Streif lichter zur Bildungspolitik
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Bild 2. Siitialrc S3800 - das Schuluiigsi~io~eIl/ìir<br />
' prograrnrnirrbare Sfeiimii?gei?<br />
schen Berufen. die kein Hochschulstudium<br />
voraussetzen.>) Eine negative Umschreibung<br />
ist für die pädagogische Zielsetzung und die<br />
Gestaltung von Lehrplänen eine schwache<br />
Hilfe! Die neugegründeten HTL Windisch.<br />
Muttenz. Buchs und Rapperswil haben des-<br />
halb ihre Lehrpläne auf internationale Nor-<br />
men ausgerichtet und die Curricula auslän-<br />
discher Ingenieurschulen als Richtlinie ge-<br />
wählt. Die älteren HTL zogen nach. Der<br />
HTL-Abschluss entspricht heute bezüglich<br />
theoretischer Anforderungen dem angel-<br />
sächsischen Bachelor of Engineering. Durch<br />
die verlangte Berufslehre werden unsere Di-<br />
plomanden zwar 1 bis 2 Jahre älter als ihre<br />
ausländischen Kollegen. besitzen aber dafür<br />
eine vertiefte Ausbildung im praktischen<br />
Können.<br />
3. Die Mindestvorschriften<br />
Das Eidgenössische Vol kswirtschaftsdepar-<br />
tement hat im Jahre 1968 Mindestvorschrif-<br />
ten für die Anerkennung von Höheren Tecli-<br />
nischen Lehranstalten herausgegeben. Diese<br />
schreiben unter anderem die verlangte Allge-<br />
meinbildung vor:<br />
- mindestens 300 Stunden Muttersprache<br />
und eine Fremdsprache<br />
- mindestens 200 Stunden weitere geistes-<br />
und sozialwissenschaftliche Fächer wie mo-<br />
derne Geschichte, Reclitskunde. Soziologie.<br />
Betriebspsychologie usw.<br />
Die neuen Schulen konnten ihre Studienplane<br />
von Anfang an auf diese Vorschriften aus-<br />
richten. Die älteren Techniken mussten sich<br />
anpassen. um damit den Ubergang vom<br />
«Technikum» (schmale. aber qualifizierte<br />
Fachausbildung) <strong>zur</strong> «Ingenieurschule»<br />
(breiteres. schöpferisches Tätigkeitsfeld) zu<br />
vollziehen.<br />
Die Direktoren der Tages-HTL wehren sich<br />
nicht gegen eine zukünftige Verscliarfung der<br />
Mindestvorschrifteii. Das Anspruchsniveau<br />
vieler HTL liegt ja bereits heute wesentlich<br />
über dem verlangten Minimum. Sollte eine<br />
Lehranstalt dann noch nicht auf dem inter-<br />
nationalen Niveau der Ingenieurschule ste-<br />
hen. so müsste sie sich anpassen oder Tech-<br />
nikerschule bleiben (z. B. das Technikum<br />
Genf, das seiner heutigen Struktur nach eher<br />
dem sekundären Bildungsbereich zuzuordnen<br />
ist).<br />
Ausländische Fachleute bestätigen immer<br />
wieder den hohen Stand der Ausbildung an<br />
unseren HTL. Besonders dann, wenn sie<br />
Bachelor's Degree mitgeben, werden diese im<br />
Ausland oft nicht anerkannt. weil das Degree<br />
von einem «Technikum» ausgestellt wurde.<br />
Erst wenn der Kandidat seine Fähigkeiten<br />
unter Beweis stellen konnte. gilt er - dann<br />
aber meistens ohne Einschränkung - als Iii-<br />
genieur. Aber dazu kommt mancher ear<br />
nicht, weil das unverständliche Diplom ein<br />
unüberwindliches Hindernis darstellt.<br />
5. Die fehlende Matur<br />
Skeptiker behaupten immer wieder, die HTL<br />
könne gar keine Ingenieurschule sein. weil sie<br />
vor dem Eintritt keine Maturität verlange.<br />
Dem ist entgegenzuhalten, dass in anderen<br />
Nationen viele «matUrIose» Ingenieurschulen<br />
existieren. Zum Teil einfach aus dem Grund.<br />
weil es dort gar keine Maturität in unserem<br />
Sinne gibt. zutn Beispiel in den angelsächsi-<br />
schen und östlichen Ländern. Die Matur als<br />
Abschluss des sekundaren Bildungsbereichec<br />
ist ja eine spezifische Eigenart derjenigen<br />
Nationen. deren Schulen stark von Humboldt<br />
beeinflusst wurden (Humboldt-Block =<br />
Kontinentaleuropa plus einige ehemalige eu-<br />
ropäische Kolonien).<br />
In den sechziger Jahren hatte nur das Be-<br />
stand. was an Schulen gelehrt wurde: der<br />
Praxis wurde wenig Bedeutung zugespro-<br />
chen. Diese ~(Verschulungseuphorie)) ist<br />
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