AVE 5 / 2012
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Mal imRahmen dieser Betrachtung<br />
unser Menschsein auf.Kein<br />
Mensch, auch kein getaufter<br />
Mensch, bricht lediglich einmal<br />
auf und bewegt sich unentwegt<br />
dem Ziel entgegen. Nein, das<br />
schaffen wir nicht! Als Menschen<br />
können wir zwar mit viel Idealismus<br />
starten und uns die besten<br />
Vorsätzenehmen und sagen: «Ich<br />
verfüge über eine hohe Ausdauer<br />
–auch im geistlichen Leben; ich<br />
gebenicht leichtfertig auf!» Auch<br />
der «Heiligste» unter uns Menschen<br />
wirddarin scheitern. Doch<br />
dieses Scheitern ist und muss keineswegs<br />
negativ sein. Denn<br />
wenn wir uns auf den Wegmachen,<br />
dann dürfen wir uns einerseits<br />
in die Gebetsgemeinschaft<br />
mit allen Pilgernden einschwingen<br />
und dabei die Weggemeinschaft<br />
schon jetzt erfahren. Aber<br />
Das gemeinsame Fürbittgebet<br />
ist ein starker Ausdruck<br />
der «pilgernden Kirche».<br />
Jahr des Glaubens<br />
andererseits zeigt uns das «Scheitern»<br />
eben auch, dass wir auf unserem<br />
Weg auch eine Gemeinschaft<br />
der Verwundeten sein dürfen.<br />
Auch auf der Lourdeswallfahrt<br />
erfahren wir, dass das<br />
gemeinsame Unterwegssein anstrengend<br />
sein kann. Einige ermüden<br />
in der Tat, auch und gerade<br />
nochmals in der Gemeinschaftserfahrung,<br />
wo es immer<br />
wieder menschliche, ja allzu<br />
menschliche Züge geben kann.<br />
Aber dennoch mag gerade diese<br />
Erfahrung eben auch positiv<br />
sein. Denn als Pilgernde können<br />
wir solche Situationen nicht nur<br />
besser aushalten, weil die geistliche<br />
Erfahrung uns gerade darin<br />
stärkt, sondern wer einmal gesehen<br />
hat, wie Pilger sich am<br />
Abend gegenseitig die wunden<br />
Füsse «pflegen», der versteht das<br />
Wort vonder «Gemeinschaftder<br />
Verwundeten» des emeritierten<br />
Bischofs von Münster, Reinhard<br />
Lettmann, in der ganzen Fülle.<br />
Eigentlich ist ja menschliches<br />
Zusammenleben und damit Pilgern<br />
immer eine «Gemeinschaft<br />
13<br />
von Verwundeten». Diese Tatsache<br />
mag uns im Alltag nicht immer<br />
bewusst sein, als Pilgernde –<br />
auch als pilgernde Kirche –führt<br />
sie uns aber in der Tattiefer in<br />
unser Menschsein und unser<br />
Christsein hinein.<br />
Nicht bloss<br />
das äusserlich<br />
feststellbare und<br />
erfahrbare gehört<br />
dazu, sondern<br />
ebenso das, was wir<br />
als «geöffneten<br />
Himmel» stammelnd<br />
in Worte fassen<br />
können.<br />
Lourdes spricht dazu ganzeBände.<br />
Und auch in Lourdes gilt,<br />
was der frühere Wallfahrtsrektor<br />
von Kevelar und jetzige Weihbischof<br />
Stefan Zekorn sagt:<br />
«Auch hier spiegelt eine Wallfahrt<br />
die grössere Dimension.<br />
Denn Kirche wirdumso mehr als<br />
der mystischeLeib Christi aufgebaut<br />
und erfahrbar, jemehr sie<br />
sich als eine ‹Gemeinschaft von<br />
Verwundeten› realisiert, die gegenseitig<br />
darum wissen, dies respektieren<br />
und entsprechend vorsichtig<br />
und barmherzig miteinander<br />
umgehen. Genau hier erfahren<br />
wir, dass die ‹Wiederherstellung›<br />
in Christus in der Tat<br />
schon begonnen hat, als pilgernde<br />
Kirche so richtig durchbrechen<br />
kann und erfahrbar wird,<br />
aber dennoch der Erfüllung zu<br />
harren hat.»