Operationelle Risiken bei Kreditinstituten - Versicherungsmagazin
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<strong>Operationelle</strong> <strong>Risiken</strong> <strong>bei</strong> <strong>Kreditinstituten</strong> 3.3 Organisation und Prozesse <strong>bei</strong>m Management operationeller <strong>Risiken</strong><br />
Ist in Ihrem Unternehmen ein Rahmenwerk/<br />
eine Richtlinie für OR vorhanden?<br />
Abbildung 9 verdeutlicht den Verwendungsgrad<br />
eines OR-Rahmenwerks unter den befragten<br />
Banken. Eine deutliche Mehrheit der Institute<br />
hat bereits ein Rahmenwerk für operationelle<br />
<strong>Risiken</strong> im Unternehmen etabliert (40,2%) bzw.<br />
plant, derartige Richtlinien auszuar<strong>bei</strong>ten<br />
(38,1%). Da<strong>bei</strong> besteht in größeren Banken<br />
tendenziell eher ein OR-Rahmenwerk als in<br />
kleineren Instituten 12 . Dies lässt einerseits den<br />
Schluss zu, dass größere Banken mit meist<br />
komplexeren Organisationsformen zur unternehmenseinheitlichen<br />
Vorgehensweise im Thema<br />
OR klare Richtlinien benötigen. Da größere<br />
Banken auf dem Gebiet der operationellen <strong>Risiken</strong><br />
tendenziell fortgeschrittener sind – was die<br />
Ergebnisse dieser Studie bestätigen –, kann man<br />
andererseits daraus schließen, dass einem OR-<br />
Rahmenwerk eine wichtige Rolle im OR-<br />
Managementprozess zukommt. Dies unterstreicht<br />
auch das Ergebnis der Analyse des<br />
Bedeutungsgrades, den die Studienteilnehmer<br />
einem OR-Rahmenwerk <strong>bei</strong>messen. Auf einer<br />
Skala von 1 (keine Priorität) bis 4 (hohe Priorität)<br />
erhält ein OR-Rahmenwerk im Mittel den<br />
Wert 3,47 13 . Da<strong>bei</strong> messen gut 59% der Studienteilnehmer<br />
einem Rahmenwerk eine hohe<br />
Bedeutung <strong>bei</strong>. Bei genauerer Untersuchung<br />
dieses Ergebnisses lässt sich analog zum vorhergehenden<br />
Zusammenhang beobachten, dass<br />
größere Banken ein OR-Rahmenwerk tendenziell<br />
für dringender erachten als kleinere Institute 14 .<br />
Existiert in Ihrem Unternehmen eine<br />
OR-Strategie?<br />
Die Implementierung einer OR-Strategie ist ein<br />
weiterer Baustein des Managements operationeller<br />
<strong>Risiken</strong>, der gemäß der Sound Practices<br />
vom Dezember 2001 ebenso wie das Rahmenwerk<br />
innerhalb der Säule II von Basel gefordert<br />
wurde. In der Veröffentlichung der Sound<br />
Practices vom Juli 2002 wird die Bedeutung des<br />
Aufbaus eines Rahmenwerks weiterhin hervorgehoben,<br />
die Entwicklung einer OR-Strategie<br />
wird jedoch nicht mehr explizit verlangt.<br />
Abbildung 10 verschafft einen Überblick über<br />
den Verwendungsgrad einer OR-Strategie <strong>bei</strong><br />
den Teilnehmern der Studie. Lediglich knapp<br />
ein Drittel der Banken verwendet bereits eine<br />
14<br />
Abb. 10: Vorhandensein einer<br />
OR-Strategie<br />
5,0%<br />
20,0%<br />
43,3%<br />
31,7%<br />
= ja = geplant = Entscheidung offen = nein<br />
OR-Strategie. Immerhin ist <strong>bei</strong> rund 43% der<br />
befragten Institute selbige bereits in Planung.<br />
Lediglich vier Studienteilnehmer haben im<br />
Rahmen dieser OR-Strategie einen Risikotoleranzlevel<br />
zur Eingrenzung des „Risikoappetits“ des<br />
