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Umgang mit offenen radioaktiven Stoffen - Universität Regensburg

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Vorlesung:<br />

Strahlenschutz in der Praxis beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />

und Tätigkeiten in fremden Anlagen<br />

von<br />

AOR Dr. Robert Schupfner,<br />

Zentrales Radionuklidlaboratorium – Umweltradioaktivität der NWF IV (ZRN-URA)<br />

Strahlenschutzbeauftragter (§15 StrlSchV) und Strahlenschutzbevollmächtigter ZRN-URA<br />

Die Anwendung von Radionukliden oder die Bestrahlung <strong>mit</strong> Neutronen ist für einige<br />

Forschungsgebiete unabdingbar. Dem Nutzen der Anwendung ionisierender Strahlung stehen<br />

aber auch gesundheitliche Risiken gegenüber. Anwender, Strahlenschützer und<br />

Strahlenschutzverantwortliche müssen den Schutz vor den schädlichen Auswirkungen<br />

ionisierender Strahlung gewährleisten. Der Anwender/die Anwenderin von ionisierender<br />

Strahlung beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> oder bei der Nutzung der Neutronenstrahlung<br />

muss sich des Doppelcharakters dieses Arbeitsinstruments stets bewusst sein. Dabei<br />

sind die Anwender/innen <strong>mit</strong> rasch ändernden Auflagen, immer niedrigeren Grenzwerten,<br />

komplexen Berechnungsgrundlagen und Grundbegriffen sowie wachsenden Verwaltungsaufwand<br />

konfrontiert, insbesondere bei<br />

a) der Inkorporationskontrolle (§41 StrlSchV) ,<br />

b) der Entsorgung von <strong>radioaktiven</strong> Abfällen (§§72 StrlSchV),<br />

c) der Freigabe (§29 StrlSchV) und<br />

d) Tätigkeiten in fremden Anlagen (§15 StrlSchV).<br />

Die Vielzahl der dabei zu vollziehenden Auflagen und Schutzvorschriften sind vielfältig und<br />

auf den ersten Blick unübersichtlich. Diese Veranstaltung soll das erforderliche aktuelle<br />

Grundwissen im Strahlenschutz übersichtlich ver<strong>mit</strong>teln und vertiefen, so dass es in der Praxis<br />

bei vertretbarem Aufwand nachhaltig umgesetzt werden kann. Sie richtet sich an alle<br />

Praktiker (Studierende, wissenschaftliche und technische Mitarbeiter/innen) und<br />

Strahlenschutzbeauftragte der <strong>Universität</strong> <strong>Regensburg</strong>,<br />

a) die <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> im Rahmen der <strong>Umgang</strong>sgenehmigung der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Regensburg</strong> umgehen oder umgehen sollen und<br />

b) die vor Beginn der Tätigkeit in fremden Anlagen dieses Grundwissen aufgrund des<br />

Abgrenzungsvertrags <strong>mit</strong> der fremden Anlage oder Einrichtung nachweisen müssen.<br />

Die Veranstaltung wird als Block angeboten.<br />

Sie findet statt am 17.1. im Raum Che 12.0.19 und am 18.1. 1008 (Che 33.0.87).<br />

Sie beginnt jeweils um 8:15 Uhr und endet ca. 12:00 Uhr.<br />

Die Termine für den praktischen Teil und für die Klausur werden während der Vorlesung<br />

vereinbart. Es wird ein Skript ausgegeben.<br />

Personen, die eine erfolgreiche Teilnahme bestätigt bekommen wollen, müssen<br />

a) Regelmäßig an allen Veranstaltungsteilen teilnehmen.<br />

b) ihr erworbenes Wissen durch eine Leistungskontrolle belegen. Diese geschieht durch<br />

Klausur für (Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter/innen) oder durch praktische<br />

Prüfung (andere Ausbildung).<br />

Die Veranstaltung umfasst folgende Teile:<br />

I


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> ___________________ 1<br />

A. Anwendung von radioaktiv markierten Verbindungen____________1<br />

B. Grundlagen______________________________________________ 2<br />

Stabilität und Radioaktivität<br />

Stabilität der Elemente (Grundbegriffe)<br />

Radioaktivität<br />

Radioaktiver Zerfall<br />

Gesetz des <strong>radioaktiven</strong> Zerfalls<br />

Aktivität und Masse<br />

Begriffe und Einheiten<br />

Aktivität, spezifische Aktivität, Aktivitätskonzentration<br />

- Radioaktives Gleichgewicht<br />

- Radioaktive Zerfallsreihen<br />

- Natürliche und künstliche Radionuklide<br />

- Zerfallsarten und Wechselwirkung <strong>mit</strong> Materie<br />

Wirkung ionisierender Strahlung auf den menschlichen Körper<br />

Strahlenexposition, innere, externe<br />

Dosis und Risiko<br />

Inkorporation und Dosiskoeffizient<br />

Kritisches Organ bzw. Gewebe<br />

Radionuklide: 3 H, 14 C, 32 P, 33 P, 35 S, 125 I<br />

Teil 2: Übersicht über die rechtlichen Vorgaben: Die Strahlenschutzverordnung______________________________________________<br />

25<br />

C. Strahlenschutzgrundsätze______________________________________ 25<br />

Gefahren durch ionisierende Strahlung<br />

Strahlenschutzgrundsätze<br />

Schutzvorschriften und Grenzwerte<br />

Dosimetrische Größen und Gewebe- und Strahlenwichtungsfaktoren<br />

Begriffsbestimmungen (§3 StrlSchV)<br />

D. Physikalische Strahlenschutzkontrolle____________________________ 31<br />

Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle__________________ 34<br />

E. Grundlagen und Begriffe______________________________________ 34<br />

F. Richtlinie „Physikalische Strahlenschutzkontrolle“_________________ 35<br />

II


Teil 4: Vermeidung von Kontamination und Kontaminationskontrolle__ 40<br />

G. Kontaminationskontrolle____________________________________ 40<br />

H. Freigabe_________________________________________________ 46<br />

I. Schutz von Boden, Wasser, Luft______________________________ 46<br />

Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />

Entsorgung____________________________________________________ 47<br />

J. Radioaktive Abfälle________________________________________ 47<br />

K. Vermeidung von <strong>radioaktiven</strong> Abfällen________________________ 48<br />

L. Planung für Anfall und Verbleib (§72 StrlSchV)________________ 48<br />

M. Erfassung radioaktiver Abfälle (§73 StrlSchV)_________________ 50<br />

Teil 6: Anwendung von Messmethoden -Spektrometrie zur Bestimmung<br />

von Radionukliden___________________________________ 53<br />

N. Bestimmung der Aktivität____________________________________ 54<br />

O. Kernstrahlungsmessmethoden_________________________________ 56<br />

Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

P. Kontaminationskontrolle und LSC_____________________________ 66<br />

Q. Zerfallsarten und Wechselwirkung <strong>mit</strong> Materie___________________ 75<br />

R. Sicherer <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong>________________ 77<br />

Anhang zu Teil 2: Begriffsbestimmungen (Auszug §3 StrlSchV)_______78<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen 82<br />

S. Neutronen______ 82<br />

T. Strahlenschutz bei Tätigkeit in fremden Anlagen 121<br />

III


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> A. Anwendung<br />

A. Anwendung<br />

Radionuklide werden als radioaktiv markierte<br />

Verbindungen in der Biochemie, der Nuklearmedizin, der<br />

klinischen Chemie (z. B. Radioassays), der Industrie, der<br />

analytischen Chemie (Isotopenverdünnungs-, Neutronen-<br />

aktivierungsanalyse) eingesetzt. Als weiteres Gebiet in<br />

denen Radioanalytik routinemäßig angewendet wird, ist<br />

die Altersbestimmung (z.B. durch die Radiokohlenstoff-<br />

Methode) zu nennen.<br />

Die Radioanalytik ist ein unverzichtbares Werkzeug beim<br />

Schutz von Mensch und Umwelt vor den schädlichen<br />

Auswirkungen ionisierender Strahlung (kurz<br />

Strahlenschutz), bei der Überwachung der Ableitungen<br />

kerntechnischer Anlagen <strong>mit</strong> der Abluft und dem<br />

Abwasser, bei der Überwachung der Umweltradio-<br />

aktivität, z.B. in Nahrungs<strong>mit</strong>teln, Trinkwasser, Ge-<br />

brauchsgegenständen, Boden, Sedimenten und vieles<br />

mehr, bei der radiologischen Bewertung des Rückbaus<br />

kerntechnischer Anlagen sowie bei der Feststellung der<br />

Aufnahme radioaktiver Stoffe in den menschlichen<br />

Organismus (Inkorporationskontrolle) und der Beurteilung<br />

des Strahlenrisikos des Menschen durch inkorporierte na-<br />

türliche sowie künstliche Radionuklide.<br />

1


Isotop<br />

Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

B. Grundlagen<br />

In dieser Vorlesung werden die Grundlagen der Radioaktivität<br />

kurz zusammengefasst.<br />

1. Stabilität und Radioaktivität<br />

1.1 Stabilität der Elemente<br />

Heute sind über einhundert chemische Elemente bekannt.<br />

Einen schnellen Überblick über die Vielfältigkeit ihrer<br />

Eigenschaften erlaubt das Periodensystem. Das<br />

Periodensystem der Elemente wurde im Jahre 1869 von L.<br />

Meyer und D. Mendelejeff unabhängig voneinander<br />

aufgestellt, um die verwandschaftlichen Beziehungen der<br />

Elemente deutlich zu machen. Zunächst gab es noch viele<br />

Lücken für solche Elemente, die noch nicht entdeckt<br />

waren. Es waren wichtige Voraussagen über die<br />

Eigenschaften dieser Elemente möglich. Diese Lücken<br />

wurden <strong>mit</strong> der Entdeckung weiterer stabiler Elemente<br />

meist bis 1900 nach und nach geschlossen. Daneben<br />

entdeckte Henri Becquerel 1896 das Phänomen der<br />

Radioaktivität des Elements Uran (entdeckt von Klaproth<br />

1789). Ab 1898 entdecken Pierre und Marie Curie weitere<br />

radioaktive Elemente und tragen entscheidend zur<br />

Klärung des Phänomens der Radioaktivität bei. Die neu<br />

entdeckten Elemente sind nur in unwägbar geringen<br />

Mengen vorhanden und lassen sich meist nur durch die<br />

von ihnen e<strong>mit</strong>tierte ionisierende Strahlung nachweisen.<br />

Sie gehören zu den natürlichen Radionukliden. In einer<br />

weiteren Periode wurden die Lücken im Periodensystem<br />

geschlossen (Z = 43 und Z = 61). Diese fehlenden<br />

Elemente konnten künstlich durch Kernreaktionen hergestellt<br />

werden. Sie werden als künstliche Radionuklide<br />

bezeichnet. Bei der Untersuchung der Zerfallsprodukte<br />

des Uran und des Thoriums hatte man 40 verschiedene<br />

radioaktive Atomarten <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />

Halbwertszeiten gefunden. Für die 40 Atomarten gibt es<br />

jedoch nur 12 Plätze im Periodensystem. Soddy schlug<br />

1913 vor, jeweils mehrere dieser Atomarten auf dem<br />

gleichen Platz des Periodensystems unterzubringen. Da<strong>mit</strong><br />

wird der Begriff Isotop, d. h. "auf dem gleichen Platz" ein-<br />

2


Nuklid<br />

Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

z. B. 2 H, H-2<br />

Radionuklid<br />

geführt. Isotope sind Atomarten, die sich nur durch ihre<br />

Massenzahlen nicht aber durch ihre chemischen<br />

Eigenschaften unterscheiden. Ein weiterer wichtiger<br />

Begriff zur Charakterisierung von Atomarten bzgl.<br />

Ordnungs- oder Massenzahlen ist der Begriff „Nuklid“.<br />

Atomkerne setzen sich aus Neutronen und Protonen, den<br />

Nukleonen zusammen. Die Nukleonen werden durch die<br />

Kernkräfte zusammengehalten. Nuklide sind verschiedene<br />

Atomarten, die sich in ihrer Ordungszahl Z und ihrer<br />

Massenzahl A unterscheiden. Regeln für die Schreibweise<br />

nach einer Empfehlung der Internationalen Union für<br />

Reine und Angewandte Chemie (IUPAC):<br />

A A<br />

(Symbol) oder (Symbol) oder (Symbol)-A<br />

Z<br />

Radionuklide sind Atomarten <strong>mit</strong> bestimmten Ordungs-<br />

und Massenzahlen, die instabil sind und sich unter<br />

Aussendung von ionisierender Strahlung in andere<br />

Nuklide umwandeln. Für eine vollständige<br />

Charakterisierung von Radionukliden sind Angaben über<br />

die Art, die Energie und der Emissionswahrscheinlichkeit<br />

der von dem Radionuklid ausgesandten ionisierenden<br />

Strahlung notwendig.<br />

Es sind insgesamt 104 verschiedene Elemente <strong>mit</strong> ca.<br />

1300 Nukliden bekannt. Es gibt 270 stabile Nuklide. Es<br />

gibt empirische Regeln für die Stabilität der Nuklide. Die<br />

Verhältnisse von Neutronenanzahl zu Protonenanzahl<br />

(Ordnungszahl) haben Einfluß auf die Stabilität der<br />

Nuklide. Bei Protonenzahlen Z bzw. Neutronenzahlen N =<br />

2, 8, 20, 28, 50, 82 sind besonders viele stabile Nuklide<br />

vorhanden (magische Zahlen). Die Stabilität der Nuklide<br />

läßt sich durch das Tröpfchenmodell des Atomkerns<br />

(Bethe-Weizäcker-Formel) erklären.<br />

1.2 Radioaktivität<br />

Radioaktivität ist die Eigenschaft von Atomkernen, die<br />

sich nahezu ohne Einfluß von außen, spontan unter<br />

Emission von ionisierender Strahlung in einen<br />

niederenergetischen Zustand umwandeln.<br />

3


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

für Kernzerfall in t<br />

Einheit:<br />

[] = 1 s -1<br />

Anzahl der Zerfälle<br />

in t<br />

Differentielle Form<br />

des Zeitgesetzes<br />

Aktivität<br />

Einheit:<br />

[]=1 Bq=1 s -1<br />

Alte Einheit:<br />

1Ci=3,710 10 Bq Ci:<br />

Curie<br />

Integrale Form des<br />

Zeitgesetzes des <strong>radioaktiven</strong><br />

Zerfalls<br />

1.2.1 Zeitgesetz des <strong>radioaktiven</strong> Zerfalls<br />

Man hat ein Radionuklid <strong>mit</strong> N instabilen Kernen. Die<br />

Wahrscheinlichkeit dafür, daß ein Kern in der Zeit<br />

zwischen t + t zerfällt, ist im statistischen Mittel<br />

t<br />

und unabhängig von t.<br />

wird Zerfallskonstante genannt. Die Zahl der Zerfälle<br />

beträgt im statistischen Mittel<br />

Nt.<br />

wenn N die Anzahl der in der zur Zeit t in der Probe<br />

vorhandenen instabilen Kerne ist. - Nt ist zugleich die<br />

Abnahme N der Anzahl der instabilen Kerne in der<br />

Probe.<br />

N = - Nt<br />

Geht man über zu infinitesimal kleine Zeitintervallen dann<br />

ist:<br />

dN/dt = A (t) = - N <br />

<strong>mit</strong> A(t): Aktivität zum Zeitpunkt t. Die Aktivität gibt die<br />

Zahl der Kerne an, die pro Zeiteinheit zerfallen.<br />

Aktivität von annähernd 1 g Ra-226 im <strong>radioaktiven</strong><br />

Gleichgewicht <strong>mit</strong> allen Zerfallsprodukten.<br />

Die Integration der Gleichung (1) ergibt das Zeitgesetz<br />

des <strong>radioaktiven</strong> Zerfalls:<br />

N(t) = N0e -t (2a)<br />

oder<br />

A(t) = A0e -t (2b)<br />

N0:= N(t=0): Anzahl der Kerne zum Zeitpunkt t =0.<br />

A0:=A(t=0): Aktivität der Probe zum Zeitpunkt t=0.<br />

Beziehung zwischen Zerfallskonstante und<br />

Halbwertszeit T1/2.<br />

4


Einheit:<br />

[T1/2]= 1 s<br />

Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Tabellenwerke,<br />

z. B. Karlsruher<br />

Nuklidkarte<br />

T1/2= ln(2)/ <br />

Die Halbwertszeit ist die Zeit, nach der die Hälfte der in<br />

der Probe enthaltenen Kerne zerfallen ist. Die<br />

Halbwertszeit der bekannten Radionuklide überdeckt<br />

einen sehr weiten Zeitbereich von µs bis > 10 21 Jahre<br />

( 76 Ge)<br />

Weitere Größe: <strong>mit</strong>tlere Lebensdauer : Die <strong>mit</strong>tlere<br />

Lebensdauer ist die Zeit nach der die Aktivität auf den<br />

Wert 1/e abgefallen ist.<br />

= 1/ 1,443·T1/2 (4)<br />

Abbildung 1: Relative Abnahme der Aktivität beim<br />

mononuklearen Zerfall nach dem <strong>radioaktiven</strong><br />

Zerfallsgesetz.<br />

1.2.2 Aktivität und Masse<br />

Die Aktivität eines Radionuklids ist der Masse der<br />

momentan vorhandenen Kerne proportional:<br />

T 1/2·M<br />

m= A<br />

ln2·N A·h<br />

(5)<br />

5


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Abbildung 2:<br />

Masse von Radionukliden<br />

bei<br />

einer Aktivität<br />

von 1 Bq.<br />

Dabei bedeuten:<br />

m: Masse des Radionuklids in der Probe<br />

A: Aktivität des Radionuklids in der Probe<br />

T1/2: Halbwertszeit des Radionuklids<br />

M: Atom- bzw. Molekülmasse der Verbindung, in der das<br />

Radionuklid in der Probe vorkommt.<br />

NA: Avogadro-Konstante<br />

h: relative Häufigkeit des Nuklids<br />

In der Abbildung 2 sind die Masse verschiedener<br />

Radionuklide bei einer Aktivität von 1 Bq dargestellt.<br />

Th-232<br />

U-238<br />

K-40<br />

Pu-239<br />

Ra-226<br />

Am-241<br />

Pu-238<br />

Sr-90<br />

Pu-241<br />

Cs-137<br />

Co-60<br />

H-3<br />

I-131<br />

Rn-222<br />

Be-7<br />

Y-90<br />

Tc-99m<br />

F-18<br />

Pa-234m<br />

C-11<br />

Rn-220<br />

Rn-219<br />

1E-21<br />

1E-20<br />

1E-19<br />

Massen bei einer Aktivität von 1 Bq für verschiedene<br />

Radionuklide<br />

1E-18<br />

1E-17<br />

1E-16<br />

1E-15<br />

1E-14<br />

1E-13<br />

1E-12<br />

Masse pro Aktivität / g Element·Bq -1<br />

1E-11<br />

1E-10<br />

1E-09<br />

1E-08<br />

1E-07<br />

1E-06<br />

1E-05<br />

1E-04<br />

1E-03<br />

1E-02<br />

6


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Tabelle 1:<br />

Größenordnungen<br />

und<br />

Bedeutung.<br />

Tabelle 2:<br />

Spezifische<br />

Aktivität<br />

Tabelle 3:<br />

spezifische<br />

Aktivität<br />

1.2.3 Größenordnungen und Bedeutung von Aktivitäten<br />

Definition Einheit Abkürzungen Vorkommen dieser Größen Bedeutung im Strahlenschutz<br />

A = dN/dt Zerfälle pro 1 s -1<br />

1 Bq Beschreibt die Anzahl der Zerfälle Definition der Aktivität<br />

Zeiteinheit eines oder mehrerer Radionuklide Grenzwerte der Jahres-<br />

1 min -1<br />

1 dpm pro Zeiteinheit aktivitätszufuhr (GJAZ)<br />

Freigrenzwerte für die Genehmigung<br />

zum <strong>Umgang</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong>.<br />

1 MCi 37 PBq Freisetzung von Radionukliden<br />

bei Kernwaffenversuchen<br />

1 kCi 37 TBq 20 kCi 131 I unfallbedingte Freisetzung<br />

in Windscale, GB, 1957<br />

1 Ci 37 GBq Medizinische, technische Bestrahlungseinrichtungen<br />

1 mCi 37 MBq Applizierte Aktivität in der<br />

nuklearmedizinischen Diagnostik<br />

1 µCi 37 kBq Kalibierstrahler für Kernstrahlungsmeßgeräte<br />

ca. 4,4 kBq 40 K; Aktivitätsgehalt<br />

im menschlichen Körper<br />

1 nCi 37 Bq Beginn des Spurenbereiches,<br />

Kalibrierstrahler in der Spurenanalytik<br />

1 pCi 37 mBq Bereich des natürlichen Niveaus der<br />

täglichen Aktivitätsauscheidung<br />

von 228 Th <strong>mit</strong> Faeces<br />

1 fCi 37 µBq Bereich des natürlichen Niveaus<br />

der täglichen Aktivitätsauscheidung<br />

von<br />

Inkorporationsüberwachung<br />

232 Th <strong>mit</strong> Urin<br />

1.2.3.1 Spezifische Aktivität aS<br />

(internationaler Sprachgebrauch).<br />

Definition Einheit Vorkommen dieser Größen Bedeutung im Strahlenschutz<br />

a s = A/m A Ativität pro 1 Bq g -1<br />

im internationalen Sprachgebrauch Definition der spezifischen<br />

Atommassen- z. B. 4060 Bq 232 Th / g Th Aktivität wie masseneinheit<br />

spezifische Aktivitätsdes<br />

Elements konzentration<br />

1.2.3.2 Massenspezifische Aktivitätskonzentration a<br />

(nationaler Sprachgebrauch).<br />

Definition Einheit Abkürzung Vorkommen dieser Größen Bedeutung im Strahlenschutz<br />

Verwendung bei Feststoffen analog: spezifische Aktivität<br />

a = A/m Aktivität pro 1 Bq·g -1<br />

im internationalen Sprachgebrauch Grenzwerte zur Freigabe fester<br />

Proben- radioaktiver Abfälle; Grenzwerte<br />

masse Beispiel: zum genehmigungsfreien Um-<br />

Mittelwert der natürlichen Aktivitätskonzentration<br />

des Bodens:<br />

gang <strong>mit</strong> Radionukliden<br />

1 Bq·kg -1<br />

25 Bq U-238 / kg Boden Grenzwerte für Nahrungs<strong>mit</strong>tel-<br />

25 Bq Th-232 / kg Boden importe aus GUS Staaten<br />

1 Bq·kg -1 (FM) Massenbasis: Feuchtmasse Im Strahlenschutz immer FM,<br />

1 Bq·kg -1 (TM) Massenbasis: Trockenmasse falls nichts anderes angegeben<br />

1 Bq·kg -1 (AM) Massenbasis:Aschenmasse<br />

Berechnungsbasis zur Abschätzung<br />

der Strahlenexposition<br />

von Organen, Geweben<br />

7


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Tabelle 4:<br />

Aktivitätskonzentration.<br />

Definition Einheit Abkürzung Vorkommen dieser Größen Bedeutung im Strahlenschutz<br />

a V = a /V Aktivität pro 1 Bq∙L -1<br />

Verwendung bei Flüssigkeiten, Gasen def. als Aktivitätskonzentration<br />

Proben- Beispiel: Mittelwert der natürlichen Grenzwerte zur Abgabe flüsvolumen<br />

Aktivitätskonzentration von ³H im siger radioaktiver Abfälle<br />

Regenwasser < 0,5 Bq ³H∙L -1<br />

1 Bq∙m -3<br />

1.2.3.3 Aktivitätskonzentration aV<br />

Die Größe der Aktivität bedeutet die Angabe der Menge<br />

eines Radionuklids in einer Probe. Der Vergleich <strong>mit</strong><br />

abgeleiteten Grenzwerten ermöglicht den Nachweis der<br />

Einhaltung bestimmter Schutzziele im Strahlenschutz.<br />

1.3 Radioaktives Gleichgewicht<br />

Zwei oder mehrere Radionuklide wandeln sich gemäß<br />

dem Zeitgesetz des <strong>radioaktiven</strong> Zerfalls ineinander um.<br />

Als Beispiel sei im folgenden ein System <strong>mit</strong> zwei<br />

Radionukliden angeführt, wie es z. B. beim Zerfall des<br />

90 Sr auftritt:<br />

Nuklid 1 Nuklid 2 Nuklid 3 (stabil)<br />

Es gilt:<br />

und <strong>mit</strong> A2 = N2<br />

Beispiel: 239 Pu in der Luft: Abgeleitete Grenzwerte der<br />

Grenzwert der Jahresaktivitätszufuhr Radioaktivität in der Raumluft<br />

100 Bq pro Jahr für beruflich strahlenexponierte<br />

Personen der Kategorie A<br />

1700 m³ pro Jahr Atemrate nach StrlSchVO<br />

Grenzwerte für Luftkonzentration<br />

14 mBq 239 Pu∙m -3 für berufl. strlexp. Pers. (Kat. A)<br />

4,2 mBq 239 Pu∙m -3 für berufl. strlexp. Pers. (Kat. B)<br />

1,4 mBq 239 Pu∙m -3 für berufl. nicht strlexp. Pers.<br />

0,084 mBq 239 Pu∙m -3 für die Allgemeinbevölkerung<br />

< 0,001 mBq 239 Pu∙m -3 Abluft kerntechnischer Anlagen<br />

50000 mBq 222 Rn∙m -3 Mittelwert der Aktivitätskonzentration<br />

von 222 Rn<br />

N 2 = 1/( 2- 1)·N 1·[1-e -(2-1)·t ]<br />

2/( 2- 1)·A 1·[1-e -(2-1)·t ]<br />

(6a)<br />

(6b)<br />

8


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

<strong>mit</strong><br />

N1 bzw. N2: Anzahl der Kerne des Nuklids 1 bzw. 2<br />

A1 bzw. A2: Aktivitäten der Nuklide 1 bzw. 2<br />

1 bzw. 2: Zerfallskonstanten der Nuklide 1 bzw. 2<br />

T1/2,1 bzw. T1/2, 2: Halbwertszeiten der Nuklide 1 bzw. 2<br />

Betrachtet man die Werte der Aktivitäten A1 und A2 zu<br />

Zeiten t >> T1/2,1 und t >> T1/2, 2 dann gelten folgenden<br />

Aussagen, je nach Verhältnis der Werte der<br />

Halbwertszeiten der Nuklide 1 und 2:<br />

1.3.1 Säkulares radioaktives Gleichgewicht<br />

T1/2,1 >> T1/2, 2 (7a)<br />

und für t >> T1/2,1 und t >> T1/2, 2<br />

A1 A2 (7b)<br />

Diese einfache Beziehung kann in der Radioanalytik die<br />

Auswertung in vielen Fällen deutlich erleichtern. Beim<br />

Versuch „-Spektrometrie“ wird sie bei der Bestimmung<br />

einiger natürlicher Radionuklide angewendet. Beim<br />

Versuch „-Spektrometrie“ ist die Annahme des säkularen<br />

Gleichgewichts Grundvoraussetzung für die Bestimmung<br />

des Sr-90. Als Schreibweise der Aussage „Nuklid 1 ist im<br />

<strong>radioaktiven</strong> Gleichgewicht <strong>mit</strong> Nuklid 2“ soll Nuklid<br />

1(Nuklid 2) bedeuten, z. B. 90 Sr( 90 Y).<br />

1.3.2 Transientes radioaktives Gleichgewicht<br />

T1/2,1 > T1/2, 2 (8a)<br />

und für t >> T1/2,1 und t >> T1/2, 2<br />

A1 A2 (8b)<br />

9


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

1.3.3 Kein radioaktives Gleichgewicht<br />

Kein radioaktives Gleichgewicht stellt sich ein, wenn gilt:<br />

T1/2,1 < T1/2, 2<br />

oder<br />

T1/2,1 T1/2, 2 (9a)<br />

Ist T1/2,1 > T1/2,1 und t >> T1/2, 2<br />

A2/A1 2/1 (9b)<br />

1.4 Radioaktive Zerfallsreihe<br />

Bei mehreren aufeinander folgenden Zerfällen des Typs<br />

Nuklid 1 Nuklid 2 Nuklid 3 .... Nuklid n<br />

(stabil)<br />

Bildet sich eine radioaktive Zerfallsreihe aus. Typische<br />

Beispiele sind die natürlichen Zerfallsreihen beginnend<br />

<strong>mit</strong> 238 U, 235 U und 232 Th.<br />

Es gilt:<br />

dNi/dt = i-1Ni-1 - iNi (10)<br />

Dieses gekoppelte lineare Differentialgleichungsystem<br />

kann durch Summen von Exponentialfunktionen gelöst<br />

werden (siehe z.B. Lieser, Kernchemie). Bei gegebenen<br />

Voraussetzungen kann sich radioaktives Gleichgewicht<br />

einstellen.<br />

10


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

4400 Bq 40 K im<br />

Körper<br />

1.5 Natürliche und künstliche Radionuklide<br />

1.5.1 Natürliche Radionuklide<br />

1.5.1.1 Primordiale Radionuklide<br />

Primordiale Radionuklide sind solche, die eine so große<br />

Halbswertszeit aufweisen, dass diese noch jetzt in der<br />

Natur nachzuweisen sind. Wichtigstes dieser<br />

Radionuklide ist das 40 K, das im Körper des Menschen in<br />

Aktivitäten um 4400 Bq ständig vorhanden ist.<br />

1.5.1.2 Kosmogene Radionuklide<br />

Die energiereiche kosmische Strahlung bildet durch<br />

Wechselwirkung <strong>mit</strong> den Atomkernen der Gase in der<br />

Atmosphäre ständig Radionuklide, wie 3 H, 14 C oder 7 Be.<br />

Diese werden durch Niederschläge auf den Boden<br />

deponiert und gelangen über die Nahrungskette des<br />

Menschen in den menschlichen Körper.<br />

1.5.1.3 Natürliche Zerfallsreihen<br />

Die primordialen Radionuklide 238 U, 235 U und 232 Th<br />

bilden den Beginn der natürlichen Zerfallsreihen. Sie<br />

kommen in der Erdkruste abhängig von den geologischen<br />

Gegebenheiten in unterschiedlichen spezifischen<br />

Aktivitäten a vor. Im Mittel sind die Werte von ca.:<br />

25 Bq 232 Th/ kg , 25 Bq 238 U/ kg, 1,2 Bq 235 U/ kg (TM).<br />

TM bedeutet Trockenmasse.<br />

232 Th<br />

208 Tl<br />

-Zerfall<br />

228 Ra<br />

-Zerfall 228 Ac<br />

212 Pb<br />

208 Pb<br />

212 Bi<br />

216 Po<br />

212 Po<br />

220 Rn<br />

224 Ra<br />

11<br />

232 Th<br />

228 Th


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

238 U<br />

214 Pb<br />

210 Pb<br />

206 Pb<br />

235 U<br />

207 Tl<br />

214 Bi<br />

210 Bi<br />

211 Pb<br />

207 Pb<br />

-Zerfall<br />

1.5.2 Künstliche Radionuklide<br />

1.5.2.1 Spaltprodukte<br />

Durch die Spaltung schwerer Kerne z. B. des 235 U oder<br />

239 Pu entstehen eine Reihe von kurz- und langlebigen<br />

Radionukliden die durch oberirdische<br />

Kernwaffenversuche bis in die Mitte der 70iger Jahre in<br />

die Atmosphäre eingebracht und global verbreitet wurden.<br />

Die langlebigen Radionuklide wurden auf den Boden<br />

abgelagert und befinden sich auch heute noch in der<br />

Umwelt. Die wichtigsten sind 137 Cs und 90 Sr.<br />

1.5.2.2 Aktivierungsprodukte<br />

234 Th<br />

-Zerfall 234 Pa<br />

218 Po<br />

214 Po<br />

210 Po<br />

-Zerfall<br />

222 Rn<br />

226 Ra<br />

-Zerfall 227 Ac<br />

211 Bi<br />

215 Po<br />

219 Rn<br />

223 Ra<br />

230 Th<br />

231 Th<br />

227 Th<br />

231 Pa<br />

238 U<br />

234 U<br />

235 U<br />

Durch die bei der Kernspaltung auftretenden<br />

Neutronenstrahlung entstehen in Materialien, die hohen<br />

Neutronenfeldern ausgesetzt sind durch den Prozess der<br />

Neutronenaktivierung kurz und langlebige Radionuklide,<br />

12


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Tabelle 4: -<br />

Strahlung<br />

wie z.B. das 54 Mn, 57 Co, 60 Co aber auch 239 Pu (aus 238 U).<br />

Aktiviert man in Materialien gezielt stabile Elemente, so<br />

kann man die Kernstrahlungsmessung zur Bestimmung<br />

von stabilen Elementen im Ultraspurenbereich einsetzen.<br />

1.5.2.3 Radionuklide in der medizinischen Anwendung<br />

In Diagnostik und Therapie werden viele Radionuklide zu<br />

medizinischen Zwecken eingesetzt. Es sind die z. B. 99m Tc<br />

in der Diagnostik oder die Aufnahme von 131 I, 90 Y oder<br />

224 Ra in den Körper oder die Nutzung der -Strahlung von<br />

zum Beispiel 60 Co oder 192 Ir in der Strahlentherapie. In<br />

den 30iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde<br />

232 Th als Röntgenkontrast<strong>mit</strong>tel „Thorotrast“ angewendet.<br />

Nachdem bei Patienten schwere Leberschäden aufgetreten<br />

waren, wurde die Anwendung eingestellt. Zu diagnostischen<br />

Zwecken wird die Eigenschaft der durchdringenden<br />

-Strahlung für bildgebende Verfahren eingesetzt.<br />

1.6 Zerfallsarten (, , )<br />

Beim <strong>radioaktiven</strong> Zerfall wird ionisierende Strahlung<br />

e<strong>mit</strong>tiert, die die Eigenschaften von elektrisch geladenen<br />

Teilchen oder elektromagnetischen Wellen aufweisen<br />

können. Die Energieverteilung dieser ionisierenden<br />

Strahlung ist diskret (- und -Strahlung) oder<br />

kontinuierlich (-Strahlung). Ionisierende Strahlung<br />

wechselwirkt auf unterschiedliche Weise und in<br />

verschiedenem Ausmaß <strong>mit</strong> Material oder Gewebe.<br />

Ebenfalls spielt die Energie der e<strong>mit</strong>tierten Strahlung eine<br />

