />
Atomkernen<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
dem Stoß verschieden. Unelastische Streuung kann nur<br />
stattfinden, wenn die auf einen Atomkern übertragene<br />
Energie größer oder gleich der niedrigsten<br />
Anregungsenergie des Targetkerns ist.<br />
In der folgenden Abbildung sind die unteren Niveaus der<br />
Anregungsenergie für<br />
12 C und<br />
85<br />
56 Fe schematisch<br />
dargestellt. Bei leichten Kernen liegen die Niveaus relativ<br />
hoch, bei schweren relativ niedrig. Die in Kernreaktoren<br />
auftretenden Neutronenenergien sind relativ niedrig, so<br />
dass unelastische Streuung vorzugsweise an schweren<br />
Atomkerne (U, Fe) auftritt. Die so angeregten Atomkerne<br />
geben ihre Energien sofort als sekundäre -Strahlung in<br />
Form eines Linienspektrums wieder ab. Die Energie des<br />
Neutrons, das den Atomkern nach dem Stoß verläßt, ist<br />
um die Anregungsenergie kleiner als die Energie des in<br />
den Atomkern eingedrungenen Neutrons.<br />
Energie<br />
9,64 MeV<br />
7,66 MeV<br />
4,43 MeV<br />
Leichte Kerne Grundstand<br />
Schwere Kerne<br />
12 C<br />
56 Fe<br />
2,658 MeV<br />
2,085 MeV<br />
0,847 MeV<br />
Für die Strahlenschutz von Bedeutung ist die elastische<br />
und die unelastische Streuung. Schnelle Neutronen (E ><br />
0,1 MeV) führen wegen ihrer größeren Energie bei einer<br />
Einwirkung auf den menschlichen Körper zu viel<br />
schwereren Schäden als thermische Neutronen. Schnelle<br />
Neutronen müssen daher zuerst moderiert, d.h.<br />
abgebremst werden. Hierzu sind Strahlenschutzabschirmungen<br />
von Vorteil, deren Material aus Atomen<br />
<strong>mit</strong> kleinen relativen Massen (Parafin, Wasser) besteht.<br />
Diese streuen die Neutronen elastisch. Die bei<br />
unelastischer Streuung indizierte Strahlung wird<br />
vermieden. Allerdings ist der Wirkungsquerschnitt für
Materieller<br />
Schwächungskoef<br />
fizient für Neutronen<br />
Abbildung:<br />
Materieller Massenschwächungskoeffizient<br />
für - und<br />
Neutronenstrahlung<br />
in Abhängigkeit von<br />
der Strahlenenergie<br />
Albedofaktor für<br />
Neutronen<br />
Beispiel:<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
elastische Streuung von Neutronen hoher Energie<br />
verhältnismäßig klein. Die durch den Einfang und durch<br />
unelastische Streuung von Neutronen entstehende -<br />
Strahlung heißt sekundäre -Strahlung.<br />
Der materielle Schwächungskoeffizient setzt sich für<br />
Neutronen setzt sich additiv aus den verschiedenen<br />
Anteilen der Wechselwirkung <strong>mit</strong> der Materie zusammen.<br />
Elastische Streuung<br />
Unelastische Streuung<br />
Kernumwandlungen, z.B. (n,)-, (n,)-, (n,p)-Reaktionen<br />
In der folgenden Abbildung ist als Beispiel der materielle<br />
Schwächungskoeffizient für Neutronen gegen die Energie<br />
in Luft dargestellt.<br />
log µ/r in cm²/g<br />
0<br />
- 1<br />
- 2<br />
- 3<br />
10 -1<br />
Unter dem Albedofaktor für Neutronen (kurz: Neutronen-<br />
Albedo) versteht man das Verhältnis der Neutronenströme<br />
der von einem Reflektor zurückgestreuten Neutronen und<br />
den in den Reflektor eintretenden Neutronen. Die Albedo<br />
eines Stoffes ist abhängig von<br />
der Geometrie<br />
der Ausdehnung<br />
der Dicke der reflektierenden Schicht und<br />
der Energie der Neutronen<br />
abhängig.<br />
Für thermische Neutronen und eine unbegrenzte, ebene<br />
Grenzschicht der Dicke b ist die Albedo<br />
2D b<br />
1 - · coth<br />
L L<br />
= <br />
2D b<br />
1 + · coth<br />
L L<br />
10 0<br />
Strahlenenergie in MeV<br />
10 1<br />
86
Tabelle: Diffusionskenngrößen<br />
für verschiedene<br />
Stoffe<br />
Tabelle: Beispiele<br />
für -Werte<br />
Kernreaktionen<br />
durch Neutronen<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
b: Dicke des Reflektors<br />
L: Diffusionslänge in cm<br />
D: Diffusionskoefizient in cm<br />
In folgender Tabelle sind die Difusionskenngrößen<br />
verschiedener Moderatoren angegeben.<br />
Material Dichte in g/cm³ D in cm L in cm<br />
H20 (rein) ca. 1,0 0,143 2,70<br />
D20 (rein) ca. 1,0 0,83 148<br />
C (Graphit) 1,6 0,86 50<br />
Be (Beryllium) 1,78 0,49 22,1<br />
Parafin (DH2) 0,9 0,132 2,42<br />
Dicke der <br />
Schicht in cm H20 D20 C Be Parafin<br />
2 0,54<br />
5 0,80 0,49 0,49 0,67 0,80<br />
10 0,805 0,72 0,72 0,82 0,802<br />
50 0,805 0,94 0,92 0,92 0,802<br />
100 0,805 0,96 0,93 0,92 0,802<br />
3.2 Kernreaktionen durch Neutronen<br />
Bei den durch Strahlenwirkung bedingten Umwandlungen<br />
von Atomkernen (Kernreaktionen) entstehen meist<br />
Radionuklide. Man nennt dies induzierte Aktivität.<br />
Besonders Neutronenstrahlung kann solche<br />
Kernrekationen erzeugen.<br />
Von besonderer Bedeutung sind<br />
n,p<br />
n,<br />
n,<br />
Reaktionen.<br />
Der Wirkungsquerschnitt für eine Wechselwirkung<br />
zwischen Neutronen und Materie nimmt im allgemeinen<br />
<strong>mit</strong> zunehmender Neutronenenergie ab. Für n,p- und n,-<br />
Reaktionen, die jeweils nur ab einer bestimmten<br />
Schwellenenergie (Schwellenenergie) der Neutronen<br />
ablaufen, ist er wesentlich kleiner als für (n,)-Reaktionen<br />
durch thermische Neutronen. Die Reaktionsenergie für<br />
eine bestimmte Kernreaktion ist die Differenz der Summe<br />
87
Abbildung: Anzahl<br />
der Protonen gegen<br />
die Anzahl der<br />
Neutronen zur<br />
Verdeutlichung von<br />
durch Neutronen<br />
induzierte Kernreaktionen<br />
n,-Reaktionen<br />
Bor: Abschirmung<br />
thermischer<br />
Neutronen<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
der kinetischen Energien und Photonenenergien der<br />
gebildeten Teilchen und der Summe der kinetischen<br />
Energien und Photoneneenergien der reagierenden<br />
Teilchen.<br />
Durch den Stoß eines Atomkerns <strong>mit</strong> Neutronen werden<br />
alpha-Teilchen e<strong>mit</strong>tiert. Wichtige Beispiele:<br />
Eine für den Strahlenschutz wichtige Kernreaktion ist der<br />
Neutroneneinfang durch Bor.<br />
10<br />
5<br />
7<br />
3<br />
B (n,) Li<br />
Die relative Häufigkeit von 10 B in natürlichem Bor beträgt<br />
19,6%; die restlichen 80,4% bestehen aus 11 B. Der<br />
Wirkungquerschnitt für diese Reaktion ist bei thermischen<br />
Neutronen ausserordentlich groß:<br />
n, = 4·10 -25 m² = 4000 barn.<br />
Obwohl das 10 B nur knapp 20% ausmacht, ist natürliches<br />
Bor ein wirksames Material für die Abschirmung<br />
thermischer Neutronen. Für diese Kernreaktion<br />
charakteristisch ist, dass nur eine mäßig harte -Strahlung<br />
(E = 0,478 MeV) entsteht.<br />
88
Weitere<br />
Beispiele:<br />
n,-Reaktionen<br />
Tabelle: Wichtige<br />
n,-Reaktionen<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
27<br />
13<br />
24<br />
11<br />
Al (n,) Na<br />
Strukturmaterialien aus Aluminium im Reaktorkern<br />
23<br />
11<br />
20<br />
9<br />
Na (n,) F<br />
Schnelle natriumgekühlte Reaktoren<br />
6<br />
3<br />
3<br />
1<br />
Li (n,) H<br />
Wirkungsquerschnitt bei thermischen Neutronen 9,45·10 -26 m² (945<br />
barn); in der natürlichen Isotopenzusammensetzung enthält Lithium<br />
7,42% 6 Li und<br />
92,58% 7 Li.<br />
Der Neutroneneinfang ist <strong>mit</strong> einer starken Anregung des<br />
Atomkerns verbunden. Die vom Atomkern aufgenommene<br />
Energie (Summe aus Bindungsenergie und kinetische<br />
Energie des Neutrons) wird größtenteils sofort in<br />
Form von -Strahlung wieder abgegeben. Diese wird Einfang--Strahlung<br />
genannt. Einige technisch wichtige wichtige<br />
n,-Reaktionen sind in folgender Tabelle zusammen<br />
gefasst:<br />
Kernreaktion natürliche Häufigkeit Wirkungsquerschnitt<br />
Ausgangsnuklid /% 10 -28 m² (barn)<br />
11<br />
B (n,) B<br />
5<br />
10<br />
19,61 0,5<br />
5<br />
23 24<br />
11 Na (n,) 11 Na 100 0,56<br />
26<br />
12<br />
27<br />
13<br />
50<br />
24<br />
55<br />
25<br />
58<br />
26<br />
59<br />
27<br />
27<br />
12<br />
Mg (n,) Mg 11,17 0,05<br />
28<br />
13<br />
Al (n,) Al 100 0,21<br />
51<br />
24<br />
Cr (n,) Cr 4,31 11<br />
56<br />
25<br />
Mn (n,) Mn 100 11<br />
59<br />
26<br />
Fe (n,) Fe 0,33 0,9<br />
60<br />
27<br />
Co (n,) Co 100 36<br />
89
Näherungsweise<br />
Berechnung der<br />
Aktivierung<br />
Aktivierungsgleichung<br />
Exakte Berechnung<br />
der Aktivierung<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
In der Regel ist ein Atomkern, dessen Massenzahl sich<br />
durch Neutroneneinfang um 1 erhöht hat, wegen des<br />
bestehenden Neutronenüberschusses nicht mehr stabil,<br />
sondern radioaktiv. Strukturmaterialien und Apparateteile<br />
eines Reaktors, die dem Neutronenfluss ausgesetzt waren,<br />
sind daher meist stark aktiviert und können beim Ausbau<br />
zu einer großen Strahlenexposition führen. Es ist daher<br />
notwendig die Aktivität abzuschätzen, bevor irgendwelche<br />
Teile von <strong>mit</strong> Neutronen aktivierten Materialien entnommen<br />
werden.<br />
N0 Atome eines Nuklids werden einem Neutronenfeld <strong>mit</strong><br />
einer Flußdichte ausgesetzt. Die Anzahl der nach der<br />
Expositionszeit t radioaktiv gewordenen Atome wird <strong>mit</strong><br />
N, die Zerfallskonstante <strong>mit</strong> bezeichnet. Bei einem<br />
