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Streif lichter zur Bildungspolitik

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,-<br />

c-<br />

gung stehen. Diese Angebote werden BiI-<br />

dungsbausteine genannt: es sind in sich ab-<br />

geschlossene Bildungsabschnitte. die Tage.<br />

Wochen oder Monate dauern. In Frankreich<br />

nennt man diese Bildungsabschnitte Unités<br />

capitalisables. in Deutschland redet man vom<br />

Baukastensystem. in England und Kanada<br />

von Modulausbildung. in den USA von Cre-<br />

dits. Die Bildungsbausteine können berufli-<br />

cher Art sein oder allgemeine Bildung ver-<br />

mitteln. Sie können ein Lehrgebiet eher<br />

schmal und tiefgründig (für den Spezialisten)<br />

oder eher orientierend und breit (für den Ge-<br />

neralisten) behandeln (Bild l). Die Lehrme-<br />

thode kann eher induktiv (anschliessend an<br />

praktische Erfahrung) oder deduktiv (an-<br />

schliessend an frühere Theoriebausteine) sein.<br />

cì Erwachsenengerechte Unterrichtsmethode<br />

Ein Bildungswesen. das sich an Erwachsene<br />

jeden Alters richtet, muss auch seine Meiho-<br />

den auf Erwachsene abstimmen. Dazu gehort<br />

die Beteiligung der Teilnehmer an der Ent-<br />

scheidung über Ziel. Inhalt. Methode und<br />

Erfolgskontrolle der Bildungsbausteine. Da<br />

in der Kombination der einzelnen Bildungs-<br />

bausteine bedeutend mehr Freiheitsgrade<br />

vorhanden sind als beim heutigen Schulsy-<br />

stem. kommt der Feststellung des Lernerfol-<br />

ges vermehrtes Gewicht zu. Der Lernerfolg<br />

bedeutet den Grad. in dem die gemeinsam<br />

festgelegten Lernziele erreicht werden.<br />

Als weitere Merkmale wären die allgemeine<br />

Zuganglichkeit der Bilduiigsangebote und die<br />

Frage des Bildungsurlaubes zu erwähnen.<br />

Wir wollen jedoch nicht darauf eingehen: der<br />

interessierte Leser sei auf die Literatur ver-<br />

wiesen I i I.<br />

fur den Speualisten<br />

Bild I. Uildiriigsbaus~ei~ie<br />

Schule<br />

Praxis<br />

Schule<br />

fur den Generalisten<br />

__ -<br />

! !<br />

Die schweizerische HTL<br />

Wenn wir nachfolgend darstellen. dass auch<br />

der zweite Ansatz. nämlich das Rückbezie-<br />

hen Irecurrere) auf die Praxis für unser Land<br />

keine pädagogische Neuheit darstellt. so<br />

stutzen wir uns auf die Tatsachen.<br />

- dass kein Land die Institution der Berufs-<br />

lehre so eingehend ausgebaut hat wie die<br />

Schweiz und<br />

- dass in unserem Land höhere Studien-<br />

gange angeboten werden. die sich auf die<br />

Bildungskornponenten einer Berufslehre ab-<br />

stützen (HTL. HWV. HLS, Kurse für so-<br />

zialhelferische, paramedizinische und kauf-<br />

männische Berufe). Dies ist noch nicht in al-<br />

len Ländern üblich. Im Nachbarland Frank-<br />

reich zum Beispiel führt fast jeder höhere<br />

Bildungszug über das Baccalauréat. das<br />

ausschliesslich oder vorwiegend theoretische<br />

Kenntnisse voraussetzt.<br />

Die Berufslehre an sich ist ein rekurrenter<br />

Bildungsbaustein: Abwechselnde Zyklen von<br />

Schule (Theorie) und Betrieb (Ausbildung<br />

und Anwendung) kennzeichnen ihren Lern-<br />

vorgang. Der «gewöhnliche» Lehrling ver-<br />

bringt einen Tag in der Schule und vier Tage<br />

im Betrieb: der BMS-Lehrling zwei Tage in<br />

der Schule und drei Tage im Betrieb. Das<br />

pädagogische Prinzip des ((Learning by do-<br />

ing)) (Lernen bei der Arbeit) findet hier seine<br />

sinnvolle Verwirklichung (Bild 2).<br />

Bei der Einführung eines rekurrenten Bil-<br />

dungssystems stellt sich unter anderem die<br />

Frage. wie die praktischen Erfahrungen als<br />

Eingangsvoraussetzung für einen Aufbau-<br />

kurs formuliert und geprüft werden können.<br />

Setzt doch ein sinnvoller Aufbau der einzel-<br />

nen Bausteine eine gute Ordnung voraus:<br />

Wohl definierte Kenntnisse und Fahigkeiten<br />