Rolle. Sie wird in der für die Kernphysik üblichen<br />

Einheiten keV bzw. MeV angegeben.<br />

Strahlung Art Ladung Reichweite in Luft Energiebereich Abschirmung<br />

Heliumkerne 2 + einige cm 3 bis ca. 11 MeV Blatt Papier<br />

- Elektronen 1 - bis mehrere m 0,005 bis ca. 3 MeV 1 cm Plexiglas<br />

Elektromag- 0 unendlich 0,005 bis ca. 3 MeV Schwächung<br />

netische durch mehrere<br />

Wellen cm Blei<br />

13


innere<br />

externe<br />

Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Abbildung 3:<br />

Schematische<br />

Darstellung der<br />

schädlichen<br />

Auswirkungen<br />

ionisiernder<br />

Strahlung auf<br />

den Menschen.<br />

Arten der Strahlenexposition<br />

beim<br />

<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong><br />

<strong>Stoffen</strong><br />

2. Strahlenexposition<br />

2.1 Begriff<br />

Die Einwirkung ionisierender Strahlung auf den<br />

menschlichen Körper nennt man Strahlenexposition.<br />

Befindet sich die Quelle ionisierender Strahlung im<br />

Körper, so spricht man von innerer Strahlenexposition,<br />

befindet sie sich außerhalb spricht man von äußerer oder<br />

externer Strahlenexposition. -Strahler können innere und<br />

äußere Strahlenexposition verursachen.<br />

2.2 Wirkungen<br />

Ionisierende Strahlung ist so energiereich, dass sie, wenn<br />

sie Materie trifft, aus den Atomen oder Molekülen,<br />

Elektronen aus dem Atom- bzw. Molekülverband entfernt<br />

und dadurch chemische Veränderungen erzeugen kann.<br />

Die schädliche Wirkung ionisierender Strahlung verläuft<br />

nach folgendem Schema:<br />

Tod des Menschen<br />

bei großer Dosis:<br />

³ einige Sv<br />

Übertragung der Strahlungsenergie auf Atome und Moleküle<br />

ß<br />

Bildung von chemischen Verbindungen im Körper (z. B. Radikale, Zellgifte)<br />

ß<br />

Veränderung von Biomolekülen<br />

ß<br />

Veränderung des Zellstoffwechsels (Schädigung der Zelle)<br />

Zelltod<br />

Keine feststellbaren<br />

Auswirkungen<br />

bei £ 0,4 Sv<br />

Krebs, Mißbildungen<br />

2.3 Arten der Strahlenexposition<br />

Quelle (Q)<br />

außerhalb Körper<br />

im Körper<br />

*) Kontamination der Handschuhe<br />

Reparatur durch körpereigene Mechanismen<br />

fehlerhaft fehlerfrei<br />

Tod des Menschen<br />

keine Auswirkungen<br />

Abstand Q zu<br />

kritisches<br />

Körperoberfläche Radionuklid Strahlenexposition Organ/Gewebe<br />

> 0,1 m -Strahler<br />

3<br />

H<br />

keine<br />

< 10 m<br />

32<br />

P<br />

-Strahler<br />

extern<br />

Haut<br />

Haut, Ganzkörper<br />

homogen in Luft<br />

-Strahler<br />

-Strahler<br />

-Submersion<br />

-Submersion<br />

Haut<br />

Haut, Ganzkörper<br />

-Strahler keine<br />

ca. 0,001 m<br />

Zufuhrpfad<br />

Inhalation<br />

3<br />

H<br />

32<br />

P<br />

-Strahler<br />

gering<br />

extern<br />

Haut<br />

Haut<br />

Haut, Ganzkörper<br />

Ingestion<br />

Wundkontamination<br />

-Strahler innere<br />

abhängig vom Nuklid<br />

*)<br />

14


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Unterschiedliche<br />

Begriffe der Dosis<br />

für Messung und<br />

Schutzziel<br />

R ≈ 0,054 Sv -1<br />

2.4 Bewertung der Wirkung der Strahlenexposition:<br />

Dosisbegriffe (Einheiten)<br />

Viele Dosisbegriffe sind für verschiedene Zwecke<br />

gebräuchlich. Die Begriffe unterscheiden sich prinzipiell<br />

nach dem Zweck der Anwendung: Messung oder<br />

Schutzziel. Für die quantitative und einheitliche<br />

Beschreibung der Wirkung von ionisierender Strahlung<br />

zur Gewährleistung eines ausreichenden Schutzes der<br />

Einzelperson vor den schädlichen Auswirkungen<br />

ionisierender Strahlung verwendet man die Begriffe<br />

effektive Dosis und die Organ- bzw. Gewebedosis. Die<br />

Strahlenschutzverordnung gibt Grenzwerte für diese<br />

Größen an. Der begriff „Dosis“ beschreibt das Risiko R,<br />

an einer strahleninduzierten Tumorerkrankung zu sterben<br />

und genetische Schäden bei den Nachkommen zu<br />

verursachen. Die Einheit der Äquivalentdosis ist das mSv<br />

(milliSievert). Man nimmt heute an, dass durch 1 Sv<br />

effektiver Äquivalentdosis ca. 540 tödlich verlaufende<br />

Tumorerkrankungen auf 10000 <strong>mit</strong> 1 Sv bestrahlten<br />

Personen verursacht werden können. Bei der Organ- bzw.<br />

Gewebedosis wird die Menge der auf das Gewebe<br />

übertragenen Energie (Energiedosis) ebenso<br />

berücksichtigt, wie die Wirkung verschiedener Arten<br />

ionisierender Strahlung und die unterschiedliche<br />

biologische Wirksamkeit auf ein Organ bzw. Gewebe.<br />

Man berücksichtigt 24 Organe bzw. Gewebe. Bei der<br />

Er<strong>mit</strong>tlung der effektiven Dosis werden die<br />

Strahlenempfindlichkeiten der Einzelorgane gewichtet.<br />

2.5 Inkorporation und Dosiskoeffizient<br />

Die Zufuhr von Radionukliden in den menschlichen<br />

Körper wird Inkorporation genannt. Je nach der Art, wie<br />

die Zufuhr zustande kommt unterscheidet man:<br />

Inhalation, wenn die Zufuhr durch Aufnahme des<br />

Radionuklids <strong>mit</strong> der Atemluft erfolgt.<br />

Ingestion, bei Zufuhr der Radionuklide <strong>mit</strong> der<br />

Nahrung bzw. dem Trinkwasser<br />

15


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Immer Handschuhe<br />

tragen !<br />

einmalige<br />

Zufuhr<br />

Tabelle 5:<br />

Auswahl von Dosiskoeffizienten<br />

für<br />

beruflich strahlenexponierte<br />

Personen<br />

Außerdem kann Inkorporation über die Aufnahme durch<br />

eine Wunde oder durch die nicht mehr intakte Haut<br />

erfolgen. Die für jedes Radionuklid individuell<br />

berechneten und tabellierten Dosiskoeffizienten geben für<br />

alle Inkorporationspfade an, welche effektive Äquivalentdosis<br />

(bei Erwachsenen für 50 Jahre und bei Kindern (für<br />

70 Jahre) durch die einmalige Zufuhr eines Radionuklids<br />

der Aktivität 1 Bq verursacht wird. Die effektive<br />

Äquivalentdosis DE bzw. die Organdosis DO ist bei<br />

einmaliger Zufuhr der Aj des Radionuklids j durch den<br />

Zufuhrpfad k wie folgt zu er<strong>mit</strong>teln:<br />

DE = Ejk Aj (11a)<br />

bzw.<br />

DO = Ojk Aj (11b)<br />

Die Einheit der Dosiskoeffzienten ist: [1 SvBq -1<br />

In der folgenden Tabelle 5 sind einige Dosiskoeffizienten<br />

aufgelistet.<br />

Nuklid effektiv effektiv<br />

E O E O 3<br />

H<br />

. -11<br />

4,1 10 enfällt 4,1 . 10 -11<br />

4,2 . 10 -11<br />

rotes<br />

Knochenmark 4,1 . 10 -11<br />

Dosiskoeffizienten / Sv/Bq<br />

Inhalation (5µ AMAD) Ingestion<br />

kritisches Organ kritisches Organ<br />

14 C 5,8 . 10 -10<br />

40 K 3,0 . 10 -9<br />

60 Co 1,7 . 10 -8<br />

90 Sr( 90 Y) 7,7 . 10 -8<br />

90 Y 1,7 . 10 -9<br />

137 Cs 6,7 . 10 -9<br />

226 Ra 2,2 . 10 -6<br />

228 Ra 1,7 . 10 -6<br />

228 Th 2,5 . 10 -5<br />

232 Th 2,9 . 10 -5<br />

235 U 6,1 . 10 -6<br />

238 U 5,7 . 10 -6<br />

239/240 Pu 3,2 . 10 -5<br />

entfällt 5,8 . 10 -10<br />

U Dickdarm 9,0 . 10 -9<br />

Lunge 9,6 . 10 -8<br />

Lunge 6,3 . 10 -7<br />

U Dickdarm 1,3 . 10 -8<br />

Uterus 6,9 . 10 -9<br />

Lunge 1,7 . 10 -5<br />

Knochenoberfläche<br />

3,6 . 10 -5<br />

Lunge 2,1 . 10 -4<br />

Knochenoberfläche<br />

1,5 . 10 -3<br />

ET Luftwege 6,9 . 10 -5<br />

ET Luftwege 6,5 . 10 -5<br />

Knochenoberfläche<br />

1,0 . 10 -3<br />

5,8 . 10 -10<br />

6,2 . 10 -9<br />

3,4 . 10 -9<br />

2,8 . 10 -8<br />

2,7 . 10 -9<br />

1,3 . 10 -8<br />

2,8 . 10 -7<br />

6,7 . 10 -7<br />

7,2 . 10 -8<br />

2,2 . 10 -7<br />

4,6 . 10 -8<br />

4,4 . 10 -8<br />

2,5 . 10 -7<br />

16<br />

rotes<br />

Knochenmark 5,7 . 10 -10<br />

U Dickdarm 1,9 . 10 -8<br />

U Dickdarm 1,8 . 10 -8<br />

rotes<br />

Knochenmark 1,8 . 10 -7<br />

U Dickdarm 3,1 . 10 -8<br />

Uterus 1,4 . 10 -8<br />

Knochenoberfläche<br />

1,2 . 10 -5<br />

Knochenoberfläche<br />

2,2 . 10 -5<br />

Knochenoberfläche<br />

2,5 . 10 -6<br />

Knochenoberfläche<br />

1,2 . 10 -5<br />

Knochenoberfläche<br />

7,4 . 10 -7<br />

Knochenoberfläche<br />

7,1 . 10 -7<br />

Knochenoberfläche<br />

1,8 . 10 -6


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Beispiel 1:<br />

Beispiel 2:<br />

Eine Person inkorporiert einmalig 1000 Bq 3 H durch<br />

Inhalation. Welche effektive Dosis erhält die Person ?<br />

Lösung:<br />

DE( 3 H) = 4,110 -11 Sv/Bq1000 Bq 3 H<br />

= 4,1 10 -8 Sv = 41 nSv<br />

Vergleich die natürliche externe Strahlenexposition<br />

beträgt ca. 50 bis 70 nSv/h.<br />

Der er<strong>mit</strong>telte Dosiswert würde also der natürlichen<br />

externen Strahlenexposition von ca. 35 bis ca. 50 Minuten<br />

entsprechen.<br />

Welche effektive Dosis und welche Dosis für das kritische<br />

Organ bzw. Gewebe verursacht die einmalige Inhalation<br />

von 1000 Bq 232 Th (ca. 250 mg 232 Th) ?<br />

Lösung:<br />

Effektive Dosis:<br />

DE( 232 Th) = 2,910 -5 Sv/Bq1000 Bq 232 Th<br />

= 2,910 -2 Sv = 29 mSv<br />

Dosis für das kritische Organ bzw. Gewebe:<br />

Knochenoberfläche<br />

DO( 232 Th) = 1,510 -3 Sv/Bq1000 Bq 232 Th<br />

= 1,510 0 Sv = 1500 mSv<br />

Vergleich <strong>mit</strong> Dosisgrenzwerten nach Strahlenschutzverordnung:<br />

Effektive Dosis: 20 mSv/ Jahr.<br />

Bewertung: Dosisgrenzwert knapp überschritten.<br />

Organdosis: Knochenoberfläche: 300 mSv/ Jahr.<br />

Bewertung: Dosisgrenzwert weit (Faktor 5) überschritten<br />

17


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Abbildung 4:<br />

Größenordnung und<br />

Vergleich der<br />

<strong>mit</strong>tleren jährlichen<br />

effektiven Äquivalentdosis<br />

Zerfall:<br />

(nach ICRP 38)<br />

Strahlenexposition:<br />

Inhalation (nach<br />

BfS):<br />

Ingestion (nach<br />

BfS):<br />

2.1 Die Strahlenexposition des Menschen<br />

Die <strong>mit</strong>tlere jährliche Strahlenexposition des Menschen<br />

beträgt ca. 2,4 mSv pro Jahr. Die Hauptanteile der<br />

inneren Strahlenexposition aus natürlichen Quellen sind<br />

die Inhalation des 222 Rn <strong>mit</strong> den Zerfallsprodukten und die<br />

Ingestion des 40 K. Die Größenordnungen von typischen<br />

Strahlenexpositionen sind:<br />

Größenordnungen und Vergleiche der <strong>mit</strong>tleren effektiven Dosis:<br />

Natürliche Quellen<br />

nur Radon: Normalbevölkerung<br />

Medizinische Quellen<br />

Tschernobyl<br />

Grenzwert (beruflich Strahlexp.)<br />

3. Wichtige Radionuklide<br />

3.1 3 H (Tritium)<br />

Halbwertszeit: 12, 35 Jahre<br />

Zerfallsart: - (keine )<br />

Emissionswahrscheinlichkeit: Y( - ) = 1 (Bq·s) -1<br />

Mittlere Energie: Ē( - ) ≈ 5,683 keV<br />

Maximale Energie: Emax( - ) ≈ 20 keV<br />

Hauptanteil: intern<br />

Chemische Form: HTO, Gas<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,HTO =1,8·10 -11 Sv/Bq<br />

E,Gas =1,8·10 -15 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O,HTO =1,8·10 -11 Sv/Bq<br />

O,Gas =1,8·10 -15 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E =1,8·10 -11 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O =1,8·10 -11 Sv/Bq<br />

18<br />

2,4 mSv pro Jahr (2 bis einige 10 mSv pro Jahr)<br />

1,4 mSv pro Jahr (1 bis einige 10 mSv pro Jahr)<br />

1,5 mSv pro Jahr<br />

0,05 mSv pro Jahr<br />

20 mSv pro Jahr<br />

Grenzwert (Bevölkerung) 0,3 mSv pro Jahr


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Inhalation (nach<br />

BfS):<br />

Ingestion (nach<br />

BfS):<br />

Beispiel:<br />

Aktivitätsgrenzwerte:<br />

3 H<br />

Zerfall:<br />

(nach ICRP 38)<br />

Strahlenexposition:<br />

Inhalation (nach<br />

BfS):<br />

Chemische Form: OBT (Organic Bound Tritium)<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,OBT ≈4,1·10 -11 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O,OBT ≈4,1·10 -11 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,OBT ≈4,2·10 -11 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O ≈4,1·10 -11 Sv/Bq<br />

Zufuhrpfad, der zur maximalen effektiven Dosis pro<br />

inkorporierte Aktivität führt: Ingestion von OBT<br />

Effektive Dosis E bei einmaliger Zufuhr von 1000 Bq<br />

OBT:<br />

E = 4,2·10 -8 Sv = 0,000042 mSv<br />

Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 1000 Bq/g<br />

Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 1000 Bq/g<br />

Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 100 Bq/cm²<br />

Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV)<br />

HTO, Gas: 1·10 7 Bq/m³<br />

OBT: 7·10 6 Bq/m³<br />

Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 1·10 2 Bq/m³<br />

3.2 14 C<br />

Halbwertszeit: 5730 Jahre<br />

Zerfallsart: - (keine )<br />

Emissionswahrscheinlichkeit: Y( - ) = 1 (Bq·s) -1<br />

Mittlere Energie: Ē( - ) ≈ 49,45 keV<br />

Maximale Energie: Emax( - ) ≈ 200 keV<br />

Hauptanteil: intern<br />

Chemische Form: Dampf, CO, CO2<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,Dampf=5,8·10 -10<br />

Sv/Bq E,CO =8,0·10 -<br />

13 Sv/Bq<br />

E,CO2 =6,5·10 -12 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O,D =5,8·10 -10 Sv/Bq<br />

O,CO =8,0·10 -13 Sv/Bq<br />

E,CO2 =6,5·10 -12 Sv/Bq<br />

19


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Ingestion (nach<br />

BfS):<br />

Beispiel:<br />

Aktivitätsgrenzwerte:<br />

14 C<br />

Zerfall:<br />

(nach ICRP 38)<br />

Strahlenexposition:<br />

Inhalation (nach<br />

BfS):<br />

Ingestion (nach<br />

BfS):<br />

Beispiel:<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E =5,8·10 -10 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O =5,7·10 -10 Sv/Bq<br />

Zufuhrpfad, der zur maximalen effektiven Dosis pro<br />

inkorporierte Aktivität führt: Ingestion von 14 C in jeder<br />

Form oder Inhalation von 14 C als Dampf<br />

Effektive Dosis E bei einmaliger Zufuhr von 1000 Bq:<br />

E = 5,8·10 -7 Sv = 0,00058 mSv<br />

Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 80 Bq/g<br />

Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 80 Bq/g<br />

Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 1000 Bq/cm²<br />

Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV): 6·10 5 Bq/m³<br />

Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 6 Bq/m³<br />

3.3 32 P<br />

Halbwertszeit: 14,29 Tage<br />

Zerfallsart: - (keine )<br />

Emissionswahrscheinlichkeit: Y( - ) = 1 (Bq·s) -1<br />

Mittlere Energie: Ē( - ) ≈ 694,7 keV<br />

Maximale Energie: Emax( - ) ≈ 1700 keV<br />

Hauptanteil: intern<br />

Stoffklasse: F → f1 = 0,8<br />

M → f1 = 0,8<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,F =1,1·10 -9 Sv/Bq<br />

E,M =2,9·10 -9 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O,F =4,5·10 -9 Sv/Bq<br />

O,M =3,6·10 -9 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E =2,4·10 -9 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O =8,2·10 -9 Sv/Bq<br />

Zufuhrpfad, der zur maximalen effektiven Dosis pro<br />

inkorporierte Aktivität führt: Inhalation von 32 P (M) .<br />

20


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Aktivitätsgrenzwerte:<br />

32 P<br />

Zerfall:<br />

(nach ICRP 38)<br />

Strahlenexposition:<br />

Inhalation (nach<br />

BfS):<br />

Ingestion (nach<br />

BfS):<br />

Beispiel:<br />

Effektive Dosis E bei einmaliger Zufuhr von 1000 Bq:<br />

E = 2,9·10 -6 Sv = 0,0029 mSv<br />

Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 20 Bq/g<br />

Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 20 Bq/g<br />

Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 100 Bq/cm²<br />

Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV): 3·10 4 Bq/m³<br />

Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 10 Bq/m³<br />

3.4 33 P<br />

Halbwertszeit: 25,4 Tage<br />

Zerfallsart: - (keine )<br />

Emissionswahrscheinlichkeit: Y( - ) = 1 (Bq·s) -1<br />

Mittlere Energie: Ē( - ) ≈ 76,60 keV<br />

Maximale Energie: Emax( - ) ≈ 100 keV<br />

Hauptanteil: intern<br />

Stoffklasse: F → f1 = 0,8<br />

M → f1 = 0,8<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,F =1,4·10 -10 Sv/Bq<br />

E,M =1,3·10 -9 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O,F =2,8·10 -10 Sv/Bq<br />

O,M =2,3·10 -10 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E =2,4·10 -10 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Rotes Knochenmark): O =5,1·10 -10 Sv/Bq<br />

Zufuhrpfad, der zur maximalen effektiven Dosis pro<br />

inkorporierte Aktivität führt: Inhalation von 33 P (M) .<br />

Effektive Dosis E bei einmaliger Zufuhr von 1000 Bq:<br />

E = 1,3·10 -6 Sv = 0,0013 mSv<br />

Faktor der Dosiseinsparung bei Verwendung von 33 P anstatt 32 P:<br />

Ca. 2,3.<br />

21


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Aktivitätsgrenzwerte:<br />

33 P<br />

Zerfall:<br />

(nach ICRP 38)<br />

Strahlenexposition:<br />

Inhalation (nach<br />

BfS):<br />

Ingestion (nach<br />

BfS):<br />

Ingestion (nach<br />

BfS)<br />

Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 200 Bq/g<br />

Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 200 Bq/g<br />

Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 1000 Bq/cm²<br />

Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV): 3·10 5 Bq/m³<br />

Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 20 Bq/m³<br />

3.5 35 S<br />

Halbwertszeit: 87,44 Tage<br />

Zerfallsart: - (keine )<br />

Emissionswahrscheinlichkeit: Y( - ) = 1 (Bq·s) -1<br />

Mittlere Energie: Ē( - ) ≈ 48,83 keV<br />

Maximale Energie: Emax( - ) ≈ 200 keV<br />

Hauptanteil: intern<br />

Chemische Verbindung: anorganisch<br />

Stoffklasse: F → f1 = 0,8<br />

M → f1 = 0,8<br />

Dampf<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,F =8,0·10 -11 Sv/Bq<br />

E,M =1,1·10 -9 Sv/Bq<br />

E,Dampf=1,2·10 -10 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (ET-Luftwege): O,F =6,6·10 -10 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Lunge): O,M =8,6·10 -9 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (rotes Knochenmark): O,Dampf=9,7·10 -11 Sv/Bq<br />

Stoffklasse: f1 = 0,8<br />

f1 = 0,1<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,0,8 =1,4·10 -10 Sv/Bq<br />

E,0,1 =1,9·10 -10 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (unterer Dickdarm): O,0,8 =7,5·10 -10 Sv/Bq<br />

O,0,1 =2,2·10 -9 Sv/Bq<br />

Chemische Verbindung: organisch<br />

Stoffklasse: f1 = 1,0<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,1 =7,7·10 -10 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (rotes Knochenmark): O,1 =7,5·10 -10 Sv/Bq<br />

22


Beispiel:<br />

Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Aktivitätsgrenzwerte:<br />

35 S<br />

Zerfall:<br />

(nach ICRP 38)<br />

Strahlenexposition:<br />

Inhalation (nach<br />

BfS):<br />

Ingestion (nach<br />

BfS):<br />

Zufuhrpfad, der zur maximalen effektiven Dosis pro<br />

inkorporierte Aktivität führt: Inhalation von anorganisch<br />

gebundenem 35 S (M) .<br />

Effektive Dosis E bei einmaliger Zufuhr von 1000 Bq:<br />

E = 1,1·10 -6 Sv = 0,0011 mSv<br />

Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 60 Bq/g<br />

Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 600 Bq/g<br />

Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 1000 Bq/cm²<br />

Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV):<br />

anorganisch: 7·10 5 Bq/m³<br />

organisch: 1·10 5 Bq/m³<br />

Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 20 Bq/m³<br />

3.6 125 I<br />

Halbwertszeit: 60,14 Tage<br />

Zerfallsart: ec<br />

<br />

Röntgenquanten<br />

Auger-Elektronen<br />

Emissionswahrscheinlichkeit: Y() = 0,0667(Bq·s) -1<br />

Energie : E() = 35,39 keV<br />

Energie (Röntgen): E(X) 4,09-31,71 keV<br />

Energie (Auger-El.): E(e - ) 3,09-30,13 keV<br />

Hauptanteil: intern<br />

Stoffklasse: F → f1 = 1,0<br />

Dampf→ f1 = 1,0<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,F =7,3·10 -9 Sv/Bq<br />

E,Dampf=1,4·10 -8 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (Schilddrüse): O,F =1,5·10 -7 Sv/Bq<br />

O,Dampf=2,7·10 -7 Sv/Bq<br />

Dosiskoeffizient (effektiv): E,1,0 =1,5·10 -8 Sv/Bq<br />

E,1,0 =3,0·10 -7 Sv/Bq<br />

23


Teil 1: <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> B. Grundlagen<br />

Aktivitätsgrenzwerte:<br />

125 I<br />

Uneingeschränkte Freigabe (§29 StrlSchV): 3 Bq/g<br />

Freigabe Metall (Rezyklierung) (§29 StrlschV): 3 Bq/g<br />

Oberflächenkontamination (§44 StrlSchV): 10 Bq/cm²<br />

Ableitung von Abwasser (§48 StrlSchV): 4·10 4 Bq/m³<br />

Ableitung von Abluft (§48 StrlSchV): 0,5 Bq/m³<br />

24


Externe und<br />

innere Strahlenexposition<br />

Folgen von Strahlenexposition<br />

Verantwortbarer<br />

<strong>Umgang</strong><br />

Rechtfertigung<br />

(§4 StrlSchV)<br />

Dosisbegrenzung<br />

(§5 StrlSchV)<br />

Vermeidung<br />

(§6(1) StrlSchV)<br />

Minimierungsgebot<br />

(§6(2) StrlSchV)<br />

Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />

C. Strahlenschutzgrundsätze<br />

1. Gefahren durch ionisierende Strahlung<br />

Bei einem Aufenthalt in Strahlenschutzbereichen, in<br />

denen <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> umgegangen wird, kann<br />

eine Strahlenexposition durch ionisierende Strahlung nicht<br />

ausgeschlossen werden. Der erforderliche <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>offenen</strong> und umschlossenen <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> kann zu<br />

einer externen und/oder zu einer inneren Strahlenexposition<br />

durch die Inkorporation von <strong>radioaktiven</strong><br />

<strong>Stoffen</strong> führen.<br />

Jede Strahlenexposition, sei sie auch noch so gering, kann<br />

beim exponierten Menschen somatische und genetische<br />

Schäden verursachen und da<strong>mit</strong> schwere Erkrankungen,<br />

wie z.B. Krebs und Schädigung der Leibesfrucht,<br />

auslösen, die eine Lebensverkürzung der exponierten<br />

Person bzw. genetische Defekte bei den Nachkommen der<br />

exponierten Person zur Folge haben können. Jede<br />

Strahlenexposition einer werdenden Mutter kann auch das<br />

ungeborene Kind schädigen.<br />

Da<strong>mit</strong> ein <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> bzw. ein<br />

Aufenthalt in Strahlenschutzbereichen verantwortbar ist<br />

und die schädlichen Auswirkungen für Mensch und<br />

Umwelt auf ein Minimum beschränkt bleiben, sind die<br />

folgenden Strahlenschutzgrundsätze zu beachten:<br />

2. Strahlenschutzgrundsätze<br />

Der <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> darf nur in den<br />