Wirkungsquerschnitt für die Aktivierung durch eine n,-<br />
Reaktion ist im Zeitpunkt t die Änderung der Anzahl<br />
radioaktiver Atome<br />
dN<br />
dt<br />
das ergibt<br />
= N0·· – ·N;<br />
N = · (1 e ·t N0··<br />
)<br />
<br />
Diese Gleichung ist eine gute Näherungslösung für nicht<br />
zu große Werte von ·t. Für große Werte von ·t kann N0<br />
nicht mehr als konstant angenommen werden; der<br />
Abbrand ist zu berücksichtigen.<br />
In obiger Gleichung muss N0 durch die Zahl N* der zur<br />
Zeit t vorhandenen aktivierbaren Atome eines Nuklids<br />
ersetzt werden. Man erhält N* aus<br />
dN*<br />
dt<br />
= N*··<br />
N* = N0·e ··t<br />
Anstelle von N0 wird dieser Ausdruck eingesetzt:<br />
= N0···e ··t dN<br />
– ·N<br />
dt<br />
90
Abbildung: Spezifische<br />
Aktivtät gegen<br />
die Zeit am Beispiel<br />
59 Co(n,) 60 Co<br />
4. Kernspaltung<br />
durch Neutroneneinfang<br />
Tabelle: Zur<br />
Spaltung eines Atomkerns<br />
erforderliche<br />
Energie und Bindungsenergie<br />
eines<br />
Neutrons<br />
Spaltstoff<br />
Reaktionsgleichung<br />
bei der Kernspaltung<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
Als Lösung ergibt sich, wenn zur Zeit t = 0 die Anzahl der<br />
<strong>radioaktiven</strong> Atome 0 war:<br />
N = · (e ··t e ·t N0··<br />
)<br />
·<br />
Diese Funktion hat bei t =<br />
ln ln ·<br />
ein Maximum. Die<br />
Aktivität ist: A = ·N ·<br />
AS / Bq/g Co<br />
Die Spaltung eines Atomkerns durch den Einfang eines<br />
thermischen (langsamen) Neutrons wird thermische<br />
Spaltung genannt. Eine solche kann nur dann auftreten,<br />
wenn die Bindungsenergie des Neutrons größer ist als der<br />
zur Spaltung des Atomkerns notwendige Energiebetrag.<br />
Kern Zur Spaltung erforder- Bindungsenergie des eingeliche<br />
Energie in MeV fangenen Neutrons in MeV<br />
235 U 6,5 6,8<br />
238 U 7,0 5,5<br />
239 Pu 5,0 6,6<br />
233 U 6,0 7,0<br />
232 Th 7,5 5,4<br />
Aus obiger Tabelle geht hervor, dass 235 U, 233 U und 239 Pu<br />
durch thermische Neutronen gespalten werden kann; 238 U<br />
und 232 Th nicht. Stoffe die durch thermische Neutronen<br />
gespalten werden können heißen Spaltstoff.<br />
235<br />
92<br />
235<br />
92<br />
236<br />
92<br />
147<br />
57<br />
87<br />
35<br />
U + n U La + Br + 2 n<br />
1<br />
0<br />
Spezifische Aktivität durch<br />
Neutronenaktivierung von 59 Co gegen die<br />
Bestrahlungszeit t.F = 1∙10 12 cm -2 s -1<br />
4E+11<br />
3E+11<br />
2E+11<br />
1E+11<br />
Näherung<br />
exakt<br />
0E+00<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
236<br />
92<br />
t in Jahre<br />
147<br />
60<br />
86<br />
32<br />
U + n U Nd + Ge + 3 n<br />
1<br />
0<br />
1<br />
0<br />
91
Tritiumbildung durch<br />
ternäre Spaltung<br />
1 ³H pro 11000<br />
Spaltungen<br />
Tabelle: Wirkungsquerschnitte(*)<br />
für<br />
die Kernspaltung <strong>mit</strong><br />
thermischen Neutronen<br />
der Neutronenenergie<br />
0,025 eV<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
Der Vorgang der Spaltung ist in Regel <strong>mit</strong> der Emission<br />
von Neutronen, -Strahlung, -Teilchen, -Teilchen und<br />
Antineutrinos verbunden. Der Einfang eines Neutrons<br />
durch einen 235 U-Kern kann anstelle einer Kernspaltung<br />
auch andere Kernreaktionen zur Folge haben. Die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass drei Kernbruchstücke in einer<br />
ternären Spaltung auftreten ist verhältnismäßig gering;<br />
eines der Bruchstücke kann ein Tritiumkern (Trtion) sein,<br />
der ein freies Elektron als Elektronenhülle einfängt. Bei je<br />
11000 Spaltungen wird ein Tritumatom gebildet. Die<br />
Kernspaltung durch Neutronen wird (n,f)-Reaktion<br />
genannt.<br />
Die Spaltausbeute der gebildeten Spaltprodukte hat<br />
aufgetragen gegen die gebildeten Massen die Form eines<br />
Doppelgipfels. Dies ist schematisch dargestellt in<br />
folgender Abbildung.<br />
92
Abbildung: Schematische<br />
Darstellung der<br />
prozentualen Spaltausbeute<br />
in Abhängigkeit<br />
von der Massenzahl<br />
Prompte<br />
Neutronen<br />
Tabelle: Verzögerte<br />
Neutronen bei der<br />
thermischen Spaltung<br />
des 235 U<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
Spaltausbeute / %<br />
10<br />
1<br />
0,1<br />
0,01<br />
0,001<br />
60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170<br />
Massenzahl<br />
Die spektrale Verteilung der bei der Spaltung von 235 U<br />
auftretenden Neutronen ist so, dass nur relativ wenige<br />
Neutronen extrem hohe Energien bis zu 18 MeV<br />
aufweisen. Die wahrscheinlichste Neutronenenergie<br />
beträgt etwa 0,7 MeV (siehe Abbildung Seite 83 unten).<br />
Fast alle der freigesetzten Neutronen sind prompte<br />
Neutronen. Das sind solche Neutronen, die beim<br />
Spaltprozess ohne meßbare Verzögerung freigesetzt<br />
werden. Ein geringer Teil (0,65%) der bei thermischer<br />
Spaltung von 235 U auftretenden Neutronen läßt in bezug<br />
auf den Zeitpunkt des Spaltvorgangs eine zeitliche<br />
Verzögerung erkennen.<br />
Gruppe Mittlere zeitliche Verzögerte Neutronen Neutronen-<br />
Verzögerung in s je 100 Spaltungen energie in MeV<br />
1 80 0,052 0,25<br />
2 33 0,346 0,56<br />
3 9 0,310 0,43<br />
4 3,3 0,624 0,62<br />
5 0,9 0,182 0,41<br />
6 0,3 0,066 -<br />
Summe 1,58<br />
Verzögerte Neutronen sind solche, die bei einer<br />
Kernspaltung nicht un<strong>mit</strong>telbar, sondern als Folge von<br />
<strong>radioaktiven</strong> Umwandlungen von Spaltprodukten oder als<br />
Photoneutronen in (,n)-Prozessen entstehen.<br />
93
Beispiele für ,n-<br />
Reaktionen<br />
Spaltneutronen<br />
Kettenreaktion<br />
Energiedosisleistung<br />
ca. 5·10 5 Gy/h<br />
n ca. 5·10 5 Gy/h<br />
5.<br />
Strahlendosimetrie<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
2<br />
1<br />
9<br />
4<br />
1<br />
1<br />
H + H + n<br />
8<br />
4<br />
Be + Be + n<br />
Die bei der Kernspaltung freigesetzten prompt oder<br />
verzögert entstehenden Neutronen werden <strong>mit</strong><br />
Spaltneutronen bezeichnet, solange sie nach keine<br />
Wechselwirkung <strong>mit</strong> Materie erfahren haben.<br />
Die Neutronenausbeute je Spaltung ist die <strong>mit</strong>tlere Anzahl<br />
Spaltneutronen (einschließlich verzögerter Neutronen), die<br />
je Spaltung e<strong>mit</strong>tiert werden. Wenn die je gespaltener<br />
Kern im Mittel freiwerdenden 2,5 Neutronen nach der<br />
Moderierung zur Spaltung weiterer 235 U-Kerne führen,<br />
setzt sich der Kernspaltungsprozess lawinenartig fort.<br />
Wird jedoch dafür gesorgt, dass die Neutronen nur jeweils<br />
eine Spaltung auslösen kann, dass ist die Zahl der<br />
Spaltungen in der Zeiteinheit konstant.<br />
Die bei der Kernspaltung entstehenden Spaltprodukte sind<br />
größtenteils radioaktiv. Ein Kernkraftwerk <strong>mit</strong> einer<br />
thermischen Leistung von 1000 MW gibt an die<br />
Wiederaufarbeitungsanlage jährlich eine Aktivität von ca.<br />
3,7·10 18 Bq (entspricht ca. 10 8 Ci) ab.<br />
Die aus einem Reaktor <strong>mit</strong> einer thermischen Leistung<br />
von 1 MW austretenden Strahlen verursachen an der<br />
Aussenseite des Reaktorbehälters eine Energiedosisleistung<br />
von ca. 5·10 5 Gy/h. Die auf die Neutronen<br />
zurückzuführende Energiedosisleistung ist etwa gleich<br />
groß.<br />
Da die Wirkung ionisierender Strahlung beim Menschen<br />
nicht direkt messbar ist, muss nach Methoden gesucht<br />
werden, die den Zusammenhang zwischen Strahlung und<br />
deren Wirkung herstellen.<br />
Strahlung, die ohne physikalische Wechselwirkung ein<br />
Objekt durchdringt, kann in diesem keine Änderung und<br />
auch keinen Schaden verursacht haben. Es ist daher<br />
naheliegend, die Strahlenwirkung im Zusammenhang <strong>mit</strong><br />
der Energiedosis oder der Ionendosis zu sehen.<br />
94
5.1 Energiedosis<br />
Auf das Material<br />
übertragene Energie<br />
Definition der<br />
Energiedosis:<br />
Absorbed Dose<br />
ICRU 1957<br />
Energiedosis D<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
Bei der Einwirkung ionisierender Strahlung (Strahlenexposition)<br />
unterscheidet man:<br />
direkt ionisierende Strahlung durch geladene Teilchen<br />
wie z.B. - oder -Teilchen und<br />
indirekt ionisierende Strahlung durch ungeladene<br />
Teilchen wie z.B. Neutronen oder Photonen (-<br />
Quanten)<br />
Dabei erfährt nicht nur die Strahlung eine Änderung<br />
sondern es ändert sich auch die Atome und Moleküle des<br />
bestrahlten Materials. Die Strahlenwirkung ist<br />
proportional der Energie, die die Strahlung auf das<br />
bestrahlte Material übertragen hat.<br />
Diese ist<br />
WD = Win Wex + WQ<br />
Mit<br />
Win: Summe der Energien (ohne Ruheenergien) aller<br />
Teilchen oder Photonen, die in ein bestimmtes Volumen<br />
des bestrahlten Materials eintreten.<br />
Wex: Summe der Energien (ohne Ruheenergien) aller<br />
Teilchen oder Photonen, die aus einem bestimmten<br />
Volumen des bestrahlten Material wieder heraustreten.<br />
WQ: Summe der Reaktions- und Umwandlungsenergie<br />
aller Kern- und Elementarteilchenprozesse einschlielßlich<br />