theoretischer und praktischer Art müssen<br />

vorhanden sein, bevor der nächste Baustein<br />

in Angriff genommen werden kann. Entweder<br />

werden die Voraussetzungen am Ende eines<br />

abgeschlossenen Kurses getestet - sie erge-<br />

ben daniit die erhofften ((Credits. -. oder sie<br />

werden vor dem Eintritt in den neuen Kurs<br />

gepruft í Eintrittstestì.<br />

Auf diesem Gebiet kann die HTL Erfahrun-<br />

wurden. Wie priift man die in einem prakti-<br />

schen Bildungsbaustein (= Berufslehre) er-<br />

worbenen Fähigkeiten im Hinblick aufdas im<br />

nächsten Baustein (= HTL) zu erreichende<br />

Ziel? Mehrere schweizerische HTL führen<br />

iieben theoretischen Aufnahmeprüfungen<br />

(Mathematik, Sprache usw.) eine sogenannte<br />

Fachprüfung durch. Ein zukiinftiger Archi-<br />

tekturstudent muss sich zum Beispiel darüber<br />

ausweisen. dass er das Fachzeichnen kennt<br />

(die HTL befasst sich nicht inehr mit dem<br />

Fachzeichnen). darüber hinaus aber auch.<br />

dass er die zum Studium notwendige kon-<br />

struktiv-schopferische Begabung und Fähig-<br />

keit besitzt. Die Aufnahmeprüfung will ja<br />

feststellen. ob der Kandidat voraussichtlich<br />

das Potential für das erfolgreiche Bestehen<br />

eines anspruchsvollen Studiums mit sich<br />

bringt. Ein Teil der geprüften Fähigkeiten<br />

wurde in der Schule. der Rest iii der prakti-<br />

schen Tätigkeit der Berufslehre erworben.<br />

Zukunftsmöglichkeiten<br />

Die <strong>Bildungspolitik</strong> will unserer Bevölkerung<br />

jene Bildung vermitteln. die sie befähigt. ihre<br />

persönliche Zukunft und die Zukunft unseres<br />

Landes zu gestalten. Durch organische und<br />

koordinierte Weiterentwicklung ihrer heuti-<br />

gen Bildungseinrichtungen soll sich die<br />

Schweiz die Vorteile möglicher neuer Sy-<br />

steme sichern. ohne die kulturelle Eigenart<br />

und Mannigfaltigkeit (Föderalismus) preis-<br />

zugeben. Dazu bietet sich die Idee der re-<br />

kurrenten Bildung als möglicher Orientie-<br />

rungsrahmen an. Für den Bereich der tech-<br />

nischen Bildung erkennen wir folgende Mög-<br />

lich keiten :<br />

I. Stnrkere Irinrvidiralisieruiig: Das Prinzip<br />

der Rekurrenz ermöglicht die vermehrte In-<br />

dividualisierung der Studiengänge. Früher<br />

waren unsere Schulen durch das Kanalsy-<br />

stem geprägt: man verliess denjenigen Kanal,<br />

in den man eingestiegen war. Der Einstieg ins<br />

Progymnasium führte (bei Erfolg) zum Aka-<br />

demiker. der Einstieg in die Realschule hin-<br />

gegen zum Berufsarbeiter. Die Durchlässig-<br />

keit zwischen den einzelnen Kanälen ist in<br />

den letzten Jahren verbessert worden. Nach<br />

., Bt,r zl,,isc,l~l, Sc/lirle i,,ld Prc,s,s gen anbieten. die andernorts selten gewonnen dem rekurrenten Prinzip wird die Durchlässigkeit<br />

noch leichter gemacht. weil man auch<br />

in höherem Alter noch weiterstudieren kann.<br />

I l<br />

Praxis<br />

Schule<br />

Die heutigen Globalausweise (Maturitat.<br />

Schule 1 eidgenössisches Fähigkeitszeugnis) verlieren<br />

Gym 1 Uni Schule<br />

. .-. .. ..... an Gewicht. Sie werden durch Teilausweise<br />

.....<br />

(Credits) über die besuchten Kurse bzw. die<br />

Praxis<br />

.....<br />

7. Stli’lzkrrrse: Um den älteren Studenten. die<br />

nach längerer Praxiserfahrung das Studium<br />

wieder aufnehmen, den Anschluss zu er-<br />

Lehre und möglichen. wären Förder- und Stützkurse<br />

Vor ber ei tung notwendig. Die heutigen Mehrsemesterlelir-<br />

AKADEMIKER HTL - ABSOLVENT<br />

gänge waren durch kürzere Bausteine. das<br />

heisst durch Semester- oder Triniesterkurse<br />

zu ersetzen. Die Unterrichtsgestaltung an der<br />

HTL miisste ganz allgemein flexibler werden.<br />

wenn sie der Forderuns der Rekurrenz gerecht<br />

werden wollte.<br />

......<br />

......<br />

~.....<br />

3. Bessere Zi

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