Mengen und Häufigkeiten erfolgen, die zur Erreichung<br />

des Ziels unbedingt erforderlich sind.<br />

Die gültigen Dosisgrenzwerte müssen eingehalten werden.<br />

Jede unnötige Strahlenexposition von Menschen, Umwelt<br />

und Sachgütern ist zu vermeiden.<br />

Die Strahlenexposition muss auch unterhalb der<br />

Grenzwerte reduziert werden.<br />

25


Table 2: Grenzwerte<br />

der jährlichen effektiven<br />

Dosis GE und<br />

der Organ- oder Gewebedosen<br />

GO und<br />

die Anteile p der<br />

Überwachungsinterva<br />

lle (p: Anzahl der<br />

Überwachungsintervalle<br />

pro Jahr).<br />

Anlage VI<br />

StrlschV<br />

Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />

3. Schutzvorschriften und Grenzwerte<br />

Das Strahlenschutzrecht, so komplex es auf den ersten<br />

Blick aussieht, hat den großen Vorteil, dass es auf mehr<br />

als 100 Jahre Erfahrung des Menschen im <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> und ionisierender Strahlung zurückgreifen<br />

kann und aufgrund der weitestgehenden internationalen<br />

Harmonisierung von Rechtsnormen und dosimetrischen<br />

Modellen für die meisten der bekannten<br />

<strong>Umgang</strong>sarten einen einheitlichen Schutz bietet. Daraus<br />

abgeleitet und auf den konkreten <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong><br />

<strong>Stoffen</strong> in unseren Strahlenschutzbereich bezogen gibt<br />

die Strahlenschutzanweisung verbindliche Anweisungen.<br />

Nr. Organ bzw. Gewebe GO bzw.<br />

GE /mSv<br />

gO bzw.<br />

gE /mSv<br />

Nr. Organ bzw. Gewebe GO bzw.<br />

GE /mSv<br />

26<br />

gO bzw.<br />

gE /mSv<br />

1 ET Luftwege 150 15/p 14 Unterer Dickdarm 150 15/p<br />

2 Lunge 150 15/p 15 Dickdarm 150 15/p<br />

3 Blase 150 15/p 16 Milz 150 15/p<br />

4 Brust 150 15/p 17 Muskel 150 15/p<br />

5 Gehirn 150 15/p 18 Nebenniere 150 15/p<br />

6 Haut 500 50/p 19 Nieren 150 15/p<br />

7 Hoden 50 5/p 20 Ovarien 50 5/p<br />

8 Knochenoberfläche 300 30/p 21 Pankreas 150 15/p<br />

9 Leber 150 15/p 22 Rotes Knochenmark 50 5/p<br />

10 Speiseröhre 150 15/p 23 Schilddrüse 300 30/p<br />

11 Magen 150 15/p 24 Thymus 150 15/p<br />

12 Dünndarm 150 15/p 25 Uterus 50 5/p<br />

13 Oberer Dickdarm 150 15/p 26 effektiv 20 1/p<br />

4. Dosimetrische Größen und Gewebe- und Strahlenwichtungsfaktoren<br />

4.1 Messgrößen für äußere Strahlung<br />

Messgrößen für äußere Strahlung sind<br />

a) für die Personendosimetrie die Tiefen-Personendosis<br />

Hp(10) und Oberflachen-Personendosis Hp(0,07). Die<br />

Tiefen-Personendosis Hp(10) ist die Äquivalentdosis in 10<br />

mm Tiefe im Körper an der Tragestelle des<br />

Personendosimeters. Die Oberflachen-Personendosis


a) Organdosis<br />

Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />

Hp(0,07) ist die Äquivalentdosis in 0,07 mm Tiefe des<br />

Körpers an der Tragestelle des Personendosimeters.<br />

b) für die Ortsdosismetrie die Umgebungs-Äquivalentdosis<br />

H*(10) und die Richtungs-Äquivalentdosis H'(0,07,<br />

W).<br />

Die Umgebungs-Äquivalentdosis H*(10) am<br />

interessierenden Punkt im tatsächlichen Strahlungsfeld ist<br />

die Äquivalentdosis, die im zugehörigen ausgerichteten<br />

und aufgeweiteten Strahlungsfeld in 10 mm Tiefe auf dem<br />

der Einfallsrichtung der Strahlung entgegengesetzt<br />

orientierten Radius der ICRU-Kugel erzeugt würde. Die<br />

Richtungs-Äquivalentdosis H'(0,07, W) am<br />

interessierenden Punkt im tatsächlichen Strahlungsfeld ist<br />

die Äquivalentdosis, die im zugehörigen ausgerichteten<br />

und aufgeweiteten Strahlungsfeld in 0,07 mm Tiefe auf<br />

einem in festgelegter Richtung W orientierten Radius der<br />

ICRU-Kugel erzeugt würde. Dabei ist<br />

- ein aufgeweitetes Strahlungsfeld ein idealisiertes Strahlungsfeld, in dem die Teilchenflussdichte und die<br />

Energie- und Richtungsverteilung der Strahlung an allen Punkten eines ausreichend großen Volumens die<br />

gleichen Werte aufweisen wie das tatsächliche Strahlungsfeld am interessierenden Punkt,<br />

- ein aufgeweitetes und ausgerichtetes Feld ein idealisiertes Strahlungsfeld, das aufgeweitet und in dem die<br />

Strahlung zusätzlich in eine Richtung ausgerichtet ist,<br />

- die ICRU-Kugel ein kugelförmiges Phantom von 30 cm Durchmesser aus ICRU-Weichteilgewebe<br />

(gewebeäquivalentes Material der Dichte 1 g/cm³, Zusammensetzung: 76,2 % Sauerrstoff, 11,1 % Kohlenstoff,<br />

10,1 % Wasserstoff, 2,6 % Stickstoff)<br />

Die Einheit der Äquivalentdosis ist das Sievert<br />

(Einheitszeichen Sv).<br />

4.2 Berechnung der Körperdosis<br />

Die Organdosis HT,R ist das Produkt aus der über das<br />

Gewebe oder Organ T ge<strong>mit</strong>telten Energiedosis, der<br />

Organ-Energiedosis DT,R, die durch die Strahlung R<br />

erzeugt wird, und dem Strahlungswichtungsfaktor wR<br />

nach Teil C Nummer 1:<br />

H T,R = w R·D T,R<br />

Besteht die Strahlung aus Arten und Energien <strong>mit</strong><br />

unterschiedlichen Werten von wR, so werden die<br />

einzelnen Beiträge addiert. Für die gesamte Organdosis<br />

HT gilt dann:<br />

27


) effektive Dosis<br />

c) Strahlenexposition<br />

durch Inkorporation<br />

und<br />

Submersion<br />

d) Äußere Strahlenexpositionungeborener<br />

Kinder<br />

Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />

HT =<br />

RS wR·DT,R Die Einheit der Organdosis ist das Sievert<br />

(Einheitszeichen Sv).<br />

Soweit in den §§ 36, 46, 47, 49, 54, 55 und 58 Werte oder<br />

Grenzwerte für die Organdosis der Haut festgelegt sind,<br />

beziehen sie sich auf die lokale Hautdosis. Die lokale<br />

Hautdosis ist das Produkt der ge<strong>mit</strong>telten Energiedosis der<br />

Haut in 0,07 mm Gewebetiefe <strong>mit</strong> dem Strahlungs-<br />

Wichtungsfaktor nach Teil C. Die Mittelungsfläche<br />

beträgt 1 cm², unabhängig von der exponierten<br />

Hautfläche.<br />

Die effektive Dosis E ist die Summe der Organdosen HT,<br />

jeweils multipliziert <strong>mit</strong> dem zugehörigen Gewebe-<br />

Wichtungsfaktor wT nach Teil C Nummer 2. Dabei ist<br />

über alle in Teil C Nummer 2 aufgeführten Organe und<br />

Gewebe zu summieren.<br />

S S S<br />

E T = w T·H T = w T· w R·D T,R<br />

T T R<br />

Die Einheit der effektiven Dosis ist das Sievert<br />

(Einheitszeichen Sv). Bei der Er<strong>mit</strong>tlung der effektiven<br />

Dosis ist die Energiedosis der Haut in 0,07 mm<br />

Gewebetiefe über die ganze Haut zu <strong>mit</strong>teln.<br />

Bei der Berechnung der Strahlenexposition durch<br />

Inkorporation oder Submersion sind die<br />

Dosiskoeffizienten des Bundensanzeigers (auch unter<br />

www.bfs.de/bfs/recht/recht.html ... heranzuziehen, soweit<br />

die zuständige Behörde nichts anderes festlegt.<br />

Bei äußerer Strahlenexposition gilt die Organdosis der<br />

Gebärmutter als Äquivalentdosis des ungeborenen Kindes.<br />

28


a) Strahlungs-<br />

Wichtungsfaktor wR<br />

b) Gewebe- Wichtungsfaktor<br />

wT<br />

a) Berechnung der<br />

Organfolgedosis<br />

HT(t)<br />

Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />

4.3 Werte des Strahlungswichtungsfaktors<br />

Die Werte des Strahlungs-Wichtungsfaktor wR richten<br />

sich nach Art und Qualität des äußeren Strahlungsfeldes<br />

oder nach Art und Qualität der von einem inkorporierten<br />

Radionuklid e<strong>mit</strong>tierten Strahlung.<br />

Art und Energiebereich<br />

Strahlungs-Wichtungsfaktor wR<br />

Photonen, alle Energien 1<br />

Elektronen und Myonen, alle Energien 1<br />

Neutronen, Energie < 10 keV 5<br />

10 keV bis 100 keV 10<br />

> 100 keV bis 2 MeV 20<br />

> 2 MeV bis 20 MeV 10<br />

> 20 MeV 5<br />

Protonen, außer Rückstoßprotonen, 5<br />

Energie > 2 MeV<br />

Alphateilchen, Spaltfragmente, schwere Kerne 20<br />

Für die Berechnung von Organdosen und der effektiven<br />

Dosis für Neutronenstrahlung wird die stetige Funktion<br />

wR = 5 + 17 · exp{-[ln(2·En)]²/6}<br />

benutzt, wobei En der Zahlenwert der Neutronenenergie in<br />

MeV ist. Für die nicht in der Tabelle enthaltenen<br />

Strahlungsarten und Energien kann wR dem <strong>mit</strong>tleren<br />

Qualitätsfaktor Q in einer Tiefe von 10 mm in einer<br />

ICRU-Kugel gleichgesetzt werden.<br />

Gewebe oder Organe<br />

Gewebe-Wichtungsfaktor w T<br />

Keimdrüsen 0,20<br />

Knochenmark (rot) 0,12<br />

Dickdarm 0,12<br />

Lunge 0,12<br />

Magen 0,12<br />

Blase 0,05<br />

Brust 0,05<br />

Leber 0,05<br />

Speiseröhre 0,05<br />

Schilddrüse 0,05<br />

Haut 0,01<br />

Knochenoberfläche 0,01<br />

1, 2<br />

andere Organe und Gewebe 0,05<br />

4.4 Berechnung der Organ-Folgedosis und der<br />

effektiven Folgedosis<br />

Die Organfolgedosis HT(t) ist das Zeitintegral der Organ-<br />

Dosisleistung im Gewebe oder Organ T,<br />

29


Einheit:<br />

[HT()] = 1Sv<br />

Sievert<br />

b) Berechnung der<br />

effektiven Folgedosis<br />

E()<br />

Einheit:<br />

[E()] = 1Sv<br />

Sievert<br />

Begriffe im<br />

Strahlenschutz:<br />

„Verstrahlt“,<br />

„belastet“,<br />

„strahlenexponiert“<br />

?<br />

Emotion oder<br />

Vernunft ?<br />

Angst oder<br />

Erkenntnis ?<br />

Heilsam oder<br />

schädlich ?<br />

Die zwei Seiten<br />

der ionisierenden<br />

Strahlung.<br />

Nur Wissen und<br />

Verantwortung<br />

schützt wirksam.<br />

Teil 2: Strahlenschutzverordnung C. Grundsätze<br />

t0 + .<br />

HT() = HT(t) dt<br />

t 0<br />

für eine Inkorporation zum Zeitpunkt t0 <strong>mit</strong><br />

.<br />

HT(t) <strong>mit</strong>tlere Organ-Dosisleistung im Gewebe oder Organ T zum Zeitpunkt t<br />

Zeitraum, angegeben in Jahren, über den die Integration erfolgt. Wird kein Wert für<br />

ist für Erwachsene der Zeitraum von 50 Jahren und für Kinder der Zeitraum vom<br />

jeweiligen Alter bis zum Alter von 70 Jahren zu Grunde zu legen.<br />

Die effektive Folgedosis E() ist die Summe der Organ-<br />

Folgedosen HT(), jeweils multipliziert <strong>mit</strong> dem zugehörigen<br />

Gewebe-Wichtungsfaktor wT nach Teil C Nr. 2.<br />

Dabei ist über alle in Teil C Nummer 2 aufgeführten<br />

Organe und Gewebe zu summieren.<br />

E() =<br />

RS wT·HT() 5. Begriffsbestimmungen (§3 StrlSchV)<br />

Der Strahlenschutz erfordert zur Vorbeugung von<br />

Mißverständnissen die einheitliche Anwendung von<br />

wissenschaftlichen Fachbegriffen. So suggeriert z.B. das<br />

Wort „verstrahlt“ in übertriebener Weise und unsachlicher<br />

Weise eine Bedrohung des Lebens und wird daher<br />

hauptsächlich zur Erzeugung von Emotionen wie Angst<br />

missbraucht. Der Begriff „belastet“ wird dann verwendet,<br />

wenn man die Schädlichkeit betonen will. Empfindet aber<br />

ein Patient, der durch die Anwendung radioaktiver Stoffe<br />

von einer lebensbedrohlichen Tumorerkrankung geheilt<br />

wurde, dessen Schmerzen wirksam gelindert wurden oder<br />

dessen Erkrankung frühzeitig diagnostiziert wurde, die<br />

ionisierende Strahlung als Belastung oder Bedrohung?<br />

Ein wirksamer Schutz vor den schädlichen Auswirkungen<br />

ionisierender Strahlung beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> Radionukliden<br />

darf nicht von Angst und Panik bestimmt, sondern muss<br />

vom Wissen über den sicheren <strong>Umgang</strong>, das aus<br />

fundierten und anerkannten naturwissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

resultiert, sowie von verantwortungsbewußten<br />

Handeln geprägt sein. Daher werden im Anhang (Seite<br />

78ff) eine Auswahl wichtiger Begriffe im Strahlenschutz<br />

gemäß §3 StrlSchV zitiert und in diesem Sinne verwendet.<br />

30


§36 StrSchV: Strahlenschutzbereiche<br />

Definition nach<br />

ODL<br />

§37 StrSchV:<br />

Zutritt zu Strahlenschutzbereichen<br />

Teil 2: Strahlenschutzverordnung<br />

D. Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />

D. Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />

Die physikalische Strahlenschutzkontrolle hat zum Ziel,<br />

den Schutz von Personen in Strahlenschutzbereichen zu<br />

gewährleisten.<br />

Übersicht über die Schutzvorschriften der<br />

physikalischen Strahlenschutzkontrolle<br />

§ 36 Strahlenschutzbereiche<br />

§ 37 Zutritt zu Strahlenschutzbereichen<br />

§ 38 Unterweisung<br />

§ 39 Messtechnische Überwachung in Strahlenschutzbereichen<br />

§ 40 Zu überwachende Personen<br />

§ 41 Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosis<br />

§ 42 Aufzeichnungs- und Mitteilungspflicht<br />

§ 43 Schutzvorkehrungen<br />

§ 44 Kontamination und Dekontamination<br />

§ 45 Beschäftigungsverbote und Beschäftigungsbeschränkungen<br />

Überwachungsbereiche sind nicht zum Kontrollbereich gehörende betriebliche Bereiche,<br />

in denen Personen im Kalenderjahr<br />

eine effektive Dosis von mehr als 1 mSv oder<br />

höhere Organdosen als 15 mSv für die Augenlinse oder<br />

50 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße und Knöchel<br />

erhalten können,<br />

Kontrollbereiche sind Bereiche,<br />

in denen Personen im Kalenderjahr<br />

eine effektive Dosis von mehr als 6 mSv oder<br />

höhere Organdosen als 45 mSv für die Augenlinse oder<br />

150 mSv für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße und Knöchel<br />

erhalten können,<br />

Sperrbereiche sind Bereiche des Kontrollbereiches,<br />

in denen die Ortsdosisleistung höher als 3 mSv·h -1 sein kann.<br />

Personen darf der Zutritt<br />

1. zu Überwachungsbereichen nur erlaubt werden, wenn<br />

a) sie darin eine dem Betrieb dienende Aufgabe wahrnehmen,<br />

b) ihr Aufenthalt in diesem Bereich als Patient, Proband oder helfende Person erforderlich ist,<br />

c) bei Auszubildenden oder Studierenden dies zur Erreichung ihres Ausbildungszieles erforderlich ist oder<br />

d) sie Besucher sind,<br />

2. zu Kontrollbereichen nur erlaubt werden, wenn<br />

a) sie zur Durchführung oder Aufrechterhaltung der darin vorgesehenen Betriebsvorgänge tätig werden müssen,<br />

b) ihr Aufenthalt im diesem Bereich als Patient ....<br />

c) bei Auszubildenden oder Studierenden dies zur Erreichung ihres Ausbildungszieles erforderlich ist,<br />

3. zu Sperrbereichen nur erlaubt werden, wenn<br />

a) sie zur Durchführung der im Sperrbereich ...<br />

b) ihr Aufenthalt in diesem Bereich als Patient, Proband oder helfende Person ...<br />

31


§39 StrlSchV:<br />

Messtechnische<br />

Überwachung von<br />

Strahlenschutzberei<br />

chen<br />

§40 StrlSchV: Zu<br />

überwachende<br />

Personen<br />

§41 StrlSchV: Er<strong>mit</strong>tlung<br />

der<br />

Köperdosis<br />

§44 StrlSchV:<br />

Kontamination und<br />

Dekontamination<br />

Kontaminationskontrolle<br />

an Personen<br />

an Sachen<br />

Kontrollbereich:<br />

nicht festhaftende<br />

Oberflächenkontamination<br />

> 100 GW<br />

Teil 2: Strahlenschutzverordnung<br />

D. Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />

In Strahlenschutzbereichen ist in dem für die Er<strong>mit</strong>tlung der Strahlenexposition erforderlichen Umfang<br />

jeweils einzeln oder in Kombination<br />

1. die Ortsdosis oder die Ortsdosisleistung oder<br />

2. die Konzentration radioaktiver Stoffe in der Luft oder<br />

3. die Kontaminations des Arbeitsplatzes<br />

zu messen.<br />

An Personen, die sich im Kontrollbereich aufhalten, ist die Körperdosis zu er<strong>mit</strong>teln. Die Er<strong>mit</strong>tlungsergebnisse<br />

müssen bis spätestens neun Monate nach Aufenthalt im Kontrollbereich vorliegen. Ist<br />

beim Aufenthalt im Kontrollbereich sichergestellt, dass im Kalenderjahr eine effektive Dosis von<br />

1 mSv oder höhere Organdosen als ein Zehntel der Organdosisgrenzwerte des § 55 Abs. 2 nicht<br />

erreicht werden können, so kann die zuständige Behörde Ausnahmen von Satz 1 zulassen.<br />

siehe Teil 6<br />

Maßnahmen bei Überschreitung nuklidspezifischer Grenzwerte<br />

der Oberflächenkontamination unter Anwendung<br />

der Summenformel<br />

(1) Beim Vorhanden sein offener radioaktiver Stoffe …<br />

ist in Strahlenschutzbereichen festzustellen, ob Kontaminationen<br />

durch diese Stoffe vorliegen. An Personen,<br />

die den Kontrollbereich verlassen, in denen offene<br />

radioaktive Stoffe vorhanden sind ist zu prüfen, ob diese<br />

kontaminiert sind. Wird hierbei eine Kontamination<br />

festgestellt, so sind unverzüglich Maßnahmen zu treffen,<br />

die geeignet sind, weitere Strahlenexpositionen und eine<br />

Weiterverbreitung radioaktiver Stoffe zu verhindern.<br />

(2) Zur Verhinderung der Weiterverbreitung radioaktiver<br />

Stoffe oder ihrer Aufnahme in den Körper sind<br />

unverzüglich Maßnahmen zu treffen, wenn Grenzwerte<br />

der nicht festhaftenden oder der festhaftenden<br />

Oberflächenkontamination überschritten sind.<br />

1. auf Verkehrsflächen, an Arbeitsplätzen oder an der<br />

Kleidung in Kontrollbereichen festgestellt wird, dass die<br />

nicht festhaftende Oberflächenkontamination das 100fache<br />

der Werte der Anlage III Tabelle 1 Spalte 4<br />

überschreitet oder<br />

32


Überwachungsbereich:<br />

nicht festhaftendeOberflächenkontamination<br />

> 10 GW<br />

ausserhalb Strahlenschutzbereich:Oberflächenkontamination<br />

> 1 GW<br />

Teil 2: Strahlenschutzverordnung<br />

D. Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />

2. auf Verkehrsflächen, an Arbeitsplätzen oder an der<br />

Kleidung in Überwachungsbereichen festgestellt wird,<br />

dass die nicht festhaftende Oberflächenkontamination das<br />

zehnfache der Werte der Anlage III Tabelle 1 Spalte 4<br />

überschreitet oder<br />

außerhalb eines Strahlenschutzbereiches auf dem<br />

Betriebsgelände die Oberflächenkontamination von<br />

Bodenflächen, Gebäuden und beweglichen Gegenständen,<br />

insbesondere Kleidung, die Werte der Anlage III Tabelle 1<br />

Spalte 4 überschreitet.<br />

33


Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />

Kontaminationskontrolle<br />

G. Kontaminationskontrolle<br />

Beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> kann in der Regel<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass Arbeitsoberflächen,<br />

Geräte, Arbeitsmaterialien oder Personen unabsichtlich<br />

und unbemerkt <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> verunreinigt, d.h.<br />

kontaminiert werden. Durch Berühren dieser<br />

kontaminierten Oberflächen <strong>mit</strong> den Händen, Kleidern<br />

oder <strong>mit</strong> den Schuhen kann diese Kontamination<br />

weiterverschleppt und da<strong>mit</strong> im Kontrollbereich verbreitet<br />

werden. Dadurch besteht für alle Personen, die Zutritt zu<br />

Strahlenschutzbereichen haben, ein erheblich gestiegenes<br />

zusätzliches Inkorporationsrisiko. Darüber hinaus kann<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass die Kontamination<br />

auch aus dem Strahlenschutzbereich verschleppt wird.<br />

Um dies zu verhindern, müssen mehrere Massnahmen<br />

ineinander greifen:<br />

Vermeidung von Kontamination und Kontaminationsverschleppung<br />

Kontaminationskontrolle<br />

1. Vermeidung von Kontamination<br />

Vermeidung von Kontamination ist vorbeugender Schutz<br />

vor Inkorporation. Durch folgende Regeln lassen sich<br />

Kontaminationen und Inkorporationen wirksam<br />

vermeiden:<br />

Planung<br />

Bereits in der Planungsphase von Experimenten <strong>mit</strong><br />

radioaktiv markierten <strong>Stoffen</strong> soll die Vermeidung von<br />

Kontaminationen berücksichtigt werden.<br />

Ausstattung<br />

Dabei sind die sinnvolle Schutzausrüstung unter<br />

Vermeidung überflüssiger Gegenstände einzuplanen,<br />

die als kontaminierbare Oberflächen dienen können,<br />

aber keine Funktion haben.<br />

Markierte Verbindungen<br />

Es sind die chemischen und physikalischen<br />

Eigenschaften der <strong>radioaktiven</strong> Stoffe in Bezug auf<br />

Kontaminationsrisiko zu bewerten. Dabei sind Edukte,<br />

40


Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />

Kontaminationskontrolle<br />

Zwischenprodukte und Endprodukte möglichst<br />

umfassend zu berücksichtigen.<br />

Höhe der Aktivität<br />

Die Versuche sind <strong>mit</strong> der niedrigst möglichen<br />

Aktivität durchzuführen, <strong>mit</strong> der das Ziel des Versuchs<br />

erreicht werden kann.<br />

Optimales Zeitmanagement<br />

Die Versuche sind so zu planen, dass die Zeit für den<br />

<strong>Umgang</strong> möglichst minimal ist.<br />

1.2 Vorbereitung<br />

Vor Beginn des <strong>Umgang</strong>s <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />

sind alle benötigten Betrieb- und Hilfs<strong>mit</strong>tel in<br />

ausreichender Menge und Qualität zu beschaffen und<br />

am Arbeitsplatz zur Verfügung zu halten. Die<br />

Schutzvorrichtungen sind vor Beginn des <strong>Umgang</strong>s<br />

<strong>mit</strong> den <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> auf ihre<br />

Funktionstüchtigkeit zu prüfen.<br />

Es ist sicher zu stellen, dass die/der Strahlenschutzbeauftragte<br />

umfassend informiert ist. Ihren/<br />

seinen Anweisungen ist stets Folge zu leisten.<br />

Vor Beginn des <strong>Umgang</strong>s ist eine Unterweisung im<br />

Strahlenschutz nach §39 StrlSchV durchzuführen.<br />

Der ermächtigte Arzt/die ermächtigte Ärztin hat keine<br />

Bedenken gegen den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong><br />

<strong>Stoffen</strong>.<br />

Die benötigten Strahlungsmessgeräte oder die<br />

Ausstattung zur Entnahme von Wischtests sind<br />

vorzuhalten. Die Strahlenschutzgeräte sind auf ihre<br />

Funktionstüchtigkeit zu überprüfen.<br />

41


Nicht an der<br />

falschen Stelle<br />

sparen !<br />

Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />

Kontaminationskontrolle<br />

1.3 Während des <strong>Umgang</strong>s <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />

Sämtliche Arbeiten sind unter Einhaltung der Strahlenschutzgrundsätze<br />

durchzuführen. (Rechfertigung, Dosisbegrenzung,<br />

Vermeidung unnötiger Strahlenexposition<br />

und Dosisreduzierung)<br />

Radioaktive Stoffe sind nur so lange und in solchen<br />

Mengen am Arbeitsplatz zu lagern, wie sie zur<br />

Erreichung des Ziels unbedingt notwendig sind.<br />

Lösungen von <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> dürfen nicht <strong>mit</strong><br />

dem Mund pipettiert werden.<br />

Beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> sind<br />

immer geeignete Einmal-Schutzhandschuhe zu ver-<br />

wenden und rechtzeitig zu wechseln. Der Wechsel der<br />

Handschuhe ist immer dann vorzunehmen, wenn eine<br />

Kontamination nicht sicher ausgeschlossen werden<br />

kann.<br />

Der Laborschutzmantel, die Laborschutzbrille und die<br />

Laborschutzschuhe sind zu benutzen. Bei Arbeiten im<br />

Kontrollbereich (ZRN) sind Mantel und Brille in einem<br />

Spind in der Schleuse zum Kontrollbereich zu lagern.<br />

Die Schuhe sind im Schleusenbereich abzustellen.<br />

Arbeiten Sie bitte konzentriert und überlegt.<br />

Experimente, bei denen nicht sicher ausgeschlossen<br />

werden kann, dass radioaktive Stoffe in die Luft<br />

freigesetzt werden, sind immer in Digestorien<br />

durchzuführen.<br />

Als Arbeitsunterlagen sind entsprechende Schalen zu<br />

verwenden, die das gesamte Volumen der<br />

gehandhabten Flüssigkeit aufnehmen können.<br />

Die verwendeten Unterlagen sind <strong>mit</strong> entsprechend<br />

saugfähigem Material, z.B. Zellstoff auszulegen.<br />

42


Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />

Kontaminationskontrolle<br />

In Strahlenschutzbereichen ist es untersagt,<br />

- zu Essen,<br />

- zu Trinken,<br />

- sich zu schminken,<br />

- zu Rauchen,<br />

- Kaugummi oder Kautabak zu gebrauchen.<br />

Die Aufenthaltsdauer ist auf das notwendige Maß<br />

beschränkt.<br />

Unverzügliche Kontaminationsmessung während des<br />

<strong>Umgang</strong>s, falls eine Kontamination nicht sicher<br />

auszuschließen ist.<br />

1.4 Nach dem <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />

Lagerung der nicht verbrauchten radioaktiv markierten<br />

Stoffe in den dafür vorgesehenen Räumen unter<br />

Anleitung der/des Strahlenschutzbeauftragten.<br />

Trennung, Konditionierung, Deklarierung und<br />

Entsorgung der <strong>radioaktiven</strong> Reststoffe.<br />

Trennung der nicht <strong>radioaktiven</strong> Reststoffe von<br />

<strong>radioaktiven</strong>.<br />

Einleitung der leicht kontaminerten <strong>radioaktiven</strong><br />

Abwässer über die Abwasserabklinganlage. Abwasserrechtliche<br />

Auflagen der <strong>Universität</strong> sind zu<br />

beachten.<br />

Durchführung der arbeitstäglichen Kontaminationskontrolle.<br />

1.5 Vor dem Verlassen des Kontrollbereichs<br />

Bitte waschen Sie die Hände.<br />

Abtreten der Schuhe auf der Klebefolie vor dem<br />

Hand-Fuß-Kleider-Monitor.<br />

Kontaminationsmessung am Hand-Fuß-Kleidermonitor<br />

Messung der Kleidung.<br />

43


Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />

Kontaminationskontrolle<br />

Ausschleusung von Gegenständen, die wiederverwendet<br />

werden sollen erst nach Messung, Bewertung<br />

(ohne Befund) am Kleidermonitor oder ersatzweise <strong>mit</strong><br />

einem Kontaminationsmonitor.<br />

Dokumentation der Messergebnisse oder falls positiver<br />

Befund, Benachrichtigung der/des zuständigen Strahlenschutzbeauftragten.<br />

Lagerung des Laborschutzmantels, der Schutzbrille<br />

und der Laborschuhe in der Schleuse.<br />

2. Kontaminationskontrolle<br />

Die Kontaminationskontrolle hat zum Ziel,<br />

nachzuweisen, dass keine Kontamination erfolgt ist<br />

und<br />

eine aufgetretene Kontamination zu erkennen.<br />

Falls letzteres der Fall ist, sollen geeignete Maßnahmen<br />

zur Beseitigung der Kontamination getroffen (z.B. Dekontamination,<br />

Sicherung der kontaminierten Stelle) und eine<br />

Verschleppung der Kontamination verhindert werden. Für<br />

die Bewertung, ob Maßnahmen erforderlich sind, sind die<br />

Werte der festhaftenden oder nicht festhaftenden<br />

Oberflächenkontamination zu bestimmen und <strong>mit</strong> den<br />

nuklid- und strahlenschutzbereichspezifischen Grenzwerten<br />

nach Strahlenschutzverordnung (StrlSchV) zu bewerten.<br />

Es ist §44 StrlSchV anzuwenden. Dieser regelt die<br />

Kontaminationskontrolle<br />

an Personen (einschließlich Kleidung)<br />

an Arbeitsflächen, Böden, Gegenständen und<br />

Geräten in und außerhalb Strahlenschutzbereichen<br />

arbeitstäglich und regelmäßig<br />

Die Umsetzung erfolgt beim Zentralen<br />

Radionuklidlaboratorium der NWF IV wie folgt.<br />

44


Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />

Kontaminationskontrolle<br />

Kalibrierfaktoren<br />

beim HFK-Monitor<br />

im ZRN<br />

Nuklid<br />

Bezugsdatum<br />

AF/Bq/cm² M Detektor<br />

kF /Bq·(cm²·ips) -1<br />

NWG Anlage II<br />

R0/ips tM/s /Bq/cm² Sp.4<br />

Sr-90 31.01.2005 1,89 ab Hand, innen, links 0,0127 10,77 10 0,05 1<br />

Hand, aussen, links 0,012 10,23 10 0,05<br />

Hand, innen, rechts 0,0127 9,226 10 0,05<br />

Hand, aussen, rechts 0,0118 9,592 10 0,05<br />

Fuß, links 0,0209 23,25 10 0,13<br />

Fuß, rechts 0,0201 21,45 10 0,12<br />

Kleidersonde 0,0189 3,533 10 0,04<br />

Am-241 31.01.2005 2,024 ab Hand, innen, links 0,0548 0,105 10 0,02 0,1<br />

Hand, aussen, links 0,0394 0,048 10 0,01<br />

Hand, innen, rechts 0,0576 0,062 10 0,02<br />

Hand, aussen, rechts 0,0374 0,053 10 0,01<br />

Fuß, links 0,163 0,233 10 0,10<br />

Fuß, rechts 0,0676 0,150 10 0,03<br />

Kleidersonde 0,0681 0,020 10 0,01<br />

Erkennungsgrenze nach DIN 25 482 Teil 1<br />

45


Erfordernis einer<br />

Inkorporationskontrolle,<br />

wenn<br />

zu besorgen ist:<br />

E > 0,5 mSv/Jahr<br />

DO> 1/10 DOGW<br />

Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />

E. Grundlagen und Begriffe<br />

Beim <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> kann in der Regel<br />

nicht ausgeschlossen werden, dass radioaktive Stoffe<br />

inkorporiert werden. Zusätzlich zur äußeren<br />

Strahlenexposition ist für die gesamte Strahlenexposition<br />

des Menschen, d.h. auch die innere Strahlenexposition<br />

durch inkorporierte Radionuklide zu berücksichtigen. Die<br />

konsequente Umsetzung der Schutzvorschriften der<br />

Strahlenschutzverordnung soll das Ausmaß der<br />

Inkorporation auf ein unvermeidbares Minimum<br />

begrenzen. Die Ziele der Inkorporationskontrolle sind,<br />

den experimentellen Nachweis- zu erbringen, dass<br />

auch die Werte der effektiven Dosis und der Organ-<br />

bzw. Gewebedosis durch innere Strahlenexposition<br />

unterhalb der Grenzwerte sind,<br />

nachzuweisen, dass die angewendeten Schutzmaßnahmen<br />

in der Lage sind, die Inkorporation von<br />

Radionukliden wirksam und nachhaltig zu minimieren<br />

und<br />

tatsächliche vorkommende Inkorporationen zu<br />

erkennen,<br />

die daraus resultierende Dosis zu er<strong>mit</strong>teln und<br />

die notwendigen Daten für eine Optimierung des<br />

Schutzes vor Inkorporationen zu liefern.<br />

Bei einem konstanten und zeitlich nicht eingrenzbarem<br />

Inkorporationsrisiko ist eine regelmäßige Inkorporationskontrolle<br />

durchzuführen, wenn zu besorgen ist, dass<br />

durch den <strong>Umgang</strong> einer Person <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong><br />