Atomhülle und chemischen Bindungen, die in diesem<br />
Volumen stattfinden.<br />
"Absorbed dose of any ionizing radiation is the energy<br />
imparted to matter by ionizing particles per unit mass of<br />
irradiated material at the place of interest."<br />
"Die absorbierte Dosis irgend einer ionisierenden<br />
Strahlung ist die Energie, die an Materie durch<br />
ionisierende Teilchen pro Masseneinheit des bestrahlten<br />
Stoffes an der interessierenden Stelle abgegeben wird."<br />
Unter der Energiedosis versteht man den Quotienten aus<br />
dWD und der Masse dm Ist r die Dichte des bestrahlten<br />
Materials und dV das Volumen der Masse dm, so gilt:<br />
95
Energiedosis D<br />
Energiedosisleistung<br />
Ď<br />
Volumendosis<br />
Einheit: Gray<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
dWD 1 dWD<br />
D = =<br />
dm r dV<br />
Die Voraussetzungen für die Anwendung dieser<br />
Definition sind:<br />
Die ionisierende Strahlung tritt in homogene Materie<br />
ein.<br />
Die ionisierende Strahlung hat eine räumliche<br />
konstante spektrale Energiefluenz<br />
Die Energiedosis ist eine überall eine stetig<br />
differenzierbare Funktion nach Raum und Zeit.<br />
Die Energiedosis nimmt unter sonst gleichen<br />
Bedingungen proportional <strong>mit</strong> der Bestrahlungszeit zu:<br />
Ď = dD<br />
dt<br />
dD: Energiedosis im Zeitintervall dt<br />
dt: Länge des Zeitintervalls<br />
Umgekehrt gilt: Die Energiedosis ist das Zeitintegral der<br />
Energiedosisleistung.<br />
D = ∫ Ďdt<br />
Die Energiedosis macht nur eine Aussage über die<br />
Strahlenexposition an einer bestimmten Stelle des<br />
bestrahlten Materials und nicht über die<br />
Strahlenexposition des gesamten der Strahlung<br />
ausgesetzten Materials.<br />
Die integrierte Energiedosis Di (auch Volumendosis)<br />
genannt ergibt sich aus:<br />
Di = ∫DdV =<br />
WD<br />
r<br />
Die Einheit der Energiedosis ist:<br />
J<br />
[D] = 1 = 1 Gray (Gy)<br />
kg<br />
96
alte Einheiten:<br />
Beispiel: Temperaturerhöhung<br />
durch die Strahlenexposition<br />
<strong>mit</strong><br />
einer Energiedosis<br />
von 1 Gy ?<br />
5.2 Ionendosis<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
alte Einheit:<br />
1 rd* = 0,01 = 0,01 Gy = 6,242·10 7<br />
J<br />
MeV<br />
kg<br />
g<br />
* rd: Abkürzung für rad (radiation absorbed dose)<br />
Die direkte Messung der Energiedosis oder der<br />
Energiedosisleistung ist sehr schwierig, weil die<br />
Strahlungsenergie so klein ist, dass die durch die<br />
Bestrahlung bedingte Temperaturänderung (wenn<br />
überhaupt) nur <strong>mit</strong> erheblichen messtechnischen Aufwand<br />
er<strong>mit</strong>telt werden kann.<br />
Die Strahlenexposition des menschlichen Körpers durch<br />
die eine vergleichsweise hohe Energiedosis von 1 Gy<br />
(bereits im Bereich der deterministischen Effekte der<br />
Strahlenwirkung) würde zu einer Temperaturerhöhung um<br />
ca. 2·10 -4 °C führen.<br />
Daher: Für die Bestimmung der Energiedosis greift man<br />
auf leichter messbare Größen wie die Ionisierung eines<br />
bestimmten Luftvolumens zurück und bestimmt dann<br />
indirekt die Energiedosis.<br />
Ionisierende Strahlung hat die Eigenschaft, Moleküle und<br />
Atome zu ionisieren. In Gasen sind die Ladungsträger in<br />
einem elektrischen Feld leicht beweglich. Schickt man<br />
ionisierende Strahlung durch einen geladenen, von der<br />
Spannungsquelle getrennten Luftkondensator (z.B.<br />
Plattenkondensator) so wandern die erzeugten, entgegengesetzt<br />
elektrisch geladenen Ladungsträger zu je einer<br />
Elektrode und geben dort ihre Ladung ab. Die Differenz<br />
der Kondensatorspannungen vor und nach der Strahlenwirkung<br />
ist ein Maß für die Anzahl der von der<br />
Strahlung im Kondensator gebildeten Trägerpaare und<br />
so<strong>mit</strong> auch der Dosis, die die Luft im Kondensator<br />
aufgenommen hat.<br />
Die Feldstärke im Kondensator darf nicht zu klein<br />
(mindestens 600 V/cm) und nicht zu groß (höchstens 1000<br />
V/cm) sein, da es bei kleineren Feldstärken zu<br />
Rekombinationen der Ladungsträger und einer Unter-<br />
97
Ionendosis<br />
Einheit<br />
1 C/kg entspricht<br />
34 Gy<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
schätzung der Dosis oder zu Sekundärionisiationen und<br />
da<strong>mit</strong> zu einer Überschätzung der Dosis kommt.<br />
Unter der Ionendosis versteht man den Quotienten aus der<br />
elektrischen Ladung der Ionen eines Vorzeichens, die in<br />
einem Luft-Volumenelement durch die Strahlung<br />
<strong>mit</strong>telbar oder un<strong>mit</strong>telbar erzeugt werden und der Masse<br />
der Luft in diesem Volumenelement.<br />
dQ<br />
J = =<br />
dmL<br />
Mit:<br />
Q: elektrische Ladung der Ionen eines Vorzeichens<br />
rL: Dichte der Luft<br />
mL: Masse der Luft<br />
V: Volumen der Luft<br />
Die Einheit der Ionendosis liegt vor, wenn in 1 kg Luft<br />
durch ionisierende Strahlung bei räumlich konstanter<br />
Energiefluenz die elektrische Ladung von 1 Coulomb (C)<br />
von Ionen eines Vorzeichens entsteht.<br />
[J] = 1<br />
C<br />
kg<br />
1<br />
rL<br />
dQ<br />
dV<br />
Alte Einheit:<br />
[J] = 1 Röntgen (R)<br />
Achtung: Die Ionendosis ist nicht nur für<br />
Röntgenstrahlung sondern für alle Arten von ionisierender<br />
Strahlung definiert.<br />
1 R = 2,58·10 -4 C<br />
kg<br />
1 entspricht 8,071·10 12<br />
C<br />
kg<br />
Da die Ionisierungsenergie der Luft <strong>mit</strong> ca. 34 eV für die<br />
Bildung eines Ionenpaares bekannt ist, kann aus der<br />
Ionendosis in die Energiedosis berechnet werden. In Luft<br />
gilt also:<br />
C<br />
Joule<br />
1 entspricht 0,034<br />
kg<br />
g Luft<br />
C Joule<br />
1 = 34 = 34 Gy<br />
kg kg Luft<br />
Ionenpaare<br />
cm³ Luft<br />
98
1 R entspricht<br />
0,8772 rd<br />
Sekundärelektronengleichgewicht <br />
Ionendosisleistung<br />
5.2 Äquivalentdosis<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
1 R = 0,8772 rd<br />
Faustformel: Ein Röntgen entspricht einem rad.<br />
Die in rd gemessene Energiedosis in Luft ist etwa gleich<br />
der Ionendosis in R.<br />
Unterschiedliche Messvorschriften führen zu<br />
Exposure X<br />
Standard-Ionendosis JS ist die sogennante<br />
Gleichgewichts-Ionendosis, d. h. die Messung erfolgt<br />
unter den Bedingungen des Sekundärelektronengleichgewichts.<br />
Die Energie der in dem Luftvolumen erzeugten, aber aus<br />
ihm austretenden Elektronen wird dann durch die Energie<br />
der aus der Umgebung in das Luftvolumen<br />
hineingelangenden Elektronen ersetzt. Im<br />
Gleichgewichtszustand wandert ebensoviel<br />
Elektronenenergie in das Luftvolumen hinein wie aus ihm<br />
austritt. Da diese Elektronen im wesentlichen<br />
Sekundärelektronen sind, spricht man von Sekundärelektronengleichgewicht.<br />
Bei Photonenenergien über 3 MeV ist Sekundärelektronengleichgewicht<br />
nicht mehr herzustellen.<br />
Bei Photonenenergien über 0,5 MeV sind Exposure-<br />
Messungen kaum mehr durchführbar.<br />
Die Ionendosisleistung ist der Quotient aus der Ionendosis<br />
in einem angemessenen kleine Zeitintervall und diesem<br />
Zeitintervall.<br />
Ionisierende Strahlung kann nur dann eine biologische<br />
Wirkung haben, wenn die Strahlungsenergie in<br />
irgendeiner Form z.B. durch Ionisierung oder Anregung<br />
absorbiert worden ist. Man könnte erwarten, dass die<br />
biologischen Effekte proportional zur Energiedosis<br />
zunehmen. Diese Vermutung trifft nicht zu. Die Erfahrung<br />
zeigt, dass bei der Übertragung gleich großer Energien<br />
(gleiche Energiedosis) auf pflanzliche oder tierische<br />
Zellen unter sonst gleichen Bedingungen die biologische<br />
Wirkung von -Strahlung viel stärker ist als die von -<br />
oder -Strahlung. Dies kann durch die unterschiedliche<br />
Verteilung der Ionsiation in den Zellen bei - und - oder<br />
-Strahlung erklärt werden. Die Ionisationsdichte längs<br />
der Bahn des -Teilchen ist wesentlich größer als die bei<br />
99
LET<br />
Maß für dünn- und<br />
dicht ionisierende<br />
Strahlung<br />
Strahlungswichtungsfaktor<br />
wR<br />
relative biologischeWirksamkeit<br />
RBW<br />
Bei gleicher biologischerStrahlenirkung<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
100<br />
- oder -Strahlung. So erzeugt -Strahlung im<br />
Energiebereich zwischen 3 und 10 MeV ca. 1000 – 5000<br />
Ionenpaare je µm Weglänge in Gewebe. Der letzte Wert<br />
entspricht einem linearem Energieübertragunsvermögen<br />
(Linearer Energie-Transfer) LET von 175 keV/µm.<br />
-Strahlung im Energiebereich zwischen 0,005 und 1<br />
MeV dagegen ca. 2 bis 20 Ionenpaare je µm Weglänge in<br />
Gewebe. Das entspricht einem LET-Wert von ca. unter<br />
0,5 keV/µm. Ionisierende Strahlung wie Strahlung <strong>mit</strong><br />
hohen Werten des LET nennt man dicht ionisierend,<br />
solche <strong>mit</strong> niedrigem LET, dünn ionisierend.<br />
Eine dichte Ionisierung in einem kleine Zellbereich durch<br />
Strahlung ist viel schädlicher als eine gleichgroße<br />
Ionisation, die auf das Volumen der gesamten Zelle<br />
verteilt ist. Dem ist neben anderen Faktoren, wie z. B.<br />
Gewebeart bei der Anwendung dosimetrischer Modelle<br />
zur einheitlichen Beschreibung der biologischen Wirkung<br />
ionisierender Strahlung Rechnung zu tragen.<br />
Die unterschiedliche Dichte der Ionisierung für<br />
unterschiedliche Arten ionisierender Strahlung wird durch<br />
den sogenannten Strahlungswichtungsfaktor wR<br />
berücksichtigt.<br />
Der Strahlungswichtungsfaktor ist abgeleitet von den<br />
unterschiedlichen Werten der relativen biologischen<br />
Wirksamkeit verschiedener Strahlungsarten für stochastische<br />
Effekte wie das Detriment für strahleninduzierte<br />
Tumorerkrankungen und genetische Effekte (Mißbildungen<br />
in der ersten Generation der exponierten<br />
Person).<br />
Dabei ist die relative biologische Wirksamkeit (RBW) der<br />
Faktor, <strong>mit</strong> dem die Energiedosis bei einer beliebigen<br />
Strahlungsart multipliziert werden muss, um die<br />
Enrgiedosis zu erhalten, bei der man <strong>mit</strong> Röntgenstrahlung<br />
die gleiche biologische Strahlenwirkung erzielt.<br />
RBW =<br />
Energiedosis durch Röntgen- oder -Strahlung<br />
Energiedosis einer beliebigen Strahlungsart
Tabelle: Werte der<br />
Strahlungs-Wichtungsfaktoren<br />
wR<br />
(nach Anlage VI Teil<br />
C StrlSchV)<br />
wR(En) bei<br />
Neutronen<br />
Abbildung:<br />
wR(En)<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
101<br />
Die Werte des Strahlungswichtungsfaktors wR richten sich<br />
nach Art und Qualität des äußeren Strahlungsfeldes oder<br />
nach Art und Qualität der von einem inkorporierten<br />
Radionuklid e<strong>mit</strong>tierten Strahlung.<br />
Art und Energiebereich wR<br />
Photonen, alle Energien 1<br />
Röntgenstrahlung<br />
Neutronen;<br />
Energie < 10 keV 5<br />
10 keV bis 100 keV 10<br />
>100 keV bis 2 MeV 20<br />
> 2 MeV bis 20 MeV 10<br />
> 20 MeV 5<br />
Protonen, außer Rückstoßprotonen<br />
Energie > 2 MeV 5<br />
Teilchen, Spaltfragmente,<br />
schwere Kerne 20<br />
Für die Berechnung der Organdosen und der effektiven<br />
Dosis für Neutronenstrahlung wird die stetige Funktion<br />
wR = 5 + 17·e <br />
[ln(2·En)]²<br />
6<br />
benutzt, wobei En der Zahlenwert der Neutronenenergie<br />
in MeV ist.<br />
wR<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
Strahlungs-Wichtungsfaktor w R für Neutronen<br />
5 Berechnung der Organdosis<br />
0<br />
0,0000001 0,000001 0,00001 0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10 100 1000<br />
En /MeV
Berechnung der<br />
Körperdosis<br />
Äquivalentdosis<br />
Für ein Organbzw.<br />
Gewebe HT,R<br />
Äquivalentdosis<br />
HT<br />
Effektive Dosis E<br />
5.3 Dosimetrische<br />
Größen<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
102<br />
Die Organdosis HT,R ist das Produkt aus der über das<br />
Gewebe oder Organ T ge<strong>mit</strong>telten Energiedosis DT,R die<br />
durch die Strahlung R („Radiation“) erzeugt wird, und<br />
dem Strahlungswichtungsfaktor wR<br />
HT,R = wR·DT,R<br />
Mit<br />
HT,R: Über das Gewebe oder Organ T ge<strong>mit</strong>telte<br />
Äquivalentdosis<br />
Besteht die Strahlung aus Arten und Energien <strong>mit</strong><br />
unterschiedlichen Werten von wR, so werden die einzelnen<br />
Beträge addiert. Für die gesamte Organdosis gilt dann:<br />
HT = wR·DT,R R<br />
Die Einheit für die Äquivalentdosis ist das Sievert (Sv)<br />
[HT] = 1 Sv.<br />
Berechnung der effektiven Dosis E<br />
Die effektive Dosis ist die Summe der Organdosen HT,<br />
jeweils multipliziert <strong>mit</strong> dem zugehörigen Gewebewichtungsfaktor<br />
wT. Dabei ist über alle in Teil C Nummer<br />
2 aufgeführten Organe und Gewebe zu summieren<br />
T<br />
T<br />
E = wTHT = wT wR·DT,R<br />
Die Einheit für die Äquivalentdosis ist das Sievert (Sv)<br />
1 Sv ist ein sehr großer Dosiswert. Die Einheit Sievert<br />
soll nur im Bereich der stochastischen Effekte (< 1 Sv)<br />
verwendet werden.<br />
Die jährlichen Grenzwerte der effektiven Dosis und der<br />
Organ- bzw. Gewebedosis sind in mSv angegeben.<br />
Messgrößen für äußere Strahlung sind:<br />
R<br />
Für die Personendosimetrie die Tiefen-Personendosis<br />
Hp(10) und die Oberflächen-Personendosis Hp(0,07)
Tiefen-Personendosis<br />
Hp(10)<br />
Oberflächen-<br />
Personendosis<br />
Hp(0,07)<br />
Ortsdosis<br />
Umgebungs-<br />
Äquivalentdosis<br />
H* (10)<br />
Richtungs-<br />
Äquivalentdosis<br />
H´(0,07;)<br />
aufgeweitetes<br />
Strahlungsfeld<br />
ausgerichtetes<br />
Feld<br />
ICRU-Kugel<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
103<br />
Die Tiefen-Personendosis Hp(10) ist die Äquivalentdosis<br />
in 10 Millimeter Tiefe im Körper an der Tragestelle des<br />
Personendosimeters.<br />
Die Oberflächen-Personendosis Hp(0,07) ist die<br />
Äquivalentdosis in 0,07 Millimeter Tiefe im Körper an der<br />
Tragestelle des Personendosimeters.<br />
Die Ortsdosis ist die Äquivalentdosis für Weichteilgewebe,<br />
gemessen an einem bestimmten Ort.<br />
Für die Ortsdosimetrie die Umgebungs-Äquivalentdosis<br />
H*(10) und die Richtungs-Äquivalentdosis<br />
H´(0,07;).<br />
Die Umgebungs-Äquivalentdosis H*(10) am interessierenden<br />
Punkt im tatsächlichen Strahlungsfeld ist die<br />
Äquivalentdosis, die im zugehörigen ausgerichteten und<br />
aufgeweiteten Strahlungsfeld in 10 Millimeter Tiefe auf<br />
dem der Einfallsrichtung der Strahlung entgegengesetzt<br />
orientierten Radius der ICRU-Kugel erzeugt würde.<br />
Die Richtungs-Äquivalentdosis H´(0,07;) am interessierenden<br />
Punkt im tatsächlichen Strahlungsfeld ist die<br />
Äquivalentdosis, die im zugehörigen ausgerichteten und<br />
aufgeweiteten Strahlungsfeld in 0,07 Millimeter Tiefe auf<br />
einem in festgelegter Richtung orientierten Radius der<br />
ICRU-Kugel erzeugt würde. Dabei ist<br />
ein aufgeweitetes Strahlungsfeld ein idealisiertes<br />
Strahlungsfeld, in dem die Teilchenflussdichte und die<br />
Energie- und Richtungsverteilung der Strahlung an<br />
allen Punkten eines ausreichend großen Volumens die<br />
gleichen Werte aufweisen wie das tatsächliche<br />
Strahlungsfeld am interessierenden Punkt,<br />
ein aufgeweitetes und ausgerichtetes Feld ein<br />
idealisiertes Strahlungsfeld, das aufgeweitet und in<br />
dem die Strahlung zusätzlich in eine Richtung<br />
ausgerichtet ist,<br />
die ICRU-Kugel ein kugelförmiges Phantom von 30<br />
Zentimeter Durchmesser aus ICRU-Weichteilgewebe<br />
aus gewebeäquivalentem Material der Dichte 1 g/cm³<br />
<strong>mit</strong> der Zusammensetzung 76,2% Sauerstoff, 11,1%<br />
Kohlenstoff, 10,1% Wasserstoff, 2,6% Stickstoff).
5.4<br />
Äquivalentdosisleistung<br />
durch<br />
eine punktförmige<br />
Neutronenquelle<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
Die Energiedosis einer Partikelstrahlung der Energie E ist<br />
·t<br />
dD = dL<br />
r<br />
(a)<br />
In dieser Gleichung ist:<br />
104<br />
: Teilchenflußdichte oder Teilchenstromdichte (cm -1 s -1 )<br />
r: Dichte des Bestrahlten Materials (g/cm³)<br />
L Lineares Energieübertragungsvermögen (LET) (dE/dx,<br />
MeV/cm) wo dE die Teilchenenergie ist, die auf der<br />
Wegstrecke dx auf das Material übertragen wird,<br />
t: Bestrahlungszeit (s).<br />
Die Integration ergibt<br />
Lmax<br />
D(L) = ·t ∫ dL (b)<br />
r Lmin<br />
Da Lmin gegebüber Lmax sehr klein ist und null gesetzt<br />
werden kann, ist die Energiedosis<br />
·t<br />
D = Lmax (c)<br />
r<br />
Das Differential der Äquivalentdosis ist:<br />
dH = dD(L)·wR(L) (d)<br />
wo wR(L) der von der Teilchenenergie abhängige<br />
Strahlungs-Wichtungsfaktor ist. Für die Äquivalentdosis<br />
erhält man<br />
Lmax<br />
dD(L)<br />
H = ∫ ·wR(L)dL (e)<br />
dL<br />
Lmin<br />
Nach dem Mittelwertsatz der Integralrechnung gilt<br />
Lmax<br />
H = ŵR(L) ∫ dD(L) (f)<br />
Lmin<br />
In ŵR(L) ist L ein bestimmter zwischen Lmin und Lmax<br />
liegender Wert. Unter Berücksichtigung von (e)erhält man<br />
·t<br />
H = ŵR(L) Lmax (g)<br />
r
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
105<br />
Die Äquivalentdosisleistung einer Partikelstrahlung ergibt<br />
sich hieraus zu<br />
·L<br />
Ĥ = ŵR(L) (h)<br />
r<br />
Wobei für Lmax kurz L geschrieben ist.<br />
Im Falle einer punktförmigen Neutronenquelle der<br />
Neutronenausbeute dN/dt ist die Äquivalentdosisleistung<br />
Ĥ = ŵR(L) = 7,96·10 -2 dN/dt·L<br />
dN/dt ·L ŵR(L) (i)<br />
4·r²·r<br />
r²<br />
Ĥ = 5,767·10 -7 E· ŵR(L)·F ·µ(E) (j)<br />
<strong>mit</strong><br />
ŵR(L): Strahlungswichtungsfaktor<br />
E: Neutronenergie in MeV<br />
F: Neutronenflußdichte in cm -2 s -1 .<br />
µ(E): von der Neutronenenergie abhängige Funktion für<br />
Gewebe in cm²/g.<br />
Ist dN/dt die Anzahl der je Sekunde von einer<br />
punktförmigen Neutronenquelle, z.B. Ra-Be-Quelle,<br />
e<strong>mit</strong>tierten Neutronen, so ist die Neutronenstromdichte je<br />
Quadratzentimeter und Sekunde:<br />
dN/dt<br />
F = (k)<br />
4·r²<br />
Die Äquivalentdosisleistung ergbit sich:<br />
Ĥ = 4,59·10 -8 ŵR(L)·E·<br />
dN/dt<br />
·µ(E) in Sv/h (l)<br />
r²<br />
In der folgenden Abbildung ist µ(E) von Gewebe für<br />
schnelle und epithermische Neutronen in Abhängigkeit<br />
von deren Energie dargestellt. Für thermische Elektronen<br />
ergibt sich µ(E) = 8,6·10 5 cm²/g.
