Aufbruch zu neuer Gerechtigkeit! - Abgeordnetenwatch.de
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Z-01 <strong>Aufbruch</strong> <strong>zu</strong> <strong>neuer</strong> <strong>Gerechtigkeit</strong>!<br />
dominierten Bun<strong>de</strong>srat und <strong>de</strong>r damaligen Bun<strong>de</strong>stagsopposition konnten wir viele unsere<br />
For<strong>de</strong>rungen nicht durchsetzen. Wir übernahmen trotz<strong>de</strong>m die Mitverantwortung für diese<br />
Reformen, weil wir nicht <strong>zu</strong>lassen wollten, dass an<strong>de</strong>rnfalls <strong>de</strong>r Sozialstaat durch <strong>de</strong>n<br />
Blocka<strong>de</strong>-Stillstand o<strong>de</strong>r durch einen neoliberalen Durchmarsch <strong>de</strong>r Marktradikalen unter<br />
<strong>de</strong>m Druck <strong>de</strong>r Krise ganz an die Wand gefahren wird.<br />
Heute müssen wir feststellen, dass <strong>de</strong>r Abstand zwischen unseren Zielen und <strong>de</strong>r Praxis<br />
<strong>de</strong>r Arbeitsmarktpolitik vor Ort, verstärkt noch durch neue Entscheidungen <strong>de</strong>r Großen<br />
Koalition, in einem eklatanten Maße gewachsen ist. Wir wollen <strong>de</strong>shalb unsere Position<br />
neu bestimmen.<br />
Wir können dabei Be<strong>zu</strong>g nehmen auf differenzierte Hartz-Bewertungen unserer Kieler<br />
Bun<strong>de</strong>s<strong>de</strong>legiertenkonferenz 2004 o<strong>de</strong>r unserer „Hartz-Evaluation“ vom Februar 2007.<br />
Richtig bleibt die Zusammenlegung von Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe, richtig die<br />
Einbeziehung <strong>de</strong>r ehemaligen SozialhilfeempfängerInnen in die Arbeitsmarktför<strong>de</strong>rung,<br />
richtig <strong>de</strong>r Ansatz <strong>de</strong>r fachübergreifen<strong>de</strong>n Hilfe, <strong>de</strong>s Fallmanagements. Bis dahin<br />
ver<strong>de</strong>ckte Armut wur<strong>de</strong> sichtbarer. Einige Maßnahmen haben tatsächlich da<strong>zu</strong><br />
beigetragen, die Beschäftigungswirksamkeit <strong>de</strong>s Wachstums <strong>zu</strong> erhöhen. Doch dies war<br />
verbun<strong>de</strong>n mit Entscheidungen, die gegen unsere massive Gegenwehr <strong>zu</strong>stan<strong>de</strong> kamen<br />
und die sich seither tatsächlich als sozialpolitisch fatal erwiesen: die Verschärfung <strong>de</strong>r<br />
Zumutbarkeitsbedingungen etwa, <strong>de</strong>r <strong>zu</strong> geringe Schutz privater Altersvorsorge, die <strong>zu</strong><br />
niedrigen Zuverdienstgrenzen, die vollständige Anrechnung von Partnereinkommen.<br />
Unsere For<strong>de</strong>rungen nach Gleichstellung <strong>de</strong>r Geschlechter fan<strong>de</strong>n im großkoalitionären<br />
Konsens keine Berücksichtigung. Wir müssen konstatieren, dass bei Hartz die<br />
versprochene Balance zwischen For<strong>de</strong>rn und För<strong>de</strong>rn nie <strong>zu</strong>stan<strong>de</strong> kam, es gab keine<br />
För<strong>de</strong>rung auf gleicher Augenhöhe. Das System ist auf Kontrolle statt auf Ermutigung und<br />
Motivation <strong>zu</strong>r Eigenverantwortung ausgerichtet. Die Zielbestimmung <strong>de</strong>s Gesetzes gab<br />
<strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r Betroffenen mehr Gewicht als <strong>de</strong>r makroökonomischen<br />
Verantwortung <strong>de</strong>s Staates. Deshalb wur<strong>de</strong>n zahlreiche Regelungen <strong>de</strong>s Gesetzes in <strong>de</strong>r<br />
Praxis <strong>zu</strong> Anlässen bürokratischer Schikane. Die „Wür<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Langzeitarbeitslosen“ wur<strong>de</strong><br />
dadurch höchst antastbar und die „Chancen <strong>zu</strong>r Entfaltung ihrer Fähigkeiten“ blieben oft<br />
theoretisch. Es ist wür<strong>de</strong>los, wenn jemand <strong>zu</strong>m dritten Computer-Kurs geschickt wird,<br />
obwohl schon die ersten bei<strong>de</strong>n keine Vermittlungschancen eröffneten; wenn mit<br />
Einberufung <strong>zu</strong> sinnlosen Maßnahmen überprüft wird, ob jemand <strong>de</strong>m Arbeitsmarkt <strong>zu</strong>r<br />
Verfügung steht, obwohl <strong>de</strong>r ihm gar kein Angebot machen kann; wenn junge Leute unter<br />
25 Jahren gezwungen wer<strong>de</strong>n, wie<strong>de</strong>r bei ihren Eltern ein<strong>zu</strong>ziehen, um volle Leistungen<br />
<strong>zu</strong> bekommen. Nach wie vor wer<strong>de</strong>n Erwerbslose häufig verdächtigt, sich staatliche<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong> erschwin<strong>de</strong>ln.<br />
Auch die Höhe <strong>de</strong>r finanziellen Absicherung hat sich als ungenügend erwiesen. Wir<br />
orientieren mit unserem Mo<strong>de</strong>ll an <strong>de</strong>n Berechnungen <strong>de</strong>s Deutschen Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverban<strong>de</strong>s (DPWV) und for<strong>de</strong>rn einen Regelsatz von 420 Euro. Ein großes<br />
sozialpolitisches Problem ist die häufige Unter<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Kosten <strong>de</strong>r Unterkunft,<br />
wodurch die Not vieler Hilfeberechtigter verschärft wird. Die Wohnkosten sind <strong>de</strong>shalb<br />
künftig nach einem transparenten Verfahren <strong>zu</strong> übernehmen, das sich an einem aktuellen<br />
örtlichen Mietspiegel und an <strong>de</strong>r tatsächlichen Verfügbarkeit von Wohnraum orientiert.<br />
3. Den Staat nicht aus <strong>de</strong>r Verantwortung entlassen<br />
Aus <strong>de</strong>r Hartz-Kritik hat die I<strong>de</strong>e eines bedingungslosen Grun<strong>de</strong>inkommens für alle, die es<br />
seit langem gibt, einen neuen Schub erhalten. Es gibt dabei sehr unterschiedliche<br />
Mo<strong>de</strong>lle, die oft vermischt wer<strong>de</strong>n. Die Mo<strong>de</strong>lle sind ebenso vielfältig wie die<br />
Gesellschaftsbil<strong>de</strong>r ihrer Verfechter. Sie reichen vom utopischen Sozialismus bis <strong>zu</strong><br />
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