<strong>Stoffen</strong> die jährliche effektive Dosis E (als Summe aus<br />

äußerer und innerer Strahlenexposition) von 0,5 mSv oder<br />

1/10 der jährlichen Grenzwerte der Organ- bzw.<br />

Gewebedosen DOGW überschritten werden.<br />

Für die praktische Umsetzung gilt der folgende<br />

strahlenschutzrechtliche Rahmen.<br />

Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosis (§ 41 StrlSchV)<br />

Richtlinie „Physikalische Strahlenschutzkontrolle<br />

zur Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosen“<br />

Richtlinie „Anforderungen an Inkorporationsmessstellen<br />

(abgekürzt: RAI)“<br />

Richtlinie „Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosen bei innerer<br />

Strahlenexposition“<br />

Empfehlungen der ICRP (biokinetische Daten)<br />

34


Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />

F. Richtlinie „Physikalische Strahlenschutzkontrolle“<br />

1. Verfahren der Inkorporationskontrolle<br />

Für die Inkorporationskontrolle kommen allein oder in<br />

Kombination folgende Verfahren in Betracht.<br />

a) Messung der Raumluftaktivität am Arbeitsplatz,<br />

b) Messung der Aktivitäten der Radionuklide im Körper<br />

einer überwachten Person oder<br />

c) Messung der Aktivitäten der Radionuklide in den<br />

Ausscheidungen einer überwachten Peron<br />

Die Methode a) wird hauptsächlich zur Überwachung<br />

beim Ungang <strong>mit</strong> Aktinoiden (Uran, Plutonium) in der<br />

Brennelementefertigung oder bei sehr kurzlebigen Radionukliden<br />

in der Nuklearmedizin angewendet.<br />

Die Methode b) eignet sich als Ganzkörpermessung gut<br />

für bestimmte -Strahler wie z.B. 60 Co, 137 Cs oder als<br />

Teilkörpermessung z.B. als Schilddrüsenzähler für 131 I<br />

oder <strong>mit</strong> Einschränkungen für 125 I.<br />

Die Methode c) wird angewendet, falls reine -, - oder<br />

ec-Strahler wie z.B. 3 H, 14 C, 32 P, 33 P, 35 S oder 125 I<br />

gehandhabt werden. Entsprechend des unterschiedlichen<br />

biokinetischen Verhaltens werden die Aktivitäten der<br />

einzelnen Radionuklide in Tagesausscheidungsmengen<br />

von Urin oder Faeces untersucht, die über einen<br />

Sammelzeitraum von 24 Stunden gesammelt werden.<br />

Welche Messmethoden für bestimmte Radionuklide<br />

geeignet sind, ist in Teil 6 beschrieben.<br />

2. Feststellung der Erfordernis der Inkorporationskontrolle<br />

2.1 regelmäßige Überwachung<br />

Für Personen, die direkt <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />

umgehen, ist die folgende Berechungsgrundlage<br />

anzuwenden:<br />

35


Tabelle: Werte<br />

des Anteils a der<br />

unbemerkt inkorporierbarenAktvität<br />

Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />

a) Konstantes zeitlich nicht eingrenzbares<br />

Inkorporationsrisiko<br />

Es ist ein Anteil a anzunehmen: a ist der Anteil an der<br />

gehandhabten Aktivität, der beim <strong>Umgang</strong> unbemerkt<br />

inkorporiert wird. Es sind folgende Werte für a<br />

empfohlen.<br />

Radionuklid(e) a Bemerkung<br />

3 H, 14 C 0,1 Schätzwert<br />

123 I, 125 I, 131 I, … 0,001 Markierung von chemischen<br />

Verbindungen <strong>mit</strong> radio-<br />

aktivem Jod<br />

geringes bis <strong>mit</strong>tleres 1·10 -4 ohne besondere Schutzmaßnahmen<br />

Freisetzungsriskio 1·10 -5 unter Abzügen<br />

1·10 -6 in Handschuhbox<br />

hohes 1·10 -3 ohne besondere Schutzmaßnahmen<br />

Freisetzungsriskio 1·10 -4 unter Abzügen<br />

1·10 -5 in Handschuhbox<br />

b) Maximal inkorporierbare jährliche Aktivität des<br />

Nuklids k<br />

Der Wert der im Kalenderjahr maximal (zeitlich nicht<br />

eingrenzbaren) inkorporierbaren Aktivität Au,k des<br />

Nuklids k wird berechnet nach:<br />

Au,k = a·N·Ak<br />

Dabei sind:<br />

N: Anzahl der Tage im Kalenderjahr an dem <strong>mit</strong> der<br />

<strong>mit</strong>tleren arbeitstäglich gehandhabten Aktivität Ak des<br />

Nuklids k tatsächlich umgegangen wird.<br />

Ak: <strong>mit</strong>tlere arbeitstäglich gehandhabte Aktivität des<br />

Nuklids k.<br />

c) Effektive Dosis und Organ- bzw. Gewebedosis für<br />

das kritische Organ bzw. Gewebe<br />

Daraus wird die Dosis für den Zufuhrpfad bei nicht<br />

genau bekannter Stoffklasse <strong>mit</strong> der Stoffklasse <strong>mit</strong><br />

den maximal möglichen Dosiskoeffizienten berechnet.<br />

36


Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />

Effektive Dosis Ek bei Inkorporation der Aktivität Au,k<br />

des Radionuklids k:<br />

Ek = E,max,eff,k·Au,k<br />

Organ bzw. Gewebedosis DO,k bei Inkorporation der<br />

Aktivität Au,k des Radionuklids k:<br />

DO,k = O,max,O,k·Au,k<br />

Die Dosiskoefizienten bei innerer beruflicher Strahlenexposition<br />

sind http://www.bfs.de/bfs/recht/teil3.pdf<br />

entnommen. Es wird konservativ die effektive Dosis<br />

und die Organ bzw. Gewebedosis des kritischen<br />

Organs bzw. Gewebes berechnet.<br />

d) Dosisanteile an den Dosisgrenzwerten<br />

Die Anteile k der Dosen des Radionuklids k an den<br />

Dosisgrenzwerten der effektiven Dosis (GWEk) und<br />

der Dosis für das kritische Organ bzw. Gewebe<br />

(GWDO,k)sind:<br />

Ek<br />

(Ek) = effektiv<br />

GWEk<br />

(DO,k)= DO,k kritisches Organ bzw. Gewebe<br />

GWDO,k<br />

1/40 des Grenzwerts der effektiven Dosis GWEk oder<br />

der Organ- bzw. Gewebedosis GWDO,k darf nicht<br />

überschritten werden.<br />

Das sind die in der folgenden Tabelle aufgelisteten<br />

Werte:<br />

0,025·GWE k = 0,5 mSv/Jahr<br />

5 mSv/Jahr für rotes Knochenmark, Gebärmutter und Keindrüsen<br />

0,1·GWD O,k = 15 mSv/Jahr für sonstige Organe und Gewebe<br />

30 mSv/Jahr für Knochenoberfläche undSchilddrüse<br />

50 mSv/Jahr für die Haut, die Hände, die Unterarme, die Füße,<br />

die Knöchel<br />

37


Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />

e) Dosisanteile an den Dosisgrenzwerten bei<br />

Radionuklidgemischen<br />

Der gesamte Bewertungsfaktor zur Feststellung der<br />

Erfordernis für den <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> einem Gemisch aus<br />

Radionukliden k = 1, ..., n wird berechnet nach:<br />

f) Bewertung<br />

n<br />

= S max[(Ek); (DO,k)] k=1<br />

≤ 1,<br />

regelmäßige Inkorporationskontrolle ist nicht erforderlich.<br />

> 1,<br />

regelmäßige Inkorporationskontrolle ist erforderlich.<br />

2.2 Inkorporationskontrolle aus besonderem Anlass<br />

Eine Überwachung aus besonderem Anlass ist<br />

durchzuführen<br />

bei außergewöhnlichen Ereignissen, z.B.<br />

- Aktivitätsfreisetzungen<br />

- kontaminierte Wunden<br />

wenn bei einem zeitlich begrenzten <strong>Umgang</strong> zwar eine<br />

regelmäßige Überwachung entfällt, jedoch eine<br />

Inkorporation zu besorgen ist, <strong>mit</strong> > 1.<br />

2.3 Besonderer Schutz des ungeborenen Kindes<br />

Die Inkorporationskontrolle ist daraufhin anzulegen, dass<br />

der Schutz des ungeborenen Kindes gewährleistet ist. Der<br />

Dosisgrenzwert von der Meldung der Schwangerschaft bis<br />

zur Geburt des Kindes beträgt 1 mSv.<br />

38


Achtung: Zur<br />

Berechnung der<br />

Nachweisgrenze:<br />

Zufuhr wird am<br />

Anfang des<br />

Überwachungsintervalsangenommen.<br />

Teil 3: Inkorporation und Inkorporationskontrolle<br />

3. Durchführung der Inkorporationskontrolle<br />

Bei der regelmäßigen Inkorporationskontrolle wird in<br />

regelmäßigen Überwachungsintervallen die Aktivität<br />

er<strong>mit</strong>telt. Daraus wird der Wert der Aktivitätszufuhr Zk für<br />

das Radionuklid k er<strong>mit</strong>telt. Weiter wird daraus die<br />

effektive Dosis und die Dosis für das kritische Organ zw.<br />

Gewebe abgeschätzt.<br />

3.1 Berechnung der Aktivitätszufuhr<br />

Das primäre Messergebnis eines Überwachungsverfahrens<br />

ist der Wert der <strong>mit</strong> Urin oder Faeces täglich<br />

ausgeschiedenen Aktivität xK. Daraus errechnet sich die<br />

Aktivitätszufuhr ZK. Nach dem Standardverfahren wird<br />

angenommen, dass die Zufuhr einmalig zum<br />

Zufuhrzeitpunkt tZ und in der Mitte des<br />

Überwachungsintervalls dt erfolgt. Es ist:<br />

Zk =<br />

bzw.<br />

Zk =<br />

Xk<br />

Rkj(½dt)<br />

Xk<br />

Ukj(½dt)<br />

<strong>mit</strong><br />

Rkj: Retentionsfunktion für das Leitnuklid k beim<br />

Zufuhrpfad j.<br />

Ukj: Ausscheidungsrate für das Leitnuklid k beim<br />

Zufuhrpfad j.<br />

Effektive Dosis Ek bei Inkorporation der Aktivität Zk des<br />

Radionuklids k:<br />

Ek = E,max,eff,k·Z,k<br />

Organ bzw. Gewebedosis DZ,k bei Inkorporation der<br />

Aktivität Au,k des Radionuklids k:<br />

DO,k = O,max,O,k·Z,k<br />

39


Gering kontaminiertes<br />

Material<br />

darf unter bestimmtenVor-aussetzungenbehandelt<br />

werden, als<br />

sei es nicht<br />

radioaktiv.<br />

Teil 4: Vermeidung von Kontamination und<br />

Kontaminationskontrolle<br />

H. Freigabe (siehe auch Teil 5)<br />

„Der Inhaber einer Genehmigung nach §§ 6, 7, oder 9 des<br />

AtG, eines Planfeststellungsbeschlusses nach § 9b AtG<br />

oder einer Genehmigung nach §§ 7 oder 11 Abs. 2 dieser<br />

Verordnung darf radioaktive Stoffe sowie bewegliche<br />

Gegenstände, Gebäude, Bodenflächen, Anlagen oder<br />

Anlagenteile, die aktiviert oder kontaminiert sind und die<br />

aus Tätigkeiten nach § 2 Abs. 1 Nr. 1 a), c) oder d)<br />

stammen, als nicht radioaktive Stoffe nur verwenden,<br />

verwerten, beseitigen, innehaben oder an einen Dritten<br />

weitergeben, wenn die zuständige Behörde die Freigabe<br />

nach Absatz 2 erteilt hat und nach Absatz 3 die<br />

Übereinstimmung <strong>mit</strong> den im Freigabebescheid<br />

festgelegten Anforderungen festgestellt ist. Die Regelung<br />

des § 44 Abs. 3 bleibt unberührt.“<br />

Es sind nuklidspezifische low-level-Messungen<br />

erforderlich. Die Summenformel ist anzuwenden.<br />

I. Schutz von der Einzelperson der Bevölkerung,<br />

und der Umwelt, Boden, Wasser, Luft<br />

§48 StrlSchV: Emissions- und Immissionskontrolle<br />

Es ist dafür zu sorgen, dass Ableitungen aus Anlagen oder<br />

Einrichtungen überwacht und nach Art und Aktivität<br />

spezifiziert der zuständigen Behörde mindestens jährlich<br />

<strong>mit</strong>geteilt werden.<br />

Konsequenz: Radionuklidanalysen des Abwassers der<br />

Isotopenabklinganlage und der Abluftfilteranlage.<br />

46


Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />

Entsorgung<br />

J. Radioaktive Abfälle<br />

Bei der Anwendung radioaktiv markierter Verbindungen<br />

in der Forschung entstehen in der Regel verschiedene<br />

Arten von <strong>Stoffen</strong>, die nicht weiter verwendet werden<br />

können und deshalb einer geordnet und schadlos zu<br />

entsorgen sind. Übersteigt die spezifische Aktivität oder<br />

die Oberflächenkontamination die entsprechenden nuklid-<br />

und entsorgungsspezifischen Grenzwerte nach Anlage III<br />

Tabelle 1 Spalte 5 bis 10a oder Spalte 4 der StrlSchV und<br />

sollen diese Stoffe auch nicht in anderen<br />

Strahlenschutzbereichen unter Einhaltung der<br />

Strahlenschutzgrundsätze weiter verwendet werden, so<br />

sind diese Stoffe radioaktive Abfälle geordnet und<br />

schadlos zu entsorgen.<br />

Abschnitt 9 der Strahlenschutzverordnung gibt den<br />

verbindlichen Rahmen dafür vor. Es sind betriebliche<br />

Regelungen zur Umsetzung folgender Paragraphen<br />

verbindlich zu beachten:<br />

Planung für Anfall und Verbleib (§72 StrlSchV)<br />

Erfassung (§73 StrlSchV)<br />

Behandlung und Verpackung (§74 StrlSchV)<br />

Pflichten bei der Abgabe radioaktiver Abfälle (§75<br />

StrlSchV)<br />

Ablieferung (§76 StrlSchV)<br />

Ausnahmen von der Ablieferungspflicht (§77<br />

StrlSchV)<br />

Zwischenlagerung (§78 StrlSchV)<br />

Umgehungsverbot (§79 StrlSchV)<br />

Die in diesen Paragraphen umzusetzenden Auflagen<br />

betreffen nur zum Teil Personen, die <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong><br />

<strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> umgehen. Einige dieser Auflagen<br />

werden von der zentralen Sammelstelle für radioaktive<br />

Stoffe der <strong>Universität</strong> <strong>Regensburg</strong> (ZSR) übernommen.<br />

Diese Stelle ist die Ansprechpartnerin für alle Fragen der<br />

Entsorgung. Im Folgenden werden ausschließlich die<br />

Auflagen behandelt, die die Personen betreffen, die im<br />

ZRN <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> umgehen.<br />

47


Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />

Entsorgung<br />

Entscheidung I:<br />

Verbleib oder<br />

Herausbringen<br />

von <strong>Stoffen</strong><br />

Radioaktive Abfälle sind entsprechend den Vorgaben der<br />

Zentralen Sammelstelle für radioaktive Stoffe der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Regensburg</strong> zu sammeln und zu deklarieren. Für<br />

die Deklaration ist die Person verantwortlich, die den<br />

<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> durchführt.<br />

K. Vermeidung von <strong>radioaktiven</strong> Abfällen<br />

Die Vermeidung unnötiger Strahlenexposition und die<br />

Dosisreduzierung (§6 StrlSchV) hat in der Strahlenschutzverordnung<br />

den Rang eines Strahlenschutzgrundsatzes.<br />

Die Realisierung dieses Grundsatzes umfasst<br />

auch alle Stoffströme, die beim Einsatz von radioaktiv<br />

markierten Verbindungen entstehen. Daher ist es erforderlich,<br />

Planungen zur Vermeidung von <strong>radioaktiven</strong><br />

Abfällen durchzuführen und umzusetzen. Um im<br />

Einzelfall richtig zu handeln, ist es unabdingbar, die<br />

entstehenden Stoffe nach der Verwendung von radioaktiv<br />

markierten Verbindungen nach ihrem Verbleib und<br />

Aktivitätsinventar zu analysieren und entsprechende<br />

Entscheidungen zu treffen. Auf der folgenden Seite ist<br />

dieser Entscheidungs- und Handlungsbaum für Stoffe in<br />

Strahlenschutzbereichen abgebildet.<br />

L. Planung für Anfall und Verbleib (§72 StrlSchV)<br />

Als erstes muss entschieden werden, ob der betreffende<br />

Stoff, der Gegenstand, das Gerät, die Vorrichtung usw.<br />

nach dem <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> im<br />

Strahlenschutzbereich verbleiben oder aus dem<br />

Strahlenschutzbereich gebracht werden soll. Je nachdem<br />

wie diese Entscheidung ausfällt, ergibt sich das weitere<br />

Vorgehen nach dem Schema links (Verbleib) oder rechts<br />

(Herausbringen). Beim Verbleib sind die entsprechenden<br />

Kontaminationskontrollen nach §44 StrlSchV <strong>mit</strong><br />

geeigneten Messmethoden durchzuführen (siehe Teil 6).<br />

Muss man bewegliche Gegenstände, Stoffe, Materialien,<br />

Geräte, Vorrichtungen und Kleidung aus Strahlenschutzbereichen<br />

herausbringen, so ist als nächstes zu<br />

entscheiden, ob erwartet werden kann, dass diese Stoffe<br />

kontaminationsfrei sind oder ob nicht auszuschließen ist,<br />

48


Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />

Entsorgung<br />

Entscheidung II:<br />

Kontamination ist<br />

ausgeschlossen<br />

oder<br />

Kontamination<br />

liegt vor.<br />

Entscheidung III:<br />

Verwendungszweck:<br />

Entsorgung oder<br />

Weiterverwendung<br />

Abgabe radioaktiver<br />

Stoffe an<br />

fremde Strahlenschutzbereiche:<br />

§69StrlSchV<br />

Erfüllt der zu entsorgende<br />

Stoff die<br />

Voraussetzungen<br />

für eine Freigabe ?<br />

Zuständig:<br />

URA<br />

dass diese Stoffe kontaminiert sind. Kann Kontaminationsfreiheit<br />

angenommen werden, so ist weiter zu<br />

prüfen, welchem Zweck das Herausbringen dient. Ist der<br />

Zweck des Herausbringens die erneute Handhabung,<br />

Nutzung oder sonstige Verwendung <strong>mit</strong> dem Ziel einer<br />

Wiederverwendung oder Reparatur, so muss eine<br />

Kontaminationskontrolle nach §44 Abs. 3 StrlSchV<br />

erfolgen.<br />

Ist der Zweck des Herausbringens die Entsorgung oder die<br />

Abgabe radioaktiver Stoffe oder kann eine Kontamination<br />

nicht sicher ausgeschlossen werden, so wird eine weitere<br />

Entscheidung notwendig. Soll ein radioaktiver Stoff, z.B.<br />

eine markierte synthetisierte Verbindung an fremde<br />

Strahlenschutzbereiche abgegeben werden, so ist §69<br />

StrlSchV anzuwenden. Dieser Paragraph enthält Auflagen<br />

über die Anforderungen an die Personen, an die<br />

radioaktive Stoffe abgegeben werden dürfen (<strong>Umgang</strong>sgenehmigung<br />

ist Voraussetzung),<br />

über die Anforderungen an die Dichtheit der<br />

Umhüllung, für die die abgebende Person sorgen muss,<br />

über die einzuhaltenden Transportvorschriften einschließlich<br />

die Anforderungen<br />

- an die die Stoffe transportierende Person,<br />

- an die für eine bestimmten Beförderungsart vor-<br />

geschriebene Verpackung,<br />

- an die Unversehrtheit der Verpackung bei Weiter-<br />

beförderung<br />

über den sicheren Empfang nur durch berechtigte<br />

Personen und den Schutz gegen Abhandenkommen,<br />

Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter.<br />

Soll der herauszubringende radioaktive Stoff entsorgt<br />

werden, so ist weiter zu entscheiden, ob dies als<br />

radioaktiver Abfall geschehen muss oder ob der<br />

radioaktive Stoff einschließlich beweglicher Gegenstände,<br />

auch Gebäude, Bodenflächen, Anlagen oder Anlagenteile,<br />

die aktiviert oder kontaminiert sind, als nicht<br />

radioaktiver Stoff verwendet, verwertet, beseitigt, innegehabt<br />

oder an Dritte weitergegeben werden darf. Soll<br />

eine solche Freigabe durch die zuständige Behörde erteilt<br />

49


Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />

Entsorgung<br />

werden, so ist vorher durch Messung bzw. Analyse fest zu<br />

stellen, ob die Voraussetzungen für die Freigabe erfüllt ist,<br />

d.h. ob die spezifische Aktivität und die Oberflächenkontamination,<br />

falls eine definierte Oberfläche vorhanden ist,<br />

aller in Frage kommenden Radionuklide unter den entsprechenden<br />

Grenzwerten liegt. Für die Durchführung<br />

dieser Analysen ist die universitäre Radioaktivitätsmessstelle<br />

zuständig.<br />

Stoffe<br />

in Strahlenschutzbereichen<br />

Verbleib in Strahlenschutzbereichen I<br />

Verbringung aus Strahlenschutzbereichen<br />

Kontrollbereich<br />

§ 44(2) 1. StrlSchV<br />

100·Anl III Tab1 Sp 4<br />

II nicht radioaktiv<br />

radioaktiv<br />

Abfall Abgabe<br />

M. Erfassung radioaktiver Abfälle (§73 StrlSchV)<br />

Im praktischen <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> kommt<br />

der richtigen zeitnahen und vollständigen Erfassung und<br />

Deklarierung von Abfällen eine immer wieder<br />

unterschätzte Bedeutung im Strahlenschutz und beim<br />

<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> begrenzten Ressourcen zu. Im Zentralen<br />

Radionuklidlaboratorium der NWF IV der <strong>Universität</strong><br />

<strong>Regensburg</strong> nimmt die Person, der gestattet ist <strong>mit</strong><br />

<strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> umzugehen, sowohl die vollständige<br />

Sammlung, Konditionierung, Deklarierung als auch die<br />

Entsorgung ausschließlich über die Zentrale Sammelstelle<br />

50<br />

Abschnitt 9 § 29 StrlSchV § 69 StrlSchV<br />

Was ? Was ?<br />

Kleidung<br />

ZSR<br />

Verkehrsflächen<br />

Bodenflächen<br />

Arbeitsflächen Gebäude<br />

> 1·GW 1/10 3 kg<br />

Dokumentation Methode<br />

Nuklide<br />

a = O·F/m<br />

Messgröße: spezischische Aktivität a in Bq/g<br />

wtL_1 bzw. _2 WT + LSC<br />

3 14 32 33 35 125<br />

H, C, P, P, S, I<br />

wt_ab1 bzw. _2 WT+a-counter U, Th, Pu, Am, Cm Dokumentation<br />

Methode<br />

Nuklide<br />

wt_ab1 bzw. _2 WT+b-counter<br />

14 32 33 35<br />

C, P, P, S HFK_ab1 K- Monitor a+b-Strahler ausser<br />

KM_ab Kontamat LB 1210<br />

3 55 241<br />

H, Fe, Pu (E)<br />

d_L_1 bzw. 2 LSC(direkt) a+b-Strahler<br />

d_g_1 bzw. 2 g-Spektrometrie g-Strahler<br />

E: Einzelnuklid manage_p a,b,g-Spekt. a,b,g-Strahler<br />

M: Nuklidgemisch (M ixture)<br />

wt: Wischtest L: LSC-Messung HFK Hand-Fuß-Kleidermonitor<br />

ab ab-counting KM Kontaminationsmonitor<br />

GW Grenzwerte nach Anl III Tab1 Sp 4 und 5 oder 10a StrlSchV 1) Routineauswertung<br />

2) Spezialauswertung


Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />

Entsorgung<br />

für radioaktive Abfälle (ZSR) vor. Dabei sind die von der<br />

ZSR vorgegebenen Sammelbehältnisse zu verwenden.<br />

Aktuelle Auskunft finden Sie unter<br />

www.uni-regensburg.de/ Einrichtungen/ Verwaltung/ref_v5/ Uniintern/ZSRBehaelterwegweiserIIa.pdf.<br />

Allgemein gilt:<br />

1. Sammelraum direkt nach Entstehung<br />

Im Zentralen Radionuklidlaboratorium der NWFIV ist der<br />

Raum CHE 32.01.39 als Abfalllagerraum für radioaktive<br />

Abfälle ausgewiesen. Dieser Raum dient als Sammelraum<br />

für die im ZRN anfallenden <strong>radioaktiven</strong> Abfälle.<br />

Mindestens halbjährlich werden vom Erzeuger der<br />

<strong>radioaktiven</strong> Abfälle diese in Absprache <strong>mit</strong> der Zentralen<br />

Sammelstelle für radioaktive Abfälle (ZSR) der<br />

<strong>Universität</strong> <strong>Regensburg</strong> in die Räume der Sammelstelle<br />

verbracht. Die Auflagen der ZSR und der Strahlenschutzanweisung<br />

des ZRN sind einzuhalten.<br />

2. Behältnisse und Kontaminationskontrolle<br />

Für die Behältnisse und die Kontaminationsfreiheit von<br />

Sammelbehältern für radioaktive Abfälle gilt:<br />

- Ausschließlich von der ZSR ausgegebene Behälter<br />

werden angenommen.<br />

- Die Behälter müssen dicht verschlossen und aussen<br />

kontaminationsfrei sein (Kontaminationskontrolle).<br />

- Für die Kontaminationsfreiheit der Aussenseiten ist der<br />

Strahlenschutzbeauftragte des abgebenden Bereiches<br />

verantwortlich.<br />

- Fragen beantwortet Herr Dr. Posnter (3897) oder Herr<br />

Hirsch (4002).<br />

3. Deklaration von <strong>radioaktiven</strong> Abfälle<br />

Die Deklaration gibt Auskunft über den Inhalt der<br />

Abfallgebinde und ist für jedes Abfallgebinde einzeln<br />

durchzuführen. Die Abfalldeklarierung erfolgt auf Etiketten,<br />

die bei der ZSR erhältlich sind. Folgende<br />

Informationen müssen angegeben sein:<br />

51


Teil 5: Radioaktive Abfälle: Vermeidung, Behandlung, Deklaration und<br />

Entsorgung<br />

Angaben zur<br />

Deklaration<br />

Abfälle <strong>mit</strong> langund<br />

kurzlebigen<br />

Radionukliden getrennt<br />

sammeln<br />

a) Radionuklid(e)<br />

b) Abgabedatum<br />

c) Aktivitäten der Radionuklide am Abgabedatum in der<br />

Einheit MBq (möglichst genau)<br />

d) Herkunft des Abfalls (Lehrstuhl, Raumnummer)<br />

e) Art des Abfalls (ist anzukreuzen)<br />

flüssig wässrig brennbar<br />

fest organisch nicht brennbar<br />

Für die Art der zu verwendenden Verpackungsbehälter ist<br />

die Halbwertzeit des/der im Abfall gesammelten<br />

Radionuklide von erheblicher Bedeutung. Radionuklide<br />

<strong>mit</strong> einer Halbwertszeit t1/2 von > 100 Tage, z.B. 3 H, 14 C<br />

gelten als langlebige, solche <strong>mit</strong> t1/2 < 100 Tage, z.B. 32 P,<br />

