Praktikum Rechnernetze und Kommunikationssysteme - Lehrstuhl ...
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A Routing in IP-Netzwerken<br />
A.1 Überblick<br />
Router operieren in der Ebene 3 des OSI-Referenzmodells. Sie verbinden Netzwerke über die entspre-<br />
chenden Netzwerkprotokolle. Sie ermöglichen die Zerlegung großer Netzwerke in kleinere Verwaltungsein-<br />
heiten. Sie leiten Datenpakete der Netzwerkschicht weiter (forwarding) <strong>und</strong> treffen Entscheidungen über<br />
Wegeauswahl <strong>und</strong> Erreichbarkeit zu anderen Netzwerken (routing). Der Router muß dafür die Adressie-<br />
rungsstruktur in der Netzwerkschicht kennen. Er ist jedoch von der Data-Link-Schicht 2 unabhängig <strong>und</strong><br />
kann deswegen verschiedene Schicht-2-Welten (zum Beispiel Ethernet <strong>und</strong> Token Ring) miteinander ver-<br />
binden. Ein Router unterscheidet sich u.a. von einer Bridge darin, dass die Bridge für die Netzwerkteilneh-<br />
mer völlig transparent ist, während die Adresse eines Routers jedem Host im Netzwerk explizit bekannt<br />
sein muß, wenn er dessen Dienste nutzen will. Ein Router bietet dabei eine höherwertige Dienstleistung als<br />
eine Bridge: Er kann einen von mehreren potentiellen Wegen zur Weiterleitung der Daten aussuchen, wo-<br />
bei er seine Entscheidung mit Hilfe von Parametern, wie zum Beispiel Übertragungszeiten, Knotenlast oder<br />
auch nur einfach Knotenanzahl, trifft. Wie Router die Wegeentscheidung treffen, hängt wesentlich vom<br />
konkreten Protokoll der Schicht 3 ab.<br />
In den weiteren Ausführungen <strong>und</strong> im Experiment wird nur noch auf Router der TCP/IP-Welt eingegangen<br />
(IP-Router). An dieser Stelle sei auf eine begriffliche Mehrdeutigkeit hingewiesen. In der (alten) TCP/IP-<br />
Terminologie wurde die Bezeichnung Gateway, IP-Gateway oder Internet-Gateway für einen in der Schicht<br />
3 arbeitenden IP-Router benutzt. Dies darf nicht mit den Applikations-Gateways der Schicht 7 (nach OSI)<br />
verwechselt werden. Diese ursprüngliche TCP/IP-Terminologie ist auch noch in neuerer Literatur bekannter<br />
Hersteller zu finden [IBM91].<br />
A.2 IP-Router<br />
Ein wesentlicher Mechanismus eines IP-Routers ist das IP-Protokoll. Praktisch sind hierin alle notwendigen<br />
(Routing-) Funktionen zur Verbindung zweier Netzwerke enthalten. Dies bedeutet, dass jeder Host mit ei-<br />
ner minimalen IP-Implementation praktisch auch als Router arbeiten kann. Dies ist aber sicherlich die Aus-<br />
nahme, da ein vollwertiger Router noch einige weitere Spezialprotokolle (Routingprotokolle) der TCP/IP-<br />
Familie beherrschen sollte. Erst aufgr<strong>und</strong> dieser Router-Router-Protokolle können dann Routing-<br />
Informationen verwaltet <strong>und</strong> f<strong>und</strong>ierte Wegentscheidungen getroffen werden. In einigen Quellen wird sogar<br />
(mit Begründung) davon abgeraten, normale IP-Hosts als Router zu benutzen. An dieser Stelle sei nur auf<br />
[Com88, S.85] verwiesen. Weiterhin ist auch ein Blick in den Nachfolgeband [Com91, S.81ff] sehr zu emp-<br />
fehlen, da hier eine vollständige Implementation des IP-Routing-Algorithmus in C gezeigt wird. In verschie-<br />
denen Literaturquellen wird mit dem Begriff Router bzw. Gateway überhaupt nur die Behandlung der spe-<br />
ziellen Router-to-Router-Protokolle verb<strong>und</strong>en [Ben88, Sei88].<br />
Die gr<strong>und</strong>legende Eigenschaft eines Routers besitzen alle IP-Implementationen [IBM91]: