Download pdf - leclaire-kunst.de

22
FRIEDRICH NERLY
1807 Erfurt - Venedig 1878
Terracina
Bleistift und graubrauner Pinsel, graubraun laviert, auf Velin. Um 1833.
Unten rechts signiert: F. Nerlÿ fece. Unten links bezeichnet: Terracina.
Rückseitig Bleistiftskizze eines sich anlehnenden Mädchens.
270 x 361 mm
Provenienz: Privatsammlung, Hessen
Friedrich Nehrlich, der seinen Namen später italienisierte und sich Nerly nannte, wurde 1807 in Erfurt
geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters wurde er von Verwandten in Hamburg aufgezogen. Sein
erster Zeichenlehrer war sein Onkel, Heinrich Herterich, der auch den jungen Philip Otto Runge
unterrichtet hatte. Ab 1823 übernahm der Schriftsteller und Kunstsammler Carl Friedrich von Rumohr
die Erziehung des jungen Mannes, um zu verhindern, dass sein Talent zur Naturbeobachtung von der
Akademie-Tradition der Zeit beeinträchtigt würde.
Im Sommer 1827 begleitete Nerly seinen Mentor Rumohr auf eine ausgedehnte Reise nach Italien.
Während seiner Ausflüge in die Umgebung Roms, nach Neapel und Süditalien, fertigte Nerly Gemälde,
vor allem aber Ölskizzen und Zeichnungen an, von denen viele den Einfluss seines Freundes Johann
Christian Reinhart zeigen.
Ein Aufenthalt Nerlys in der zwischen Rom und Neapel gelegenen Küstenstadt Terracina ist für 1833
dokumentiert. Der Katalog der Nerly-Ausstellung der Bremer Kunsthalle führt zwölf Zeichnungen
mit Motiven aus der Umgebung der Stadt auf. 1 Auch das Angermuseum in Erfurt, das Nerlys
künstlerischen Nachlass verwahrt, besitzt mehrere Darstellungen. Zwei dieser Blätter zeigen den
gleichen oberhalb der Via Appia gelegenen Hang mit den palastartigen Gebäuden, Loggien und vereinzelten
Palmen [Fig. 1]. 2
Bei der rückseitigen Bleistiftskizze eines sich anlehnenden Mädchens handelt es sich um eine Studie zu
einem Aquarell zweier Mädchen im Angermuseum in Erfurt mit der ironischen Inschrift: crudel prussiano
tu sei con me (Grausamer Preuße du bist bei mir).
Fig. 1: Terracina, Aquarell über Bleistift, 311 x 435 mm, Angermuseum Erfurt.