33 P, 35 S, 125 I als kurzlebige Radionuklide.<br />

Wird deklariert, dass kurzlebige Radionuklide im<br />

Abfallgebinde sind, dann ist sicher zu stellen, dass keine<br />

langlebigen Radionuklide untergemischt wurden.<br />

Die Deklarierung, Verpackung und Entsorgung in die<br />

ZSR ist vom Erzeuger der <strong>radioaktiven</strong> Abfälle<br />

verantwortlich durchzuführen. Es gelten die<br />

Strahlenschutzgrundsätze.<br />

Die Deklaration hat<br />

Umfassend (alle benötigten Angaben sind zu leisten)<br />

Richtig und<br />

verantwortlich zu erfolgen.<br />

Der Erzeuger haftet für alle Schäden, die aus falscher<br />

Deklaration oder fehlerhafter und unterbliebener<br />

Kontaminationskontrolle entstehen.<br />

52


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

P. Kontaminationskontrolle und LSC<br />

1. Aufgabenstellung<br />

Dieser Versuch soll einen Einblick in die Methode der Flüssigszintillationsspektrometrie<br />

(LSC) geben und die Möglichkeiten zeigen, wie man<br />

effizient die Aktivität von markierten Verbindungen bestimmen und diese<br />

Bestimmungen bei der Kontaminationskontrolle anwenden kann.<br />

Die Ziele dieses Versuchs sind,<br />

wichtige Einfußfaktoren, z.B. Blindwert, Hochspannung, Energie, ROI, auf<br />

das Ergebnis der LSC-Messung zu erkennen und diese bei der Auswertung<br />

zu berücksichtigen,<br />

den physikalischen Wirkungsgrad für eine Standardlösung <strong>mit</strong> 3 H zu<br />

er<strong>mit</strong>teln,<br />

Unterschiede zum Spektrum des 14 C erkennen,<br />

den Blindwert zu messen und <strong>mit</strong> den berechneten Parametern die<br />

Nachweisgrenze zu er<strong>mit</strong>teln,<br />

einen Wischtest anhand einer Modellkontamination <strong>mit</strong> KCl durchzuführen<br />

und<br />

die nicht festhaftende Oberflächenkontamination einschließlich der<br />

Nachweisgrenze <strong>mit</strong>tels LSC-Messung zu bestimmen,<br />

den Abriebfaktor abzuschätzen und<br />

die Ergebnisse zu bewerten.<br />

2. Fragen (Übungen)<br />

2.1 Leiten Sie eine Gleichung her, <strong>mit</strong> der Sie den physikalischen Wirkungsgrad<br />

berechnen können.<br />

2.2 Welche Einflussfaktoren wirken sich auf den Wert des physikalischen<br />

Wirkungsgrades aus und in welchem Ausmaß?<br />

2.3 Begriffe<br />

2.3.1 Wie ist „Aktivität“ definiert (Einheit)?<br />

2.3.2 Wie ist „Aktivitätskonzentration“ definiert (Einheit)?<br />

66


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

2.3.3 Wie ist „spezifische Aktivität“ definiert (Einheit)?<br />

2.3.4 Wie ist „Oberflächenkontamination“ definiert (Einheit)?<br />

2.3.5 Was versteht man unter Halbwertszeit t1/2?<br />

2.3.6 Ein Radionuklid hat zum Zeitpunkt t0 = 0 die Aktivität A = 100 Bq<br />

welche Aktivität hat es bei t´ = 3·t1/2?<br />

2.3.7 Wie lautet das Zeitgesetz des <strong>radioaktiven</strong> Zerfalls ?<br />

2.5 Häufig vorkommende Umrechnungen<br />

2.5.1 Was bedeutet cpm bzw. ipm? Rechnen Sie um in cps bzw. ips.<br />

2.5.2 Rechnen Sie um:<br />

- 1 µCi in Bq<br />

- 1 Bq in dpm (decays per minute)<br />

Leiten Sie eine Gleichung her, <strong>mit</strong> der Sie die Nachweisgrenze bei der<br />

LSC-Messung bestimmen können.<br />

3. Hinweise zur Dokumentation (Protokoll)<br />

Die richtige und vollständige Dokumentation der durchgeführten Versuchsteile,<br />

der Meßergebnisse, Auswertungen, Rohdaten, Zwischenergebnisse usw. in<br />

Form eines Protokolls ist die wesentliche Voraussetzung für die Bestätigung der<br />

erfolgreichen Teilnahme.<br />

4. Arbeitsprogramm (Übersicht)<br />

Das Arbeitprogramm besteht aus<br />

a) Einweisung in das LSC-Messgerät „Triathler“.<br />

b) Messung der Aktivitätsstandards 3 H und 14 C.<br />

c) Messung der Blindprobe „Blank“ und Vergleich <strong>mit</strong> dem Sollwert.<br />

d) Variation der Hochspannung am Photomultiplier (PMT) <strong>mit</strong> dem 3 H-<br />

Standard.<br />

67


Hinweise:<br />

Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

e) Bestimmung des physikalischen Wirkungsgrads für den Aktivitätsstandard<br />

3 H und Vergleich <strong>mit</strong> dem Sollwert.<br />

f) Präparation der Blindprobe „Wischtest“ und Messung des Blindwerts.<br />

g) Präparation und Messung der Kalibierprobe 40 KCl (0,7-1 g KCl).<br />

h) Wischtest <strong>mit</strong> einer simulierten Kontamination ( 40 KCl), Präparation<br />

der LSC-Messprobe und Messung <strong>mit</strong> dem LSC.<br />

i) Auswertung: Bestimmung der nicht festhaftenden<br />

Oberflächenkontamination, der Nachweisgrenze, Abschätzung des<br />

Abriebfaktors, Bewertung der Ergebnisse in Bezug auf die<br />

Kontaminationskontrolle.<br />

Bitte vermeiden Sie, dass radioaktive Stoffe versehentlich dorthin gelangen, wo<br />

sie nicht sein sollen.<br />

- Handeln Sie überlegt und konzentriert.<br />

- Wechseln Sie Einweghandschuhe rechtzeitig.<br />

- Achten Sie auf Dichtheit der Messpräparate.<br />

- Vermeiden Sie beim Ausfluss am Dosierer für den Szintillationscocktail den<br />

Kontakt <strong>mit</strong> dem Probengefäß.<br />

- Verwenden Sie Pipettenspitzen, die in Kontakt <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> Lösungen<br />

waren nicht weiter.<br />

- Verschließen Sie die Meßgefäße dicht und schütteln Sie anschließend gut.<br />

- Das Füllvolumen im Probengefäß darf 20 mL nicht wesentlich überschreiten.<br />

- Wiegen Sie das KCl sorgfältig ein.<br />

- Runden Sie sinnvoll.<br />

- Vergessen Sie nicht den Blindwert R0 zu subtrahieren.<br />

- Fragen Sie bei Unsicherheiten unverzüglich Ihre/n Betreuer/in.<br />

68


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

5. Das Messgerät: TRIATHLER TM (MULTILABEL TESTER; LSC)<br />

Hinweis: Die Einstellungen und Messungen werden selbständig durchgeführt.<br />

Bitte achten Sie besonders darauf, dass die zu messenden Präparate dicht,<br />

unbeschädigt und kontaminationsfrei sind. Kann dies nicht zweifelsfrei<br />

sichergestellt werden, so darf das entsprechende Präparat unter keinen<br />

Umständen gemessen werden. Bitte sprechen Sie sich innerhalb Ihrer Gruppe<br />

ab, um die begrenzte Messkapazität optimal zu nutzen.<br />

5.1 Qualitätssicherung: Messungen von Standardproben bei der Standard-<br />

einstellung der Hochspannung (858 V).<br />

5.2 Messen Sie das -Spektrum den 3 H- und des 14 C-Standardstrahler und den<br />

Blank (Nulleffekt).<br />

Standardstrahler A/dpm Bezugsdatum ROI Messzeit /s<br />

3 H 194800 1.6.2003 30-120 60<br />

Blank 0 Entfällt 30-120 60<br />

Hinweis: Jeder Teilnehmer misst den 3 H-Standard und den „Blank“.<br />

5.3 Auswertungen<br />

Vergleichen Sie die Spektren von 3 H und 14 C.<br />

Welche(n) Unterschied(e) sehen Sie?<br />

Worauf ist/sind er/sie zurück zu führen?<br />

Berechnen Sie die nulleffektsbereinigte Nettozählrate R in cpm und<br />

tragen Sie den Wert in die ausliegende Graphik (Bereich des<br />

Referenzwerts) ein. Bewerten Sie das Ergebnis (Vergleich <strong>mit</strong> dem<br />

Referenzwert).<br />

Tragen Sie den Wert der Nulleffektszählrate (blank) in die<br />

ausliegende Graphik (Bereich des Erwartungswertes) ein.<br />

Bewerten Sie dass Ergebnis im Hinblick auf den Erwartungswert<br />

bzw. den Referenzwert.<br />

Berechnen sie den physikalischen Wirkungsgrad für den 3 H-<br />

Standard und vergleichen Sie den berechneten Wert <strong>mit</strong><br />

Referenzwert.<br />

5.4 Bewertung: Beurteilen Sie die Funktionstüchtigkeit des Messgeräts.<br />

69


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

6. Bestimmung der nicht festhaftenden Oberflächenkontamination O<br />

6.1 Herstellung und Messung der Blindwertprobe „Wischtest“<br />

Als Blindwertprobe „Wischtest“ wird eine Probe vorbereitet, die kein<br />

Kontaminationsnuklid (hier: 40 K) enthält, also im Sinne des zu<br />

erwartenden Messeffekts „blind“ ist.<br />

Ein unbenutzter Papierfilter wird in ein Messgefäß (LSC-Vial)<br />

überführt.<br />

Es werden 20 mL des Szintillationscocktails QSA zugegeben.<br />

Die Probe wird als Blindwertprobe „Wischtest“ <strong>mit</strong> (BW-WT) auf dem<br />

Deckel beschriftet.<br />

Die Blindwertprobe „Wischtest“ wird bei einer PMT Spannung von<br />

858 V gemessen. Die Messzeit beträgt 1000 s. Es wird ein<br />

Auswertungsbereich (ROI: Region of Interest) von 30-1000 eingestellt.<br />

6.2 Herstellung und Messung eines Kalibrierpräparats 40 K<br />

Für das Kalibrierpräparat werden ca. 0,7-1 g KCl entnommen und in<br />

ein LSC-Probengefäß möglichst genau eingewogen. Die Menge ist <strong>mit</strong><br />

der Analysenwaage genau zu er<strong>mit</strong>teln und zu dokumentieren. Die<br />

Aktivität des 40 K ist das Präparat zu berechnen.<br />

Danach wird ein unbenutzter Papierfilter zugegeben.<br />

Es werden 20 mL des Szintillationscocktails QSA zugegeben.<br />

Die Probe wird als Kalibrierprobe „Wischtest“ <strong>mit</strong> (KA-WT-KCl-2g)<br />

auf dem Deckel beschriftet.<br />

Das Kalibierpräparat wird bei einer PMT Spannung von 858 V<br />

gemessen. Die Messzeit beträgt bis 1000 s. Es wird ein<br />

Auswertungsbereich (ROI: Region of Interest) von 30-1000 eingestellt.<br />

6.3 Auswertung: Physikalischer Wirkungsgrad des 40 K<br />

Die Halbwertszeit des 40 K beträgt ca. 1,28·10 9 Jahre. 40 K ist ein -, ec-<br />

und -Strahler <strong>mit</strong> folgende charakteristischen Strahlungsenergien E(i)<br />

und Emissionswahrscheinlichkeiten Y(i) für die Übergänge i:<br />

Übergang i Y(i)/(Bq·s) -1 E(i)/keV<br />

0,893 585 (<strong>mit</strong>tlere Energie)<br />

1300 (Maximale Energie)<br />

ec < 0,006 2,88 - 3,19<br />

<br />

1 g KCl entspricht 15,86 Bq 40 K<br />

70


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

Tabelle 1: Bestimmung des physikalischen Wirkungsgrads für 40 K.<br />

Probe<br />

Name<br />

(Abkürzung)<br />

m(KCl)<br />

/ g<br />

BW-WT Ohne KCl<br />

KA-WT-KCl-2g<br />

A[m(KCl)]/Bq<br />

Y(i)/(Bq·s) -1<br />

phys/Ips·Bq -1<br />

Messzeit<br />

tM/s<br />

R`, R0 (190-1000)<br />

/cpm<br />

6.4 Wischtest <strong>mit</strong> einer simulierten Kontamination (KCl)<br />

R/cpm<br />

Auf vorgezeichneten Testflächen wurde eine bekannte Aktivität an 40 K in<br />

der Verbindung KCl<br />

a) als Feststoff<br />

b) als wässerige Lösung<br />

auf einer quadratischen Fläche von ca. 10 cm 10 cm aufgebracht. Diese<br />

dient als Testkontamination.<br />

Auf einer Testfläche wird <strong>mit</strong> sanften, gleichmäßigen Druck <strong>mit</strong> einem<br />

leicht angefeuchteten Papierfilter die Oberfläche auf der Fläche von ca.<br />

100 cm² gleichmäßig bestrichen. Der so beaufschlagte Papierfilter wird<br />

zusammengerollt und in ein LSC-Messgefäß so überführt, dass eine<br />

71


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

Verschleppung der Kontamination vermieden wird. Es werden 20 mL<br />

des Szintillationscocktails QSA zugegeben.<br />

Die Probe wird als Messprobe „Wischtest“ <strong>mit</strong> WT-KCl-f (fest) bzw.<br />

WT-KCl-l (flüssig) auf dem Deckel beschriftet.<br />

Die Probe wird bei einer PMT Spannung von 858 V gemessen. Die<br />

Messzeit beträgt bis 1000 s. Es wird ein Auswertungsbereich (ROI:<br />

Region of Interest) von 30-1000 eingestellt.<br />

6.5 Auswertung der Kontaminationskontrolle<br />

Tabelle 2: Bestimmung der abwischbaren Oberflächenkontamination O, der<br />

Nachweisgrenze NWG(O) für O und des Abriebfaktors für 40 K.<br />

Probe Messzeit<br />

tM/s<br />

BW-WT<br />

WT-KCl-f<br />

WT-KCl-l<br />

Y(i)<br />

/(Bq·s) -1<br />

phys<br />

/Ips·Bq -1<br />

R`, R0<br />

(190-1000)<br />

/cpm<br />

R/cpm A/Bq O<br />

/Bq/cm²<br />

72<br />

NWG(O)<br />

/Bq/cm²<br />

Die Gesamtaktivität der Kontamination wird Ihnen vom Betreuer <strong>mit</strong>geteilt:<br />

A (fest): Bq 40 K<br />

A(flüssig): Bq 40 K


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

Berechnen Sie den Abriebfaktor <br />

=<br />

Ergebnis:<br />

(fest) ≈<br />

(flüssig) ≈<br />

6.6 Bewertung<br />

nicht festhaftende Oberflächenkontamination O<br />

gesamte Oberflächenkontamination OGes<br />

6.6.1 Vergleich NWG(O) <strong>mit</strong> GW(O)<br />

Wenn<br />

Bewerten Sie die Eignung des Messverfahrens zur Erfüllung des<br />

Messzwecks, d.h. vergleichen Sie die Nachweisgrenzen NWG(O) <strong>mit</strong> den<br />

Grenzwerten der Oberflächenkontamination GW(O) für Flächen<br />

außerhalb von Strahlenschutzbereichen. Entnehmen sie bitte die<br />

entsprechenden Werte aus Spalte 4 Anl. III Tabelle 1,<br />

Strahlenschutzverordnung 2001. (Achtung Irrtum vorbehalten).<br />

NWG(O) < GW(O), dann ist das Messverfahren ausreichend empfindlich<br />

NWG(O) > GW(O), dann ist das Messverfahren nicht ausreichend empfindlich<br />

und erfüllt den Messzweck nicht<br />

73


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

Auszug aus Anl. III Tabelle 1, Strahlenschutzverordnung 2001. (Achtung Irrtum<br />

vorbehalten).<br />

Nuklid Freigrenze<br />

Oberflächenuneingeschränkte<br />

Freigabe von Freigabe von Halbwertszeit<br />

kontamination<br />

spezifische .<br />

Aktivität in Aktivität in . in<br />

Bq Bq/g Bq/cm 2<br />

festen <strong>Stoffen</strong>, Bauschutt,<br />

Flüssigkeiten Bodenaushub<br />

<strong>mit</strong> Ausn. von von mehr als Boden-<br />

Sp.6 . 1000 t/a flächen in<br />

in Bq/g in Bq/g Bq/cm 2<br />

Gebäuden zur<br />

Wieder-, Weiterverwendung<br />

in Bq/cm 2<br />

festen <strong>Stoffen</strong>,<br />

Flüssigkeiten zur Metallschrott<br />

Beseitigung <strong>mit</strong> zur Gebäuden<br />

Ausn. von Sp.6 Rezyklierung zum Abriss in<br />

in Bq/g in Bq/g Bq/cm 2<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

H-3 1 E+9 1 E+6 1 E+2 1 E+3 6 E+1 3 1 E+3 1 E+3 1 E+3 4 E+3 12,3 a<br />

C-14 1 E+7 1 E+4 1 E+2 8 E+1 1 E+1 4 E-2 1 E+3 2 E+3 8 E+1 6 E+3 5,7E+3 a<br />

C-14<br />

Monoxid 1 E+9 1 E+1 5,7E+3 a<br />

C-14 Dioxid 1 E+9 1 E+1 5,7E+3 a<br />

P-32 1 E+5 1 E+3 1 E+2 2 E+1 2 E+1 2 E-2 1 E+2 1 E+3 2 E+1 4 E+5 14,3 d<br />

P-33 1 E+8 1 E+5 1 E+2 2 E+2 2 E+2 8 E-2 1 E+3 4 E+4 2 E+2 6 E+5 25,3 d<br />

S-35 1 E+8 1 E+5 1 E+2 6 E+1 1 E+3 1 E-2 1 E+3 2 E+2 6 E+2 2 E+5 87,5 d<br />

S-35<br />

organisch 1 E+8 1 E+5 87,5 d<br />

S-35 Gas 1 E+9 1 E+6 87,5 d<br />

K-40*) 1 E+6 1 E+2 1 E+1 8,E-01 9 E-2 1 E+1 6 E+0 2 E+1 59,4 d<br />

I-125 1 E+6 1 E+3 1 E+1 3 3 9 E-2 1 E+1 1 E+2 3 1 E+4 59,4 d<br />

*) sind als natürlich vorkommende Radionuklide nicht beschränkt.<br />

Freigabe<br />

74


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

Q. Zerfallsarten und Wechselwirkung <strong>mit</strong> Materie<br />

Diese Versuche sollen Ihnen eine Vorstellung über die Wechselwirkung<br />

ionisierender Strahlung <strong>mit</strong> Materie ver<strong>mit</strong>teln und Sie befähigen zu<br />

entscheiden, unter welchen Bedingungen sie eine Abschirmung benötigen und<br />

welche Abschirmung am besten geeignet ist.<br />

Arbeitsmaterialien:<br />

Als Abschirmungsmaterialien stehen zur Verfügung:<br />

- ein Blatt Papier<br />

- eine 0,5 cm dicke Aluminiumplatte<br />

- mehrere 5 cm dicker Blei-Ziegel<br />

Als Strahlungsquellen stehen zur Verfügung:<br />

- ein Flächenkalibrierpräparat <strong>mit</strong> 241 Am <strong>mit</strong> ca. 2 Bq/cm² enthält.<br />

- ein Flächenkalibrierpräparat <strong>mit</strong> 90 Sr ( 90 Y) <strong>mit</strong> ca. 2 Bq/cm² enthält.<br />

- ein Stein, der Pechblende <strong>mit</strong> Uran und Zerfallsprodukten (Radionuklid-<br />

gemisch) und Aktivität enthält.<br />

Als Kernstrahlungsmessgeräte stehen zur Verfügung:<br />

- Kontaminationsmonitor LB 1210 C (zählende Messung für - und -<br />

Strahlung)<br />

- Ortsdosisleistungsmessgerät LB 123 (zählende Messung für -Strahlung)<br />

Durchführung:<br />

a) Beurteilen Sie ohne Abschirmung die verschiedenen Messgeräte in Bezug auf<br />

ihre Eignung, die jeweilige Strahlenart(en) zu detektieren.<br />

b) Abschirmwirkung verschiedener Materialien bei -Strhalung<br />

Es werden die Abschirmmaterialien vor die Strahlungsquelle fixiert und in der<br />

folgenden Tabelle die Ergebnisse dokumentiert.<br />

Mit den Kalibrierstrahlern 90 Sr( 90 Y) und 241 Am wird der Kontaminationsmonitor<br />

LB 1210 C kalibriert. Die Zeitkonstante beträgt =1 s.<br />

c) Funktionstüchtigkeitsprüfung am Kontaminationsmonitor<br />

Führen Sie die Funktionstüchtigkeitsprüfung am Kontaminationsmonitor durch<br />

und dokumentieren Sie diese.<br />

d) Berechnen Sie die physikalischen Wirkungsgrade phys und die<br />

Kalibrierfaktoren phys für<br />

1) Die -Strahlung des 241 Am<br />

2) Die -Strahlung des 90 Sr( 90 Y)<br />

e) Bewerten sie die Eignung verschiedener Materialien zur Abschirmung.<br />

Tragen Sie die Ergebnisse in folgender Tabelle ein.<br />

75


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

Tabelle: zu 1. Ergebnisse zu Zerfallsarten und Wechselwirkung <strong>mit</strong> Materie<br />

Probe Radionuklid A /Bq<br />

Kalibrierstrahler 90 Sr <br />

Bewertungen:<br />

90 Y <br />

O<br />

/Bq·cm -2<br />

200 2 R´ Ips ODL =<br />

200 2 R 0 Ips<br />

R Ips<br />

phys = Ips/Bq 90 Sr<br />

phys = Bq 90 Sr/Ips<br />

phys = Bq·cm -2 ·Ips<br />

Kalibrierstrahler 241 Am () 200 2 R´ Ips ODL =<br />

R0 Ips<br />

R 0 Ips<br />

phys = 0 Ips/Bq<br />

phys = Bq/Ips<br />

Messgerät<br />

Kontaminationsmonitor ODL-Sonde<br />

phys = Bq·cm -2 ·Ips<br />

Stein viele ? ? R´ Ips Abstand ODL<br />

R 0 Ips 1 m<br />

R Ips 0,1 m<br />

phys = Kontakt<br />

76


Teil 7: Praktischer Teil: Praktikum und Übungen<br />

R. Sicherer <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>offenen</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />

Im Rahmen dieses Teil erfolgt die Begehung eines Kontrollbereichs, in dem <strong>mit</strong><br />

<strong>offenen</strong> und umschlossenen <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong> umgegangen werden darf. Die<br />

Begehung erfolgt in Begleitung einer fachkundigen Person.<br />

1. Sicheres Arbeiten <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />

- Zutritt zum Kontrollbereich<br />

Zutrittsmessung am HFK<br />

Dokumentation im KB-Zutrittsbuch<br />

Schutzbekleidung<br />

- <strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong>.<br />

Versuchsaufbau zur Minimierung der Strahlenexposition<br />

1. Abstand<br />

2. Abschirmung<br />

3. Arbeitszeit minimieren<br />

Bei hochenergetischen -Strahlern <strong>mit</strong> hoher<br />

Aktivitätskonzentration:<br />

Achtung: Sehr hohe Dosisleistung an der Haut bei<br />

Kontamination.<br />

Sofort Handschuhe wechseln !<br />

Durchführung einschließlich begleitender Messungen<br />

Arbeitstägliche Kontaminationskontrolle<br />

- Direkte Messung<br />

- Wischtest<br />

Abfallkonditionierung<br />

Abfalldeklarierung<br />

Ordnungsgemäßer Zustand des Arbeitsplatzes herstellen<br />

- Verlassen des Kontrollbereichs<br />

Reinigung der Hände<br />

Messung am HFK-Monitor<br />

Ablegen der Dosismeter<br />

Dokumentation der Messergebnisse<br />

2. Übungen<br />

- Berechnung der Erfordernis der Inkorporationskontrolle<br />

- Optimale Messmethoden<br />

-counting<br />

-Spektrometrie<br />

LSC (-Strahler, ec-Strahler)<br />

- Auswertung und Dokumentation<br />

- Bewertung<br />

77


1. Erzeugung<br />

2. Neutronen-<br />

energie<br />

Tabelle: Einteilung<br />

der Neutronen nach<br />

ihrer Energie (nach<br />

Eugen Sauter,<br />

Grundlagen des<br />

Strahlenschutzes)<br />

Thermische<br />

Neutronen:<br />

Ew = 0,025 eV<br />

Em = 0,038 eV<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

S. Neutronen<br />

Neutronen entstehen<br />

bei Kernumwandlungen<br />

thermonuklearen Reaktionen<br />

Kernspaltung (spontan, neutroneninduziert)<br />

Beschuss von Materie <strong>mit</strong> sehr energierreichen<br />

Deuteronen<br />

Nach der kinetischen Energie unterscheidet man zwischen<br />

schnellen, epithermischen (<strong>mit</strong>telschnellen) und<br />

thermischen (langsamen Elektronen). Die folgenden<br />

angegebenen Bereichsgrenzen stellen Richtwerte dar:<br />

Bereich Energiebereich Mittlere Energie vn/km/s<br />

Thermische 0 – 0,1 eV 0,025 eV 2,2<br />

(langsame) Neutronen<br />

epithermische (<strong>mit</strong>tel- 0,1 eV – 0,1 MeV 1 eV 13,8<br />

schnelle) Neutronen<br />

schnelle Neutronen 0,1 – 10 MeV 0,1 MeV 4370<br />

ultraschnelle (rela- > 10 MeV 14 MeV 51750<br />

tivistische) Neutronen<br />

Ein Neutron <strong>mit</strong> der Energie E (in eV) hat die<br />

Geschwindigkeit N<br />

v = 1,383·10 4 E 1/2 (in m/s)<br />

Diese Gleichung gilt für den Bereich 0 < E < 10 MeV.<br />

Thermische Neutronen stehen im thermischen<br />

Gleichgewicht <strong>mit</strong> den Atomen und Molekülen in ihrer<br />

Umgebung. Die Geschwindigkeitsverteilung dieser<br />

Neutoren entspricht einer Maxwell-Verteilung. Bei 20°C<br />

ist der wahrscheinlichste Wert der Neutronenenergie Ew =<br />

0,025 eV der <strong>mit</strong>tlere Wert Em = 0,038 eV. Die<br />

Energieverteilung entspricht etwa der in folgender<br />

Abbildung dargestellten Kurve.<br />

82


Abbildung: Anzahl<br />

der Neutronen dN je<br />

Energieintervall <strong>mit</strong><br />

den Grenzen E und E<br />

+ dE in Abhängigkeit<br />

von der Neutronenenergie<br />

E bei thermischenGleichgewicht.<br />

Abbildung: Relative<br />

Häufigkeit der Neutronen<br />

bei der Kernspaltung<br />

von 235 U in<br />

Abhängigkeit von der<br />

Neutronenenergie E<br />

bei thermischen<br />

Gleichgewicht.<br />

3.<br />

Wechselwirkung<br />

<strong>mit</strong> Materie<br />

Elastische<br />

Streuung<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

dN/dE<br />

rel. Häufigkeit der Spaltneutronen<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

