Streif lichter zur Bildungspolitik
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zum dipl. Ing. ETH (Master's Degree) auch<br />
in der Schweiz möglich.<br />
Selbstverständlich ist diese Weiterbildungs-<br />
möglichkeit nur wenigen vorbehalten, nam-<br />
[ich solchen Studenten, die während der<br />
HTL-Ausbildung ihre ((theoretische Ader»<br />
entdecken. Die HTL wird keine Zubringer-<br />
schule <strong>zur</strong> ETH werden; sie bleibt eine Ab-<br />
schlussschule. Der Überwiegende Teil ihrer<br />
Absolventen wird nach dem HTL-Diplom in<br />
die Praxis eintreten.<br />
Ein erster Klassenzug v?n etwa 20 HTL-<br />
Absolventen hat das Ubergangsstudium<br />
durchiaufen. Wie der ETHZ-Präsident fest-<br />
stellt. wurde den Kandidaten ein voller Erfolg<br />
zuteil; ihr Notendurchschnitt beim 2. Vordi-<br />
plom lag deutlich über demjenigen der<br />
ETH-eigenen Studenten 121.<br />
Den Behörden. welche dieser neuen Über-<br />
trittsregelung <strong>zur</strong> ETH zugestimmt haben,<br />
soll auch an dizser Stelle offiziell gedankt<br />
werden. Vorher war der Aufstieg vom Ba-<br />
chelor zum Master nur im Ausland - vor al-<br />
lem an amerikanischen Universitäten -<br />
möglich gewesen: in der Schweiz war vom<br />
HTL-A bsolventen hingegen ein vollständiges<br />
Zweitstudium an der ETH verlangt worden.<br />
- Das eidgenössischen Berufsbildungsgesetz<br />
steht in der Revision. Es ist zu hoffen, dass<br />
der dargelegte Status der HTL als eigenstän-<br />
dige ausseruniversitäre Lehranstalt des ter-<br />
tiären Bildungsbereiches im revidierten Ge-<br />
setz verankert wird.<br />
Literaturhiiiweis<br />
I. ïrogtriire/iSel/hl: Der Ingenieur in der Euro-<br />
paischen Gemeinschaft. Schroedel-Verlag,<br />
Hannover 1972.<br />
2. L'rspruiig H.: Die Regelung für die Aufnahme<br />
con HTL~Ahsolventen an die ETH Zürich.<br />
Schweiz. Bauzeitung. Heft 34. 19.August 1976.<br />
Der HTL- Absolvent<br />
im Ausland<br />
'- Bei der Ankunft des HTL-Absolventen in ei-<br />
nem fremden Land treten oft Schwierigkeiten<br />
auf. Seinem ofiiziellen Schulausweis entspre-<br />
chend wird er falsch eingestuft. In der ge-<br />
genwärtigen Rezession kommt es sogar vor.<br />
dass ein IiTL-Ingenieur im Ausland keine<br />
Beschäftigung findet. weil man ihm die für die<br />
freie Stelle verlangten Fähigkeiten nicht zu-<br />
traut.<br />
Mit seinem Technikumsdiplom erhält unser<br />
Absolvent die Berufsbezeichnung «Inge-<br />
nieur-Techniker HTL». Diese ist im Ausland<br />
fast giinzlich unbekannt. Kein Bewerber wird<br />
zum Beispiel in Amerika eine angemessene<br />
Beschaftigung finden. wenn er erklärt: «I<br />
have a Dipíorna of a Swiss Technicum. I am<br />
an engineer-technician HTL.» Im Zu-<br />
sammenhang mit der Revision des eidgenös-<br />
sischen Berufsbildungsgesetzes wird zwar<br />
gelegentlich behauptet, es gäbe auch Inge-<br />
nieur-Techniker in andern Ländern. zum<br />
Beispiel in Belgien und England. Ist diese<br />
Behauptung richtig?<br />
Um fur allfällige Diskussionen gewappnet zu<br />
sein, haben wir HTL-Direktoren in den ver-<br />