Abbildung: µ(E) von<br />
Gewebe für schnelle<br />
und epithermische<br />
Neutronen in Abhängigkeit<br />
von deren<br />
Energie<br />
Kerma<br />
Beispiel:<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
µ(E)<br />
1000<br />
100<br />
10<br />
0,1<br />
106<br />
Die durch Neutronenstrahlung im stark H-haltigen<br />
Gewebe verursachte Dosis ist im wesentlichen auf die<br />
durch elastische und unelastische Stöße auftretenden<br />
Rückstoßprotonen zurückzuführen. Mögliche Kernumwandlungen<br />
in z.B. (n,)- , (n,)- und (n,p)-Reaktionen.<br />
und die Radioaktivität der entstandenen Umwandlungsprodukte<br />
liefern zusätzlich Energie, so dass bei der<br />
Neutronenstrahlung die Energiedosis im allgemeinen<br />
größer sein wird als die Kerma. In der in obiger<br />
Abbildung dargestellten Funktion µ(E) sind diese<br />
Kernreaktionen <strong>mit</strong> erfaßt.<br />
Kerma heißt kinetic energy released in material.<br />
Kerma K ist der Quotient aus den kinetischen<br />
Anfangsenergien dWkin aller geladenen Teilchen, die in<br />
einem Volumenelement durch indirekt ionisierende<br />
Teilchen (Photonen, Neutronen) freigesetzt werden, und<br />
der Masse dm der Materie in diesem Volumenelement.<br />
K = =<br />
dm<br />
1<br />
µ(En) für Neutronen<br />
0,01<br />
0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10<br />
dWkin<br />
1<br />
r<br />
dWkin<br />
dV<br />
E n /MeV<br />
Äquivalentdosisleistung pro Anzahl der Neutronen pro<br />
Sekunde in 1 Meter Abstand:
Abbildung: Äquivalentdosisleistung<br />
pro Anzahl der Neutronen<br />
pro Sekunde in<br />
1 Meter Abstand<br />
einer punktförmigen<br />
Neutronenquelle<br />
gegen die Energie der<br />
Neutronen.<br />
6. Messung der<br />
Personendosis<br />
Pflicht zur<br />
Er<strong>mit</strong>tlung der<br />
Körperdosis<br />
Personendosis=<br />
Körperdosis<br />
Dosimeter von bestimmterMessstelle<br />
Repräsentiver<br />
Trageort<br />
Teilkörperdosimeter<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
H/N in µSv/h pro 10 6 n/s<br />
22<br />
20<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
Äquivalentdosisleistung pro Quellstärke für eine punktförmige<br />
Neutronenquellen gegen die Neutronenenergie<br />
0<br />
1E-08 0,0000001 0,000001 0,00001 0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10<br />
En /MeV<br />
107<br />
Rechtliche Grundlagen:<br />
Zu überwachende Personen (§41 StrlSchV):<br />
„ An Personen, die sich im Kontrollbereich aufhalten, ist<br />
die Körperdosis zu er<strong>mit</strong>teln. Die Er<strong>mit</strong>tlungsergebnisse<br />
müssen spätestens neun Monate nach Aufenthalt im<br />
Kontrollbereich vorliegen.“<br />
Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosis (§41 StrlSchV):<br />
„(1) Zur Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosis wird die<br />
Personendosis gemessen. ... “<br />
„ (3) Die Personendosis ist <strong>mit</strong> Dosimetern zu messen,<br />
die bei einer nach Absatz 1 Satz 4 bestimmten Messstelle<br />
anzufordern sind. Die Dosimeter sind an einer für die<br />
Strahlenexposition als repräsentativ geltenden Stelle der<br />
Körperoberfläche, in der Regel an der Vorderseite des<br />
Rumpfes, zu tragen. Die Anzeige dieses Dosimeters ist als<br />
Maß für die effektive Dosis zu werten, sofern die<br />
Körperdosis für einzelne Körperteile, Organe oder<br />
Gewebe nicht genauer er<strong>mit</strong>telt worden ist. Ist<br />
vorausszusehen, dass im Kalendrjahr die Organddosis für<br />
die Hände, die Unterarme, die Füße und Knöchel oder die<br />
Haut größer ist als 150 Millisievert oder die Organdosis<br />
der Augenlinse größer ist als 45 Millisievert, so ist die<br />
Personendosis durch weitere Dosimeter auf an diesen<br />
Körperteilen festzustellen. ...“<br />
„(4) Die Dosimeter nach Absatz 3 Satz 1 und 4 sind der
Monatliche<br />
Auswertung<br />
Datenerhebung<br />
Auf Verlangen<br />
jederzeit ablesbar.<br />
Wöchentliche<br />
Er<strong>mit</strong>tlung der<br />
Dosis bei<br />
schwangeren<br />
Frauen.<br />
6.1 Taschendosimeter<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
108<br />
Messstelle jeweils nach Ablauf eines Monats unverzüglich<br />
einzureichen; hierbei sind die jeweiligen Personendaten<br />
(Familienname, Vorname, Geburtsdatum, Ort,<br />
Geschlecht), bei Strahlenpassinhabern nach §40 StrlSchV<br />
Abs. 2 Satz 1 und 2 die Registriernummer des Strahlenpasses<br />
sowie die Beschäftigungsmerkmale und die<br />
Expositionsverhältnisse <strong>mit</strong>zuteilen. ... „<br />
(5) Der zu überwachenden Person ist auf ihr Verlangen<br />
ein Dosimeter zur Verfügung zu stellen, <strong>mit</strong> dem die<br />
Personendosis jederzeit festgestellt werden kann. Sobald<br />
eine Frau ihren Arbeitgeber <strong>mit</strong>teilt, dass sie schwanger<br />
ist, ist ihre berufliche Strahlenexposition arbeitswöchentlich<br />
zu er<strong>mit</strong>teln und ihr <strong>mit</strong>zuteilen.“<br />
Zur Messung der Personendosis können die im folgenden<br />
beschriebenen Dosimeter dienen.<br />
Diese Dosimeter werden wegen ihrer Form auch häufig<br />
Stabdosimeter genannt. Sie bestehen im wesentlichen aus<br />
einem zylinderförmigen Luftkondensator (Ionisationskammer).<br />
Mit diesem Dosismeter können Ionendosen<br />
hochenergetische - und -Strahler <strong>mit</strong> Energien größer<br />
0,05 MeV bestimmt werden. Vor der Messung muss<br />
dieser Kondensator aufgeladen werden. Die im<br />
Kondensatorfeld bei Strahlenexposition entstehenden<br />
Ladungsträger wandern zu den Elektroden und geben dort<br />
ihre Ladung ab. Infogedessen entlädt sich der<br />
Kondensator nach und nach. Der Spannungsrückgang ist<br />
ein Maß für die Dosis. Sofern keine Strahlenexposition<br />
erfolgt, ist die Selbstentladung gering (natürliche<br />
Ortsdosisleistung). Erhöhte Luftfeuchtigkeit, Kondenswasserbildung<br />
und starke Temperaturwechsel erhöhen<br />
den Selbstablauf. Direkt ablesbare Taschendosimeter sind<br />
<strong>mit</strong> einem Elektrometer ausgerüstet; es kann <strong>mit</strong> Hilfe<br />
einer eingebauten Optik abgelesen werden, wenn man in<br />
das Gerät <strong>mit</strong> Hilfe einer Lichtquelle schaut. Ein<br />
aufgeladenes Gerät muss 0 anzeigen. Die Anzeige erfolgt<br />
in der Einheit Röntgen.<br />
<br />
-Strahlung geringer Energie durchdringt die<br />
Kammerwand nicht und wird deshalb nicht <strong>mit</strong> gemessen.<br />
Dosismessungen <strong>mit</strong> dem Taschendosimeter sind<br />
unterhalb 0,25 MeV von der Photonenenergie abhängig.
6.2 Filmdosimeter<br />
für und -<br />
Strahlung<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
109<br />
Da die angezeigten Dosiswerte für -Strahlung im<br />
Energiebereich zwischen 0,05 bis 0,25 MeV größer als die<br />
tatsächlichen sind und viele Radionuklide -Quanten in<br />
diesem Energiebereich abgeben, wird <strong>mit</strong> dem Taschendosismeter<br />
eine etwas zu hohe Dosis gemessen.<br />
Vor- und Nachteile von Taschendosimeter:<br />
Vorteile:<br />
jederzeit ablesbar<br />
weitgehende Unabhängigkeit des Messwerts von der<br />
Strahlungsenergie<br />
gute Unabhängigkeit der Anzeige von der<br />
Strahlenrichtung<br />
hohe Genauigkeit<br />
Nachteile:<br />
regelmäßiges Aufladen erforderlich<br />
empfindlich gegen Feuchtigkeit<br />
Selbstebtldaung<br />
Keine Aussage über die Strahlenqualität<br />
Sättigungserscheinungen bei extrem hohen<br />
Dosisleistungen<br />
Beschränkter Messbereich<br />
Stoßempfindlichkeit<br />
Gilt als veraltet: Modernes System: Elektronisches<br />
Dosimeter <strong>mit</strong> Halbleiterdetektor (Si).<br />
Bereits im Jahre 1928 wurde von Franke vorgeschlagen,<br />
zur Dosismessung luftdicht verpackte photographische<br />
Papiere oder Filme zu verwenden. Ab 1952 wurden in der<br />
Bundesrepublik Deutschland die ersten Personendosismessstellen<br />
<strong>mit</strong> diesem Verfahren eingerichtet. Heute<br />
sehr weit verbreitet.<br />
Die heute verwendeten Filmdosimeter bestehen aus einer<br />
Plastikkassette in der sich zwei in Aluminiumfolie<br />
lichtdicht eingeschlossene Filme befinden. Der eine hat<br />
für ionisierende Strahlung eine große, der andere eine<br />
geringe Empfindlichkeit. Bei dem empfindlicheren Film<br />
ist zur Erhöhung der Messgenauigkeit bei geringen<br />
Strahlendosen die Azetatzellulose auf beiden Seiten <strong>mit</strong>
Abbildung: Schnitt<br />
durch den Film eines<br />
Filmdosimeters.<br />
Abhängigkeit der<br />
Filmschwärzung von<br />
der Energie<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
einer photgraphischen Schicht versehen.<br />
110<br />
Diese Schichten weisen einen verhältnismäßig hohen<br />
Gehalt an Brom oder Jod auf. Beide <strong>Stoffen</strong> besitzen eine<br />
relativ hohe Kernladungszahl (35 bzw. 53), so dass eine<br />
hohe Wahrscheinlichkeit für eine Wechselwirkung der -<br />
Strahlung <strong>mit</strong> den photographischen Schichten durch den<br />
Photo- und Comptoneffekt besteht. Die bei beiden<br />
Prozessen freiwerdenden Elektronen verursachen die<br />
Filmschwärzung, die ein Maß für die Dosis ist. Die<br />
Schwärzung wird durch eine Licht-Durchlässigkeitsmessung<br />
bestimmt. Unter Schwärzung versteht man<br />
den dekadischen Logarithmus des Verhältnisses der<br />
Intensität eines parallelen Strahlenbündels ohne und <strong>mit</strong><br />
strahlenabsorberendem Film<br />
S = log<br />
I0<br />
I<br />
Der Messbereich des Filmdosimeters beträgt bei einer<br />
70 kV-Röntgenstrahlung 1 mR bis 500 R<br />
Co-Strahlung 10 mR bis etwa 1000 R<br />
Auch für Strahlung ist die Filmschwärzung bei gleicher<br />
Dosis von der Strahlenenergie abhängig. Für<br />
Elektronenstrahlen liegt die größte Filmempfindlichkeit<br />
bei etwa 100 keV und fällt bei 500 keV auf den halben<br />
Wert ab. Bei der Auswertung der Filmdosimeter müssen<br />
Strahlenart und Strahlenenergie berücksichtigt werden.<br />
Bei der Messung der Dosis durch Elektronen oder<br />
Positronen müssen diese Teilchen über sowie Energie<br />
verfügen (0,3 MeV), dass sie die Filmpackung (etwa 34<br />
mg/cm²) und die Emulsion durchdringen.
