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Das Motiv der Liebesgötter verkaufenden Venus führt zurück auf ein 1759 aufgefundenes Wandgemälde
in Stabiae, das sehr beliebt bei den Künstlern zu dieser Zeit war. 4 Mit der Umsetzung des religiös
besetzten Themas der Madonna mit Kind in dieses profane Thema bewiesen die Brüder Riepenhausen
ihr Talent, verschiedene Einflüsse der Kunst der Antike und Renaissance zu verbinden und zu einer
genuin neuen Kompositionsform zu finden, deren klassizistische Manier bereits die Kunst der Nazarener
vorwegzunehmen scheint.
Sehr beeindruckend ist das große Format des vorliegenden Werkes, besonders wenn man es mit den
deutlich kleineren Gemälden des gleichen Themas vergleicht. Hier haben die Riepenhausen ihre prima
idea auf einem Karton niedergelegt, der so detailliert ausgeführt ist, dass man von einem eigenständigen
Kunstwerk sprechen muss. 5 Seit Jakob Asmus Carstens werden gerade die großformatigen, vollständig
durchkomponierten Kartons als vollendete Kunstwerke eigenen Ranges betrachtet. Besonders
die Nazarener betonten die Wertschätzung der Zeichnung gegenüber dem Gemälde; sehr oft übertraf
auch die Zeichnung in Hinsicht auf den Ausdruck und die Geschlossenheit der Komposition das
vollendete Gemälde. Auch diese Tradition führt wiederum zurück in die Renaissance, namentlich zu
Leonardo oder zu Michelangelo, die ihre Kartons gleichberechtigt neben den Gemälden dem Publikum
vorführten. Unter Sammlern waren gerade die Kartons sehr gesucht, um deren verfeinerte
Zeichenkunst im Vergleich zu den ausgeführten Gemälden präsentieren zu können. 6
Fig. 2: Wer kauft Liebesgötter, nach 1810.
Öl auf Holz, 53.2 x 41.8 cm. Nürnberg,
Germanisches Nationalmuseum
(Dauerleihgabe).
Fig. 3: Wer kauft Liebesgötter. Um 1806.
Öl auf Holz, 52 x 40,5 cm,
Museumslandschaft Hessen-Kassel.