1<br />

0,1<br />

0,01<br />

0,001<br />

3.1 Streuung<br />

Energieverteilung thermischer Neutronen<br />

E w<br />

Neutronenenergie<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

E n / MeV<br />

Beim Zusammenstoß eines Neutrons <strong>mit</strong> einem Atomkern<br />

ändert das Neutron seine Bewegungsrichtung. Es wird<br />

gestreut. Es ist zu unterscheiden zwischen elastischer und<br />

unelastischer Streuung. Für schnelle Neutronen sind die<br />

Streuquerschnitte aller Elemente klein und im allgemeinen<br />

nicht sehr unterschiedlich. Sie werden bei der Streuung<br />

durch leichte und schwere Elemente in nahezu gleicher<br />

Weise beeinflußt.<br />

83


Moderatoren<br />

Mittlere freie<br />

Weglänge für<br />

Neutronen der<br />

Energien 0,025 eV<br />

Unelastische<br />

Streuung<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

Bei der elastischen Streuung bleibt die Gesamtenergie und<br />

der Gesamtimpuls der Stoßpartner erhalten. Der Atomkern<br />

wird nicht angeregt. Neutronen bis zu Energien von ca.<br />

0,15 MeV zeigen nach der elastischen Streuung eine<br />

isotrope Winkelverteilung. Für Neutronen größerer<br />

Energie ist die Streuung nicht isotrop.<br />

Der Bruchteil der Energie, die das Neutron auf den<br />

Atomkern überträgt ist maximal<br />

=<br />

4Ar<br />

(Ar + 1)²<br />

Ar ist die relative Atommasse.<br />

Der Energieverlust des Neutrons ist umso größer je<br />

kleiner die relative Atommasse des gestoßenen Atomkerns<br />

ist. Für<br />

1 1H (Ar = 1) wird = 1.<br />

238 U (Ar = 238) wird = 0,016.<br />

Dieser Vorgang der Energieabgabe eines Neutrons an<br />

Atomkerne in elastischen Stößen heißt Moderation. Zur<br />

Moderation werden Stoffe <strong>mit</strong> kleiner relativer<br />

Atommasse und kleinen Wirkungsquerschnitten für<br />

Kernreaktionen verwendet (Moderatoren).<br />

Beispiele: H2O, D2O, Graphit, Beryllium.<br />

Die Wegstrecke, die ein thermisches Neutron in einem<br />

Moderator zwischen zwei aufeinanderfolgenden Stößen<br />

im Mittel zurücklegt heißt <strong>mit</strong>tlere freie Weglänge.<br />

Moderator H2O D2O Graphit Beryllium<br />

Mittlere freie 0,29 2,23 2,60 1,16<br />

Weglänge in cm<br />

Wenn die Energie eines Neutrons ausreichend groß ist,<br />

wird nach seinem Eindringen in einem Atomkern wieder<br />

ein Neutron e<strong>mit</strong>tiert und ein angeregter Kern bleibt<br />

zurück. Dies nennt man unelastische Streuung eines<br />

Neutrons. Bei dieser Art der Streuung ist die Summe der<br />

kinetischen Energien der beiden Stoßpartner vor und nach<br />

84


Abbildung: Untere<br />

Anregungsniveaus<br />

von leichten und<br />

schweren<br />

Atomkernen<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

dem Stoß verschieden. Unelastische Streuung kann nur<br />

stattfinden, wenn die auf einen Atomkern übertragene<br />

Energie größer oder gleich der niedrigsten<br />

Anregungsenergie des Targetkerns ist.<br />

In der folgenden Abbildung sind die unteren Niveaus der<br />

Anregungsenergie für<br />

12 C und<br />

85<br />

56 Fe schematisch<br />

dargestellt. Bei leichten Kernen liegen die Niveaus relativ<br />

hoch, bei schweren relativ niedrig. Die in Kernreaktoren<br />

auftretenden Neutronenenergien sind relativ niedrig, so<br />

dass unelastische Streuung vorzugsweise an schweren<br />

Atomkerne (U, Fe) auftritt. Die so angeregten Atomkerne<br />

geben ihre Energien sofort als sekundäre -Strahlung in<br />

Form eines Linienspektrums wieder ab. Die Energie des<br />

Neutrons, das den Atomkern nach dem Stoß verläßt, ist<br />

um die Anregungsenergie kleiner als die Energie des in<br />

den Atomkern eingedrungenen Neutrons.<br />

Energie<br />

9,64 MeV<br />

7,66 MeV<br />

4,43 MeV<br />

Leichte Kerne Grundstand<br />

Schwere Kerne<br />

12 C<br />

56 Fe<br />

2,658 MeV<br />

2,085 MeV<br />

0,847 MeV<br />

Für die Strahlenschutz von Bedeutung ist die elastische<br />

und die unelastische Streuung. Schnelle Neutronen (E ><br />

0,1 MeV) führen wegen ihrer größeren Energie bei einer<br />

Einwirkung auf den menschlichen Körper zu viel<br />

schwereren Schäden als thermische Neutronen. Schnelle<br />

Neutronen müssen daher zuerst moderiert, d.h.<br />

abgebremst werden. Hierzu sind Strahlenschutzabschirmungen<br />

von Vorteil, deren Material aus Atomen<br />

<strong>mit</strong> kleinen relativen Massen (Parafin, Wasser) besteht.<br />

Diese streuen die Neutronen elastisch. Die bei<br />

unelastischer Streuung indizierte Strahlung wird<br />

vermieden. Allerdings ist der Wirkungsquerschnitt für


Materieller<br />

Schwächungskoef<br />

fizient für Neutronen<br />

Abbildung:<br />

Materieller Massenschwächungskoeffizient<br />

für - und<br />

Neutronenstrahlung<br />

in Abhängigkeit von<br />

der Strahlenenergie<br />

Albedofaktor für<br />

Neutronen<br />

Beispiel:<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

elastische Streuung von Neutronen hoher Energie<br />

verhältnismäßig klein. Die durch den Einfang und durch<br />

unelastische Streuung von Neutronen entstehende -<br />

Strahlung heißt sekundäre -Strahlung.<br />

Der materielle Schwächungskoeffizient setzt sich für<br />

Neutronen setzt sich additiv aus den verschiedenen<br />

Anteilen der Wechselwirkung <strong>mit</strong> der Materie zusammen.<br />

Elastische Streuung<br />

Unelastische Streuung<br />

Kernumwandlungen, z.B. (n,)-, (n,)-, (n,p)-Reaktionen<br />

In der folgenden Abbildung ist als Beispiel der materielle<br />

Schwächungskoeffizient für Neutronen gegen die Energie<br />

in Luft dargestellt.<br />

log µ/r in cm²/g<br />

0<br />

- 1<br />

- 2<br />

- 3<br />

10 -1<br />

Unter dem Albedofaktor für Neutronen (kurz: Neutronen-<br />

Albedo) versteht man das Verhältnis der Neutronenströme<br />

der von einem Reflektor zurückgestreuten Neutronen und<br />

den in den Reflektor eintretenden Neutronen. Die Albedo<br />

eines Stoffes ist abhängig von<br />

der Geometrie<br />

der Ausdehnung<br />

der Dicke der reflektierenden Schicht und<br />

der Energie der Neutronen<br />

abhängig.<br />

Für thermische Neutronen und eine unbegrenzte, ebene<br />

Grenzschicht der Dicke b ist die Albedo<br />

2D b<br />

1 - · coth<br />

L L<br />

= <br />

2D b<br />

1 + · coth<br />

L L<br />

10 0<br />

Strahlenenergie in MeV<br />

10 1<br />

86


Tabelle: Diffusionskenngrößen<br />

für verschiedene<br />

Stoffe<br />

Tabelle: Beispiele<br />

für -Werte<br />

Kernreaktionen<br />

durch Neutronen<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

b: Dicke des Reflektors<br />

L: Diffusionslänge in cm<br />

D: Diffusionskoefizient in cm<br />

In folgender Tabelle sind die Difusionskenngrößen<br />

verschiedener Moderatoren angegeben.<br />

Material Dichte in g/cm³ D in cm L in cm<br />

H20 (rein) ca. 1,0 0,143 2,70<br />

D20 (rein) ca. 1,0 0,83 148<br />

C (Graphit) 1,6 0,86 50<br />

Be (Beryllium) 1,78 0,49 22,1<br />

Parafin (DH2) 0,9 0,132 2,42<br />

Dicke der <br />

Schicht in cm H20 D20 C Be Parafin<br />

2 0,54<br />

5 0,80 0,49 0,49 0,67 0,80<br />

10 0,805 0,72 0,72 0,82 0,802<br />

50 0,805 0,94 0,92 0,92 0,802<br />

100 0,805 0,96 0,93 0,92 0,802<br />

3.2 Kernreaktionen durch Neutronen<br />

Bei den durch Strahlenwirkung bedingten Umwandlungen<br />

von Atomkernen (Kernreaktionen) entstehen meist<br />

Radionuklide. Man nennt dies induzierte Aktivität.<br />

Besonders Neutronenstrahlung kann solche<br />

Kernrekationen erzeugen.<br />

Von besonderer Bedeutung sind<br />

n,p<br />

n,<br />

n,<br />

Reaktionen.<br />

Der Wirkungsquerschnitt für eine Wechselwirkung<br />

zwischen Neutronen und Materie nimmt im allgemeinen<br />

<strong>mit</strong> zunehmender Neutronenenergie ab. Für n,p- und n,-<br />

Reaktionen, die jeweils nur ab einer bestimmten<br />

Schwellenenergie (Schwellenenergie) der Neutronen<br />

ablaufen, ist er wesentlich kleiner als für (n,)-Reaktionen<br />

durch thermische Neutronen. Die Reaktionsenergie für<br />

eine bestimmte Kernreaktion ist die Differenz der Summe<br />

87


Abbildung: Anzahl<br />

der Protonen gegen<br />

die Anzahl der<br />

Neutronen zur<br />

Verdeutlichung von<br />

durch Neutronen<br />

induzierte Kernreaktionen<br />

n,-Reaktionen<br />

Bor: Abschirmung<br />

thermischer<br />

Neutronen<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

der kinetischen Energien und Photonenenergien der<br />

gebildeten Teilchen und der Summe der kinetischen<br />

Energien und Photoneneenergien der reagierenden<br />

Teilchen.<br />

Durch den Stoß eines Atomkerns <strong>mit</strong> Neutronen werden<br />

alpha-Teilchen e<strong>mit</strong>tiert. Wichtige Beispiele:<br />

Eine für den Strahlenschutz wichtige Kernreaktion ist der<br />

Neutroneneinfang durch Bor.<br />

10<br />

5<br />

7<br />

3<br />

B (n,) Li<br />

Die relative Häufigkeit von 10 B in natürlichem Bor beträgt<br />

19,6%; die restlichen 80,4% bestehen aus 11 B. Der<br />

Wirkungquerschnitt für diese Reaktion ist bei thermischen<br />

Neutronen ausserordentlich groß:<br />

n, = 4·10 -25 m² = 4000 barn.<br />

Obwohl das 10 B nur knapp 20% ausmacht, ist natürliches<br />

Bor ein wirksames Material für die Abschirmung<br />

thermischer Neutronen. Für diese Kernreaktion<br />

charakteristisch ist, dass nur eine mäßig harte -Strahlung<br />

(E = 0,478 MeV) entsteht.<br />

88


Weitere<br />

Beispiele:<br />

n,-Reaktionen<br />

Tabelle: Wichtige<br />

n,-Reaktionen<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

27<br />

13<br />

24<br />

11<br />

Al (n,) Na<br />

Strukturmaterialien aus Aluminium im Reaktorkern<br />

23<br />

11<br />

20<br />

9<br />

Na (n,) F<br />

Schnelle natriumgekühlte Reaktoren<br />

6<br />

3<br />

3<br />

1<br />

Li (n,) H<br />

Wirkungsquerschnitt bei thermischen Neutronen 9,45·10 -26 m² (945<br />

barn); in der natürlichen Isotopenzusammensetzung enthält Lithium<br />

7,42% 6 Li und<br />

92,58% 7 Li.<br />

Der Neutroneneinfang ist <strong>mit</strong> einer starken Anregung des<br />

Atomkerns verbunden. Die vom Atomkern aufgenommene<br />

Energie (Summe aus Bindungsenergie und kinetische<br />

Energie des Neutrons) wird größtenteils sofort in<br />

Form von -Strahlung wieder abgegeben. Diese wird Einfang--Strahlung<br />

genannt. Einige technisch wichtige wichtige<br />

n,-Reaktionen sind in folgender Tabelle zusammen<br />

gefasst:<br />

Kernreaktion natürliche Häufigkeit Wirkungsquerschnitt<br />

Ausgangsnuklid /% 10 -28 m² (barn)<br />

11<br />

B (n,) B<br />

5<br />

10<br />

19,61 0,5<br />

5<br />

23 24<br />

11 Na (n,) 11 Na 100 0,56<br />

26<br />

12<br />

27<br />

13<br />

50<br />

24<br />

55<br />

25<br />

58<br />

26<br />

59<br />

27<br />

27<br />

12<br />

Mg (n,) Mg 11,17 0,05<br />

28<br />

13<br />

Al (n,) Al 100 0,21<br />

51<br />

24<br />

Cr (n,) Cr 4,31 11<br />

56<br />

25<br />

Mn (n,) Mn 100 11<br />

59<br />

26<br />

Fe (n,) Fe 0,33 0,9<br />

60<br />

27<br />

Co (n,) Co 100 36<br />

89


Näherungsweise<br />

Berechnung der<br />

Aktivierung<br />

Aktivierungsgleichung<br />

Exakte Berechnung<br />

der Aktivierung<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

In der Regel ist ein Atomkern, dessen Massenzahl sich<br />

durch Neutroneneinfang um 1 erhöht hat, wegen des<br />

bestehenden Neutronenüberschusses nicht mehr stabil,<br />

sondern radioaktiv. Strukturmaterialien und Apparateteile<br />

eines Reaktors, die dem Neutronenfluss ausgesetzt waren,<br />

sind daher meist stark aktiviert und können beim Ausbau<br />

zu einer großen Strahlenexposition führen. Es ist daher<br />

notwendig die Aktivität abzuschätzen, bevor irgendwelche<br />

Teile von <strong>mit</strong> Neutronen aktivierten Materialien entnommen<br />

werden.<br />

N0 Atome eines Nuklids werden einem Neutronenfeld <strong>mit</strong><br />

einer Flußdichte ausgesetzt. Die Anzahl der nach der<br />

Expositionszeit t radioaktiv gewordenen Atome wird <strong>mit</strong><br />

N, die Zerfallskonstante <strong>mit</strong> bezeichnet. Bei einem<br />

Wirkungsquerschnitt für die Aktivierung durch eine n,-<br />

Reaktion ist im Zeitpunkt t die Änderung der Anzahl<br />

radioaktiver Atome<br />

dN<br />

dt<br />

das ergibt<br />

= N0·· – ·N;<br />

N = · (1 e ·t N0··<br />

)<br />

<br />

Diese Gleichung ist eine gute Näherungslösung für nicht<br />

zu große Werte von ·t. Für große Werte von ·t kann N0<br />

nicht mehr als konstant angenommen werden; der<br />

Abbrand ist zu berücksichtigen.<br />

In obiger Gleichung muss N0 durch die Zahl N* der zur<br />

Zeit t vorhandenen aktivierbaren Atome eines Nuklids<br />

ersetzt werden. Man erhält N* aus<br />

dN*<br />

dt<br />

= N*··<br />

N* = N0·e ··t<br />

Anstelle von N0 wird dieser Ausdruck eingesetzt:<br />

= N0···e ··t dN<br />

– ·N<br />

dt<br />

90


Abbildung: Spezifische<br />

Aktivtät gegen<br />

die Zeit am Beispiel<br />

59 Co(n,) 60 Co<br />

4. Kernspaltung<br />

durch Neutroneneinfang<br />

Tabelle: Zur<br />

Spaltung eines Atomkerns<br />

erforderliche<br />

Energie und Bindungsenergie<br />

eines<br />

Neutrons<br />

Spaltstoff<br />

Reaktionsgleichung<br />

bei der Kernspaltung<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

Als Lösung ergibt sich, wenn zur Zeit t = 0 die Anzahl der<br />

<strong>radioaktiven</strong> Atome 0 war:<br />

N = · (e ··t e ·t N0··<br />

)<br />

·<br />

Diese Funktion hat bei t =<br />

ln ln ·<br />

ein Maximum. Die<br />

Aktivität ist: A = ·N ·<br />

AS / Bq/g Co<br />

Die Spaltung eines Atomkerns durch den Einfang eines<br />

thermischen (langsamen) Neutrons wird thermische<br />

Spaltung genannt. Eine solche kann nur dann auftreten,<br />

wenn die Bindungsenergie des Neutrons größer ist als der<br />

zur Spaltung des Atomkerns notwendige Energiebetrag.<br />

Kern Zur Spaltung erforder- Bindungsenergie des eingeliche<br />

Energie in MeV fangenen Neutrons in MeV<br />

235 U 6,5 6,8<br />

238 U 7,0 5,5<br />

239 Pu 5,0 6,6<br />

233 U 6,0 7,0<br />

232 Th 7,5 5,4<br />

Aus obiger Tabelle geht hervor, dass 235 U, 233 U und 239 Pu<br />

durch thermische Neutronen gespalten werden kann; 238 U<br />

und 232 Th nicht. Stoffe die durch thermische Neutronen<br />

gespalten werden können heißen Spaltstoff.<br />

235<br />

92<br />

235<br />

92<br />

236<br />

92<br />

147<br />

57<br />

87<br />

35<br />

U + n U La + Br + 2 n<br />

1<br />

0<br />

Spezifische Aktivität durch<br />

Neutronenaktivierung von 59 Co gegen die<br />

Bestrahlungszeit t.F = 1∙10 12 cm -2 s -1<br />

4E+11<br />

3E+11<br />

2E+11<br />

1E+11<br />

Näherung<br />

exakt<br />

0E+00<br />

0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />

236<br />

92<br />

t in Jahre<br />

147<br />

60<br />

86<br />

32<br />

U + n U Nd + Ge + 3 n<br />

1<br />

0<br />

1<br />

0<br />

91


Tritiumbildung durch<br />

ternäre Spaltung<br />

1 ³H pro 11000<br />

Spaltungen<br />

Tabelle: Wirkungsquerschnitte(*)<br />

für<br />

die Kernspaltung <strong>mit</strong><br />

thermischen Neutronen<br />

der Neutronenenergie<br />

0,025 eV<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

Der Vorgang der Spaltung ist in Regel <strong>mit</strong> der Emission<br />

von Neutronen, -Strahlung, -Teilchen, -Teilchen und<br />

Antineutrinos verbunden. Der Einfang eines Neutrons<br />

durch einen 235 U-Kern kann anstelle einer Kernspaltung<br />

auch andere Kernreaktionen zur Folge haben. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass drei Kernbruchstücke in einer<br />

ternären Spaltung auftreten ist verhältnismäßig gering;<br />

eines der Bruchstücke kann ein Tritiumkern (Trtion) sein,<br />

der ein freies Elektron als Elektronenhülle einfängt. Bei je<br />

11000 Spaltungen wird ein Tritumatom gebildet. Die<br />

Kernspaltung durch Neutronen wird (n,f)-Reaktion<br />

genannt.<br />

Die Spaltausbeute der gebildeten Spaltprodukte hat<br />

aufgetragen gegen die gebildeten Massen die Form eines<br />

Doppelgipfels. Dies ist schematisch dargestellt in<br />

folgender Abbildung.<br />

92


Abbildung: Schematische<br />

Darstellung der<br />

prozentualen Spaltausbeute<br />

in Abhängigkeit<br />

von der Massenzahl<br />

Prompte<br />

Neutronen<br />

Tabelle: Verzögerte<br />

Neutronen bei der<br />

thermischen Spaltung<br />

des 235 U<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

Spaltausbeute / %<br />

10<br />

1<br />

0,1<br />

0,01<br />

0,001<br />

60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170<br />

Massenzahl<br />

Die spektrale Verteilung der bei der Spaltung von 235 U<br />

auftretenden Neutronen ist so, dass nur relativ wenige<br />

Neutronen extrem hohe Energien bis zu 18 MeV<br />

aufweisen. Die wahrscheinlichste Neutronenenergie<br />

beträgt etwa 0,7 MeV (siehe Abbildung Seite 83 unten).<br />

Fast alle der freigesetzten Neutronen sind prompte<br />

Neutronen. Das sind solche Neutronen, die beim<br />

Spaltprozess ohne meßbare Verzögerung freigesetzt<br />

werden. Ein geringer Teil (0,65%) der bei thermischer<br />

Spaltung von 235 U auftretenden Neutronen läßt in bezug<br />

auf den Zeitpunkt des Spaltvorgangs eine zeitliche<br />

Verzögerung erkennen.<br />

Gruppe Mittlere zeitliche Verzögerte Neutronen Neutronen-<br />

Verzögerung in s je 100 Spaltungen energie in MeV<br />

1 80 0,052 0,25<br />

2 33 0,346 0,56<br />

3 9 0,310 0,43<br />

4 3,3 0,624 0,62<br />

5 0,9 0,182 0,41<br />

6 0,3 0,066 -<br />

Summe 1,58<br />

Verzögerte Neutronen sind solche, die bei einer<br />

Kernspaltung nicht un<strong>mit</strong>telbar, sondern als Folge von<br />

<strong>radioaktiven</strong> Umwandlungen von Spaltprodukten oder als<br />

Photoneutronen in (,n)-Prozessen entstehen.<br />

93


Beispiele für ,n-<br />

Reaktionen<br />

Spaltneutronen<br />

Kettenreaktion<br />

Energiedosisleistung<br />

ca. 5·10 5 Gy/h<br />

n ca. 5·10 5 Gy/h<br />

5.<br />

Strahlendosimetrie<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

2<br />

1<br />

9<br />

4<br />

1<br />

1<br />

H + H + n<br />

8<br />

4<br />

Be + Be + n<br />

Die bei der Kernspaltung freigesetzten prompt oder<br />

verzögert entstehenden Neutronen werden <strong>mit</strong><br />

Spaltneutronen bezeichnet, solange sie nach keine<br />

Wechselwirkung <strong>mit</strong> Materie erfahren haben.<br />

Die Neutronenausbeute je Spaltung ist die <strong>mit</strong>tlere Anzahl<br />

Spaltneutronen (einschließlich verzögerter Neutronen), die<br />

je Spaltung e<strong>mit</strong>tiert werden. Wenn die je gespaltener<br />

Kern im Mittel freiwerdenden 2,5 Neutronen nach der<br />

Moderierung zur Spaltung weiterer 235 U-Kerne führen,<br />

setzt sich der Kernspaltungsprozess lawinenartig fort.<br />

Wird jedoch dafür gesorgt, dass die Neutronen nur jeweils<br />

eine Spaltung auslösen kann, dass ist die Zahl der<br />

Spaltungen in der Zeiteinheit konstant.<br />

Die bei der Kernspaltung entstehenden Spaltprodukte sind<br />

größtenteils radioaktiv. Ein Kernkraftwerk <strong>mit</strong> einer<br />

thermischen Leistung von 1000 MW gibt an die<br />

Wiederaufarbeitungsanlage jährlich eine Aktivität von ca.<br />

3,7·10 18 Bq (entspricht ca. 10 8 Ci) ab.<br />

Die aus einem Reaktor <strong>mit</strong> einer thermischen Leistung<br />

von 1 MW austretenden Strahlen verursachen an der<br />

Aussenseite des Reaktorbehälters eine Energiedosisleistung<br />

von ca. 5·10 5 Gy/h. Die auf die Neutronen<br />

zurückzuführende Energiedosisleistung ist etwa gleich<br />

groß.<br />

Da die Wirkung ionisierender Strahlung beim Menschen<br />

nicht direkt messbar ist, muss nach Methoden gesucht<br />

werden, die den Zusammenhang zwischen Strahlung und<br />

deren Wirkung herstellen.<br />

Strahlung, die ohne physikalische Wechselwirkung ein<br />

Objekt durchdringt, kann in diesem keine Änderung und<br />

auch keinen Schaden verursacht haben. Es ist daher<br />

naheliegend, die Strahlenwirkung im Zusammenhang <strong>mit</strong><br />

der Energiedosis oder der Ionendosis zu sehen.<br />

94


5.1 Energiedosis<br />

Auf das Material<br />

übertragene Energie<br />

Definition der<br />

Energiedosis:<br />

Absorbed Dose<br />

ICRU 1957<br />

Energiedosis D<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

Bei der Einwirkung ionisierender Strahlung (Strahlenexposition)<br />

unterscheidet man:<br />

direkt ionisierende Strahlung durch geladene Teilchen<br />

wie z.B. - oder -Teilchen und<br />

indirekt ionisierende Strahlung durch ungeladene<br />

Teilchen wie z.B. Neutronen oder Photonen (-<br />

Quanten)<br />

Dabei erfährt nicht nur die Strahlung eine Änderung<br />

sondern es ändert sich auch die Atome und Moleküle des<br />

bestrahlten Materials. Die Strahlenwirkung ist<br />

proportional der Energie, die die Strahlung auf das<br />

bestrahlte Material übertragen hat.<br />

Diese ist<br />

WD = Win Wex + WQ<br />

Mit<br />

Win: Summe der Energien (ohne Ruheenergien) aller<br />

Teilchen oder Photonen, die in ein bestimmtes Volumen<br />

des bestrahlten Materials eintreten.<br />

Wex: Summe der Energien (ohne Ruheenergien) aller<br />

Teilchen oder Photonen, die aus einem bestimmten<br />

Volumen des bestrahlten Material wieder heraustreten.<br />

WQ: Summe der Reaktions- und Umwandlungsenergie<br />

aller Kern- und Elementarteilchenprozesse einschlielßlich<br />

Atomhülle und chemischen Bindungen, die in diesem<br />

Volumen stattfinden.<br />

"Absorbed dose of any ionizing radiation is the energy<br />

imparted to matter by ionizing particles per unit mass of<br />

irradiated material at the place of interest."<br />

"Die absorbierte Dosis irgend einer ionisierenden<br />

Strahlung ist die Energie, die an Materie durch<br />

ionisierende Teilchen pro Masseneinheit des bestrahlten<br />

Stoffes an der interessierenden Stelle abgegeben wird."<br />

Unter der Energiedosis versteht man den Quotienten aus<br />

dWD und der Masse dm Ist r die Dichte des bestrahlten<br />

Materials und dV das Volumen der Masse dm, so gilt:<br />

95


Energiedosis D<br />

Energiedosisleistung<br />

Ď<br />

Volumendosis<br />

Einheit: Gray<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

dWD 1 dWD<br />

D = =<br />

dm r dV<br />

Die Voraussetzungen für die Anwendung dieser<br />

Definition sind:<br />

Die ionisierende Strahlung tritt in homogene Materie<br />

ein.<br />

Die ionisierende Strahlung hat eine räumliche<br />

konstante spektrale Energiefluenz<br />

Die Energiedosis ist eine überall eine stetig<br />

differenzierbare Funktion nach Raum und Zeit.<br />

Die Energiedosis nimmt unter sonst gleichen<br />

Bedingungen proportional <strong>mit</strong> der Bestrahlungszeit zu:<br />

Ď = dD<br />

dt<br />

dD: Energiedosis im Zeitintervall dt<br />

dt: Länge des Zeitintervalls<br />

Umgekehrt gilt: Die Energiedosis ist das Zeitintegral der<br />

Energiedosisleistung.<br />

D = ∫ Ďdt<br />

Die Energiedosis macht nur eine Aussage über die<br />

Strahlenexposition an einer bestimmten Stelle des<br />

bestrahlten Materials und nicht über die<br />

Strahlenexposition des gesamten der Strahlung<br />

ausgesetzten Materials.<br />

Die integrierte Energiedosis Di (auch Volumendosis)<br />

genannt ergibt sich aus:<br />

Di = ∫DdV =<br />

WD<br />

r<br />

Die Einheit der Energiedosis ist:<br />

J<br />

[D] = 1 = 1 Gray (Gy)<br />

kg<br />

96


alte Einheiten:<br />

Beispiel: Temperaturerhöhung<br />

durch die Strahlenexposition<br />

<strong>mit</strong><br />

einer Energiedosis<br />

von 1 Gy ?<br />

5.2 Ionendosis<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

alte Einheit:<br />

1 rd* = 0,01 = 0,01 Gy = 6,242·10 7<br />

J<br />

MeV<br />

kg<br />

g<br />

* rd: Abkürzung für rad (radiation absorbed dose)<br />

Die direkte Messung der Energiedosis oder der<br />

Energiedosisleistung ist sehr schwierig, weil die<br />

Strahlungsenergie so klein ist, dass die durch die<br />

Bestrahlung bedingte Temperaturänderung (wenn<br />

überhaupt) nur <strong>mit</strong> erheblichen messtechnischen Aufwand<br />

er<strong>mit</strong>telt werden kann.<br />

Die Strahlenexposition des menschlichen Körpers durch<br />

die eine vergleichsweise hohe Energiedosis von 1 Gy<br />

(bereits im Bereich der deterministischen Effekte der<br />

Strahlenwirkung) würde zu einer Temperaturerhöhung um<br />

ca. 2·10 -4 °C führen.<br />

Daher: Für die Bestimmung der Energiedosis greift man<br />

auf leichter messbare Größen wie die Ionisierung eines<br />

bestimmten Luftvolumens zurück und bestimmt dann<br />

indirekt die Energiedosis.<br />

Ionisierende Strahlung hat die Eigenschaft, Moleküle und<br />

Atome zu ionisieren. In Gasen sind die Ladungsträger in<br />

einem elektrischen Feld leicht beweglich. Schickt man<br />

ionisierende Strahlung durch einen geladenen, von der<br />

Spannungsquelle getrennten Luftkondensator (z.B.<br />

Plattenkondensator) so wandern die erzeugten, entgegengesetzt<br />

elektrisch geladenen Ladungsträger zu je einer<br />

Elektrode und geben dort ihre Ladung ab. Die Differenz<br />

der Kondensatorspannungen vor und nach der Strahlenwirkung<br />

ist ein Maß für die Anzahl der von der<br />

Strahlung im Kondensator gebildeten Trägerpaare und<br />

so<strong>mit</strong> auch der Dosis, die die Luft im Kondensator<br />

aufgenommen hat.<br />

Die Feldstärke im Kondensator darf nicht zu klein<br />

(mindestens 600 V/cm) und nicht zu groß (höchstens 1000<br />

V/cm) sein, da es bei kleineren Feldstärken zu<br />

Rekombinationen der Ladungsträger und einer Unter-<br />

97


Ionendosis<br />

Einheit<br />

1 C/kg entspricht<br />

34 Gy<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

schätzung der Dosis oder zu Sekundärionisiationen und<br />

da<strong>mit</strong> zu einer Überschätzung der Dosis kommt.<br />

Unter der Ionendosis versteht man den Quotienten aus der<br />

elektrischen Ladung der Ionen eines Vorzeichens, die in<br />

einem Luft-Volumenelement durch die Strahlung<br />

<strong>mit</strong>telbar oder un<strong>mit</strong>telbar erzeugt werden und der Masse<br />

der Luft in diesem Volumenelement.<br />

dQ<br />

J = =<br />

dmL<br />

Mit:<br />

Q: elektrische Ladung der Ionen eines Vorzeichens<br />

rL: Dichte der Luft<br />

mL: Masse der Luft<br />

V: Volumen der Luft<br />

Die Einheit der Ionendosis liegt vor, wenn in 1 kg Luft<br />

durch ionisierende Strahlung bei räumlich konstanter<br />

Energiefluenz die elektrische Ladung von 1 Coulomb (C)<br />

von Ionen eines Vorzeichens entsteht.<br />

[J] = 1<br />

C<br />

kg<br />

1<br />

rL<br />

dQ<br />

dV<br />

Alte Einheit:<br />

[J] = 1 Röntgen (R)<br />

Achtung: Die Ionendosis ist nicht nur für<br />

Röntgenstrahlung sondern für alle Arten von ionisierender<br />

Strahlung definiert.<br />

1 R = 2,58·10 -4 C<br />

kg<br />

1 entspricht 8,071·10 12<br />

C<br />

kg<br />

Da die Ionisierungsenergie der Luft <strong>mit</strong> ca. 34 eV für die<br />

Bildung eines Ionenpaares bekannt ist, kann aus der<br />

Ionendosis in die Energiedosis berechnet werden. In Luft<br />

gilt also:<br />

C<br />

Joule<br />

1 entspricht 0,034<br />

kg<br />

g Luft<br />

C Joule<br />

1 = 34 = 34 Gy<br />

kg kg Luft<br />

Ionenpaare<br />

cm³ Luft<br />

98


1 R entspricht<br />

0,8772 rd<br />

Sekundärelektronengleichgewicht <br />

Ionendosisleistung<br />

5.2 Äquivalentdosis<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

1 R = 0,8772 rd<br />

Faustformel: Ein Röntgen entspricht einem rad.<br />

Die in rd gemessene Energiedosis in Luft ist etwa gleich<br />

der Ionendosis in R.<br />

Unterschiedliche Messvorschriften führen zu<br />

Exposure X<br />

Standard-Ionendosis JS ist die sogennante<br />

Gleichgewichts-Ionendosis, d. h. die Messung erfolgt<br />

unter den Bedingungen des Sekundärelektronengleichgewichts.<br />

Die Energie der in dem Luftvolumen erzeugten, aber aus<br />

ihm austretenden Elektronen wird dann durch die Energie<br />

der aus der Umgebung in das Luftvolumen<br />

hineingelangenden Elektronen ersetzt. Im<br />

Gleichgewichtszustand wandert ebensoviel<br />

Elektronenenergie in das Luftvolumen hinein wie aus ihm<br />

austritt. Da diese Elektronen im wesentlichen<br />

Sekundärelektronen sind, spricht man von Sekundärelektronengleichgewicht.<br />

Bei Photonenenergien über 3 MeV ist Sekundärelektronengleichgewicht<br />

nicht mehr herzustellen.<br />

Bei Photonenenergien über 0,5 MeV sind Exposure-<br />

Messungen kaum mehr durchführbar.<br />

Die Ionendosisleistung ist der Quotient aus der Ionendosis<br />

in einem angemessenen kleine Zeitintervall und diesem<br />

Zeitintervall.<br />

Ionisierende Strahlung kann nur dann eine biologische<br />

Wirkung haben, wenn die Strahlungsenergie in<br />

irgendeiner Form z.B. durch Ionisierung oder Anregung<br />

absorbiert worden ist. Man könnte erwarten, dass die<br />

biologischen Effekte proportional zur Energiedosis<br />

zunehmen. Diese Vermutung trifft nicht zu. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass bei der Übertragung gleich großer Energien<br />