Unternehmens definiert. Weitere 14 Institute<br />
planen die Implementierung eines entsprechenden<br />
Limits.<br />
3.3 Organisation und Prozesse <strong>bei</strong>m<br />
Management operationeller <strong>Risiken</strong><br />
Dass dem Thema operationelle <strong>Risiken</strong> mehr<br />
und mehr Bedeutung zukommt und das<br />
Management operationeller <strong>Risiken</strong> neben dem<br />
Management von Markt- und Kreditrisiken als<br />
eigenständige Disziplin mit eigener organisatorischer<br />
Struktur verstanden wird, äußert sich<br />
deutlich darin, dass bereits fast 52% der befragten<br />
Banken eine eigenständige OR-Aufbauorganisation<br />
mit entsprechender Festlegung von<br />
Rollen und Verantwortlichkeiten im OR-<br />
Managementprozess etabliert haben. Weitere<br />
gut 26% der Studienteilnehmer beabsichtigen<br />
derartige Strukturen in ihrem Unternehmen<br />
einzurichten.<br />
Besteht eine zentrale OR-Controllingeinheit?<br />
Das Management operationeller <strong>Risiken</strong> findet<br />
auf verschiedenen Ebenen statt. Neben dem<br />
originären Management operationeller <strong>Risiken</strong><br />
auf Abteilungs- oder Bereichsebene durch das<br />
jeweils verantwortliche Management haben die<br />
meisten Banken, analog zu anderen Risikoarten,<br />
eine zentrale OR-Controllingeinheit, welche die<br />
Abteilungen in Fragen operationeller <strong>Risiken</strong><br />
Abb. 11: Vorhandensein einer zentralen<br />
OR-Controllingeinheit<br />
13,3%<br />
8,3%<br />
13,4%<br />
65,0%<br />
= ja = geplant = Entscheidung offen = nein<br />
unterstützt. Abbildung 11 zeigt die Bedeutung<br />
der zentralen OR-Controllingeinheit.<br />
65% der befragten Banken haben eine zentrale<br />
Einheit etabliert, die meist als Teileinheit des<br />
Risikocontrollings zentrale OR-Funktionen<br />
übernimmt und in fast 65% der Fälle von einem<br />
verantwortlichen Leiter, dem Head of Operational<br />
Risk (HoOR), geführt wird. 8,3% der Institute<br />
beabsichtigen, eine zentrale OR-Controllingeinheit<br />
einzurichten. Über die verbleibenden acht<br />
Studienteilnehmer, die weder eine zentrale OR-<br />
Controllingeinheit haben noch planen, lassen<br />
sich folgende Aussagen machen:<br />
• Bei einem Institut übernimmt das Risikocontrolling<br />
der Konzernmutter die originären<br />
Aufgaben einer zentralen OR-Controllingeinheit.<br />
• Zwei Banken betrauen damit ein spezielles<br />
OR-Komitee.<br />
• Vier Banken machen dazu keine näheren<br />
Angaben.<br />
• Nur eine Bank hat bisher kein zentrales<br />
OR-Controlling.<br />
Aus den obigen Ergebnissen lässt sich klar<br />
erkennen, dass die zentrale OR-Controllingeinheit<br />
für die Mehrzahl der Banken ein wichtiger Baustein<br />
im Management operationeller <strong>Risiken</strong> ist.<br />
Wie viele Mitar<strong>bei</strong>ter-Kapazitäten sind in der<br />
zentralen OR-Controllingeinheit beschäftigt?<br />
Abbildung 12 veranschaulicht, jeweils unterteilt<br />
in vier Peer Groups, die durchschnittliche<br />
Anzahl, das Minimum und das Maximum an<br />
12 Spearman-Rho = 0,407. Die Korrelation ist auf 99%-Niveau signifikant.<br />
13 Standardabweichung = 0,728.<br />
14 Spearman-Rho = 0,324. Die Korrelation Bilanzsumme und<br />
Bedeutungsgrad ist auf 99%-Niveau signifikant.