gangenen Monaten Berufsvergleiche an Ort<br />
und Stelle durchgeführt. Auch die Verbände<br />
ehemaliger HTL-Absolventen haben durch<br />
ihre Mitglieder im Ausland entsprechende<br />
Untersuchungen anstellen lassen. Hier die<br />
Ergebnisse:<br />
a) in Belgien gibt es einen technischen Inge-<br />
nieur (ingenieur technicien). Seine Ausbil-<br />
dung ist weniger praxisbzzogen als das<br />
schweizerische HTL-Studium, weil sie nicht<br />
an eine Berufslehre anschliesst. Eine Vorlage,<br />
die den ((ingenieur technicien)) durch «inge-<br />
iiieur industriel>) ersetzen will. wird gegeii-<br />
wartig vom belgischen Parlament bearbeitet.<br />
b) In England gibt es einen (dechnician engi-<br />
neer». Sein durchschnittliches Fähigkeits-<br />
profil entspricht etwa einem schweizerischen<br />
Techniker TS oder einem Absolventen der<br />
höheren Fachprüfung, zum Beispiel einem<br />
guten Meister.<br />
c) in Frankreich gibt es einen technicien su-<br />
perieur. Dieser Titel ist nlit schweizerischen<br />
Schulabschlüssen überhaupt nicht vergleich-<br />
bar: er wird nach Bestehen des *baccalau-<br />
rkat» durch ein zweijähriges Studium am In-<br />
stitut universitaire de technologie erworben.<br />
Der Franzose ist bereits cctechnicien supe-<br />
rieur» in einem Alter. wo der Schweizer sein<br />
HTL-Studium Überhaupt erst beginnen kann.<br />
In den drei Ländern - wie übrigens in den<br />
östlichen Nationen - existiert auch der Bz-<br />
rufstiiel ((Techniker». Er wird nach kurzer<br />
Aiisbiidung im Alter von 18-19 Jahren er-<br />
worben und ist seinem Ausbildungsgehalt<br />
entsprechend am ehesten mit dem Abschluss<br />
einer qualifizierten schweizerischen Berufs-<br />
lehre zu vergleichen.<br />
Fazit: Die Behauptung. es gäbe auch Inge-<br />
nieur-Techniker in andern Ländern, ist irre-<br />
führend. Soweit iihnlicli lautende Berufsbe-<br />
zeichnungen tatsächlich existieren. so werden<br />
sie auf andersartige, weniger anspruchsvolle<br />
Ausbildungsgange bezogen. Die Berufslehre<br />
als Grundlage für ein praxisbezogenes höhe-<br />
res Studium ist in anderen Ländern wenig<br />
bekannt (siehe auch 4. Folge. sSTZ» 43/44).<br />
Die Berufslehre ist der gewichtige Vorteil des<br />
schweizerischen HTL-Bildungsweges.<br />
Die Weiíerbildung ¡in Ausland<br />
Die neueren schweizerischen HTL verleihen<br />
ihren Absolventen, als Teil des mehrsprachi-<br />
gen Diploniausweises. ein Bachelor's Degree.<br />
Ris vor kurzem war die Weiterbildung <strong>zur</strong><br />
nächsthöheren Stufe, zum Master's Degree,<br />
in der Schweiz ausserordentlich schwierig.<br />
Lernwillige HTL-Ingenieure suchten sich<br />
deshalb die gewünschte Weiterbildung im<br />
Ausland. Besonders die Vereinigten Staaten<br />
waren attraktiv. galten sie doch als technische<br />
SpitZennation der Welt. Hier ergaben sich<br />
aber immer wieder Schwierigkeiten mit der<br />
Anerkennung des HTL-Diploms als Bache-<br />
lor's Degree. Unsere Diplomurkunde wirkt<br />
verdächtig. weil sie von einem «Technikum»<br />
ausgestellt wird. Gibt es doch in keinem an-<br />
deren Land ein Technikum, das eine Ausbil-<br />