(gleiche Energiedosis) auf pflanzliche oder tierische<br />

Zellen unter sonst gleichen Bedingungen die biologische<br />

Wirkung von -Strahlung viel stärker ist als die von -<br />

oder -Strahlung. Dies kann durch die unterschiedliche<br />

Verteilung der Ionsiation in den Zellen bei - und - oder<br />

-Strahlung erklärt werden. Die Ionisationsdichte längs<br />

der Bahn des -Teilchen ist wesentlich größer als die bei<br />

99


LET<br />

Maß für dünn- und<br />

dicht ionisierende<br />

Strahlung<br />

Strahlungswichtungsfaktor<br />

wR<br />

relative biologischeWirksamkeit<br />

RBW<br />

Bei gleicher biologischerStrahlenirkung<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

100<br />

- oder -Strahlung. So erzeugt -Strahlung im<br />

Energiebereich zwischen 3 und 10 MeV ca. 1000 – 5000<br />

Ionenpaare je µm Weglänge in Gewebe. Der letzte Wert<br />

entspricht einem linearem Energieübertragunsvermögen<br />

(Linearer Energie-Transfer) LET von 175 keV/µm.<br />

-Strahlung im Energiebereich zwischen 0,005 und 1<br />

MeV dagegen ca. 2 bis 20 Ionenpaare je µm Weglänge in<br />

Gewebe. Das entspricht einem LET-Wert von ca. unter<br />

0,5 keV/µm. Ionisierende Strahlung wie Strahlung <strong>mit</strong><br />

hohen Werten des LET nennt man dicht ionisierend,<br />

solche <strong>mit</strong> niedrigem LET, dünn ionisierend.<br />

Eine dichte Ionisierung in einem kleine Zellbereich durch<br />

Strahlung ist viel schädlicher als eine gleichgroße<br />

Ionisation, die auf das Volumen der gesamten Zelle<br />

verteilt ist. Dem ist neben anderen Faktoren, wie z. B.<br />

Gewebeart bei der Anwendung dosimetrischer Modelle<br />

zur einheitlichen Beschreibung der biologischen Wirkung<br />

ionisierender Strahlung Rechnung zu tragen.<br />

Die unterschiedliche Dichte der Ionisierung für<br />

unterschiedliche Arten ionisierender Strahlung wird durch<br />

den sogenannten Strahlungswichtungsfaktor wR<br />

berücksichtigt.<br />

Der Strahlungswichtungsfaktor ist abgeleitet von den<br />

unterschiedlichen Werten der relativen biologischen<br />

Wirksamkeit verschiedener Strahlungsarten für stochastische<br />

Effekte wie das Detriment für strahleninduzierte<br />

Tumorerkrankungen und genetische Effekte (Mißbildungen<br />

in der ersten Generation der exponierten<br />

Person).<br />

Dabei ist die relative biologische Wirksamkeit (RBW) der<br />

Faktor, <strong>mit</strong> dem die Energiedosis bei einer beliebigen<br />

Strahlungsart multipliziert werden muss, um die<br />

Enrgiedosis zu erhalten, bei der man <strong>mit</strong> Röntgenstrahlung<br />

die gleiche biologische Strahlenwirkung erzielt.<br />

RBW =<br />

Energiedosis durch Röntgen- oder -Strahlung<br />

Energiedosis einer beliebigen Strahlungsart


Tabelle: Werte der<br />

Strahlungs-Wichtungsfaktoren<br />

wR<br />

(nach Anlage VI Teil<br />

C StrlSchV)<br />

wR(En) bei<br />

Neutronen<br />

Abbildung:<br />

wR(En)<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

101<br />

Die Werte des Strahlungswichtungsfaktors wR richten sich<br />

nach Art und Qualität des äußeren Strahlungsfeldes oder<br />

nach Art und Qualität der von einem inkorporierten<br />

Radionuklid e<strong>mit</strong>tierten Strahlung.<br />

Art und Energiebereich wR<br />

Photonen, alle Energien 1<br />

Röntgenstrahlung<br />

Neutronen;<br />

Energie < 10 keV 5<br />

10 keV bis 100 keV 10<br />

>100 keV bis 2 MeV 20<br />

> 2 MeV bis 20 MeV 10<br />

> 20 MeV 5<br />

Protonen, außer Rückstoßprotonen<br />

Energie > 2 MeV 5<br />

Teilchen, Spaltfragmente,<br />

schwere Kerne 20<br />

Für die Berechnung der Organdosen und der effektiven<br />

Dosis für Neutronenstrahlung wird die stetige Funktion<br />

wR = 5 + 17·e <br />

[ln(2·En)]²<br />

6<br />

benutzt, wobei En der Zahlenwert der Neutronenenergie<br />

in MeV ist.<br />

wR<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

Strahlungs-Wichtungsfaktor w R für Neutronen<br />

5 Berechnung der Organdosis<br />

0<br />

0,0000001 0,000001 0,00001 0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10 100 1000<br />

En /MeV


Berechnung der<br />

Körperdosis<br />

Äquivalentdosis<br />

Für ein Organbzw.<br />

Gewebe HT,R<br />

Äquivalentdosis<br />

HT<br />

Effektive Dosis E<br />

5.3 Dosimetrische<br />

Größen<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

102<br />

Die Organdosis HT,R ist das Produkt aus der über das<br />

Gewebe oder Organ T ge<strong>mit</strong>telten Energiedosis DT,R die<br />

durch die Strahlung R („Radiation“) erzeugt wird, und<br />

dem Strahlungswichtungsfaktor wR<br />

HT,R = wR·DT,R<br />

Mit<br />

HT,R: Über das Gewebe oder Organ T ge<strong>mit</strong>telte<br />

Äquivalentdosis<br />

Besteht die Strahlung aus Arten und Energien <strong>mit</strong><br />

unterschiedlichen Werten von wR, so werden die einzelnen<br />

Beträge addiert. Für die gesamte Organdosis gilt dann:<br />

HT = wR·DT,R R<br />

Die Einheit für die Äquivalentdosis ist das Sievert (Sv)<br />

[HT] = 1 Sv.<br />

Berechnung der effektiven Dosis E<br />

Die effektive Dosis ist die Summe der Organdosen HT,<br />

jeweils multipliziert <strong>mit</strong> dem zugehörigen Gewebewichtungsfaktor<br />

wT. Dabei ist über alle in Teil C Nummer<br />

2 aufgeführten Organe und Gewebe zu summieren<br />

T<br />

T<br />

E = wTHT = wT wR·DT,R<br />

Die Einheit für die Äquivalentdosis ist das Sievert (Sv)<br />

1 Sv ist ein sehr großer Dosiswert. Die Einheit Sievert<br />

soll nur im Bereich der stochastischen Effekte (< 1 Sv)<br />

verwendet werden.<br />

Die jährlichen Grenzwerte der effektiven Dosis und der<br />

Organ- bzw. Gewebedosis sind in mSv angegeben.<br />

Messgrößen für äußere Strahlung sind:<br />

R<br />

Für die Personendosimetrie die Tiefen-Personendosis<br />

Hp(10) und die Oberflächen-Personendosis Hp(0,07)


Tiefen-Personendosis<br />

Hp(10)<br />

Oberflächen-<br />

Personendosis<br />

Hp(0,07)<br />

Ortsdosis<br />

Umgebungs-<br />

Äquivalentdosis<br />

H* (10)<br />

Richtungs-<br />

Äquivalentdosis<br />

H´(0,07;)<br />

aufgeweitetes<br />

Strahlungsfeld<br />

ausgerichtetes<br />

Feld<br />

ICRU-Kugel<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

103<br />

Die Tiefen-Personendosis Hp(10) ist die Äquivalentdosis<br />

in 10 Millimeter Tiefe im Körper an der Tragestelle des<br />

Personendosimeters.<br />

Die Oberflächen-Personendosis Hp(0,07) ist die<br />

Äquivalentdosis in 0,07 Millimeter Tiefe im Körper an der<br />

Tragestelle des Personendosimeters.<br />

Die Ortsdosis ist die Äquivalentdosis für Weichteilgewebe,<br />

gemessen an einem bestimmten Ort.<br />

Für die Ortsdosimetrie die Umgebungs-Äquivalentdosis<br />

H*(10) und die Richtungs-Äquivalentdosis<br />

H´(0,07;).<br />

Die Umgebungs-Äquivalentdosis H*(10) am interessierenden<br />

Punkt im tatsächlichen Strahlungsfeld ist die<br />

Äquivalentdosis, die im zugehörigen ausgerichteten und<br />

aufgeweiteten Strahlungsfeld in 10 Millimeter Tiefe auf<br />

dem der Einfallsrichtung der Strahlung entgegengesetzt<br />

orientierten Radius der ICRU-Kugel erzeugt würde.<br />

Die Richtungs-Äquivalentdosis H´(0,07;) am interessierenden<br />

Punkt im tatsächlichen Strahlungsfeld ist die<br />

Äquivalentdosis, die im zugehörigen ausgerichteten und<br />

aufgeweiteten Strahlungsfeld in 0,07 Millimeter Tiefe auf<br />

einem in festgelegter Richtung orientierten Radius der<br />

ICRU-Kugel erzeugt würde. Dabei ist<br />

ein aufgeweitetes Strahlungsfeld ein idealisiertes<br />

Strahlungsfeld, in dem die Teilchenflussdichte und die<br />

Energie- und Richtungsverteilung der Strahlung an<br />

allen Punkten eines ausreichend großen Volumens die<br />

gleichen Werte aufweisen wie das tatsächliche<br />

Strahlungsfeld am interessierenden Punkt,<br />

ein aufgeweitetes und ausgerichtetes Feld ein<br />

idealisiertes Strahlungsfeld, das aufgeweitet und in<br />

dem die Strahlung zusätzlich in eine Richtung<br />

ausgerichtet ist,<br />

die ICRU-Kugel ein kugelförmiges Phantom von 30<br />

Zentimeter Durchmesser aus ICRU-Weichteilgewebe<br />

aus gewebeäquivalentem Material der Dichte 1 g/cm³<br />

<strong>mit</strong> der Zusammensetzung 76,2% Sauerstoff, 11,1%<br />

Kohlenstoff, 10,1% Wasserstoff, 2,6% Stickstoff).


5.4<br />

Äquivalentdosisleistung<br />

durch<br />

eine punktförmige<br />

Neutronenquelle<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

Die Energiedosis einer Partikelstrahlung der Energie E ist<br />

·t<br />

dD = dL<br />

r<br />

(a)<br />

In dieser Gleichung ist:<br />

104<br />

: Teilchenflußdichte oder Teilchenstromdichte (cm -1 s -1 )<br />

r: Dichte des Bestrahlten Materials (g/cm³)<br />

L Lineares Energieübertragungsvermögen (LET) (dE/dx,<br />

MeV/cm) wo dE die Teilchenenergie ist, die auf der<br />

Wegstrecke dx auf das Material übertragen wird,<br />

t: Bestrahlungszeit (s).<br />

Die Integration ergibt<br />

Lmax<br />

D(L) = ·t ∫ dL (b)<br />

r Lmin<br />

Da Lmin gegebüber Lmax sehr klein ist und null gesetzt<br />

werden kann, ist die Energiedosis<br />

·t<br />

D = Lmax (c)<br />

r<br />

Das Differential der Äquivalentdosis ist:<br />

dH = dD(L)·wR(L) (d)<br />

wo wR(L) der von der Teilchenenergie abhängige<br />

Strahlungs-Wichtungsfaktor ist. Für die Äquivalentdosis<br />

erhält man<br />

Lmax<br />

dD(L)<br />

H = ∫ ·wR(L)dL (e)<br />

dL<br />

Lmin<br />

Nach dem Mittelwertsatz der Integralrechnung gilt<br />

Lmax<br />

H = ŵR(L) ∫ dD(L) (f)<br />

Lmin<br />

In ŵR(L) ist L ein bestimmter zwischen Lmin und Lmax<br />

liegender Wert. Unter Berücksichtigung von (e)erhält man<br />

·t<br />

H = ŵR(L) Lmax (g)<br />

r


Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

105<br />

Die Äquivalentdosisleistung einer Partikelstrahlung ergibt<br />

sich hieraus zu<br />

·L<br />

Ĥ = ŵR(L) (h)<br />

r<br />

Wobei für Lmax kurz L geschrieben ist.<br />

Im Falle einer punktförmigen Neutronenquelle der<br />

Neutronenausbeute dN/dt ist die Äquivalentdosisleistung<br />

Ĥ = ŵR(L) = 7,96·10 -2 dN/dt·L<br />

dN/dt ·L ŵR(L) (i)<br />

4·r²·r<br />

r²<br />

Ĥ = 5,767·10 -7 E· ŵR(L)·F ·µ(E) (j)<br />

<strong>mit</strong><br />

ŵR(L): Strahlungswichtungsfaktor<br />

E: Neutronenergie in MeV<br />

F: Neutronenflußdichte in cm -2 s -1 .<br />

µ(E): von der Neutronenenergie abhängige Funktion für<br />

Gewebe in cm²/g.<br />

Ist dN/dt die Anzahl der je Sekunde von einer<br />

punktförmigen Neutronenquelle, z.B. Ra-Be-Quelle,<br />

e<strong>mit</strong>tierten Neutronen, so ist die Neutronenstromdichte je<br />

Quadratzentimeter und Sekunde:<br />

dN/dt<br />

F = (k)<br />

4·r²<br />

Die Äquivalentdosisleistung ergbit sich:<br />

Ĥ = 4,59·10 -8 ŵR(L)·E·<br />

dN/dt<br />

·µ(E) in Sv/h (l)<br />

r²<br />

In der folgenden Abbildung ist µ(E) von Gewebe für<br />

schnelle und epithermische Neutronen in Abhängigkeit<br />

von deren Energie dargestellt. Für thermische Elektronen<br />

ergibt sich µ(E) = 8,6·10 5 cm²/g.


Abbildung: µ(E) von<br />

Gewebe für schnelle<br />

und epithermische<br />

Neutronen in Abhängigkeit<br />

von deren<br />

Energie<br />

Kerma<br />

Beispiel:<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

µ(E)<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

0,1<br />

106<br />

Die durch Neutronenstrahlung im stark H-haltigen<br />

Gewebe verursachte Dosis ist im wesentlichen auf die<br />

durch elastische und unelastische Stöße auftretenden<br />

Rückstoßprotonen zurückzuführen. Mögliche Kernumwandlungen<br />

in z.B. (n,)- , (n,)- und (n,p)-Reaktionen.<br />

und die Radioaktivität der entstandenen Umwandlungsprodukte<br />

liefern zusätzlich Energie, so dass bei der<br />

Neutronenstrahlung die Energiedosis im allgemeinen<br />

größer sein wird als die Kerma. In der in obiger<br />

Abbildung dargestellten Funktion µ(E) sind diese<br />

Kernreaktionen <strong>mit</strong> erfaßt.<br />

Kerma heißt kinetic energy released in material.<br />

Kerma K ist der Quotient aus den kinetischen<br />

Anfangsenergien dWkin aller geladenen Teilchen, die in<br />

einem Volumenelement durch indirekt ionisierende<br />

Teilchen (Photonen, Neutronen) freigesetzt werden, und<br />

der Masse dm der Materie in diesem Volumenelement.<br />

K = =<br />

dm<br />

1<br />

µ(En) für Neutronen<br />

0,01<br />

0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10<br />

dWkin<br />

1<br />

r<br />

dWkin<br />

dV<br />

E n /MeV<br />

Äquivalentdosisleistung pro Anzahl der Neutronen pro<br />

Sekunde in 1 Meter Abstand:


Abbildung: Äquivalentdosisleistung<br />

pro Anzahl der Neutronen<br />

pro Sekunde in<br />

1 Meter Abstand<br />

einer punktförmigen<br />

Neutronenquelle<br />

gegen die Energie der<br />

Neutronen.<br />

6. Messung der<br />

Personendosis<br />

Pflicht zur<br />

Er<strong>mit</strong>tlung der<br />

Körperdosis<br />

Personendosis=<br />

Körperdosis<br />

Dosimeter von bestimmterMessstelle<br />

Repräsentiver<br />

Trageort<br />

Teilkörperdosimeter<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

H/N in µSv/h pro 10 6 n/s<br />

22<br />

20<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Äquivalentdosisleistung pro Quellstärke für eine punktförmige<br />

Neutronenquellen gegen die Neutronenenergie<br />

0<br />

1E-08 0,0000001 0,000001 0,00001 0,0001 0,001 0,01 0,1 1 10<br />

En /MeV<br />

107<br />

Rechtliche Grundlagen:<br />

Zu überwachende Personen (§41 StrlSchV):<br />

„ An Personen, die sich im Kontrollbereich aufhalten, ist<br />

die Körperdosis zu er<strong>mit</strong>teln. Die Er<strong>mit</strong>tlungsergebnisse<br />

müssen spätestens neun Monate nach Aufenthalt im<br />

Kontrollbereich vorliegen.“<br />

Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosis (§41 StrlSchV):<br />

„(1) Zur Er<strong>mit</strong>tlung der Körperdosis wird die<br />

Personendosis gemessen. ... “<br />

„ (3) Die Personendosis ist <strong>mit</strong> Dosimetern zu messen,<br />

die bei einer nach Absatz 1 Satz 4 bestimmten Messstelle<br />

anzufordern sind. Die Dosimeter sind an einer für die<br />

Strahlenexposition als repräsentativ geltenden Stelle der<br />

Körperoberfläche, in der Regel an der Vorderseite des<br />

Rumpfes, zu tragen. Die Anzeige dieses Dosimeters ist als<br />

Maß für die effektive Dosis zu werten, sofern die<br />

Körperdosis für einzelne Körperteile, Organe oder<br />

Gewebe nicht genauer er<strong>mit</strong>telt worden ist. Ist<br />

vorausszusehen, dass im Kalendrjahr die Organddosis für<br />

die Hände, die Unterarme, die Füße und Knöchel oder die<br />

Haut größer ist als 150 Millisievert oder die Organdosis<br />

der Augenlinse größer ist als 45 Millisievert, so ist die<br />

Personendosis durch weitere Dosimeter auf an diesen<br />

Körperteilen festzustellen. ...“<br />

„(4) Die Dosimeter nach Absatz 3 Satz 1 und 4 sind der


Monatliche<br />

Auswertung<br />

Datenerhebung<br />

Auf Verlangen<br />

jederzeit ablesbar.<br />

Wöchentliche<br />

Er<strong>mit</strong>tlung der<br />

Dosis bei<br />

schwangeren<br />

Frauen.<br />

6.1 Taschendosimeter<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

108<br />

Messstelle jeweils nach Ablauf eines Monats unverzüglich<br />

einzureichen; hierbei sind die jeweiligen Personendaten<br />

(Familienname, Vorname, Geburtsdatum, Ort,<br />

Geschlecht), bei Strahlenpassinhabern nach §40 StrlSchV<br />

Abs. 2 Satz 1 und 2 die Registriernummer des Strahlenpasses<br />

sowie die Beschäftigungsmerkmale und die<br />

Expositionsverhältnisse <strong>mit</strong>zuteilen. ... „<br />

(5) Der zu überwachenden Person ist auf ihr Verlangen<br />

ein Dosimeter zur Verfügung zu stellen, <strong>mit</strong> dem die<br />

Personendosis jederzeit festgestellt werden kann. Sobald<br />

eine Frau ihren Arbeitgeber <strong>mit</strong>teilt, dass sie schwanger<br />

ist, ist ihre berufliche Strahlenexposition arbeitswöchentlich<br />

zu er<strong>mit</strong>teln und ihr <strong>mit</strong>zuteilen.“<br />

Zur Messung der Personendosis können die im folgenden<br />

beschriebenen Dosimeter dienen.<br />

Diese Dosimeter werden wegen ihrer Form auch häufig<br />

Stabdosimeter genannt. Sie bestehen im wesentlichen aus<br />

einem zylinderförmigen Luftkondensator (Ionisationskammer).<br />

Mit diesem Dosismeter können Ionendosen<br />

hochenergetische - und -Strahler <strong>mit</strong> Energien größer<br />

0,05 MeV bestimmt werden. Vor der Messung muss<br />

dieser Kondensator aufgeladen werden. Die im<br />

Kondensatorfeld bei Strahlenexposition entstehenden<br />

Ladungsträger wandern zu den Elektroden und geben dort<br />

ihre Ladung ab. Infogedessen entlädt sich der<br />

Kondensator nach und nach. Der Spannungsrückgang ist<br />

ein Maß für die Dosis. Sofern keine Strahlenexposition<br />

erfolgt, ist die Selbstentladung gering (natürliche<br />

Ortsdosisleistung). Erhöhte Luftfeuchtigkeit, Kondenswasserbildung<br />

und starke Temperaturwechsel erhöhen<br />

den Selbstablauf. Direkt ablesbare Taschendosimeter sind<br />

<strong>mit</strong> einem Elektrometer ausgerüstet; es kann <strong>mit</strong> Hilfe<br />

einer eingebauten Optik abgelesen werden, wenn man in<br />

das Gerät <strong>mit</strong> Hilfe einer Lichtquelle schaut. Ein<br />

aufgeladenes Gerät muss 0 anzeigen. Die Anzeige erfolgt<br />

in der Einheit Röntgen.<br />

<br />

-Strahlung geringer Energie durchdringt die<br />

Kammerwand nicht und wird deshalb nicht <strong>mit</strong> gemessen.<br />

Dosismessungen <strong>mit</strong> dem Taschendosimeter sind<br />

unterhalb 0,25 MeV von der Photonenenergie abhängig.


6.2 Filmdosimeter<br />

für und -<br />

Strahlung<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

109<br />

Da die angezeigten Dosiswerte für -Strahlung im<br />

Energiebereich zwischen 0,05 bis 0,25 MeV größer als die<br />

tatsächlichen sind und viele Radionuklide -Quanten in<br />

diesem Energiebereich abgeben, wird <strong>mit</strong> dem Taschendosismeter<br />

eine etwas zu hohe Dosis gemessen.<br />

Vor- und Nachteile von Taschendosimeter:<br />

Vorteile:<br />

jederzeit ablesbar<br />

weitgehende Unabhängigkeit des Messwerts von der<br />

Strahlungsenergie<br />

gute Unabhängigkeit der Anzeige von der<br />

Strahlenrichtung<br />

hohe Genauigkeit<br />

Nachteile:<br />

regelmäßiges Aufladen erforderlich<br />

empfindlich gegen Feuchtigkeit<br />

Selbstebtldaung<br />

Keine Aussage über die Strahlenqualität<br />

Sättigungserscheinungen bei extrem hohen<br />

Dosisleistungen<br />

Beschränkter Messbereich<br />

Stoßempfindlichkeit<br />

Gilt als veraltet: Modernes System: Elektronisches<br />

Dosimeter <strong>mit</strong> Halbleiterdetektor (Si).<br />

Bereits im Jahre 1928 wurde von Franke vorgeschlagen,<br />

zur Dosismessung luftdicht verpackte photographische<br />

Papiere oder Filme zu verwenden. Ab 1952 wurden in der<br />

Bundesrepublik Deutschland die ersten Personendosismessstellen<br />

<strong>mit</strong> diesem Verfahren eingerichtet. Heute<br />

sehr weit verbreitet.<br />

Die heute verwendeten Filmdosimeter bestehen aus einer<br />

Plastikkassette in der sich zwei in Aluminiumfolie<br />

lichtdicht eingeschlossene Filme befinden. Der eine hat<br />

für ionisierende Strahlung eine große, der andere eine<br />

geringe Empfindlichkeit. Bei dem empfindlicheren Film<br />

ist zur Erhöhung der Messgenauigkeit bei geringen<br />

Strahlendosen die Azetatzellulose auf beiden Seiten <strong>mit</strong>


Abbildung: Schnitt<br />

durch den Film eines<br />

Filmdosimeters.<br />

Abhängigkeit der<br />

Filmschwärzung von<br />

der Energie<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

einer photgraphischen Schicht versehen.<br />

110<br />

Diese Schichten weisen einen verhältnismäßig hohen<br />

Gehalt an Brom oder Jod auf. Beide <strong>Stoffen</strong> besitzen eine<br />

relativ hohe Kernladungszahl (35 bzw. 53), so dass eine<br />

hohe Wahrscheinlichkeit für eine Wechselwirkung der -<br />

Strahlung <strong>mit</strong> den photographischen Schichten durch den<br />

Photo- und Comptoneffekt besteht. Die bei beiden<br />

Prozessen freiwerdenden Elektronen verursachen die<br />

Filmschwärzung, die ein Maß für die Dosis ist. Die<br />

Schwärzung wird durch eine Licht-Durchlässigkeitsmessung<br />

bestimmt. Unter Schwärzung versteht man<br />

den dekadischen Logarithmus des Verhältnisses der<br />

Intensität eines parallelen Strahlenbündels ohne und <strong>mit</strong><br />

strahlenabsorberendem Film<br />

S = log<br />

I0<br />

I<br />

Der Messbereich des Filmdosimeters beträgt bei einer<br />

70 kV-Röntgenstrahlung 1 mR bis 500 R<br />

Co-Strahlung 10 mR bis etwa 1000 R<br />

Auch für Strahlung ist die Filmschwärzung bei gleicher<br />

Dosis von der Strahlenenergie abhängig. Für<br />

Elektronenstrahlen liegt die größte Filmempfindlichkeit<br />

bei etwa 100 keV und fällt bei 500 keV auf den halben<br />

Wert ab. Bei der Auswertung der Filmdosimeter müssen<br />

Strahlenart und Strahlenenergie berücksichtigt werden.<br />

Bei der Messung der Dosis durch Elektronen oder<br />

Positronen müssen diese Teilchen über sowie Energie<br />

verfügen (0,3 MeV), dass sie die Filmpackung (etwa 34<br />

mg/cm²) und die Emulsion durchdringen.


Abhängigkeit der<br />

Filmschwärzung<br />

von der Photonenenergie<br />

Abhängigkeit der<br />

Filmschwärzung<br />

von der Dosis<br />

Abhängigkeit der<br />

Filmschwärzung<br />

von der Einfallsrichtung<br />

der<br />

Strahlung<br />

Fading<br />

Filmkassette<br />

Strahlenfilter:<br />

Energie und<br />

Richtung der<br />

Strahlung<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

111<br />

Die Maximalenergie dieser Teilchen muß mindestens 0,6<br />

MeV betragen, um eine genügend genaue<br />

Dosibestimmung durchführen zu können.<br />

Da sowohl die effektive Ordnungszahl als auch die<br />

Elektronenkonzentration für Gewebe und Silberbromid<br />

verschieden sind, ist die Schwärzung des Films bei<br />

gleicher Äuqivalentdosis von der Strahlungsenergie<br />

abhängig. Durch das Vorschalten eines 1 mm dicken Cd-<br />

Filters kann die große relative Empfindlichkeit des Films<br />

für weiche -Strahlung reduziert werden.<br />

Die Abhängigkeit der Filmschwärzung von der Dosis ist<br />

nahezu linear für niedrige Dosiswerte. Erst bei sehr hohen<br />

Dosen ist dies Filmschwärzung der Dosis nicht mehr<br />

proportional.<br />

Die Schwärzung des Films ist unter sonst gleichen<br />

Bedingungen vom Einfallswinkel der Strahlung abhängig.<br />

Durch Beimischung eines organischen Szintillators (z.B.<br />

Terphenyl) zur Photoemulsion läßt sich die<br />

Winkelabhängigkeit der gemessenen Dosis abschwächen;<br />

ganz zu beseitigen ist sie für -Strahlung niedriger Energie<br />

nicht. Der Einfallswinkel bei energiereichen Photonen-<br />

und Elektronenstrahlung sollte 60° nicht überschreiten.<br />

Der Unterschied der Schwärzung zweier gleich<br />

bestrahlten Filme von denen der eine un<strong>mit</strong>telbar nach der<br />

Bestrahlung und der andere zu einem späteren Zeitpunkt<br />

entwickelt wurde nennt man Fading. Unter den<br />

Bedingungen, die in der Praxis vorliegen beträgt der<br />

Abfall der Schwärzung in 40 Tagen etwa 10 %. Das<br />

Fading nimmt <strong>mit</strong> ansteigender relativer Feuchte und<br />

Temperatur der Luft zu.<br />

Die Filmkassette (Filmplakette, Strahlenschutzplakette)<br />

dient zur Aufnahme der beiden Filme. Die Vorder- und<br />

die Rückwand der Kassette ist <strong>mit</strong> mehreren<br />

Strahlenfiltern aus Metall versehen. Je zwei gleiche Filter<br />

stehen bei geschlossener Kassette einander gegenüber.<br />

Diese Strahlenfilter und die Einteilung der Filmplakette in<br />

fünf Felder liefern Informationen über die Photonenenergie<br />

(Strahlenqualität) und ob die Strahlung von vorne<br />

oder von hinten eingewirkt hat.


Genauigkeit der<br />

Filmdosimetrie<br />

6.4 Glasdosimeter<br />

(RPLD)<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

112<br />

Die gemessenen Dosiswerte weichen in der Regel<br />

zwischen –30% und +50% vom Erwartungswert ab.<br />

Die Filmplaketten sind am repräsentativen Trageort zu<br />

befestigen. Es ist dafür zu sorgen, dass sie<br />

während der Tätigkeit nicht entfernt und<br />

durch Kleidung nicht überdeckt werden.<br />

Die Expositionsdauer beträgt in der Regel ein Monat.<br />

Vorteile:<br />

großer Informationsgehalt (Strahlenqualität, Strahleneinfallsrichtung<br />

usw.)<br />

mechanische Widerstandsfähigkeit<br />

niedriger Preis<br />

dokumentarische Erfassung der Strahlenbelastung<br />

Feststellbarkeit von Kontaminationen beim <strong>Umgang</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />

Geringes Fading<br />

Geringe Dicke der Messsonde<br />

Nachteile:<br />

relativ umständliche Auswertung<br />

begrenzte Haltbarkeit des Films<br />

nicht immer befriedigende Messgenauigkeit bei kleine<br />

Dosen<br />

Radiophotolumineszenz-Dosimeter (RPLD)<br />

Meist wird für Glasdosimeter Yokotaglas gewählt. Es<br />

enthält 45% AlPO3, 45% LiPO3, 7,3% AgPO3, 2,7%<br />

B2O3 und weist eine Dichte von 2,6 g/cm³ und einen<br />

Silbergehalt von 3,7 Massenprozent auf (silberaktiviertes<br />

Phosphatglas). Silberphosphatglas, das ionisierender<br />

Strahlung ausgesetzt wurde, hat die Eigenschaft, bei<br />

Einwirkung ultravioletten Lichts in einem bestimmten<br />

Wellenlängenbereich ( 500 nm < < 650 nm)<br />

Fluoreszenzstrahlung abzugeben, deren Intensität ein<br />

Maß für die erfolgte Strahlenexposition ist. Die<br />

ionisierende Strahlung bilden im Glas Ag 2+ - Ionen, die<br />

stabile Photolumineszenz-Zentren darstellen., so dass die<br />

Strahlenexposition nach beliebig langer Zeit und<br />

wiederholt geprüft werden kann. Die Intensität des<br />

Fluoreszenzlichts ist der Dosis proportional. Phosphatglas<br />

zeigt für Strahlung unterhalb 0,3 MeV eine deutliche<br />

Abhängigkeit der Fluoreszenz von der Photonenenergie.