Abhängigkeit der<br />
Filmschwärzung<br />
von der Photonenenergie<br />
Abhängigkeit der<br />
Filmschwärzung<br />
von der Dosis<br />
Abhängigkeit der<br />
Filmschwärzung<br />
von der Einfallsrichtung<br />
der<br />
Strahlung<br />
Fading<br />
Filmkassette<br />
Strahlenfilter:<br />
Energie und<br />
Richtung der<br />
Strahlung<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
111<br />
Die Maximalenergie dieser Teilchen muß mindestens 0,6<br />
MeV betragen, um eine genügend genaue<br />
Dosibestimmung durchführen zu können.<br />
Da sowohl die effektive Ordnungszahl als auch die<br />
Elektronenkonzentration für Gewebe und Silberbromid<br />
verschieden sind, ist die Schwärzung des Films bei<br />
gleicher Äuqivalentdosis von der Strahlungsenergie<br />
abhängig. Durch das Vorschalten eines 1 mm dicken Cd-<br />
Filters kann die große relative Empfindlichkeit des Films<br />
für weiche -Strahlung reduziert werden.<br />
Die Abhängigkeit der Filmschwärzung von der Dosis ist<br />
nahezu linear für niedrige Dosiswerte. Erst bei sehr hohen<br />
Dosen ist dies Filmschwärzung der Dosis nicht mehr<br />
proportional.<br />
Die Schwärzung des Films ist unter sonst gleichen<br />
Bedingungen vom Einfallswinkel der Strahlung abhängig.<br />
Durch Beimischung eines organischen Szintillators (z.B.<br />
Terphenyl) zur Photoemulsion läßt sich die<br />
Winkelabhängigkeit der gemessenen Dosis abschwächen;<br />
ganz zu beseitigen ist sie für -Strahlung niedriger Energie<br />
nicht. Der Einfallswinkel bei energiereichen Photonen-<br />
und Elektronenstrahlung sollte 60° nicht überschreiten.<br />
Der Unterschied der Schwärzung zweier gleich<br />
bestrahlten Filme von denen der eine un<strong>mit</strong>telbar nach der<br />
Bestrahlung und der andere zu einem späteren Zeitpunkt<br />
entwickelt wurde nennt man Fading. Unter den<br />
Bedingungen, die in der Praxis vorliegen beträgt der<br />
Abfall der Schwärzung in 40 Tagen etwa 10 %. Das<br />
Fading nimmt <strong>mit</strong> ansteigender relativer Feuchte und<br />
Temperatur der Luft zu.<br />
Die Filmkassette (Filmplakette, Strahlenschutzplakette)<br />
dient zur Aufnahme der beiden Filme. Die Vorder- und<br />
die Rückwand der Kassette ist <strong>mit</strong> mehreren<br />
Strahlenfiltern aus Metall versehen. Je zwei gleiche Filter<br />
stehen bei geschlossener Kassette einander gegenüber.<br />
Diese Strahlenfilter und die Einteilung der Filmplakette in<br />
fünf Felder liefern Informationen über die Photonenenergie<br />
(Strahlenqualität) und ob die Strahlung von vorne<br />
oder von hinten eingewirkt hat.
Genauigkeit der<br />
Filmdosimetrie<br />
6.4 Glasdosimeter<br />
(RPLD)<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
112<br />
Die gemessenen Dosiswerte weichen in der Regel<br />
zwischen –30% und +50% vom Erwartungswert ab.<br />
Die Filmplaketten sind am repräsentativen Trageort zu<br />
befestigen. Es ist dafür zu sorgen, dass sie<br />
während der Tätigkeit nicht entfernt und<br />
durch Kleidung nicht überdeckt werden.<br />
Die Expositionsdauer beträgt in der Regel ein Monat.<br />
Vorteile:<br />
großer Informationsgehalt (Strahlenqualität, Strahleneinfallsrichtung<br />
usw.)<br />
mechanische Widerstandsfähigkeit<br />
niedriger Preis<br />
dokumentarische Erfassung der Strahlenbelastung<br />
Feststellbarkeit von Kontaminationen beim <strong>Umgang</strong><br />
<strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />
Geringes Fading<br />
Geringe Dicke der Messsonde<br />
Nachteile:<br />
relativ umständliche Auswertung<br />
begrenzte Haltbarkeit des Films<br />
nicht immer befriedigende Messgenauigkeit bei kleine<br />
Dosen<br />
Radiophotolumineszenz-Dosimeter (RPLD)<br />
Meist wird für Glasdosimeter Yokotaglas gewählt. Es<br />
enthält 45% AlPO3, 45% LiPO3, 7,3% AgPO3, 2,7%<br />
B2O3 und weist eine Dichte von 2,6 g/cm³ und einen<br />
Silbergehalt von 3,7 Massenprozent auf (silberaktiviertes<br />
Phosphatglas). Silberphosphatglas, das ionisierender<br />
Strahlung ausgesetzt wurde, hat die Eigenschaft, bei<br />
Einwirkung ultravioletten Lichts in einem bestimmten<br />
Wellenlängenbereich ( 500 nm < < 650 nm)<br />
Fluoreszenzstrahlung abzugeben, deren Intensität ein<br />
Maß für die erfolgte Strahlenexposition ist. Die<br />
ionisierende Strahlung bilden im Glas Ag 2+ - Ionen, die<br />
stabile Photolumineszenz-Zentren darstellen., so dass die<br />
Strahlenexposition nach beliebig langer Zeit und<br />
wiederholt geprüft werden kann. Die Intensität des<br />
Fluoreszenzlichts ist der Dosis proportional. Phosphatglas<br />
zeigt für Strahlung unterhalb 0,3 MeV eine deutliche<br />
Abhängigkeit der Fluoreszenz von der Photonenenergie.
Fading<br />
6.5 Thermoluminenzenzdosimeter<br />
(TLD)<br />
Wichtige<br />
Speicherphosphore<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
113<br />
Für Yokota-Glas beträgt das Fading innerhalb der ersten<br />
fünf Jahre weniger als 10%. In den ersten zwei Monaten<br />
kann das Fading vernachlässigt werden. Die<br />
Bestimmungunsicherheit ist abhängig von der Dosis und<br />
beträgt bei 50mR 25%, bei 100 mR 15% und bei 250 mR<br />
3,5%. Glasdosimeter können durch eine Wärmebehandlung<br />
regeneriert werden (Halbe Stunde bei 400°C für<br />
Phospatgläser).<br />
Vorteile:<br />
kleine Dosimetersonde<br />
einfache Auswertung<br />
günstige Energie- und Richtungsabhängigkeit<br />
großer Messbereich (40 mR bis 10 4 R)<br />
sehr kleines Fading (ca. 3% je jahr)<br />
unbegrenzte Haltbarkeit<br />
mechanische und chemische Resistenz<br />
gute Genauigkeit und Reproduzierbarkeit<br />
dokumentarische Erfassung der Strahlenexposition<br />
Nachteile:<br />
teures Auswertungsgerät<br />
Qualität der Strahlung nicht feststellbar<br />
Sorgfältige Reinigung der Gläser erforderlich<br />
Information über Strahlrichtung in der Regel nicht<br />
nachweisbar.<br />
Unterschiedliche Vordosis der Gläser<br />
In bestimmten Kristallen (Speicherphosphore,<br />
Leuchtstoffe) werden durch die Einwirkung ionisierender<br />
Strahlung Elektronen vom Valenzband in das<br />
Leitfähigkeitsband gehoben und dort zu stabilen, etwas<br />
niedrigeren Energiezuständen gelangen. Auf diese Weise<br />
wird im Kristall Energie gespeichert, die ein Maß für die<br />
Energiedosis ist, die der Kristall bei der Bestrahlung<br />
aufgenommen hat.<br />
Wichtige Speicherphosphore sind:<br />
Kalziumfluorid (CaF2) <strong>mit</strong> Mn- oder Ti-aktiviert.<br />
Lithiumfluorid (LiF) <strong>mit</strong> Mn- oder Ti-aktiviert.<br />
Lithiumborat (LiFB4O7) <strong>mit</strong> Mn-aktiviert.<br />
Magnesiumsilikat (MgSiO4) <strong>mit</strong> Tb-aktiviert.
Energieabhängigkeit<br />
6.6 Filmdosimeter<br />
für Neutronen<br />
Dosis durch thermische<br />
Neutronen<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
114<br />
Die durch die Strahlungseinwirkung im Kristall<br />
gespeicherte Energie kann durch Erhitzten auf 200 bis 400<br />
°C freigesetzt werden. Dabei wird Licht e<strong>mit</strong>tiert deren<br />
Menge ein Maß für die Strahlenexposition ist. Bei der<br />
Erwärmung des Kristalls fallen die Elektronen in das<br />
Valenzband zurück.<br />
Durch die Vorschaltung eines Energiekompensationsfilters<br />
ist die Messung im Bereich zwischen 0,04<br />
bis 1 MeV energieunabhängig. TLD eignet sich zur<br />
Messung der natürlichen Umgebungsstrahlung. Bei CaF2-<br />
Dosimetern ist die Messwertanzeige im Bereich von 0,1<br />
mR bis 3000 R proportional der Ionendosis.<br />
Vorteile:<br />
Geringe Detektorgröße (auch Eignung für<br />
Fingerdosimetrie)<br />
Hohe Empfindlichkeit (Nachweisgrenze ca. 10 -5 Gy)<br />
Großer linearer Messbereich (10 -5 Gy bis 10 Gy)<br />
Geringe -Energieabhängigkeit<br />
Eignung zur Messung der -Oberflächendosis<br />
Nachteile:<br />
Löschung des Dosimeters bei Auswertung<br />
Einfluß der Vortemperung auf die Glow-Kurve<br />
Bei langer Expositionszeit ist Fading zu<br />
berücksichtigen<br />
Messungenaigkeit: ± 40%.<br />
Die Strahlenschutzplakette enthält außer dem Filtersatz<br />
und der Filmpackung zusätzlich vor und hinter dem Film<br />
je ein Kadmiumfilter, 1 mm dick, und ein Zinnfilter, 0,9<br />
mm dick. Mit dieser Anordnung läßt sich die Dosis durch<br />
thermische Neutronen er<strong>mit</strong>teln. Mit Hilfe eines<br />
zusätzlichen Kernspurfilms kann die auf schnelle<br />
Neutronen zurückzuführende Dosis zurückgeführt werden.<br />
Strahlenexpositionen durch <strong>mit</strong>telschnelle Neutronen<br />
können derzeit so noch nicht erfasst werden.<br />
Thermische Neutronen verursachen auf einem Film nur<br />
indirekt eine Schwärzung. Die Dosismessung beruht auf<br />
der Reaktion<br />
113 Cd + n 114 Cd + <br />
114 Cd ist stabil.
Dosis durch schnelle<br />
Neutronen<br />
Auswertung des<br />
Katastropfenpacks<br />
Thermische<br />
Neutronen<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
115<br />
Die hinter dem Kadmiumfilter liegende photographische<br />
Schicht wird durch die beim (n,)-Prozess entstehende -<br />
Strahlung geschwärzt. An Reaktoren ist aber in der Regel<br />
ausser den Neutronen immer auch -Strahlung vorhanden.<br />
Die hinter dem Kadmiumfilter auftretende Schwärzung ist<br />
daher zum Teil auf diese -Strahlung zurückzuführen.<br />
Um den Anteil der -Strahlung an der Schwärzung zu<br />
er<strong>mit</strong>teln, ist neben dem Kadmiumfilter noch ein in Bezug<br />
auf die Absoption von -Strahlung gleichwertiges Zinnfilter<br />
vorgesehen, das <strong>mit</strong> Neutronen keinen (n,)-Prozess<br />
auslöst. Die Differenz der Schwärzungen ist so<strong>mit</strong> ein<br />
Maß für die auf thermische Neutronen zurückzuführende<br />
Dosis. Die Nachweisgrenze liegt bei ca. 0,4 mSv.<br />
Der Kernspurfilm registriert die Rückstoßprotonen, die im<br />
Film selbst und in seiner Verpackung ausgelöst werden in<br />
Form einzelner Spuren (Schwärzungen), die <strong>mit</strong> dem<br />
Mikroskop (600fache Vergrößerung) ausgezählt werden.<br />
Die Länge einer Spur ist ein Maß für die<br />
Neutronenenergie. Eine Auswertung der Länge ist<br />
allerdings aus praktischen Gründen nicht möglich. Die<br />
untere Grenze für zuverlässige Auswertungen liegt für<br />
schnelle Neutronen bei einer Äquivalentdosis von 0,4<br />
mSv die obere Grenze bei 100 mSv. Bei Starker<br />
Untergrund--Strahlung wird der Film so stark<br />
geschwärzt, dass eine Auswertung der Kernspuren nicht<br />
mehr möglich ist.<br />
Das Katastrophenpack wird nur nach Zwischenfällen<br />
ausgewertet und besteht aus Filmen und Materialien (z.B.<br />
Au oder S), die als Schwellenwertdetektoren wirken.<br />
Dadurch ist eine Aussage über das Neutronensprektrum,<br />
insbesondere über die Strahlenexposition durch<br />
thermische und schnelle Neutronen möglich.<br />
197 Au + n 198 Au + <br />
198 Au ist radioaktiv ( , Strahler <strong>mit</strong> einer<br />
Halbwertszeit von ca. 2,64 d.<br />
Der Einfangquerschnitt für thermische Neutronen beträgt<br />
für dies Reaktion therm = 98,7 b.