dung \om Gehalt eines Bachelor's Degree<br />
vermittelt! In anderen Ländern heissen solche<br />
Schulen Ingenieurschule, Engineering Col-<br />
lege, Fachhochschule, Polytechnic. institut<br />
universitaire oder - in Entwicklungsländern<br />
- technische Universität. Trotz dieser Hin-<br />
dernisse ist es in den letzten Jahrzehnten vie-<br />
len HTL-Absolventen gelungen, in angel-<br />
sächsischen Ländern die Weiterbildung vom<br />
Bachelor zum Master zu absolvieren. Wie<br />
war das moglich?<br />
- Oft müssen wir HTL-Direktoren eine Be-<br />
glaubigung ausstellen, die das erworbene<br />
Bachelor's Degree nochmals ausdrücklich<br />
bestätigt. Manchmal sind auch Übersetzun-<br />
gen der Lehrplane und Auszüge aus den Di-<br />
plomarbciteri notwendig. Wir haben auch<br />
scholl ausländische Schwesterschulen gebe-<br />
ten. den Kandidaten zu einer Bachelor-Prü-<br />
fung zuzulassen. Eine solche Prüfung fiel fast<br />
immer erfolgreich aus. worauf dem Weiter-<br />
studium nichts mehr im Wege stand.<br />
- In den seltenen Fällen. wo das Ablegen ei-<br />
ner Prüfung verweigert wird. hilft nur eines:<br />
Wir laden Vertreter der ausländischen<br />
Schwesterschule zum Besuch unseres<br />
«Technikums» ein. Laboratorien, Priifungs-<br />
und Diplomarbeiten werden gezeigt. Oft ist<br />
das Staunen der Besucher gross. Problemlos<br />
wird jetzt unser Absolvent als Bachelor an-<br />
erkannt. Zurück bleibt die Frage: «Warum<br />
wird eine solche Schule in der Schweiz<br />
Technikum genannt?n Auch für uns bleibt<br />
das Fragezeichen.<br />
Unter Berücksichtigung der Sprachbarriere<br />
benötigten unsere HTL-Absolventen für die<br />
Weiterbildung zum Master etwa 2 Jahre. Seit<br />
kurzem ist nun das Weiterstudium auch in<br />
der Schweiz möglich. so dass der Umweg<br />
über ausländische Universitäten in Zukunft<br />
in den Hintergrund treten dürfte. Die schu-<br />
lische Weiterbildung stellt aber eher die<br />
Ausnahme dar: die meisten HTL-Absolven-<br />
ten wenden sich nach dem Diplom der Be-<br />
rufstätigkeit in der Schweiz oder im Ausland<br />
zu.<br />
Die Ingenieurtatigkeit im Ausland<br />
Ingenieure der Schweizer Exportfirmen rei-<br />
sen oft ins Ausiand. sei es für die Führung von<br />
Verkaufsverhandlungen. von technischen<br />
Abklärungen oder für die Leitung von Mon-<br />
tage und lnbetriebsetzung. Diese Firmeiiver-<br />
treter werden nach aussen immer als Inge-<br />
nieure bezeichnet. Der Kunde fragt nicht<br />
nach den durchlaufenen Schulen. obschon<br />
nach schweizerischer Definition eigentlich<br />
zwei verschiedene Ingenieurkategorien anzu-<br />
treffen sind: ETH-Ingenieure und Ingenieur-<br />
Techniker HTL. Als Referenz für diese Aus-<br />
senposten gilt ja weniger die durchlaufene<br />
Schule als die Firma selber. Diese würde ihre<br />
Mitarbeiter nicht als Ingenieure bezeichnen,<br />
wenn sie als solche nicht qualifiziert wären.<br />
Der Kunde zahlt zum Beispiel bei Inbetrieb-<br />
\i'irtl sich der ii rbíbsoheni im .4irslarid be-<br />
ilYihi CI1 ?<br />
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