Fading<br />

6.5 Thermoluminenzenzdosimeter<br />

(TLD)<br />

Wichtige<br />

Speicherphosphore<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

113<br />

Für Yokota-Glas beträgt das Fading innerhalb der ersten<br />

fünf Jahre weniger als 10%. In den ersten zwei Monaten<br />

kann das Fading vernachlässigt werden. Die<br />

Bestimmungunsicherheit ist abhängig von der Dosis und<br />

beträgt bei 50mR 25%, bei 100 mR 15% und bei 250 mR<br />

3,5%. Glasdosimeter können durch eine Wärmebehandlung<br />

regeneriert werden (Halbe Stunde bei 400°C für<br />

Phospatgläser).<br />

Vorteile:<br />

kleine Dosimetersonde<br />

einfache Auswertung<br />

günstige Energie- und Richtungsabhängigkeit<br />

großer Messbereich (40 mR bis 10 4 R)<br />

sehr kleines Fading (ca. 3% je jahr)<br />

unbegrenzte Haltbarkeit<br />

mechanische und chemische Resistenz<br />

gute Genauigkeit und Reproduzierbarkeit<br />

dokumentarische Erfassung der Strahlenexposition<br />

Nachteile:<br />

teures Auswertungsgerät<br />

Qualität der Strahlung nicht feststellbar<br />

Sorgfältige Reinigung der Gläser erforderlich<br />

Information über Strahlrichtung in der Regel nicht<br />

nachweisbar.<br />

Unterschiedliche Vordosis der Gläser<br />

In bestimmten Kristallen (Speicherphosphore,<br />

Leuchtstoffe) werden durch die Einwirkung ionisierender<br />

Strahlung Elektronen vom Valenzband in das<br />

Leitfähigkeitsband gehoben und dort zu stabilen, etwas<br />

niedrigeren Energiezuständen gelangen. Auf diese Weise<br />

wird im Kristall Energie gespeichert, die ein Maß für die<br />

Energiedosis ist, die der Kristall bei der Bestrahlung<br />

aufgenommen hat.<br />

Wichtige Speicherphosphore sind:<br />

Kalziumfluorid (CaF2) <strong>mit</strong> Mn- oder Ti-aktiviert.<br />

Lithiumfluorid (LiF) <strong>mit</strong> Mn- oder Ti-aktiviert.<br />

Lithiumborat (LiFB4O7) <strong>mit</strong> Mn-aktiviert.<br />

Magnesiumsilikat (MgSiO4) <strong>mit</strong> Tb-aktiviert.


Energieabhängigkeit<br />

6.6 Filmdosimeter<br />

für Neutronen<br />

Dosis durch thermische<br />

Neutronen<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

114<br />

Die durch die Strahlungseinwirkung im Kristall<br />

gespeicherte Energie kann durch Erhitzten auf 200 bis 400<br />

°C freigesetzt werden. Dabei wird Licht e<strong>mit</strong>tiert deren<br />

Menge ein Maß für die Strahlenexposition ist. Bei der<br />

Erwärmung des Kristalls fallen die Elektronen in das<br />

Valenzband zurück.<br />

Durch die Vorschaltung eines Energiekompensationsfilters<br />

ist die Messung im Bereich zwischen 0,04<br />

bis 1 MeV energieunabhängig. TLD eignet sich zur<br />

Messung der natürlichen Umgebungsstrahlung. Bei CaF2-<br />

Dosimetern ist die Messwertanzeige im Bereich von 0,1<br />

mR bis 3000 R proportional der Ionendosis.<br />

Vorteile:<br />

Geringe Detektorgröße (auch Eignung für<br />

Fingerdosimetrie)<br />

Hohe Empfindlichkeit (Nachweisgrenze ca. 10 -5 Gy)<br />

Großer linearer Messbereich (10 -5 Gy bis 10 Gy)<br />

Geringe -Energieabhängigkeit<br />

Eignung zur Messung der -Oberflächendosis<br />

Nachteile:<br />

Löschung des Dosimeters bei Auswertung<br />

Einfluß der Vortemperung auf die Glow-Kurve<br />

Bei langer Expositionszeit ist Fading zu<br />

berücksichtigen<br />

Messungenaigkeit: ± 40%.<br />

Die Strahlenschutzplakette enthält außer dem Filtersatz<br />

und der Filmpackung zusätzlich vor und hinter dem Film<br />

je ein Kadmiumfilter, 1 mm dick, und ein Zinnfilter, 0,9<br />

mm dick. Mit dieser Anordnung läßt sich die Dosis durch<br />

thermische Neutronen er<strong>mit</strong>teln. Mit Hilfe eines<br />

zusätzlichen Kernspurfilms kann die auf schnelle<br />

Neutronen zurückzuführende Dosis zurückgeführt werden.<br />

Strahlenexpositionen durch <strong>mit</strong>telschnelle Neutronen<br />

können derzeit so noch nicht erfasst werden.<br />

Thermische Neutronen verursachen auf einem Film nur<br />

indirekt eine Schwärzung. Die Dosismessung beruht auf<br />

der Reaktion<br />

113 Cd + n 114 Cd + <br />

114 Cd ist stabil.


Dosis durch schnelle<br />

Neutronen<br />

Auswertung des<br />

Katastropfenpacks<br />

Thermische<br />

Neutronen<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

115<br />

Die hinter dem Kadmiumfilter liegende photographische<br />

Schicht wird durch die beim (n,)-Prozess entstehende -<br />

Strahlung geschwärzt. An Reaktoren ist aber in der Regel<br />

ausser den Neutronen immer auch -Strahlung vorhanden.<br />

Die hinter dem Kadmiumfilter auftretende Schwärzung ist<br />

daher zum Teil auf diese -Strahlung zurückzuführen.<br />

Um den Anteil der -Strahlung an der Schwärzung zu<br />

er<strong>mit</strong>teln, ist neben dem Kadmiumfilter noch ein in Bezug<br />

auf die Absoption von -Strahlung gleichwertiges Zinnfilter<br />

vorgesehen, das <strong>mit</strong> Neutronen keinen (n,)-Prozess<br />

auslöst. Die Differenz der Schwärzungen ist so<strong>mit</strong> ein<br />

Maß für die auf thermische Neutronen zurückzuführende<br />

Dosis. Die Nachweisgrenze liegt bei ca. 0,4 mSv.<br />

Der Kernspurfilm registriert die Rückstoßprotonen, die im<br />

Film selbst und in seiner Verpackung ausgelöst werden in<br />

Form einzelner Spuren (Schwärzungen), die <strong>mit</strong> dem<br />

Mikroskop (600fache Vergrößerung) ausgezählt werden.<br />

Die Länge einer Spur ist ein Maß für die<br />

Neutronenenergie. Eine Auswertung der Länge ist<br />

allerdings aus praktischen Gründen nicht möglich. Die<br />

untere Grenze für zuverlässige Auswertungen liegt für<br />

schnelle Neutronen bei einer Äquivalentdosis von 0,4<br />

mSv die obere Grenze bei 100 mSv. Bei Starker<br />

Untergrund--Strahlung wird der Film so stark<br />

geschwärzt, dass eine Auswertung der Kernspuren nicht<br />

mehr möglich ist.<br />

Das Katastrophenpack wird nur nach Zwischenfällen<br />

ausgewertet und besteht aus Filmen und Materialien (z.B.<br />

Au oder S), die als Schwellenwertdetektoren wirken.<br />

Dadurch ist eine Aussage über das Neutronensprektrum,<br />

insbesondere über die Strahlenexposition durch<br />

thermische und schnelle Neutronen möglich.<br />

197 Au + n 198 Au + <br />

198 Au ist radioaktiv ( , Strahler <strong>mit</strong> einer<br />

Halbwertszeit von ca. 2,64 d.<br />

Der Einfangquerschnitt für thermische Neutronen beträgt<br />

für dies Reaktion therm = 98,7 b.


Schnelle<br />

Neutronen<br />

(En > 1 MeV)<br />

Neutronen<br />

Messmethoden:<br />

Silberaktiviertes<br />

Phosphatglas<br />

Neutronen<br />

Messmethoden:<br />

TLD<br />

Thermische<br />

Neutronen<br />

Schnelle<br />

Neutronen<br />

(En > 2,8 MeV)<br />

Albedodosimeter<br />

(n,f)-Reaktionen<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

Die Kernreaktion<br />

32 S + n 32 P + p<br />

116<br />

32 P ist radioaktiv (hochenergetischer Strahler <strong>mit</strong> einer<br />

Halbwertszeit von ca. 14 d)<br />

erfordert Neutronenenergien von über 1 MeV.<br />

Silberaktiviertes Phosphatglas kann auch für die<br />

Neutronendosimetrie verwendet werden. Seine<br />

Äquivalentdosis-Empfindlichkeit bezogen auf<br />

60<br />

Co--<br />

Strahlung ergibt sich für thermische und schnelle<br />

Neutronen zu: Dth : D : Dsch = 3,3 : 1 : 0,007.<br />

Zur Dosismessung durch thermische (und auch Schnelle)<br />

Neutronen ist auch das LiF-Dosimeter (Thermolumineszenzdosimeter)<br />

verwendbar. Natürliches Lithium<br />

enthält 7,42 % 6 Li und 92,58 % 7 Li . Die Kernreaktionen<br />

sind:<br />

6 Li (n,) 3 H<br />

Wirkungsquerschnitt: 950 barn<br />

7 Li (n,n) 3 H<br />

Wirkungsquerschnitt: 0,4 barn<br />

3 H ist radioaktiv (niederenergetischer Strahler <strong>mit</strong><br />

einer Halbwertszeit von ca. 12,34 a)<br />

Die umständliche mikroskopische Auswertung der<br />

Kernspurfilme wird beim Albedodosimeter vermieden. Es<br />

beruht auf der Fähigkeit des menschlichen Körpers,<br />

schnelle Neutronen zu moderieren. Die thermisch<br />

gewordenen Neutronen diffundieren aus dem Körper und<br />

können durch Kernreaktionen wie<br />

6 Li (n,)<br />

nachgewiesen werden. Mit dem Albedodosimeter werden<br />

auch epithermische Neutronen erfaßt.<br />

Für den Nachweis von schnellen Neutronen und der<br />

dadurch entstehenden Dosis eignen sich Spaltstoffe in<br />

3 H


7. Neutronenquellen<br />

Spontanspalter<br />

252 Cf<br />

Ra-Be<br />

Kontakt <strong>mit</strong> einer<br />

Kunstofffolie, in<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

117<br />

welcher die Spaltprodukte, die große Energie aufweisen,<br />

Spuren hinterlassen. Es kommen in Frage:<br />

232 Th (n,f) <strong>mit</strong> einer Schwellenenergie von 1,2 MeV<br />

237 Np (n,f) <strong>mit</strong> einer Schwellenenergie von 0,75 MeV<br />

238 U (n,f) <strong>mit</strong> einer Schwellenenergie von 1,5 MeV<br />

Das Auszählen der Spuren erfolgt automatisch <strong>mit</strong> einem<br />

„Spark Counter“. Diese Neutroendosimeter sind weder empfindlich<br />

noch weisen sie ein Fading auf.<br />

252 Cf ist ein Radionuklid <strong>mit</strong> ca. 2,64 Jahren<br />

Halbwertszeit, das durch die natürliche Neutronenstrahlung<br />

(Anteil der kosmischen Strahlung) <strong>mit</strong> einem<br />

Wirkungsquerschnitt von 32 b gespalten wird.<br />

252<br />

98<br />

Cf (sf) Spaltprodukte + n∙n<br />

96,9% Zerfall durch Emission von -Teilchen<br />

3,1 % Zerfall durch Spontanspaltung<br />

3,8 Neutronen pro Spaltung<br />

Das Energiespektrum entspricht dem bei der Kernspaltung.<br />

Die Neutronenausbeute beträgt ca. 4,3·10 9 s -1 Ci -1 .<br />

Ca. 100 mg (ca. 0,1 Ci) 226 Ra (1600 a) oder ein anderer<br />

-Strahler wird <strong>mit</strong> feinstem Berylliumpulver vermischt.<br />

Die Kernreaktion, die zur Bildung von Neutronen führt,<br />

ist:<br />

9<br />

4<br />

4<br />

2<br />

12<br />

6<br />

Be + He C + n<br />

Die Neutronenausbeute beträgt ca. 1,3·10 7 s -1 Ci -1 .<br />

1<br />

0<br />

Für die Flussdichte F im Abstand r gilt für eine<br />

punktförmige Neutronenquelle<br />

F =<br />

1<br />

·<br />

dN<br />

(k)<br />

4·r² dt<br />

Die Neutronenflussdichte nimmt <strong>mit</strong> dem Abstand<br />

quadratisch ab.


Abbildung:<br />

Schematischer Aufbau<br />

einer punktförmigenNeutronenquelle<br />

Beispiel:<br />

Neutroneflußdichte<br />

im Abstand<br />

3 cm:<br />

Neutronengenerator<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

118<br />

Der Neutroneneinfangquerschnitt steigt <strong>mit</strong> fallender<br />

Energie an. Durch eine Schicht von einigen cm Parafin<br />

wird das Verhältnis der thermischen Neutronen zu<br />

schnellen Neutronen steigen und die Neutronenflussdichte<br />

nicht zu stark abnehmen. Daher begnügt man<br />

sich <strong>mit</strong> einigen cm Parafin.<br />

Punktförmige Neutronenquelle <strong>mit</strong> einer Quellstärke<br />

dN/dt = 1·10 6 s -1 .<br />

Welche Neutronenflußdichte hat diese Quelle im Abstand<br />

3 cm ?<br />

F (3 cm) = · 1·10 6 s -1<br />

F (3 cm) = · 1·10 6 s -1 = 8842 cm -2 s -1<br />

1<br />

4·3cm ·3 cm<br />

1 5²<br />

113,1 cm²<br />

Deuterium-Ionen werden <strong>mit</strong> einem Beschleuniger auf<br />

200 bis 400 keV beschleunigt und ein Tritium-Target<br />

wird beschossen.<br />

9 Be(d, n) 10 B<br />

Bei einer Stromstärke von 0,1 mA und einem Tritium des<br />

Targets von 1 Ci erreicht man Neutronenausbeuten von<br />

ca. 5·10 12 Neutronen s -1 . Die Neutronenenergie beträgt 14<br />

MeV. Der Neutronenfluss für thermische Neutronen ist<br />

ca. 10 8 cm -2 s -1 bei 3 cm Parafinschicht.<br />

Anwendung: Bevorzugt bei (n,2n)-Reaktionen<br />

16 O(n,p) 16 N


7. Die natürliche<br />

Strahlenexposition<br />

des Menschen<br />

durch<br />

Neutronenquellen<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

119<br />

Der Mensch wird ständig <strong>mit</strong> Neutronen aus der<br />

Neutronenkomponente der kosmische Strahlung bestrahlt.<br />

Die kosmische Strahlung setzt sich im Wesentlichen aus<br />

drei Komponenten zusammen, der solaren Strahlung, der<br />

galaktischen Strahlung und der außergalaktischen<br />

Strahlung. Diese Strahlung besteht aus hochenergetischen<br />

Teilchen im Bereich von 10 bis 10000 MeV (in<br />

Einzelfällen <strong>mit</strong> bis zu 4·10 15 MeV auch weit höher und<br />

tritt vom Weltraum in die Atmosphäre ein. Man nennt sie<br />

primäre kosmische Strahlung. Die Häufigkeit der Teilchen<br />

der primären kosmischen Strahlung ist wie folgt verteilt:<br />

85% Protonen<br />

12,5% -Teilchen<br />

1,5% schwere Kerne<br />

1 % Elektronen<br />

Bei der Wechselwirkung <strong>mit</strong> den Atomkernen in der Luft<br />

kommt des zur Bildung von Protonen, Neutronen, Pionen<br />

und Kaonen (sekundäre kosmische Strahlung). Diese<br />

unterscheidet man in ionisierenden Anteil und nicht<br />

ionisierender Anteil. Aus Kernreaktionen dieser Partikel<br />

<strong>mit</strong> Kernen der in der Erdatmosphäre enthaltenen<br />

Elemente entstehen eine Anzahl verschiedener<br />

Reaktionsprodukte, im Wesentlichen 3 H, 7 Be, 10 Be, 14 C,<br />

22 Na, 24 Na (kosmogene Radionuklide).<br />

Die Neutronenflußdichte der Neutronen nimmt <strong>mit</strong><br />

zunehmender Höhe zu. In Meereshöhe betragen die<br />

Neutronenflußdichten der sekundären kosmischen<br />

Strahlung ca. 0,008 cm -2 s -1 .<br />

Die jährlichen effektiven Äquivalentdosen durch die<br />

Neutronenkomponente HN und durch die Komponente des<br />

ionisierenden Anteils HI lassen sich als Funktion der Höhe<br />

über Meeresniveau darstellen. Auf Meereshöhe, z =0 ist<br />

HN(0) = 20 µSv<br />

HI(0) = 240 µSv<br />

Die jährlichen effektiven Äquivalentdosen sind in der<br />

folgenden Abbildung dargestellt. Die gezeigten Kurven<br />

hängen auch vom Breitengrad ab. Das Ausmaß der<br />

Abhängigkeit ist in Meereshöhe vernachlässigbar und<br />

kann in über 10 km Höhe den Faktor 2 ausmachen.


Abbildung: Jährliche<br />

effektive Äquivalentdosis<br />

gegen die<br />

Höhe für die<br />

ionisierende und für<br />

die Neutronenkomponente<br />

der kosmischen<br />

Strahlung.<br />

Beispiel:<br />

Die Dosis beim<br />

10 stündigen Flug<br />

in 10 km Höhe:<br />

Abbildung: Geschätze<br />

jährliche effektiveÄquivalentdosis<br />

des Menschen aus<br />

natürlichen Quellen<br />

aus dem UNSCEAR-<br />

Bericht von 1988.<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

jährliche effektive Äquivalentdosis/µSv<br />

1000000<br />

100000<br />

10000<br />

1000<br />

100<br />

ionisierender Anteil<br />

Neutronenkomponente<br />

Summe<br />

10<br />

0,1 1 10 100<br />

Höhe in km<br />

120<br />

Der Anteil der Neutronen an der effektiven<br />

Äquivalentdosis macht<br />

auf Meereshöhe rund 8%<br />

in 2 km Höhe rund 25% und<br />

in 10 km Höhe rund 71% aus.<br />

Die Dosisleistung in 10 km Höhe beträgt ca. 7 µSv/h.<br />

Dieser Wert entspricht rund dem 230 fachen Wert auf<br />

Meereshöhe. Die Dosis bei einem 10 stündigen Flug in<br />

10 km Höhe beträgt ca. 70 µSv (je nach Flugrute bis ca.<br />

140 µSv). Davon sind ca. 50 µSv durch Neutronen<br />

bedingt.<br />

Der Anteil an der gesamten effektiven Äquivalentdosis<br />

des Menschen aus natürlichen Quellen ist in folgender<br />

Abbildung dargestellt.<br />

Geschätzte jährliche effektive Dosis aus natürlichen Quellen nach UNSCEAR Bericht 1988.<br />

Summe: 2400 µSv (gerundet)<br />

Rb-87<br />

K-40 0,3%<br />

14% U-238-Zerfallsreihe<br />

Kosmogene Radionuklide<br />

56%<br />

0,6%<br />

Neutronenkomponente<br />

2,3%<br />

Ionisierende Komponente<br />

13%<br />

Th-232-Zerfallsreihe<br />

14%


1. Einleitung<br />

§15 StrlSchV<br />

§9 StrlSchV:<br />

Genehmigungsvorau<br />

setzungen für den<br />

<strong>Umgang</strong> <strong>mit</strong><br />

<strong>radioaktiven</strong> <strong>Stoffen</strong><br />

§14 StrlSchV:<br />

Genehmigungsvorau<br />

ssetzungen für den<br />

Betrieb von Anlagen<br />

zur Erzeugung<br />

ionisierender<br />

Strahlen<br />

Auflagen<br />

Teil des Abgrenzungsvertrags:<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

T. Strahlenschutz bei Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

121<br />

Eine Tätigkeit in Kontrollbereichen fremder Anlagen<br />

oder Einrichtungen ist genehmigungsbedürftig. §15<br />

StrlSchV regelt die Maßnahmen die für den<br />

Strahlenschutz zu treffen sind.<br />

Genehmigungsbedürftige Beschäftigung in fremden<br />

Anlagen oder Einrichtungen<br />

(1) Wer in fremden Anlagen oder Einrichtungen unter<br />

seiner Aufsicht stehende Personen beschäftigt<br />

oder Aufgaben selbst wahrnimmt und dies bei<br />

diesen Personen oder bei sich selbst im<br />

Kalenderjahr zu einer effektiven Dosis von mehr<br />

als 1 mSv führen kann, bedarf der Genehmigung.<br />

(2) Bei Beschäftigungen nach Absatz 1 in Anlagen<br />

oder Einrichtungen, in denen <strong>mit</strong> <strong>radioaktiven</strong><br />

<strong>Stoffen</strong> umgegangen wird, ist § 9 Abs. 1 Nr. 1 bis<br />

5, bei Beschäftigungen nach Absatz 1 im<br />

Zusammenhang <strong>mit</strong> dem Betrieb von Anlagen zur<br />

Erzeugung ionisierender Strahlen ist § 14 Abs. 1<br />

Nr. 1 bis 5 entsprechend anzuwenden.<br />

(3) Bei Beschäftigungen nach Absatz 1 ist den<br />

Anordnungen des Strahlenschutzverantwortlichen<br />

und der Strahlenschutzbeauftragten der Anlage<br />

oder Einrichtung, die diese in Erfüllung ihrer<br />

Pflichten nach § 33 treffen, Folge zu leisten. Der<br />

Inhaber einer Genehmigung nach Absatz 1 hat<br />

dafür zu sorgen, dass die unter seiner Aufsicht<br />

beschäftigte Personen die Anordnungen des<br />

Strahlenschutzverantwortlichen und Strahlenschutzbeauftragten<br />

der Anlagen oder<br />

Einrichtungen befolgen.<br />

Eine Strahlenschutzanweisung ist zu erstellen und <strong>mit</strong><br />

dem Betreiber einer fremden Anlage oder Einrichtung<br />

sind vertragliche Vereinbarungen zur Abgrenzung der<br />

Strahlenschutzpflichten und- aufgaben zu treffen<br />

(Abgrenzungsvertrag).<br />

Nachweis von Grundwissen im Strahlenschutz für die<br />

Personen, die in fremden Anlagen oder Einrichtungen<br />

tätig werden. Erwerb z.B. in diesem Kurs.


2. Strahlenschutzorganisation<br />

3. Ärztliche Überwachung<br />

Bitte rechtzeitig<br />

Termin zum Vorgesprächvereinbaren.<br />

4. Strahlenpass<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

122<br />

Mitarbeiter, die in Kontrollbereichen fremder Anlagen<br />

oder Einrichtungen tätig werden, sind verpflichtet, diese<br />

Strahlenschutzanweisung genau zu beachten.<br />

Zuständige Personen:<br />

Strahlenschutzverantwortlicher<br />

Strahlenschutzbeauftragter<br />

Beruflich strahlenexponierte Personen der Kategorie A<br />

dürfen in Kontrollbereichen nur tätig werden, wenn sie<br />

zuvor durch die ermächtigten Ärzte/Ärztinnen des<br />

betriebsärztlichen Dienstes oder einen anderen<br />

ermächtigten Arzt untersucht worden sind. Diese<br />

Untersuchung muss für beruflich strahlenexponierte<br />

Personen der Kategorie A in jährlichen Abständen<br />

wiederholt werden, soweit die Person weiterhin in<br />

Kontrollbereichen tätig werden soll. Es dürfen keine<br />

gesundheitlichen Bedenken für einen Einsatz im<br />

Kontrollbereich bestehen. Das Ergebnis der ärztlichen<br />

Untersuchung wird in den Strahlenpass eingetragen.<br />

Achtung: Eingruppierung in eine Kategorie der beruflichen<br />

Strahlenexposition erfolgt durch den zuständigen<br />

Strahlenschutzbeauftragten.<br />

Die dazu notwendigen Daten werden in einem<br />

Vorgespräch erhoben.<br />

Der Strahlenpass einer beruflich strahlenexponierten<br />

Person dient der Bilanzierung der Strahlenexposition im<br />

Berufsleben. Der Strahlenpass ist Eigentum der<br />

strahlenexponierten Person.<br />

Der Strahlenschutzbeauftragte hat dafür zu sorgen, dass<br />

die unter seiner Aufsicht stehenden Personen im<br />

Kontrollbereich nur tätig werden, wenn ein vollständig<br />

geführter, bei der zuständigen Behörde registrierter,<br />

Strahlenpass vorliegt. Der Strahlenpass muss daher auch<br />

über Zeiträume Angaben enthalten, in denen der<br />

Strahlenpassinhaber nicht in Kontrollbereichen tätig war.<br />

Die amtlichen Personendosen sind vom Strahlenschutzbeauftragten<br />

monatlich einzutragen, bei einem längerem


Strahlenpass und<br />

Dosimeter sind beim<br />

Strahlenschutzbeauftr<br />

agten abzuholen<br />

5. Unterweisung<br />

§38 StrlSchV<br />

Weitere Unterweisungen<br />

sind mindestens<br />

einmal jährlich<br />

Häufig:<br />

In Abgrenzungsvertrag<br />

fetsgelegt:<br />

6. Dosimetrische<br />

Überwachung<br />

6.1 Äußere Strahlenexposition<br />

Trageort: Vorderseite<br />

des Rumpfes<br />

in Brusthöhe.<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

123<br />

Einsatz in einer fremden Anlage oder Einrichtung<br />

spätestens nach drei Monaten. Vor Beginn der Tätigkeit in<br />

einer fremden Anlage oder Einrichtung haben die<br />

Mitarbeiter ihren Strahlenpass und ihr Dosimeter beim<br />

Strahlenschutzbeauftragten abzuholen. Der Strahlenpass<br />

ist in der fremden Anlage oder Einrichtung vorzulegen.<br />

Nach Beendigung des Einsatzes sind die Eintragungen des<br />

Betreibers (z.B. nicht-amtliche Dosis) auf Vollständigkeit<br />

zu prüfen.<br />

Mitarbeiter, die in Kontrollbereichen zum Einsatz<br />

kommen, sind vor dem erstmaligen Zutritt über<br />

strahlenschutzgerechte Arbeitsmethoden, Risiken, Schutzmaßnahmen<br />

und über relevante Vorschriften zu<br />

unterweisen.<br />

Weitere Unterweisungen sind mindestens einmal jährlich<br />

durchzuführen. Über Inhalt und Zeitpunkt der<br />

Unterweisung sind Aufzeichnungen zu führen, die von der<br />

unterwiesenen Person zu unterzeichnen sind. Die<br />

Aufzeichnungen sind 5 Jahre aufzubewahren.<br />

Zudem ist jeder Mitarbeiter verpflichtet, an den<br />

Unterweisungen des Betreibers der fremden Anlage oder<br />

Einrichtung teilzunehmen.<br />

a) Allgemeine Unterweisung durch zuständigen<br />

Strahlenschutzbeauftragten der <strong>Universität</strong>.<br />

b) Tätigkeitsspezifische Unterweisung durch<br />

zuständigen Strahlenschutzbeauftragten der<br />

fremden Anlage oder Einrichtung.<br />

Den Anordnungen der Strahlenschutzbeauftragten ist<br />

Folge zu leisten.<br />

Zur Er<strong>mit</strong>tlung der äußeren Strahlenexposition wird vom<br />

Strahlenschutzbeauftragten jeder im Kontrollbereich<br />

tätigen Person ein amtliches Dosimeter (z.B. Filmdosimeter)<br />

ausgehändigt. Beim Einsatz in Kontrollbereichen<br />

ist das Dosimeter an der Vorderseite des Rumpfes in<br />

Brusthöhe zu tragen. Am Ende jedes Kalendermonats ist<br />

das Dosimeter – auch bei Nichtbenutzung – an den Strahlenschutzbeauftragten<br />

zurück zugeben und wird gegen ein<br />

neues Dosimeter ausgetauscht.


Digital- oder Stabdosimeter<br />

des Betreiber<br />

fremder<br />

An-lagen oder<br />

Einrichtungen ebenfalls<br />

zu tragen.<br />

Achtung:<br />

6.2 Innere Strahlenexposition<br />

7. Schutz bei beruflicherStrahlenexposition<br />

Teil 8: Tätigkeit in fremden Anlagen<br />

124<br />

Mitarbeiter, die über einen längeren Zeitraum abwesend<br />

sind (z.B. Urlaub), haben das Dosimeter rechtzeitig<br />

zurückzugeben.<br />

Vom Betreiber fremder Anlagen oder Einrichtungen<br />

ausgegebene Dosimeter (z.B. Digital- oder Stabdosimeter)<br />

sind ebenfalls zu tragen. Die Ausgabe erfolgt<br />

normalerweise am Kontrollbereichseingang der<br />

Fremdanlage. Beim Verlassen des Kontrollbereichs sind<br />

diese Dosimeter abzugeben. Je nach Tätigkeit können<br />

auch Teilkörperdosimeter (z.B. Fingerringdosimeter)<br />

eingesetzt werden.<br />

Der Missbrauch von Personendosimeter (z.B.<br />

mutwillige Bestrahlung) ist untersagt und wird<br />

disziplinarisch geahndet.<br />

Dosimeter so befestigen, dass es während der Tätigkeit<br />

nicht verloren gehen kann.<br />

Zur Überwachung der inneren Strahlenexposition können<br />

Inkorporations- und Ausscheidungsmessungen (z.B.<br />

Body-Counter-Messung, Urinuntersuchung, Stuhluntersuchung)<br />

durchgeführt werden. Für diese Untersuchung<br />

besteht eine Duldungspflicht. Der Strahlenschutzbeauftragte<br />

entscheidet.<br />

Für beruflich strahlenexponierte Personen beträgt der<br />

Grenzwert der effektiven Dosis 20 mSv im Kalenderjahr<br />

(§ 55 StrlSchV).<br />

Entsprechend den Bestimmungen der Strahlenschutzverordnung<br />

(§ 43 Abs. 2, § 55, § 56, und § 57 StrlSchV)<br />

gelten insbesondere für Personen unter 18 Jahren und<br />

Frauen besondere Schutzvorkehrungen und<br />

Beschäftigungseinschränkungen bzw. –verbote.

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