Schnelle<br />
Neutronen<br />
(En > 1 MeV)<br />
Neutronen<br />
Messmethoden:<br />
Silberaktiviertes<br />
Phosphatglas<br />
Neutronen<br />
Messmethoden:<br />
TLD<br />
Thermische<br />
Neutronen<br />
Schnelle<br />
Neutronen<br />
(En > 2,8 MeV)<br />
Albedodosimeter<br />
(n,f)-Reaktionen<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
Die Kernreaktion<br />
32 S + n 32 P + p<br />
116<br />
32 P ist radioaktiv (hochenergetischer Strahler <strong>mit</strong> einer<br />
Halbwertszeit von ca. 14 d)<br />
erfordert Neutronenenergien von über 1 MeV.<br />
Silberaktiviertes Phosphatglas kann auch für die<br />
Neutronendosimetrie verwendet werden. Seine<br />
Äquivalentdosis-Empfindlichkeit bezogen auf<br />
60<br />
Co--<br />
Strahlung ergibt sich für thermische und schnelle<br />
Neutronen zu: Dth : D : Dsch = 3,3 : 1 : 0,007.<br />
Zur Dosismessung durch thermische (und auch Schnelle)<br />
Neutronen ist auch das LiF-Dosimeter (Thermolumineszenzdosimeter)<br />
verwendbar. Natürliches Lithium<br />
enthält 7,42 % 6 Li und 92,58 % 7 Li . Die Kernreaktionen<br />
sind:<br />
6 Li (n,) 3 H<br />
Wirkungsquerschnitt: 950 barn<br />
7 Li (n,n) 3 H<br />
Wirkungsquerschnitt: 0,4 barn<br />
3 H ist radioaktiv (niederenergetischer Strahler <strong>mit</strong><br />
einer Halbwertszeit von ca. 12,34 a)<br />
Die umständliche mikroskopische Auswertung der<br />
Kernspurfilme wird beim Albedodosimeter vermieden. Es<br />
beruht auf der Fähigkeit des menschlichen Körpers,<br />
schnelle Neutronen zu moderieren. Die thermisch<br />
gewordenen Neutronen diffundieren aus dem Körper und<br />
können durch Kernreaktionen wie<br />
6 Li (n,)<br />
nachgewiesen werden. Mit dem Albedodosimeter werden<br />
auch epithermische Neutronen erfaßt.<br />
Für den Nachweis von schnellen Neutronen und der<br />
dadurch entstehenden Dosis eignen sich Spaltstoffe in<br />
3 H
7. Neutronenquellen<br />
Spontanspalter<br />
252 Cf<br />
Ra-Be<br />
Kontakt <strong>mit</strong> einer<br />
Kunstofffolie, in<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
117<br />
welcher die Spaltprodukte, die große Energie aufweisen,<br />
Spuren hinterlassen. Es kommen in Frage:<br />
232 Th (n,f) <strong>mit</strong> einer Schwellenenergie von 1,2 MeV<br />
237 Np (n,f) <strong>mit</strong> einer Schwellenenergie von 0,75 MeV<br />
238 U (n,f) <strong>mit</strong> einer Schwellenenergie von 1,5 MeV<br />
Das Auszählen der Spuren erfolgt automatisch <strong>mit</strong> einem<br />
„Spark Counter“. Diese Neutroendosimeter sind weder empfindlich<br />
noch weisen sie ein Fading auf.<br />
252 Cf ist ein Radionuklid <strong>mit</strong> ca. 2,64 Jahren<br />
Halbwertszeit, das durch die natürliche Neutronenstrahlung<br />
(Anteil der kosmischen Strahlung) <strong>mit</strong> einem<br />
Wirkungsquerschnitt von 32 b gespalten wird.<br />
252<br />
98<br />
Cf (sf) Spaltprodukte + n∙n<br />
96,9% Zerfall durch Emission von -Teilchen<br />
3,1 % Zerfall durch Spontanspaltung<br />
3,8 Neutronen pro Spaltung<br />
Das Energiespektrum entspricht dem bei der Kernspaltung.<br />
Die Neutronenausbeute beträgt ca. 4,3·10 9 s -1 Ci -1 .<br />
Ca. 100 mg (ca. 0,1 Ci) 226 Ra (1600 a) oder ein anderer<br />
-Strahler wird <strong>mit</strong> feinstem Berylliumpulver vermischt.<br />
Die Kernreaktion, die zur Bildung von Neutronen führt,<br />
ist:<br />
9<br />
4<br />
4<br />
2<br />
12<br />
6<br />
Be + He C + n<br />
Die Neutronenausbeute beträgt ca. 1,3·10 7 s -1 Ci -1 .<br />
1<br />
0<br />
Für die Flussdichte F im Abstand r gilt für eine<br />
punktförmige Neutronenquelle<br />
F =<br />
1<br />
·<br />
dN<br />
(k)<br />
4·r² dt<br />
Die Neutronenflussdichte nimmt <strong>mit</strong> dem Abstand<br />
quadratisch ab.
Abbildung:<br />
Schematischer Aufbau<br />
einer punktförmigenNeutronenquelle<br />
Beispiel:<br />
Neutroneflußdichte<br />
im Abstand<br />
3 cm:<br />
Neutronengenerator<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
118<br />
Der Neutroneneinfangquerschnitt steigt <strong>mit</strong> fallender<br />
Energie an. Durch eine Schicht von einigen cm Parafin<br />
wird das Verhältnis der thermischen Neutronen zu<br />
schnellen Neutronen steigen und die Neutronenflussdichte<br />
nicht zu stark abnehmen. Daher begnügt man<br />
sich <strong>mit</strong> einigen cm Parafin.<br />
Punktförmige Neutronenquelle <strong>mit</strong> einer Quellstärke<br />
dN/dt = 1·10 6 s -1 .<br />
Welche Neutronenflußdichte hat diese Quelle im Abstand<br />
3 cm ?<br />
F (3 cm) = · 1·10 6 s -1<br />
F (3 cm) = · 1·10 6 s -1 = 8842 cm -2 s -1<br />
1<br />
4·3cm ·3 cm<br />
1 5²<br />
113,1 cm²<br />
Deuterium-Ionen werden <strong>mit</strong> einem Beschleuniger auf<br />
200 bis 400 keV beschleunigt und ein Tritium-Target<br />
wird beschossen.<br />
9 Be(d, n) 10 B<br />
Bei einer Stromstärke von 0,1 mA und einem Tritium des<br />
Targets von 1 Ci erreicht man Neutronenausbeuten von<br />
ca. 5·10 12 Neutronen s -1 . Die Neutronenenergie beträgt 14<br />
MeV. Der Neutronenfluss für thermische Neutronen ist<br />
ca. 10 8 cm -2 s -1 bei 3 cm Parafinschicht.<br />
Anwendung: Bevorzugt bei (n,2n)-Reaktionen<br />
16 O(n,p) 16 N
7. Die natürliche<br />
Strahlenexposition<br />
des Menschen<br />
durch<br />
Neutronenquellen<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
119<br />
Der Mensch wird ständig <strong>mit</strong> Neutronen aus der<br />
Neutronenkomponente der kosmische Strahlung bestrahlt.<br />
Die kosmische Strahlung setzt sich im Wesentlichen aus<br />
drei Komponenten zusammen, der solaren Strahlung, der<br />
galaktischen Strahlung und der außergalaktischen<br />
Strahlung. Diese Strahlung besteht aus hochenergetischen<br />
Teilchen im Bereich von 10 bis 10000 MeV (in<br />
Einzelfällen <strong>mit</strong> bis zu 4·10 15 MeV auch weit höher und<br />
tritt vom Weltraum in die Atmosphäre ein. Man nennt sie<br />
primäre kosmische Strahlung. Die Häufigkeit der Teilchen<br />
der primären kosmischen Strahlung ist wie folgt verteilt:<br />
85% Protonen<br />
12,5% -Teilchen<br />
1,5% schwere Kerne<br />
1 % Elektronen<br />
Bei der Wechselwirkung <strong>mit</strong> den Atomkernen in der Luft<br />
kommt des zur Bildung von Protonen, Neutronen, Pionen<br />
und Kaonen (sekundäre kosmische Strahlung). Diese<br />
unterscheidet man in ionisierenden Anteil und nicht<br />
ionisierender Anteil. Aus Kernreaktionen dieser Partikel<br />
<strong>mit</strong> Kernen der in der Erdatmosphäre enthaltenen<br />
Elemente entstehen eine Anzahl verschiedener<br />
Reaktionsprodukte, im Wesentlichen 3 H, 7 Be, 10 Be, 14 C,<br />
22 Na, 24 Na (kosmogene Radionuklide).<br />
Die Neutronenflußdichte der Neutronen nimmt <strong>mit</strong><br />
zunehmender Höhe zu. In Meereshöhe betragen die<br />
Neutronenflußdichten der sekundären kosmischen<br />
Strahlung ca. 0,008 cm -2 s -1 .<br />
Die jährlichen effektiven Äquivalentdosen durch die<br />
Neutronenkomponente HN und durch die Komponente des<br />
ionisierenden Anteils HI lassen sich als Funktion der Höhe<br />
über Meeresniveau darstellen. Auf Meereshöhe, z =0 ist<br />
HN(0) = 20 µSv<br />
HI(0) = 240 µSv<br />
Die jährlichen effektiven Äquivalentdosen sind in der<br />
folgenden Abbildung dargestellt. Die gezeigten Kurven<br />
hängen auch vom Breitengrad ab. Das Ausmaß der<br />
Abhängigkeit ist in Meereshöhe vernachlässigbar und<br />
kann in über 10 km Höhe den Faktor 2 ausmachen.
