Download pdf - leclaire-kunst.de

sich also blos an das Bedeutende und lassen Sie alle Kleinigkeiten und zuviel Detail weg. Mässigen Sie sich in zu fleissiger
Ausführung der Studien. Richtiger Ton und Charakter muß da sein, aber nehmen Sie sich in Acht, zu sehr ins Detail zu gehen
und suchen Sie lieber große Formen. Sie werden das erst recht einsehen, wenn Sie Bilder malen, wieviel man bei den Studien
weglassen muss, wenn man sie brauchen will.“ 1
Aus dieser Anweisung ist zu verstehen, dass die vorliegende Zeichnung keinesfalls „unvollendet“ ist, wie
es der Verkaufskatalog der Firma Weigel von 1857 glauben machen will. Es ist ganz im Gegensatz dazu
ein vollendetes Beispiel für ein Werk, in dem sich der Künstler auf das Wesentliche beschränkt und
weniger Wichtiges weglässt, aber dennoch die besondere Atmosphäre der Szenerie einzufangen vermag.
Die grelle Mittagssonne, die auf die Landschaft fällt, ist auch ohne den detailliert gezeichneten Himmel
sichtbar, der undefinierte Vordergrund wird vom Betrachter unbewusst ergänzt. Das kleine Aquarell
vermittelt meisterhaft die Atmosphäre der Mittagshitze eines Sommertages, der durch eine leichte
mediterrane Brise, die durch Büsche und Bäume streift, erträglich wird.
Das Castello Odescalchi wurde über den Fundamenten der antiken Villa des römischen Rechtsgelehrten
Ulpian errichtet und lag noch im 19. Jahrhundert in Alleinlage an der unbebauten Küste. Heute
markiert der Bau das Zentrum von Santa Marinella, einem kleinen Ort westlich von Rom [Fig 1].