Abbildung: Jährliche<br />
effektive Äquivalentdosis<br />
gegen die<br />
Höhe für die<br />
ionisierende und für<br />
die Neutronenkomponente<br />
der kosmischen<br />
Strahlung.<br />
Beispiel:<br />
Die Dosis beim<br />
10 stündigen Flug<br />
in 10 km Höhe:<br />
Abbildung: Geschätze<br />
jährliche effektiveÄquivalentdosis<br />
des Menschen aus<br />
natürlichen Quellen<br />
aus dem UNSCEAR-<br />
Bericht von 1988.<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
jährliche effektive Äquivalentdosis/µSv<br />
1000000<br />
100000<br />
10000<br />
1000<br />
100<br />
ionisierender Anteil<br />
Neutronenkomponente<br />
Summe<br />
10<br />
0,1 1 10 100<br />
Höhe in km<br />
120<br />
Der Anteil der Neutronen an der effektiven<br />
Äquivalentdosis macht<br />
auf Meereshöhe rund 8%<br />
in 2 km Höhe rund 25% und<br />
in 10 km Höhe rund 71% aus.<br />
Die Dosisleistung in 10 km Höhe beträgt ca. 7 µSv/h.<br />
Dieser Wert entspricht rund dem 230 fachen Wert auf<br />
Meereshöhe. Die Dosis bei einem 10 stündigen Flug in<br />
10 km Höhe beträgt ca. 70 µSv (je nach Flugrute bis ca.<br />
140 µSv). Davon sind ca. 50 µSv durch Neutronen<br />
bedingt.<br />
Der Anteil an der gesamten effektiven Äquivalentdosis<br />
des Menschen aus natürlichen Quellen ist in folgender<br />
Abbildung dargestellt.<br />
Geschätzte jährliche effektive Dosis aus natürlichen Quellen nach UNSCEAR Bericht 1988.<br />
Summe: 2400 µSv (gerundet)<br />
Rb-87<br />
K-40 0,3%<br />
14% U-238-Zerfallsreihe<br />
Kosmogene Radionuklide<br />
56%<br />
0,6%<br />
Neutronenkomponente<br />
2,3%<br />
Ionisierende Komponente<br />
13%<br />
Th-232-Zerfallsreihe<br />
14%
1. Einleitung<br />
§15 StrlSchV<br />
§9 StrlSchV:<br />
Genehmigungsvorau<br />
setzungen für den<br />
<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />
<strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />
§14 StrlSchV:<br />
Genehmigungsvorau<br />
ssetzungen für den<br />
Betrieb von Anlagen<br />
zur Erzeugung<br />
ionisierender<br />
Strahlen<br />
Auflagen<br />
Teil des Abgrenzungsvertrags:<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
T. Strahlenschutz bei Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
121<br />
Eine Tätigkeit in Kontrollbereichen fremder Anlagen<br />
oder Einrichtungen ist genehmigungsbedürftig. §15<br />
StrlSchV regelt die Maßnahmen die für den<br />
Strahlenschutz zu treffen sind.<br />
Genehmigungsbedürftige Beschäftigung in fremden<br />
Anlagen oder Einrichtungen<br />
(1) Wer in fremden Anlagen oder Einrichtungen unter<br />
seiner Aufsicht stehende Personen beschäftigt<br />
oder Aufgaben selbst wahrnimmt und dies bei<br />
diesen Personen oder bei sich selbst im<br />
Kalenderjahr zu einer effektiven Dosis von mehr<br />
als 1 mSv führen kann, bedarf der Genehmigung.<br />
(2) Bei Beschäftigungen nach Absatz 1 in Anlagen<br />
oder Einrichtungen, in denen <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong><br />
<strong>Stoffen</strong> umgegangen wird, ist § 9 Abs. 1 Nr. 1 bis<br />
5, bei Beschäftigungen nach Absatz 1 im<br />
Zusammenhang <strong>mit</strong> dem Betrieb von Anlagen zur<br />
Erzeugung ionisierender Strahlen ist § 14 Abs. 1<br />
Nr. 1 bis 5 entsprechend anzuwenden.<br />
(3) Bei Beschäftigungen nach Absatz 1 ist den<br />
Anordnungen des Strahlenschutzverantwortlichen<br />
und der Strahlenschutzbeauftragten der Anlage<br />
oder Einrichtung, die diese in Erfüllung ihrer<br />
Pflichten nach § 33 treffen, Folge zu leisten. Der<br />
Inhaber einer Genehmigung nach Absatz 1 hat<br />
dafür zu sorgen, dass die unter seiner Aufsicht<br />
beschäftigte Personen die Anordnungen des<br />
Strahlenschutzverantwortlichen und Strahlenschutzbeauftragten<br />
der Anlagen oder<br />
Einrichtungen befolgen.<br />
Eine Strahlenschutzanweisung ist zu erstellen und <strong>mit</strong><br />
dem Betreiber einer fremden Anlage oder Einrichtung<br />
sind vertragliche Vereinbarungen zur Abgrenzung der<br />
Strahlenschutzpflichten und- aufgaben zu treffen<br />
(Abgrenzungsvertrag).<br />
Nachweis von Grundwissen im Strahlenschutz für die<br />
Personen, die in fremden Anlagen oder Einrichtungen<br />
tätig werden. Erwerb z.B. in diesem Kurs.
2. Strahlenschutzorganisation<br />
3. Ärztliche Überwachung<br />
Bitte rechtzeitig<br />
Termin zum Vorgesprächvereinbaren.<br />
4. Strahlenpass<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
122<br />
Mitarbeiter, die in Kontrollbereichen fremder Anlagen<br />
oder Einrichtungen tätig werden, sind verpflichtet, diese<br />
Strahlenschutzanweisung genau zu beachten.<br />
Zuständige Personen:<br />
Strahlenschutzverantwortlicher<br />
Strahlenschutzbeauftragter<br />
Beruflich strahlenexponierte Personen der Kategorie A<br />
dürfen in Kontrollbereichen nur tätig werden, wenn sie<br />
zuvor durch die ermächtigten Ärzte/Ärztinnen des<br />
betriebsärztlichen Dienstes oder einen anderen<br />
ermächtigten Arzt untersucht worden sind. Diese<br />
Untersuchung muss für beruflich strahlenexponierte<br />
Personen der Kategorie A in jährlichen Abständen<br />
wiederholt werden, soweit die Person weiterhin in<br />
Kontrollbereichen tätig werden soll. Es dürfen keine<br />
gesundheitlichen Bedenken für einen Einsatz im<br />
Kontrollbereich bestehen. Das Ergebnis der ärztlichen<br />
Untersuchung wird in den Strahlenpass eingetragen.<br />
Achtung: Eingruppierung in eine Kategorie der beruflichen<br />
Strahlenexposition erfolgt durch den zuständigen<br />
Strahlenschutzbeauftragten.<br />
Die dazu notwendigen Daten werden in einem<br />
Vorgespräch erhoben.<br />
Der Strahlenpass einer beruflich strahlenexponierten<br />
Person dient der Bilanzierung der Strahlenexposition im<br />
Berufsleben. Der Strahlenpass ist Eigentum der<br />
strahlenexponierten Person.<br />
Der Strahlenschutzbeauftragte hat dafür zu sorgen, dass<br />
die unter seiner Aufsicht stehenden Personen im<br />
Kontrollbereich nur tätig werden, wenn ein vollständig<br />
geführter, bei der zuständigen Behörde registrierter,<br />
Strahlenpass vorliegt. Der Strahlenpass muss daher auch<br />
über Zeiträume Angaben enthalten, in denen der<br />
Strahlenpassinhaber nicht in Kontrollbereichen tätig war.<br />
Die amtlichen Personendosen sind vom Strahlenschutzbeauftragten<br />
monatlich einzutragen, bei einem längerem
Strahlenpass und<br />
Dosimeter sind beim<br />
Strahlenschutzbeauftr<br />
agten abzuholen<br />
5. Unterweisung<br />
§38 StrlSchV<br />
Weitere Unterweisungen<br />
sind mindestens<br />
einmal jährlich<br />
Häufig:<br />
In Abgrenzungsvertrag<br />
fetsgelegt:<br />
6. Dosimetrische<br />
Überwachung<br />
6.1 Äußere Strahlenexposition<br />
Trageort: Vorderseite<br />
des Rumpfes<br />
in Brusthöhe.<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
123<br />
Einsatz in einer fremden Anlage oder Einrichtung<br />
spätestens nach drei Monaten. Vor Beginn der Tätigkeit in<br />
einer fremden Anlage oder Einrichtung haben die<br />
Mitarbeiter ihren Strahlenpass und ihr Dosimeter beim<br />
Strahlenschutzbeauftragten abzuholen. Der Strahlenpass<br />
ist in der fremden Anlage oder Einrichtung vorzulegen.<br />
Nach Beendigung des Einsatzes sind die Eintragungen des<br />
Betreibers (z.B. nicht-amtliche Dosis) auf Vollständigkeit<br />
zu prüfen.<br />
Mitarbeiter, die in Kontrollbereichen zum Einsatz<br />
kommen, sind vor dem erstmaligen Zutritt über<br />
strahlenschutzgerechte Arbeitsmethoden, Risiken, Schutzmaßnahmen<br />
und über relevante Vorschriften zu<br />
unterweisen.<br />
Weitere Unterweisungen sind mindestens einmal jährlich<br />
durchzuführen. Über Inhalt und Zeitpunkt der<br />
Unterweisung sind Aufzeichnungen zu führen, die von der<br />
unterwiesenen Person zu unterzeichnen sind. Die<br />
Aufzeichnungen sind 5 Jahre aufzubewahren.<br />
Zudem ist jeder Mitarbeiter verpflichtet, an den<br />
Unterweisungen des Betreibers der fremden Anlage oder<br />
Einrichtung teilzunehmen.<br />
a) Allgemeine Unterweisung durch zuständigen<br />
Strahlenschutzbeauftragten der <strong>Universität</strong>.<br />
b) Tätigkeitsspezifische Unterweisung durch<br />
zuständigen Strahlenschutzbeauftragten der<br />
fremden Anlage oder Einrichtung.<br />
Den Anordnungen der Strahlenschutzbeauftragten ist<br />
Folge zu leisten.<br />
Zur Er<strong>mit</strong>tlung der äußeren Strahlenexposition wird vom<br />
Strahlenschutzbeauftragten jeder im Kontrollbereich<br />
tätigen Person ein amtliches Dosimeter (z.B. Filmdosimeter)<br />
ausgehändigt. Beim Einsatz in Kontrollbereichen<br />
ist das Dosimeter an der Vorderseite des Rumpfes in<br />
Brusthöhe zu tragen. Am Ende jedes Kalendermonats ist<br />
das Dosimeter – auch bei Nichtbenutzung – an den Strahlenschutzbeauftragten<br />
zurück zugeben und wird gegen ein<br />
neues Dosimeter ausgetauscht.
Digital- oder Stabdosimeter<br />
des Betreiber<br />
fremder<br />
An-lagen oder<br />
Einrichtungen ebenfalls<br />
zu tragen.<br />
Achtung:<br />
6.2 Innere Strahlenexposition<br />
7. Schutz bei beruflicherStrahlenexposition<br />
Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />
124<br />
Mitarbeiter, die über einen längeren Zeitraum abwesend<br />
sind (z.B. Urlaub), haben das Dosimeter rechtzeitig<br />
zurückzugeben.<br />
Vom Betreiber fremder Anlagen oder Einrichtungen<br />
ausgegebene Dosimeter (z.B. Digital- oder Stabdosimeter)<br />
sind ebenfalls zu tragen. Die Ausgabe erfolgt<br />
normalerweise am Kontrollbereichseingang der<br />
Fremdanlage. Beim Verlassen des Kontrollbereichs sind<br />
diese Dosimeter abzugeben. Je nach Tätigkeit können<br />
auch Teilkörperdosimeter (z.B. Fingerringdosimeter)<br />
eingesetzt werden.<br />
Der Missbrauch von Personendosimeter (z.B.<br />
mutwillige Bestrahlung) ist untersagt und wird<br />
disziplinarisch geahndet.<br />
Dosimeter so befestigen, dass es während der Tätigkeit<br />
nicht verloren gehen kann.<br />
Zur Überwachung der inneren Strahlenexposition können<br />
Inkorporations- und Ausscheidungsmessungen (z.B.<br />
Body-Counter-Messung, Urinuntersuchung, Stuhluntersuchung)<br />
durchgeführt werden. Für diese Untersuchung<br />
besteht eine Duldungspflicht. Der Strahlenschutzbeauftragte<br />
entscheidet.<br />
Für beruflich strahlenexponierte Personen beträgt der<br />
Grenzwert der effektiven Dosis 20 mSv im Kalenderjahr<br />
(§ 55 StrlSchV).<br />
Entsprechend den Bestimmungen der Strahlenschutzverordnung<br />
(§ 43 Abs. 2, § 55, § 56, und § 57 StrlSchV)<br />
gelten insbesondere für Personen unter 18 Jahren und<br />
Frauen besondere Schutzvorkehrungen und<br />
Beschäftigungseinschränkungen bzw. –verbote.